2016년 5월 31일 화요일

Sturz der Verdammten Gedichte 1

Sturz der Verdammten Gedichte 1


Sturz der Verdammten Gedichte
 
Author: Johannes Urzidil
STURZ DER VERDAMMTEN
I.
 
Gott warf mich aus wie ein Kristall, ein Körnlein war ich schwebend
in seinen Gewässern,
ich spannte Tiefe und Höhe, und Höhe und Tiefe schufen mein
Angesicht.
Solch Angesicht schuf ich mir, daß ich es trage untröstlich und
unwandelbar,
durch maßlos verwobene Vielfalt, daß ich es trage ewig und
unwandelbar.
 
Du Fischer Gott, viel ist seither verflossen.
Kinder trug man in Särglein silbernen Holzes zur kühlen Erde.
An Deinen Angeln winde ich mich verhöhnt und höckerig,
umkränzte mich mit Wiese und Wald und Ebenmaß Deines Gelächters.
 
Woge, die mich zerschlug, Berg, darin ich erstickt, Frost, daran ich
zerbarst
und ihr, Lüste und Schmerzen, Ja und Nein, daraus ich mich wob und
wirkte,
ihr seid, ich aber bin nicht. -- An Gottes Angeln
schwanke ich matt und verworfen, unwissend, was er mit mir fahe.
 
Er irrt, ein Gelächter, mir über die Fläche des Herzens,
er zehrt mir an Krippen der Seele und leert sie aus,
er schlägt sich als Atem leise an meine Spiegel,
er schreitet vorüber und hat weder Gruß noch Sinn.
 
Schwer ist und trostlos unwandelbaren Antlitzes zu sein,
zu verschäumen im Dunkel, zu verhallen in eigener Weite.
Finster schufen wir uns die Welt, erhaben, voll großer Geste.
Doch eh'mals in silbernen Barken war Süße und Licht.
 
 
II.
 
Weh uns, weh der Schwere, Schwere schwer ohne Boden, ohne Rast,
weh uns, weh dem Sturze, unendlich entfielen wir Deiner Verneinung,
Herr.
Grenze setztest Du, Tod und Verwandlung,
durch tausend Verwandlungen ewig stürzen wir totwärts ins Dunkel.
 
Unser Fall ist ab und auf, rechts und links, ohne Gegend, ohne Raum,
unser Maßloses hast Du zerrissen zu Vielfalt, verklebt in
schmerzlichem Widerspiel,
unser einiger Strahl brach sich an Deinen Flächen und sonderte sich
in schwirrende Weltensysteme.
 
Wehe, wer nimmt von uns Antlitz verzerrt und bresthaft,
Verfluchung unserer Schönheit, die sich aufbaut wie Hohngelächter
eines anderen Gottes.
Verfelst sind wir gleich Erzadern in die Kurzatmigkeit Deiner
Ordnung.
Mit Dir, Gott, Palisade, haben wir uns gegen uns umgürtet.
 
Siehe, es ist Frühling, bunter Frühling und alle Frauen werden
schön.
Siehe, es ist fahle Herbstzeit und das Gewässer orgelt klagend im
Haine.
Soweit ich mich weite in Unmaß der Mitternacht, die smaragden sich
auftut:
Zerspalten bin ich in Du und Ich, in Sinn und Gebilde.
 
Dieses ist unser Sturz, den niemand von uns nimmt, der Sturz der
Verdammten:
Gefesselt sind unsere Häupter an diese Scholle Ordnung, die lastend
uns mitreißt.
 
Wissend zu sein, ward uns nicht, Unwissenheit ward uns nicht,
wie flackernder Pechkranz, geschleudert ins Dunkel versinkt unsre
Seele.
 
 
III.
(Chor der Pferde)
 
Aus Mühsal der Verschirrung, spitzem Hetzwort, dröhnenden Asphalten,
aus Häuserflucht, die engend uns umwölbt und dem Getön der
kriegerischen Städte
auf leisem Floß entglitten wir durch fieberndes Gewässer, drauf der
Mond
wie eine Flöte hing, die blanke Münzen in die Wellen träuft.
 
In diesem Weideland, umsäumt von dem Kristall der Nacht
(Aquamarin ertönt, Topase lächeln da und dort),
in sanften Umriß hingelagert träumen wir durch Stundenflut,
der Hufe Munterkeit ist eine Herde bunten kleinen Feldgetiers.
 
In Stollen eingekantet und genährt von Fäulnis, drein sich böses
Wort wie giftger Ampfer mengt,
war unser Herz ein schwelend Grubenlicht, gehängt an rauhe Klippen,
wo kein Halm ergrünt.
Wir barsten in Kolonnen wiehernd schreckenvoll und türmten uns zu
schauerlichem Babel der Vernunft.
Wir brachen ein in fahler Vorstadt sonndurchglüht und großer Zulauf
zerrt an uns und Polizist.
 
O Mensch, in Schwere eingebettet, Schwankung zwischen Auf- und
Niedergang,
Verwandlung, reinlich abgeteilt vom Grenzenlosen, angeufert an das
Nichts,
in sich gesondert weh in Ja und Nein, Versagung pflanzend in das
Herz der Welt,
o Mensch, abreiß ich alle Riegel, weh, was zerrst Du meinen wunden
Leib.
 
Satanisch ist Dein Thule, abgeebbt von Gott!
Versargt in schiefgefügte Satzung taumelst Du durch Maskenwirrsal
unverwandt,
indessen er, pfadlos und süß im Zittern unserer Weichen bebt,
parforcegehetzt von Dir, blutroter Reiter im Geheimnis Deiner Welt.
 
 
IV.
 
Auf den Boulevards Deiner Seele wirst Du, o Mensch, einstmals Dir
selbst begegnen,
auf den Boulevards und den Brücken, vergeblich beschritten von viel
unkundigen Füßen.
Dich wirst Du finden, den dunklen Sucher, von allen verlassen,
der seinen Schatten aufsammelt vom Boden, daß er niemand verletze.
 
Leise wird Dein Tritt sein von Haus zu Haus, alle Tore wirst Du
versperren
und alle Schlüssel schleuderst Du hinter Dich, in die seufzende
Schwärze des nächtlichen Flusses.
Du lässest die Straßen sich rollen wie hitziges Blech, Deine Hand
zerdrückt die grünliche Frucht der Laternen,
sogar den Hunden und Fledermäusen wirst Du mit fahlem Messer und
spitzem Steinwurf begegnen.
 
Deine Gefährten werden sein die Seellosen, die Bäume und die
Gestirne,
alle Pfade wirst Du hinaustragen in die Wüste und sie im Winde
zerstreuen,
zwischen Deinen Fingern werden die Dimensionen wie spröde Stäbe
zerbrechen
und den Raum, darin Du verkapselt Dich mühtest, reißest Du auf nach
allen Seiten hin, maßlos.
 
Wohl Dir, Du guter Wälzer der Augen, des Eis nicht zerschmilzt zu
zeitlicher Träne,
den Gott nicht mehr einsam macht, nicht mehr das Weib mit sinnlos
klaffendem Mantel umlauert.
Wohl Dir, Maskenzertrümmerer, Finder eigenen Unheils,
Selbstverneiner:
Das schimmernde Sein hast Du zum Nichtsein gemacht und Dich gelöst
zu düstergroßer Verklärung.
 
Endlos ist Dir das wehe Gelände des Schmerzes,
darinnen Du schreitest und schwarzes Brot der Versagung issest,
ewig ist Dir das phosphorfarbene Schlafwandlerlächeln,
das nicht zerschellt in den hohlen Grüften der Erde.
 
 
 
 
DER UNERLÖSTE SINGT ZUR NACHT
 
 
Ich kann meinen Worten nicht mehr entfliehn, o Gott,
sie kommen zu mir auf den Brücken, die Tag und Abend verbinden,
es können meine Lippen die kostbaren Worte nicht
mehr umklammern wie Schätze,
so daß nun jeder sie ergreift und hinhält
in den Bezirk seines zernagenden Lichtes. --
Alle Gebilde haben ihre Namen,

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