2015년 10월 18일 일요일

Schillers Flucht von Stuttgart 3

Schillers Flucht von Stuttgart 3


So lange als das württembergische Korps im Felde stand, machte er
diesen Krieg mit, benutzte aber die Zeit der Winterquartiere, um
mit Urlaub nach Hause zu kehren, und war im November 1759 bei der
Geburt seines Sohnes, der auch der einzige blieb, gegenwärtig. Nach
geschlossenem Frieden wurde er in dem schwäbischen Grenzstädtchen
Lorch als Werboffizier mit Hauptmannsrang angestellt, bekam aber,
sowie die zwei Unteroffiziere, die ihm beigegeben waren, während drei
ganzer Jahre nicht den mindesten Sold, sondern mußte diese ganze Zeit
über sein Vermögen im Dienste seines Fürsten zusetzen. Erst als er
dem Herzog eine nachdrückliche Vorstellung einreichte, daß er auf
diese Art unmöglich länger als ehrlicher Mann bestehen oder auf seinem
Posten bleiben könne, wurde er abgerufen und in der Garnison von
Ludwigsburg angestellt, wo er dann später seinen rückständigen Sold
in Terminen nach und nach erhielt. Sowohl während der langen Dauer
des Krieges als auch in seinem ruhigen Aufenthalte zu Lorch war sein
lebhafter, beobachtender Geist immer beschäftigt, neue Kenntnisse zu
erwerben und diejenigen, welche ihn besonders anzogen, zu erweitern.
Den Blick unausgesetzt auf das Nützliche, Zweckmäßige gerichtet, war
ihm schon darum Botanik am liebsten, weil ihre richtige Anwendung dem
Einzelnen, sowie ganzen Staaten Vorteile verschafft, die nicht hoch
genug gewürdigt werden können. Da zu damaliger Zeit die Baumzucht
kaum die ersten Grade ihrer jetzigen, hohen Kultur erreicht hatte, so
verwendete er auf diese seine besondere Aufmerksamkeit und legte in
Ludwigsburg eine Baumschule an, welche so guten Erfolg hatte, daß der
Herzog -- gerade damals mit dem Bau eines Lustschlosses beschäftigt --
ihm 1775 die Oberaufsicht über alle herzustellenden Gartenanlagen und
Baumpflanzungen übertrug.
 
Hier hatte er nun Gelegenheit nicht nur alles, was er wußte
und versuchen wollte, im großen anzuwenden, sondern auch seine
Ordnungsliebe und Menschenfreundlichkeit auf das wirksamste zu
beweisen. Um seine Erfahrungen in der Baumzucht, welche nach der
Absicht seines Fürsten für ganz Württemberg als Regel dienen sollten,
auch dem Auslande nutzbringend zu machen, sammelte er solche in einem
kleinen Werke: Die Baumzucht im großen, wovon die erste Auflage zu
Neustrelitz 1795 und die zweite 1806 zu Gießen erschien.
 
Auch außer seinem Berufe war die Tätigkeit dieses seltenen Mannes ganz
außerordentlich. Sein Geist rastete nie, stand nie still, sondern
suchte immer vorwärts zu schreiten. Er schrieb Aufsätze über ganz
verschiedene Gegenstände und beschäftigte sich sehr gern mit der
Dichtkunst -- zu welcher er eine natürliche Anlage hatte.
 
Es ist nicht wenig zu bedauern, daß von seinen vielen Schriften und
Gedichten weiter nichts als obiges Werkchen unter die Augen der Welt
kam; wäre es auch nur, um einigermaßen beurteilen zu können, wie
viel der Sohn im Talent zum Dichter und Schriftsteller vom Vater als
Erbteil erhalten habe. Der Herzog, der ihm endlich den Rang als Major
erteilte, schätzte ihn sehr hoch; seine Untergebenen, die in großer
Anzahl aus den verschiedensten Menschen bestanden, liebten ihn ebenso
wegen seiner Unparteilichkeit, als sie seine strenge Handhabung der
Ordnung fürchteten; Gattin und Kinder bewiesen durch Hochachtung und
herzlichste Zuneigung, wie sehr sie ihn verehrten.
 
Von Person war er nicht groß. Der Körper war untersetzt, aber sehr
gut geformt. Besonders schön war seine hohe, gewölbte Stirn, die
durch sehr lebhafte Augen beseelt, den klugen, gewandten, umsichtigen
Mann erraten ließ. Nachdem er seine heißesten Wünsche für das Glück
und den Ruhm seines einzigen Sohnes erfüllt gesehen und den ersten
Enkel seines Namens auf den Armen gewiegt hatte, starb er 1796 im
Alter von 73 Jahren an den Folgen eines vernachlässigten Katarrhs nach
achtmonatlichen Leiden in den Armen seiner Gattin und der ältesten
Tochter, die von Meiningen herbeigeeilt war, um mit der Mutter die
Pflege des Vaters zu teilen, zugleich auch die schwere Zeit des
damaligen Krieges und ansteckender Krankheiten ihnen übertragen zu
helfen.
 
Die Mutter des Dichters, Elisabetha Dorothea Kodweiß, war aus einem
alt-adligen Geschlecht entsprossen, das sich von Kattwitz nannte und
durch unglückliche Zeitumstände Ansehen und Reichtum verloren hatte.
Ihr Vater, der schon den Namen Kodweiß angenommen, war Holzinspektor
zu Marbach. Eine fürchterliche Überschwemmung beraubte ihn dort seines
ganzen Vermögens. Aus Not griff er nun, um seine Familie nicht darben
zu lassen, zu gewerblichen Mitteln, bei welchen er jedoch nichts
vernachlässigte, was die Bildung des Herzens und Geistes seiner Kinder
befördern konnte.
 
Diese edle Frau war groß, schlank und wohlgebaut; ihre Haare waren sehr
blond, beinahe rot; die Augen etwas kränklich. Ihr Gesicht war von
Wohlwollen, Sanftmut und tiefer Empfindung belebt, die breite Stirne
kündigte eine kluge, denkende Frau an. Sie war eine vortreffliche
Gattin und Mutter, die ihre Kinder auf das zärtlichste liebte, sie mit
größter Sorgfalt erzog, besonders aber auf ihre religiöse Bildung,
so früh als es rätlich war, durch Vorlesen und Erklären des Neuen
Testaments einzuwirken suchte.
 
Gute Bücher liebte sie leidenschaftlich, zog aber -- was jede Mutter
tun sollte -- Naturgeschichte, Lebensbeschreibungen berühmter Männer,
passende Gedichte sowie geistliche Lieder allen andern vor. Auf den
Spaziergängen leitete sie die Aufmerksamkeit der zarten Gemüter auf
die Wunder der Schöpfung, die Größe, Güte und Allmacht ihres Urhebers.
Dabei wußte sie ihren Reden so viel Überzeugendes, so viel Gehalt und
Würde einzuflechten, daß es ihnen in späten Jahren noch unvergeßlich
blieb. Ihre häusliche Lage war bei dem geringen Einkommen ihres Gatten
sehr beschränkt, und es erforderte die aufmerksamste Sparsamkeit,
sechs Kinder standesgemäß zu erhalten und sie in allem Notwendigen
unterrichten zu lassen.
 
Die allgemeine Lebensart und Sitte, welche damals in Württemberg
herrschte, erleichterte jedoch eine gute Erziehung um so mehr, als eine
Abweichung von Sparsamkeit, Ordnungsliebe, Rechtschaffenheit sowie der
aufrichtigsten Verehrung Gottes als ein großer Fehler angesehen und
scharf getadelt worden wäre. Die Begriffe von Redlichkeit, Aufopferung,
Uneigennützigkeit suchte man damals jedem Kinde in das Herz zu prägen.
In der Schule wie zu Hause wurde auf die Ausübung dieser Tugenden
ein wachsames Auge gehalten. Die Vorbereitungen zur Ablegung des
Glaubensbekenntnisses waren größtenteils Prüfungen des vergangenen
Lebens sowie eindringende Ermahnungen, daß alles Tun und Lassen Gott
und den Menschen gefällig einzurichten sei.
 
Ein nicht unbedeutender Teil der Bewohner Württembergs, zu welchem
sich aus allen Ständen Mitglieder gesellten, konnte sich aber an
derjenigen Religionsübung, welche in der Kirche gehalten wurde,
nicht begnügen, sondern schloß noch besondere Vereinigungen, um die
innerliche, geistige Ausbildung zu befördern, und den äußern Menschen
der Stimme des Gewissens ganz untertänig zu machen, damit dadurch hier
schon die höchste Ruhe des Gemüts und ein Vorgeschmack dessen erlangt
würde, was das Neue Testament seinen mutigen Bekennern im künftigen
Leben verspricht. Aber es war keine müßige, innere Anschauung, welcher
diese Frommen sich hingaben, sondern sie suchten auch ihre Reden
und Handlungen ebenso tadellos zu zeigen, als es ihre Gedanken und
Empfindungen waren.
 
Konnten auch die weltlicher Gesinnten einer so strengen Übung der
Religion und Selbstbeherrschung sich nicht unterwerfen, so hatten sie
doch nachahmungswürdige Vorbilder unter Augen, vor welchen sie sich
scheuen mußten, die rohe Natur vorwalten zu lassen oder etwas zu tun,
was einen zu scharfen Abstand gegen das Sein und Handeln der Frömmern
gemacht hätte. Für das Allgemeine hatten diese abgeschlossenen, stillen
Gesellschaften die gute Folge, daß der württembergische Volkscharakter
als ein Muster von Treue, Redlichkeit, Fleiß und deutscher Offenheit
gepriesen wurde, und Ausnahmen davon unter die Seltenheiten gezählt
werden durften.
 
In diesem Lande, unter solchen Menschen lebten die Eltern unseres
Dichters, und nach solchen frommen Grundsätzen erzogen sie auch ihre
Kinder. Die Eindrücke dieser tief wirkenden Leitung konnten nie
erlöschen; sie begleiteten die Kinder durch das ganze Leben, ermutigten
in den schwersten Prüfungen die Töchter und sprechen sich mit der
höchsten Wärme in den meisten Werken des Sohnes aus.
 
Auch diese gute, geliebte Mutter erlebte noch den ersehnten Augenblick,
ihren einzigen Sohn und Liebling als glücklichen Gatten und Vater, mit
errungenem Ruhm gekrönt, im Vaterlande selbst umarmen zu können.
 
Ein sanfter Tod entriß sie den Ihrigen im Jahr 1802. Ihre Ehe,
die ersten acht Jahre unfruchtbar, ward endlich durch sechs
Kinder beglückt, von denen gegenwärtig nur noch Dorothea Luise
Schiller, geboren 1766, an den Stadtpfarrer Frankh zu Möckmühl im
Württembergischen verheiratet, und Elisabetha Christophina Friederika
Schiller, geboren 1757, Witwe des verstorbenen Bibliothekars und
Hofrats Reinwald zu Meiningen, am Leben sind. Die jüngste Schwester,
Nannette, geboren 1777, verschied infolge eines ansteckenden
Nervenfiebers, das durch ein auf der Solitüde anwesendes Feldlazarett
verbreitet wurde, in ihrer schönsten Blüte schon im achtzehnten Jahre.
Zwei andere Kinder starben bald nach der Geburt.
 
Dem Bruder an Gestalt, Geist und Gemüt am ähnlichsten ist die edle
Reinwald, zu welchen Eigenschaften sich noch eine Handschrift gesellt,
welche der des Dichters so ähnlich ist, daß man sie davon kaum
unterscheiden kann.
 
Den frommen Gefühlen der Jugend getreu, konnte sie, auch als kinderlose
Witwe, am 16. September 1826 dem Verfasser schreiben: »Aber ich stehe
doch nicht allein, überall umgibt mein Alter der Freundschaft und
Liebe sanftes Band, und Gott schenkt mir in meinem neunundsechzigsten
Lebensjahr noch den völligen Gebrauch meiner Sinne und eine Heiterkeit
der Seele, die gewöhnlich nur die Jugend beglückt. So sehe ich mit
Zufriedenheit meinem Ziel entgegen, das mich in einer bessern Welt mit
den Geliebten, die vorangingen, wieder vereinigt.«
 
Unser Dichter, Johann Christoph Friedrich Schiller, wurde am 10.
November 1759 zu Marbach, einem württembergischen Städtchen am Neckar,
geboren. Obwohl Marbach damals nicht der Wohnort seiner Eltern war, so
hatte sich dennoch seine Mutter dahin begeben, um in ihrem Geburtsort,
in der Mitte von Verwandten und Freunden das Wochenbett zu halten.
 
Über die ersten Kinderjahre Schillers läßt sich mit Zuverlässigkeit
nichts weiter angeben, als daß seine Erziehung mit größter Liebe und
Aufmerksamkeit besorgt wurde, indem er sehr zart und schwächlich schien.
 
Erst von dem Jahr 1765 an werden die Nachrichten bestimmter und
verbürgen, daß der Knabe seinen ersten Unterricht im Lesen, Schreiben,
Lateinischen und Griechischen von dem Pastor Moser mit dessen Söhnen
zugleich in Lorch, einem schwäbischen Grenzstädtchen, erhielt, wohin
sein Vater, wie oben erwähnt, als Werboffizier versetzt ward.
   

댓글 없음: