2015년 7월 22일 수요일

A German Reader with Practical Exercises 3

A German Reader with Practical Exercises 3


Dieser hatte aber die reizende Prinzessin liebgewonnen, und auch
sie schenkte ihm ihr Herz aus inniger Dankbarkeit. Aber bald darauf
erkrankte sie schwer, und der König versprach, wer sie gesund mache,
der solle sie zur Frau haben und nach ihm König werden. Da eilte
der Jüngling zu der Kranken, sah aber zu ihren Füßen stehen -- den
Tod. Noch einmal übte er dieselbe List wie bei dem König, so daß die
Prinzessin wiederauflebte und ihn dankbar anlächelte.
 
Aber der Tod warf einen tödlichen Haß auf den Jüngling, faßte ihn
mit eiserner, eiskalter Hand und führte ihn hinweg in eine weite,
unterirdische Höhle. In dieser brannten viel taufend Kerzen, große und
kleine. Einige hatten gerade angefangen zu brennen, andere wollten
schon ausgehen.
 
»Sieh nun,« sprach der Tod zu seinem Paten, »hier brennt eines jeden
Menschen Lebenslicht. Die ganz großen sind die Kinder, die halbgroßen
die Leute, welche in den besten Jahren stehen, und die kleinen die
Alten; aber auch das Licht eines Kindes brennt oft früh aus.«
 
»Zeige mir doch meines!« bat der Arzt den Tod, und dieser zeigte auf
ein ganz kleines Stümpfchen, welches schon auszugehen drohte. »Ach,
liebster Pate, erneuere es mir doch, damit ich meine schöne Braut,
die Königstochter, heiraten und König werden kann!« »Das geht nicht«,
versetzte der Tod kalt. »Erst muß ein Licht ganz ausbrennen, ehe ein
neues angesteckt wird.«
 
»Dann setze doch gleich das alte auf ein neues!« bat der Jüngling.
»Wohlan, das will ich tun«, erwiderte der Tod, nahm ein langes Licht
und tat, als ob er ihm das Stümpfchen aufstecken wollte. Dabei aber
stieß er mit Willen das kleine um, so daß es ausging. In demselben
Augenblick fiel der Arzt um und war tot.
 
Wider den Tod ist nämlich kein Kraut gewachsen.
 
/Ludwig Bechstein./
 
 
Der Schmied von Jüterbog.
 
Im Städtchen Jüterbog hat einmal ein Schmied namens Peter gelebt, von
dem erzählen die Alten den Jungen noch heutzutage ein seltsames Märchen.
 
Dieser Schmied hatte nämlich als junger Bursche einen sehr strengen
Vater und hielt Gottes Gebote treulich. Er machte große Reisen und
erlebte viele Abenteuer. Dabei war er in seinem Handwerk ungemein
tüchtig und geschickt. Unter anderm besaß er eine Salbe, welche jeden
Harnisch undurchdringlich machte, der damit bestrichen wurde. Im Heere
Kaiser Friedrichs des Rotbarts wurde er oberster Rüstmeister und
machte dessen Kriegszüge nach Italien und dem Morgenlande mit. Aber
nach des Kaisers Tode kehrte er mit großem Reichtum in die Heimat
zurück, wo er erst gute Tage, nachher aber auch böse erlebte und über
hundert Jahre alt wurde.
 
Nun saß Schmied Peter eines schönen Tages in seinem Garten unter einem
alten Birnbaum, da ritt ein graues Männlein auf einem Esel zu ihm
heran; das war sein Schutzgeist, der ihm schon viel Gutes erwiesen
hatte. Das Männlein herbergte daher auch bei dem Schmied und ließ
ihn seinen Esel beschlagen, was dieser gern tat, ohne Lohn dafür zu
fordern. Als die Arbeit fertig war, sagte das Männlein: »Nun darfst du
drei Wünsche tun, Peter; vergiß aber das Beste nicht!«
 
Da wünschte sich der Schmied folgendes: »Erstens, weil mir die Diebe
so oft meine Birnen stehlen, so soll fortan keiner, der auf den Baum
steigt, ohne meinen Willen wieder heruntersteigen können; und zweitens,
weil ich auch öfters in meiner Stube bestohlen worden bin, so soll
niemand ohne meinen Willen in die Stube kommen können, außer durchs
Schlüsselloch.«
 
Bei jedem dieser törichten Wünsche warnte das Männchen: »Peter, Peter,
vergiß ja das Beste nicht!« Da tat der Schmied den letzten Wunsch:
»Drittens, das Beste ist ein guter Schnaps; also wünsche ich, daß meine
Flasche niemals leer werde!«
 
»Deine Wünsche sind gewährt«, sprach das Männchen, strich im Weggehen
mit der Hand über einige Stangen Eisen, die in der Schmiede lagen,
setzte sich auf seinen Esel und ritt weiter.
 
Das Eisen war aber in blankes Silber verwandelt. Nun war der arme
Schmied wieder reich und lebte fort und fort bei guter Gesundheit, denn
der Trank in der Flasche war, ohne daß er es wußte, ein Lebenselixier.
 
Endlich klopfte der Tod an seine Tür, der ihn so lange verschont hatte.
Peter war scheinbar auch bereit, mit ihm zu gehen, bat ihn aber erst um
eine kleine Gunst. »Sei doch so gut,« sagte er zu dem Tod, »und hole
mir ein paar Birnen von dem Baum! Ich selber bin zu alt und schwach
hinaufzusteigen.«
 
Der Tod stieg auf den Baum, und der Schmied sprach: »Bleib oben!«, denn
er wollte gern noch länger leben. Der Tod fraß alle Birnen vom Baum,
dann mußte er fasten, und vor Hunger verzehrte er sich selbst mit Haut
und Haar. Daher kommt es auch, daß er jetzt nur noch ein scheußliches,
dürres Gerippe ist.
 
Auf Erden aber starb niemand mehr, weder Mensch noch Tier. Darüber
entstand viel Unheil, und endlich ging der Schmied zu dem dürren,
klappernden Tod und machte mit ihm aus, daß er ihn fortan in Ruhe
lassen solle. Dann ließ er ihn laufen.
 
Wütend floh der Tod von dannen und begann wieder sein Werk unter
Menschen und Tieren. Weil er sich jedoch an dem Schmied nicht rächen
konnte, bat er den Teufel, daß dieser ihn hole. Aber der Schmied roch
den Schwefel schon, ehe der Teufel ankam, schloß seine Stubentür zu und
hielt mit seinen Gesellen einen ledernen Sack vor das Schlüsselloch.
Wie nun der Teufel hindurch war, banden sie den Sack schnell zu, trugen
ihn zum Amboß und hämmerten ganz unbarmherzig mit den schwersten
Hämmern auf den Teufel los, so daß ihm Hören und Sehen verging. Sobald
er ein wenig zu sich kam, mußte er versprechen, nie wiederzukommen;
dann ließen sie ihn los.
 
Darauf lebte der Schmied von Jüterbog noch lange Zeit in Ruhe und
Frieden, bis alle seine Freunde und Bekannten gestorben waren und er
selbst des Erdenlebens müde wurde.
 
Er machte sich deshalb auf den Weg nach dem Himmel und klopfte ganz
bescheiden ans Tor. Da schaute der heilige Petrus heraus, und Peter der
Schmied erkannte in ihm seinen Schutzgeist, der ihn oft aus Not und
Gefahr errettet und ihm zuletzt die drei Wünsche gewährt hatte. Jetzt
aber sprach Petrus zu ihm: »Hebe dich weg von hier, der Himmel bleibt
dir verschlossen; du hast das Beste zu wünschen vergessen, nämlich die
ewige Seligkeit!«
 
Da wandte sich Peter und gedachte, sein Heil in der Hölle zu versuchen,
und fand auch bald den breiten Weg dahin. Wie aber der Teufel hörte,
daß der Schmied von Jüterbog da sei, schlug er ihm das Höllentor vor
der Nase zu und rief alle seine Gesellen zur Verteidigung gegen ihn
herbei.
 
[Illustration: /Der Schmied von Jüterbog./]
 
Da nun der Schmied weder im Himmel noch in der Hölle Zuflucht fand und
es ihm auf Erden gar nicht mehr gefallen wollte, so stieg er in den
Kyffhäuserberg hinab zu Kaiser Friedrich, dessen Rüstmeister er einst
gewesen war. Der Kaiser freute sich ungemein, einen so treuen Diener
wiederzusehen, und fragte ihn sogleich, ob die alten Raben noch um
den Berg flögen. Und als Peter das bejahte, seufzte der Rotbart. Der
Schmied aber blieb bei dem Kaiser im Berge, wo er dessen Lieblingspferd
und auch die Pferde der Prinzessinnen beschlägt, bis einst die Raben
nicht mehr um den Berg fliegen und die Stuude der Erlösung schlägt.
Das wird geschehen, so glaubt das Volk, wenn anf dem Ratsfelde beim
Kyffhäuser ein dürrer, abgestorbener Birnbaum wieder zu grünen und
blühen beginnt. Dann tritt der Kaiser mit all seinem Gefolge hervor,
schlägt die große Befreiungsschlacht und hängt seinen Schild an den
grünen Baum. Hierauf begibt er sich mit all den Seinen zur ewigen Ruhe.
 
/Ludwig Bechstein./
 
 
Ein Traum.
 
In Ostfriesland herrschte nach dem Siebenjährigen Kriege große Not
unter dem Volk. Die Franzosen hatten den Einwohnern alles genommen,
was sie vorfanden, und Überschwemmungen hatten dem Lande viel Schaden
getan.
 
Nun wohnte dort zu jener Zeit, und zwar nicht weit von der
holländischen Grenze, ein armer Mann mit seiner Frau in einer kleinen
Lehmhütte. Beide waren fleißig und sparsam. Als aber die kalten
Wintertage kamen, stieg ihre Not aufs höchste.
 
Da hatte der Mann eines Morgens einen seltsamen Traum gehabt und sagte
zu seiner Frau: »Ich gehe heute nach Emden. Mir hat nämlich geträumt,
daß ich da auf der Brücke vor dem Rathaus mein Glück machen werde. Was
sagst du dazu?«
 
»Träume sind Schäume,« antwortete die Frau, »aber du kannst es ja
versuchen. Vielleicht findest du dort Arbeit, wenn du auch nicht reich
wirst.«
 
Der Mann zog also feinen wärmsten Rock an und ging nach Emden, wo er
zeitig auf der Rathausbrücke anlangte. Es war ein bitterkalter Tag, und
niemand kümmerte sich um ihn, wie er da von Morgen bis Abend auf und
ab ging. Schon wollte die Sonne sinken, und mit ihr seine Hoffnung, da
trat ein Ratsherr an ihn heran nnd sagte: »Lieber Mann, ich sehe, Ihr
geht hier den ganzen Tag auf der Brücke hin und her und haltet Euch
selbst und den Weg warm. Erwartet Ihr jemand?«
 
»Ja und nein«, antwortete der Mann und erzählte dem Ratsherrn seinen
Traum.
 
»Träume sind Schäume!« sprach dieser. »Wer das nicht glaubt und sein
Bett verkauft, der liegt bald nackt und kalt im Stroh. Ich hatte einmal
einen ähnlichen Traum. ‚Du mußt‘, so träumte mir, ‚über die Ems gehen
und dich so und so wenden, erst rechts, dann links. Dann kommst du an
einen Kreuzweg; an dem Kreuzweg steht ein Häuschen, vor dem Häuschen
steht ein Birnbaum, und unter dem Birnbaum liegt ein Schatz begraben.‘
Aber meint Ihr, daß ich daran glaubte? ‚Träume sind Schäume‘, sagte ich mir und dachte nicht weiter daran.«

댓글 없음: