2015년 10월 18일 일요일

Schillers Flucht von Stuttgart 1

Schillers Flucht von Stuttgart 1



Schillers Flucht von Stuttgart
und Aufenthalt in Mannheim von 1782-1785
 
Author: Andreas Streicher
 
 
Einleitung.
 
 
Das Buch, das wir, nachdem es zum ersten- und einzigen Male im Jahre
1836, drei Jahre nach dem Tode seines Verfassers, erschienen war,
nun zum Schiller-Jubiläumstag neu in die Welt senden, ist nicht mit
Unrecht ein Kleinod unserer Literatur genannt worden. Nicht als ob es
schriftstellerische Vorzüge aufweisen könnte. Sein Wert liegt vielmehr
einmal in den berichteten Tatsachen, die für die Kenntnis von Schillers
Entwicklung von außerordentlichem Werte sind und die uns unbekannt
geblieben sein würden, wenn nicht Streicher sie uns erzählt hätte,
sodann aber in dem Geist und Sinn, der aus dem Buche spricht. Da die
Vorbereitungen zur Flucht aus Stuttgart und ihre Ausführung selbst sehr
geheim gehalten werden mußten und da das, was außerhalb des Weichbildes
von Mannheim mit Schiller geschah, nur Streicher zum Zeugen hatte,
so können wir in der Tat den Wert dieser Aufzeichnungen nicht genug
schätzen; aber auch, daß dieser Zeuge gerade Streicher war, ist von
der größten Bedeutung. Denn wir haben in diesem Manne, der ja, wie der
Leser aus dem Buche selbst erkennen wird, mit einer Art Vergötterung an
Schiller hing, einen Berichterstatter, der alle diese aufregenden und
abenteuerlichen Erlebnisse mit der größten Einfachheit, ohne subjektive
Färbung und mit einem treuen geschichtlichen Sinne uns erzählt.
Freilich ist das Buch selber erst geschrieben worden, als Streicher
bereits im Greisenalter stand; aber die Ereignisse der Jugend standen
ihm, soweit er sie selbst miterlebt hatte, als die denkwürdigsten
seines ganzen Lebens vor der Seele, und später erschienene Briefe
bezeugen uns, daß Streicher in der gewissenhaftesten Weise überall da,
wo entweder sein Gedächtnis ihn nicht mehr sicher beriet oder wo er
von Dingen zu erzählen hatte, die er selbst nicht mit angesehen (wie
zum Beispiel in dem Berichte über die letzte Begegnung Schillers mit
seiner Schwester und seiner Mutter), durch briefliche Erkundigung die
Lücke zu ergänzen oder falsche Gerüchte zu berichtigen suchte. Einen
solchen Brief teilen Speidel und Wittmann in ihrem vorzüglichen Buche
»Bilder aus der Schillerzeit,« S. 26, mit. So kann man sagen, daß die
Partien des Streicherschen Buches, die sich mit der Flucht und den auf
die Flucht folgenden Ereignissen beschäftigen, durchaus zuverlässig
sind und nur in ganz unwesentlichen Einzelheiten, in den Angaben
einiger Monatsdaten und ähnlichen Kleinigkeiten, von der späteren
Schiller-Forschung berichtigt worden sind.
 
Streicher hat nun dem Berichte von der Flucht eine kurze Übersicht
über Schillers Leben bis 1782 beigegeben; diese Übersicht mußte er
nach den damals zugänglichen Quellen abfassen, und sie ist daher,
wie wir gleich hier bemerken, nicht in demselben Maße unanfechtbar,
wie der eigentliche Kern des Buches. Insbesondere waren Streicher
die näheren Umstände, die das Zerwürfnis Schillers mit dem Herzog
veranlaßten, nicht bekannt; vermutlich hat Schiller selbst von dem,
was an Intrigen gegen ihn und gegen seinen Vater sich abgesponnen hat,
nicht alles gewußt. Wir verzichten hier darauf, die Einzelheiten zu
berichtigen, da der Leser dazu jede moderne Schillerbiographie benutzen
kann; es sei gestattet, auf die betreffenden Abschnitte in der von mir
verfaßten Biographie Schillers (4. Auflage, Bielefeld und Leipzig,
Velhagen & Klasing; Volksausgabe, ebenda 1904), zu verweisen, wo ein
ausführliches Bild gegeben wird. Die Universal-Bibliothek bietet die
Schiller-Biographie von Rudolf von Gottschall (Nr. 3879/80), die in
gedrängterer Form berichtet.
 
Andreas Streicher wurde als der Sohn unbemittelter Eltern im Jahre
1761 in Stuttgart geboren; er widmete sich der Tonkunst und sollte
bei Emanuel Bach in Hamburg seine Ausbildung als Musiker erhalten.
Von der Reise nach Hamburg aber wurde er durch die von ihm selbst
erzählten Umstände abgehalten; er blieb vielmehr einige Jahre, mit
Schiller und auch noch nach Schiller, in Mannheim, wandte sich dann
nach München und ging 1794 nach Wien, wo er als Klavierlehrer eine
auch an äußeren Erfolgen reiche Tätigkeit entwickelte. Später hat
er in Wien die Pianofortefabrik seiner Frau, einer geborenen Stein
aus Augsburg, übernommen und es in dieser Tätigkeit zu erheblichem
Wohlstande gebracht. Er starb am 15. Mai 1833. Wie sehr er an dem
Jugendfreunde hing, zeigt nicht nur das Buch selber, das er etwa in den
Jahren 1828--30 verfaßt hat, sondern dies wird uns auch aus Briefen,
die er nach Schillers Tode an dessen Angehörige schrieb, deutlich. Man
hat wohl bemerkt, es sei auffallend, daß Schiller selbst später nicht
wieder an den aufopferungsfreudigen Freund seiner Jugend geschrieben
habe, insbesondere Julian Schmidt hat in seinem Buche »Schiller
und seine Zeitgenossen« dieses Befremden ausgedrückt; man ist aber
damit im Irrtum gewesen. Wir besitzen noch einen Brief von Schiller,
der uns zeigt, wie Schiller in dankbarem Herzen die Erinnerung an
Streicher bewahrt hat. Im Jahre 1795 hatte Streicher einem Herrn seiner
Bekanntschaft einen Empfehlungsbrief an Schiller mitgeschickt; Schiller
antwortete darauf:
 
»Mein teurer und hochgeschätzter Freund!
 
Gestern erhielt ich durch Herrn von Bühler Ihren Brief, der mich
auf eine sehr angenehme Weise überraschte. Daß Sie mich nach einer
zehnjährigen Trennung und in einer so weiten Entfernung noch nicht
vergessen haben, daß Sie meiner mit Liebe gedenken und mir ein
gleiches gegen Sie zutrauen, rührt mich innig, lieber Freund, und
ich kann Ihnen auch von meiner Seite mit Wahrheit gestehen, daß mir
die Zeit unseres Zusammenseins und Ihre freundschaftliche Teilnahme
an mir, Ihre gefällige Duldung gegen mich und Ihre auf jeder Probe
ausharrende Treue in ewig teurem Andenken bleiben wird.
 
Wie erfreuen Sie mich, lieber Freund, mit der Nachricht, daß es
Ihnen wohl geht, daß Sie mit Ihrem Schicksale zufrieden sind und
nun auch die Freuden des häuslichen Lebens genießen. Diese sind
mir schon seit sechs Jahren zu teil geworden, und ich könnte, im
Besitze eines hoffnungsvollen Knaben, sowie in meiner unabhängigen
äußeren Lage ein ganz glücklicher Mensch sein, wenn ich aus dem
Sturme, der mich so lange herumgetrieben, meine Gesundheit gerettet
hätte. Indessen macht ein heiteres Gemüt und der angenehme Wechsel
der Beschäftigung mich diesen Verlust noch ziemlich vergessen, und
ich finde mich in mein Schicksal.
 
Eben dieser Zustand meiner Gesundheit läßt mich nicht daran denken,
eine Reise zu unternehmen, und raubt mir also die Freude, Ihre
freundschaftliche Einladung anzunehmen. Aber was mir unmöglich ist,
können Sie vielleicht ausführen, und um so eher, da ein Tonkünstler
überall zu Hause ist und selbst auf Reisen die Zeit nicht verliert.
Daß mir Ihre Erscheinung in Jena unbeschreiblich viele Freude
machen würde, bedarf keiner Versicherung, und daß auch Sie nicht
unzufrieden sein sollen, dafür, glaube ich, gutsagen zu können.
Ich könnte Ihnen wenigstens dafür stehen, daß Sie in Weimar, wo
man Musik zu schätzen weiß, eine sehr erwünschte Aufnahme finden
sollten.
 
Ihr aufrichtig ergebener
 
Schiller.
 
Jena, den 9. Oktober 95.
 
An Herrn Andreas Streicher, Tonkünstler in Wien.«
 
Man sieht aus diesem Briefe, daß Schiller, wenn auch keine häufigeren
Anlässe zu lebhafterem Briefwechsel mit seinem Jugendfreunde vorlagen,
ihn doch in dankbarer Erinnerung bewahrte. Folgende beiden Briefe
mögen noch dem Leser zeigen, mit welcher Wärme Andreas Streicher spät
nach Schillers Tode für die Pflege von dessen Andenken gesorgt hat.
Der erste dieser Briefe ist am 30. August 1826 an Schillers einzige
überlebende Schwester Christophine, die verwitwete Hofrätin Reinwald
in Meiningen, gerichtet, der andere am 29. April 1829 an Schillers
bekannten Freund Körner. Die Briefe lauten folgendermaßen:
 
 
I.
 
»Wohlgeborne Frau!
 
Seit dem Tode Ihres herrlichen Bruders sind einundzwanzig Jahre
verflossen, und noch ist er nicht begraben, sondern sein Sarg steht
in Weimar in dem Gewölbe einer Sterbkassen-Gesellschaft unter
dreißig bis vierzig andern versteckt, so daß es unmöglich ist, zu
ihm zu gelangen oder ihn nur zu sehen.
 
Man sagt, daß diese ungeheure Vernachlässigung die Schuld der Witwe
sei.
 
Als ich im Jahre 1820 die erste Nachricht hierüber in der
»Allgemeinen Zeitung« las, schrieb ich sogleich nach Weimar und
erkundigte mich um die Wahrheit derselben. Leider wurde solche
bestätigt und die Vermutung geäußert, daß wohl der Vermögenszustand
der Schillerschen Familie einige Schuld daran haben könne.
Sogleich entschloß ich mich, eine kleine von mir verfaßte Schrift:
»Schillers Flucht von Stuttgart und sein Aufenthalt in Mannheim
von 1782 bis 1785,« die erst nach meinem Tode erscheinen sollte,
jetzt schon, und zwar zu dem Zwecke herauszugeben, damit für den
eingehenden Betrag Schiller ein ordentliches Grabmal errichtet
werden könnte.
 
Mancherlei Schwierigkeiten, die ich nicht beseitigen konnte und
deren Aufzählung zu weitläufig sein würde, brachten diese Sache
ins Stocken, bis endlich bei der Austeilung des neuen Kirchhofs
in Weimar sich Frau von Schiller entschloß, eine Familiengruft zu
wählen, und nur noch ihre Rückkehr von Köln erwartet wurde, um eine
vollkommene Entscheidung herbeizuführen. Allein ein Schlagfluß
überraschte sie in Bonn, wohin sie sich wegen einer Augenoperation
begeben hatte, und brachte diese Sache insoferne wieder aufs neue
zum Stillstande, als man sich deshalb nun an den ältesten Sohn
in Köln wenden mußte. An diesen habe ich nun geschrieben, und es

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