2015년 7월 22일 수요일

A German Reader with Practical Exercises 11

A German Reader with Practical Exercises 11


Nur immer herein!« erwiderte die Ameise. »Es ist mir lieb, daß ich
Gesellschaft bekomme.«
 
»Ich habe heute«, sagte die Grille, »im Heidekrug zur Kirmes
aufgespielt. Es ist ein bißchen spät geworden, und nun freue ich
mich, daß ich hier die Nacht bleiben kann, denn das Wetter ist ja
schrecklich, und wer weiß, ob ich noch ein Wirtshaus offen finde.«
 
Also trat das Grillchen ein, hing sein Violinchen auf und setzte sich
zu der Ameise. Noch nicht lange saßen sie da, so sahen sie in der Ferne
ein Lichtchen schimmern. Wie es näher kam, erkannten sie es als ein
Laternchen, das ein Johanniswürmchen in der Hand trug.
 
»Ich bitt’ euch,« sagte das Johanniswürmchen höflich grüßend, »laßt
mich die Nacht hier bleiben! Ich wollte eigentlich nach Moosbach zu
meinem Vetter, habe mich aber im Walde verirrt und weiß weder aus noch
ein.«
 
»Nur immer zu!« sagten die beiden. »Es ist recht gut für uns, daß wir
Beleuchtung bekommen.« Gern folgte das Johanniswürmchen der Einladung
und stellte sein Laternchen auf den Tisch.
 
Der Schein des Lichts führte ihnen bald einen Wanderer zu, der ziemlich
ungeschickt über Laub und Moos herangestolpert kam. Es war ein Käfer
von der großen Art. Ohne »Guten Abend« zu sagen, trat er ein.
 
»Aha!« rief er, »so bin ich doch recht gegangen, und dies ist die
Zimmergesellenherberge.« Mit diesen Worten setzte er sich, holte seinen
Schnappsack hervor und begann sein Abendbrot zu verzehren. »Ja, ja,«
sagte er, »wenn man den ganzen Tag über Holz gebohrt hat, dann schmeckt
das Essen!« Als er fertig war, stopfte er sich seine Pfeife, ließ
sich vom Johanniswürmchen Feuer geben, zündete an und fing an, ganz
gemütlich zu rauchen.
 
Unterdessen war es draußen ganz dunkel geworden und das Wetter
schlimmer als vorher, da traf zur allgemeinen Verwunderung noch ein
später Gast ein. Schon seit längerer Zeit hörte man in der Ferne ein
eigentümliches Schnaufen; dies kam langsam näher und näher, und endlich
erschien unter dem Pilz eine Schnecke, die ganz außer Atem war.
 
»Das nenne ich laufen!« rief sie. »Wie bin ich gejagt! Ordentlich
das Seitenstechen hab’ ich bekommen. Ich will nur gleich bemerken,
daß ich im nächsten Dorfe eine Bestellung zu machen habe, die Eile
hat. Aber niemand kann über seine Kräfte, besonders wenn er sein Haus
mitschleppen muß. Wenn die Gesellschaft erlaubt, will ich hier ein
Stündchen rasten; dann kann ich nachher wieder galoppieren, als gälte
es, den Dampfwagen einzuholen.«
 
Niemand hatte etwas dagegen, daß sich die Schnecke ein gemütliches
Plätzchen aussuchte. Da setzte sie sich vor ihre Haustür, holte ihr
Strickzeug hervor und fing an zu stricken.
 
So waren nun die fünfe da versammelt, als die Ameise das Wort nahm
und also sprach: »Warum sitzen wir hier so trübselig beieinander und
langweilen uns, da wir uns doch die Zeit auf angenehme Weise verkürzen
könnten? Ich habe daran gedacht, daß wir uns Geschichten erzählen
sollten, und gern würde ich selbst den Anfang machen, wenn ich nur
eine recht hübsche Geschichte wüßte. Nun ist mir aber eben etwas noch
Besseres eingefallen. Ich sehe, daß die Grille ihr Violinchen bei sich
hat. Wenn sie nicht gar zu müde ist, möchte ich sie bitten, uns ein
lustiges Stückchen zu spielen, damit wir eins tanzen können.«
 
Dieser Vorschlag der Ameise fand allgemeinen Beifall. Die Grille ließ
sich auch nicht lange nötigen, sondern stellte sich sogleich mit ihrem
Violinchen in die Mitte und spielte das lustigste Tänzchen herunter,
welches sie auswendig wußte, während die anderen um sie herumtanzten.
Nur die Schnecke tanzte nicht mit. »Ich bin«, sagte sie, »nicht gewöhnt
an das schnelle Herumwirbeln; mir wird zu leicht schwindelig. Aber
tanzt, soviel ihr wollt! Ich sehe mit Vergnügen zu und mache meine
Bemerkungen.« Die anderen ließen sich denn auch gar nicht stören,
sondern jubelten so laut, daß man es auf drei Schritt Entfernung hören
konnte.
 
Aber ach, durch welch ein furchtbares, ungeahntes Ereignis wurde ihr
Fest plötzlich unterbrochen! Der Pilz, unter welchem die lustige
Gesellschaft tanzte, gehörte leider einer alten Kröte. An schönen
Tagen saß sie oben auf dem Dache, wie die Kröten zu tun pflegen;
trat aber schlecht Wetter ein, so kroch sie unter den Pilz, und es
konnte ihretwegen regnen von Pfingsten bis Weihnachten. Diese Kröte
nun war am Nachmittag nach dem nächsten Moor zu ihrer Base, einer
Unke, gegangen, und sie hatten sich bei Kaffee und Napfkuchen so viel
erzählt, daß es darüber dunkel geworden war. Jetzt am Abend kam die
Kröte ganz leise nach Hause geschlichen. Über dem Arm hatte sie ihren
Arbeitsbeutel hängen, und in der Hand trug sie einen roten Regenschirm
mit messingener Krücke. Als sie den Jubel in ihrem Hause hörte, trat
sie noch leiser auf. So kam es, daß die Leutchen drinnen sie nicht eher
gewahr wurden, als bis sie mitten unter ihnen stand.
 
Das war eine unerwartete Störung! Der Käfer fiel vor Schreck auf den
Rücken, und es dauerte fünf Minuten, ehe er wieder auf die Beine
kommen konnte. Das Johanniswürmchen dachte zu spät daran, daß es sein
Laternchen hätte auslöschen sollen, um in der Dunkelheit zu entwischen.
Die Grille ließ mitten im Takt ihr Violinchen fallen, die Ameise sank
aus einer Ohnmacht in die andere, und selbst die Schnecke, die sonst
nicht leicht aus der Fassung zu bringen ist, bekam Herzklopfen. Sie
wußte sich aber schnell zu helfen: sie kroch in ihr Häuschen, riegelte
die Tür hinter sich ab und sprach zu sich: »Was da will, kann kommen!
Ich bin für niemand zu sprechen.«
 
[Illustration: /Das Abenteuer im Walde./]
 
Nun hättet ihr aber hören sollen, wie die Kröte die armen Leute
heruntermachte! »Sieh einmal an,« rief sie zornig und schwang
ihren Regenschirm, »da hat sich ja ein schönes Lumpengesindel
zusammengefunden! Ist das hier eine Herberge für Landstreicher und
Dorfmusikanten? Ich sag’ es ja, nicht aus dem Haus kann man gehen,
gleich ist der Unfug los! Augenblicklich packt ihr jetzt eure
Siebensachen ein, und dann fort mit euch, oder ich will euch schon
Beine machen!«
 
Was war zu tun? Die armen Leute wagten gar nicht, sich erst aufs Bitten
zu legen, sondern nahmen still ihre Sachen auf, riefen der Schnecke
durchs Schlüsselloch zu, daß sie mitkommen solle, und als auch diese
sich fertig gemacht hatte, zogen sie alle miteinander von dannen.
 
Das war ein kläglicher Auszug! Voran das Johanniswürmchen, um auf dem
Wege zu leuchten, dann der Käfer, dann die Ameise, dann das Grillchen
und zuletzt die Schnecke. Der Käfer, der eine gute Lunge hatte, rief
von Zeit zu Zeit: »Ist hier kein Wirtshaus?« Aber alles Rufen war
vergeblich.
 
Als sie ein Stück gegangen waren, merkten sie, daß die Schnecke nicht
mehr bei ihnen war. Sie riefen alle zusammen in den Wald zurück:
»Schnecke! Schnecke! Beeile dich!« -- erhielten aber keine Antwort. Die
Schnecke mußte wohl so weit zurückgeblieben sein, daß sie diese Rufe
nicht mehr hören konnte.
 
Die andern zogen betrübt weiter, und nach langem Umherirren fanden sie
unter einer Baumwurzel ein leidlich trockenes Plätzchen. Da brachten
sie die Nacht zu unter großer Unruhe und ohne viel zu schlafen. Waren
sie auch mit heiler Haut davongekommen, so blieb es doch immerhin
ein schlimmes Abenteuer, und die mit dabeigewesen sind, werden daran
denken, solange sie leben.
 
/Johannes Trojan./
 
 
Wie die Wodansmühle entstand.
 
In der Nähe meines Heimatdorfes, eine kleine halbe Stunde bergaufwärts,
befand sich eine schmale Waldblöße, durch welche ein Bach
dahinrauschte. Dort lagen Trümmer aller Art umher, und an der einen
Seite des Baches ließ sich so etwas wie ein alter Graben erkennen, der
gewöhnlich trocken war und nur nach schweren Gewittern oder während der
Schneeschmelze Wasser führte. Niedrige, brandgeschwärzte Mauerreste
daneben zeigten, daß hier einmal ein Gebäude gestanden hatte, und ein
runder, halbversunkener Stein mit einem viereckigen Loch in der Mitte
schien anzudeuten, daß es eine Mühle gewesen sei. Auch hieß diese
Stätte noch in meinen Kinderjahren die Wodansmühle, obwohl sogar die
ältesten Leute sich nicht erinnerten, daß es dort je eine Mühle oder
einen Müller gegeben habe.
 
Nur einer machte hiervon eine Ausnahme, das war mein Großvater. Der
stak voll alter Geschichten und Mären und war ein nachdenklicher Mann;
was man ihn auch fragen mochte, er wußte Bescheid. Dann erzählte er,
wie alles gewesen, und kannte und nannte es bei Ort und Namen und Zeit,
und das tat er immer in seiner eigenen, wunderlichen Weise, die einem
jeden zu Herzen ging.
 
Einmal fragte ich ihn, warum man denn den Ort »Wodansmühle« heiße, da
doch nirgends eine Mühle zu sehen sei.
 
»Dinge und Menschen vergehen,« sagte der alte Mann, »aber Namen
bleiben. Doch du sollst wissen, wie es mit der Mühle war, denn eine
Mühle hat hier wirklich einmal gestanden. Wie käme sonst der Mühlstein
in den Wald? Mühlsteine, die wild wachsen, gibt es nicht. Also höre zu!
 
In uralten Zeiten war drunten noch kein Dorf. Ein jeder baute sein
Haus für sich mitten in das Feld hinein, das ihm gehörte, damit er
alles hübsch nahe und beisammen habe und nicht so viele Schritte zu tun
brauche. So wohnten die Bauern einzeln und verstreut über das ganze
Land hin, gerade wie die Füchse und Dachse in ihren Gruben.
 
Aber ein Haus gab es, wo jetzt unser Dorf steht, das war eine
Schmiede. Schon damals kreuzten sich drunten zwei große Heerstraßen,
und wenn Züge bewaffneter Männer oder reisende Händler aus fernen
Landen mit Rossen und Wagen und Karren vorbeikamen, dann hatte der
Schmied, der auch eine Herberge hielt, alle Hände voll zu tun. Es war
ein Ort, wo man etwas sehen und hören und lernen konnte. Menschen jedes
Stammes und jedes Standes trafen hier zusammen und erzählten sich, was
Neues und Wunderbares in der Welt passiert war. Fahrende Spielleute,
die von einem Fürstenhof zum andern zogen, sangen hier oft ihre Lieder
zum Lobe großer Könige und Helden, deren Kriegsruhm damals die Welt
erfüllte.
 
Auch über mancherlei neue und geheime Künste berichtete man, die
jenseits des Rheinstroms oder der Alpen von fremden, dunkelhaarigen
Völkern geübt wurden. Seltsame Werkzeuge, Waffen und Münzen waren da
zu sehen, welche man in Tausch und Kampf mit den Fremden als kostbare
Schätze oder Gedenkzeichen davongetragen hatte.
 
Bei all solchen Gelegenheiten horchte der Schmied wohl auf,
vernahm, was gesagt, und betrachtete, was gezeigt wurde, offenen
und nachdenklichen Sinnes, wie ein verständiger Mann es tut, und
machte sich über alles seine eigenen Gedanken. So währte das Leben
in Werkstatt und Herberge den ganzen Frühling und Sommer hindurch,
bis unwegsames Wetter im Spätherbst den Verkehr hemmte, und bis der
schweigsame Schnee die weiten Lande in eine weiße Einöde verwandelte
und stöbernd gewaltige Wälle auf der Wetterseite der Schmiede aufwarf.
Dann ward es gar still da unten, und das Klappern und Klingen der
Hammerschläge erstarb, wie der Herzschlag in eines toten Mannes Brust.
 
In einer wilden Märznacht nun, als der Schnee bereits am Schmelzen war,
lag einmal der Schmied auf seinem Lager und lauschte im Einschlafen auf
das schurrende Geräusch der Steinblöcke, die der überschäumende Bach zu
Tal schob. Da drang es plötzlich an sein Ohr wie Heulen und Brausen.
Erst unbestimmt und aus weiter Ferne, aber rasch sich nähernd, wie auf
Fittichen des Sturmes, schwoll es an zu einem entsetzlichen, hohlen und
tiefen Getöse, untermischt mit Pfeifen, Stöhnen und einzelnen wilden
Schreien. Dazwischen erklang es wie das langgezogene nächtliche Geheul von Hunden und wie dumpfdröhnender Hufschlag.

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