2014년 12월 30일 화요일

Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand 3

Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand 3

Bischof.  Was wird das helfen!  Berlichingen hat ihn ganz eingenommen.
Wenn er herkommt, wird er wieder fort wollen.

Liebetraut.  Wollen, das ist keine Frage, aber ob er kann.  Der
Handedruck eines Fursten, und das Lacheln einer schonen Frau!  Da
reißt sich kein Weisling los.  Ich eile und empfehle mich zu Gnaden.

Bischof.  Reist wohl.

Adelheid.  Adieu.

(Er geht.)

Bischof.  Wenn er einmal hier ist, verlaß ich mich auf Euch.

Adelheid.  Wollt Ihr mich zur Leimstange brauchen?

Bischof.  Nicht doch.

Adelheid.  Zum Lockvogel denn?

Bischof.  Nein, den spielt Liebetraut.  Ich bitt Euch, versagt mir
nicht, was mir sonst niemand gewahren kann.

Adelheid.  Wollen sehn.

Jagsthausen

Hans von Selbitz.  Gotz.

Selbitz.  Jedermann wird Euch loben, daß Ihr denen von Nurnberg Fehd
angekundigt habt.

Gotz.  Es hatte mir das Herz abgefressen, wenn ich's ihnen hatte lang
schuldig bleiben sollen.  Es ist am Tag, sie haben den Bambergern
meinen Buben verraten.  Sie sollen an mich denken!

Selbitz.  Sie haben einen alten Groll gegen Euch.

Gotz.  Und ich wider sie; mir ist gar recht, daß sie angefangen haben.

Selbitz.  Die Reichsstadte und Pfaffen halten doch von jeher zusammen.

Gotz.  Sie haben's Ursach.

Selbitz.  Wir wollen ihnen die Holle heiß machen.

Gotz.  Ich zahlte auf Euch.  Wollte Gott, der Burgemeister von
Nurnberg, mit der guldenen Kett um den Hals, kam uns in Wurf, er sollt
sich mit all seinem Witz verwundern.

Selbitz.  Ich hore, Weislingen ist wieder auf Eurer Seite.  Tritt er
zu uns?

Gotz.  Noch nicht; es hat seine Ursachen, warum er uns noch nicht
offentlich Vorschub tun darf; doch ist's eine Weile genug, daß er
nicht wider uns ist.  Der Pfaff ist ohne ihn, was das Meßgewand ohne
den Pfaffen.

Selbitz.  Wann ziehen wir aus?

Gotz.  Morgen oder ubermorgen.  Es kommen nun bald Kaufleute von
Bamberg und Nurnberg aus der Frankfurter Messe.  Wir werden einen
guten Fang tun.

Selbitz.  Will's Gott.  (Ab.)

Bamberg.  Zimmer der Adelheid

Adelheid.  Kammerfraulein.

Adelheid.  Er ist da! sagst du.  Ich glaub es kaum.

Fraulein.  Wenn ich ihn nicht selbst gesehn hatte, wurd ich sagen, ich
zweifle.

Adelheid.  Den Liebetraut mag der Bischof in Gold einfassen: er hat
ein Meisterstuck gemacht.

Fraulein.  Ich sah ihn, wie er zum Schloß hereinreiten wollte, er saß
auf einem Schimmel.  Das Pferd scheute, wie's an die Brucke kam, und
wollte nicht von der Stelle.  Das Volk war aus allen Straßen gelaufen,
ihn zu sehn.  Sie freuten sich uber des Pferds Unart.  Von allen
Seiten ward er gegrußt, und er dankte allen.  Mit einer angenehmen
Gleichgultigkeit saß er droben, und mit Schmeicheln und Drohen bracht
er es endlich zum Tor herein, der Liebetraut mit, und wenig Knechte.

Adelheid.  Wie gefallt er dir?

Fraulein.  Wie mir nicht leicht ein Mann gefallen hat.  Er glich dem
Kaiser hier (deutet auf Maximilians Portrat), als wenn er sein Sohn
ware.  Die Nase nur etwas kleiner, ebenso freundliche lichtbraune
Augen, ebenso ein blondes schones Haar, und gewachsen wie eine Puppe.
Ein halb trauriger Zug auf seinem Gesicht--ich weiß nicht--gefiel mir
so wohl!

Adelheid.  Ich bin neugierig, ihn zu sehen.

Fraulein.  Das war ein Herr fur Euch.

Adelheid.  Narrin!

Fraulein.  Kinder und Narren-(Liebetraut kommt.)

Liebetraut.  Nun, gnadige Frau, was verdien ich?

Adelheid.  Horner von deinem Weibe.  Denn nach dem zu rechnen, habt
Ihr schon manches Nachbars ehrliches Hausweib aus ihrer Pflicht
hinausgeschwatzt.

Liebetraut.  Nicht doch, gnadige Frau!  Auf ihre Pflicht, wollt Ihr
sagen; denn wenn's ja geschah, schwatzt ich sie auf ihres Mannes Bette.


Adelheid.  Wie habt Ihr's gemacht, ihn herzubringen?

Liebetraut.  Ihr wißt zu gut, wie man Schnepfen fangt; soll ich Euch
meine Kunststuckchen noch dazu lehren?--Erst tat ich, als wußt ich
nichts, verstund nichts von seiner Auffuhrung, und setzt ihn dadurch
in den Nachteil, die ganze Historie zu erzahlen.  Die sah ich nun
gleich von einer ganz andern Seite an als er, konnte nicht
finden--nicht einsehen--und so weiter.  Dann redete ich von Bamberg
allerlei durcheinander, Großes und Kleines, erweckte gewisse alte
Erinnerungen, und wie ich seine Einbildungskraft beschaftigt hatte,
knupfte ich wirklich eine Menge Fadchen wieder an, die ich zerrissen
fand.  Er wußte nicht, wie ihm geschah, fuhlte einen neuen Zug nach
Bamberg, er wollte--ohne zu wollen.  Wie er nun in sein Herz ging und
das zu entwickeln suchte, und viel zu sehr mit sich beschaftigt war,
um auf sich achtzugeben, warf ich ihm ein Seil um den Hals, aus drei
machtigen Stricken, Weiber-, Furstengunst und Schmeichelei, gedreht,
und so hab ich ihn hergeschleppt.

Adelheid.  Was sagtet Ihr von mir?

Liebetraut.  Die lautre Wahrheit.  Ihr hattet wegen Eurer Guter
Verdrießlichkeiten--hattet gehofft, da er beim Kaiser so viel gelte,
werde er das leicht enden konnen.

Adelheid.  Wohl.

Liebetraut.  Der Bischof wird ihn Euch bringen.

Adelheid.  Ich erwarte sie.  (Liebetraut ab.) Mit einem Herzen, wie
ich selten Besuch erwarte.

Im Spessart

Berlichingen.  Selbitz.  Georg als Reitersknecht.

Gotz.  Du hast ihn nicht angetroffen, Georg!

Georg.  Er war tags vorher mit Liebetraut nach Bamberg geritten und
zwei Knechte mit.

Gotz.  Ich seh nicht ein, was das geben soll.

Selbitz.  Ich wohl.  Eure Versohnung war ein wenig zu schnell, als daß
sie dauerhaft hatte sein sollen.  Der Liebetraut ist ein pfiffiger
Kerl; von dem hat er sich beschwatzen lassen.

Gotz.  Glaubst du, daß er bundbruchig werden wird?

Selbitz.  Der erste Schritt ist getan.

Gotz.  Ich glaub's nicht.  Wer weiß, wie notig es war, an Hof zu gehen;
man ist ihm noch schuldig; wir wollen das Beste hoffen.

Selbitz.  Wollte Gott, er verdient' es und tate das Beste!

Gotz.  Mir fallt eine List ein.  Wir wollen Georgen des Bamberger
Reiters erbeuteten Kittel anziehen und ihm das Geleitzeichen geben; er
mag nach Bamberg reiten und sehen, wie's steht.

Georg.  Da hab ich lange drauf gehofft.

Gotz.  Es ist dein erster Ritt.  Sei vorsichtig, Knabe!  Mir ware leid,
wenn dir ein Unfall begegnen sollt.

Georg.  Laßt nur, mich irrt's nicht, wenn noch so viel um mich
herumkrabbeln, mir ist's, als wenn's Ratten und Mause waren.  (Ab.)

Bamberg

Bischof.  Du willst dich nicht langer halten lassen!

Weislingen.  Ihr werdet nicht verlangen, daß ich meinen Eid brechen
soll.

Bischof.  Ich hatte verlangen konnen, du solltest ihn nicht schworen.
Was fur ein Geist regierte dich?  Konnt ich dich ohne das nicht
befreien?  Gelt ich so wenig am Kaiserlichen Hofe?

Weislingen.  Es ist geschehen; verzeiht mir, wenn Ihr konnt.

Bischof.  Ich begreif nicht, was nur im geringsten dich notigte, den
Schritt zu tun!  Mir zu entsagen?  Waren denn nicht hundert andere
Bedingungen, loszukommen?  Haben wir nicht seinen Buben?  Hatt ich
nicht Gelds genug gegeben und ihn wieder beruhigt?  Unsere Anschlage
auf ihn und seine Gesellen waren fortgegangen--Ach ich denke nicht,
daß ich mit seinem Freunde rede, der nun wider mich arbeitet und die
Minen leicht entkraften kann, die er selbst gegraben hat.

Weislingen.  Gnadiger Herr!

Bischof.  Und doch--wenn ich wieder dein Angesicht sehe, deine Stimme
hore.  Es ist nicht moglich, nicht moglich.

Weislingen.  Lebt wohl, gnadiger Herr.

Bischof.  Ich gebe dir meinen Segen.  Sonst, wenn du gingst, sagt ich:
"Auf Wiedersehn!"  Jetzt--Wollte Gott, wir sahen einander nie wieder!

Weislingen.  Es kann sich vieles andern.

Bischof.  Vielleicht seh ich dich noch einmal, als Feind vor meinen
Mauern, die Felder verheeren, die ihren bluhenden Zustand dir jetzo
danken.

Weislingen.  Nein, gnadiger Herr.

Bischof.  Du kannst nicht nein sagen.  Die weltlichen Stande, meine
Nachbarn, haben alle einen Zahn auf mich.  Solang ich dich hatte--Geht,
Weislingen!  Ich habe Euch nichts mehr zu sagen.  Ihr habt vieles
zunichte gemacht.  Geht!

Weislingen.  Und ich weiß nicht, was ich sagen soll.

(Bischof ab.--Franz tritt auf.)

Franz.  Adelheid erwartet Euch.  Sie ist nicht wohl.  Und doch will
sie Euch ohne Abschied nicht lassen.

Weislingen.  Komm.

Franz.  Gehn wir denn gewiß?

Weislingen.  Noch diesen Abend.-Franz.  Mir ist, als wenn ich aus der
Welt sollte.

Weislingen.  Mir auch, und noch darzu, als wußt ich nicht wohin.




II. Akt, Szene 2



Adelheidens Zimmer

Adelheid.  Fraulein.

Fraulein.  Ihr seht blaß, gnadige Frau.

Adelheid.--Ich lieb ihn nicht, und wollte doch, daß er bliebe.  Siehst
du, ich konnte mit ihm leben, ob ich ihn gleich nicht zum Manne haben
mochte.

Fraulein.  Glaubt Ihr, er geht?

Adelheid.  Er ist zum Bischof, um Lebewohl zu sagen.

Fraulein.  Er hat darnach noch einen schweren Stand.

Adelheid.  Wie meinst du?

Fraulein.  Was fragt Ihr, gnadige Frau?  Ihr habt sein Herz geangelt,
und wenn er sich losreißen will, verblutet er.

(Adelheid.  Weislingen.)

Weislingen.  Ihr seid nicht wohl, gnadige Frau?

Adelheid.  Das kann Euch einerlei sein.  Ihr verlaßt uns, verlaßt uns
auf immer.  Was fragt Ihr, ob wir leben oder sterben.

Weislingen.  Ihr verkennt mich.

Adelheid.  Ich nehme Euch, wie Ihr Euch gebt.

Weislingen.  Das Ansehn trugt.

Adelheid.  So seid Ihr ein Chamaleon?

Weislingen.  Wenn Ihr mein Herz sehen konntet!

Adelheid.  Schone Sachen wurden mir vor die Augen kommen.

Weislingen.  Gewiß!  Ihr wurdet Euer Bild drin finden.

Adelheid.  In irgendeinem Winkel bei den Portraten ausgestorbener
Familien.  Ich bitt Euch, Weislingen, bedenkt, Ihr redet mit mir.
Falsche Worte gelten zum hochsten, wenn sie Masken unserer Taten sind.
Ein Vermummter, der kenntlich ist, spielt eine armselige Rolle.  Ihr
leugnet Eure Handlungen nicht und redet das Gegenteil; was soll man
von Euch halten?

Weislingen.  Was Ihr wollt.  Ich bin so geplagt mit dem, was ich bin,
daß mir wenig bang ist, fur was man mich nehmen mag.

Adelheid.  Ihr kommt, um Abschied zu nehmen.

Weislingen.  Erlaubt mir, Eure Hand zu kussen, und ich will sagen.
Lebt wohl.  Ihr erinnert mich!  Ich bedachte nicht--Ich bin
beschwerlich, gnadige Frau.

Adelheid.  Ihr legt's falsch aus: ich wollte Euch forthelfen; denn Ihr
wollt fort.

Weislingen.  O sagt: ich muß.  Zoge mich nicht die Ritterpflicht, der
heilige Handschlag-Adelheid.  Geht!  Geht!  Erzahlt das Madchen, die
den "Theuerdank" lesen und sich so einen Mann wunschen.  Ritterpflicht!
Kinderspiel!

Weislingen.  Ihr denkt nicht so.

Adelheid.  Bei meinem Eid, Ihr verstellt Euch!  Was habt Ihr
versprochen?  Und wem?  Einem Mann, der seine Pflicht gegen den Kaiser
und das Reich verkennt, in eben dem Augenblick Pflicht zu leisten, da
er durch Eure Gefangennehmung in die Strafe der Acht verfallt.
Pflicht zu leisten! die nicht gultiger sein kann als ungerechter
gezwungener Eid.  Entbinden nicht unsere Gesetze von solchen Schwuren?
Macht das Kindern weis, die den Rubezahl glauben.  Es stecken andere
Sachen dahinter.  Ein Feind des Reichs zu werden, ein Feind der
burgerlichen Ruh und Gluckseligkeit!  Ein Feind des Kaisers!  Geselle
eines Raubers! du, Weislingen, mit deiner sanften Seele!

Weislingen.  Wenn Ihr ihn kenntet-Adelheid.  Ich wollt ihm
Gerechtigkeit widerfahren lassen.  Er hat eine hohe unbandige Seele.
Eben darum wehe dir, Weislingen!  Geh und bilde dir ein, Geselle von
ihm zu sein.  Geh! und laß dich beherrschen.  Du bist freundlich,
gefallig-Weislingen.  Er ist's auch.

Adelheid.  Aber du bist nachgebend und er nicht!  Unversehens wird er
dich wegreißen, du wirst ein Sklave eines Edelmanns werden, da du Herr
von Fursten sein konntest.--Doch es ist Unbarmherzigkeit, dir deinen
zukunftigen Stand zu verleiden.

Weislingen.  Hattest du gefuhlt, wie liebreich er mir begegnete.

Adelheid.  Liebreich!  Das rechnest du ihm an?  Es war seine
Schuldigkeit; und was hattest du verloren, wenn er widerwartig gewesen
ware?  Mir hatte das willkommner sein sollen.  Ein ubermutiger Mensch
wie der-Weislingen.  Ihr redet von Euerm Feind.

Adelheid.  Ich redete fur Eure Freiheit--Und weiß uberhaupt nicht, was
ich vor einen Anteil dran nehme.  Lebt wohl.

Weislingen.  Erlaubt noch einen Augenblick.  (Er nimmt ihre Hand und
schweigt.)

Adelheid.  Habt Ihr mir noch was zu sagen?

Weislingen.--Ich muß fort.

Adelheid.  So geht.

Weislingen.  Gnadige Frau!--Ich kann nicht.

Adelheid.  Ihr mußt.

Weislingen.  Soll das Euer letzter Blick sein?

Adelheid.  Geht, ich bin krank, sehr zur ungelegnen Zeit.

Weislingen.  Seht mich nicht so an.

Adelheid.  Willst du unser Feind sein, und wir sollen dir lacheln?
Geh!

Weislingen.  Adelheid!

Adelheid.  Ich hasse Euch!

(Franz kommt.)

Franz.  Gnadiger Herr!  Der Bischof laßt Euch rufen.

Adelheid.  Geht!  Geht!

Franz.  Er bittet Euch, eilend zu kommen.

Adelheid.  Geht!  Geht!

Weislingen.  Ich nehme nicht Abschied, ich sehe Euch wieder!  (Ab.)

Adelheid.  Mich wieder?  Wir wollen dafur sein.  Margarete, wenn er
kommt, weis ihn ab.  Ich bin krank, habe Kopfweh, ich schlafe--Weis
ihn ab.  Wenn er noch zu gewinnen ist, so ist's auf diesem Wege.  (Ab.
)

Vorzimmer

Weislingen.  Franz.

Weislingen.  Sie will mich nicht sehn?

Franz.  Es wird Nacht, soll ich die Pferde satteln?

Weislingen.  Sie will mich nicht sehn?

Franz.  Wann befehlen Ihro Gnaden die Pferde?

Weislingen.  Es ist zu spat!  Wir bleiben hier.

Franz.  Gott sei Dank!  (Ab.)

Weislingen.  Du bleibst!  Sei auf, deiner Hut, die Versuchung ist groß.
Mein Pferd scheute, wie ich zum Schloßtor herein wollte, mein guter
Geist stellte sich ihm entgegen, er kannte die Gefahren, die mein hier
warteten.--Doch ist's nicht recht, die vielen Geschafte, die ich dem
Bischof unvollendet liegen ließ, nicht wenigstens so zu ordnen, daß
ein Nachfolger da anfangen kann, wo ich's gelassen habe.  Das kann ich
doch alles tun, unbeschadet Berlichingen und unserer Verbindung.  Denn
halten sollen sie mich hier nicht.--Ware doch besser gewesen, wenn ich
nicht gekommen ware.  Aber ich will fort--morgen oder ubermorgen.
(Geht ab.)

Im Spessart

Gotz.  Selbitz.  Georg.

Selbitz.  Ihr seht, es ist gegangen, wie ich gesagt habe.

Gotz.  Nein!  Nein!  Nein!

Georg.  Glaubt, ich berichte Euch mit der Wahrheit.  Ich tat, wie Ihr
befahlt, nahm den Kittel des Bambergischen und sein Zeichen, und damit
ich doch mein Essen und Trinken verdiente, geleitete ich Reineckische
Bauern hinauf nach Bamberg.

Selbitz.  In der Verkappung?  Das hatte dir ubel geraten konnen.

Georg.  So denk ich auch hintendrein.  Ein Reitersmann, der das voraus
denkt, wird keine weiten Sprunge machen.  Ich kam nach Bamberg, und
gleich im Wirtshaus horte ich erzahlen: Weislingen und der Bischof
seien ausgesohnt, und man redte viel von einer Heirat mit der Witwe
des von Walldorf.

Gotz.  Gesprache.

Georg.  Ich sah ihn, wie er sie zur Tafel fuhrte.  Sie ist schon, bei
meinem Eid, sie ist schon.  Wir buckten uns alle, sie dankte uns allen,
er nickte mit dem Kopf, sah sehr vergnugt, sie gingen vorbei, und das
Volk murmelte: "Ein schones Paar!"

Gotz.  Das kann sein.

Georg.  Hort weiter.  Da er des andern Tags in die Messe ging, paßt
ich meine Zeit ab.  Er war allein mit einem Knaben.  Ich stund unten
an der Treppe und sagte leise zu ihm: "Ein paar Worte von Euerm
Berlichingen."  Er ward besturzt; ich sahe das Gestandnis seines
Lasters in seinem Gesicht, er hatte kaum das Herz, mich anzusehen,
mich, einen schlechten Reitersjungen.

Selbitz.  Das macht, sein Gewissen war schlechter als dein Stand.

Georg.  "Du bist Bambergisch?" sagt' er.--"Ich bring einen Gruß vom
Ritter Berlichingen", sagt ich, "und soll fragen--"--"Komm morgen
fruh", sagt' er, "an mein Zimmer, wir wollen weiterreden."

Gotz.  Kamst du?

Georg.  Wohl kam ich, und mußt im Vorsaal stehn, lang, lang.  Und die
seidnen Buben beguckten mich von vorn und hinten.  Ich dachte, guckt
ihr--Endlich fuhrte man mich hinein, er schien bose, mir war's
einerlei.  Ich trat zu ihm und legte meine Kommission ab.  Er tat
feindlich bose, wie einer, der kein Herz hat und 's nit will merken
lassen.  Er verwunderte sich, daß Ihr ihn durch einen Reitersjungen
zur Rede setzen ließt.  Das verdroß mich.  Ich sagte, es gabe nur
zweierlei Leut, brave und Schurken, und ich diente Gotzen von
Berlichingen.  Nun fing er an, schwatzte allerlei verkehrtes Zeug, das
darauf hinausging: Ihr hattet ihn ubereilt, er sei Euch keine Pflicht
schuldig und wolle nichts mit Euch zu tun haben.

Gotz.  Hast du das aus seinem Munde?

Georg.  Das und noch mehr--Er drohte mir-Gotz.  Es ist genug!  Der
ware nun auch verloren!  Treu und Glaube, du hast mich wieder betrogen.
Arme Marie!  Wie werd ich dir's beibringen!

Selbitz.  Ich wollte lieber mein ander Bein dazu verlieren, als so ein
Hundsfott sein.  (Ab.)

Bamberg

Adelheid.  Weislingen.

Adelheid.  Die Zeit fangt mir an unertraglich lang zu werden; reden
mag ich nicht, und ich schame mich, mit Euch zu spielen.  Langeweile,
du bist arger als ein kaltes Fieber.

Weislingen.  Seid Ihr mich schon mude?

Adelheid.  Euch nicht sowohl als Euern Umgang.  Ich wollte, Ihr wart,
wo Ihr hinwolltet, und wir hatten Euch nicht gehalten.

Weislingen.  Das ist Weibergunst!  Erst brutet sie, mit Mutterwarme,
unsere liebsten Hoffnungen an; dann, gleich einer unbestandigen Henne,
verlaßt sie das Nest und ubergibt ihre schon keimende Nachkommenschaft
dem Tode und der Verwesung.

Adelheid.  Scheltet die Weiber!  Der unbesonnene Spieler zerbeißt und
zerstampft die Karten, die ihn unschuldigerweise verlieren machten.
Aber laßt mich Euch was von Mannsleuten erzahlen.  Was seid denn ihr,
um von Wankelmut zu sprechen?  Ihr, die ihr selten seid, was ihr sein
wollt, niemals, was ihr sein solltet.  Konige im Festtagsornat, vom
Pobel beneidet.  Was gab eine Schneidersfrau drum, eine Schnur Perlen
um ihren Hals zu haben, von dem Saum eures Kleids, den eure Absatze
verachtlich zuruckstoßen!

Weislingen.  Ihr seid bitter.

Adelheid.  Es ist die Antistrophe von Eurem Gesang.  Eh ich Euch
kannte, Weislingen, ging mir's wie der Schneidersfrau.  Der Ruf,
hundertzungig, ohne Metapher gesprochen, hatte Euch so zahnarztmaßig
herausgestrichen, daß ich mich uberreden ließ zu wunschen: mochtest du
doch diese Quintessenz des mannlichen Geschlechts, den Phonix
Weislingen zu Gesicht kriegen!  Ich ward meines Wunsches gewahrt.

Weislingen.  Und der Phonix prasentierte sich als ein ordinarer
Haushahn.

Adelheid.  Nein, Weislingen, ich nahm Anteil an Euch.

Weislingen.  Es schien so-Adelheid.  Und war.  Denn wirklich, ihr
ubertraft Euern Ruf.  Die Menge schatzt nur den Widerschein des
Verdienstes.  Wie mir's denn nun geht, daß ich uber die Leute nicht
denken mag, denen ich wohlwill; so lebten wir eine Zeitlang
nebeneinander, es fehlte mir was, und ich wußte nicht, was ich an Euch
vermißte.  Endlich gingen mir die Augen auf.  Ich sah statt des
aktiven Mannes, der die Geschafte eines Furstentums belebte, der sich
und seinen Ruhm dabei nicht vergaß, der auf hundert großen
Unternehmungen, wie auf ubereinander gewalzten Bergen, zu den Wolken
hinaufgestiegen war: den sah ich auf einmal, jammernd wie einen
kranken Poeten, melancholisch wie ein gesundes Madchen und mußiger als
einen alten Junggesellen.  Anfangs schrieb ich's Euerm Unfall zu, der
Euch noch neu auf dem Herzen lag, und entschuldigte Euch, so gut ich
konnte.  Jetzt, da es von Tag zu Tage schlimmer mit Euch zu werden
scheint, mußt Ihr mir verzeihen, wenn ich Euch meine Gunst entreiße.
Ihr besitzt sie ohne Recht, ich schenkte sie einem andern auf
Lebenslang, der sie Euch nicht ubertragen konnte.

Weislingen.  So laßt mich los.

Adelheid.  Nicht, bis alle Hoffnung verloren ist.  Die Einsamkeit ist
in diesen Umstanden gefahrlich.--Armer Mensch!  Ihr seid so mißmutig,
wie einer, dem sein erstes Madchen untreu wird, und eben darum geb ich
Euch nicht auf.  Gebt mir die Hand, verzeiht mir, was ich aus Liebe
gesagt habe.

Weislingen.  Konntest du mich lieben, konntest du meiner heißen
Leidenschaft einen Tropfen Linderung gewahren!  Adelheid! deine
Vorwurfe sind hochst ungerecht.  Konntest du den hundertsten Teil
ahnen von dem, was die Zeit her in mir arbeitet, du wurdest mich nicht
mit Gefalligkeit, Gleichgultigkeit und Verachtung so unbarmherzig hin
und her zerrissen haben--Du lachelst!--Nach dem ubereilten Schritt
wieder mit mir selbst einig zu werden, kostete mehr als einen Tag.
Wider den Menschen zu arbeiten, dessen Andenken so lebhaft neu in
Liebe bei mir ist.

Adelheid.  Wunderlicher Mann, der du den lieben kannst, den du
beneidest!  Das ist, als wenn ich meinem Feinde Proviant zufuhrte.

Weislingen.  Ich fuhl's wohl, es gilt hier, kein Saumen.  Er ist
berichtet, daß ich wieder Weislingen bin, und er wird sich seines
Vorteils uber uns ersehen.  Auch, Adelheid, sind wir nicht so trag,
als du meinst.  Unsere Reiter sind verstarkt und wachsam, unsere
Unterhandlungen gehen fort, und der Reichstag zu Augsburg soll
hoffentlich unsere Projekte zur Reife bringen.

Adelheid.  Ihr geht hin?

Weislingen.  Wenn ich eine Hoffnung mitnehmen konnte!  (Kußt ihre Hand.
)

Adelheid.  O ihr Unglaubigen!  Immer Zeichen und Wunder!  Geh,
Weislingen, und vollende das Werk.  Der Vorteil des Bischofs, der
deinige, der meinige, sie sind so verwebt, daß, ware es auch nur der
Politik wegen-Weislingen.  Du kannst scherzen.

Adelheid.  Ich scherze nicht.  Meine Guter hat der stolze Herzog inne,
die deinigen wird Gotz nicht lange ungeneckt lassen; und wenn wir
nicht zusammenhalten wie unsere Feinde und den Kaiser auf unsere Seite
lenken, sind wir verloren.

Weislingen.  Mir ist's nicht bange.  Der großte Teil der Fursten ist
unserer Gesinnung.  Der Kaiser verlangt Hulfe gegen die Turken, und
dafur ist's billig, daß er uns wieder beisteht.  Welche Wollust wird
mir's sein, deine Guter von ubermutigen Feinden zu befreien, die
unruhigen Kopfe in Schwaben aufs Kissen zu bringen, die Ruhe des
Bistums, unser aller herzustellen.  Und dann--?

Adelheid.  Ein Tag bringt den andern, und beim Schicksal steht das
Zukunftige.

Weislingen.  Aber wir mussen wollen.

Adelheid.  Wir wollen ja.

Weislingen.  Gewiß?

Adelheid.  Nun ja.  Geht.

Weislingen.  Zauberin!

Herberge Bauernhochzeit.  Musik und Tanz draußen

Der Brautvater, Gotz, Selbitz am Tische.  Brautigam tritt zu ihnen.

Gotz.  Das Gescheitste war, daß ihr euern Zwist so glucklich und
frohlich durch eine Heirat endigt.

Brautvater.  Besser, als ich mir's hatte traumen lassen.  In Ruh und
Fried mit meinem Nachbar, und eine Tochter wohl versorgt dazu!

Brautigam.  Und ich im Besitz des strittigen Stucks, und druber den
hubschten Backfisch im ganzen Dorf.  Wollte Gott, Ihr hattet Euch eher
drein geben.

Selbitz.  Wie lange habt ihr prozessiert?

Brautvater.  An die acht Jahre.  Ich wollte lieber noch einmal so lang
das Frieren haben, als von vorn anfangen.  Das ist ein Gezerre, Ihr
glaubt's nicht, bis man den Perucken ein Urteil vom Herzen reißt; und
was hat man darnach?  Der Teufel hol den Assessor Sapupi!  's is ein
verfluchter schwarzer Italiener.

Brautigam.  Ja, das ist ein toller Kerl.  Zweimal war ich dort.

Brautvater.  Und ich dreimal.  Und seht, ihr Herrn: kriegen wir ein
Urteil endlich, wo ich so viel Recht hab als er, und er so viel als
ich, und wir eben stunden wie die Maulaffen, bis mir unser Herrgott
eingab, ihm meine Tochter zu geben und das Zeug dazu.

Gotz (trinkt).  Gut Vernehmen kunftig.

Brautvater.  Geb's Gott!  Geh aber, wie's will, prozessieren tu ich
mein Tag nit mehr.  Was das ein Geldspiel kost!  Jeden Reverenz, den
euch ein Prokurator macht, mußt ihr bezahlen.

Selbitz.  Sind ja jahrlich Kaiserliche Visitationen da.

Brautvater.  Hab nichts davon gehort.  Ist mir mancher schone Taler
nebenaus gangen.  Das unerhorte Blechen!

Gotz.  Wie meint Ihr?

Brautvater.  Ach, da macht alles hohle Pfotchen.  Der Assessor allein,
Gott verzeih's ihm, hat mir achtzehn Goldgulden abgenommen.

Brautigam.  Wer?

Brautvater.  Wer anders als der Sapupi?

Gotz.  Das ist schandlich.

Brautvater.  Wohl, ich mußt ihm zwanzig erlegen.  Und da ich sie ihm
hingezahlt hatte, in seinem Gartenhaus, das prachtig ist, im großen
Saal, wollt mir vor Wehmut fast das Herz brechen.  Denn seht, eines
Haus und Hof steht gut, aber wo soll bar Geld herkommen?  Ich stund da,
Gott weiß, wie mir's war.  Ich hatte keinen roten Heller Reisegeld im
Sack.  Endlich nahm ich mir 's Herz und stellt's ihm vor.  Nun er sah,
daß mir 's Wasser an die Seele ging, da warf er mir zwei davon zuruck
und schickt' mich fort.

Brautigam.  Es ist nicht moglich!  Der Sapupi?

Brautvater.  Wie stellst du dich!  Freilich!  Kein andrer!

Brautigam.  Den soll der Teufel holen, er hat mir auch funfzehn
Goldgulden abgenommen.

Brautvater.  Verflucht!

Selbitz.  Gotz!  Wir sind Rauber!

Brautvater.  Drum fiel das Urteil so scheel aus.  Du Hund!

Gotz.  Das mußt ihr nicht ungerugt lassen.

Brautvater.  Was sollen wir tun?

Gotz.  Macht euch auf nach Speier, es ist eben Visitationszeit,
zeigt's an, sie mussen's untersuchen und euch zu dem Eurigen helfen.

Brautigam.  Denkt Ihr, wir treiben's durch?

Gotz.  Wenn ich ihm uber die Ohren durfte, wollt ich's euch
versprechen.

Selbitz.  Die Summe ist wohl einen Versuch wert.

Gotz.  Bin ich wohl eher um des vierten Teils willen ausgeritten.

Brautvater.  Wie meinst du?

Brautigam.  Wir wollen, geh's wie's geh.

(Georg kommt.)

Georg.  Die Nurnberger sind im Anzug.

Gotz.  Wo?

Georg.  Wenn wir ganz sachte reiten, packen wir sie zwischen Beerheim
und Muhlbach im Wald.

Selbitz.  Trefflich!

Gotz.  Kommt, Kinder.  Gott gruß euch!  Helf uns allen zum Unsrigen!

Bauer.  Großen Dank!  Ihr wollt nicht zum Nacht-Ims bleiben?

Gotz.  Konnen nicht.  Adies.




Dritter Akt




III. Akt, Szene 1



Augsburg.  Ein Garten

Zwei Nurnberger Kaufleute.

Erster Kaufmann.  Hier wollen wir stehn, denn da muß der Kaiser vorbei.
Er kommt eben den langen Gang herauf.

Zweiter Kaufmann.  Wer ist bei ihm?

Erster Kaufmann.  Adelbert von Weislingen!

Zweiter Kaufmann.  Bambergs Freund!  Das ist gut.

Erster Kaufmann.  Wir wollen einen Fußfall tun, und ich will reden.

Zweiter Kaufmann.  Wohl, da kommen sie.

(Kaiser.  Weislingen.)

Erster Kaufmann.  Er sieht verdrießlich aus.

Kaiser.  Ich bin unmutig, Weislingen, und wenn ich auf mein
vergangenes Leben zurucksehe, mocht ich verzagt werden; so viel halbe,
so viel verungluckte Unternehmungen! und das alles, weil kein Furst im
Reich so klein ist, dem nicht mehr an seinen Grillen gelegen ware als
an meinen Gedanken.

(Die Kaufleute werfen sich ihm zu Fußen.)

Kaufmann.  Allerdurchlauchtigster!  Großmachtigster!

Kaiser.  Wer seid ihr?  Was gibt's?

Kaufmann.  Arme Kaufleute von Nurnberg, Eurer Majestat Knechte, und
flehen um Hulfe.  Gotz von Berlichingen und Hans von Selbitz haben
unser dreißig, die von der Frankfurter Messe kamen, im Bambergischen
Geleite niedergeworfen und beraubt; wir bitten Eure Kaiserliche
Majestat um Hulfe, um Beistand, sonst sind wir alle verdorbene Leute,
genotigt, unser Brot zu betteln.

Kaiser.  Heiliger Gott!  Heiliger Gott!  Was ist das?  Der eine hat
nur eine Hand, der andere nur ein Bein; wenn sie denn erst zwei Hande
hatten, und zwei Beine, was wolltet ihr dann tun?

Kaufmann.  Wir bitten Eure Majestat untertanigst, auf unsere
bedrangten Umstande ein mitleidiges Auge zu werfen.

Kaiser.  Wie geht's zu!  Wenn ein Kaufmann einen Pfeffersack verliert,
soll man das ganze Reich aufmahnen; und wenn Handel vorhanden sind,
daran Kaiserlicher Majestat und dem Reich viel gelegen ist, daß es
Konigreich, Furstentum, Herzogtum und anders betrifft, so kann euch
kein Mensch zusammenbringen.

Weislingen.  Ihr kommt zur ungelegnen Zeit.  Geht und verweilt einige
Tage hier.

Kaufleute.  Wir empfehlen uns zu Gnaden.  (Ab.)

Kaiser.  Wieder neue Handel.  Sie wachsen nach wie die Kopfe der Hydra.


Weislingen.  Und sind nicht auszurotten als mit Feuer und Schwert und
einer mutigen Unternehmung.

Kaiser.  Glaubt Ihr?

Weislingen.  Ich halte nichts fur tunlicher, wenn Eure Majestat und
die Fursten sich uber andern unbedeutenden Zwist vereinigen konnten.
Es ist mit nichten ganz Deutschland, das uber Beunruhigung klagt.
Franken und Schwaben allein glimmt noch von den Resten des innerlichen
verderblichen Burgerkriegs.  Und auch da sind viele der Edeln und
Freien, die sich nach Ruhe sehnen.  Hatten wir einmal diesen Sickingen,
Selbitz--Berlichingen auf die Seite geschafft, das ubrige wurde bald
von sich selbst zerfallen.  Denn sie sind's, deren Geist die
aufruhrische Menge belebt.

Kaiser.  Ich mochte die Leute gerne schonen, sie sind tapfer und edel.
Wenn ich Krieg fuhrte, mußten sie mit mir zu Felde.

Weislingen.  Es ware zu wunschen, daß sie von jeher gelernt hatten,
ihrer Pflicht zu gehorchen.  Und dann war es hochst gefahrlich, ihre
aufruhrischen Unternehmungen durch Ehrenstellen zu belohnen.  Denn
eben diese kaiserliche Mild und Gnade ist's, die sie bisher so
ungeheuer mißbrauchten, und ihr Anhang, der sein Vertrauen und
Hoffnung darauf setzt, wird nicht ehe zu bandigen sein, bis wir sie
ganz vor den Augen der Welt zunichte gemacht und ihnen alle Hoffnung,
jemals wieder emporzukommen, vollig abgeschnitten haben.

Kaiser.  Ihr ratet also zur Strenge?

Weislingen.  Ich sehe kein ander Mittel, den Schwindelgeist, der ganze
Landschaften ergreift, zu bannen.  Horen wir nicht schon hier und da
die bittersten Klagen der Edeln, daß ihre Untertanen, ihre Leibeignen
sich gegen sie auflehnen und mit ihnen rechten, ihnen die hergebrachte
Oberherrschaft zu schmalern drohen, so daß die gefahrlichsten Folgen
zu furchten sind?

Kaiser.  Jetzt war eine schone Gelegenheit wider den Berlichingen und
Selbitz; nur wollt ich nicht, daß ihnen was zuleid geschehe.  Gefangen
mocht ich sie haben, und dann mußten sie Urfehde schworen, auf ihren
Schlossern ruhig zu bleiben und nicht aus ihrem Bann zu gehen.  Bei
der nachsten Session will ich's vortragen.

Weislingen.  Ein freudiger beistimmender Zuruf wird Eurer Majestat das
Ende der Rede ersparen.  (Ab.) Jagsthausen

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