2015년 4월 7일 화요일

Gestalten der Wildnis 14

Gestalten der Wildnis 14



Sein Erstaunen waren die beiden schweren, roten Ochsen, die dem
scharfen Ruf des Menschen folgten und gefällte Stämme für ihn
schleppten. Dann hatte er beobachtet, wie unter den geschickten Händen
des Menschen die Hütte Form bekam, eine ganz überraschende Form.
Anfangs hatte er nicht begriffen, warum die beiden großen Ochsen so
gehorsam waren, statt sich gegen den Menschen zu kehren, ihn auf die
langen Hörner zu spießen oder mit den gespaltenen Hufen in den Boden
zu trampeln. Bald aber hatte er eine unerklärliche Gewalt in der
Stimme des Menschen erkannt, in seiner unbedenklichen Gleichgültigkeit
gegen jedes Auge, das ihn aus dem Dunkel des Urwalds anstarren mochte.
Es war klar, daß der Mensch sich nicht fürchtete. Er mußte also sehr
stark sein. Da begann der Bär, ihn zu fürchten, obwohl er zunächst
nicht wußte, wovor er sich eigentlich fürchtete. Höchstens war es das
Geheimnisvolle in der menschlichen Stimme, das scheinbar die Ochsen
unterwarf und zum Gehorsam zwang.
 
Als die Hütte gebaut war, geschah etwas Sonderbares. Der Mensch war
außer Sicht, über der sonnenbeschienenen Rodung summten Wespen und
Fliegen, die roten Ochsen lagen wiederkäuend im Schatten und atmeten
tief, ein großer Rehbock trat aus dem Baum und äugte nach der Hütte.
 
Da trat der Mensch aus der Tür und hob etwas an die Schulter, das wie
ein langer, brauner Stock aussah. Gleich darauf kam ein Funke aus dem
Ende des Stockes gesprungen, zugleich hörte man ein kurzes, scharfes
Geräusch. Der Bock aber, der weit weg auf der andern Seite der Rodung
stand, sprang in die Luft und fiel tot nieder. Bei diesem Anblick
war dem Bären ein Entsetzen durch alle Nerven gefahren, und er hatte
sich tief ins Dickicht verkrochen. Kein Wunder, daß die großen, roten
Ochsen, trotz ihrer gefährlichen Hörner, diesem Geschöpf dienten, wenn
es weithin töten konnte, mit einem kleinen Stock und einem scharfen
Knall! Von nun an war der Bär noch eifriger dabei, den schrecklichen
Eindringling zu beobachten, Angst und Feindschaft machten ihn immer
wachsamer. Sicherlich durfte er den Menschen auch auf noch so kurze
Zeit nicht aus den Augen lassen, sonst geschah etwas nie Gehörtes und
nie Vergeßbares.
 
Als der Mensch jetzt zum ersten Male sein Feld bestellt, gesät und
gepflanzt hatte und seine Hütte wetterfest war, legte er sich darauf,
den Bären in einer Falle zu fangen. Der Bär aber wußte schon einiges
von diesem Plan! Unter all den unsichtbaren, neugierigen Zuschauern,
deren scheue Augen das Werk beobachteten: Eichhörnchen, Rebhühnern,
Hasen, Waschbären, Regenpfeifern, Waldmäusen, Rehen, Füchsen und Eulen,
war es der Bär, der am schärfsten beobachtete und verstand.
 
Die erste Falle war gebaut, mit dem Köder versehen und aufgestellt, und
der Mann war fortgegangen, um sie ihre grausame Arbeit tun zu lassen.
Da hatte der Bär sie der schärfsten Prüfung unterzogen. Obwohl er
über den Fall Trojas nie etwas gehört hatte, besaß er doch von Natur
aus jenes wichtige Stück Intelligenz, das den Männern von Troja, zu
ihrem Unglück, gefehlt zu haben scheint. So fürchtete er den Menschen,
selbst wenn er Geschenke machte. Er roch den Köder zwar, ein Stück
frischen, fetten Specks, aber nur aus angemessener Entfernung. Damit
wollte er nichts zu tun haben! Aus Großmut, nahm er an, war ein solcher
Leckerbissen nicht für den ersten Besten dort aufgehängt.
 
Während er in einem Dickicht aus jungen Fichten, deren scharfer Duft
seine Witterung einschläferte, saß und lauerte, kam eine langschwänzige
Wildkatze angepürscht. Sie sah den leuchtenden, weißen Köder und machte
sich rasch an den Eingang zur Todesfalle. Ihre runden, blassen Augen
leuchteten gierig, obwohl sie vor dem scharfen Menschengeruch ringsum
ängstlich die Ohren niederlegte. Klug war sie nicht, die Wildkatze.
Sie wußte wohl, daß das köstliche Stück Fleisch dem Menschen gehörte.
Aber er war doch nicht in Sicht! Sie konnte ja von weitem hören, wie
er seine dummen Ochsen anrief. Geduckt zog sie vorwärts und warf sich
mit leisem Freudeknurren über die Beute. Irgend etwas schien sich zu
bewegen. Mit entsetzten Augen sah der Bär die drei schweren Stämme,
die über dem Köder ein Dach bildeten, krachend niederfahren. Mit
ohrenzerreißendem Gedröhne, das aber aufhörte, kaum daß es begonnen,
hatten die Balken die unglückliche Wildkatze zerquetscht.
 
Ein rotes Eichhörnchen, das von einem nahen Ast den ganzen Vorfall
beobachtet hatte, brach in jammervolles Geschrei aus. Ein Rabe, der
sich auf schwarzen Flügeln aus den Baumwipfeln fallen ließ, setzte
sich vorsichtig auf einen der Stämme und sah mit harten, neugierigen
Augen die tote Katze an. Dabei wackelte er mit dem Kopf, als wollte er
sagen: »Ich habe mir's ja gedacht!« Er war der Meinung, alle Wildkatzen
sollten tot sein. Das war der Zustand, in dem er sie am meisten liebte.
Aber die Art, in der diese hier ihr Ende gefunden hatte, erschreckte
ihn doch und schien ihm ein Wunder.
 
Von diesem Tage an schien alles Werk des Menschen dem Bären eine Art
Falle -- alles mußte er mit angstvoller Wißbegier untersuchen, aber
nichts durfte er berühren!
 
So kam es, daß der Mensch im Laufe der Zeit eine Kuh und ein Kalb in
die Rodung bringen durfte, dann ein Schwein, dann Schafe und ein halbes
Dutzend geschäftiger Hennen, ohne daß der Bär je eine Tatze gegen sie
hob. Besonders beim Anblick der Schafe wässerte ihm das Maul, aber sie
sahen so verdächtig harmlos aus. Sicher waren sie Fallen. Wenn er eins
ergriff, würden vielleicht die Balken über ihm zusammenkrachen und ihn
so flach schlagen, wie die Wildkatze. Der Mensch nahm dies Verhalten
als Selbstverständlichkeit und dachte nicht darüber nach, daß es
Vorsicht war. Aber das Fehlschlagen aller seiner Listen machte ihn auf
die Dauer wütend, und er schwur, des Bären Pelz zu besitzen, ehe noch
ein anderer Winter ins Land zog.
 
Das Ende dieses Sommers brachte quälende Trockenheit. Der Südforkstrom,
der immer in wilden Stürzen dahinsaust und aus nie versiegenden Seen
im Hochgebirge gespeist wird, sank nur wenig. Im Ottanoonfluß aber
zeigten sich nackte Sandbänke und schimmernde Steinblöcke, die von
den ältesten Wäldlern im ganzen Land keiner je trocken gesehen hatte.
Mancher Waldbach verschwand gänzlich; was noch an ihn erinnerte, war
eine Kette stiller, schwarzer Tümpel unter gewaltigen Zedernwurzeln.
In den Wildseen starben die Lilien, fahl lagen sie auf stinkendem,
wurzeldurchwachsenem Morast. Der Mensch war nicht allzu erregt. Denn
kaum dreihundert Meter weit von seiner Hütte, am Ende der Schonung,
floß der Südfork, dem keine Trockenheit etwas anhaben konnte. Sein
Weizen und seine Kartoffeln waren weit genug, um durch die erste
Trockenheit nicht ganz zerstört zu werden. Und sein Vieh war mit Wasser
versorgt.
 
An diesem Punkt und vielleicht eine Meile stromabwärts und flußabwärts
brauste der Südfork nicht sehr wild, so daß der Mensch ihn in seinem
großen Kanoe bequem befahren und ausfischen konnte. Weiter unten wurden
die Stürze zwölf oder fünfzehn Meilen lang und fast unüberwindlich
steil, bis der tobende Strom sich endlich in einen schattigen See ergoß.
 
Unter einem leblosen und trockenen Himmel, in brütender Hitze,
schien der Forst qualvoll zu stöhnen und sich nach Regen zu sehnen.
Aber statt der lang ersehnten grauen und kühlen Wolken, die schwere
Sturzregen in sich trugen, kam plötzlich eine tiefe, braune Wolke,
durch die die Sonne wie ein Diskus aus glühendem Kupfer aussah. Der
balsamische Duft des Waldes verschwand, statt seiner kam ein scharfer,
böser Dunst, der die Augen quälte und den Gaumen brennen machte. Da
verschwanden die Adler, Eulen, Krähen und alle flügelstarken Vögel.
Alle die vierfüßigen Jäger der Wildnis wurden unruhig, Gefahren
umdrohten sie, die sie nicht bekämpfen und denen sie nicht entfliehen
konnten. Der große, schwarze Bär suchte, die Nase hoch gehoben, in
allen Richtungen des Kompasses die Wolken ab. Er verlor alle Angst
vor dem Menschen und seiner Arbeit, wimmernd zog er sich fünf Meilen
weit stromabwärts zu einem Tümpel, der sich im Bereich des schäumenden
Südfork gebildet hatte.
 
Zur gleichen Stunde lehnte sich der Mensch, der unentwegt an seinem
traurigen Kartoffelacker geschafft hatte, auf seine Hacke und sah mit
Besorgnis die veränderten Wolken an.
 
»Feuer!« murmelte er. »Irgendwo in der Nähe, und vielleicht gar nicht
weit! Wenn nur kein Wind kommt!«
 
Dann warf er die Hacke zur Seite, legte den Ochsen das Joch über und
schickte sich an, drei Tonnen voll Wasser vom Fluß zu seiner Hütte zu
bringen. Falls Funken über die Rodung fliegen, dachte er, ist es gut,
Wasser zur Hand zu haben.
 
Bei dieser Arbeit fühlte er sich wie gelähmt, die tote Luft und eine
dumpfe Vorahnung drückten. Als er jedoch sein Gespann am Ufer halten
ließ, sah er jenseits des Flusses ein Bild, das Leben in seine Glieder
jagte! Die Ochsen sahen es auch, sie wurden scheu, schnaubten und
zerrten an ihrem Joch. Jenseits der Baumspitzen stiegen Rauchwolken
auf, durch ihre Aeste brach da und dort eine rote Flamme, die wie eine
höllische Zunge um sich schlug.
 
Der Mann wurde ein Satan von Kraft. Hin und her sprang er mit seinem
Wassereimer, vom Fluß zur Tonne und zurück, brüllte furchtbar auf
die Ochsen ein, die nicht stillhalten wollten, und bald hatte er die
Tonne bis zum Rand gefüllt. Auf dem Weg zur Hütte aber konnte er
nicht hetzen, der Weg war uneben, er mußte vorsichtig fahren, sonst
verschütteten die Tonnen ihren kostbaren Inhalt. Die Ochsen aber
brauchte er nicht anzutreiben, und nach einer schwierigen Fahrt auf
dem heißen, holprigen Wege erreichte er einen abgerodeten Hügel hinter
seiner Hütte. Hier blieb er einen Augenblick wie erstarrt. Auch vom
südlichen Horizont, jenseits der Rodung, stiegen diese seltsamen
Wolken auf, auch dort leckten dünne, rote Zungen bösartig empor und
verschwanden wieder. Von beiden Seiten schloß sich das Feuer um ihn
zusammen! Erst jetzt erkannte er die gräßliche Gefahr! Wassertonnen!
Weiß Gott! ... Mit einem bitteren Lachen und einem Fluch über die
Nutzlosigkeit seiner Mühen, in Gram und Wut über den Zusammenbruch
all seiner Hoffnungen, befreite er die Ochsen aus dem Joch und rannte
den Abhang hinunter, den Rest seiner Herde loszulassen. Er gab ihnen
allen dieselbe Möglichkeit, das Leben zu retten, die er selbst hatte.
Dann riß er eine Decke und ein leichtes Felleisen von seinem Lager und
rannte zum Fluß.
 
Mittlerweile hatte der Bär den kleinen Teich -- Bogan nennen ihn die
Indianer -- fünf Meilen stromabwärts erreicht. Er fand ihn schon
gedrängt voll von schwimmenden, zitternden Flüchtlingen. Denn schon
war im Norden und Süden der Himmel voll Rauchwolken, die in dunklen,
rollenden Massen näher kamen, und von Baumspitze zu Baumspitze sprangen
tobende Flammen.
 
Unter dem Druck eines plötzlich erwachten Ostwindes trieben die beiden
Feuersbrünste zusammen. Mit furchtbarer Geschwindigkeit vereinten sie
sich über dem Fluß, der gerade an dieser Stelle einen Bogen beschrieb
und sich über eine Reihe gebrochener Felswände brodelnd südwestwärts
wandte. Aber das Brausen der Wasserfälle wurde jetzt durch einen viel
schrecklicheren Laut übertönt, das Zischen und Lodern der Feuersbrunst.
 
Durch die Aeste brachen gelbe, stickige Rauchwolken, von allen Seiten,
unberechenbar wohin, und warfen sich auf das Wasser, wurden dünn und
verloren sich, als hätte der sprühende Schaum sie verschluckt. Hier
und dort loderte ein einsamer Tannbaum in Flammen auf und leuchtete
wie eine riesige Notfackel, und plötzlich heulte es durch die Luft, ratterte wie von unsichtbaren Explosionen, und schwirrende Brände, Vorreiter der großen Feuersbrunst, loderten mit Zischen in die Flut.

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