2016년 5월 31일 화요일

Sturz der Verdammten Gedichte 4

Sturz der Verdammten Gedichte 4


BEGEGNUNG
 
 
Das wiegende Schreiten des Mädchens auf der Brücke,
das schlicht erhabene, wovor das Herz mir beklommen still steht,
immer fällt es mir ein im Kommen und Gehen der tönenden Cafés,
oder wenn ich sonstwo einsam lehne und nachdenke.
 
Wer weiß, wo das Mädchen jetzt sein mag (ich habe ihr Gesicht und
ihre Gestalt vergessen,
sicher würde ich sie nicht erkennen, säße sie im Theater neben mir),
aber die süße Demut ihres Dahinwandelns erfüllte mein Herz mit
unsäglicher Trauer,
und mit Sehnsucht nach der törichten Einfalt ihrer gütigen Hände in
meinen Haaren.
 
Denn ich weiß, daß die Zärtlichkeit ihres Blickes und ihre Stimme
wie dunkles Cello, sanft und verzeihend,
mir entgelten würde den Unverstand der Welt und die Menschen bösen
Willens,
und daß die siebenfache Umschnürung meiner Brust sich löste vor dem
Frieden ihrer Tritte
(ob ich sie gleich nicht kenne und ein Tor bin, diese Worte zu
schreiben).
 
Denn leicht ist der große Gedanke, die Gebärde oder das Wort,
das losem Pfennig vergleichbar unter dem Volk umherrollt,
doch schwer ist die Demut, und unkundig zu sein des Glücks
der ineinandergeflochtenen Hände.
 
 
 
 
ABGESANG
 
 
Verwurzelt bin ich in euere Nacht, ihr Frauen,
legendenentsprungen ich, Ritter Roland, ich, Haimonskind meiner
Träume,
Glutbeere war euer Auge, austräufelnd dunkles Opiat der Wehmut,
süß besaitet war euere Stimme, wie leise Regung frühlinghafter
Birken.
 
Ohne Schwere waret ihr, lächelnde Schreiterinnen über den Wohllaut
der Fluren,
wohl lebtet ihr in erzenen Städten, in Hall und Schall, in
wagenumrasselten Häusern,
ihr waret lichter Saum, grüßende Neigung des Hauptes, Spaziergang
allabendlich durch farbige Ufergelände,
nicht dämpfte der Teppich des Wehs das saphirne Getön euerer Tritte.
 
Weh mir, wo ist nun, daß ich ihn fasse, akkordischer Sturz des
Gewandes,
wo zärtliche Mulde geöffneten Schoßes, mein Haupt darin zu
vergraben,
wo ist, mein Gott, Atem, der in den Kammern der Brust
sich staut und ausgießt dann über warmen Opal der Sinne?
 
Ich bin, o Herr, verworfen wie purpurne Flamme im Abgrund,
ich bin, o Herr, versunken wie reisiger Ritter im Strome,
zu nichtiger Asche bin ich zerfallen an der Weißglut Deiner Hände,
verschüttet ist meine Kraft und mein Rest verjährt in trübem Gefäß.
 
Aber wenn abends großen Getöses rollende Züge in fernen Provinzen
verbrausen,
bau ich mich auf, ihr Frauen, und bin eine Gegend, darinnen ihr
wandelt,
freundlich benachbart wie mündende Flüsse und sanft in den Buchten
ablegt alle Beschwer aus dunklen Häfen des Lebens.
 
 
 
 
UNTERWELTLICHER PSALM
 
 
Es müht sich der Reisende am Morgen in Vielfalt des Aufbruchs und
Hoffnung ferner Sonnen,
wer aber mitternächtig heimkehrt, schleppt hinter sich das doppelte
Bewußtsein seiner Armut.
Denn nur dem ruhig Sitzenden, dem Denker auf dem Steine ist die
Erkenntnis beschieden,
nicht als Tochter der Begebenheiten, sondern als Weh, urtief
aufkeimend, gegenstandslos und ohne Maß.
 
Ich sehe den klagenden Obolos zwischen verwesten Lippen wehmütig
schaukeln:
Oh, wie lächle ich über den Schmerz von außenher, den Schmerz der
Liebe, des Hasses und der Versagungen der Erde,
den unzulänglichen Schmerz der flehenden Hand und des dunkel
umfriedeten Auges,
nicht zu vergleichen der schwarzen Bitternis der königlichen
Schwermut, die ohne Leib geboren ist und tränenlos waltet.
 
Denn nur die Verdränger der Zeit aus ihrem Herzen, und die den
sausenden Raum in ihre Brust gespannt,
einwärts bogen den Tritt und das Schwarze des Auges hinwarfen in den
verlassenen Schacht ihrer Seele,
wissen ihr fernes Reich und die siebzehn Flüsse des Jammers, die es
umschlingen. Aber die Wandernden alle
schreiten lieber, die Palmenträger, durch Tore des Lichts und der
Freude.
 
 
 
 
KREISENDE MASKE
 
 
Alles ward, nur ich bin übrig geblieben,
ich bin nicht und trage mich selbst durch die Nächte.
Allen gabst Du Verwandlung und Gang durch tönende Reigen,
gabst das umwerbende Wort und sandtest die lösende Träne.
 
Auf dem Gesimse der Stirn da nistet die Schwalbe des Wunsches,
in der geschlossenen Faust entwirkt sich die Blume der Tat,
gabst ihren Herzen Schwermut, den Lippen sanftes Getöse,
wenn der Geliebte des Nachts tälerwärts wälderwärts zieht.
 
Aber sie wandeln das Antlitz und tauschen Gestaltung der Hände,
aber sie wirren die Stimm' und wechseln das Mal der Geschlechter,
spannen sich ein in viel schimmernde Zeit,
spinnen der Räume umflatterndes Kleid,
schnappen der Worte beschatteten Bissen
einer dem andern vom Munde hinweg.
 
Ich aber bin in mir aufgetan
und Gott ist mein dunkles Gezelt,
die Stirne in Klarheit, die Füße im Wahn,
verstört in den Strom seines Atems gestellt.
Was trag ich Bewußtsein der andern und Tod im Gelände des Herzens?
Was ists, das in Falten des Hirnes
mir tosend ersteht und verfällt?
 
Mein Wort ist ein Auge
aufsaugend Gewässer der Nacht aus dem Raum.
Nichts kann ich mehr sagen,
kahl sproßt mir der Rede verbitterter Baum.
An Antlitzes Larve,
nachschleppender Rest, häng ich ewig mir an,
indessen die andern
in brausendem Wandern
Genüge getan.
 
 
 
 
KLAGELIED DURCH DIE SPHÄREN
 
 
Ihr Wissenden, Ihr Finder guter Jahrzeit, tiefe Schreiter der Seele,
seht, meine Hände sind einfach, ich breite sie her über die Weiße
des Tisches!
Woher aber nahm ich die Zwietracht meines Hauptes und daß mein Tag
sich ins Irre bog,
woher den ungewissen Opal meiner Gedanken und die Schwere in meinem
flackernden Sinn?
 
Denn ihr habt die Brücken der Welt gebaut, entschlossene Brüder seid
ihr und Gottes mächtig,
Euere Stunden sind wohlgefügt und die Stunden Euerer Brüder sind
erfüllt wie gute Becher.
Ich aber bin die geheime Krankheit Gottes, die Lüge Gottes, das
Hirnsieb aller Gestaltung,
meine Nächte sind mißlungen in Gedanken und die Liebe des Tages
wucherte auf zu unreiner Anschauung.
 
Ich ströme nach allen Seiten auseinander und habe keinen Raum.
Fremd ist mir die Süße der Grenzen und das Gestade des Todes
erreiche ich nicht.
Euch aber gab der Herr Gnade der Beschränkung und das Maß
setzte Feindschaft von Vorher und Nachher und gute Baumeister wurdet
Ihr seinem Gesichte.
   

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