Stille Welten Neue Stimmungen aus Dingsda : Johannes Schlaf
Inhalt.
Seite
1. Das blaue Zimmer 1
2. Unser Haus 7
3. Muskochen 13
4. Programm 21
5. Der Wanderer 27
6. Der Marterturm 35
7. Logos 55
8. Im Laden 65
9. Das Rosenfest 83
10. Der Blumentopf 91
11. Die Dose 99
12. Herbstblumen 105
13. Weltspiel 123
14. Ruhe 131
15. Beim Turmer 139
16. Die Hyacinthe 149
17. Die Fliegen 155
18. Bornschein 161
19. Bibellekture 167
1. Incarnation 169
2. Gethsemane 185
3. Golgatha 203
20. Nachtgang 217
Das blaue Zimmer.
Jetzt, zum Herbst erst, bin ich also in die Sommerfrische gegangen und will nun diese ganze Jahreszeit mitsamt dem Winter hier, -- hier! -- verbringen.
Ein sonderbarer Einfall.
Doch mit solchen sonderbaren Einfallen hab’ ich’s ja nun mal. --
* * * * *
Aber dieses Blau ringsum! Dieses Blau, dieses wunderkostliche Blau!
Wer von meinen lieben Wirtsleuten, Herr Haberland oder Madame, ist nur auf diesen entzuckenden Einfall geraten, mir meine Bude inzwischen in dieses wunderscheene Himmelblau zu kleiden?
Wirklich: _je me trouve tout en bleu!_ --
Dieses nichtsnutzige Franzoseln! -- Ich muß denn doch wohl in letzter Zeit zu viel Verlaine gelesen haben. --
Alles blau! -- Diese himmlisch hellhimmelblaue Wandtunche! -- Und an den Fenstern diese niedlichen Dingerchen von Vorhangen aus Kattun mit ihrem Kornblumenmuster und ihren sauber ausgeplatteten Falbeln. Dieser blaugestrichene Tisch mit der blaugemusterten Quastendecke. Hellblaugeblumt das Sofa dahinter und hellblaugeblumt die Polster der blauen Stuhle. Blau die Thur mit ihrer sinnigen weißen Lilie, von der ich nun freilich nicht ganz genau weiß, ob sie nicht dennoch eine Tulpe sein soll. Blau der ehrwurdige Kleiderschrank. Blau auch das kleine Rollschreibepult, auf dem Meister Haberland wahrend meiner Abwesenheit seine Cigarrenkisten aufzustapeln pflegt. Nur der Rundspiegel uber dem Sofa mit der langen, seitwarts ragenden Pfauenfeder hat einen vergoldeten Rahmen und das große Oldruckbild der Sixtinischen Madonna, die in ihren prachtigsten Couleuren prangt.
Ein Pendant bietet meine Kammer. O dieses Himmelbett, in dem man versinkt bis uber die Nasenspitze! Und dieses zartblaue Blumenmuster seiner Vorhange!
Und der blaue Bauernkachelofen mit seinen Bronzemalereien, denen sicher irgendwelche Muster aus der Steinbeilzeit zu Grunde gelegen. --
Unser Haus.
Es will Nacht werden.
Ich steige den Hugel hinauf, auf dem unser Haus liegt.
Die kleine Hauserreihe da oben, die großere Hausermasse des Dorfes hier unten: uber alles scheint der runde Mond...
Hell wie am Tage breitet sich die ganze Gegend. Die Hofhunde klaffen und bellen in allen Tonarten. Der glitschige Rasen, auf dem ich in die Hohe klimme, breitet sich im Silberflimmer.
Nun bin ich vor unserm Haus.
Unserm Haus..
Mein Gott, diese Stille!...
Ich betrachte das kleine Gebaude, und erfasse es mit meinen gestillten Sinnen.
Diese weiße geisternde Tunche! Und so eigen dunkel das verwitterte Ziegeldach druber in den erhellten Hohen! Und wie der riesige Nußbaum es uberragt! Dieses unaufhorliche Flustern und Rauschen in seiner runden Krone...
Wie ein Hauch alles, wie ein Hauch! Wie ein Traum, ein Traumen...
* * * * *
Nur ein Erdgeschoß. In der Mitte dunkelt die braune Hausthur. Zwei rissige Kalksteinstufen fuhren zu ihrer Schwelle hinauf. Sie reichen bis zur Ladenthur hinuber. Die dicken Firmschildbuchstaben mit ihrer schwarzen Olfarbe: Albert Haberland.
Die Laden des kleinen Schaufensters sind geschlossen.
Vier Fenster. Oben seh ich meine zwei Giebelfensterchen. So licht ist die Nacht, daß ich das Kornblumenmuster der Gardinen erkennen kann.
Ein kuhler Luftzug weht von den Bergen her die Hauserreihe herab und spielt mit dem blauen Pappschild neben dem Schaufenster. Mit weißer Kreide sind allerlei in dieser Jahreszeit besonders verlangte Waren draufgeschrieben.
Dieses Klappern und Rascheln des Schildes gegen die Hauswand! Heimisch-gruslig wie so eine Art Gespenst in dieser Nachteinsamkeit!
Nun, Gott bewahre Herrn Haberland vor Alpdrucken und uns alle vor allen schlimmen Dingen...
Gute Nacht! --
Muskochen.
Vielleicht zum heimlichen Verdruß der Frau Haberland konnt’ ich mich heute vormittag nicht sogleich von der Kuchenthur fortbringen. Denn Madame Haberland hatte ihre liebe Not. -- Vor ein paar Tagen haben wir namlich hinten im Garten die Pflaumen gepfluckt, und nun ist sie beim Muskochen. -- Seit fruhem Morgen schon ist dieser Duft nach frischgekochten Pflaumen durch das Haus gezogen und war auch zu mir die Treppe in die Hohe gekommen; und wie so etwas zu Unsereinem zu kommen pflegt: man hat als Stadtpflanze gleich seine Neugier auf so eine unbekannte weiblich-landliche Bethatigung, daß man seelenvergnugt die Treppe hinunterspringt und mit dabei sein muß.
Und dann gab’s da so viel Vergnugliches.
Dieses Loch von Kuche mit seinen rotgetunchten Wanden, mit seinen mannigfachen Geraten und seinem mit roten Ziegeln ausgelegten Fußboden!
Und nun Madame Haberland! --
Sie ist großartig! Geradezu großartig!...
Wirklich: wie so ein weiblicher Heros steht sie in dieser engen heißen Kajute von Kuche. Dicht vorm Herd. Und wie die von der Glut krebsroten Arme sich bewegen, wie ihre runden fetten Hande den Musruhrer umklammern und mit ihm in dem machtigen Kupferkessel umherruhren, aus dem der dicke weiße Brodem in den schwarzen Rauchfang hinaufsteigt! -- Wie sie in Glut, Hitze und Dunst dasteht, stramm und rund, und ihr gesundes Mondgesicht wie eine Bauernrose gluht!...
Um sie herum aber in liebenswurdigster Krabbelei ihre sechs Balger, wie sie sie selbst in sehr begreiflicher Rage tituliert, mit einem schwachen Versuch, sich ihrer Wißbegier, ob das Mus bald fertig ist, zu erwehren. Alle sechs wimmeln um sie herum und fullen das kleine Ding von Kuche, daß der bekannte Apfel nicht zur Erde fallen konnte. --- Alle sechs, denn selbst die alteren sind heute zu Haus, weil gerade die Herbstferien sind.
Der eine ist uber die Nußschussel her, denn in ein richtiges Pflaumenmus mussen auch Nusse hinein, Nusse mit gruner Schale; meinetwegen kann die grune Schale auch fehlen, ich hore aber: die mit der Schale sind das eigentlich Richtige...
Minchen interessiert sich fur das Faß, das mit den aufgeschnittenen und ausgekernten Pflaumen gefullt ist. Die beiden alteren bethatigen neben ihr ein gleiches Interesse, obgleich von Madame Haberland mehrmals in sehr energischer Weise aufgefordert, ihr die beiden bereits laufbaren Bruderchen abzunehmen, die mit stieren Guckaugen und gereckten Halschen wie die Kletten an ihren Schurzenzipfeln hangen. Aber Grete, dieses „große alte Kalb“ hat nur einmal so einen halben Versuch gemacht, als ob sie Fritzchen und Karlchen von Mamas Schurze losen wollte. Denn sie brullen so... Maxchen, das noch nicht laufen kann, ist es inzwischen gelungen, bis zum schwappvollen Wassereimer zu rutschen, wo es ernsthaft und grundlich seinen kleinen stillen Beschaftigungen obliegt.
Madame Haberland seufzt nur noch ab und zu, in Bezug auf Fritzchen und Karlchen resignierend, und ruhrt nur mit aller Kraft in ihrem Kessel umher. Kaum daß sie, ohne im ubrigen ihre Thatigkeit zu unterbrechen, so auf gut Gluck, noch mal so etwas wie ein „Balg“ oder sonst ein autoritatives Kosewort mit etwas weinerlicher Stimme in den Tumult um sie her hineinwirft. --
Etwa zwei Minuten hab’ ich am Thurpfosten gelehnt und zugekuckt und bin von der guten Madame Haberland, allerdings mit einer Stimme, der nicht viel Neigung zu einer ausgedehnteren Unterhaltung anzumerken war, obenein noch belehrt worden, daß zu einem guten Pflaumenmus außer selbstverstandlich den Pflaumen und den bereits erwahnten grunen Nussen auch noch Zimmet, Citronenschale und „janzer Ingwer“ gehore. Aber nun wend’ ich mich, ihre Stimmung respektierend, in den Flur zuruck, nicht ohne daß es mir vorher noch gelungen ware, das betrachtlich angefeuchtete Maxchen in aller Stille von dem Eimer wegzubringen. Es hatte sich an ihm emporgerichtet, und drohte soeben vornuber die Balance zu verlieren...
* * * * *
Wie ich im Flur bin und im Begriff stehe, auf den kleinen Hof hinauszutreten, wo es trotz des sonnigen Herbsttages „etwas kuhler“ ist, fallt mir so ein, wie ich vor ein paar Jahren an einem schonen Spatsommerabend die gute Madame Haberland einmal aus der Stadt hier heraus begleitete. Wir waren eben uber die Schloßgrabenbrucke aus dem dunklen Thorgang in die Bergfreiheit herausgetreten, da stand der Sommermond groß und voll zwischen den beiden uralten Schloßturmen und alles lag weithin in seinem Glanz. Madame Haberland, die wohl etwas verschnaufen wollte, blieb stehen; und da sagte sie, ihr rundes Gesicht freundlich zu dem schwesterlichen Gebilde hinaufgewandt: „Luna lacht...“
Programm.
Aufs Land gehen. Das heißt Weltflucht, Flucht vor dem großstadtischen Verkehr und seinen nervenzehrenden Zerstreuungen, Umgang mit der Natur, Einsamkeit. Aber eigentlich bin ich nicht gerade hierhergegangen, um den lieben Nachsten zu fliehen.
Der heilige Tertullian, oder ist’s Augustin? kurz eins von jenen großen Kirchenlichtern meint: du wirst etwas mehr aus der Natur, von Baumen und Waldblumen lernen als aus den Buchern. Das mag schon seine Richtigkeit haben: aber fur diesmal nichts davon, denn: „_crede experto_“: das Schlußstuck ihrer Weisheit ist, daß sie Dich vermittelst einer grundlichen Langeweile doch wieder zu dem lieben Nachsten zurucktreibt. -- Und gerade der ist’s, den ich nichts weniger als meiden wollte. Nur das, was man -- _dieu m’en preserve_! -- Saison zu nennen pflegt, mit Gesellschaften, Soireen, mit diesen dummen Theaterauffuhrungen und Konzerten; diese Buchhandlerladen mit ihren kunterbunten Buchertitelbildern, die mit jedem Tag verschrobener werden. Da mag ich ihn nicht, wo er wimmelt wie in einem Termitenbau. Aber hier, wo er abseits in einfachen Verhaltnissen als Bauer und Halbbauer hinlebt, hier will ich ihn haben, will mich seines Umganges erfreuen und von ihm lernen.
Ich werde in diesen Tagen meinen lieben alten Freund, den Herrn Aktuarius Nerrlich aufsuchen, werde in der Weise von ehedem, denn er ist in dieser Hinsicht so wunderbar jugendlich und frisch geblieben, mit ihm uber Politik, Kunst und Freisinn plaudern und mich von ihm seinem Stammtisch zufuhren lassen im „Goldnen Stern.“ Wir werden uns Anekdoten erzahlen, Stadtklatsch treiben, Cigarren rauchen, Bier trinken und Kegel schieben. Nein: es wird gar keine Zeit sein, Langeweile zu haben, denn nie bin ich mehr aufgelegt gewesen, alle derartigen „Bagatellen“ und sogenannten Spießburgerkram ernster zu nehmen als derzeit. -- Ich werde mit Nachbar Schraube, dem Fischermeister, auf den See hinausfahren, Fische angeln und Netze legen, ich werde mit Herrn Haberland hinten in der Niederlage Bier und Petroleum auf Flaschen ziehen, und mein Herz soll meinen lieben Mitmenschen in keiner Weise verschlossen sein. --
Der Wanderer.
Es wehte mich heute einmal so an, aus der „Kultur“!
Du lieber Gott, es ist mir ganz plumerant geworden! Ich will das nur alles einmal aus mir heraus wirbeln, und es soll ein Adieu sein fur lange Zeit, so Gott will! --
Panamaskandal, soziale Frage, der große Kladderadatsch, ethische Kultur, Humanitatsdusel, gereinigtes Christentum, Neubauten, Stiftungen, Volkskuchen, Staatsstreiche, Kapital und Arbeit, Antisemitismus, Bombenattentate, Dorings Seife mit der Eule, Wasmuths Huhneraugenringe in der Uhr, Militarismus, die Ismen und Asmen, die Aner und Janer, die Isten und Asten! O heiliges Tremtrem! --
Horr! -- Mein Schadel! Mein Schadel! --
Die Vielzuvielen! Die Vielzuvielen!
Erbarmen!
Will sich nicht etwas Neues durch mein Gehirn furchen und einen dicken, dicken Strich durch all den Quark machen?!
Die Vielzuvielen!
O Nietzsche! O Martyrium! -- Wie werd’ ich sie los?!
Sieh, eine Hydra mit tausend Kopfen! Der alte Drache, der seine wirre Weisheit in die Welt heult!
Wo ist der Herkules, wo der Siegfried, der ihm das Maul stopft?! --
* * * * *
O, er ist da! Er ist da! -- Die Not ist am großten!
Ich will mir das Trostlied vorsingen von Ihm, dem Einen, dem alten herrlichen Drachentoter, dem Dummen, dem Riesen, dem Herrn uber die Vielen und Vielzuvielen, dem jungen Alten, dem Wanderer, dem zweiseitigen Einzigen und Einen!
O Herr, Herr! Ein Trost- und Schlummerlied meinem armen Schadel!
Er ist der Eine, Adam, der alte kostliche Junge, der nie fertig wird, der Endlose, ewig Wiedergeborene, der Vater der Vielheit, der aus der Vielheit als der Eine wieder geboren hervortaucht, still, heimlich, schlicht, unbekannt und die Vielheit uberwaltigt durch und in sich! Der ewig Hungrige, der sie in sich hineinschlingt, um sie ewig neu zu zeugen und Sich!
Komm, Du friedlicher Morder und Totengraber Deiner Selbst! Komm, Du streitbarer Riese, Herr und Friedefurst! Komm, Du hundischer Sklave Deiner Selbst! -- Du herrlicher Herr, der bloden Menge ein Spott, den wenigen Deinen eine verzweifelte Sehnsucht! --
* * * * *
Zuweilen hab’ ich eine Vision von ihm.
Ich sehe ihn uber den Markt gehen. -- Er ist hager, unscheinbar und schmachtig, mit dunklen tiefen Augen, wie sie der Rabbi von Nazareth gehabt haben mag. Aber entschieden hat er etwas von dem dummen Jungen aus Meißen. Das heißt: jetzt sieht er aus wie der ausgefeimteste Jesuit! -- Nein! -- Doch! -- N...
Das ist Er, Zarathustra, der dunkle Herr, der Helldunkle!
Er ist behend, geschmeidig; ein Spott den Fetten und Neunmalklugen und doch zehnmal schlauer als ihrer der Schlaueste.
Mit nach innen gewandten Sinnen taumelt er, ein Innerer und doch ein Außerer, durch die Zeit, trunken von den Geheimnissen der Welt, und traumt sie vor sich hin, und sein Traumen ist der alte Gigantenkampf mit der Sphinx! --
* * * * *
Ich sehe ihn, den Taumler.
Er hascht nach einer Stimme; einer goldenen, grausigen, sußen Stimme.
Wo ist ihr Korper?!
Sie kichert, brullt, singt, sanftigt und wuhlt auf, peitscht und peinigt, streichelt, kost, heult, klagt, flotet die alten, alten, uralten Geheimnisse.
Irgendwo! Irgendwo!
Uberall! Nirgends!
Ich sehe ihn, den Taumler, den Sucher.
In seinen Augen gleißt der Wahnsinn seiner Sehnsucht nach Ihr, nach Ihr.
Das ist Er, der Bose, Gute, Heimliche, Deutliche, und das ist das ganze Geheimnis seiner Heimlichkeit.
Der Vielgeschmahte, Verlachte, Mystische.
Er!! --
Hahahahaha!! --
Das ist das Lied und das meine Glosse: Helf er sich selbst, ihm ist nicht zu helfen!
Und eine andere, dunklere: Arzt, hilf Dir selber! --
O, ich habe die Schmahsucht. Du Harlekin _fin de siecle!_ Du Ritter von der traurigen Gestalt! Mondpierrot, Phantast, Spielzeug einer Rotte von dummen Jungen! Vogelscheuche, Uralter, junger Greis an Korper und Weisheit! Ehrloser Hund! Tier! --
So seh’ ich ihn mitten uber den Markt gehen. Die Spatzen pfeifen ihn aus, und die Jungens schmeißen ihn mit Dreck.
Er greint und sie johlen oder gaffen stumm sein dummes Ratselgesicht an.
Das ist das dunkle, verruckte Lied vom Wandrer an der Wende.
Ich verlange nicht, daß einer draus gescheit wird! --
Der Marterturm.
Es ist Spatnachmittag. Ich stehe vor der Hausthur und lasse mich von der Sonne und der frischen Bergluft, die uber die Hohenwiese herweht, zu einem Spaziergang einladen.
Unwillkurlich lenke ich meine Schritte zum Schlosse hin.
Bald habe ich in nur noch kurzer Entfernung das graue, weitgedehnte Mauerwerk mit seinen Bastionen und Basteien vor mir, mit dem altertumlichen Gebaude des Kreisgerichtes, den Domanen-Gebauden, dem Kirchturm der Schloßkirche und vor allem dem Wachtturm und dem Marterturm, grau, tot, beide hergeisternd seit Urzeiten in alles buntfrohliche Leben hinein.
Mir fallt ein, daß ich doch eigentlich noch nie den Marterturm betreten habe, der so „außerordentlich interessant“ sein soll. Und nun wandelt mich plotzlich ein Verlangen an, sein Inneres einmal in Augenschein zu nehmen.
Ich will bei dieser Gelegenheit gleich meinem Freund, dem Herrn Aktuar Nerrlich, so eine Art vorlaufige Antrittsvisite machen. Bestimmt werde ich ihn oben im Archiv des Kreisgerichts finden, und dann kann er mir wohl auch gleich zu dem Turmschlussel verhelfen, der es mir ermoglicht, fur einige Zeit mal in dem alten Burschen von Turm umherzukramen.
Langsam und vorsichtig steig’ ich den Kalksteig mit seinem kurzen Rasen, auf dem man zuweilen ausrutschen kann wie auf Glatteis, zu der Brucke hinab, die uber den Wallgraben durch einen langen Thorgang in das Schloßgebiet hineinfuhrt.
Ich betrete den Hof.
Romantisches Gebiet!...
Hier gleich zur Linken befindet sich ein uralter Kellerraum, der jetzt von der Domane als Milchkeller benutzt wird. Naturlich ist es hier nicht recht geheuer. Abends und um die Mittagszeit kommt es vor, daß es den Magden die Kerzen ausloscht und daß die tugendvergessenen unter ihnen im Dunkeln von unsichtbarer Hand Ohrfeigen bekommen. Das ist das Monchsgespenst, das dann gegen Mitternacht mit Vorliebe an der alten romanischen Kirche vorbei in das Kreisgerichtsgebaude eintritt und die Korridore der Gefangenen unsicher macht.
Ich steige die Freitreppe zu dem großen Portal -- das Gebaude mag aus dem sechszehnten Jahrhundert stammen -- hinauf und trete ein. Im Vorflur begegnet mir der alte Gerichtsdiener Barwinkel, der mir, „ganz gehorsamst“ mitteilt, daß der Herr Aktuar oben im Archiv zu finden seien... Drei endlose Wendeltreppen hinauf. Die Archivraume befinden sich dicht unter dem Dachboden.
Ich trete ein. -- Helle, goldstaubwimmelnde Sonnenbalken stemmen sich schrag durch den Raum mit seinen machtigen Wanden, alle vier voller Aktenfaszikel in Regalen von der Decke bis zu dem weißgrau gescheuerten Dielenboden. -- Die vielen viereckigen Pappstuckchen aus der bunten Ruckenverklebung, mit ihren „Hinz contra Kunz“ und ihren Aktennummern aus den alten verstaubten Dingern hervor, bringen einige Unruhe in diesen oden Papierspeicher. -- In der Mitte des Saales steht ein gewaltiger Tisch, und an ihm sitzt ein nervoses Schreiberlein im grauen Anzug, mit so einem richtigen blanken Sardellensemmelschadel, lost die Aktenpapiere aus ihren bunten Papprucken und schichtet sie in Stoßen neben sich auf den Fußboden. -- Ich biete ihm die Zeit und frage nach dem Herrn Aktuarius. -- Der Herr sollen sich in das Nebenzimmer bemuhen. --
* * * * *
_Recte tu quidem_! -- Da steht er, mitten zwischen Aktenbundeln gleich am ersten Fenster, naturlich wieder hinter seiner Staffelei!...
Ah?!! -- Der kleine untersetzte Herr mit seiner goldenen Brille, seinem rotrunden backenbartigen Gesicht, die gestickte Sammetkappe auf den Locken, die lang und schwarz, aber schon ein wenig „meliert“ bis auf den Ruckenteil der Weste fallen -- denn naturlich arbeitet er wieder in Hemdarmeln -- breitet die Arme aus und starrt -- bist Du’s wirklich?! -- in freudiger Uberraschung auf den Besuch. -- Schnell mit lachenden Stammelworten, eifrige Auglein hinter den Brillenglasern, Palette und Pinsel auf das Fensterbrett und nun, die Hande lebhaft ausgestreckt, hervor, die meinigen mit temperamentvollem Druck ergreifend und sie auf das Warmste schuttelnd, indes er mich in seiner Aktuarwurde und im Selbstbewußtsein seiner freien Seele wohlwollend erfreut mustert und mich mit seinem schonsten, sonorsten -- er singt in der „Liedertafel“ einen sehr geschatzten Bariton -- Tribunenpathos begrußt...
Naturlich interessiere ich mich fur seine Malerei, die in diesem langweiligen kleinen Nest nun schon mal eine seiner Junggesellenschrullen ist. Ich bewundere, kritisiere und bitte ihn, sich nicht storen zu lassen. Er pinselt weiter. Aber ich merke, wie er sich auf unsere bevorstehenden Stammtischabende im „Goldenen Stern“ freut.
Ach, wie er vor Wißbegierde brennt! -- Wie er gleich nach der „Weltstadt“ fragt, diesem Wunder seiner stillen Sehnsucht, und wie er mich sofort in eins seiner freisinnigen Gesprache verwickelt. -- Diese kleine naive Eigenheit, sogleich auf sein Lieblingsthema zu kommen, laßt mich ihn lieben. Zwar es ist immer dasselbe von Buchner, Darwin, Hackel, Vogt bis zur letzten Rede Eugen Richters: aber es hort sich ihm so schon zu. Wie seine Augen vor Begeisterung strahlen, wie seine Locken beben, wie er gestikuliert und eine fast junglingshafte Verve entwickelt...
Indessen fur diesmal setz’ ich ihm ein Wehr und komme auf den Schlussel.
Er ist einigermaßen verdutzt, aber dann giebt er mir nach einer kleinen Pause, wennschon ein wenig verstimmt, Bescheid. In der Domane kann ich ihn bekommen... Ich spreche von heute abend und dem „goldenen Stern“ und erziele damit einen leidlichen „Abgang“...
* * * * *
Auf dem grauglatten Rasenfilz schreite ich zwischen windgeducktem Heckenrosengebusch hin, um das alte graue Ungeheuer herum.
Die tote Ruhe dieser vier kolossalen verwitterten Mauerflachen mit ihren winzigen Luken! -- Er stammt aus der Zeit der sachsischen Kaiser...
Wie die Falken schrillen! -- Und die vielen schwarzen Dohlen!...
Oben, man reckt sich den Hals aus, die niedrige schwarzbraune Haube im klaren Blau, zwischen den weitgestreckten weißen Windbaumen! --
Tausendjahrig! --
Ein wenig nervos steig’ ich die morschen Kalksteinstufen hinauf zu der schweren, beschlagenen Thur. Wie sie in das Mauerwerk hineingehen, geben sie einen Begriff seiner ungeheuerlichen Dicke.
Das Aufschließen macht Muhe. Das alte Schloß giebt Laute von sich, die mir durch alle Nerven fahren.
Endlich! -- Die Angeln bewegen sich. -- Ein heiserer Baßton, der in einen schrillen Diskant umschlagt in modriges totstilles Dunkel hinein, wie -- aus ihm heraus mir entgegen.
Schwarze Stille! --
Ich trete ein und befinde mich in einem Vorraum.
Eine Art wunderlicher Furcht hat mich ergriffen. Aber sie ist nicht unangenehm. Weil sie mehr eine unwillkurliche plotzliche Erinnerung an jene Knabenfurcht ist, mit der ich mich wohl in der Dunkelheit, gelegentlich eines noch notwendigen Ganges, am Friedhof voruberdruckte. Die alten dunklen Tannen und Trauereschen und der Ahorn, in dem es so seltsam winselte, pfiff und raunte...
* * * * *
Schrillen und Schilfern um mich herum. --
Wie ich mich vorwarts taste auf so etwas wie eine Treppe zu, die ich in ihren leisen Umrissen mehr errate als sehe, klirrt etwas. -- Es muß Ackergerat sein. Die Leute von der Domane mogen’s hier untergebracht haben.
Aber jetzt bemerke ich einen leisen Lichtreflex, eine matte Helle. Sie markiert oben die letzten Sprossen einer Leiter, die durch eine viereckige dammernde Offnung in einen Oberraum fuhrt.
Mit einigem Mißtrauen, mich so leicht wie moglich machend, klimm’ ich in die Hohe.
* * * * *
Ein saalartiger Raum, von zwei schmalen Luken erhellt. -- Seine Decke ist eingesturzt. Ein paar Fetzen hangen noch an dem Gemauer herab und von ein paar dicken Balken, die sich schwarz nebeneinander hinqueren. -- Ich habe einen Blick in eine schier endlose Hohe. Kreuz und quer schießen die Lichtstrahlen durch die Luken herein und geben eine maßige Helle. Hellere Lichter liegen hier und da auf dem Gemauer, blinken auf riesigen Spinnweben, auf dem vorragenden Stroh eines Genistes. Unausgesetzt, ohrenzerreißend schallt ein Geschrill, Gekrachz, Pfeifen, und das Rauschen und Klatschen der Fittige aus dem Getummel der Vogel da oben hernieder. Manche fahren bis tief in den halbdunklen Raum herab.
Um mich herum stockt ein dumpfes Dammern.
Nur die gekreuzten Lichtstrahlen der beiden Luken...
* * * * *
Die dumpfe stickige Luft... Wenn der Wind nicht ein bißchen hereinpfiffe...
Ich beuge mich zu einem machtigen Block nieder, der schwarzbraun im Licht mitten im Raum steht. Sein ehemaliger grausiger Zweck ist mir sofort klar.
Aber wie ich wieder aufblicke, fahr’ ich zusammen. -- Druben, in der Ecke, in deren Dunkel ein muder Schein kaum hineindringt, seh ich etwas wie eine gedrungene unformliche Gestalt, der ein Durcheinander wimmelnder Staubatome grausig so etwas wie eine Bewegung giebt.
Ich fasse mich und trete hinzu.
Die „eiserne Jungfrau“... Jenes scheußlichste aller Marterwerkzeuge; jene plumpe Gestalt einer Weibsperson aus Eisen. An der Seite kann sie geoffnet und aufgeklappt werden; dann finden sich im koncaven Vorderteil lange, großen Nageln ahnliche Zapfen, die, wenn wieder zugeschlagen wird, dem hineingezwangten Delinquenten durch Augen, Kopf, Herz und Leib dringen.
Und nun gewahr’ ich all das furchterliche Gerat an den Wanden, unten auf dem Fußboden, gegen die Mauer gelehnt.
Da hangen machtige harte Geißeln mit Bleikugeln oder zackigen Sternchen aus hartem Metall unten an den Stricken. Da sind Streckapparate, auf denen die Korper der armen Sunder in die Lange gereckt wurden. Da sind eingekerbte, mit stumpfen Spitzen versehene Schraubstocke, in denen die Daumen zusammengequetscht wurden. Da sind harene Bande zum Zusammenschnuren der Glieder. Da sind die „spanischen Stiefel“. Da ist das „mecklenburgische Instrument“, vermittelst dessen man ein kreuzweises Zusammenpressen der Daumen und großen Zehen ermoglichte. Da sind Banke und Leitern. Da sind Stricke mit Apparaten, in welche die Hande eingeschraubt wurden. Der Korper hing dann in seiner Schwere von der Decke hernieder, wahrend unten an den Fußen noch jene großen Eisengewichte befestigt wurden, die ich dort in einer Ecke gewahre. Da sind Beile und Zangen und Pfriemen zum Brennen der Gesichter, Weichen und Arme, zum Blenden der Augen. Da ist die „pommersche Mutze“, mit der in einer sehr gefahrlichen Weise der Kopf zusammengepreßt wurde. Da ist der „gespickte Hase“...
Und nun seh’ ich auch erst so recht alle die dunklen braunmodrigen Flecke auf dem Estrich, zwischen Staub, Deckenschutt und Vogelkot.
Ich meine, es musse vertrocknetes Blut sein.
Genug!...
* * * * *
Ah, die Luke! -- Und der schone Sonnenstrahl! -- Und das Stuckchen Himmel! Auf der Kante sitzt ein Vogelchen; sitzt da und zwitschert sein Lied in das Dunkel hinein...
Wieder fort...
Und nur die Einsamkeit! -- Tiefer! Grausiger! -- Mit dem Winseln und Pfauchen des Windes, mit diesem abscheulichen Sausen, Klatschen und Rauschen der Fittige oben und den haßlichen Lauten des Vogelgetummels.
* * * * *
Minuten gehen...
Meine Phantasie wird lebendig. Ich fange an, Laute zu mißdeuten. Ich meine Knacken von Gliedern, Kettengeklirr, Gerausche arbeitender Werkzeuge zu horen, Stohnen, Schreie; sehe verzerrte Gesichter, spure huschende Bewegungen, wie ich dastehe in einer tiefen Starre.
Ich schuttle mich.
Ach, Donnerwetter! Die Fledermause naturlich, der Wind, die Vogel, Mause... Aber jeder Laut hallt so wieder!...
Ich sitze da und eine Strophe geht mir im Kopf herum, die ich mal gelesen. Mit einem Mal. Es ist, als ob sie jemand in mir Wort fur Wort flustere.
„Der Verzweiflung schriller Schrei Hohnt aus allen Glocken. Aber ewig streut der Mai Seine Blutenflocken!“
Sich in dieses Ratsel zu versenken!...
* * * * *
Auf! --
Ich rucke eins von den Geraten an die Luke, das es mir ermoglicht, mit dem Kopf hinaufzukommen. Ich sehe die goldige Landschaft, Dacher, Baume, getunchte Mauern, ferne Hugel, Felderbreiten und Waldstriche.
Ein paar Jungens larmen mit ihren hellen Stimmen draußen umher und blasen auf Schalmeien aus Weidenrinde. Aber die Stimmen und Tone haben so eine wunderliche Nuance, irgend etwas Unsagbares, als ob sie etwas dunkles, Furchtbares vertuschen sollten.
Helle! -- Licht! --
Die Wahrnehmung bringt mich plotzlich auf die Archivraume und den Herr Aktuar mit seinen Traumen von einem freien Reich der Zukunft. -- Der gute Herr Aktuar, der nichts davon haben wird als seinen schonen Traum, der ihn so begeistert! -- Und das goldene Reich mit all seinen freien Burgern?
Ich sehe nur immer die unheimlichen schwarzbraunen Flecke hinter mir auf dem Boden, von denen ich meine, sie seien Blut; Blut, das nichts wegzubringen vermag! Nie! -- Nie! -- Und ich weiß mit einem Mal, was es mit der Lebensfreude auf sich hat! -- Und ich weiß, woher sich Lieder, Freude und Schonheit gebaren!...
Fort! --
* * * * *
Wie schon die Abendsonne blendet! -- Alles so still, so friedlich, so wundersam! Wie ich den Steig hinab taumele, mit pochenden Schlafen und zwinkernden Augen, atme ich so recht von Herzen auf und sehe das gemutliche Honoratiorenzimmer im „Stern“ mit dem großen Rundtisch, mit der riesigen Schnupftabacksdose drauf und dem holzernen Klingelmesser druber.
Nun, trotz allem Pessimismus werd’ ich heut abend mit dem Herrn Aktuarius grundlichst das Mittelalter totschlagen.
Jedenfalls: wir werden uns ansehen, froh, wieder beisammen zu sein, werden unser Bier trinken, unsere Cigarren rauchen und plaudern, plaudern...
Logos.
Es war bei der alten Lehmmauer, die sich lang am Gipfel des Klosterberges hinzieht, in dessen Tiefe, ganz in der Nahe der Schloßumwallung, sich der herrliche Klostergarten breitet. Da traf ich mit dem „dummen Joseph“ zusammen. -- Der „dumme Joseph,“ das alte Inventar der Stadt, der Ortsidiot. Eine gute harmlose Seele; nur daß er sich ab und zu seinen Rausch antrinkt. Er haust in einem Winkel des stadtischen Armenhauses und verdient sich seine paar Pfennige zum Schnaps durch allerlei Gelegenheitsarbeiten.
Mit seinem chokoladenbraun verwitterten Gesicht, in der olivigen Jacke, in Lederhosen und barfuß, eine alte dicke Wintermutze auf dem Kopf, unter der ihm der Schweiß an den vorlugenden graumelierten Haarspitzen in dicken Tropfen herniederrann, kam er mir entgegen und schob auf einem Schubkarren einen gewaltigen Petroleumballon vor sich her. Augenscheinlich war er, ob infolge eines kleinen Spitzes oder weil die Balge ausnahmsweise mal nicht hinter ihm her waren, außerordentlich aufgeraumt. Denn schon von weitem hatte ich ihn brullen horen und war bald zu der Annahme gekommen, daß das Gesang bedeuten sollte: nur war es mir noch nicht moglich gewesen, irgend so etwas wie einen Text wegzubekommen. Als ich indessen bei der Lehmmauer mit ihm zusammentraf, da horte ich, wie er nach einer furchterlichen Gassenhauermelodie immer ein und dieselben vier Worte sang. Und wie wir schon, er nach der Stadt, ich nach der Schloßgrabenbrucke zu, ein ganzes Stuck auseinander waren, horte ich immer noch die vier Worte:
„Mein Ziel ist Gott! -- Mein Ziel ist Gott! -- Mein Ziel ist Gott!“
* * * * *
Was?! -- Der See?! --
Wie in aller Welt war ich gerade hierher geraten?! -- Richtig! Jetzt saß ich in Nachbar Schraube seinem großen Fischerkahn, ganz vorn an der Spitze. Sie ragte gerade aus dem Schilf heraus in das krauselnde Smaragdgrun des Wassers hinein, in all die zahllosen, weit hupfenden goldenen Sonnenflammchen... Und spure, wie’s mich schaukelt... Der Kahn? Ein Wort? Vier Worte?... Genau die vier Worte des „dummen Joseph“. Aber eigentlich: Worte? Nein! Ich weiß selbst nicht...
Ach, nur immer dies Wiegen und die fern verschleierte Weite des feinen Wellenspiels... Immer dies sanfte, monoton einlullende Platschern an den feuchten Wanden des Kahns... Das Wispern im Schilf... Und so ein Staunen... So halb Grauen, halb Lust...
* * * * *
Horch!
O, dies leise Schwirren der Luft uber die krauselnde Flache hin! -- -- --
Warum spricht es nur immer in mir so leise und heimlich: „Wort“? „Wort“?...
Ich liege mit dem Kopf uber Bord und alles geht mir so wohlig durcheinander.
Wort?
Aber nein! Nun ist es mit einem Mal eine Vorstellung, eine Erinnerung.
In der Einsamkeit steh’ ich am Strand. Bis dicht zu meinen Fußen treibt eine Boe meterhohe Wellen aus der dunklen stahlblauen Ferne mit machtigen Schaumkammen schrag gegen den Strand, und ich hore das unaufhorliche donnerartige Bersten der aufgestauten Gewasser auf dem harten Ufersand. Ich hore das Pfeifen, Zausen und Winseln des Windes, der dunkelgeballtes Gewolk jagt und in dem starren Dunenhafer zischt. Ich spure diesen eigentumlichen Thrangeruch und hore das schrille Jauchzen der Moven: immer „tjah!“ -- „tjah!“ -- „tjah!“, das so sehr an den Grundtyp der Anwohnersprache erinnert. Aber alles verschlingt und ubertaubt dieses eine ungeheure Rollen, Donnern, Brullen der berstenden Wassermassen.
Das Wort!... Wort!... Logos!...
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Wort. -- Urlaut. -- Bewegung... Anorganisch und Organisch... Entwicklung... Einheit... Still! -- |
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