2015년 5월 10일 일요일

Goethe und Werther 14

Goethe und Werther 14



Goethe's Schwester an Kestner.
 
 
Montag den 4. Jen. 73.
 
Mein Bruder hat mir aufgetragen Ihnen zu schreiben, dass Sie so gütig
seyn sollen den Herrn v. Kielmanseck zu fragen, ob er jetzt einen Theil
vom Ossian will, er ist heut angekommen. --
 
Es freut mich recht wenn ich was von euch lieben Leuten höre, manchmal
darf ich ein wenig in Ihre Briefe schielen und wenn ich da nur sehe,
dass Sie alle vergnügt sind, so binn ich schon befriedigt genug. --
Leben Sie wohl, lieber Freund, ich küsse Lottchen und Lenchen, und die
andern lieben Schwestern alle von ganzem Herzen.
 
Sophie
 
 
39.
 
Goethe an Kestner.
 
 
Da ists denn zu Ende unser kritisches Streifen. In einer
~Nachrede~ hab ich das Publikum und den Verleger turlupinirt lasst
euch aber nichts merken. Sie mögens für Balsam nehmen.
 
Wollt ihr aufs nechste halbe Jahr noch versuchen, so sinds zwey gewagte
Gulden. Schreibt mirs. Grüsst die liebe Lotte und Lengen. und Adieu.
 
Der Kamm ist abgangen, und die fehlenden ~Anhang~. Ausser Nr. 6
das kriegt ihr noch.
 
 
40.
 
Goethe an Kestner.
 
 
Freytag Morgens.
 
Diese Nacht Träumte ich von Lotten, und wie ich aufwachte sass ich
so im Bett und dachte an all unser Wesen, von dem ersten Lager in
Garbenheim,[15] bis zum Mondenmitternachts Gespräch an der Mauer.[16]
und weiter. Es war ein schönes Leben, auf das ich ganz heiter
zurücksehe. Und wie lebt ihr um den Engel? -- Ich binn ietzt ganz
Zeichner, und besonders glücklich im Portrait. Da sagen mir die Mädgen:
Wenn sie das nur in Wetzlar getrieben hätten und hätten uns Lotten
mitgebracht. Da sag ich denn ich wollte ehstens hinüber und euch alle
zeichnen. Da meynen sie das wäre kein sonderlicher Trost. Doch wenns
die Leute drüben auch freut dass ich komme.
 
Es wird ein sonderbaares Frühjahr geben. Ich sehe nicht wie das
alles auseinander gehen wird was wir angesponnen haben, indess sind
Hoffnungen uns willkommen, und das übrige liegt auf den Knien der
Götter.
 
Da ist ein Impressum komikum. Ein Exemplar Kielmanseggen und grüst ihn
viel das andere etwa Schneidern.
 
Werdet ihr nicht einen ~Teutschen Merkur~ halten, dessen Nachricht
ich hier mitteile.
 
 
41.
 
Goethe an Kestner.
 
 
Kann nicht unterlassen mit heutiger Post noch an Hochdieselben einige
Zeile zu senden. Sintemalen wir heute mit Blaukraut und Leberwurst
unser Gemüth ergözt. Werden das abenteuerliche Format[17] verzeihen,
wenn denenselben _attestire_, dass es stehenden Fusses in dem
Zimmer der so tugendbelobten Mamsell Gerocks gefertiget wird. Dienet
sodann zur freundlichen Nachricht dass wegen gestern abendigen
unmässiglicher Weisse zu uns genommenem Wein, die Christliche Nachtruhe
durch mancherley so seltsamlich als verdrüssliche Abenteuer genecket
und gestört worden. Versezte uns nähmlich ein guter Geist zuerst nach
Wetzlar in den Cronprinzen zwischen Gesprächige Tischgesellschafft die
der leidige Teufel auf die noch leidigere Philosophey zu diskuriren
brachte, und mich in seinen Schlingen verwickelte, bald darauf fiel
mir schweer aufs Herz ich habe Lotten noch nicht gesehn, eilte zu
meiner Stube, den Hut zu holen, die ich denn nicht finden konnte
sondern durch Kammern, Säle, Gärten, Einöden, Wälder, Bilderkabinets,
Scheuern Schlafzimmer Besuchzimmer Schweineställe, auf eine unglaublich
wunderbaare Weise mit geängstigtem Herzen herumgetrieben wurde, biss
mich endlich ein guter Geist in Gestalt des Kronprinzen _Caspars_
an einer Galanteriebude antraff und über drey Speicher und Kornböden
vor mein Zimmer brachte, wo denn zum Unglück sich kein Schlüssel
fand, dass ich mich resolvirte über ein Dach und Rinne zum Fenster
hineinzusteigen. Gefahr und Schwindel und fallen und was folgt. Genug
ich habe Lotten nicht zu sehn gekriegt. Also dass gegen Morgen erst in
einen süsen Schlaff fiel und gegen halb neun erst mein Bette verlies.
 
Wenn nun übrigens Hochdieselben an des hl. Römisch Reichs
Gerechtigkeits Purifications Wesen manche Feder verschaben, und von dem
Gekriz und Gekraze in dem Heiligtuhme des deutsch Ordens sich erholen,
wenn meine Buben noch über einander krabeln wie iunge Katzen, Albrecht
bald die _Continuation_ des Cristen in der einsamkeit herausgiebt.
Georg bald versifizirt wie Gotter Und die Grosen sich zu _Phisica_
glücklich hinan _chriisiren_ und _analysiren_
 
Wenn dem Papa sein Pfeifgen schmeckt
Der Doctor Hofrath Grillen heckt
Und sie Carlingen für Liebe verkauft
Die Lotte herüber hinüber lauft
Lenchen treuherzig und wohlgemuth
In die Welt hinein lugen tuht.
Mit dreckigen Händen und Honigschnitten
Mit Löcher im Kopf, nach deutschen Sitten
Die Buben jauchzen mit hellem Hauf
Thür ein Thür aus, Hof ab Hof auf
Und Ihr mit den blauen Augelein
Gucket so ganz gelassen drein
Als wäret ihr mänlein von Porzellan,
Seyd innerlich doch ein wackrer Mann,
Treuer Liebhaber und warmer Freund,
So lass des Reichs und Cristen feind
Und Russ und Preuss und Belial
Sich teilen in den Erdenball
Und nur das liebe teutsche Haus
Nehmt von der grosen Teilung aus
Und dass der Weeg von hier zu euch
Wie Jakobs Leiter sey sicher und gleich.
Und unser Magen verdau gesund.
So seegnen wir euch mit Herz und Mund
Gott allein die Ehr
Mir mein Weib allein
So kann ich und er
Wohl zufrieden seyn.
 
 
42.
 
Goethe an Kestner.
 
 
Ohngeachtet nicht viel an gegenwärtigem Ding ist hab ichs doch weils
zur Schnurre gehört und nur drei Bazen kost, gekauft für euch und so
geseegnes euch Gott.
 
 
43.
 
Goethe an Lottens Schwester.
 
 
Hier liebe Caroline, schick ich Ihnen die Muster vom Atlass, und die
Preise, und das Elen Maas stehn drauf. Wenn Ihnen eins gefällt, so
schreiben Sie nur, so will ichs auch besorgen. Grüssen Sie mir das
ganze teutsche Haus und behalten Sie mich lieb.
 
Goethe.
 
 
44.
 
Goethe's Schwester an Kestner.
 
 
Dienstag den 12. Jen. 73.
 
.... Mein Gesicht wird ehestens auf eine oder die andere Art
erscheinen, sagen Sie aber Lottchen, dass sie sich nicht an der Stirne
scandalisiren soll.
 
Sophie
 
 
45.
 
Goethe's Schwester an Kestner.
 
 
Montag den 18. Jen. 73.
 
Gestern Abend wie ich das Liedchen spielte, fiel mir ein, dass es
vielleicht Lottchen so gut gefallen könnte als mir, und da setzte ich
mich gleich hin und schrieb's --Wir leben hier ganz einfach und recht vergnügt, wenn wir des Abends
zusammen am Ofen sitzen und schwazen, oder wenn uns mein Bruder etwas
vorliesst, da wünschen wir offt, dass Sie bey uns seyn und unser Vergnügen theilen könnten. -- Leben Sie wohl, lieber Freund, grüsen Sie das ganze Puffische Haus sowohl von mir als von meinen Freundinnen. --Sophie

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