2015년 10월 18일 일요일

Schillers Flucht von Stuttgart 2

Schillers Flucht von Stuttgart 2


Ich habe Herrn von Schiller auch zugleich um genaue Nachrichten
in betreff der letzten Lebensjahre seines Vaters ersucht, welche
in den Schriften von Körner, H. Döring und andern entweder
ganz übergangen oder unrichtig angegeben sind, indem mir daran
liegt, daß meine Schrift als (wenigstens kleines) Ganzes sich
darstelle. Da aber die Angaben über seine Eltern, über seine ersten
Jugendjahre gar zu karg aufgeführt sind, und solche weder in der
Zeitfolge noch in der Sache selbst zusammenpassen, so legt man
diese Schriften desto unbefriedigter weg, je gespannter man auf
alle Nachrichten ist, welche diese merkwürdige Familie betreffen.
 
Von dieser Periode lassen sich nun nur noch von Ihnen, wohlgeborne
Frau, die allerzuverlässigsten Nachrichten erwarten, indem Sie
der einzige noch lebende Zeuge derselben sind. Ich nehme mir
daher die Freiheit, Ihnen einige Fragen vorzulegen, welche diesen
Zeitraum betreffen, mit der Bitte, selbige einiger Aufmerksamkeit
würdigen und mir gefälligst beantworten zu wollen. Da ich meine
Absicht, warum ich alles dahin Gehörige zu wissen wünsche, deutlich
ausgesprochen, so darf ich nicht fürchten, daß Sie diese Fragen
als aus bloßer Neugierde oder aus einer unedlen Ursache gestellt
ansehen werden, sondern habe gegründete Ursache, zu hoffen, daß Sie
dem Jugendfreunde und Leidensgefährten Ihres Bruders sein Verlangen
um so weniger versagen werden, weil dieses nur zur Verherrlichung
des Verewigten gereichen solle. Da aber die Schrift schon in
einigen Monaten in Druck gegeben werden muß -- da erst, wenn
dieser schon im Gange ist, die Unterzeichnung darauf öffentlich
angekündigt werden kann -- da auch nur alsdann erst zur Erbauung
eines ordentlichen, würdigen Grabmals geschritten wird, wenn man
der Kostendeckung versichert ist -- da meine Geschäfte mir nur
sehr wenig Zeit zur Vollendung dieser Schrift gestatten, und da
mein Alter, sowie meine Gesundheit es nicht ratsam machen, diese
Angelegenheit noch länger als bis zum 9. Mai 1827 zu erstrecken,
so muß ich den dringenden Wunsch beifügen, daß Sie die Güte haben
und mir Ihre Antwort sobald als möglich übermachen wollen. Keine
Ihrer Nachrichten soll für mein Eigentum abgegeben, sondern dankbar
dem Publikum die Quelle genannt werden, aus welcher mir solche
zugeflossen.
 
Es sind nun volle dreiundvierzig Jahre, daß mir nicht mehr vergönnt
ward, Sie zu sehen, und nur meine lebhafte Erinnerung an Sie, sowie
an Ihr ganzes Haus, kann mir einige Schadloshaltung für dieses
Glück gewähren.
 
Mein innigster Wunsch ist, daß dieser Brief Sie, sowie Ihren Herrn
Gemahl in bestem Wohlsein treffe, und daß von diesem durch eine
gefällige Antwort recht bald die Überzeugung erhalte, wohlgeborne
Frau, Ihr hochachtungsvoll ergebenster Diener
 
Andreas Streicher, Tonkünstler.
 
Wien, am 30. August 1826.«
 
 
II.
 
»Das Werk erscheint gegen Unterzeichnung, und der reine Ertrag
desselben, wenn er sich auf 20000 Gulden beläuft, soll erstens dazu
verwendet werden, um eine Stiftung zu gründen, damit alle zehn
Jahre die Interessen dieses Kapitals demjenigen (oder dessen Erben)
eingehändigt werden, der während dieser Zeit das beste Schauspiel,
Drama oder Trauerspiel, dessen Inhalt aus der deutschen Geschichte
genommen sein muß, gedichtet hat. Zweitens, da aber die 10000
Gulden Interessen des Kapitals in zehn Jahren wieder 2500 Gulden
abwerfen, so werden diese demjenigen Schriftsteller als Preis
zugeteilt, der in diesem Zeitraume das beste Werk für die Jugend
oder das Volk in dem Sinne geschrieben, wie es Schiller in der
Rezension von Bürgers Gedichten in den Worten: »Welches Unternehmen
usw. bis: würden sie endlich selbst von der Vernunft abfordern,«
angedeutet hat. Diese Preise würden einmal in Stuttgart, als der
Hauptstadt von des Dichters Vaterland, das andere Mal in Weimar,
wo er Unterstützung fand und starb, und das dritte Mal in Wien,
wo seine hohe, gemütvolle Dichtung noch am meisten gewürdigt und
empfunden wird, öffentlich und feierlich erteilt werden. Jeder der
genannten Orte würde drei Schiedsrichter ernennen, welche die des
Preises würdigsten Stücke bezeichnen würden.
 
Dies ist das Hauptsächlichste von dem, was ich mir hierüber
ausgedacht und auch Herrn Ernst von Schiller mitgeteilt habe.
Dieser aber erwidert mir, daß ich durch Ausführung dieses Vorsatzes
dem Verkaufe der sämtlichen Werke seines Vaters bedeutenden Schaden
zufügen und vielleicht das ganze Unternehmen gefährden würde.
Allein ich habe Freiherrn von Cotta diesen Plan voriges Jahr
mündlich mitgeteilt und weder damals, noch seit jener Zeit irgend
einen Widerstand von ihm erfahren. Auch scheint die abgesonderte
Herausgabe des Briefwechsels von Goethe und Schiller darauf
hinzudeuten, daß vorerst alles bisher noch Unbekannte von Schiller
einzeln herausgegeben und dann erst in späterer Zeit eine ganz
vollständige Ausgabe seiner Werke veranstaltet werden solle.
 
Da ich nun den Zweck der Herausgabe von Nachrichten über unsern
Dichter genau und wahr angegeben: da alles, was darauf Beziehung
hat, gänzlich von einer Nebenabsicht frei und rein ist, da nichts
anderes dadurch erreicht werden soll, als daß seine schwere
Laufbahn die eines nicht unwürdigen Nachfolgers erleichtern solle;
da es auch nicht gleichgültig ist, das Volk, für das er lebte
und schrieb, nicht nur zu einer dauernden Anerkennung seines
außerordentlichen Geistes aufzufordern, sondern damit auch zugleich
der Dichtkunst einen Rang anzuweisen, den sie schon lange bei
andern Nationen, aber leider bei den hadersüchtigen, nur nach Geld
und Titeln strebenden Deutschen bisher nicht hatte; da eine genaue
Schilderung seines Lebens, seines himmlischen Gemütes, der Tiefe
und Fülle seiner Empfindung nur von denen getreu dargestellt und
erwartet werden kann, die ihn im Glück und Unglück handeln sahen
-- so werden Sie dieses Schreiben sowohl als auch die Fragen mit
Nachsicht aufnehmen und nicht kalt zurückweisen.«
 
* * * * *
 
Streicher ist durch Christophine und auch aus seinen anderen Quellen
nicht immer ganz richtig unterrichtet worden; es sind in dem
Originaldruck eine Reihe von Versehen. Diese sind in unserem Neudruck
entweder ohne weiteres korrigiert oder aber durch Fußnoten kenntlich
gemacht worden.
 
Im übrigen verweisen wir auf Streichers Büchlein selber; es mag durch
sich und für sich sprechen.
 
Berlin, im Februar 1905.
 
J. Wychgram.
 
 
 
 
Vorrede
 
der Hinterbliebenen Streichers zur Ausgabe von 1836.
 
 
Der Verfasser des nachstehenden Werkchens, Andreas Streicher, lebt
nicht mehr. Zu den schönsten Erinnerungen seines reich beschäftigten
Lebens gehörten die Tage, die er in Schillers Nähe zugebracht hatte,
dessen Andenken er mit liebender Begeisterung, mit schwärmerischer
Verehrung bewahrte. Er hatte den edlen Dichterjüngling im Unglücke
gesehen, im Kampfe mit feindlichen Verhältnissen, und treu und
aufopfernd an ihm festgehalten. Und gerade jenen Zeitraum, so
wichtig für die Darstellung von Schillers Charakter, als er es für
die Entwicklung desselben und seiner äußern Lage gewesen, fand der
Verfasser in allen Biographien des Verewigten fast nur erwähnt,
nur kurz und unvollständig behandelt. Er wußte, daß wenige der
Überlebenden in dem Falle waren, so richtig und ausführlich darüber
zu berichten als er, und es drängte ihn, die Feder zu ergreifen, um
das Seinige zur Charakteristik des für Deutschland und die Menschheit
denkwürdigen Mannes beizutragen. In weit vorgerückten Jahren begann
er mit der strengsten Wahrhaftigkeit und sorgsamer, gewissenhafter
Liebe die folgenden Mitteilungen auszuarbeiten. Diese Sorgfalt bewog
ihn, immer noch daran zu bessern; diese Liebe machte, daß er zuletzt
auch Materialien über spätere Lebensabschnitte seines Jugendfreundes
sammelte, und über dem Sammeln, Sichten, Ordnen -- ereilte ihn der Tod.
 
Er hatte sich oft und gern mit Entwürfen in Hinsicht auf die Verwendung
des Ertrages seiner Schrift zu einer passenden Stiftung, einem
Dichterpreis, irgend einem gemeinnützigen Zwecke beschäftigt. Seine
Hinterbliebenen halten es für ihre Pflicht gegen ihn und das Publikum,
die Herausgabe des Werkes zu besorgen, an welcher den Erblasser selbst
ein unerwartetes Ende hinderte. Überzeugt, ganz in seinem Sinne zu
handeln, legen sie das Honorar, welches die Verlagshandlung ihnen dafür
zugesagt, als Beitrag zu dem Denkmale Schillers, auf den Altar des
Vaterlandes nieder.
 
Sie geben das Werk, wie sie es in Reinschrift in seinem Nachlasse
fanden.
 
Sie befürchten nicht, daß der Titel »Flucht« auch nur einen leisen
Schatten auf das Andenken oder den Namen Schillers werfen dürfte, da es
allbekannt ist, wie dessen Entfernung von Stuttgart keineswegs Folge
irgend eines Fehltrittes war, sondern ganz gleich der Flucht seines
»Pegasus,« der mit der Kraft der Verzweiflung das Joch bricht, um
ungehemmten Fluges himmelan zu steigen.
 
Wie an dem Titel, so glaube                         

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