2015년 7월 22일 수요일

A German Reader with Practical Exercises 7

A German Reader with Practical Exercises 7


Karl Simrock./
 
 
Wie der alte Hermesbauer gestorben ist.
 
Auf einer kleinen Anhöhe liegt der Hermeshof und schaut weit ins stille
Tal nach Zell hinab bis zur Wallfahrtskirche. In diese war der alte
Bauer, solange er noch gesund war, manchen Samstag gewandelt »der
Mutter Gottes zuliebe«, und als er krank und kränker ward, hatte er
manchmal seine Kinder in die Kapelle hinabgesandt, damit sie um eine
glückliche Sterbestunde beteten. Der Kaplan von Zell aber brachte ihm
öfters die heilige Wegzehrung. Darum fürchtete der Hermesbauer das
Sterben auch nicht.
 
Es war ein heißer Sommertag, als der Sensenmann auf dem Hermeshof
anklopfte, um den Bauer zu seiner Frau, die schon seit Jahren auf
dem Kirchhofe von Zell ruhte, abzuholen. Die Kinder, alle erwachsen,
umstanden das Sterbelager des Vaters. Drunten im Tal arbeiteten Knechte
und Mägde, um die Weizenernte heimzubringen. Drüben von der Kinzig her
zog ein Gewitter dem Tale zu. Schon rollte der Donner in der Ferne.
 
»Der Himmel selbst flammt auf, wenn Fürsten sterben«, sagt Shakespeare,
und ein deutscher Hofbauer ist auch ein Fürst. Er war es wenigstens
noch zu Zeiten des alten Hermesbauern. Der hörte im Sterben die Stimme
des kommenden Wetters und wußte, daß die Ernte drunten lag am Fuße des
Hügels.
 
»Ich kann allein sterben«, hub der Alte zu seinen Kindern zu reden an.
»Helft ihr drunten den Leuten Garben binden und sorgt für euer Brot zur
Winterszeit! Ich brauch’ keins mehr, ich wart’ auf den Winter drunten
im Gottesacker.«
 
Hinter dem uralten Kasten in der Sterbekammer stand eine alte, lange
Flinte, im Hause von jeher nur »der Brummler« genannt. Schon der Urahn
des Sterbenden hatte mit dem Brummler das Neujahr und die Kirchweih ins
Tal hinuntergeschossen. Mit ihm wollte auch der sterbende Hermesbauer
seinen Tod ansagen. »Legt mir den Brummler«, so sprach er weiter,
»geladen unters Kammerfenster und bindet ans Schloß eine Schnur! Die
gebt ihr mir in die Hand.« So geschah es, und alsdann redete der Alte
weiter: »So, jetzt geht ihr hinab und helft Garben binden, und der
Vater wartet auf den Tod. Wenn der kommt, zieh’ ich die Schnur am
Brummler. Wenn ihr den im Tal drunten hört, dann kniet nieder und betet
ein Vaterunser und ‚Herr, gib ihm die ewige Ruhe!‘ -- denn euer Vater
ist tot. Und jetzt behüt’ euch Gott! Bleibt brav, wie Vater und Mutter
es gewesen sind!«
 
Nun gab er jedem seiner Kinder die Hand zum Abschied und mahnte sie zur
Eile mit den Worten: »Aber jetzt geht schnell, ’s donnert schon wieder.«
 
Der Alte hatte allezeit seinen Willen, fest wie Eisen. Sein letzter
Wille aber war heute wie Diamant. Die Kinder, immer gewohnt, ihm zu
folgen, gehorchten auch hier. Weinend gingen sie den Hügel hinab, und
unter Tränen banden sie ihre Garben. Tränenden Auges schauten sie von
Zeit zu Zeit von der Arbeit hinauf zum Hermeshof, ob sie nicht vor dem
Donnern des Himmels den Brummler überhört hätten.
 
Eben war die letzte Garbe gebunden und geladen, da fuhren Blitz und
Schlag übers Tal hin. Eine plötzliche Stille folgte dem Zucken und
Rollen vom Himmel her -- da fällt ein Schuß vom Hof herab: der Brummler
gibt das Todessignal des Vaters. Neben dem Erntewagen knieen die Kinder
und beten ein Vaterunser und »Herr, gib ihm die ewige Ruhe, und das
ewige Licht leuchte ihm!«. Dann fahren sie ihre Garben den Berg hinauf
ins Vaterhaus. Der Vater ist tot, da sie seine Stube betreten. Die
Ernte ist daheim, und der Vater auch.
 
/Heinrich Hansjakob./
 
 
Bruder Klaus und die treuen Tiere.
 
Es war einmal ein frommer Einsiedel, den die Leute Bruder Klaus hießen.
Im Schatten alter Eichen auf einer Waldwiese stand seine Zelle,
und drei Kameraden teilten mit ihm den engen Raum, ein Fuchs, ein
Waldkater und ein Hase. Er hatte die Tiere von ihrer frühsten Jugend an
aufgezogen, und da war es ihm nicht schwer geworden, sie so aneinander
zu gewöhnen, daß sie wie Geschwister aus /einer/ Schüssel aßen und
auf /einem/ Lager schliefen.
 
Bruder Klaus lebte gerade nicht schlecht. Die umwohnenden Bauern
versorgten ihn reichlich mit Speise und Trank, und daher litten auch
die drei Tiere keinen Mangel.
 
Aber es kamen schlimme Zeiten. Mißwachs und Hagelschlag hatten die
Erntehoffnung zunichte gemacht, und die Liebesgaben der Landleute
flossen spärlich. Am Ende, als der bleiche Hunger durch die Dorfgassen
schlich, blieben die Spenden ganz aus, und der arme Einsiedel sah sich
auf die Früchte des Waldes angewiesen. Aber die Holzäpfel und die
Schlehen wollten ihm gar nicht behagen, und er magerte sichtlich ab.
 
Die Not ihres Herrn ging den drei Tieren sehr zu Herzen, zumal da sie
selber unter dem Mangel schwer zu leiden hatten. Am besten noch befand
sich der Hase, denn in der Umgebung der Einsiedelei wuchs Gras und Klee
in Menge, aber Kater und Fuchs vermißten schmerzlich die fetten Bissen,
die ihnen Bruder Klaus vordem gereicht hatte, und sie begannen, den
Hasen mit scheelen Augen anzusehen.
 
Eines Tages, als der letztere im Bergklee seine Mahlzeit hielt, traten
Fuchs und Kater vor den Einsiedel, und der Fuchs hub also an zu
sprechen:
 
»Lieber Vater! So kann es nicht länger fortgehen. Allzulange schon
entbehrst du kräftiger Nahrung, und die Kutte schlottert bedenklich
um deinen abgezehrten Leib. Wie wäre es, wenn wir den Langgeöhrten
schlachteten und brieten? Ein saftiger Hasenrücken würde dir guttun,
und überdies ist es ja der Hasen Bestimmung, in der Pfanne zu schmoren.«
 
So sprach der Fuchs. Aber Bruder Klaus runzelte die Stirn und sprach
zürnend:
 
»Mitnichten, du Arger! Der Hase hat, wie ihr beide auch, Salz und
Brot mit mir gegessen. Ferne sei es von mir, das heilige Gastrecht in
schnöder Weise zu verletzen! Hebet euch weg!«
 
Jetzt ergriff der Waldkater das Wort und sprach schmeichelnd: »Deine
Rede, mein Vater, klingt lieblich wie Harfensaiten und Schalmeien.
Wie aber, wenn der Hase selbst sich erböte, den Opfertod für dich zu
leiden?«
 
»Dann freilich -- -- --« sprach Bruder Klaus und zog die Schultern in
die Höhe. »Aber das wird der Hase wohl bleibenlassen.«
 
Mit diesen Worten entließ er die Tiere.
 
Am andern Morgen, als der Einsiedel eine Wassersuppe genossen und sein
Glöcklein geläutet hatte und ausruhend auf der Steinbank vor der Tür
saß, kamen Fuchs, Kater und Hase heran, stellten sich vor der Bank auf
und verneigten sich. Dann nahm der Fuchs das Wort:
 
»Bruder Klaus, du bist uns allezeit ein gütiger Herr gewesen und hast
jeden Bissen mit uns geteilt. Darum halten wir es für unsere Pflicht,
dir jetzt, da du Not leidest, nach Kräften beizustehen und dein teures
Leben zu fristen. Es ist notwendig, daß du Fleischnahrung zu dir
nehmest. Vergönne mir, mein Vater, daß ich für dich in den Tod gehe!
Hier stehe ich. Tu mit mir nach deinem Gefallen!«
 
[Illustration: /Bruder Klaus und die treuen Tiere./]
 
Da sprach der Waldkater: »Freund, du sprichst wie ein Tor. Weißt du
nicht, daß Fuchsfleisch eine höchst ungesunde Speise ist? Willst du
unsern Wohltäter vor der Zeit unter den Rasen bringen?«
 
Der Fuchs seufzte tief auf. Bruder Klaus aber sprach gerührt: »Lebe, du
treues Tier, und freue dich deines Lebens!«
 
Darnach erhob der Kater seine Stimme: »Wenn schon einer von uns sein
Leben lassen soll, so will ich der eine sein. Herr, nimm mein Opfer an,
ich bitte dich!«
 
»So?« sprach der Fuchs. »Glaubst du etwas Besseres zu sein als ich --
du, ein fleischfressendes Krallentier? Nein, Herr, das Fleisch dieses
Maushundes, dem die Knochen allenthalben hervorstehen wie die Dornen am
Schlehbusch, darfst du nimmermehr genießen!«
 
»Geh hin, mein Freund!« sprach Bruder Klaus zu dem Kater. »Der Wille,
nicht die Gabe macht den Geber. Ich danke dir. Dein Opfer nehme ich
nicht an.«
 
Jetzt, meinte der Hase, dürfe er, ohne sich den Vorwurf des Undanks
zuzuziehen, hinter seinen beiden Gesellen nicht zurückbleiben, zumal da
er nicht zu befürchten habe, beim Wort genommen zu werden. Er verneigte
sich also vor dem Einsiedel und sprach:
 
»Wenn ich auch zuletzt komme, so ist doch mein Eifer dir zu dienen
nicht geringer als der meiner Kameraden. Nimm mich hin, ehrwürdiger
Vater! Ich sterbe gern für dich.«
 
Da fuhr Bruder Klaus mit dem Ärmel seines härenen Gewandes über die
feuchten Augen, beugte sich zu dem Hasen nieder und ergriff ihn bei den
Ohren.
 
»Dir werde dein Wille, du treues Tier!« sprach er und trug den Hasen in
die Klause.
 
Nach einiger Zeit kam er zurück und hängte den blutigen Hasenbalg
auf einen Pfahl seines Zaunes zum Trocknen auf. In seinen Augen aber
leuchteten Tränen der Rührung.
 
Am Abend gab es in der Klause Hasenpfeffer und am nächsten Mittag
Hasenbraten mit Kraut, und unter dem Tisch saßen Fuchs und Kater und
labten sich an den Knöchelchen, welche der Einsiedel den treuen Tieren
zuwarf.
 
/Rudolf Baumbach./
 
 
Der bekehrte Stiefelknecht.
 
In der Amtsstube des Amtmanns stand ein Stiefelknecht, der brummte
unzufrieden vor sich hin: »Es ist doch ein jämmerlich Ding um das
Leben, wenn man immer so im Winkel stehen und auf die Herren Stiefel
warten muß! Und wie beschmutzt kommen sie oft an, wie grob behandeln
sie mich armen Knecht! Wenn ich den einen ausziehe, so tritt mich der
andere. Ja, die Stiefel haben’s gut, die bekommen die Welt zu sehen.
Während ich hier in der dunklen Ecke stehe, gehen sie im Sonnenschein
spazieren, und wenn sie müde heimkommen, dann heißt’s: ‚Stiefelknecht
her!‘, und ich muß die großen Herren ausziehen, sie aber machen sich’s bequem.

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