Vergiß,≪ sagte sie, ≫woran mußt du denken? Hier ist weder Zeit, noch Tag und Nacht.≪
≫Und doch, du Geliebte dieser kleinen Ewigkeit, ist nicht das Leben langer als die Jugend?≪
≫Nein,≪ sagte Goy sicher, und ihr Lacheln hatte etwas unfaßlich Uberzeugendes, ≫vielleicht fur euch Manner, aber fur uns Madchen nicht. Eine alte Frau ist schlimmer als eine ausgepreßte Mangofrucht, mit den Gliedern welkt die Hoffnung, denn das Blut verliert seine Stimme, der der Gang der Welt gehorcht. Kein Kind wird meine Freude sein.≪
≫Was kann ich fur dich tun, Goy? Nimm alles, was ich habe!≪
≫Ich nehme nichts≪, sagte das Madchen. ≫Ich habe niemals etwas genommen. Die Alte nimmt. Sage mir, daß ich schon bin und daß ich dich begluckt habe.≪
≫Du bist sehr schon.≪
≫Du sagst nur das eine, so bist du undankbar, oder du bist von denen, die niemals sich selbst vergessen konnen, als waren sie so wichtig, ach, so wichtig!≪
Sie kam mir ganz nah und sah mir unter die Augen, dann zog sie gelinde den Finger vom Winkel meines Auges uber die Wange und um den Mund herum, seufzte tief auf, als beklagte sie mich, und nickte.
Ich schloß die Augen. Die feuchte Blute an ihrem Gurtel naherte sich meinem Gesicht, und mir war fur einen Augenblick, als legte sie sich kalt auf meine Stirn.
≫Welche Menschen meinst du?≪ fragte ich. Mir war, als wiche der bunte Rausch, wie Wolken dem Wind weichen, fur kurz von mir.
Goy sann nach und lachelte wehmutig, als gabe sie mich verloren; dann hob sie die Hand an meine Stirn, tippte schnell mit der Spitze des Fingers an die Schlafen und sagte:
≫Das kalte Feuer dort! Es ist starker als alle anderen Flammen und scheint heller. Es kampft mit der Warme des Herzens und hat schon viele Herzen ausgeloscht. Ihr mußt immer von einem zum andern. Wer alle Hindernisse zu seinen Mitteln machen will, verdirbt seine Ruhe, denn die Welt ist voller Hindernisse. Wohin willst du? Unsere Weisen lacheln uber euch. So komm', vergiß!≪ --
Als ich aus dem Hause trat, fiel mich die Sonne wie ein Raubtier an. Ich taumelte und tastete mich an den Hausern entlang voran, bis langsam meine Besinnungen zuruckkehrten. Ich wußte nicht, wieviel Zeit verstrichen war. So muß Lazarus die Welt empfunden haben, als ihn ein Gott ins Leben zuruckrief. Ich erinnerte mich langsam der Einzelheiten meiner Erlebnisse, wie der eines tiefen Traumes. --
Es mag nun wohl gewesen sein, daß eine habgierige Alte mich gefuhrt und ein verdorbenes Kind mein Lager geteilt hatte, aber da ich von beiden Eigenschaften keine furchte, so bekummern sie mich wenig, denn es kam mir damals nicht darauf an, wieviel die Dinge in den richterlichen Augen einer Weltgerechtigkeit wert sein mochten, sondern es kam mir darauf an, wie sie sich in meinen Augen spiegelten.
Das Leben aber trubt die Augen der Menschen mit Traumereien, Scherzen und Tranen.
* * * * *
Langsam empfand ich nun mehr und mehr, daß es einzig noch auf jene sonderbare Blume ankam und auf ihr schimmerndes Blau, das sich seltsam herrschsuchtig und still vor mir auszudehnen schien. Da war mir, als erwachte ich wiederum zu einem neuen Dasein. Eine unendliche Mattigkeit beschwerte meine Glieder, und meine Augen waren unsicher und benommen, wie befangen von jenem strahlenden Azur meiner Traumblume, die sich nun als eine endlose blaue Mauer vor mir ausbreitete. Ich versuchte mit großer Anstrengung, diese blaue Mauer zu begreifen. Da sah ich plotzlich, wie einen ganz fremden Gegenstand, meine Hand auf meinen Knien liegen, abgemagert und ganz weiß. Ich versuchte, sie zu heben, und sie gehorchte mir. Die unbeschreiblichen Schauer eines ganz neuen Lebens ließen meine Glieder erbeben; sie gingen vom Bewußtsein aus und rieselten wie Lichtgarben durch meine Adern, eigensinnigen Funken gleich, heiß und kalt. Ich seufzte tief auf und weiß heute noch gut und genau, daß ich laut sagte:
≫Es kann das alte Leben nicht sein.≪
Da kam Panja um eine weiße Saule geschritten, die sich von der blauen Wand abhob, und starrte mich an. Er stand merkwurdig unwirklich da, als schwebte er in der Luft. Dies ist ja ein brauner Mann mit einem weißen Turban, dachte ich.
≫Sahib!≪ schrie er, als er in meine Augen sah. ≫Sahib, sprich.≪
≫Wo sind wir, Panja?≪ fragte ich matt, ≫was ist mit der Zeit geschehen, Panja?≪
Mein Diener starrte mich verstandnislos und in einer deutlich in seinem Gesicht aufs neue auftauchenden Angst an, aber sie wich mehr und mehr, je langer er in meine Augen schaute.
≫Sahib, sprich gute Worte≪, bat er, zweifelnd und hoffnungsvoll zugleich.
Da kam mir zum Bewußtsein, daß ich meine Frage in deutscher Sprache gestellt hatte, und ich wiederholte sie englisch.
An Stelle einer Antwort stieß Panja einen lauten Schrei aus und warf sich auf die Knie, indem er die meinen mit seinen Armen bedeckte. Schluchzend stammelte er: ≫Sahib, du wirst leben!≪
≫Wohin sind wir geraten, Panja? Was ist dort fur eine blaue Wand?≪
Panja erhob sich mit glucklichem Lachen, trat zur Seite und sagte: ≫Es ist das Meer. Wir sind hoch in den Bergen, du siehst auf das Meer hinab. Wir haben dich aus den Sumpfen hinaufgetragen, zwei Tage und zwei Nachte lang, ohne zu schlafen und kaum, daß wir geruht haben, bis die leichte Luft kam, die Kuhle und die Ruhe. Sieh um dich, sieh die Walder an! Dies ist das verlassene Bungalow einer englischen Farm. Wir haben die Affen vertrieben, die von ihm Besitz ergriffen hatten≪, er stockte und sah mich an. ≫Ach, Sahib, nun bist du erwacht und gesund geworden, der Sinn ist in deine Augen und Worte zuruckgekehrt und die Freude in meine Brust.≪
Ich sah Panja weinen und begriff, daß er die Wahrheit sprach, und daß mein Geist aus dem Bereich der Fiebergifte in die Wirklichkeit zuruckgekehrt war. Da sah ich in einiger Entfernung Guru am Boden hocken und mich unverwandt mit seinen großen Nachtaugen anstarren. Es lag etwas in seinen Blicken, was ich nie vergessen werde.
Erst nach Tagen erfuhr ich langsam, was sich zugetragen hatte, denn Panja verschonte mich mit allem, bis ich danach fragte. Ein großer Teil unseres Gepacks war verloren, da die Leute sich meiner annehmen mußten und keine Trager zu bekommen waren. Panja hatte hauptsachlich Proviant mitnehmen lassen und die Koffer, von denen er wußte, daß sie meine wertvollsten Besitztumer bargen, ebenso meine Waffen und ein Zelt. Zwar waren seit gestern Pascha und ein Kuli hinabgestiegen, um zu retten, was noch zu finden war, und um Sorge zu tragen, daß alles noch Vorhandene in einem Eingeborenendorf untergebracht werden sollte, aber Panja hatte wenig Hoffnung und furchtete, daß die ersten Gewitter hereinbrechen konnten. Er saß oft lange schweigend in der Mittagsglut neben meinem Liegestuhl und sah den Himmel uber dem Meer an und die weite, blaue Flache, die aus dieser Hohe so ebenmaßig erschien, wie eine Platte aus Metall. Zuweilen lag ein feiner, grauer Dunst daruber. Aber außer dieser Besorgnis, deren Gewicht ich kannte, bedruckte ihn ein anderer Kummer; ich merkte es ihm an, wollte aber nicht fragen. Erst als ich meine erste Zigarre anzundete, lachelte Panja melancholisch und meinte: ≫Nun wirst du auch das Schlimmste ertragen, da deine Kraft zuruckgekehrt ist.≪
Elias war vom Panther geholt worden.
Siebentes Kapitel
In den Bergen
Panja prufte aufs neue das verfallene Haus, in dem ein Raum notdurftig fur mich hergerichtet worden war, so daß er geschlossen werden konnte, da ich die Nacht ohne Feuer verbrachte.
≫Willst du bleiben, Sahib, bis die großen Regen kommen?≪
Ich wußte, daß dies nicht anging, und daß wir verloren sein wurden, wenn die ersten Gewitter uns in den Bergen uberraschten. Erfolglos versuchte ich die Zeit seit unsrer Abreise von Cannanore zu ermessen, es mochten vier, funf oder sechs Monate vergangen sein.
Gurumahu war eines Morgens zu mir gekommen und hatte sich heimwehkrank gemeldet. Er trennte sich mit schwerem Herzen von uns, aber wenn er sein Dorf vor Anbruch der großen Regen erreichen wollte, so mußte er sich nun auf den Weg machen.
Ich schenkte ihm meine verlotete Tropenuhr aus Nickel. Das war gewiß an sich kein großes Geschenk, obgleich sie aufgeregt zu ticken verstand und bei trockener Witterung sogar ging, aber Guru nahm sie begluckt entgegen. Er wird kunftig alles aus ihr ersehen, was sein Herz zu wissen begehrt: die Jahreszeiten, die Windrichtung und den Gang der Gestirne. --
Oft fehlte es uns am Notigsten. Panjas besorgte Augen schreckten mich aus der Tauschung, in der ich mich dem Glauben hingab, daß die wohltuende, oft kuhle Luft der Berge und der hochgemute Seelenzustand, wie er Genesende erfreut, zu hoffnungsvollem Blick in die Zukunft berechtigten. Unser Gepack war zum großten Teil gerettet, nur unter den Nahrungsmitteln hatten die weißen Ameisen auf das furchtbarste gewutet, aber außer Panja und Pascha hatte ich nur noch zwei Trager aus Sud-Kanara bei mir, die uns unter großem Muheaufwand und oft unter Einsetzung ihres Lebens mit Reis und Fruchten aus dem nachsten Dschungeldorf versahen. Die dortigen Bewohner hatten unsere Abhangigkeit von ihrer Leistung herausgebracht, und meine Geldvorrate schmolzen immer mehr zusammen, eine Tatsache, die Panja in stille Raserei brachte. Er schwor den Erpressern unten im Grunen Rache und versprach mehr als einmal, ihr Dorf in Brand zu stecken; meine Gleichgultigkeit fuhrte ihn zu ernstlichen Ermahnungen:
≫Sahib, du bist ein großer Herr, und du kannst tun, was du willst, aber du tust nichts. Die Tage verstreichen, einer nach dem andern, wie die Wasserwogen an der Meereskuste, sie lassen keine Spuren zuruck und bringen immer das gleiche. Wer lebt so? Als wir in Anandapur waren, hast du die Brahminen verlacht, die den ganzen Tag in der Sonne liegen und den Tempelreis fressen, der ihr Anrecht ist, aber wie machst nun du es? Fruher hast du alles in Buchern verzeichnet, was du sahst, und mich oft gefragt, aber nun tust du auch das nicht mehr, und die Bucher sind verbrannt.≪
Das war Panja ein großer Kummer, denn er wußte, daß auch seiner oft in diesen Buchern Erwahnung getan war, und er hatte sich auf den Ruhm vorbereitet, der seiner im Okzident, im Lande der Herren, wartete. Ich lachte ihn aus; nur was die Gewitter betraf, hatte er recht, und so entschloß ich mich eines Tages, den kurzesten Weg nach Mangalore zu nehmen, um im Schutz dieser alten, gesicherten Hafenstadt die Regenzeit abzuwarten.
Aber im Herzensgrund ahnte ich bei solchen Vorsatzen, was ich aufgab und dahinten ließ, und daß meinem Leben keine Zeit mehr wurde gegeben werden, die der verstrichenen an Licht und Freiheit glich. Und so kam es, daß sich unsere Abreise von Tag zu Tag hinauszogerte, obgleich alle meine Erlebnisse in den Bergen sich im Schleier jener dammerigen Unwahrscheinlichkeit und heimlichen Ruhlosigkeit zutrugen, die uns befallen konnen, wenn wir an schoner Statte den Gedanken des Abschieds schon mit uns umhertragen. --
Da war Gong, ich werde ihn nicht vergessen, wahrscheinlich ist er inzwischen gestorben, denn er zahlte schon damals nicht mehr zu den Jungsten, und er uberwand sein Mißtrauen gegen mich niemals ganz. Er gehorte jener Sorte von halbgroßen Affen an, die in Indien nur in den Bergen leben, sie sind bedeutungsvoller als ihre Bruder aus dem Dschungel, und sie haben andere Eigenschaften, aber keineswegs bessere.
Ich nannte diesen meinen Gefahrten der Fruhmorgenstunden Gong wegen seiner außerordentlich haßlichen Stimme, die so klang, als ob man einen alten, rostigen Blechkessel gegen eine Steinmauer wurfe. Gottlob sagte er nicht viel, aber meine Erscheinung notigte ihm das großte Interesse ab, offenbar hatte er sich in den Kopf gesetzt vor seinem Hinscheiden noch etwas ganz Besonderes zu erleben, und sich meine Person ausgewahlt, die ihm dazu angetan schien und die sich morgens unter den hohen alten Latan- und Tamarindenbaumen finden ließ.
Kaum daß die ferne Flache des Meeres sich im Dammern silbern farbte, als ich auch schon mein Lager verließ, um die kuhlsten Stunden nicht zu verpassen. Ich sah diesen blassen Himmelsschein wie er sich vor der vergitterten Offnung meines Fensters matt und glanzlos abhob, nur wenig vom Licht des Mondes unterschieden und vom ersten Ruf der Raubvogel erfullt, die weit hinter mir, schon in hellerem Licht, um die Felszacken kreisten. Nun dauerte es noch etwa eine Stunde, bis die ersten Sonnenstrahlen unser Hochland erreichten, zuerst sah ich sie fern auf dem Wasser funkeln, und im Osten zeigten die Felszacken goldene Rander in unendlich freier, weiter Hohe gegen den blaßblauen Morgenhimmel emporgereckt. Es gingen ein Glanz und eine Stille von ihnen aus, die jeden Morgen aufs neue mein Gemut erfullten und es bis weit in die Tagesstunden hinein begleiteten, da nichts geschah, was ihren Frieden in meiner Seele auszuloschen vermochte. Nur wer auf diese Art und unter solchen Bedingungen die Natur aufzunehmen vermag, lernt sie begreifen, denn sie erfordert, wie alles Große, unsere schrankenlose Hingabe, um sich uns voll zu offenbaren.
In dieser Stunde wartete Gong auf einem der meinem Hause nahe stehenden Baume, meistens auf einem niedrigen dicken Ast. Die eine Hand umklammerte allerdings in der Regel, fur alle Falle, einen hoheren Zweig, und wenn ich meine Buchse bei mir hatte, so konnte anfangs kein Zureden ihn bewegen, zu verharren. Ich weiß nicht, auf welche Art er die Bekanntschaft meiner Waffe gemacht haben kann, sicher ist, daß die Affen mich weit langer kannten und beobachtet hatten, als ich sie.
Seine Gefahrten flohen anfanglich in großen Scharen. Es war leicht, sie dabei zu beobachten, weil die Baume in großen Abstanden voneinander wuchsen, und die Herren sich jedesmal die Muhe machen mußten, erst wieder auf den Erdboden herabzusteigen, wenn sie weiterkommen wollten. Gong nun machte eines Tages eine Ausnahme, er blieb sitzen, als ich nahte, und ich blieb stehen, denn es war mindestens erstaunlich, daß dieser Affe sich nicht auf- und davonmachte. Er saß auf einem niedrigen, dicken Ast, hielt sich mit allen vier Handen fest, als ob er sich hindern wollte, schließlich doch die Flucht zu ergreifen, zitterte und sah mich mit hochgezogenen Brauen zugleich neugierig, boshaft und angstlich an.
Ich habe nun bei Tieren immer zu erkennen geglaubt, daß sie es in der Regel erst dann bose mit uns meinen, wenn wir ihnen Anlaß dazu geben. Es mag sein, daß diese Anschauung daher kommt, daß ich in meiner Jugend niemals schlechte Erfahrungen mit Hunden, Pferden oder Katzen gemacht habe, obgleich diese Geschopfe aus jener Zeit durchaus nicht das gleiche von mir behaupten werden, auch mag es daran liegen, daß ich mich nicht im Bewußtsein einer Uberlegenheit wohlzufuhlen vermag. Von allen Empfindungen, die die Geselligkeit unter andern Wesen, seien es nun Menschen oder Tiere, mit sich bringt, ist mir die der Uberlegenheit am peinlichsten; ich habe immer gesehen, daß die beschranktesten Menschen sie am ergiebigsten auskosteten, wenn sich ihnen einmal Gelegenheit dazu bot. Es liegt im Wesen aller Andacht vor dem Lebendigen, daß man sich einschließt, indem man Rechte zugesteht, und sie erst dann einfordert, wenn das gemeinsame Wohlergehen unserer Leitung bedarf. Von den gewaltigen Lebensstimmen, die in der kurzen Wegstrecke des Erdendaseins unser Gemut erschuttern, ist das Seufzen der unterdruckten Kreatur, wie die leitende und klagende Melodie in einem brausenden Orgellied, immer das Vernehmlichste gewesen, das mir zu Ohren gedrungen ist, und da ich verabscheue, Mitleid zu geben oder zu empfangen, ist mir nur der Weg geblieben, in allem Lebendigen einen meinem Leben gleichberechtigten Ausdruck der Natur zu erblicken.
Als nun Gong sitzen blieb, ohne mit seinen Gefahrten zu fluchten, und ich mich ihm langsam naherte, unterschied ich deutlich in seinen Zugen die Anspannung eines, der mit Herzklopfen zwischen Angst und Neugier schwankt. Daruber aber schien ihm plotzlich einzufallen, daß es noch einen dritten Weg gab, und er schlug ihn ein und machte den Versuch, mich dadurch einzuschuchtern, daß er mir auf seine Art einen Beweis seiner Waldrechte und seiner personlichen Bedeutung vermittelte. Er zog den Kopf tief zwischen die Schultern ein, reckte ihn darauf mit einem Ruck vor und schuttelte zugleich den Ast, auf dem er saß, durch ein energisches Schaukeln seines ganzen Korpers so wild und angreiferisch, als seine Kraft irgend zuließ. Dabei stieß er aus rund gehohlten Lippen einen Ton hervor, der sehr schwer zu schildern ist, von dem man aber dadurch einen Begriff bekommen wurde, wenn man einen Lampenzylinder fest an die Lippen setzte und im Brustton ergrimmtester Uberzeugung hineinstieße: ≫Großer Gott!≪
Diese Erfahrung wirkte im ersten Augenblick so komisch auf mich, daß ich lachen mußte, und ich schlug auf meine Schenkel und tat es laut. Einen Augenblick schaute Gong verdutzt drein, aber dann nahm er meine Gebarde als ein Zeichen wohlwollender Annaherung und wiederholte sie, so gut er konnte. Seine Augen blieben dabei merkwurdig ernst, und seine Stirn zeigte tiefe Falten.
Wir erwiesen uns nun diesmal und kunftig unser Verstandnis fureinander dadurch, daß wir uns nach bestem Vermogen nachahmten, und so belustigend wir vielleicht dabei aufeinander gewirkt haben mogen, blieb mir doch eine Bekummernis und eine leichte Melancholie im Sinn, wenn ich bedachte, wie groß und unuberbruckbar die Schranke war, die mich von Gong trennte.
Ich habe im Verlauf unserer Bekanntschaft die deutliche Beobachtung gemacht, daß Gong sich verstimmt zeigte, wenn ich einmal ausgeblieben war, und daß er sich ehrlich uber meine kleinen Aufmerksamkeiten freute. Vielleicht mag ihn ein ahnlicher Gedanke bei seiner Betrachtung meiner Person bewegt haben. Er versuchte zu lernen und zu begreifen, was irgend sich fur ihn verstehen ließ, und wenn es haufig auch nur bei der außeren Gebarde blieb, so war doch auf beiden Seiten der Wunsch erkennbar, einander naherzukommen.
Zwar ließ er mich außerlich niemals weiter an sich herankommen, als bis etwa auf funf oder sechs Schritte. Sobald ich den Versuch machte, diesen Abstand zu verkurzen, hob er mit einem bedauernden Ablehnen die Hand und ergriff einen hoheren Ast, um mir anzudeuten, welche Folgen mein Entgegenkommen haben wurde.
Gong hatte im Laufe unserer Bekanntschaft alles gelernt, was sich mit den Augen von den Vornahmen eines Menschen begreifen laßt, er hat meinen Tropenhut auf dem Schadel gehabt, mein Taschentuch gebraucht, und er weiß wozu ein Messer gut ist. Er hat meine Notizbucher durchblattert und in meiner Hangematte geschaukelt, und er verstand die Bewegungen des An- und Ausziehens eines Rockes so tauschend nachzuahmen, als sei er von alters her gewohnt, Kleidung zu tragen.
Oft allerdings begriffen wir einander gar nicht, denn Gong wußte in seiner Sucht, mir gleich zu sein, bald kein Maß mehr zu halten, und verstimmte mich zuweilen empfindlich durch seine Nachahmungen, so daß ich mir lacherlich in meinen Bewegungen vorkam und den bestimmten Eindruck gewann, verspottet zu werden. Es mußte nun daruber nachgedacht werden, auf welche Art Gong eines Teils seiner Erziehung wieder zu entwohnen war, denn es wurde von Tag zu Tag offenkundiger, daß sowohl er selbst, wie auch seine Gefahrten, mich nicht mehr ernst nahmen und es an dem Respekt fehlen ließen, den ich glaubte beanspruchen zu durfen. Die Tiere lachten geradezu, wenn ich kam. Zuweilen warteten sie morgens in Reih und Glied auf mich, um mich bei jeder Gelegenheit auszulachen. Sie stießen sich gegenseitig an, um sich aufmerksam zu machen, rieben sich vor Vergnugen die grauen Hande und schlugen sich auf die Schenkel, dabei quietschten sie in allen Tonarten, mißgonnten sich im nachsten Augenblick ein Gluck, das sie einander noch vor kaum einer Minute zuerteilt hatten, und fuhlten sich bei alledem auf eine Art wichtig, die auch bescheidenere Leute, als ich einer bin, ernstlich verdrossen hatte.
Ich war nirgends mehr allein, wo immer ich mich aufhielt, und selbst die Achtung vor meiner Buchse schwand von Tag zu Tag, da die Herren herausgebracht hatten, daß es mir auf Vogel und Rotwild ankam, und daß das wichtige Geschlecht der Affen vollig außer Gefahr war, geschadigt zu werden. War es mir aber einmal gelungen, irgendein kleineres Tier zu erbeuten, so warteten sie, bis ich die Buchse beiseite legte, und kamen herzu, wobei sie sich gebardeten, als hatte ich diesen Erfolg einzig ihnen zu verdanken.
Am meisten argerte ich mich uber ihre Vergeßlichkeit. Es war schandlich, wie wichtig sie sich bei einer Sache anstellen konnten, die ihrem Gedachtnis gleich darauf entglitt, als ware sie nie in der Welt gewesen. Jeden Augenblick fiel ihnen etwas anderes ein, und immer beanspruchten sie, in ihrer neuen Pose vollig ernst genommen zu werden. Ich kam mir schließlich so vor, als sei ich in einer fremden Stadt ein zum Amusement der Burger geduldeter Sonderling, und begann an meiner Tier- und Weltbetrachtung ernstlich irrezuwerden.
So klagte ich Panja mein Leid. ≫Oh,≪ sagte er, ≫die Affen! Wer wird sich mit den Affen einlassen, Sahib? Aber wenn du nur eine Heuschrecke erblickst, so wirst du schon sorgenvoll und redest sie an, und dann tust du so, als ob es dir antwortete, das Vieh. Wer aber mit Affen umgeht, hat bald den Eindruck, als sei sein eigener Schatten narrisch geworden, und den Schatten kann man nicht fangen.≪
≫Ich will Gong haben≪, antwortete ich.
Panja dachte nach. ≫Ich habe als Kind manchen Affen in der Schlinge gefangen, und wenn der Affe, den du haben willst, dich kennt und kein Mißtrauen hegt, so kannst du ihn leicht fangen, wenn du ihm zuvor genau zeigst, wie man in eine Schlinge geht. Von diesem Kunststuck lernt er nur die erste Halfte, und wenn du rasch hinzuspringst, kannst du ihn greifen. Aber du mußt ihm mit der linken Hand entgegenkommen und ihn unversehens mit der rechten im Genick packen. Die alten Affen beißen, solange sie noch Hoffnung haben, entwischen zu konnen. Spater denken sie nach und geben es auf.≪
Das war ein ausgezeichneter Gedanke. Ich nahm am andern Morgen ein haltbares Hanfseil, fettete es ein, und als meine Peiniger mich empfingen, begann ich mich auf alle Arten, bald am Arm, bald am Hals, aufzuhangen, wobei ich besonders Gongs Aufmerksamkeit zu erregen suchte. Seine Gefahrten zogen sich betroffen zuruck, da meine Maßnahmen ihnen fremd waren, aber Gong sah mir nachdenklich zu und wurde ungemein ernst. Als ich glaubte, genugsam durch mein Beispiel gewirkt zu haben, offnete ich die Schlinge, soweit als notig, zog mich zuruck und legte mich in einiger Entfernung ins Gras, um meiner Genugtuung in aller Ruhe entgegenzusehen.
Aber Gong blieb ruhig auf seinem Ast sitzen und schaute mit hochgezogenen Brauen bald die Schlinge an, bald mich. Dann machte er sein boses, rundes Maul, stieß den Kopf gegen mich vor, sagte verachtlich ≫Großer Gott≪ und wandte sich ab, um die Gegend zu betrachten.
Da horte ich Panja hinter mir lachen und beschloß, ihn sofort zu toten.
≫Sahib, dieser Affe kennt die Schlinge, er kennt auch die Menschen, deshalb ist er damals so nahe herangekommen.≪
≫Warum lachst du?≪ schrie ich. ≫Wer hat dir erlaubt, zu lachen?≪
≫Das muß man≪, sagte Panja.
Da sah auch ich es ein und lachte mit ihm zusammen.
* * * * *
Die grune Wildnis des Dschungels unter mir dampfte in der Fruhsonne und blieb oft bis Mittag verhullt, ich begriff nun zuweilen schwer, wie ich es dort unten so lange Zeit ertragen hatte, jetzt, da die Klarheit der Bergluft kuhl um meine Stirn wehte. Nachts kam der Panther bisweilen bis auf die Veranda des Hauses, von Hunger aus dem durren Hugelland in unsere Nahe getrieben. Das Wild hatte sich aus der verbrannten Steppe in den Dschungel zuruckgezogen, und ich begegnete außer Schakalen bald nur noch Hyanen, wenn ich mit der Buchse aus den Waldpartien bisweilen des Nachmittags uber die kahlen Berge zog. Aber immer huschten die Tiere in Abstanden und außer Schußweite am Horizont dahin. Die graubraunen Schakale, die die Farbe des Bodens hatten, reizten mich oft zum Schuß, aber kaum hatten die zierlichen Kopfchen mit den hochstehenden Ohren sich gezeigt, so schien der Boden sie auch schon wieder verschlungen zu haben.
Nahe bevor wir abreisten, schoß ich meinen ersten Panther. Es war in einer klaren Mondnacht, als ich horte, wie Panja in mein Zimmer drang und mich rief. Hinter ihm stand Pascha still und steil im Mond, von unten her ein wenig vom Schein des Feuers beleuchtet, das nur schwach am Boden des Vorplatzes brannte.
≫Sahib,≪ sagte Panja, ≫der Panther ist so hungrig, daß er Feuer frißt, wir konnen ihn nicht vertreiben und keinen Schlaf finden.≪
Mir war die Nachricht willkommen, ich nahm die Buchse und befahl Panja, das Feuer zu loschen. Die Trager waren unterwegs in die Niederungen, um Reis und Geflugel zu kaufen, und wurden nicht vor Ablauf des kommenden Tages zuruckerwartet. Ich lud beide Laufe mit Kugeln und legte den Revolver neben mich. Das Fenster enthielt keine Scheiben, sondern war nur mit dicken Holzstaben versehen, die Panja zum Teil erneuert hatte, die aber einem energischen Eingriff keineswegs standgehalten hatten. Ich stellte mich in den Mondschatten, und wir warteten.
Pascha legte sich im Winkel des Raumes zum Schlafen nieder, und ich horte ihn nach kurzer Zeit schnarchen; Panja dagegen blieb dicht an meiner Seite, nachdem er sich mit dem langsten Messer bewaffnet hatte, das unser Lagerbestand aufwies, und mit einer Wegaxt. Er schuttelte sie wie ein Indianerhauptling und grinste vor Aufregung, dann begann er das Meckern einer Ziege so tauschend nachzuahmen, daß mir zum ersten Mal mit ganzer Klarheit vor Augen trat, daß wir hier das große Raubtier erwarteten.
Es war vielleicht eine Stunde vergangen, und ich begann bereits die Geduld zu verlieren, als plotzlich unter meinen Augen, jenseits des Fensterbretts, das Mondlicht erlosch. Ich dachte zuerst an alles andere, merkwurdigerweise nur nicht an den Panther, zumal sich nichts mehr ruhrte, weil das Tier mit seinem letzten Schritt Witterung von uns bekommen haben mußte. Und nun erkannte ich die große Katze unmittelbar vor mir, niedriger zwar, als sie in meiner Vorstellung lebte, und merkwurdig farblos, aber ich unterschied deutlich die geschmeidige Belebtheit der schonen Ruckenlinie und den herrlichen Katzenkopf, der mir mit halb geoffnetem Rachen zugekehrt war. In diesem Augenblick brach ein Gerausch aus den zuruckgezogenen Lippen hervor, das mein Blut erstarren machte, es war ein fauchendes Schnarchen, uberlaut und von einem Zorn und einer Angst hervorgestoßen, die den Willen bannten. Ich erinnerte mich, dieses haßliche und zugleich so uberwaltigende Fauchen in meiner Kindheit im Tiergarten am Kafig des Tigers gehort zu haben, wenn der Warter nahe an den Staben voruberschritt. Nun trennte mich allerdings auch in diesem Augenblick ein Gitterwerk von dem Raubtier, aber der Grimm dieser Stimme erweckte die Vorstellung einer so unmittelbaren Nahe, daß auch die starksten Eisenstabe kein Vertrauen eingefloßt hatten.
Ich entsinne mich nicht mehr, ob ich die Buchse im Anschlag hatte, oder ob ich sie emporriß, jedenfalls zielte ich ohne das geringste Zutrauen zur Wirkung meines Geschosses, zwischen die Augen, die ich deutlich unterschied, wobei ich mich mehr auf die naturliche Fahigkeit der Arme verließ, dem Lauf die notwendige Richtung zu geben, als auf das Visier, und druckte, wahrscheinlich viel zu rasch, beide Laufe ab.
Ich horte ein Gerausch am Boden, als sprange das Tier in diesem Augenblick vom Hausdach herunter vor mich hin, gleich darauf zerkrachte wie ein Zundholz einer der Fensterstabe unter einem furchtbaren Tatzenhieb. Dann wurde es ruhig vor mir und leer, wir horten den rollenden Widerhall der Schusse von den Bergen her, sie polterten bellend von Felswand zu Felswand, rollten durch die Taler und verhallten endlich fern in der Mondnacht wie zwei gehetzte, klagende Bruder auf der Flucht.
Die erste deutliche Empfindung, die mich zu mir brachte, war das Schmerzen meiner Hand, mit der ich den Revolver so fest umklammerte, als ob ich mit dem ganzen Korper daran hinge. Ich erinnerte mich nicht mehr, ihn ergriffen zu haben, lockerte aber nun aufatmend die Finger und gewahrte, daß ich am ganzen Korper zitterte wie im Frost. Ich habe spater in Kanara und Maisur noch manchen Panther erlegt, auf Reisfeldern, in Baumen auf der Lauer liegend und in Felsschluchten, aber nie wieder durchschuttelte mich, selbst bei weit großerer Gefahr, ein annahernd so starkes Fieber des Entsetzens und der Hilflosigkeit. Ein unzulanglicher Schutz ist oft bei weitem beangstigender als die volle Gewißheit einer schrankenlos wirkenden Gefahr, und nicht nur, wenn es sich um einen Panther handelt. Es mag hinzukommen, daß es in der Tat uberwaltigend ist, plotzlich zum ersten Mal dieser großen Katze Auge in Auge gegenuberzustehen, deren Ankundigung aus geheimnisvoller Nachtfinsternis man monatelang vernommen hat, und aus der die Phantasie in unablassiger Beschaftigung ein bei weitem schlimmeres Fabelwesen erschaffen hat, als der Panther es in Wirklichkeit ist.
Er ist im Grunde sehr scheu und fallt fast niemals Menschen an, selbst Kinder nicht, wenn ihn nicht die außerste Not des Hungers oder die Bedrangnisse der Treibjagd notigen. Im gesattigten Zustande weicht er stets der Begegnung mit dem Menschen aus und er mordet nicht mehr, als zur Erhaltung seines Daseins erforderlich ist. Alle Hirten, die mir in Malabar vom Tiger oder Panther erzahlt haben, stimmten in ihrer Erfahrung darin uberein, daß diese Katzen sich mit dem begnugen, was sie brauchen; unter gewohnlichen Verhaltnissen nimmt der Panther eine Ziege aus der Herde, schleppt sie davon, sattigt sich und uberlaßt die Reste seiner Beute neidlos den Hyanen, die fast immer in seiner Gefolgschaft zu finden sind, und die er nur dann angreift, wenn der außerste Hunger ihn notigt.
Vom Tiger gibt es vielerlei widersprechende Geschichten, die aber alle mit großer Vorsicht aufgenommen sein wollen, denn die aberglaubische Furcht der Hindus vor dem Tiger ist so groß, daß kaum einer noch in der Lage ist, zwischen Tatsachen und allegorischen Erfindungen zu unterscheiden. Das Grauen der Eingeborenen vor dem Tiger ist so nachhaltig, daß sich in vielen Provinzen der Begriff des Bosen, des Satans, im Namen mit dem dieses Raubtiers deckt, eine Tatsache, die nur verstandlich ist, wenn man die unerhorte Uberlegenheit des Tigers uber die dortigen Menschen kennt, die fast alle ohne Waffen sind, und deren Laubhutten keinen genugenden Schutz gegen einen nachtlichen Uberfall bieten. Von vielen Sagen beruht jedenfalls die auf Wahrheit, daß Tiger, welche den Genuß des Menschenfleisches kennen, selten noch andere Nahrung zu sich nehmen, und solche Exemplare konnen dem Lande ein außerordentlicher Schrecken werden. --
Wir fanden den erlegten Panther in der Morgendammerung in den Aloen. Der Boden umher war zerwuhlt und im Todeskampf aufgerissen worden, aber das große Tier lag jetzt ruhig, fast friedlich da, ohne Entstellung und ohne Spuren eines Todeskampfs. Ich fand nur den Weg der einen Kugel, die hinter dem Ohr in den Nacken gedrungen war und den Wirbel zerschmettert hatte. Die Augen waren geschlossen, was man sehr selten bei einem erlegten Tier findet, und das schon geschnittene Maul, in einem wehmutigen und beinahe zartlichen Ernst, war ein klein wenig geoffnet, wie von einem letzten Todesseufzer bewegt.
Seltsam harmonisch, fremdartig und zugleich im Sinn dieses Landes vertraut und notwendig, hoben sich die stachligen, blaugrunen Blatter der Aloestauden von der gelben Farbung des Fells ab. Ich vergesse diesen Anblick niemals, der sich mir so entscheidend in die Seele einpragte, als erfaßte ich zu dieser Stunde zum ersten Mal mit ganzer Inbrunst den unnennbaren Begriff Indien, den der Pinsel keines Malers und das Wort keines Dichters in seiner ganzen Fulle und Eigenart zu vermitteln vermogen.
Panja war den ganzen Morgen uber schweigsam, ein machtiger Herr der Berge war gestorben. Ich trug mich den Tag hindurch mit eigenartigen Gedanken, und zuweilen war mir zumut, als sei eine arge und sinnlose Willkur geschehen, als habe ich einen Eingriff in die Pracht und Mannigfaltigkeit der Schopfung getan, die mit dem Aussterben der großen Katzen in Indien langsam um ihre vollkommensten Resultate geschmalert wird.
Achtes Kapitel
Am Thron der Sonne
Nachts, wenn ich nicht einschlafen konnte, weil das Mondlicht wie das wahrsagerische Gespenst einer ewigen Todeskuhle an den zerbrockelten Mauern entlang geisterte, die mich vor den Gefahren der Außenwelt schirmten, erwachte in meiner Brust der Wunsch, jene Hohen zu erreichen, auf denen des Morgens das rote Gold der aufgehenden Sonne leuchtete. Es verlangte mich danach, von jener kuhlen, hohen Ruhe aus auf das indische Land jenseits der Berge hinabzusehen und angesichts der unermeßlichen, hugligen Weite meine Gedanken noch einmal durch jene Tage zu fuhren, die ich durchlebt hatte, bevor ich in Cannanore angelangt war.
Panja riß die Augen auf, als ich mit meinen neuen Planen herausruckte. Er stampfte den Wasserkessel in das Feuer, daß die Funken stoben und betrachtete mich eine Weile auf jene Art, die Leute an den Tag zu legen pflegen, die aus lauter Hoffnungslosigkeit, jemals uberzeugen zu konnen, am Rande der Verzweiflung angelangt sind, und die doch daruber ihren Wunsch zu uberzeugen nicht verbergen konnen. Als ich meinen Lebensretter so erblickte, im Augenblick aber mehr Verlangen nach dem Tee, als eben nach seinem Verstandnis trug, mußte ich fur eine kurze Weile an eine Schulstunde zuruckdenken, in der mir von einem ahnlich ergriffenen Mannerangesicht zugemutet wurde, Pythagoras dadurch gleichzusein, daß ich ihn begriff. Auch dort erstickte ein bedauernswerter Zorn in der Hochflut anschwellender Ohnmacht, und sprachlos gewordene Verachtung sagte mir an bosem Lebensgeschick weit mehr voraus, als ein vereinzeltes Gemut, mit leisem Hang zum Grubeln, ertragen kann.
≫Du siehst aus wie Professor Stolzenburg≪, sagte ich zu Panja, denn ich halte dafur, daß man bose Gedanken guten Leuten gegenuber am besten offen ausspricht, damit sich ein Weg zum Ausgleich mit gemeinsamen Kraften suchen laßt. Hatte ich das nur in der Schule auch schon gewußt, vielleicht hatte der gestrenge Verbitterer so mancher meiner Morgenstunden zwischen zehn und elf Uhr mit sich reden lassen.
Panja verschmahte es der Bedeutung meines Vergleichs nachzuforschen, er sagte nach einer Weile resigniert:
≫Nun, es ist ja gleichgultig, Sahib, ob wir hier oder dort im Wasser umkommen.≪
Das befestigte meinen Beschluß aufs beste, denn wie alle leichtsinnig und zugleich eigensinnig veranlagten Naturen habe ich oft dem Hang in mir nachgegeben, jede Latte, die mir zwischen die Fuße geworfen worden ist, als Sprungbrett zu benutzen. Man muß allerdings springen konnen, um dererlei wagen zu durfen, das ist wahr, und dieses ≫Springen-Konnen≪ ist im Grunde nichts anderes, als das, was die Menschen in der Regel ≫Gluck-Haben≪ nennen. Gluck haben gibt es nicht. Das sogenannte Gluck ist so eng mit Geschicklichkeit verbunden, wie Ungluck mit Ungeschick, und diese Wahrheit bezieht sich durchaus nicht einzig auf außere Vorgange, auch das Ungluck der Seele ist zuletzt Ungeschick, wenn auch in einem weit hoheren Sinn, der sein Recht in der Gesetzmaßigkeit des Weltwesens findet.
Ich habe das Panja damals nicht gesagt, er lief hin und her und hantierte dergestalt mit den Gegenstanden, daß man deutlich wahrnehmen konnte, daß keine Zweckmaßigkeit mit seinem Eifer verbunden war. Es ist merkwurdig, daß Leute, die argerlich geworden sind, so oft dazu neigen, leichtere Gegenstande von einem Platz auf den anderen zu stellen, und dann mitunter sogar wieder von dem neuen Platz auf den alten zuruck. Offenbar liegt es daran, daß ihre Gedanken mit den Entschlussen ahnlich verfahren, und daß ein heimlicher Hang existiert, den Korper und die Seele moglichst im Einklang miteinander zu erhalten. Ich erinnerte mich bei Panjas nutzloser Beschaftigung meines Vaters, wenn er aus irgendeinem Grunde zum Ausdruck brachte, daß seine Weltanschauung sich nicht mit der meinen deckte. Leider geschah dies gewohnlich bei den Mittagsmahlzeiten, denn sonst vermied ich es nach Kraften, ihm ohne Grund langere Zeit ruhig gegenuberzusitzen, und dann sah ich, wie das Messer oder die Gabel, auch das Salzfaß oder der Serviettenring bald an die rechte, bald an die linke Seite des Tellers wanderten. Leider hatten wir damals Messerscharfer aus Schmirgelstein in Gebrauch, runde, schwarze Stabe von der Lange einer maßigen Spargel und mit einem polierten Handgriff aus Hartholz. Wenn zufallig eine besonders wichtige Meinungsaußerung meines Vaters mit dem Transport dieses nutzlichen Gegenstandes zusammenfiel, so geschah es in der Regel, daß der Schmirgelstein zerbrach, denn seine Uberlegenheit, selbst dem besten Stahl gegenuber, bewahrt sich nicht im Kampf mit der Tischplatte.
Dies erhohte den Verdruß meines Vaters bis an die Grenze bedenklicher Einseitigkeit und zog die Laune meiner Mutter in Mitleidenschaft, wahrend es meist meinem Selbstbewußtsein einen erheblichen Aufschwung verlieh und mir nicht ohne Berechtigung den Gedanken beibrachte, daß mein Charakter in den Augen meines Vaters um vieles milder angesehen wurde, wenn wir Messerscharfer aus gerilltem Stahl in Gebrauch nahmen.
So sagte ich denn Panja meine Ansicht uber Messerscharfer, und dieser unerwartete Ausdruck meiner Uberzeugung brachte ihn so weit zur Besinnung, daß ich Tee bekam.
Er trank mit, wie gewohnlich, hockte mir gegenuber in der Morgensonne und ruckte melancholisch an seinem Turban. Außer ihm trug er nun schon seit Wochen nicht mehr als ein schmales Lendentuch, aber auf seinen schweren Turban verzichtete er selbst in der großten Hitze nicht. Es ist wirklich recht merkwurdig mit diesem Panja gewesen, je entschiedener sein Widerspruch oft zu Anfang war, um so lebhafter wurde sein Eifer fur gewohnlich von dem Augenblick an, in dem er merkte, daß ich nicht umzustimmen war. In beidem erkannte ich die ehrliche Besorgnis seiner Neigung, und ich erinnere mich seiner niemals ohne den Kummer uber einen der großten Verluste meines Lebens. Die Harmonie unseres Verhaltnisses mag im Grunde auf seiner Gewißheit beruht haben, daß die Uberlegenheit meiner Rasse mit der Unerschutterlichkeit eines Naturgesetzes feststand. Das nahm seinem Wesen jede Devotion im niedrigen Sinn und machte seine Ergebenheit durch eine Demut wurdig, die beinahe einen Einschlag von Religiositat hatte. Heute bebaut er in Malabar die Reisfelder am Purrha, jenem beschatteten Landstrich am Palmenwald, auf dem die Hutte seines Vaters stand, und den er aufgeben mußte, um in der Fremde zu dienen, weil seine Bruder den Verlockungen der großen Stadte in Verschwendung erlegen waren. Der Ruckkauf dieses Stuckchens Land war meine letzte Gabe an ihn, und es bedruckt mich, daß ich ihm niemals die Gewißheit habe verschaffen konnen, daß seine Gaben an mich reichere und unverganglichere Geschenke gewesen sind.
Als der Tee getrunken war, sagte er wutend:
≫Aber Pascha bleibt hier.≪
Er tat immer noch so, als ware an diese Reise auf keinen Fall zu denken, und wahrscheinlich meinte er deshalb nach einer Weile:
≫Es sind drei Tage oder Nachte fur den Aufstieg notig, aber in der halben Zeit steigen wir ab. Hast du etwa geglaubt, wir brauchten langer?≪
Ich hatte es nicht geglaubt.
Panja sah hinauf zu den Gipfeln. Oben flutete alles in Licht, ein nie gesehener Glanz verklarte die einsame Ruhe, die kreisenden Adler schimmerten, als waren sie aus Gold.
≫Alle Traume bleiben lange leicht von der Frische der Hohen≪, sagte er versunken.
≫Panja, hore, nur wer die Schonheit der Erde lieben gelernt hat, hat die Erde in seinen kurzen Lebenstagen wahrhaft beherrscht. In diesem Sinn ist sie uns von Gott gegeben, so hat er es mit uns gemeint, als er sie uns gab.≪
Panja lachelte kindlich, in solchen Augenblicken hatte ich ihn in die Arme schließen konnen.
≫Dir wird nichts geschehen, Herr≪, sagte er still und wie zu sich selbst. Ich weiß nicht, ob er bei solcher Zuversicht an Gottes Hilfe glaubte oder an seine, gewiß ist, daß ich selten im Leben wieder durch eines Menschen Nahe so glucklich geworden bin wie durch die seine. Durch nichts vermag ein Mensch uns seine eigenen Krafte besser zur Verfugung zu stellen, als indem er die unseren glaubt.
* * * * *
So wagten wir vor Anbruch des kommenden Tages den Aufstieg zu zweien, noch als die Nacht umher herrschte und uber den blauen Zelten der Berge vor uns die Sterne leuchteten. Wir schritten im sparlichen Gesang der Grillen durch durres Steppengras unter den hohen Latambaumen dahin, die in weiten Abstanden voneinander standen. Zuweilen schalt uber unseren Kopfen ein Affe, den unser Tritt geweckt hatte, oder ein Vogel flog auf mit einem lauten Warnruf, der unser Nahen der ahnungslosen Natur verkundete, die an diesen Statten wohl seit undenkbar langer Zeit der Fuß keines Menschen betreten hatte. Es war kuhl und still, Panja sprach nicht, und ich schritt im Traumbann einer so tiefen Einsamkeit dahin, daß mir zuweilen war, als sahe ich, wie ein fremder Dritter, uns kleine Zwei durch die riesenhaften, graugrunen Wogen der Hugellandschaft dahinschreiten, im Dammerlicht unter den Baumen und Sternen.
Es war unvorsichtig genug, daß wir den Weg ohne Fackeln machten, denn am Morgen ist in dieser Jahreszeit der Panther am kuhnsten, wenn er nach vergeblichem nachtlichem Raubzug durch die Dammerung schweift. Aber es war so hell unter den Sternen, daß wir das Land weithin ubersahen, und ich trug die Buchse in der Hand. Panja schritt schweigend neben mir dahin, leichten Tritts und mit erhobenen Augen, Kraft und Freude gingen von ihm aus, und ich empfand ihn als allen Lebewesen seines Landes zugehorig, und die Harmonie seiner Seele teilte sich mir mit, als sei auch ich in der Heimat.
Plotzlich begann er leise zu singen, immer die Augen auf die Hohen gerichtet und so versunken in sich selbst, als schritte er allein durch das Land. Seine gedampfte Stimme erinnerte mich, wie auch der eintonige Rhythmus seines Liedes, an den Singsang der Priester, deren Tempel in Cannanore hinter dem Garten meines Hauses im Grunen lag, und jahlings war ich aus der freien Hohe und aus der kuhlen Luft in die tropische Niederung versetzt, so daß mir war, als schlugen die schwulen Dampfe des leidenschaftlichen Wachstums uber mir zusammen.
Als ich nach einer Weile die Blicke hob, nachdem wir die letzten Baumbestande durchschritten hatten, erschrak ich vor einer zackigen, flammend roten Lichtlinie, die den Himmel vor uns, hoch oben, in wagerechter Richtung zerteilte. Totenstill und wie aus Farbe zog sich dies rote Band langs des Gebirgskamms dahin, hinter den Hohen war die Sonne aufgegangen. Ich wandte mich erschuttert um und sah hinter mir das Land unter dem besternten Dammerblau der sinkenden Nacht, fern auf dem Meer regte sich ein matter Silberglanz. Wie zwischen zwei Himmeln aus Blut und Silber pochte mein entzucktes Herz seinen Lebensschlag auf den weiten, grunbraunen Wellen der Erde, unendlich klein und doch die beseligte Quelle meiner unfaßbaren Daseinsfreude. Panja warf sich auf die Knie und verbarg sein Gesicht in den Handen. --
Eine Stunde, nachdem die Sonne uber die Bergzinnen schaute, horten die Baume fast ganz auf. Wohl sahen wir, sobald wir eine Hohe erklommen hatten, zur Rechten oder Linken die dunklen Mauern großer Walder in der Ferne, aber bald wurde uns der Ausblick erschwert, da wir in einer Schlucht, im Bett eines eingetrockneten Gebirgsbachs aufwarts klommen. Einen der Berggipfel ersteigen zu konnen, stellte sich bei der Art unserer mangelhaften Ausrustung bald als unausfuhrbar heraus, und so schlug Panja den Versuch vor, einen der nachstliegenden Passe zu besteigen. Wir konnten fast den ganzen Morgen hindurch marschieren, denn die Luft war kuhl und von einer Durchsichtigkeit, gegen die ein wolkenloser deutscher Sommertag wie in Nebel gehullt wirkt. Panjas Frohlichkeit erleichterte mir jede Strapaze, er lachte oft ohne allen erkennbaren Grund, nur aus Uberfluß von Daseinskraft und glucklich uber die Tatsache, in der von himmlischem Blau uberdachten Welt da zu sein.
Als wir gegen Mittag, um vieles hoher, im Schatten eines Felsens Rast machten und Panja unser Mahl bereitete, schreckte in nicht allzu weiter Entfernung ein dumpfer, anwachsender Donner mich auf. Panja sprang empor und spahte mit geschutzten Augen in die flimmernden Steppenwogen.
≫Die Buffel!≪ rief er, ≫sieh die Wolke, die sich den Hang niederwalzt.≪
Es war das erstemal, daß ich aus so unmittelbarer Nahe eine Buffelherde gewahrte. Sie rollte wie eine dunkle Lawine dahin, und der Erdboden drohnte. Nur fur kurz unterschied ich im Vordergrunde einen oder den andern der schwer gehornten schwarzen Kopfe, den Glanz der großen Augen und den Fall der Mahnen. Ich schoß nicht, da Panja mir erregt in den Arm fiel, als ich die Buchse emporhob, und spater erklarte er mir, daß es vorgekommen sei, daß der leitende Stier, durch einen Angriff in Schrecken oder Wut versetzt, plotzlich die Richtung geandert und gerade auf das Hindernis zu genommen habe. Zwar hatten wir einen Schutz auf den Felsen gefunden, aber wenn unsere Flucht uns mißlungen ware, so wurden wir zerstampft worden sein, da die ganze Herde dem Stier folgt.
≫Die Buffel kampfen mit dem Tiger,≪ erzahlte mir Panja, ≫selbst die gezahmten furchten ihn nicht, und wenn du mit ihnen das Reisfeld bestellst, so wird der Tiger sich huten, euch anzugreifen. Der Buffel spurt ihn eher als du, und es wird dir nicht gelingen, ihn von seinem Standort zu verdrangen, denn er wendet sich genau dem Tiger zu, wie eine Fahne, die du gegen den Wind tragst. Wenn der Tiger den Sprung wagt, so endet er auf den Hornern, und du bist in Sicherheit, solange du dich hinter dein Tier stellst.≪
Die Staubwolke verrauchte im tieferen Gelande, und die klare Luft war wieder still. Ich schlief kurz nach diesem Vorfall ein, ohne Nahrung zu mir genommen zu haben, und Panja weckte mich nicht, denn er kannte die ermudende und gefahrliche Kraft der Sonne, deren Strahlen auf den Berghohen nicht anders wirken als im Tal, obgleich die Kuhle daruber forttauschen kann. So gilt es in den Bergen, fast mehr noch als im Tal, den Kopf und die Schlafen nicht ungeschutzt zu lassen, die Sonne hat viele todlich getroffen, die ihre Macht uber diesen kalteren Regionen nicht geglaubt oder vergessen haben. Mein Korkhelm druckte mich auch keineswegs sonderlich, im Gegenteil, er wurde von Tag zu Tag leichter, weil eine Schar mottenartiger Parasiten von ihm Besitz ergriffen hatten und ihn zugleich bebauten und verzehrten. Bisweilen rieselte ein feines Korkmehl nieder, wie ein liebevoller Beweis der Natur, daß sie keinen Menschen in volliger Vereinsamung seinen Weg machen laßt. Panja war bereits mit allerlei Mitteln gegen diese Tiere ins Feld gezogen, aber sie verließen sich auf mich und vermehrten sich um so leidenschaftlicher, je mehr Panja sie unterdruckte. --
So geschah es mir, daß ich bald darauf von einem hohen Paß aus einen Blick in das weite indische Land hinab gewann, das ich vor meiner Zeit in Malabar durchreist hatte. Die ungeheure Hugellandschaft erstreckte sich, wie von Urzeiten her gelagert, ohne ein Anzeichen menschlichen Werks, und wie die riesenhaften Wogen eines Meeres, das mitten im Sturm in Erstarrung geraten war. Die Ebene in weiter Ferne schimmerte lichtgrau und wie die Oberflache eines gewaltigen Sees, ich glaubte winzige Spitzlein und Turmchen in ihr zu erkennen, deren Silhouetten nicht anders gegen den Himmel abstachen, als sei der Horizont mit feinem Stacheldraht umzaumt.
Wir blieben den Tag uber auf der Paßhohe, unter dem Dach eines schrag gesunkenen Felsens gegen die Strahlen der Sonne geschutzt, und durch die unbeschreibliche Stille der Hohe zogen die Gestalten meiner Erinnerung, wie in der Stunde eines Abschieds, unter dem Lied der Adler, noch einmal durch meinen Sinn. Geister kamen aus dem Blau zu meinem Geist, Dahingesunkene drangen in die Bewußtseinswelt des noch Verweilenden ein, Bruder und Gegner in Gesinnung, Hoffnung und Schicksal, Freunde und Feinde in der Welt der Lust und Trubsal und des raschen Todes.
Auf jedem Erdteil hat der Tod ein anderes Angesicht, nirgends sind seine Zuge feierlicher, als bei uns in Europa, ich habe ein wenig verlernt, seine pathetische Sonntagsgebarde meiner Heimat zu uberschatzen. Es hat noch niemand dem Gespenst der Willkur sein Schauriges dadurch genommen, daß er es heiligsprach; sicherlich ist die schwerfallig romantische Auffassung vom Tode, die in Europa herrscht, eine Folge der Einwirkung der Kirche, die die Tatsache des Todes so sehr in das Bereich des Ungeheuerlichen geruckt hat, um aus ihrer Einwirkung einen Teil ihrer Autoritat zu gewinnen. Uns ist das Sterben in der Vorstellung so schwer gemacht, daß sicherlich ein gut Teil Gerechter und Ungerechter beim Tode auf das angenehmste enttauscht sein wird. |
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