2015년 7월 22일 수요일

A German Reader with Practical Exercises 9

A German Reader with Practical Exercises 9


So holten wir denn die neue Lampe aus dem Winkel hervor, stellten
sie sorgfältig mitten auf den Tisch und zündeten sie an. Es war aber
dasselbe trübe, rußende Licht wie das erstemal. Ich drehte den Docht
höher und tiefer und zuletzt so tief, daß er ganz in die eichelförmige
Hülse zurückging. Und nun wurde es auf einmal hell: aus dem Spalt
strahlte eine breite, blendend weiße, rauchlose Flamme hervor. Beide
erschraken wir vor dem hellen Schein, der auf Tisch und Wand und unsern
Gesichtern lag.
 
So sind wir ganz zufälligerweise dem Geheimnis der Wunderlampe auf
die Spur gekommen, daß man nämlich den Docht nicht in die freie Luft
hineinstehen lassen, sondern ganz in den Spalt versenken muß, wenn er
brennen soll.
 
Als die beiden Alten aus der Kirche zurückkehrten, rief der Hausherr
freudig aus: »Da haben wir’s ja! Wer hat’s denn fertiggebracht?«
 
»Der Peter«, antwortete die kleine Viehmagd, denn ich getraute mir
nicht den Mund aufzutun.
 
Einmal noch ist die Kerze neben der neuen Lampe angezündet worden, aber
ach, wie armselig war ihr Licht! »Schäm’ dich!« rief der Meister und
blies sie undankbar aus.
 
Ich wüßte aber keine andere Neuerung, die beim Landvolk so rasch
Eingang gefunden hat, wie vor vierzig Jahren die Petroleumlampe.
 
/Peter Rosegger./
 
 
Kurze Reise nach Amerika.
 
Der alte Schuhmacher Johann Matthias Palmberger war gestorben, und auf
seinem Schemel war ihm sein Sohn Andreas gefolgt. Schon etliche Tage
hatte der junge Mann, oft in tiefe Gedanken verloren, dagesessen, als
endlich eines Morgens die Mutter zu ihm herantrat und sprach: »Andres,
dir fehlt was, und ich weiß auch gar wohl, wo dich der Schuh drückt,
ohne daß du es mir zu sagen brauchst. Dir gefällt es nicht mehr in
deines Vaters Hause, und der Hoffartsteufel macht es dir zu enge. Du
möchtest ein großer Herr Schuhmacher werden, wie du sie auf deiner
Wanderschaft in Nürnberg und Frankfurt gesehen hast, und weißt doch
nicht, daß du hier wärmer sitzest als hundert andere Meister, die
keinen Knieriemen mehr an den Fuß bringen, sondern nur zuschneiden.
Aber in Gottes Namen! Willst du fort, so geh, denn halte ich dich
zurück, so bleibst du ewig unzufrieden; versuchst du’s aber, so wird es
dich bald gereuen. Andres, es ist ein großer Unterschied zwischen einer
Wanderschaft von etlichen Jahren und einem Abschied von Mutter und
Heimat auf immer!«
 
Andreas drehte sich halb auf seinem Schemel herum und sprach: »Mutter,
nun ich mir alles recht überlegt habe, kann ich Euch sagen, daß ich
nicht mehr hier bleibe.«
 
»Warum nicht, Andres?« fragte die Witwe und schien sich über seine
Rede sowenig zu wundern, als hätte er gesagt, die neuen Stiefel, an
denen er noch arbeitete, seien nun fertig, und sie könne sie noch vor
Abend dem Gastwirt unten im Dorfe bringen, der sie bestellt hatte.
 
»Das will ich Euch kurz sagen, Mutter«, antwortete Andreas. »Es ist
hier nichts mit der Schusterei. Was einer in diesem Neste ist, das muß
er sein Leben lang bleiben.«
 
»Da hast du recht«, versetzte die Mutter. »Dein seliger Vater hat wohl
an die zwanzig Knieriemen zerrissen an sich und an dir, und schließlich
hat es doch nur in seinem Lebenslauf geheißen: ‚Der ehrbare Johann
Matthias Palmberger, Altschuhmacher und Schutzverwandter dahier.‘
Nichts dahinter und nichts davor.«
 
»Eben darum will ich auch nach England,« fuhr der junge Schuhmacher
fort, »oder nach Amerika. Da hat schon mancher sein Glück gemacht!«
 
»Jawohl, sein Glück gemacht!« stimmte die Witwe dem Sohne bei. »Gerade
jetzt erzählt man wieder viel von einem Sattlergesellen aus Schneeberg
in Sachsen, -- Ackermann heißt er -- der ging über Paris nach London
in England und ward daselbst ein so reicher und angesehener Mann, daß
jetzt die Grafen und Fürsten in seinem Hause aus und ein gehen wie bei
unsereinem die Hühner. Seinen armen Freunden in Schneeberg schickt er
aber ein Geldstück um das andere.«
 
»Ich werde Euer auch nicht vergessen, liebe Mutter!« versicherte der
junge Mann auf dem Schemel und stellte die Stiefel des Wirts auf die
Seite, nachdem er die letzte Hand darangelegt hatte. »Ich werde Euch
schon von Zeit zu Zeit schreiben, wie es mir geht. Und wenn Ihr in
einem Briefe von mir leset: ‚Euer dankbarer Sohn, Hofschuhmachermeister
Seiner Majestät des Königs von Großbritannien, Schottland und Irland‘,
-- dann dürft Ihr Euch flugs aufmachen wie der Erzvater Jakob zu seinem
Sohne Joseph in Ägyptenland. Denn ich wollte mich Euer nicht schämen,
und wenn ich König würde!«
 
»Bis dahin«, versetzte die Mutter, indem sie sich mit der Schürze eine
Träne aus dem Auge wischte, »darfst du dir um meinetwillen keine Sorge
machen, denn ein neues Haus, wie wir es haben, zwei Kühe im Stall,
etliche Morgen Ackerland und eine Wiese an der Altmühl sind für ein
Witweib mehr als genug.«
 
Sie hatte noch nicht ausgeredet, als Andreas schon anfing, um seinen
Schemel herum aufzuräumen. Die Mutter aber wehrte es ihm und sprach:
»Lieber Sohn, das überlaß mir! Nimm nur das Handwerkszeug, das du als
Geselle auf der Wanderschaft brauchst, und schnalle dein Bündel! Der
Ranzen, den du vor drei Jahren aus der Fremde mitgebracht, ist noch
ganz gut und hängt drüben in der Kammer. Indes habe ich Zeit, dir zum
Abschied dein Leibgericht zu kochen. Denn du sollst erst gegen Abend
ausziehen und heute nicht weiter als nach Merkendorf gehen. Du möchtest
dir sonst die Füße wundlaufen.«
 
Und so geschah es denn auch. Andreas schnallte sein Wanderbündel, aß
sein Leibgericht mit gutem Appetit und großem Beifall, plauderte noch
ein paar Stunden mit der Mutter über dies und jenes und ging dann, von
ihr bis vor die Haustür geleitet, zum Dorf hinaus.
 
Die Witwe aber sprach bei sich, als sie in ihrem Stüblein allein
war: »Ich lasse alles liegen und stehen, auch seinen Schemel, denn
allzulange wird er nicht wegbleiben.« Und als eine Stunde darauf die
Nachbarin ein Paar Schuhe zum Flicken brachte, nahm sie diese ruhig an
und sagte: »Morgen abend könnt Ihr wiederkommen und sie abholen, da
werden sie fertig sein.«
 
Andreas aber, je weiter er ging, desto länger wurde ihm der Weg nach
England und Amerika. Schon auf den Wiesen zwischen den beiden nächsten
Ortschaften gelobte er, sich mit der Neuen Welt nicht einzulassen.
In dem großen, düsteren Mönchswalde gab er auch England auf. In dem
tiefen Sande jenseit des Waldes machte er sich schon das näher gelegene
Frankfurt zum Endziel seiner Wanderschaft. Und als er nun Merkendorf
erreichte und ihm da und dort aus den Stuben ein heimliches Abendlicht
entgegenschimmerte, wie vom Himmel die ersten Sterne, ja, da fühlte er
ganz und gar, was es heiße, Mutter und Heimat auf Nimmerwiedersehen zu
verlassen.
 
So kam er in die Herberge, nippte ohne großen Appetit an dem Bier,
das ihm vorgesetzt wurde, und legte sich dann todmüde zwischen die
Würzburger Fuhrleute, die auf dem Stroh in der Stube umherlagen. Sein
Wanderbündel nahm er dabei zum Kopfkissen. Dann löschte der Wirt die
mit Schmalz gefüllte Lampe aus, und die Stube blieb nur noch matt vom
Licht des Mondes erhellt.
 
Andreas hatte aber einen schlimmen Platz gewählt. Sein Schlafkamerad
zur Linken schien nämlich von einer Schlägerei zu träumen. Wenigstens
schlug er mit seinen großen und harten Fäusten gewaltig um sich und
traf dabei den Schuhmacher so ins Genick, daß dieser erschrocken
aufsprang und sich nach einer anderen Schlafstätte umschaute. Bald
erspähte er auch dicht an der Wand zwischen dem Fenster und der
Stubentür so etwas wie eine lange, schmale Tafel oder Bank, auf der
weiter nichts stand als ein leerer Scheffel. Nachdem er den vorsichtig
herabgenommen und auf den Fußboden gestellt hatte, hob er seinen Ranzen
hinauf und streckte sich dann selbst ganz nach seiner Bequemlichkeit
auf der vermeintlichen Tafel oder Bank aus; sie war auch gerade lang
genug für seine nicht allzu große Gestalt, obgleich sie gern etwas
breiter hätte sein können.
 
Wenige Minuten darauf schloß ihm ein sanfter Schlaf die Augen, und
eine liebliche Erinnerung aus seiner frühsten Jugend zog, in einen
Traum verwandelt, durch seine Seele. Es träumte ihm, er liege als
etwa achtjähriger Knabe, zum Baden entkleidet, auf dem flachen Ufer
der Altmühl und wolle sich in dem schwarzen Schlamm wälzen, um dann
seinen Kameraden plötzlich als Mohr zu erscheinen. Lange war es ihm,
als könne er über ein Brett, das ihm im Wege lag, nicht in den Schlamm
hinuntergelangen; endlich aber wich das Hindernis, und er sank bis an
den Hals in die weiche Masse hinein. Eine Weile gefiel es ihm prächtig
darin; da er sich aber mehr und mehr auf die Seite drehte, bis er
zuletzt fast auf dem Bauch lag, hörte das mollige Gefühl allmählich
auf: Mund und Nase füllten sich mit dem eindringlichen Brei, er war dem
Ersticken nahe und begann ängstlich nach Luft zu schnappen.
 
Darüber erwachte Andreas und erkannte nun, daß er statt in dem
Schlamm der Altmühl in einem mit Teig angefüllten Backtrog lag.
Solche langen Tröge brauchen nämlich die Gastwirte dortzulande, wenn
sie für Hochzeiten, Kirchweihen und andere Festlichkeiten Brot oder
Kuchen backen wollen. Was er träumend für ein in dem schwarzen Schlamm
liegendes Brett gehalten, war der Trogdeckel gewesen, und als dieser
schließlich aus seiner wagerechten Lage wich und umkippte, war der
Träumer samt seinem Wanderbündel in den weißen, gärenden Brotteig
hinabgeglitten.
 
Ehe noch Andreas seine Badewanne mit wachenden Augen gründlich
beschaut hatte, war er auch schon mit einem Sprunge heraus. Aber
was nun anfangen? Hätte er Lärm geschlagen, so würde der Zorn des
Wirts, dem er das Hochzeitsbrot verdorben hatte, und der Spott der
Fuhrleute, Dienstboten und Kinder haufenweise über ihn gekommen sein.
Er beschloß also, wie der Iltis aus dem Taubenschlag ohne Abschiedsgruß
davonzugehen, schüttelte sich, daß die Teigflocken weit umherflogen,
nahm Hut, Stock und Ranzen und ging durchs Fenster wieder hin, wo
er hergekommen war. Dabei lief er, was er nur konnte, um noch vor
Tagesanbruch zu seiner Mutter zu gelangen, und schwitzen tat er unter
seinem Überzuge wie ein Schinken, der, mit Teig umwickelt, im Backofen
schmort.
 
Seine Mutter hatte indessen auch nur wenig geschlafen, denn ihre
Hoffnung auf die baldige Wiederkehr ihres Sohnes war doch allmählich
etwas gesunken. So trat sie denn, als der Morgen graute, unter die
Haustür und sah den Wiesengrund hinab, der fast bis an den Mönchswald
vor ihr lag. Und es währte auch nicht lange, so erblickte sie
eine weiße Gestalt, die von unten heraufkam und einem Müller- oder
Bäckergesellen glich, bis sie endlich in dem wandelnden Teig ihren
Andreas erkannte.
 
Ob sie bei seinem Einzug mehr Freude oder mehr Erstaunen zeigte, war
schwer zu unterscheiden. Auch hielt sich Andreas nicht lange bei dieser Frage auf, sondern schlüpfte aus Furcht, von den Nachbarn gesehen zu werden, so schnell wie möglich unter Dach und Fach.

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