2015년 5월 10일 일요일

Goethe und Werther 7

Goethe und Werther 7



Goethe an Kestner.
 
 
(v. 10. Sept. 1772.)
 
Er ist fort Kestner wenn Sie diesen Zettel kriegen, er ist fort.
Geben Sie Lottchen innliegenden Zettel. Ich war sehr gefasst aber
euer Gespräch hat mich aus einander gerissen. Ich kann Ihnen in
dem Augenblicke nichts sagen, als Leben Sie wohl. Wäre ich einen
Augenblick länger bey euch geblieben, ich hätte nicht gehalten. Nun bin
ich allein, und morgen geh ich. O mein armer Kopf.
 
[Illustration: Durchgezeichnet.]
 
 
6.
 
Goethe an Lotte.
 
Einschluß des Vorigen.
 
 
Wohl hoff ich wiederzukommen, aber Gott weis wann. Lotte wie war mirs
bey deinem reden ums Herz, da ich wusste es ist das letztemal dass ich
Sie sehe. Nicht das letztemal, und doch geh ich morgen fort. Fort ist
er. Welcher Geist brachte euch auf den Diskurs. Da ich alles sagen
durfte was ich fühlte, ach mir wars um Hienieden zu thun, um ihre Hand
die ich zum letztenmal küsste. Das Zimmer in das ich nicht wiederkehren
werde, und der liebe Vater der mich zum letztenmal begleitete. Ich binn
nun allein, und darf weinen, ich lasse euch glücklich, und gehe nicht
aus euren Herzen. Und sehe euch wieder, aber nicht morgen ist nimmer.
Sagen Sie meinen Buben er ist fort. Ich mag nicht weiter.
 
* * * * *
 
Von diesem Billet ist ein _Fac simile_ beigefügt.
 
 
7.
 
Goethe an Lotte.
 
Zu dem Vorigen, Einschluß.
 
 
(v. 11. Sept. 1772.)
 
Gepackt ists Lotte, und der Tag bricht an, noch eine Viertelstunde so
binn ich weg. Die Bilder die ich vergessen habe und die Sie den Kindern
austeilen werden, mögen entschuldigung seyn, dass ich schreibe, Lotte
da ich nichts zu schreiben habe. Denn sie wissen alles, wissen wie
glücklich ich diese Tage war. und ich gehe, zu den liebsten besten
Menschen, aber warum von Ihnen. Das ist nun so, und mein Schicksal,
dass ich zu heute, morgen und übermorgen nicht hinzusetzen kann -- Was
ich wohl offt im Scherz dazusetzte. Immer fröliges Muths liebe Lotte,
sie sind glücklicher als hundert, nur nicht gleichgültig, und ich liebe
Lotte, binn glücklich dass ich in Ihren Augen lese, sie glauben ich
werde mich nie verändern. Adieu tausendmal adieu!
 
Goethe.
 
 
8.
 
Goethe an Kestner.
 
 
(Aus Frankfurt.)
 
Für alle das gute seegne euch Gott, und tausendfache Freude für die
Errinnerung meiner. Grüsst mir die lieben Mädchen.
 
Ich kam gestern mit Schweizern zusammen und spottete seines Wetzlarer
Wesens. Wo habt Ihr euch denn hingehalten? -- Ins teutsche Haus, sagt
ich. -- Doch nicht zu Brands, sagt er. -- Freylich zu Brands, sagt ich.
-- Warum denn nicht? -- Ihr kennt also auch Amtmanns? -- Ja wohl. --
Die Lotte ist ein sehr angenehmes Mädgen. -- Sie geht so mit sagt ich
&c. &c.
 
Das war trostreich und mir doch lieb. Wenn ich nur von ihr reden kann
wenns auch das Gegentheil ist was ich denke.
 
* * * * *
 
Nach Coblenz hab ich keine Bekanntschafft. Und hüben im Thal wisst Ihr
wies ist.
 
Ich bedaure euren braven Kerl. Erkundigt Euch ia, ists halbweg nicht
iust so rettet den armen Jungen. Ein Mädgen hat nicht so schweer auf
die Art an einem Kind als ein ehrlicher Kerl an einem Weib. Adieu.
 
 
9.
 
Goethe an Kestner.
 
 
Gott segne euch, lieber Kestner, und sagt Lotten, dass ich manch mal
mir einbilde ich könne sie vergessen, daß mir aber dann ein Recitiv
über den Hals kommt und es schlimmer mit mir wird als iemals.
 
 
10.
 
Aus Kestners Tagebuche.
 
 
1772 den 21. Sept. begleite ich, nebst Hr. v. Born, die Herrn v.
Hardenberg[6] und Freytag nach Frankfurt.....
 
d. 22..... Um 4 Uhr ging ich zu Schlosser, und siehe da der Goethe und
Merck waren da. Es war mir eine unbeschreibliche Freude; er fiel mir um
den Hals und erdrückte mich fast..... Wir gingen auf den Römer, wo die
Mercken, nebst der Dlle. Goethe, auch war. Wir gingen vors Thor auf dem
Walle &c. spatzieren. Unvermuthet begegnete uns ein Frauenzimmer. Wie
sie den Goethe sah, leuchtete ihr die Freude aus dem Gesicht, plötzlich
lief sie auf ihn zu, und in seine Arme. Sie küßten sich herzlich; es
war die Schwester der Antoinette. Die Zeit ging unterm Spatzierengehen
und sprechen, bald der Mercken, bald dem Merck, bald dem Goethe,
unvermerckt hin. Wir gingen in Goethe's Haus; die Mutter war nur zu
Haus und empfing uns, auch mich auf das bey ihr alles geltende Wort des
Sohnes. Der Vater bald hernach, damit war es eben so; ich unterhielt
mich mit ihm. Die Frauenzimmer entfernten sich zum Auskleiden. Der
Merck proponirte die Dlle. spielen zu hören. Wir fanden sie oben am
Clavier. Sie spielt vortrefflich; außerordentlich fertig. -- Nach einer
Pause bat sie, die Lottchen doch hieher zu bringen, recht inständig bat
sie und äußerte, daß sie sie schon in der Ferne sehr lieb hätte. -- Um
8 Uhr gingen der Hr. Rath Schlosser und ich nach Haus....
 
1772 d. 23. früh war Hardenberg bey mir und ich bey ihm. Ich ging um 9
Uhr zu _Dr._ Schlossern. Wir darauf zu Goethe. Ich besah das Haus.
Wir gingen nebst Merck auf die Stadt-Bibliothek; gegen 12 Uhr auf den
Römer. Ich aß bey _Dr._ Dietz. Nachmittags um 3 Uhr zu Goethe.
Wir gingen auf die Messe, vor einige Kaufmanns-Häuser; zur Antoinette,
Tochter des Kaufmann Gerock. Nachher zu Haus nach Goethe. Ich holte
Schlossern in die Comödie, wo Goethe, seine Schwester und die Mercken
auch waren, nachher aß ich bey Goethes's und kam um 11 Uhr zu Haus.
 
* * * * *
 
Am 24. Sept. kehrte Kestner nach Wetzlar zurück.
 
 
11.
 
Goethe an Kestner.
 
 
(Frft.) Freytag (25. Sept. 72).
 
Lotte hat nicht von mir geträumt. Das nehm ich sehr übel, und will dass
sie diese Nacht von mir träumen soll, diese Nacht, und solls Ihnen
noch dazu nicht sagen. Die Stelle hat mich in Ihrem Briefe geärgert
als ich ihn wiederlas. Nicht einmal von mir geträumt, eine Ehre die
wir den gleichgültigsten Dingen widerfahren lassen, die des Tags uns
umgeben. Und -- ob ich um sie gewesen binn mit Leib und Seel! und von
ihr geträumt habe Tag und Nacht.
 
Bey Gott ich binn ein Narr wenn ich am gescheutesten binn, und mein
Genius ein böser Genius der mich nach Wolpertshausen[7] kutschirte.
und doch ein guter Genius. Meine Tage in W. wollt ich nicht besser
zugebracht haben, und doch geben mir die Götter keine solche Tage mehr,
sie verstehen sich aufs strafen und den Tantalus -- Gute Nacht. Das
sagt ich auch eben an Lottens Schattenbild.
 
Sonnabends nach Tische.
 
Das war sonst die Zeit, dass ich zu ihr ging, War das Stündgen wo ich
Sie antraff, und ietzt habe ich volle Zeit zu schreiben. Wenn Sie
nur sehen sollten wie fleissig ich binn. So auf einmal das alles zu
verlassen, das alles wo meine Glückseligkeit von vier Monaten lag.
 
Ich fürchte nicht dass ihr mich vergeßt, und doch sinn ich auf
Wiedersehen. Hier mags denn gehn wie's kann, und ich will Lotten nicht
eher wiedersehen als bis ich ihr _Confidence_ machen kann, daß ich
verliebt binn, recht ernstlich verliebt.
 
Was machen meine lieben Bubens, was macht der Ernst. Es wäre besser ich
schriebe euch nicht, und liesse meine Imagination in Ruhe, -- doch da
hängt die Silhouette das ist schlimmer als alles. Leben Sie wohl.

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