2015년 7월 22일 수요일

A German Reader with Practical Exercises 2

A German Reader with Practical Exercises 2


Ährenlese.
 
 
Die Fliege, die in die Schule ging.
 
An einem heißen Sommertage flog eine neugierige Fliege durch das offene
Fenster in die Schulstube. Da hörte sie die Kinder das schöne Lied
singen:
 
»Summ, summ, summ,
Die Esel sind recht dumm.«
 
Sie lernte es auch bald und dachte bei sich: »Nun habe ich viel gelernt
und kann mehr als alle meine Verwandten. Jetzt will ich in die weite
Welt ziehen und den Tieren Gesangstunden geben.«
 
Sie flog hinaus auf die Wiese, wo ein alter Esel weidete. Sogleich
dachte sie: »Das kommt mir wie gewünscht«, setzte sich auf den Rücken
des Esels und begann zu singen. »Was singst du da?« fragte der Esel.
 
»Summ, summ, summ,
Die Esel sind recht dumm.«
 
»Das klingt hübsch«, sagte der Esel. »Ich denke, daß ich es jetzt auch
kann, und weil du mich das schöne Lied gelehrt hast, so will ich dir
zeigen, wie du viel schneller fliegen kannst als jetzt. Setze dich
auf die Spitze meines Schwanzes!« Das tat die Fliege, und sogleich
schleuderte sie der Esel so hoch in die Luft, daß sie sich beinahe den
Hals brach. »Der undankbare Kerl!« brummte die Fliege. »Ich glaube, er
wollte mich umbringen.«
 
Nun kam sie an einen Bach und setzte sich auf einen Grashalm am Ufer.
Ein Fisch schwamm heran, und als sie ihn erblickte, begann sie zu
singen:
 
»Summ, summ, summ,
Die Fische -- die sind stumm.«
 
Da spritzte der Fisch so viel Wasser auf die Fliege, daß sie beinahe
ertrank und nur mit Mühe weiterfliegen konnte.
 
Gegen Abend begegnete sie einer Ente und begann zu singen:
 
»Summ, summ, summ,
Die Enten gehen krumm.«
 
Da sagte die Ente: »Ei, das klingt recht hübsch, nur verstehe ich es
nicht recht, denn ich bin ein wenig taub. Komm näher und sing das Lied
noch einmal, damit ich es auch lerne!« Die Fliege flog heran, setzte
sich vor die Ente und begann zu singen:
 
»Summ, summ, summ,
Die Enten gehen krumm.«
 
Da, auf einmal -- klaps! Die Ente hatte die gelehrte Fliege
verschluckt.
 
 
Der Fuchs und der Krebs.
 
Eines Tages kam der Fuchs auf eine Wiese und sah, wie ein Krebs[1]
langsam durch das grüne Gras kroch.
 
»Wie schnell du läufst!« sagte er spöttisch. »Ich sehe, du gehst noch
besser rückwärts als vorwärts. Wann gedenkst du über die Wiese zu
kommen?«
 
Der Krebs aber merkte wohl, daß der Fuchs ihn nur verspotten wollte.
Deshalb antwortete er: »Ich sehe, daß du meine Natur nicht kennst. Ich
wette zehn Mark, daß ich schneller laufe als du.«
 
»Gewiß,« sagte der Fuchs, »die Wette gefällt mir. Wollen wir von
Hamburg nach Bremen laufen, oder von Berlin nach Leipzig?«
 
»O nein,« sprach der Krebs, »das wäre uns beiden zu weit. Laß uns eine
gute Meile laufen, das ist genug, und ich gebe dir auch noch einen
Vorsprung von der ganzen Länge deines eigenen Körpers, vom Kopf bis zum
Schwanz. Was sagst du dazu?«
 
»Das gefällt mir noch besser!« sagte der Fuchs und lächelte wieder
spöttisch. »Sage also, wie wir’s am besten machen!«
 
»Die Sache ist sehr einfach«, antwortete der schlaue Krebs. »Du trittst
vor mich, und ich trete hinter dich, so daß deine Hinterfüße meinen
Kopf berühren, dann ist es genau deine Körperlänge. Und wenn ich dann
rufe: ‚Los!‘, so beginnt der Wettlauf. Du sollst aber sehen, daß ich
dennoch eher ankomme als du.«
 
Nun drehte sich der Fuchs um, bis er ganz dicht vor dem Krebs stand.
Dieser aber faßte mit seinen Scheren den buschigen Schwanz des Fuchses,
und als er merkte, daß der Fuchs es gar nicht fühlte, rief er laut:
»Los!«
 
Da lief der Fuchs so schnell, wie er in seinem ganzen Leben noch nicht
gelaufen war. Endlich kam er ans Ziel, drehte sich rasch um und rief:
»Wo ist nun der dumme Krebs? Wo bist du, Krebslein? Hahaha!«
 
Der Krebs aber, der dem Ziele jetzt näher stand als der Fuchs,
antwortete ruhig: »Hier! Wie langsam du läufst! Ich warte hier schon
eine ganze Weile auf dich!«
 
Da erschrak der Fuchs und sprach: »Dir muß der Kuckuck geholfen haben!«
Dann zahlte er seine Wette, nahm den Schwanz zwischen die Beine und
ging beschämt davon.
 
/Ludwig Bechstein./
 
[Fußnote 1: Nach dem Volksglauben zeigt der Krebs, wenn er auf das
Land geht, Regen an.]
 
 
 
 
Gevatter Tod.
 
Es lebte einmal ein sehr armer Mann, der hieß Klaus. Dem hatte Gott
großen Reichtum beschert, der ihm große Sorge machte, nämlich zwölf
Kinder, und es dauerte nicht lange, da kam das dreizehnte dazu. Da
wußte der arme Mann nicht, wo er einen Paten finden sollte, denn alle
seine Verwandten und Freunde hatten ihm schon Kinder aus der Taufe
gehoben. Also beschloß er, sich an den ersten besten Fremden zu wenden,
den er auf der Landstraße träfe.
 
Nun war der erste, den er traf, ein freundlicher Mann von stattlicher
Gestalt, nicht jung und nicht alt, und es schien dem Armen, als ob sich
vor diesem Mann alle Bäume und Blumen und Grashalme tief verneigten. Da
glaubte er, das müsse der liebe Gott selber sein, nahm schnell seine
Mütze ab, faltete die Hände und betete ein Vaterunser. Und es war auch
der liebe Gott, der wußte schon, was Klaus wollte, und sprach: »Du
suchst einen Paten für dein Kindlein! Wohlan, ich will es dir aus der
Taufe heben.«
 
»Du bist allzu gütig, o Herr,« antwortete Klaus, »aber ich danke dir.
Du gibst denen, welche haben, dem einen Güter, dem andern Kinder, und
so fehlt es oft beiden am Besten: der Reiche hat vollauf zu essen, und
der Arme hungert.« Da wandte sich der Herr und ward nicht mehr gesehen.
 
Klaus ging eine Strecke weiter, und bald kam ein Kerl auf ihn zu, der
sah nicht nur aus wie der Teufel, sondern war es auch und fragte Klaus,
wen er suche. »Einen Paten für mein Kindlein«, war die Antwort. »Ei,«
sagte jener, »so nimm mich, ich will es reich machen.« »Wer bist du
denn?« fragte Klaus. »Ich bin der Teufel.« »Der Teufel!« rief Klaus
und maß den Kerl vom Horn bis zum Pferdefuß, »dich mag ich nicht zum
Gevatter. Geh heim zu deiner Großmutter! Gott sei bei uns!«
 
Da wandte sich der Teufel und ging fort, indem er gegen den Armen ein
abscheuliches Gesicht machte und die Luft mit Schwefelgestank erfüllte.
 
Hierauf begegnete dem Kindesvater wiederum ein Mann, der war so dünn
und dürr wie eine Bohnenstange und klapperte beim Gehen. Der fragte
auch: »Wen suchst du?« und bot sich zum Paten des Kindes an. »Wer bist
du?« fragte Klaus wieder. »Ich bin der Tod«, sprach jener mit heiserer
Stimme. Da war Klaus zu Tode erschrocken, doch dachte er, bei dem wäre
sein Söhnchen vielleicht am besten aufgehoben, und sagte: »Du bist der
Rechte. Arm oder reich, du machst alle gleich. Komm nur zu rechter
Zeit, am Sonntag soll die Taufe sein.« Und am Sonntag kam richtig der
Tod und ward Taufpate des Kleinen, und der Junge wuchs fröhlich heran.
 
Als er nun in die Jahre kam, wo er etwas erlernen sollte, damit er
künftig sein Brot verdiene, erschien der Pate und nahm ihn mit sich in
einen finsteren Wald. Da standen allerlei Kräuter, und der Tod sprach:
»Jetzt sollst du als Patengeschenk das rechte, wahre Heilkraut von mir
empfangen, und dadurch sollst du ein Doktor über alle Doktoren werden.
Doch merke wohl, was ich dir sage! Wenn man dich zu einem Kranken
ruft, wirst du allemal meine Gestalt erblicken. Stehe ich zu Häupten
des Kranken, so darfst du versichern, daß du ihn wieder gesund machen
kannst. Wenn er aber ins Gras beißen muß, so stehe ich zu des Kranken
Füßen. Dann sage nur: ‚Hier kann kein Arzt der Welt helfen, und ich
auch nicht‘! Aber brauche ja nicht das Heilkraut gegen meinen Willen,
sonst ergeht es dir übel!« Damit ging der Tod seines Weges, und der
junge Mensch begann seine Wanderschaft.
 
Es dauerte nicht lange, so wurde er berühmt. Man sagte, er sei der
größte Arzt auf Erden, denn sobald er die Kranken nur ansehe, wisse er,
ob sie leben oder sterben würden. Und so war es in der Tat.
 
Nun geschah es, daß der Wunderarzt in ein Land kam, dessen König schwer
krank lag. Die Hofärzte hatten alle Hoffnung aufgegeben. Weil aber
Könige nicht lieber sterben als andere Menschen, so hoffte der kranke
König dennoch, der Wunderdoktor werde ihn wieder gesund machen. Er ließ
ihn also rufen und versprach ihm großen Lohn. Der König hatte aber eine
Tochter, die war so schön und so gut wie ein Engel.
 
Als der Arzt in das Schlafzimmer des Königs trat, sah er zwei Gestalten
an dessen Lager stehen, zu Häupten die schöne, weinende Königstochter,
zu Füßen den kalten Tod. Und die Königstochter bat ihn gar rührend,
den geliebten Vater zu retten, aber die Gestalt des finsteren Paten
wollte nicht von der Stelle weichen. Da sann der Doktor auf eine List.
Er ließ die Diener das Bett des Königs schnell umdrehen und gab ihm
geschwind einen Tropfen von dem Heilkraut, so daß der Tod betrogen
war und der König gerettet. Der Tod aber verließ das Zimmer, indem er
drohend den langen, knöchernen Zeigefinger gegen seinen Paten erhob.

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