2015년 4월 7일 화요일

Gestalten der Wildnis 13

Gestalten der Wildnis 13



Diesmal hatte er nicht lange zu warten, denn der Erfolg des
vorangegangenen Gelages machte die sonst einsame Stätte zu einem
Treffpunkt der Tiefseewelt. Eine unglaublich monströse, phantastisch
formlose Gestalt kam langsam an. Mit großen, leeren Augen sah sie den
Köder, machte sich langsam auf, ihn zu verschlingen. Der Neuankömmling,
der sich in grünsilbriger Beleuchtung nur schattenhaft kundgab, sah
aus wie eine Art Doppeldecker. Bei einer Länge von etwa fünf Fuß
erinnerten Kopf und Hinterkörper an einen ungewöhnlich fetten und
großmäuligen Aal. Tatsächlich war er eine seltsam entstellte Abart
der Aalfamilie. Was ihn vom Familientyp abweichen ließ, war sein
Bauch, der ausgewalzt schien, an den Randflossen fast durchsichtig,
und der ungefähr wie ein lenkbares Luftschiff zigarrenförmig unter
seinem Körper hing. In dieses amüsante Gepäckstück von Bauch war ein
starker, schwärzlicher Fisch, von nicht weniger als zwei Fuß Länge
hineingepackt, zusammen mit einer Masse zinnoberroter kleiner Seekrebse.
 
Selbst mit so außerordentlichem Proviant war die seltsame Kreatur noch
wohl bei Appetit, vielleicht hielt sie das hübsche, violette Lämpchen
für einen pikanten Nachtisch. Sie riß den Rachen auf und schoß herbei.
Mit der unteren Kinnlade berührte sie schon beinahe das glühende Ding,
indes sie sich leicht zur Seite warf, dabei aber hatte der pendelnde
Zylinder ihres Magens den Felsblock im Schlamm beinahe berührt. Es
öffnete sich der Felsblock und nahm gemächlich beides zugleich auf:
den Bauch selbst und seine halbverdaute Beute. Dann schloß sich der
felsähnliche Rachen, mit krampfhaftem Schwanzschlagen machte sich der
Schwimmer davon, von Gestalt nun etwa einem gewöhnlichen Aal gleichend.
Minutenlang drehte er sich in wahnsinnigen Kreisen, dachte nicht mehr
an Feind noch Beute, für die er ja keine Verwendung mehr hatte. Dann,
mit seinem Bauch jeden Lebensinhalts beraubt, legte er sich zur Seite
und sank auf den Meeresgrund. Ehe er noch ausgezuckt hatte, war er
schon zum Fraß einer Kolonie winzig kleiner, zitronengelber, augenloser
Krabben geworden.
 
Die gelben Krabben hätten in kaum fünf Minuten eine bunte und
zahlreiche Auswahl ungeladener Gäste bei ihrem Bankett gesehen, hätte
nicht ein seltsames Etwas nun alle Aufmerksamkeit in etwas höhere
Wasserschichten gezogen. Unmittelbar über ihren Köpfen erschien eine
massige Gestalt, die im Niedergehen immer größer und glänzender wurde.
Als sie näherkam, erwies sie sich als blaßgrünlicher Körper, mit langen
Reihen und Bündeln aus weißem, gelbem, blauem und violettem Licht
übersät! Der verwandelte sich in eine strudelnde Masse wildkämpfenden
Lebens. Endlich ließ er sich langsam auf die Seelilien nieder und war
nun das fast nackte Skelett eines Walfisches, innen und außen von jeder
Species Tiefseeschmarotzer überschwemmt. Kein Wunder, daß unter solchen
Umständen die zitronengelben Krabben ihren Raub in Ruhe verzehren
durften.
 
Der Walfisch war an der Oberfläche von Fischern harpuniert, abgetrant
und weggeworfen worden. Als das blutende Stück Aas versank, hatten
sich zuerst Scharen von Haien gierig daraufgeworfen, sein Fleisch in
großen, dreieckigen Stücken vom Skelett gerissen. In einer Tiefe,
in der Haie den Druck des Wassers nicht länger ertragen können, war
das riesige Skelett schon beinahe kahl. Den Haien folgten in immer
größerer Zahl Scharen hungriger Tiefseebewohner, von jeder Familie
und Art, schreckliche, 12 bis 15 Fuß lange, lanzenähnliche Geschöpfe,
deren bewaffnete Kinnladen dem gewaltigsten Hai Respekt einflößen,
kleine, schwarze, taschenähnliche Fische, die nicht größer sind, als
eine Menschenhand, die nur aus Magen und Rachen bestehen, die aber
keine Schwimmkraft haben, um die saftigen, Fleischstücke an sich zu
reißen, in die sie die bissigen Zähne versenken. Während das mächtige
Knochengerüst im größeren Wasserdruck immer langsamer niedersank,
retteten die kleineren Geschöpfe sich so weit wie möglich in sein
Inneres, um vor den größeren und gierigeren Tafelgenossen sicher zu
sein. Aber innerhalb wie außerhalb des Skeletts war dieses Mahl ein
unaufhörlicher und unbarmherzig geführter Krieg, denn großzügig und
unparteiisch fraßen die Gäste einander auf.
 
Sobald das Skelett in seinem zitternden Glanz in das Bett von Seelilien
gesunken war, eilten meilenweit alle Kriechtiere herbei, die meisten
ohne Augen, aber mit langen Antennen von wundervoller Empfindlichkeit,
und jedes wollte seinen Teil erobern. Jetzt strahlte das riesige Aas
von Licht und Funken.
 
Nach kaum einer Stunde waren die Knochen so sauber, daß nur jenen
Kreaturen etwas blieb, die am Kopf Bohrer tragen und imstande sind,
aus dem festen Knochenbau Säfte zu saugen. Und dann war die Schar der
Gäste wieder verschwunden: teils von ihren Feinden verschlungen, teils
beschäftigt, andere zu verschlingen. Von den mächtigen Rippen und aus
dem porösen Rückgrat des Skeletts schwanden die Lichter.
 
Zu seinem Mißvergnügen hatte der Wegelagerer, obwohl sein Versteck kaum
fünfzig Fuß weit vom Seelilienbett entfernt war, keinen Teil an dem
Trubel nehmen können. Es war gegen seine Methode, sich aus dem Schlamm
zu erheben und in fremde Händel einzugreifen. Für ihn war es am besten,
wenn er sein Lämpchen emporreckte und ein paar unzufriedene Mitläufer
solchen Gelages an sich zog. Ein paar bescheidene Bissen waren ihm auf
diese Art zuteil geworden, gerade genug, seinen Appetit zu erregen.
 
In seiner Gier erlaubte er sich, aus seinen seltsam verhüllten Augen
einen fahlen Schimmer auf der Suche nach Beute umherzustrahlen.
 
Diese glimmernden Augen entdeckten etwas, das ihr Licht sofort
verlöschen, die violette Farbe verschwinden ließ, als hätte man ein
Lämpchen entzwei geschlagen. Mit einem Ruck vergrub der Wegelagerer
sich tiefer im Schlamm. Was er gesehen hatte, war ein langer, kränklich
weißer, suchender Fühler, der -- viele Schritte fern -- die Rippen des
Skeletts abtastete. Andere, gleich neugierige Sucher waren gefolgt.
Aber der Wegelagerer hatte sich nicht die Zeit gegönnt, sie zu
beobachten. So viel Schlamm wie möglich wünschte er über sich, selbst
über seine Augen gebreitet, solange diese Fühler, Riesenschlangen
gleich, durch die Nachbarschaft geisterten.
 
Ein Zufall hatte es gewollt, daß ein riesiger, weißer Tintenfisch, auch
Tiefsee-Teufelsfisch genannt, der mit Hunderten seinesgleichen ein paar
Meilen weit sein Lager hatte, über sein Jagdgebiet hinausgeschweift
war. Vielleicht hatte der Angriff eines Zuges von Pottwalen ihn
aufgeschreckt und zur Wanderschaft veranlaßt. Seine weiten, alles
umfassenden Augen hatten das schimmernde Sinken des Skeletts
beobachtet. Er bewegte sich langsam; wenn die Not nicht große Eile
bedingt, pflegt er seinen Körper über den Meeresboden zu schleppen,
statt wie der kleine Tintenfisch in höheren Gewässern auf dem Rücken zu
schwimmen.
 
So war, als er den Schauplatz erreichte, von dem großen Mahl nichts
übrig geblieben, seinen Hunger zu stillen.
 
Dieser träge Wandersmann war keineswegs unter seinesgleichen besonders
beachtenswert. Zusammen mit seinem Kopf, der einen Papageienschnabel
trug, maß der kriechende Sack seines Körpers kaum zehn Fuß, denen
allerdings die gespreizten Fühler noch weitere zwanzig Fuß Reichweite
gaben. So stark wie der Arm eines Mannes war jeder dieser Fühler, die
sich in einem Büschel wie Karottenblätter von der Stirn ausbreiteten.
Jeder Fühler trug an seinem Ende eine Saugplatte von großer Gewalt und
war empfindlich wie der empfindlichste Menschenfinger. Wie ebensoviele
blasse, hungrige Schlangen waren sie in emsiger, steter, suchender
Bewegung. Das unheimlichste an dem unbeschreiblichen Monstrum aber
waren die Augen: zwei tintenschwarze Linsen, weit ausgebuchtet und so
hoch, daß ihre oberen Ränder den Kopfansatz fast berührten. Ohne Lider,
unbeweglich und von einer nicht beschreibbaren Bösartigkeit, blickten
sie drein, als könnte ihrer wachsamen Gier nichts entgehen.
 
Die schrecklichen Fühler betasteten jeden nackten Knochen des
Walfischskeletts, ergriffen jede armselige Kreatur, die dort noch hing
und warfen sie in den grausigen Schnabel. In furchtbarer Schnelle und
Präzision vollendeten bei dieser Gelegenheit auch ein paar arme Fische
ihr Schicksal, unklug genug, den Schauplatz nicht längst verlassen zu
haben. Im Papageienschnabel begegneten sie sich mit etlichen Krabben
und Krahfischen, die vergeblich versucht hatten, sich ins Versteck
der Seelilien zu retten. So bescheidene Beute aber diente nur als
Appetitanreger. Voll Jagdlust hob das blasse Ungeheuer sich auf den
Grat des Walfischskeletts, spähte aus und ließ sich gemächlich auf die
andere Seite gleiten, seine unfehlbare Gier hatte in dem benachbarten
Felsstück etwas Bemerkenswertes entdeckt. Rasch zogen zwei neugierige
Fühler zur Aufklärung aus. Mit einem Griff, der das zähe Fleisch des
Wegelagerers krampfte, faßten sie zu.
 
Entdeckt und ohne Hoffnung sich zu retten, geriet der Straßenräuber
nicht in Verzweiflung, sondern in sinnlose Wut. Er stammte aus
grimmigem Kämpferblut, seine Augen spieen grüne Flammen, wie wahnsinnig
schnappte das Tor seines Rachens. Wohl zwei Fuß weit tat dieser Rachen
sich auf, packte einen der Fühler, wo er vier oder fünf Zoll dick war,
und zermalmte ihn ohne Anstrengung, so sehnig er war. Dann aber hatten
vier weitere Fühler sich in seinen Körper geheftet, daß alles Schnauben
und Spucken und Schnappen keinen Widerstand mehr bedeutete.
 
Nicht schnell, aber unwiderstehlich wurde er aus seinem Lager geholt
und in das Gezüngel schnürender Arme gezogen. Weite, tintenschwarze
Augen glühten ihn ausdruckslos an. Dann tat der Papageienschnabel sich
furchtbar auf, in einem langen, durstigen Schlürfen verschwand der
Wegelagerer, den Kopf voraus, wehrlos, wohlschmeckend.
 
Mit diesem nahrhaften Bissen war das weiße Monstrum einstweilen
gesättigt. Er setzte seinen Körper langsam in Bewegung und verkroch
sich in die Rippen des Walfischs. Dort schien es mit offenen Augen zu
schlafen, die Fühler sorglos um sich gebreitet. Als es wiederum still
wurde, steckten die Glühwürmer ihre Lichterchen in Brand, ganze Büsche
weißer Strahlen umschlangen rote und grüne Sterne, all die schwebenden,
kaum erkenntlichen gespenstischen Lichter zogen Phosphorglanz durch
stille Wasser. Nur das schöne zarte Violett tanzte nicht mehr über der
verankerten Felsplatte im Schlamm der Tiefe, fünfhundert Faden unter
dem Meeresspiegel.
 
 
 
 
Stromfahrt durchs Feuer
 
 
Gewissermaßen kannten sie einander recht gut, der Mann und der Bär.
Seit fast zwei Jahren waren sie anerkannte Feinde.
 
Tatsächlich +gesehen+ hatte der Mann den Bären nur einmal, und auch da
nur für einen kurzen Blick -- ein Paar pfiffiger, neugieriger Augen,
die im tiefen Dickicht aufblitzten, einen furchtbaren, schwarzen
Schatten, der geräuschlos im Dunkel versank. Die großen Spuren aber
kannte er gut, die ein Drittel größer waren als die des gewöhnlichen
schwarzen Bären in Ost-Kanada und sich in bedrohlichen Kreisen rings
um seine Hütte zogen. Er kannte seine Klauen-Abdrücke, narbengezierte
Bäume, in die der Träger dieser Klauen seine Zeichen fast so hoch
setzte wie ein Grizzly-Bär.
 
Diese gefährlichen Klauen hatten manchen dicken, kaum halb verfaulten
Baumstamm wie Papier auseinandergerissen, wenn der Bär nach Ameisen und
Käfern suchte. Aus alldem konnte der Mensch unschwer den Schluß ziehen,
daß hier seiner Herrschaft über die Wildnis, eine Herrschaft, die er
vor kurzem erst angetreten hatte, ein gefährlicher Nebenbuhler drohte.
Und dieser Nebenbuhler würde wahrscheinlich, wenn die kleine Farm erst
mit Vieh versorgt war, auf Schafe und Ochsen eine schwere Steuer legen.
 
Im übrigen nahm der Mann an, daß sein Rivale einen Pelz von seltener
Pracht trug, der auf dem Pelzmarkt einen besonderen Preis erzielen
würde. In den Pausen zwischen Roden und Graben, Kartoffelpflanzen und
Weizen säen, Hütten bauen und Busch brennen begann er deshalb, seinem
gefährlichen Gegner Fallen zu stellen, denn er hielt ihn für zu listig,
in den Bereich seiner Büchse zu kommen.
 
Der Bär kannte andererseits den Menschen viel besser, als der Mensch
ihn kannte. Er beobachtete ihn, seit er zum ersten Male den Fuß auf
die Ufer des wilden Südfork gesetzt hatte. Seitdem folgte ihm das
riesige schwarze Tier wie ein Schatten, feindselig natürlich, weil er
ein Fremder und ein Störenfried in seinen Einsamkeiten war, vor allem
aber mit gespannter Neugier. Trotz seiner Größe konnte er sich, wenn es
nötig schien, so geräuschlos wie ein Wiesel oder eine Schlange bewegen.
Bewegungslos wie einer der alten Baumstümpfe, die längst vergessene
Holzfäller zurückgelassen, hatte er beobachtet, wie des Menschen Axt
blitzte und durch die Luft flog, wie Birken, Tannen und Eschen fielen,
wie die Rodung wuchs und Sonnenlicht auf den wirren Grund des Forstes fiel.

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