2016년 5월 31일 화요일

Sturz der Verdammten Gedichte 5

Sturz der Verdammten Gedichte 5


Es raffen die Sterne das Maß des stürzenden Lichtjahrs
und stocken den Lauf, wo rauschend sein Blick sich entfaltet.
Wir aber durchsausen in zischenden Liften den Abgrund
durch Wahnsinnsetagen und branden in dunkle Bedrängnis.
Und alle Gestirne, darein er kristallen verschmolzen,
der schmerzlose Segler im Windstrahl des Göttlichen, sind uns
längst toter Systeme kaum schwankende fahle Reflexe,
die magisch verbrüdert hintanzen durch Raumlosigkeiten.
 
 
 
 
MITTERNACHTSKANTATE AN ALLE VERLASSENEN
 
 
Ihr nächtlichen Kavaliere, stahläugig mit Blicken der einsamen
Steppenhyäne,
Ihr Demoisellen, vom Monde bläulich getüncht, in frevelhaftem Karmin
erstrahlend auf Lippen und Wange,
da Euer Atem schwer geht durch Finsternis und bittersüß duftet wie
traurige Nachtschattenblüte,
werf' ich Euch zu den schwarzen Ball meiner Rede, daß Ihr ihn fahet,
Ihr guten und willigen Fänger.
 
Oh, Ihr Kinder der Zahl, nur der Mächtige über die Zahl kann Euch
erlösen!
Aus dem Vielen stammt der Tod und die Heerschar der Grenzen ist
schwer zu überwinden.
Aber im täglichen Orgelgetöse der Städte seid Ihr Vielfältigmacher
und Hüteschwenker,
Tat schmiedet bleierne Ringe um Euere Augen und sitzt vermessen in
Euerem kecken Monokel.
 
Denkt an die Einfalt der Wimpel, die fremd auf Fregatten in
mystischen Ozeanen
unkundig sind des Steuermanns und der tönenden Häfen der Heimkehr!
Safrangelb strahlt ihnen fernher der ewige Leuchtturm aus dem Gefärb
der Nächte,
doch unerreichbar schwimmt er dahin und maßlose Meerfahrer sind sie
im Dunkel.
 
Denkt, hinter den schwarzen Vierecken der Fenster nisten noch viele
Schläfer in sorgloser Atemschwebe:
Ausgenommen sind die Schläfer von allem Gericht. Wer stände auf und
fügte dem Schlafenden ein Unrecht?
Die Wasser der Träume schlagen leise an ihren Strand und etwas
lächelt immer über ihr Antlitz
und viel Demut findet Ihr in ihrem Wagrechtliegen, denn alles
Aufrechte hat die Richtung zur Sünde.
 
Nächtlich gelehnt an bronzenen Kandelaber bin ich gepflanzt Euch
allen ein tröstlicher Versammler.
Denn auch der spitzbärtig schleichende Detektiv hat eine Seele
tiefbrausend in allen Registern.
Oh, Ihr alle, breitet Euere Taten auf das Pflaster und setzet Euch
in einen guten Kreis
und sehet aus grauen Streifen falben Gedächers den Morgen aufsteigen
in warmer und zärtlicher Röte.
 
 
 
 
VERKÜNDIGUNG AN DIE KÖNIGE DER TAT
 
 
Immer ist die Tat in einem Sinne ungerecht. Wer ist so kühn eine Tat
zu tun?
Zu sickern antipodenwärts und nach Äonen in fernen Begebenheiten auf
fremden Inseln zu schwingen?
Die Angst und die siebenfache Verfluchung, wie könnte der Tätige sie
vermeiden?
Aber er löst sich grausig von seiner Tat und fällt ab wie dürre
Kruste von übler Wucherung.
 
Verworfen sind die Dramendichter und Ingenieure, die da wissen, daß
die Wahrheiten des Lebens nicht auf dieser Erde sind,
und die Häuserbauer und die Soldaten und die Verherrlicher der Zeit
und des Breitegrades.
Soviel Raum als zwei Sohlen bedecken genügt um nachzudenken und zu
erkennen:
Nur wer die Wahrheit der eigenen Erlösung erkannt hat, wird aller
Wahrheiten König sein.
 
O ihr Menschen! Das Gehirn in Politik zu tauchen frommt nicht.
Sehet, wie rein die Hände der Leidenden sind!
Sie sitzen in sich selbst wie in der Tiefe eines Tempels. Wer käme,
um sie daraus zu vertreiben?
Sehet an die Stärke der Leidenden: Alle Taten von Aufgang bis
Niedergang haben sie überwunden.
Euer Garten ist voll von Eisblumen des Todes, aber die Seele der
Leidenden ist von ewig duftender Glut.
 
Nimm Du, o größter Meister der Tat, Deine kleinste Demut an Deine
Brust und senke die Stirne.
Siehe, Dein vollkommenster Prophet sitzt mit zerbrochenen Gliedern
auf einem Stein und fügt Dir ein Erbarmen.
Bald wird die Angst Deines Herzens in Wälder fliehen und sich hinter
Felsblöcken ducken,
denn, siehe, Deine Taten sind uneins untereinander worden und stehen
wider Dich auf!
 
 
 
 
TODESGESANG
 
 
Ich halte in meinen Händen die dunkle Frucht der Erkenntnis und
benenne sie: Frucht des Todes.
Das Wort Tod hat drei Laute und leichthin fügt es die tanzende Lippe
des Menschen.
Gelächterbewimpelt, ein Ozeandampfer, brauset das Leben vorüber.
Im Wellenpalmblatt seines Kielwassers schaukeln wir auf, beklommene
brüchige Kähne.
 
Unkundig sind und schwer befallen, die da den Tod in der Ferne
suchen.
Es trägt der Erkennende seinen Tod mit sich fort durch die
Maskenwanderungen der Erde.
Er kennt weder Eile noch Vor- noch Rückwärts und schwebet in
unermeßlichem Ausgleich.
Leben und Tod sind ineinander verschlossen, Sein und Nichtsein
gebären sich auseinander.
 
Ich hege diesen meinen Tod wie ein köstliches Gewächs und nähre ihn
mit meinem Leben.
Er verzweigt sich als Baum in alle Glieder meines Wesens und trägt
lastende Früchte.
Die bunten Sommervögel des Lebens nisten in seinem Geäst und sein
Laub schüttelt der Nachtwind,
Aber unter dem Zelt meiner Stirne breitet sich seine schwarze Krone,
mich ganz zu erfüllen.
 
 
 
 
LIED DES ENTSPRUNGENEN
(Aus der symphonischen Dichtung »Die Straße«)
 
 
Ein Irrer, langhaarig, schiefen Mundes, eine Geige in der Hand
 
Will mich Hand des Wärters halten,
werd' ich mich zusammenfalten
wie Papierchen, sanft umfassen,
durch die Gitter wehen lassen.
Wie das Kätzchen giebelschleichend,
auf den Mauersimsen streichend,
bin ich auf dem First geritten
an der Ulme abgeglitten.
Hab' mir auf dem Fiedelbogen
weiße Zwirne aufgezogen.
Will mir keiner Saiten schenken,
muß ich mir die Saiten denken.
 
(Macht einige Striche durch die Luft)
 
Herrlich klingt auf meinem Cello
Arie von Paesiello.
Wärtershand ist hinterm Hügel,
faßt sie mich, so droht sie Prügel.
Ehmals war doch alles helle,
war nicht Riegel, war nicht Zelle,
nun ist alles mir zersplittert,
bin gefesselt, bin vergittert.
Leib ist dunkel eingewunden,
aufgeschwollen, unentbunden.
 
Bin ich nicht als Lamentoso,
Pizzikato, Furioso,
halb gespielt und halb gesungen
einer Partitur entsprungen?
   

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