2015년 5월 11일 월요일

goether und werther 29

goether und werther 29


Goethe an Kestner.
 
 
v. 2. Febr. 1789.
 
Euren Brief habe ich zur rechten Zeit, durch den Umweg erhalten. Ich
habe Euren Wünschen die Zeit oft nachgedacht und mich hie und da
erkundigt, habe aber nichts gefunden das Euch direckt befriedigen
könnte. Doch bin ich auf einen Gedanken gekommen, der vielleicht
würckt. Schreibt mir durch welchen Weeg ich mich näher erklären soll.
Verzeiht daß ich heut nicht mehr sage. Grüßt die Eurigen und gedenkt
mein.
 
W. d. 2 Febr. 89.
 
G.
 
 
135.
 
Goethe an Kestner.
 
 
v. 2. Märtz 1790.
 
Euer Brief, lieber Kestner, hat mir viel Freude gemacht, besonders das
Zettelchen vom Brocken, welches mir ein rechter Beweiß Eures dauernden
Andenkens ist; dafür hab ich auch oft an Euch gedacht, wenn es mir wohl
ging.
 
Heute sage ich wenig, das ihr für viel nehmen mögt weil ich gleich
schreibe. Es folgt auch der sechste Band meiner Schriften, zu deßen
Genuß ich Euch gute Stunden wünsche.
 
Lebet wohl, grüßet Lotten und die Eurigen. Ich bin wieder auf dem
Sprunge zu verreisen, wie weit weiß ich selbst nicht.
 
Adieu! behaltet mich lieb.
 
W. d. 2 März 1790.
 
G.
 
 
136.
 
Goethe an Kestner.
 
 
v. 10. Märtz 1791.
 
Nehmet Dank, mein Bester, für das Zeichen Eures Lebens und
Freundschaftlichen Andenkens. Recht willkommen war mir der Anblick
Amaliens[36] der mich zugleich verjüngte und älter machte. Hier ist
mein achter Band. Da ich ein so böser Correspondente bin ist mir
wenigstens das ein Trost auf diese Weise mich mit entfernten Freunden
zu unterhalten.
 
Daß ich meine botanischen Versuche nicht schicke, wie in der Folge
alles aus diesen Fächern, verzeiht Ihr, es kann Euch nichts nützen.
Wenn ich etwas ~lesbares~ drucken lasse, soll es aufwarten. Lebet
wohl, grüßt Lotten und die Kinder und gedenkt mein.
 
W. d. 10 März 1791.
 
Goethe.
 
 
137.
 
Goethe an Kestner.
 
 
v. 16. Jul. 1798.
 
Wenn Ihr, mein lieber alter Freund, gelegentlich wieder ein Wort hättet
von Euch hören lassen, so würdet Ihr wohl auch von mir früher etwas
vernommen haben; denn daß ich einmal auf einen Brief nicht antworte
und lange schweige ist bey mir von keiner Consequenz. Die Tage und
Jahre fliehen mit einer so reißenden Lebhaftigkeit daß man sich kaum
besinnen kann, und bergab scheint es noch immer schneller zu gehen.
Wenn wir uns wieder sähen so hoffte ich Ihr solltet mich dem innern
nach, wohl wieder erkennen, was das äußere betrifft so sagen die Leute
ich sey nach und nach dick geworden. Ich lege Euch eine Schnur bey, als
das Maas meines Umfangs damit Ihr messen könnt ob ich mich von dieser
Seite besser gehalten habe als Ihr, denn sonst waren wir ziemlich von
einerley Taille. Ich befinde mich wohl und thätig, und so glücklich als
man es auf diesem Erdenrunde verlangen kann.
 
Ich wünsche von Euch und den Euren, die Ihr herzlich grüßen werdet, das
Gleiche zu hören.
 
Weimar am 16 Juli 1798.
 
Goethe.
 
 
138.
 
Gedicht Goethe's an Kestner,
 
vor ein ihm geschenktes Exemplar des »_Deserted village by Dr.
Goldsmith._« von Goethe geschrieben.
 
 
Wenn einst nach überstandnen Lebens müh und Schmerzen,
Das Glück dir Ruh und Wonnetage giebt,
Vergiß nicht den, der -- ach! von ganzem Herzen,
Dich, und mit Dir geliebt.
 
Goethe.
 
 
 
 
Einige ältere Briefe Kestner's,
 
als fernere erläuternde Documente.
 
 
 
 
139.
 
Kestner an seinen früheren Hauslehrer.
 
(Wetzlar entweder am Ende des Jahres 1767 oder Anfang 1768.)
 
 
Liebster Freund,
 
Eine solche Correspondenz läßt sich noch unterhalten, wo man sich
alle Jahr nur einmal schreibt. Nicht wahr? Aber die Entschuldigungen
bei Seite gesetzt. Sollte es uns so sehr an Materie zur Unterhaltung
fehlen, daß wir auch noch die zu Hülfe nehmen müßten!
 
Viel wichtiger, viel interessanter kömmt es, mir wenigstens vor, wenn
ich Ihnen sage, daß mir Ihre Freundschaft noch immer eben so schätzbar
ist, als vormals. Sie glauben vielleicht, daß Sie hier unbekannt
wären? Da müßte ich weniger stolz auf Ihre Freundschaft seyn. Nein!
meine Freunde, solche, die Verdienste zu schätzen wissen, kennen Sie.
Sie wissen es, daß Sie mein Lehrmeister waren, dessen Lehren und
Grundsätze mir auch in der Folge, und da am meisten, zur Richtschnur
gedienet; daß Sie jenes nicht allein, nein, auch mein Freund sind,
den ich hochschätze, den ich verehre. Sehen Sie da noch die alten
Empfindungen meines Herzens. Ich werde älter; alsdann soll man härter,
unempfindlicher gegen die edlen Empfindungen werden; und, Danck sey es
dem Höchsten, Ihm, der mich Ihm noch immer für seine Wohlthaten dancken
läßt, daß ich noch allezeit mein Vergnügen darin finde. Fühlen Sie mit
mir mein Glück; Ihr menschenliebendes, Ihr freundschaftliches Herz
thut es gern. Ich bin gesund; ich habe wovon ich leben kann; ich habe
Freunde. Es ist zwar alles vergänglich; es können Widerwärtigkeiten
kommen. Aber ein Blick auf das Vergangene macht mir Muth. Meine Wünsche
suche ich auf die Möglichkeit einzuschränken; dieß macht mir ihre
Erfüllung hoffend.
 
Um etwas wichtiges habe ich Sie zu Rathe zu ziehen. Es geschieht im
Vertrauen.
 
Ich bin hier in einem Hause bekannt; gewiß der beste Theil der
Stadt; wem es die Eigenliebe nicht verbietet, erkennt es auch dafür,
Vornehme und andere; wer genau darinn bekannt ist, ist so zu sagen
entzückt davon. Ein redlicher Vater, ein munterer Alter, durch
Mässigkeit und gute Natur noch stark, dienstfertig für jedermann,
und rechtschaffen; obgleich ein wenig rauh (in Vergleichung mit der
folgenden Person), doch menschenliebend. Die Mutter -- hier weiß ich
nicht, wo ich anfangen soll -- mit einem Worte die beste Frau, die
beste Mutter, und die beste Freundinn; ohne es zu wissen, wenigstens
ohne de geringsten Schein, daß sie es weiß, zu haben, fehlt es ihr
noch nahe im 40sten Jahre nicht an Reitz; das schönste, sanfteste,
Menschenliebendste, gefälligste, zärtlichste Herz, Einsicht, Verstand
und wahre Weisheit, auch gefälliger Witz; dabey ganz Bescheidenheit,
ganz Tugend, _religieux_ &c. &c., von jedermann verehrt, von ihren
Kindern zärtlich geliebt; Diese sind ihr vornehmstes Geschäft und
Augenmerk, und sie wiederum ihnen ihr bestes Gut. Wenn sie ausgeht,
sind groß und klein betrübt und unzufrieden, und wenn sie zu Hause
kömmt, lauter Bewillkommungen, Frohlocken, Händedrücken, Küssen und
Umarmungen, und heitere Mienen, Fragen wo sie so lange gewesen,
Erzählungen was in ihrer Abwesenheit vorgegangen &c. &c., ihre Verweise
sind ihnen bitterer, als andern Kindern Schläge. Ich breche mit Mühe
ab; und komme auf die Kinder. Zwey Töchter sind erwachsen, von 18 und
16 Jahren. Diese, so wie alle Kinder, sind ihrer Mutter würdig. Alle
blondes Haar und blaue Augen; eines hübscher wie das andere; nach
den Kleinen könnte ein Maler Liebesgötter zeichnen. Die älteste ist
ziemlich regelmäßig schön, still, ruhig, von sanftem Charackter &c.
&c. Die zweyte muß jener, wenn man sie nach Regeln beurtheilen will,
weichen, ist aber nichts desto weniger reitzender und einnehmender.
Sie hat ein fühlendes, weiches Herz. So wie überhaupt ihr (und aller
Geschwister) Bau des Körpers zärtlich ist, so ist ihre Seele auch.
Mitleidig gegen alle Unglücklichen, gefällig und bereit jedermann
zu dienen, versöhnlich, gerührt wenn sie glaubt jemand beleidigt zu
haben, gutthätig, freundlich und höflich; freudig wenn jemanden etwas
gutes begegnet, gar nicht neidisch (wie unter jungen, auch alten
Frauenzimmern sonst gewöhnlich ist). Dabey eine aufgeweckte, lebhafte
Seele, geschwinde Begriffe, Gegenwart des Geistes, froh und immer
vergnügt; und dieses nicht für sich allein, nein, alles was um sie ist,
macht sie vergnügt, durch Gespräche, durch lustige Einfälle, durch
eine gewisse Laune oder Humor. Sie ist das Vergnügen ihrer Aeltern und
Geschwister; und wenn sie ein finsteres Gesicht darunter bemerckt, so
eilt sie es aufzuklären. Sie ist bey jedermann beliebt, und es fehlt
ihr nicht an Anbetern, worunter, welches sonderbar ist, sich dumme und
kluge, 

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