III.Der Winter, der diesmal seine strenge Herrschaft auch in D. geltend gemacht hatte, begann dem Fruhling zu weichen. Ein lauer Fohn, im Bunde mit den kraftigen Strahlen der Marzsonne, hatte die machtigen Schneemassen schon ein gutes Stuck den Hang hinauf zum Schmelzen gebracht. Die Wiesen ob dem Dorfe begannen sich mit zartem Grun zu bedecken, in den Baumgarten bluhten die Maßliebchen, und hie und da begann schon eine vorwitzige Primel ihre gelben Bluten zu entfalten. Die Zeit ruckte allgemach heran, wo die Landwirte wieder ihre Arbeit draußen in Feld und Wiese aufnehmen konnten.
Unsere Liese freute sich, daß auch sie bald wieder hie und da das Haus verlassen und ihre Gartenarbeit aufnehmen konne. Schon im Herbst hatte Martin neben dem Haus zwei große, aber altersschwache Birnbaume gefallt und so einen freien und sehr gunstig gelegenen Platz fur einen kleinen Hausgarten gewonnen. Ebenfalls schon vor Anbruch des Winters wurde die Erde gut umgearbeitet und mit Dunger durchsetzt. Es hatte dann auch Tage gegeben, an welchen Martin seiner gewohnten Arbeit nicht nachgehen konnte; da wurde dann Holz vorbereitet fur einen Gartenzaun und ein Gartenhauschen, welche jetzt beide beinahe vollstandig erstellt waren. Liese hatte an einer Gerollhalde unweit vom Dorfe geeignete Steine entdeckt, die fur die Wegeinfassungen paßten; diese wurden jetzt mit dem Handwagen unter Beihilfe der Kinder herbeigefahren und den Wegen entlang so aufrecht eingegraben, daß die Erde nicht in die Wege hinausfallen konnte. Dann holte Elise auch noch Sand, den der Bergbach hie und da an seinen Ufern ablagerte, um die Wege etwa funf Centimeter hoch damit zu bedecken. Die Einteilung des Gartens war hochst einfach ausgefuhrt. Rings um den Garten herum, sowohl dem Zaune, als dem Hause entlang wurde eine Rabatte angelegt, die 80 Centimeter breit war; auf dieser sollten gegen den Zaun hin allerlei Beerenstraucher Platz finden. Die am Hause gelegene Rabatte, welche sehr geschutzt und sonnig gelegen war, wollte Elise im Fruhjahr teils als Anzuchtsbeet fur fruhe Setzlinge, teils zur zeitigen Aussaat von Schnittsalat, Kresse, Radieschen u. s. w. benutzen. Ein Mittelweg, der von der hintern Hausture zum Gartenhauschen fuhrte, teilte den Garten in zwei Halften, wahrend ein anderer, etwas schmalerer, rings herum fuhrte und die Rabatte von den beiden Quartieren trennte.
Die notwendigen Samereien hatte Liese schon beizeiten aus einer großeren Samenhandlung kommen lassen, und als nun die Erde etwas abgetrocknet und sonst alles vorbereitet war, ging es an das Umgraben und Ausebnen des Bodens; es wurden Beete abgeteilt und solche Gemuse ausgesat, die von der Kalte nicht so schnell leiden. Die Kinder mußten bei dieser Arbeit helfen, und bald lag der Garten in schonster Ordnung da. Die Sicherheit, mit welcher unserer Liese diese Verrichtungen durch die Hand gingen, ließ leicht erkennen, daß sie mit den Gartenarbeiten vertraut war. Sie hatte auch in der Tat schon als kleines Madchen von der Mutter Anregung zu allerlei leichten Beschaftigungen im Garten erhalten, und als sie dann spater an einem Gemusebaukurs teilgenommen hatte, wurde ihr der Garten sozusagen ganz allein zur Besorgung ubertragen. Auch nach ihrer Verheiratung verfugte sie uber einen kleinen Hausgarten, wo sie dann erst recht nach ihrem eigenen Willen schalten und walten konnte. Ihr Gartchen war denn auch immer ein wahres Schmuckstuck gewesen; denn sie hatte nicht nur immer die schonsten Gemuse gehabt, sondern auch ihre Blumenrabatten hatten manchen der Vorubergehenden gezwungen, stehen zu bleiben und einen bewundernden Blick uber den Zaun zu werfen. Hier in D. hoffte sie nun, noch bessere Erfolge mit dem Garten zu erzielen; hatte sie ja doch schon bei der Anlage auf alles ihr Wunschenswerte Rucksicht nehmen konnen; auch war der Garten ihr Eigentum und sie brauchte also nicht zu befurchten, denselben nach einiger Zeit wieder andern Handen ubergeben zu mussen.
Freilich wußte Liese wohl, daß nicht alles, was sie aus ihrem Garten zu machen gedachte, gleich im ersten Jahre moglich war. Sie wollte sich auch gerne mit manchem gedulden und zufrieden sein, wenn sie es nur soweit brachte, daß der Garten so viel Gemuse hervorbrachte, als sie fur ihre Familie das ganze Jahr uber notwendig hatte.
Martin und seine Familie waren so an den Genuß von Gemuse gewohnt, daß sie kaum erwarten konnten, bis die erste Kresse geschnitten werden konnte, und als Liese an einem Sonntag die ersten Radieschen auf den Tisch brachte, da gab es besonders bei den Kindern großen Jubel.
Der neue Garten und besonders das Gartenhauschen beim Mullerschen Hause hatte in D. wieder viel zu reden gegeben. Daß sich der Pfarrer mit solchen Sachen abgab, das war weiter nicht aufgefallen. Immer konnte er doch nicht innerhalb seiner vier Wande sitzen, und wenn er also zum Zeitvertreib sich im Garten beschaftigte, so konnte man ihm diese Liebhaberei wohl verzeihen. Er musse ja auch nicht streng arbeiten -- hieß es -- und da schade es ihm nichts, wenn er zur Abwechslung von seinem Grunzeug esse. Spare er damit etwas an seiner Lebenshaltung, so sei das fur alle gut, weil es ihm dann viel weniger in den Sinn komme, auf eine Gehaltserhohung bei der Gemeinde zu dringen.
Mit ganz andern Augen verfolgte man hingegen die Bestrebungen von Martin und Liese. Daß ein einfacher Zimmermann, von dem man wußte, daß er nicht reich war, sich den Luxus erlaubte, einen Garten anzulegen und sogar eine Laube zu erstellen, das konnte niemand recht begreifen. Man glaubte in D. allgemein, daß Martin weit uber seine Mittel hinausgehe. Wenn er bis jetzt auch einen guten Verdienst gehabt habe und Anzeichen vorhanden seien, daß derselbe nicht so bald nachlasse, so durfe er doch nicht gleich daran denken, es den Herrenleuten nachmachen zu wollen und alles aufs feinste einzurichten.
≫Wenn das sein Vater selig wußte, wie jetzt mit dem ererbten Heimwesen umgegangen wird!≪ meinte einer. ≫Was war doch der Weibelhannes fur ein einfacher Mann! Nie hat er einen Rappen umsonst ausgegeben, und kaum hat nun der Martin sich ins warme Nest gesetzt, so ist ihm auch nichts mehr gut genug; er tut gerade, als wenn er in der Fremde Wunder was verdient oder erheiratet hatte, wahrend man doch gesehen hat, daß es mitunter auch recht alter Plunder war, den er mitbrachte, so daß er recht froh sein konnte, daß der großte Teil der Mobel vom Vater auch noch da war.≪
≫Ich wette,≪ meinte ein anderer, ≫daß Martin auch anders ware, wenn ihm die Unterlanderliese nicht ganz den Kopf verdreht hatte. Sie will jetzt einmal ihren Garten haben und dabei bleibt's! Aber, was gilt's, dem Martin werden schon die Augen aufgehen, wenn ihm erst einmal all das Kraut aufgetischt wird, das die Liese in ihrem Garten großzieht! Grunfutter ist gut furs liebe Vieh; aber um die Arbeit eines Zimmermanns verrichten zu konnen, muß einer etwas anderes als Salat und Spinat im Magen haben.≪
Wie es immer in der Welt zu gehen pflegt, daß man das Alte ob dem Neuen vergißt, so ging es auch hier. Als die Gartenangelegenheit und die vermeintliche Verschwendungssucht Martins genugend breitgeschlagen und durchgeklatscht war, begann man sich allmahlich zu beruhigen. Die Arbeiten in Feld und Wiese wurden auch immer dringender, und bald ging jedermann an dem neuen Zaune voruber, ohne etwas besonderes zu denken, ja einige Frauen begannen sich schon hie und da fur die so regelmaßig aufgehenden Saaten zu interessieren.
Bald ruckte wieder die Zeit des allgemeinen Auszuges heran; der großte Teil der jungen Manner, der Junglinge und erwachsenen Tochter traten ihre gewohnten Saisonstellen an, und es wurde sehr ruhig in D.
Martin hatte fur zwei Neubauten die Zimmerarbeit ubernommen, und es fehlte ihm deshalb nicht an Beschaftigung. Neben den Hausarbeiten besorgte Liese die zwei kleinen Aecker, die sie mit Kartoffeln bepflanzt hatte, oder sie hatte im Garten irgend eine Verrichtung; war sie aber mit allem fertig, so saß sie in der Laube bei irgend einer Naharbeit. Die Kinder, welche jetzt im Sommer nicht mehr den ganzen Tag in der Schule zubringen mußten, halfen, wo sie konnten, nach Kraften mit. Die beiden Knaben zogen wohl auch mit einem leichten Wagen auf die Landstraße hinaus, um Mist zu sammeln, der dann an geeigneter Stelle zusammen mit allerlei Abfallen auf einen Haufen geschuttet wurde und Kompost fur den Garten liefern sollte. Das gab den Leuten wieder frischen Stoff zu allerlei Gerede, und manniglich bemitleidete die ≫armen Buben≪, welche stets barfußig waren, und wie es schien, mit dem großten Vergnugen dem Geschafte des Dungersammelns nachgingen. In D. war es nie der Brauch gewesen, barfuß zu gehen, und selbst die kleinen Kinder trugen auch im Hochsommer Schuhe und Strumpfe; deshalb fiel es auf, daß Liese ihre Kinder barfuß laufen ließ, und gleich hieß es: ≫Da sieht man es. Zu Hause ein solcher Luxus, und dabei haben die Kinder nicht einmal Schuhe, und sogar Mist mussen sie zusammenlesen. Es ist also bei Mullers doch nicht alles Gold, was glanzt, sonst mußten sie nicht am Notwendigsten sparen.≪
Elise, der wohl hie und da von solchen abfalligen Redensarten etwas zu Ohren kam, kehrte sich nicht im mindesten daran. Sie merkte es an den roten Backen der Kinder, daß ihnen das Barfußgehen nicht schade. Mit Freuden sah sie auch ihren Komposthaufen zu immer großeren Dimensionen anwachsen. Sie betrachtete ihn als eine Sparbuchse, gespeist mit Kapitalien, die sonst nutzlos auf der Straße zugrunde gehen wurden.
Die Gemuse in Lieses Garten standen prachtvoll, und als erst die verschiedenen Sommerblumen auf den Rabatten zu bluhen begannen, da dachten sogar einige der Nachbarinnen, daß so ein Gartchen doch unter Umstanden eine angenehme Sache sei. Die eine oder andere der Frauen blieb hie und da am Zaune stehen, wenn Elise im Garten arbeitete, und hatte bald dieses, bald jenes zu fragen. Besonders suchten sie in Erfahrung zu bringen, wie dem Martin die Gemusekost munde, und erstaunten nicht wenig, als sie horten, daß er sich ja langst daran gewohnt habe, und ohne Gemuse gar nicht mehr sein konnte. Freilich, erklarte ihnen Elise, mussen alle Gemuse auch gut und schmackhaft zubereitet werden, das sei gerade so notwendig als die richtige Kultur im Garten selbst. Sie rief auch manchmal diese oder jene der Frauen in die Kuche, machte sie mit der Art und Weise des Kochens der Gartengewachse bekannt oder ließ sie die fertigen Gerichte probieren. Sie zeigte ihnen auch, wie sie Gemuse in Glaser einmache, um auch Vorrate fur den Winter zu haben. Bald sahen denn auch die Nachbarinnen die Gartenkunst Elisens mit ganz andern Augen an, und manche begann, sich auch einen kleinen Garten zu wunschen.
Indessen waren es nicht nur Lieses Nachbarinnen, welche der Sache Interesse abgewannen, sondern auch in weiteren Kreisen wurde man auf das schmucke Gartchen und seine Produkte aufmerksam.
Als einst ein Hotelbesitzer aus dem benachbarten Kurort F. mit seinem Wagen durch D. fuhr und in der Post einkehrte, bewunderte er die gut entwickelten Gemuse in dem Mullerschen Hausgarten und fragte gleich bei Elise an, ob sie nicht gewillt sei, ihm von ihren Gartenerzeugnissen etwas zu verkaufen; er sei bereit, gute Preise zu bezahlen, da es stets an frischen Gemusen mangle. Er sehe sich genotigt, seinen ganzen Bedarf kommen zu lassen, und musse da oft mit ganz minderwertiger Ware vorlieb nehmen. Sie bedeutete ihm, daß sie leider zum Verkauf nicht eingerichtet sei; daß sie aber ein anderes Jahr leicht auf einem Acker Gemuse bauen konne, und wenn er ihr Aussichten auf Absatz eroffne, so werde sie das auch ausfuhren. Der Herr war damit ganz einverstanden, und nachdem ihn Liese noch mit einem hubschen Blumenstrauße beschenkt hatte, fuhr er von dannen.
Es braucht wohl nicht besonders bemerkt zu werden, daß Elise ob den andern Arbeiten ihre Topfpflanzen nicht vergaß. Als sie im Fruhjahr einmal in der Stadt war, hatte sie beim Gartner noch einige junge Pflanzen von leicht zu kultivierenden Arten gekauft; diese gediehen jetzt prachtig und bluhten zum Teil schon. Der Pfarrer hatte ihr einige Ableger von jenen großblumigen Nelken geschenkt, die man im Kanton Graubunden in einigen Talschaften in oft prachtvollen Exemplaren bewundern kann. Diese bildeten nun ihren besondern Stolz, da sie schon im Unterland von diesen Riesennelken gehort, nie aber welche gesehen hatte. Elise besaß schon vorher einige hubsche, wenn auch kleinblumige Topfnelkenarten, und so konnte sie jetzt zwei Fenster gegen die Straße, wo die Sonne nicht so heiß hinbrannte, mit ihren Nelkenstocken dekorieren. Diese Nelken bildeten nun einen besonderen Gegenstand ihrer Pflege; denn sie hatte von jeher eine große Liebhaberei fur diese Blumen gehabt. Als dann aber die Blutezeit herannahte, sah sie sich auch reichlich fur alle Muhe entschadigt. Die Pflanzen waren in Laub und Blute wunderbar gut entwickelt, und weit herum waren keine solchen Nelken zu sehen.
Da geschah es eines Tages, daß eine reiche Familie aus Deutschland nach D. kam. Sie wollte nach F. reisen, es war aber unterwegs etwas an dem Wagen gebrochen, und somit gab es hier einen unfreiwilligen Aufenthalt, bis der Schaden wieder gut gemacht war. Nachdem die Fremden im Gasthaus eine Erfrischung genommen hatten, machten sie einen Spaziergang durch das Dorf und entdeckten dabei gar bald Elisens Nelkenstocke. Ganz verwundert blieben sie unter den Fenstern stehen; denn solche Nelken hatten sie noch nie gesehen. Die junge Frau außerte denn auch sofort den Wunsch, eine solche Pflanze zu kaufen, um sie mit nach Deutschland zu nehmen.
Elise war gerade in der Kuche mit Konservieren von Gemuse beschaftigt und erstaunte nicht wenig, als die Herrschaft bei ihr eintrat; fast noch mehr erstaunt aber war sie, als sie horte, daß sie einen ihrer Nelkenstocke verkaufen sollte. Ganz unumwunden erklarte sie denn auch, daß sie diese Nelken nicht zum Verkaufen, sondern aus eigener Liebhaberei gezogen habe. Das half indessen nicht viel, der Herr, welcher den Wunsch seiner Frau zu dem seinigen gemacht hatte, fuhr fort zu bitten; er versprach, gerne jeden verlangten Preis zu bezahlen und offerierte, als Liese noch zogerte, 15 Fr. fur eine der großblumigen Pflanzen. Als Elise diesen Preis nennen horte, meinte sie doch, es ware eine Sunde, eine solche Einnahme von der Hand zu weisen. Sie willigte also in den Handel ein und erlaubte der Dame, unter samtlichen Pflanzen diejenige auszuwahlen, welche ihr am besten gefalle. So war denn die Sache zur allgemeinen Zufriedenheit geregelt, und wahrend der Nelkenstock verpackt wurde, ermunterte die fremde Dame Elise, nur moglichst viele solcher Nelkenpflanzen zu ziehen, an Absatz werde es ihr gewiß nicht fehlen. Der Herr war der gleichen Meinung und versprach, einen ihm bekannten Blumenhandler in F. auf diese prachtvollen Blumen aufmerksam zu machen. Es sei ja gar nicht ausgeschlossen, daß dieser dann auch allerlei andere Blumen in D. ziehen lasse, sobald sich Elise nur entschließen konne, einen solchen Auftrag zu ubernehmen. Diese dankte ihren Gonnern fur das bewiesene Wohlwollen und versprach, die Sache uberlegen zu wollen; es sei ihr selbst auch schon durch den Sinn gefahren, ob sie vielleicht nicht imstande ware, mit Gemuse- und Blumenzucht ein hubsches Stuck Geld zu verdienen. Sie erzahlte dann von dem Besuch des fremden Hotelbesitzers und wie sie darauf den Vorsatz gefaßt habe, nachstes Fruhjahr mit der Zucht von Gemusen zum Verkauf beginnen zu wollen. Nun ihr auch Aussicht gemacht sei, Blumen und namentlich Nelken gut verkaufen zu konnen, so wurde es vielleicht nicht schaden, auch damit einen Versuch zu wagen. Nachdem die Fremden versprochen hatten, Elise im nachsten Sommer wieder zu besuchen, nahmen sie Abschied, und der kleine Hans trug ihnen den gekauften Nelkenstock noch bis zum Wagen.
Martin war nicht recht einverstanden, als Elise ihm ihren Plan mitteilte, im kommenden Jahr einen kleinen Gemuseversand einrichten zu wollen. Er meinte, das verursache im Verhaltnis zur Einnahme viel zu viel Arbeit, und es sei ja nicht notwendig, daß sich Liese uber Gebuhr anstrenge wegen einigen Franken, die vielleicht damit zu verdienen seien. Im Geheimen mochte er wohl Angst haben, daß Elise die Hausgeschafte vernachlassige, wenn die vermehrte Gartenarbeit auf sie einsturme, und denken, daß es dann um die Gemutlichkeit in seinem Hause geschehen sei. Sobald deshalb Elise auf diesen Gegenstand zu sprechen kam, gab er ausweichende Antworten und suchte das Gesprach auf etwas anderes zu bringen.
Als ihm nun aber Elise die 15 Fr. fur die Topfnelke aufzahlte, da meinte er nun doch: ≫Ja, wenn solche Preise die Regel waren, wurde ich Dir selbst raten, die Sache in etwas großerem Maßstabe zu probieren. Ueberhaupt glaube ich, daß bei der Blumenzucht mehr herausschauen durfte, als beim Gemusebau.≪ ≫Aber schau Martin,≪ entgegnete Elise, ≫ich kann ganz gut das eine tun und das andere nicht lassen. Manche Flickerei und andere Handarbeiten kann ich ganz gut auf den Winter versparen. Dann mußt Du bedenken, daß die Kinder großer werden und manches zu helfen imstande sind. Auch wirst Du verstehen, daß ich mich mit keinem Gedanken mit der ganzen Angelegenheit befassen wurde, wenn ich denken mußte, deswegen auch nur das Kleinste der notwendigen Hausgeschafte vernachlassigen zu mussen.≪ So ward denn der Widerstand Martins gebrochen, und es wurde endgultig der Beschluß gefaßt, nachstes Jahr regelrechten Gartenbau zu treiben und den Verkauf der erzielten Produkte an die Hand zu nehmen.
IV.
Der zweite Winter war fur die Familie Muller wieder so ruhig verlaufen wie der erste. Liese hatte in verschiedener Beziehung aufs kommende Jahr vorgearbeitet. Furs erste hatte sie sich mit allerlei Naharbeiten, mit Strumpfestricken und dergleichen derart beflissen, daß sie sich damit im Sommer -- von etwa notig werdenden Ausbesserungen abgesehen -- nicht zu befassen brauchte. Dann hatte sie auch schon fur das notwendige Packmaterial gesorgt. Ein Korbmacher erbot sich, allerlei großere und kleinere Korbe jetzt billiger zu liefern als im Sommer. Im Laden hatte sie passende Kistchen fur den Blumenversand erstanden, und auch gebrauchte Packleinwand zum Uebernahen der Gemusekorbe erhielt sie dort fur billiges Geld.
Auch Martin war in seiner freien Zeit fur das Gartengeschaft tatig. Im Herbst schon hatte er an einer geschutzten Stelle im Garten einen Fruhbeetkasten angebracht, denselben mit guter Erde gefullt und gegen Frost gut bedeckt. Nun arbeitete er an den Fenstern und bald gingen sie ihrer Vollendung entgegen. Aus Gipslattchen wurden Schattengitter hergestellt, welche bei Aussaaten ins Fruhbeet die grellen Sonnenstrahlen fernhalten sollten. Selbst einige Dutzend Ansteckholzer zum Bezeichnen der verschiedenen Sorten hatte er an einigen der langen Winterabende angefertigt. So lag denn alles bereit, um beim ersten Fruhlingszeichen mit dem Aussaen beginnen zu konnen.
Der Winter war dieses Mal ungewohnlich streng und schneereich gewesen; als aber Ende Februar die Sonne schon ziemliche Kraft entfaltete, glaubte Liese nicht mehr langer warten zu durfen. Sie deckte den Kasten ab, lockerte die Erde und legte die Fenster auf. Als dann nach einigen Tagen die Erde abgetrocknet war, saete sie Sellerie, Lauch, Salat, Blumenkohl, Wirsing und uberhaupt allerlei Setzlinge, welche sie fruh haben wollte. So folgten dann in kurzen Abstanden mehrere Aussaaten aufeinander, und als im Marz die Sonne und der Fohn den Schnee hinweggeschmolzen hatten, konnten die Arbeiten auch im freien Lande beginnen. Die Setzlinge im Fruhbeet waren schnell auch zum Auspflanzen groß genug, und bald prangte der Garten wieder im schonsten Grun. Aber nicht nur im Garten, sondern auch auf dem Acker, wo Liese namentlich solche Gemuse gepflanzt und gesat hatte, welche einer weniger sorgfaltigen Kultur bedurften, versprach es einen guten Ertrag zu geben. War also in Bezug auf die Gemuse alles in bester Ordnung, so berechtigten die Blumen nicht weniger zu den besten Hoffnungen.
Weil Liese im Herbst ihre Nelken so stark als nur moglich durch Stecklinge und Ableger vermehrt hatte, so besaß sie jetzt uber hundert Stuck, die mehr oder weniger Blutenstengel getrieben hatten. Da an den Fenstern naturlich nicht fur so viele Pflanzen Platz war, so hatte Martin an einer halbschattigen Hauswand ein Gestell angebracht, auf welchem nun die in großere und kleinere Holzkistchen gepflanzten Nelken Aufstellung fanden. Im Garten befanden sich noch einige hundert Nelkenpflanzen, die Liese aus Samen gezogen hatte, und die nun hauptsachlich billigere Schnittblumen liefern sollten. Liese hatte einstweilen davon abgesehen, andere Blumen zum Verkauf zu ziehen; denn erstens wollte sie nicht zu viel auf einmal beginnen, und zweitens hatte ihr der Blumenhandler keine sehr verlockenden Preise in Aussicht gestellt.
Als Ende Juni die Fremdensaison allmahlich in Gang kam, konnte endlich der Versand der Gemuse beginnen, und bald gingen auch die ersten Kistchen mit abgeschnittenen Nelken nach F. ab.
Es ist naturlich, daß sich das ganze Geschaft nur in sehr kleinem Rahmen bewegte; waren es ja nur zwei Kunden, an welche Liese ihre Produkte lieferte, namlich der Hotelbesitzer, welcher voriges Jahr die erste Aufmunterung zum Gemuseversand gegeben, und der Blumenhandler, welchem der deutsche Kurgast Liese empfohlen hatte. Aber selbst diesen beiden konnte nicht genug geliefert werden. Die Art und Weise, wie sich der Versand vollzog war sehr einfach. Liese machte wochentlich zwei Sendungen, bald großere, bald kleinere, je nachdem, was sie gerade abzugeben hatte. Sie brauchte also nicht auf Bestellungen zu warten, weil ihre Abnehmer alles verwenden konnten, sobald es nur schone, vollwertige Ware war. Daran ließ es nun Liese freilich nicht fehlen; denn sie handelte nach dem Grundsatz, fur ihre Kundschaft sei das Beste gerade gut genug. Fur alles, was nicht von erster Qualitat war, hatte sie im eigenen Haushalt ja gute Verwendung, und sie kam schon deswegen nicht in Versuchung, ihr Absatzgebiet durch unreelle Lieferung zu verscherzen.
Gerade der gewissenhaften und punktlichen Bedienung war es zuzuschreiben, daß Liese fur ihre Produkte einen schonen Preis erzielte. Trotz des verhaltnismaßig kleinen Quantums, das sie absetzen konnte, hatte sie doch bis zum Herbst eine ganz hubsche Einnahme erzielt -- die Nelkenblumen allein brachten ihr einen Erlos von uber hundert Franken.
Nun lachte auch niemand mehr in D. uber Lieses Liebhaberei fur den Gartenbau; alles mußte vielmehr lobend anerkennen, daß sie es verstanden hatte, nicht nur notwendige Lebensmittel fur den eigenen Haushalt zu pflanzen und mit ihren Blumen ihr Heim zu verschonern, sondern Gemuse- und Blumenzucht auch zu einer ergiebigen Einnahmsquelle zu gestalten.
Weil man Liese fast nie anders sah als im Garten oder mit ihren Blumen beschaftigt, so nannte man sie jetzt nur die ≫Blumenliese≪, und diesen Namen behielt sie fortan, weshalb auch wir sie nur noch so nennen wollen.
Hatten schon im vorigen Sommer einige Frauen den Wunsch gehegt, gleich wie die Blumenliese ein Gartchen zu haben, so nahmen jetzt solche Wunsche eine bestimmtere Gestalt an. Man hoffte jetzt eher auf die Einwilligung der Manner, wo man ihnen nun doch schlagend beweisen konnte, daß ein Garten nicht einfach als ein Luxus zu bezeichnen sei, wie man bisher angenommen habe. Einige der Manner kamen denn wirklich auch den Frauen schon auf halbem Wege entgegen; denn auch sie waren hingerissen von den Erfolgen der Blumenliese.
Wenn die Anlage von verschiedenen Garten nicht sofort an die Hand genommen wurde, so hatte das seinen Grund nur darin, daß niemand etwas von der Sache verstand. Man besturmte deshalb die Blumenliese von allen Seiten mit den verschiedensten Fragen und Auskunftsbegehren. Diese freute sich naturlich, daß es ihr so schnell gelungen, die Leute fur den Gartenbau zu begeistern, und ließ es an gutem Rat nie fehlen, wo solcher verlangt wurde. Indessen sah sie ein und außerte sich gelegentlich daruber, daß es gewiß nicht gut werde, wenn jetzt alles uber Hals und Kopf planlos sich auf den Gartenbau sturze, in der Meinung, damit in einigen Jahren reich zu werden; man sollte sich doch vorerst die allernotigsten Kenntnisse verschaffen und erst auf Grund derselben zielbewußt vorgehen.
Der Pfarrer war auch der gleichen Ansicht; er dachte, es musse etwas geschehen, um einerseits die gegenwartige Begeisterung nicht unbenutzt vorubergehen zu lassen, anderseits aber die Leute vor einem Mißerfolg zu bewahren. Er beriet sich zu diesem Zweck mit einem der Lehrer, von dem er wußte, daß er ebenfalls ein Gartenfreund sei, und dieser meinte, es ware am besten, in D. einen Gemusebaukurs abhalten zu lassen, an welchem dann die Leute Gelegenheit hatten, sich uber die verschiedenen Fragen klar zu werden und sich grundlegende Kenntnisse zu erwerben, auf denen sie dann ihre Praxis aufzubauen imstande waren. Er selbst wolle sich der Sache annehmen, eine Versammlung im Schulhause einberufen und sehen, was sich dann weiter tun lasse.
Eine solche Versammlung fand dann auch richtig statt, und es ergab sich, daß eine genugende Anzahl von Frauen und Tochtern -- sogar einige Manner hatten sich angemeldet -- bereit waren, an einem Gartenbaukurs teilzunehmen. Der betreffende Lehrer stellte dann im Namen der Angemeldeten bei der Regierung das Gesuch um Bewilligung eines solchen Kurses, welchem Ansuchen auch gerne entsprochen wurde. Damit war die Angelegenheit einstweilen geregelt und in die richtige Bahn geleitet.
Als im Fruhjahr die gunstige Zeit herangeruckt war, erschien der von der Regierung bestimmte Kursleiter und begann seine Unterweisungen. Er zeigte den Teilnehmern nicht nur, wie man einen Garten anlegen solle, wie man den Boden bearbeite, ihn verbessere und dunge, wie man saen und pflanzen solle, sondern wies auch auf die eigenartigen Verhaltnisse in D. hin, Belehrungen anknupfend, wie man dieselben am geeignetsten ausnutzen konne. Er hob besonders hervor, daß es in erster Linie gelte, fur die eigenen Bedurfnisse zu sorgen. An den Verkauf konne man erst denken, wenn man durch die Praxis die notwendige Routine erworben habe, welche erforderlich sei, um Gemuse erster Qualitat zu ziehen; denn nur mit solchen konne der Verkauf andauernden Erfolg haben. Die Aussichten, daß D. Hauptproduktionsgebiet von Gemusen fur die benachbarten Kurorte werden konne, seien vorhanden. Indessen durfe man nicht meinen, daß es sofort alle der Blumenliese gleichtun konnen. Sobald eben mehrere die Sache einander nachmachen, gebe es Konkurrenz; die Preise werden heruntergetrieben, und in einigen Jahren finde alles, daß sich in hiesiger Gegend der Gemusebau nicht rentiere. Der Gemusebau zum Verkauf konne, so wie die Verhaltnisse liegen, nur dann ein befriedigendes Resultat zeitigen, wenn der Handel richtig organisiert werde, d. h. wenn man ihn genossenschaftlich betreibe. Diese Einrichtung ermogliche es allein, erstens hohe Preise zu erzielen, zweitens große Quantitaten liefern zu konnen und drittens auch dem kleinsten Gartenbesitzer die Moglichkeit zu bieten, sich am Verkaufe zu beteiligen.
Solche und ahnliche Belehrungen waren geeignet, die Teilnehmer fur die Sache zu begeistern. Mit ganz andern Begriffen konnten sie jetzt, als der Kurs beendigt war, die Anlage ihrer Garten an die Hand nehmen.
Soweit war nun alles so ziemlich im richtigen Geleise. In den neuen Gartchen keimte und grunte es, daß es eine Freude war. Da und dort war schon der Spinat zum Schneiden groß genug, hie und da sah man schon ziemlich entwickelte Salatkopfe, und in einem Garten streckten schon die Erbsen ihre jungen Schotchen aus den abwelkenden Bluten hervor. Bald kam also der Zeitpunkt, wo man neben Fleisch und Kartoffeln auch etwas ≫Grunes≪ auf den Tisch stellen konnte. Die meisten der glucklichen Gartenbesitzerinnen sahen mit einiger Sorge diesem Ereignis entgegen; denn erstens beschlich manche ein banges Gefuhl, wenn sie an die Zubereitung der Gemuse dachte. Andere aber fragten sich: ≫Was werden wohl die Manner dazu sagen?≪ Diese Sorgen waren berechtigt; denn weil Gemuse in den meisten Haushaltungen in D. etwas neues waren, so hatten die Hausfrauen und Tochter bis jetzt auch keine Gelegenheit gehabt, sich im Kochen der Gemuse zu uben. Den Mannern aber steckte der Erfolg im Kopfe, den die Blumenliese mit dem Verkauf ihrer Gemuse erzielte. Als es aber hieß, man musse vorlaufig im eigenen Haushalt den Genuß der Gemuse einfuhren, da waren sie unzufrieden, und gerade die alteren Manner, welche im Sommer daheim geblieben, waren sehr hartnackig; denn sie wollten sich in ihren alten Tagen nicht mehr an das ≫Grunfutter≪ gewohnen, wie sie das Gemuse verachtlich nannten.
Es ging indessen alles viel besser als man meinte. Die Blumenliese mußte mit ihren Ratschlagen und Rezepten den mangelnden Kenntnissen in der Kochkunst nachhelfen, und als dann Erbsen, Spinat, Kohlrabi u. s. w. richtig zubereitet auf dem Tisch erschienen, da probierten aus purer Neugierde auch die Manner die bisher unbekannten Speisen, fanden sie zuerst leidlich, dann gut, und hatten bald nichts mehr dagegen einzuwenden, ein Zeichen, daß sie sich schnell daran gewohnt hatten.
Indessen konnte schon wider Erwarten in diesem ersten Jahre von mancher der neugebackenen Gartnerinnen ziemlich viel verkauft werden. Die Blumenliese wurde namlich mit Bestellungen uberhauft und um manchmal einen guten Auftrag nicht zuruckweisen zu mussen, kaufte sie da und dort schone Gemuse zusammen und leitete so einen allgemeinen Gemuseexport aus D. ein.
Der Gemusebau, den die Blumenliese unter so kleinen Verhaltnissen begonnen hatte, nahm nun einen raschen Aufschwung. Schon im folgenden Jahre wurde eine Genossenschaft zum Zwecke des Gemuseversandes in großerem Maßstabe gegrundet. Diese Grundung wurde besonders dadurch ermoglicht, daß ein junger, unternehmender Mann, der schon mehrere Jahre die Stelle eines Kontrolleurs in einem Hotel versehen hatte und also genaue Kenntnis, von dem was in einem Hotel gebraucht wird, besaß, die Leitung und den Verkauf der von den Genossenschaftern erzielten Produkte ubernahm. Auch die Blumenliese trat dieser Vereinigung bei, und so geht denn in D. bis auf den heutigen Tag der Verkauf samtlicher Gemuse nur durch eine Hand, namlich durch die Genossenschaftsleitung. Es kann sich auch die armste Frau, die nur ein kleines Gartchen hat, an dem Versand beteiligen; die einzelne Gartenbesitzerin braucht sich nicht um Absatzgebiete zu kummern und der Preis wird nicht durch zu große Konkurrenz herabgedruckt.
Als man den großen Erfolg mit dem Gemusebau sah, blieb man selbstverstandlich dabei nicht stehen. Einige Frauen versuchten sich mit Gluck in der Nelkenzucht. Ein denkender Bauer dachte, der Obstbau konnte jedenfalls auch noch viel eintraglicher gemacht werden, wenn er etwas intensiver betrieben wurde. Er bezog aus einer landwirtschaftlichen Bibliothek Bucher, holte sich auch personlich von Fachleuten Belehrung, verbesserte seinen Baumbestand durch Neupflanzungen und Umpfropfen und brachte dann durch rationelle Dungung und gute Pflege seinen Baumgarten zu so reichen Ertragen, daß ihm viele nachzuahmen begannen.
Jetzt sah man auf einmal ein, daß in D. auf landwirtschaftlichem Gebiet viel mehr zu machen war, als man fruher annahm. Mancher, der vielleicht schon seit mehreren Jahren gewohnt war, seinen Verdienst auswarts zu suchen und noch vor kurzer Zeit gewiß steif und fest behauptet hatte, daß es in D. einfach unmoglich sei, so viel zu verdienen, um anstandig leben zu konnen, fing an ernstlich zu erwagen, ob es vielleicht nicht besser sei, zu Hause zu bleiben und nach irgend einer Richtung hin sich mit der Landwirtschaft abzugeben.
Weil man jetzt anfing, intensiver zu wirtschaften, den alten Schlendrian beiseite zu lassen und nach vollstandig neuen Gesichtspunkten zu handeln, so mußten allerlei Verbesserungen die notwendige Folge sein. Die Feldwege wurden verbessert und neue angelegt, durch Kauf und Austausch suchte man die Guter zu arrondieren, und der allgemeine Weidgang wurde abgeschafft.
Freilich lief das alles nicht so glatt ab, und gegen manche Neuerung wurde heftig Opposition gemacht; aber als dann alles glucklich durchgefuhrt war, sah man allgemein den Nutzen ein. Man fuhlte auch das Bedurfnis nach Belehrung in den verschiedenen landwirtschaftlichen Fragen. Es wurde deshalb ein landwirtschaftlicher Lokalverein gegrundet, der namentlich im Winter eine regsame Tatigkeit entwickelte. Vortrage und Kurse uber die verschiedensten Zweige der Landwirtschaft wurden abgehalten und die Wanderlehrer waren haufige Gaste in D. Zwei Junglinge besuchten die landwirtschaftliche Schule. Einer war der jungere Sohn Martins -- der altere war wie sein Vater Zimmermann geworden.
Alle die Veranderungen, die in den letzten Jahren in D. vor sich gegangen waren, wirkten auch gunstig auf die moralischen Verhaltnisse ein, und wer heute durch die Ortschaft wandert, erhalt einen ganz andern Eindruck als fruher. Die sauber gehaltenen Garten, die gesunden, kraftstrotzenden Obstbaume, die bluhenden Topfgewachse geben dem Dorf ein freundlicheres Ansehen. Die Manner haben die schweren Arbeiten langst den Frauen abgenommen. Infolgedessen sind sie so beschaftigt, daß sie nicht mehr Zeit haben, alle Tage ins Wirtshaus zu gehen, und geschieht es hie und da, so haben sie auch dort besseres zu tun als Karten zu spielen; denn es gibt offentliche Angelegenheiten zu besprechen, uber wichtige Projekte und Tagesfragen zu verhandeln etc. Die hauslichen Verhaltnisse sind angenehmere geworden, und der veredelnde Einfluß eines glucklichen Familienverbandes macht sich immer mehr geltend. Die Auswanderung hat zwar nicht ganz aufgehort, aber sie beschrankt sich auf das richtige Maß. Dafur hat sich ein Stand von tuchtigen Professionisten am Orte gebildet, und die verschiedensten Handwerker aus D. sind auch in den benachbarten Dorfern geschatzt und geachtet.
Der alte Pfarrer, der noch immer in der Gemeinde amtiert, hat seine helle Freude an den Veranderungen, die in seiner Pfarrei vorgehen, und er behauptet steif und fest, daß man das alles nur dem gutem Beispiel der Mullerschen Familie zu verdanken habe, und namentlich die Blumenliese habe den deutlichen Beweis geleistet, wie sehr es auch heutzutage noch auf die Tuchtigkeit einer Frau ankomme. Man durfe daher nicht außer acht lassen, die heranwachsenden Madchen auf ihren zukunftigen Beruf vorzubereiten und sie vor allem zu guten Hausfrauen und pflichtgetreuen Muttern zu erziehen.
Martin meint zwar, der Pfarrer ubertreibe mit seinem Lob, er und seine Frau hatten sich nicht besonders hervorgetan, sie seien vielmehr stets nur bestrebt gewesen, dafur zu sorgen, daß sie fur ihre Verhaltnisse moglichst zufrieden und sorgenlos haben leben konnen. Als ihnen das gelungen, haben es zwar andere nachzumachen gesucht; aber das sei noch lange nicht der Grund zu dem allgemeinen Umschwung gewesen; dieser sei vielmehr bedingt worden durch das Unhaltbare der Zustande, die man gehabt habe. Es habe einsichtige Leute genug gegeben, die Verbesserungen fur unabweisbar hielten und sie auch durchfuhrten.
Sei dem nun wie ihm wolle; Tatsache ist, daß die Bewohner von D. mit großer Achtung von der Blumenliese sprechen. Sie ist immer noch die gleiche bescheidene, tuchtige Hausfrau. Auch ihre Liebhaberei fur Gartenbau und Blumenzucht hat sie bewahrt, wenigstens kann man sie haufig im Garten hantieren sehen, wenn man durch D. geht.
[Illustration]
[Illustration]
Auf dem Lindenbuhl.
I.
In einem fruchtbaren Tale, durch welches sich ein breiter Fluß windet und dessen beide Flanken hohe Berge bilden, liegt auf einem Schuttkegel sehr malerisch gruppiert das Dorfchen Haldenburg.
Wer von der Landstraße, welche sich mitten durch das Tal, dem Flusse entlang dahinzieht, nach Haldenburg gelangen will, muß in ein Seitenstraßchen einbiegen, das in einigen Windungen sich durch uppige Wiesen und wohlgepflegte Baumgarten den Hugel hinaufschlangelt, auf welchem das Dorf liegt.
Noch vor 10 Jahren fuhrte dieser Weg in gerader Richtung, den sogenannten ≫Haldenburgerstutz≪ bildend, den Berg hinauf. Rechts und links waren halb zerfallene Mauern, in deren Trummern hie und da Holunder- und Spitzbeerenstraucher wucherten. Der Fußganger, der die steile Straße hinaufkeuchte, mußte unwillkurlich daran denken, wie beschwerlich es sein musse, das Heu und andere Produkte, aus den Gutern, die da unten in der Ebene liegen, ins Dorf hinauf zu schaffen. Die Haldenburger aber waren daran gewohnt; denn seit Menschengedenken war es nicht anders gewesen. Wenn es je einem einfiel, ihnen den Rat zu erteilen, sich durch den Bau einer neuen Straße bequemere Verhaltnisse zu schaffen, so wurde er ausgelacht und gefragt, wer da wohl die Kosten zu ubernehmen hatte? Ob vielleicht die Gemeinde es tun solle? Die habe sonst schon Schulden ubergenug. Die reichen Bauern werden sicher auch nicht in die Tasche greifen wollen; denn wenn eine Last zu schwer sei fur ein Pferd, so spannen sie eben zwei an. Die armen Kuhbauern aber wurden sich schon gar nicht an einem Straßenbau beteiligen wollen, der andern großeren Nutzen bringen mußte, als ihnen. Man sieht, die guten Haldenburger waren nicht so leicht fur Neuerungen zu haben, sie meinten, was von alters her gut gewesen sei, musse es auch ferner sein.
Dieses starre Festhalten am Althergebrachten machte sich denn in Haldenburg allenthalben geltend, und wer den steilen Stutz uberwunden und sich, nachdem er den Schweiß abgetrocknet und ein wenig atemholend einen Blick auf das schone Landschaftsbild, das sich hier einem darbietet, geworfen, dem Innern des Dorfes zuwandte, fand nicht gerade die einladendsten Zustande.
Die Dorfstraßen waren locherig und kotig oder staubig, je nach der Jahreszeit oder der Witterung, und namentlich die Umgebung der großen Brunnen, wo das Vieh zur Tranke gefuhrt wurde, war derart, daß man sie in weitem Bogen umgehen mußte, wollte man nicht riskieren, im Moraste stecken zu bleiben. Es fehlten in Haldenburg zwar nicht einige massiv gebaute Bauernhauser, mit allerlei unnutzem Zierrat ausgeschmuckt, welche den Reichtum der Besitzer protzig zur Schau stellten; aber auch da vermißte man die saubere Umgebung, welche auf den Fremden so einladend wirkt. Einen geradezu klaglichen Eindruck aber machten die Behausungen und Stalle der armeren Bauern. Schiefe Dacher, graue verwitterte Mauern, wackelige Fensterladen und trube Scheiben, durch welche trube Gesichter schauten, gaben Zeugnis von der wenig beneidenswerten Lage der Leute, die da hausten.
Garten sah man wenig und gutgepflegte schon gar keine, statt dessen aber hart an den Straßen verschiedene großere und kleinere Miststocke, umgeben von den obligaten braunen Pfutzen, aus denen sich ganze Schwarme von Mucken und Fliegen erhoben, wenn man sich im Sommer ihnen naherte.
Rumpfte etwa ein Fremder uber die Zustande in Haldenburg die Nase, so machte sich niemand etwas daraus; man war uberhaupt nicht gut auf die Fremden zu sprechen, und man meinte, es sei das beste, wenn sie wegblieben. Nach diesem Grundsatz behandelte man auch die wenigen ortsansassigen Nichtburger, die sogenannten Beisasse, denen man zwar großmutig einen guten Teil der Steuern aufburdete, es ihnen aber furchtbar ubel nahm, wenn sie auch einmal in die Gemeindeangelegenheiten hineinreden wollten.
Daraus sieht man schon, daß auch in der Gemeindeverwaltung verschiedenes faul war. Es hatte sich mit der Zeit in Haldenburg ein eigentliches Dorfmagnatentum herausgebildet. Weil die armeren Bauern von den reichen abhangig waren, so wurden selbstverstandlich nur die letzteren in den Vorstand gewahlt, und diese wußten es stets so einzurichten, daß sie dabei in erster Linie auf ihre Rechnung kamen; ein System, das, wenn auch langsam, so doch sicher zum Ruin der Gemeinde fuhren mußte, wenn nicht eine Aenderung eintrat. Eine solche Aenderung kam und sie war notwendig; denn der allgemeine Kredit hatte schon stark gelitten.
Wer heute Haldenburg betritt, dem bietet sich ein ganz anderes Bild als ehedem. Die Straßen sind sauber und gut im Stande gehalten; die Dungerstatten sind großtenteils hinter die Hauser verlegt worden oder, wo das nicht anging, doch wenigstens mit Mauern umgeben, und die Bauern haben jedenfalls indessen gelernt, die Dungemittel besser zu verwerten, als sie nutzlos auf der Straße zu Grunde gehen zu lassen. Hie und da sind kleinere und großere Hausgarten entstanden, die dem Ort zur Zierde gereichen. An vorher kahlen Wanden sieht man jetzt gut gezogene Spalierbaume, und an manchen Fenstern prangen schon bluhende Topfpflanzen. Auch an der kleinsten Hutte sieht man, daß der Wohlstand gestiegen ist. Haldenburg wird jetzt von den Sommergasten als Ausflugspunkt geschatzt, und aus dem gut eingerichteten Gasthaus und dem reichhaltigen Ansichtspostkarten-Sortiment im Schaufenster des Kramerladens schließen wir, daß man heute das Geld sehr zu schatzen weiß, welches diese Fremden ins Dorf bringen.
Woher nun dieser auffallende Umschwung? Die nachfolgende Schilderung soll die verehrten Leser daruber aufklaren.
Etwas abseits vom Dorfe liegt auf einem terrassenartigen Vorsprunge des Gelandes ein kleineres Bauerngut. Zwischen dem zweistockigen Wohnhaus, dessen Bauart ein schon hohes Alter verrat, und der gegenuberliegenden Scheune befindet sich ein geraumiger Hof, welcher von den machtigen Kronen zweier Linden beschattet wird. Diesen majestatischen Baumen hat das Anwesen seinen Namen ≫Lindenbuhl≪ zu verdanken.
Wenn heute die blankgeputzten Fensterscheiben, das nett in Ordnung gehaltene Gartchen und die ganze reinliche Umgebung des Gehoftes auf geordnete Zustande des Besitzers schließen lassen, so war das noch vor wenigen Jahren ganz und gar nicht der Fall. Damals gehorte der Lindenbuhl einem Manne, der sich zwar auch Bauer nannte, sich aber in Wahrheit um den Stand seiner Wiesen und Aecker wenig kummerte. Um der Arbeit besser ausweichen zu konnen, und um fur sein Herumtreiben in den Wirtshausern und auf den Markten eine Ausrede zu haben, betrieb er den Viehhandel, der ihm aber haufiger Verlust als Gewinn einbrachte; denn auch beim Handel ist es mit hohlen Redensarten und prahlerischem Wirtshausgeschwatz nicht getan. Gewandtheit und Energie aber gingen ihm ab. So kam er immer mehr zuruck, die Schuldenlast, welche auf seinem Heimwesen ruhte, wurde immer großer, und zuletzt kam es so weit, daß ihm alles versteigert wurde, und er mit seiner Familie im Hauszinse wohnen und als Taglohner seinen Unterhalt verdienen mußte.
Den Lindenbuhl erwarb nun ein junger Landwirt, der bisher auf einem großeren Gute eine Verwalterstelle innegehabt hatte, aber schon lange darnach trachtete, ein eigenes Heimwesen zu kaufen, auf dem er nach eigenem Gutdunken schalten und walten konne.
Johannes Wachter, so heißt der jetzige Bauer auf dem Lindenbuhl, ist der jungste Sohn eines sehr vermoglichen Bauern, der einen großen Hof im Kanton Thurgau besitzt.
Weil Johannes sich schon in der Schule durch große Intelligenz und emsigen Fleiß im Lernen auszeichnete, so hatte es sein Vater gerne gesehen, wenn er sich hatte zum Studieren entschließen konnen. Es hatte dem alten Wachter geschmeichelt, wenn sein Jungster dereinst Pfarrer, Arzt oder gar Advokat geworden ware. Johannes wollte indessen davon nichts wissen, und er bat den Vater, ihn nicht in einen Beruf hineinzwingen zu wollen, zu dem er keine Neigung verspure. ≫Ich bin bei der Landwirtschaft aufgewachsen,≪ sagte er, ≫und mochte auch beim Bauernstand verbleiben. Du hast ja schon oft selbst behauptet, daß ein rechter Bauer auch ein heller Kopf sein musse; es widerspricht also Deinen eigenen Ansichten, wenn Du mich der Landwirtschaft entfremden willst, nur weil ich zufallig in der Schule etwas weiter voran bin als mancher andere. Schau, solche, die sich dem Studium zuwenden, gibt es schon genug; hingegen wird allenthalben geklagt, daß sich niemand mehr mit der Landwirtschaft abgeben will. Zeige deshalb, daß Du Deinen Beruf hoch halst, und Deine Sohne das werden lassest, was Du selber bist, namlich richtige, schlichte Bauern, die zeigen wollen, daß auch heute noch die Scholle ihren Besitzer nahrt.≪
Vater Wachter war wirklich ein Bauer, der, wie man sagt, mit Leib und Seele an seinem schonen Berufe hing. So konnte er nicht anders als Freude haben an solchen Aeußerungen seines Sohnes, und gerne gab er ihm die Einwilligung, ein Landwirt werden zu durfen, obwohl er anfanglich der Meinung war, daß es genuge, wenn einer seiner Sohne sich dem Bauernstande widme, um dereinst den Hof ubernehmen zu konnen. Es erfullte ihn auch stets mit Stolz, daß Franz, sein Aeltester, in dieser Beziehung ganz seinen Wunschen entsprach. Zu Johannes aber sprach er: ≫Es fallt mir nicht ein, Dich zum Studieren zwingen zu wollen, wenn Du nicht Lust dazu hast, und daß Du gerade so große Neigung verspurst, ein Bauer zu werden, obwohl Dir im ganzen auch die Leiden und Unannehmlichkeiten, die dieser Stand mit sich bringt, bekannt sind, das freut mich; denn es gibt mir den Beweis, daß es Dir ernst ist mit Deiner Wahl. Wenn ich nun endgiltig Deiner Bitte Gehor schenke, so mußt Du mir auch versprechen, daß Du alles daran setzen willst, in allen Teilen ein rechter Bauer zu werden. Die heutige Zeit erfordert fur unsern Beruf ganze Manner, die uber ein vollgerutteltes Maß von Kenntnissen verfugen und dieselben mit Fleiß und Energie stets am rechten Orte anzuwenden wissen. Werde aber nicht nur ein rechter Bauer, sondern im ganzen ein guter, rechtschaffener Mensch; erfulle stets getreulich Deine Pflichten in der Familie, in der Gemeinde und im Staate. Es ist ein schwerer Irrtum, wenn mancher Bauer glaubt, er habe nur auf sich selbst zu schauen, die Interessen anderer aber gehen ihn nichts an. Manche schone Ziele der Landwirtschaft lassen sich eben nur gemeinsam erreichen. Zeige deshalb stets einen gemeinnutzigen und genossenschaftlichen Sinn und bedenke, daß Du, indem Du andern hilfst, Dir selbst auch Hilfe sicherst. Halte nie mit Erfahrungen und Beobachtungen hinter dem Berg; denn indem Du andere belehrst, arbeitest Du an der Hebung des bauerlichen Berufes und kommst so selbst auf eine hohere Stufe. Auf politischem Gebiete verfechte stets die Sache der Landwirtschaft und halte treu zu ihrer Fahne; vertraue unsern Fuhrern, sie meinen es gut und wissen, wo die Bauern der Schuh druckt. Mehr will ich Dir heute nicht sagen; es wird noch oft genug Gelegenheit geben, wo Dir meine vaterlichen Ermahnungen und Winke nutzlich sein konnen.≪
Es wurde nun einstweilen nicht mehr viel uber die Sache gesprochen, und Vater und Sohn betrachteten die Angelegenheit als endgiltig beschlossen.
Als Johannes die Realschule seines Heimatortes absolviert hatte, verblieb er vorerst im vaterlichen Hause, um unter Anleitung seines Vaters die wichtigsten landwirtschaftlichen Arbeiten grundlich kennen zu lernen. Diese grundlegende Praxis -- so meinte Vater Wachter -- sei notwendig, um mit Erfolg eine landwirtschaftliche Winterschule besuchen zu konnen.
≫Ich halte nicht viel davon,≪ sagte er zu Johannes, ≫wenn Burschchen, welche den Ernst der Arbeit noch nicht kennen, in solche Schulen eintreten. Auch den eifrigsten und fleißigsten dieser jungen Schuler wird es an dem notwendigen Verstandnis fur die theoretischen Wissenschaften fehlen, und sie werden nur zu oft geneigt sein, manches fur nebensachlich und weniger notwendig zu halten, was doch fur eine der heutigen Zeit entsprechende Praxis von großer Wichtigkeit ist. Die theoretische Bildung eines Landwirtes ist heutzutage von so großer Bedeutung, daß man sich ihr mit vollem Eifer widmen muß, und das kann nach meiner Ansicht nur dann geschehen, wenn man den Ernst des Lebens schon kennt. Lerne deshalb erst praktisch arbeiten, und Du wirst sehen, daß Du dann Deine Lehrer viel besser verstehen kannst, weil Du einsiehst, wie wichtig ihre Lehren fur Deine spatere Praxis sind.≪
Johannes sah ein, daß sein Vater recht hatte. Er gab sich Muhe, alle Arbeiten, die man ihm auftrug, richtig auszufuhren und sich Uebung zu verschaffen. Oft genug kam es freilich vor, daß ihm selbst einfache Hantierungen nicht gelingen wollten. Da hieß es dann probieren, bis es ging. Bei solchen Gelegenheiten trat dann oft der Vater hinzu und machte ihn auf diesen oder jenen Vorteil aufmerksam, mit dem die Sache angefaßt werden mußte, und auf dessen Anwendung oft genug das Gelingen beruhte. Der alte Wachter bestand uberhaupt darauf, daß alles grundlich gemacht wurde, und duldete auch bei seinen Sohnen nicht, daß sie uber Ungenauigkeiten einfach hinweggingen. So sprach er einmal ermahnend zu Johannes:
≫Schau, Du mußt Dich von Anfang an schon daran gewohnen, alles recht zu machen. Halbe Arbeit ist keine Arbeit. Weil Du dieses oder jenes erst lernen mußt, wirst Du langere Zeit dazu gebrauchen; das schadet jedoch nichts, wenn's nur schließlich recht herauskommt. Ein großer Fehler aber ware es, wenn Du schnell uber eine Arbeit hinweg hasten wurdest, nur um sie so schnell zu Ende zu fuhren wie ein geubter Knecht. Der Wert der Arbeit eines Lernenden liegt nicht in der Quantitat, sondern in der Qualitat. Wer sich das Pfuschen einmal angewohnt, der bleibt sein Leben lang ein Pfuscher; ein solcher aber taugt in der Landwirtschaft so wenig als in jedem andern Beruf. |
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