2015년 10월 18일 일요일

Schillers Flucht von Stuttgart 7

Schillers Flucht von Stuttgart 7


Ich habe schriftliche, mündliche und gedruckte Rezensionen zu
benutzen gesucht. Man hat mehr von mir gefordert als ich leisten
konnte, denn nur dem Verfasser eines Stücks, zumal wenn er selbst
noch Verbesserer wird, zeigt sich das ~non plus ultra~ vollkommen.
Die Verbesserungen sind wichtig, verschiedene Szenen ganz neu, und
meiner Meinung nach, das ganze Stück wert -- -- -- -- -- -- -- -- --
 
Franz ist der Menschheit etwas nähergebracht, aber der Weg dazu
ist etwas seltsam. Eine Szene, wie seine Verurteilung im fünften
Akt, ist meines Wissens auf keinem Schauplatz erlebt, ebensowenig
als Amaliens Aufopferung durch ihren Geliebten. Die Katastrophe
des Stücks deucht mir nun die Krone desselben zu sein. Moor spielt
seine Rolle ganz aus, und ich wette, daß man ihn nicht in dem
Augenblick vergessen wird, als der Vorhang der Bühne gefallen ist.
Wenn das Stück zu groß sein sollte, so steht es in der Willkür
des Theaters, Räsonnements abzukürzen, oder hie und da etwas
unbeschadet des ganzen Eindrucks hinweg zu tun. Aber dawider
protestiere ich höflich, daß beim Drucken etwas hinweggelassen
wird; denn ich hatte meine guten Gründe zu allem, was ich stehen
ließ, und soweit geht meine Nachgiebigkeit gegen die Bühne nicht,
daß ich Lücken lasse und Charaktere der Menschheit für die
Bequemlichkeit der Spieler verstümmle.« -- -- -- -- -- -- -- -- --
 
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
 
+Fr. Schiller+, ~R. Medicus~.
 
Es würde die vorgesteckten Grenzen dieser Schrift überschreiten, wenn
auch die folgenden Briefe, welche die Einwürfe des Freiherrn von
Dalberg widerlegen sollten, hier angeführt würden. Nur so viel sei noch
hierüber gesagt, daß, so sehr auch Schiller den Zug in dem Charakter
Karl Moors, die Geliebte mit seiner Hand zu töten, als wesentlich zur
ganzen Rolle, ja als eine positive Schönheit derselben betrachtete,
sein Gegner davon nicht abzubringen war, daß Amalie sich selbst mit
dem Dolch erstechen müsse. Der andere Punkt, die Räuber in die Zeiten
Maximilians des Ersten zu versetzen und in altdeutscher Kleidung
spielen zu lassen, machte der theatralischen Wirkung gar keinen
Eintrag, indem die Handlung zu sehr hinriß, um Vergleichungen zwischen
der Sprache und dem Kostüm anstellen zu können, und damals nur äußerst
wenige der Kritik, sondern nur des Eindrucks wegen, den das Gesehene
bei ihnen zurücklassen sollte, das Schauspiel besuchten.
 
Mit welcher Unruhe Schiller den Nachrichten aus Mannheim entgegensah,
und in welcher Spannung er die Zeit zubrachte, welche zu den
Vorbereitungen, den Proben erforderlich war, mag wohl nur der am
richtigsten beurteilen, der als Dichter oder Tonkünstler sich zum
erstenmal in gleichem Fall befindet. Er selbst sagt hierüber in einem
der folgenden Briefe: »Auf meinen Räuber Moor bin ich im höchsten Grad
begierig, und von Herrn Böck, der ihn ja vorstellen soll, höre ich
nichts als Gutes. Ich freue mich wirklich darauf wie ein Kind.« Ferner:
»Ich glaube meine ganze dramatische Welt wird dabei aufwachen, und im
ganzen einen größern Schwung geben; denn es ist das erste Mal in meinem
Leben, daß ich etwas mehr als Mittelmäßiges hören werde.«
 
Endlich kam auch der so heftig gewünschte und ersehnte Tag heran, wo
er seinen verlornen Sohn, wie er anfangs die Räuber benennen wollte,
in der Mitte Januars 1782 auf dem Theater in Mannheim darstellen
sah. Aus der ganzen Umgegend, von Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt,
Mainz, Worms, Speyer etc. waren die Leute zu Roß und zu Wagen
herbeigeströmt, um dieses berüchtigte Stück, das eine außerordentliche
Publizität erlangt hatte, von Künstlern aufführen zu sehen, die auch
unbedeutende Rollen mit täuschender Wahrheit gaben und nun hier um
so stärker wirken konnten, je gedrängter die Sprache, je neuer die
Ausdrücke, je ungeheuerer und schrecklicher die Gegenstände waren,
welche dem Zuschauer vorgeführt werden sollten. Der kleine Raum des
Hauses nötigte diejenigen, welchen nicht das Glück zu teil wurde, eine
Loge zu erhalten, ihre Sitze schon mittags um ein Uhr zu suchen und
geduldig zu warten, bis um fünf Uhr endlich der Vorhang aufrollte.
Um die Veränderung der Kulissen leichter zu bewerkstelligen, machte
man aus fünf Akten deren sechs, welche von fünf Uhr bis nach zehn Uhr
dauerten. Die ersten drei Akte machten die Wirkung nicht, die man im
Lesen davon erwartete; aber die letzten drei enthielten alles, um auch
die gespanntesten Forderungen zu befriedigen.
 
Vier der besten Schauspieler, welche Deutschland damals hatte, wendeten
alles an, was Kunst und Begeisterung darbieten, um die Dichtung auf
das vollkommenste und lebendigste darzustellen. Böck als Karl Moor
war vortrefflich, was Deklamation, Wärme des Gefühls und den Ausdruck
überhaupt betraf. Nur seine kleine, untersetzte Figur störte anfangs,
bis der Zuschauer von dem Feuer des Spiels fortgerissen, auch diese
vergaß. Beil als Schweizer ließ nichts zu wünschen übrig; so wie auch
Kosinsky durch die passende Persönlichkeit des Herrn Beck sehr gewann.
Durch die Art aber wie Iffland die Rolle des Franz Moor nicht nur
durchgedacht, sondern dergestalt in sich aufgenommen hatte, daß sie mit
seiner Person eins und dasselbe schien, ragte er über alle hinaus und
brachte eine nicht zu beschreibende Wirkung hervor, indem keine seiner
Rollen, welche er früher und dann auch später gab, ihm die Gelegenheit
verschaffen konnte, das Gemüt bis in seine innersten Tiefen so zu
erschüttern, wie es bei der Darstellung des Franz Moor möglich war.
Zermalmend für den Zuschauer war besonders die Szene, in welcher er
seinen Traum von dem Jüngsten Gericht erzählte, mit aller Seelenangst
die Worte ausrief: »Richtet einer über den Sternen? Nein! Nein!« und
bei dem zitternd und nur halblaut gesprochenen, in sich gepreßten
Worte: Ja! Ja! -- die Lampe in der Hand, welche sein geisterbleiches
Gesicht erleuchtete -- zusammensank. Damals war Iffland 26 Jahre alt,
von Körper sehr schmächtig, im Gesicht etwas blaß und mager. Dieser
Jugend ungeachtet, war sein Spiel auch in den kleinsten Schattierungen
so durchgeführt, daß es ein nicht zu vertilgendes Bild in jedem Auge,
das ihn sah, zurückließ.
 
Welche Wirkung die Vorstellung der Räuber auf den Dichter derselben
hervorbrachte, davon haben wir noch ein Zeugnis in dem Brief an Baron
Dalberg vom 17. Jänner 1782, wo er schreibt: »Beobachtet habe ich sehr
vieles, sehr vieles gelernt, und ich glaube, wenn Deutschland einst
einen dramatischen Dichter in mir findet, so muß ich die Epoche von der
vorigen Woche zählen etc.«
 
Daß auch ihn selbst das Spiel von Iffland überraschte, bezeugte er
in demselben Briefe mit Folgendem: »Dieses einzige gestehe ich, daß
die Rolle Franzens, die ich als die schwerste erkenne, als solche
über meine Erwartung (welche nicht gering war) vortrefflich gelang.«
Schiller hatte sich, ohne Urlaub von seinem Regimentschef zu nehmen,
aus Stuttgart entfernt, um sein Schauspiel zu sehen; es wußten daher
auch nur einige um seine Abwesenheit und sie blieb für diesmal
verborgen. Aber die Heiterkeit, welche vor der Abreise sein ganzes
Wesen beseelt hatte, war nach seiner Rückkehr fast ganz verschwunden;
denn so heftig er die Stunden des schöpferischen Genusses herbei
gewünscht hatte, so mißvergnügt war er nun, daß er seine medizinischen
Amtsgeschäfte wieder vornehmen und sich der militärischen Ordnung
fügen mußte, da ihm jetzt nicht nur der Ausspruch der Kenner, der
stürmische Beifall des Publikums, sondern hauptsächlich sein eignes
Urteil die Überzeugung verschafft hatte, daß er zum Dichter, besonders
aber zum Schauspieldichter geboren sei, und daß er hierin eine Stufe
erreichen könne, die noch keiner seiner Nation vor ihm erstiegen. Jede
Beschäftigung, die er nun unternehmen mußte, machte ihn mißmutig, und
er achtete die Zeit, die er darauf verwenden mußte, als verschwendet.
Es bedurfte wirklich auch einiger Wochen, bis sein aufgeregtes Gemüt
sich wieder in die vorigen Verhältnisse finden konnte, und als er etwas
ruhiger geworden war, brütete seine Einbildungskraft sogleich wieder
über neuen Sujets, die als Schauspiele bearbeitet werden könnten.
 
Unter mehreren, die aufgenommen und wieder verworfen wurden,
blieben Konradin von Schwaben und die Verschwörung des Fiesco zu
Genua diejenigen, welche ihm am meisten zusagten. Endlich wählte
er letzteres, und zwar nicht allein wegen des Ausspruchs von J. J.
Rousseau, daß der Charakter des Fiesco einer der merkwürdigsten sei,
welche die Geschichte aufzuweisen habe; sondern auch, weil er bei
dem Durchdenken des Planes fand, daß diese Handlung der meisten und
wirksamsten Verwicklungen fähig sei. Sobald sein Entschluß hierüber
fest stand, machte er sich mit allem, was auf Italien, die damalige
Zeit sowie auf den Ort, wo sein Held handeln sollte, Beziehung hatte,
mit größter Emsigkeit bekannt, besuchte fleißig die Bibliothek, las und
notierte alles, was dahin einschlug, und als er endlich den Plan im
Gedächtnis gänzlich entworfen hatte, schrieb er den Inhalt der Akte und
Auftritte in derselben Ordnung, wie sie folgen sollten, aber so kurz
und trocken nieder, als ob es eine Anleitung für den Kulissendirektor
werden sollte. Nach Lust und Laune arbeitete er dann die einzelnen
Auftritte und Monologe aus, zu deren Mitteilung und Besprechung ihm
aber ein Freund, von dessen Empfänglichkeit und warmer Teilnahme er
die Überzeugung hatte, um so mehr unentbehrlich war, da er auch bei
seinen kleinern Gedichten es sehr liebte solche vorzulesen, um das
dichterische Vergnügen doppelt zu genießen, wenn er seine Gedanken und
Empfindungen im Zuhörer sich abspiegeln sah.
 
Diese angenehmen Beschäftigungen, welche den edlen Jüngling für alles
schadlos hielten, was er an Freiheit oder sonstigem Lebensgenuß
entbehren mußte, wurden aber auf eine sehr niederschlagende Art
durch etwas gestört, was wohl als die erste Veranlassung zu dem
unregelmäßigen Austritt Schillers aus des Herzogs Diensten angesehen
werden kann. Die Sache war folgende: In den beiden ersten Ausgaben der
Räuber, in der dritten Szene des zweiten Aktes, befindet sich eine Rede
des Spiegelberg, welche einen Bezug auf Graubünden hat, und die einen
Bündner so sehr aufreizte, daß er eine Verteidigung seines Vaterlandes
in den Hamburger Korrespondenten einrücken ließ. Wahrscheinlich wäre
diese Protestation ohne alle Folgen geblieben, wenn nicht die Zeitung
als eine Anklage gegen Schiller dem Herzog vor Augen gelegt worden
wäre. Dieser war um so mehr über diese öffentliche Rüge aufgebracht,
indem derjenige, gegen den sie gerichtet worden, nicht nur in seinen
Diensten stand, sondern auch einer der ausgezeichnetsten Zöglinge
seiner mit so vieler Mühe und Aufmerksamkeit gepflegten Akademie war.
Er erließ daher an Schiller sogleich die Weisung, sich zu verteidigen,
sowie den Befehl, alles weitere in Druckgeben seiner Schriften, wenn es
nicht medizinische wären, zu unterlassen und sich aller Verbindung mit
dem Ausland zu enthalten.
 
Schiller beantwortete die Anklage damit, daß er die mißfällige Rede
nicht als eine Behauptung aufgestellt, sondern als einen unbedeutenden
Ausdruck einem Räuber, und zwar dem schlechtesten von allen, in den

댓글 없음: