2014년 12월 29일 월요일

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 5

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 5

21. Calauas oder Itaves.

Die Calauas (sprich: Cala-u-as) wohnen von Santacruz (an einem Zuflusse
des Rio Chico de Cagayan) bis Nachsiping am Rio Grande. Sie reichen
bis Piat und Tuao im Suden und Malaueg im Norden, nach letzteren Orten
werden sie und ihr Idiom auch Malaueg oder Malauec genannt. Bei den
nordlichen Stammen ist der Name Itaves der gebrauchlichere, im Suden
aber Calauas. Ihre Tracht erinnert an ihre Nachbarn, die Guinanen,
wahrend ihre ganze Lebensweise in's volle Gegentheil schlagt. Sie
sind noch friedfertiger als die ihnen nach Mas (pobl. 28) ahnlichen
Gaddanen, und zeichnen sich besonders durch fleissigen Feldbau
aus. Nachst Reis wird am intensivsten Tabak gebaut, dessen Anpflanzung
sie eine besondere Pflege zuwenden (Buzeta I, 56). Ihr Tabak wird als
der beste der Provinz Cagayan bezeichnet, und das will so viel sagen,
als dass der Tabak des Calaua-Gebietes der beste der Philippinen
ist. Nach der Tabakernte werden die gesammelten Blatter zuerst einem
Gahrungsprocesse unterworfen, dann aber wieder an der frischen Luft
getrocknet. In kleine Ballen gepackt wird dann der Tabak nach Ilocos
Sur und Abra eingeschmuggelt (Mas, pobl. 8; Buzeta I, 56).

Religion unbekannt. Sie sind wie die Guinanen noch unabhangig, doch
ist in diesem Jahre ein Truppencorps gegen sie abgeschickt worden,
um sie zu unterwerfen.




22. Gamunangen und Bayabonanen.

Der Name dieser beiden Stamme findet sich nur an einer einzigen
Stelle bei Mas (pobl. 41) vor, nach dieser leben sie in den Bergen
ostlich und sudostlich von Tuao. Es ist nicht so unwahrscheinlich,
dass sie nur Zweige eines grosseren Stammes, etwa der Dadayag sind.




23. Dadayags.

Die Dadayags oder Dadayas wohnen in der Provinz Cagayan, und zwar am
linken Ufer des Mittellaufes des Rio Grande de Cagayan (jedoch nicht
unmittelbar an diesem Strome), etwa in der Hohe des Ortes Cabagan. Uber
ihre Lebensweise ist nichts Naheres bekannt.




24. Nabayuganen (Nabayuganes).

Dieser Volksstamm wird auch nur einzig und allein von Mas (pobl. 41)
erwahnt. Sie wohnen im Westen von Malaueg, einem Orte, welcher an
einem der nordlichsten Nebenflusse des Rio Chico de Cagayan liegt. Die
Nabayuganen sind im Besitze eines eigenen Idioms. Das ist Alles,
was wir gegenwartig von ihnen wissen.




25. Aripas.

Die Aripas (auch Aribas, Aripanes genannt) wohnen in dem Landstriche
sudlich von der Vereinigung des Rio Grande und Rio Chico de Cagayan
zwischen Nagsiping und Tubang, dann hausen sie auch in dem sudlichen
Theile jenes Gebirgszuges, welcher die Wasserscheide zwischen dem
Stromsystem des Rio Grande de Cagayan und dem Rio Apayo bildet.

Sie sind sehr friedfertiger Natur (Buzeta I, 310). Ein Theil von ihnen
giebt den Missionaren grosse Hoffnung baldiger vollstandiger Bekehrung.




26. Calingas.

Nach Semper (Erdk. X, 256) scheint der Name Calinga eine
Collectivbezeichnung "unbekannter" Bedeutung zu sein, da so auch
alle die Provinzen Isabela, Cagayan und Nueva Vizcaya bewohnenden
Infieles (Heiden) genannt werden, Semper nennt deshalb auch die
Irayas Calingas. Ich bezeichne hier mit diesem Namen jenen heidnischen
Malaienstamm, welcher in demselben Gebirge wie die Aripas nur mehr im
nordlichen Theile wohnt und speciell Calingas genannt wird. Uber sie
ist wenig bekannt. Sie sollen viel chinesisches Blut in ihren Adern
haben (Schadenberg 165). Sie sind kriegerischer als die Aripas. Nach
der Zahl der getodteten Feinde ziehen sie Streifen auf ihre Arme
(Bastian, Reisen V, 274).




27. Tinguianen.

Die Tinguianen werden auch Itanegas, Tinggianes, seltener Tingues
(so bei Morga) genannt. Sie bewohnen ein sehr ausgedehntes Gebiet,
welches von Candon in Ilocos Sur sich ungefahr bis zum Mte. Pacsan an
der Grenze Cagayans und Ilocos Norte ausdehnt, ja ihre am meisten nach
Suden vorgeschobenen Niederlassungen reichen bis Santa Cruz in der Nahe
der Punta Darigallos (Namagpacan), so dass sie die Bewohner von drei
Provinzen sind, namlich von Ilocos Sur, Abra und Ilocos Norte. Der
an der Kuste von Ilocos Sur 1736 begrundete Pueblo Santiago war die
erste christliche Niederlassung derselben, fruher scheinen sie nicht
bis zu den Gestaden des Meeres gereicht zu haben, sie gehen hier auch
allmahlich in die Ilocanen auf, indem sie deren Sprache annehmen, so
dass der sudliche Theil der Tinguianen unrettbar der Entnationalisirung
anheimgefallen ist. Besser erhalten sie sich in den am linken Ufer
des Abra liegenden christlichen Pueblos Banguet und Tayun, obwohl
auch hier durch ilocanische Zuwanderer Gefahr droht. Die christliche
Religion tragt auf den Philippinen am meisten zur Entnationalisirung
bei, es trifft bei allen bekehrten Malaien dasselbe Bild ein mutatis
mutandis, das wir von den Tagalen entworfen haben.

Bei den Spaniern finden wir die Neigung vor, die Tinguianen fur einen
von den ubrigen Bergstammen Luzons ganzlich verschiedenen Stamm
zu halten, indem sie ihre diessfallige Meinung auf die sehr helle
Hautfarbe und ihre grosse Friedfertigkeit hinweisen. Es ist diess ganz
ungerechtfertigt, und diese Meinung konnte nur so lange eine gewisse
Berechtigung haben, als man eben nur die Igorroten und Apoyaos kannte,
welche allerdings durch ihre Grausamkeit und Kriegslust einen grellen
Gegensatz zu den gutmuthigen Tinguianen darstellten. Wir haben aber
gesehen, dass die Bergstamme Luzons nicht insgesammt Kopfjager und
Bluthunde sind, sondern, dass es vielmehr genug Stamme giebt, die an
Friedfertigkeit den Tinguianen in gar Nichts nachstehen. In ihren
Sitten und ihrer religiosen Anschauung liegt gleichfalls nichts,
was die Meinung rechtfertigen konnte, die Tinguianen seien ein zu der
Gesammtheit der nordluzonischen Stamme im Gegensatze stehender Stamm.

Ihre Hautfarbe ist, wie einstimmig berichtet wird, sehr hell,
die Nase oft adlerartig gekrummt (Mas, pobl. 13). Allgemein [19]
wird behauptet, dass die Tinguianen den Chinesen in Gestalt wie
Kleidung ahnlich sahen; mit Bezug auf die Tracht sollen sie kaum
von den Fischern der chinesischen Provinz Fukiang oder Fokien zu
unterscheiden sein, doch berichtet Mas selbst, dass ein genauer
Kenner des Chinesischen, der Erzbischof Segui, erklart hatte,
dass in der Sprache der Tinguianen gar nichts vorhanden ware,
was nur einigermassen an das Chinesische erinnern konnte. Diess
ist von Wichtigkeit, wenn man bedenkt, mit welcher Vorliebe die
spanischen Schriftsteller jeden Stamm als von Chinesen abstammend
hinstellen, sobald in den Gesichtszugen seiner Individuen Anklange an
den mongolischen Typus sich vorfinden. Jedenfalls ware es angezeigt,
bevor nicht eingehende Untersuchungen Statt gefunden haben, sich dieser
Chinesentheorie gegenuber sehr reservirt zu verhalten. Die Adlernase
stimmt nicht sehr zu dem Bilde eines Chinesen. Was die Sage anbelangt,
wonach die Tinguianen die Abkommlinge der Chinesischen Piraten waren,
welche der Cortes der Philippinen D. Juan de Salcedo 1574 von Manila
zuruckschlug und das Jahr darauf aus dem Golfe von Lingayen in die
Chinesische See zuruckwarf, so kann ich diess ganz ruhig fur eine
Erfindung der spateren Zeit erklaren, denn bei meinen langjahrigen
Studien zur Geschichte der Philippinen habe ich speciell die Schicksale
jenes ritterlichen Salcedo mit besonderem Fleisse und Interesse
verfolgt und fand hierbei, dass die zeitgenossischen Chronisten
von dieser Angelegenheit gar nichts wissen, sondern im Gegentheil
ausdrucklich erklaren, dass alle Piraten, welche an's Land stiegen,
von den erbitterten Indiern niedergemetzelt wurden. Erst gegen Ende
des XVII. Jahrhunderts kam die Sage auf, einige (!) jener Piraten
waren aus Pangasinan nach den Bergwildnissen des Innern entkommen
und hatten mit eingeborenen Weibern die Bastardrassen der Igorroten
und Tinguianen erzeugt. Der geschwatzige Fr. Juan de la Concepcion
und sein Epitomator Fr. Martinez de Zuniga haben dann ihr Scharflein
dazu beigetragen, dass zu Ende des vorigen Jahrhunderts die Sage fur
ein Factum angenommen wurde und zum Theile auch heute noch angenommen
wird. Chamisso hat diese Erdichtung einer spateren Zeit auch nach
Deutschland gebracht.

Von den benachbarten Igorroten unterscheiden sie sich vortheilhaft
durch ihre Reinlichkeit. Charakteristisch bei ihrer Tracht ist die
turbanahnliche Kopfbedeckung, welche aus einem langen Stucke Zeug
besteht, dessen Enden gracios uber Schulter und Rucken fallen. Die
Manner tragen eine vorne zuschliessende Jacke, wie sie die chinesische
Kustenbevolkerung tragt, und weite Pantalons. Die Weiber gehen
in derselben Tracht umher wie jene der Igorroten, nur sind die
Kleiderstoffe der ersteren weiss (Buzeta I, 55), wahrend die letzteren
dunkelblaue oder blau und weiss gestreifte Zeuge vorziehen. Man sieht
also, dass auch hier sich kein Gegensatz zu den Igorroten herausklugeln
lasst. Vornehme Frauen tragen Gewander, welche mit reichgestickten
weissen oder rothen Bandern verziert sind (Buzeta, l. c.). Den Kopf
umwinden sie mit dem Turban oder einer schmaleren Binde (Buzeta,
l. c.; Ilustr. 1860, n. 12, p. 153). Der Unterarm wird vom Ellenbogen
bis zum Handgelenke mit Armbandern geschmuckt. Dieselben bestehen
aus buntfarbigen Glasperlen oder Steinchen, letztere kommen von den
Batanes-Inseln her und werden von den Tinguianen auf den Markten der
Pueblos von Ilocos eingekauft (Ilustracion 1860, n. 14, p. 164). Diese
Armbander drucken durch ihre Schwere die Arme wund, die Eitelkeit
tragt aber uber den Schmerz den Sieg davon. Auch die untere Halfte
der Waden wird mit diesem beschwerlichen Schmucke versehen (Buzeta I,
55; Ilustracion 1860, n. 12, p. 153). Ohrgehange und Geschmeide aus
Kupfer und Silber tragen sie in derselben Weise wie die Igorroten
(Scheidnagel 125).

In ihren kleinen Dorfern leben sie in glucklicher Zufriedenheit. Ihre
Waffen, die Lanze und eine Axt "Aliva", deren Eisenflache Quadratform
besitzt mit einer ruckwarts befindlichen Spitze, dienen nur zur Abwehr
der Angriffe ihrer blutdurstigen Feinde, der Guinanen [20]. Sie bauen
Reis in reichlicher Menge (Mas, pobl. 12), ebenso besitzen sie einen
reichlichen Viehstand an Buffeln, Rindern und Pferden (l. c.). Wie
wir wissen, sind die Igorroten auch Ackerbauer und Besitzer von Vieh,
sehen sich aber gezwungen, sowohl Reis wie Vieh von den Christen
einzukaufen, wahrend die Tinguianen beides auf die Markte von
Ilocos bringen (Buzeta I, 55). Ihre Felder besitzen ebenfalls ein
kunstliches Berieselungssystem (Buzeta, l. c.). Sie sind nicht ohne
Industrie, besonders ihre Holzschnitzarbeiten haben einen guten Ruf;
die Igorroten von Abra wagen sich sogar an das Schnitzen von Figuren
(Scheidnagel 126). Ausser mit Reis und Vieh erscheinen sie auch mit
Goldstaub, Wachs und Hauten auf den Markten von Ilocos. Holz wird von
ihnen auf dem Wasser ihrer Flusse herabgeschwemmt (Buzeta I, 58). Sie
kommen bis auf den Markt von Vigan (Ilustr. 1860, n. 14, p. 165).

Ein Theil von ihnen ist bereits zum Christenthum bekehrt. Die ubrigen
haben einen ahnlichen Ahnencultus wie die ubrigen Malaien Luzons;
ob sie ausser den Seelen ihrer Vorfahren andere Gotter verehren,
ist mir unbekannt. Wie alle philippinischen Malaien haben auch
sie vor Schlafenden eine grosse Scheu, ihr starkster Fluch lautet:
"mogest du im Schlafe sterben!" (Mas, pobl. 14). Dieser Fluch beruht
nach Jagor (Reisen 132) auf dem Glauben, dass, wie schon erwahnt,
die Seele im Traume den Korper verlasse.

Die Geburt [21] geht ungemein leicht von Statten, die Mutter eilt nach
der Reinigung sofort zur gewohnten Arbeit. Die Reinigung besteht darin,
dass die Mutter das neugeborene Kind unmittelbar nach der Geburt in
das Wasser eines Baches oder Flusses taucht, ist kein Wasser in der
Nahe, so reinigt sie es mit einem Bananenblatt oder Halmen. Nach
dieser Reinigung giebt die Mutter dem Kinde irgend einen Thiernamen.

Ehen werden durch die Eltern vermittelt, sobald sie eine gegenseitige
Neigung an ihren Kindern wahrnehmen. Durch einen Trommler--"Batintin"
genannt--werden die Hochzeitsgaste eingeladen. Das Hochzeitsfest
beginnt schon zeitlich Morgens, es besteht aus einem Schmause und
Trinkgelage. Der Speisezettel hat nur Reis und Braten von Schweinen,
Rindern und Buffeln aufzuweisen. Die Getranke sind verschiedene aus
Zuckerrohr oder Reis bereitete Branntweinsorten. Das Bankett entbehrt
auch nicht der Tafelmusik, obwohl sie ausser der Trommel nur zwei
Instrumente besitzen, namlich Floten aus Rohr und zwei Gattungen
Guitarren. Letztere werden aus Rohrstuckchen zusammengesetzt und
sind dreisaitig, jedoch werden die Saiten nicht aus Thierdarmen,
sondern aus den Blattfasern einer weiter nicht genannten Pflanze
bereitet. Die Pausen wahrend des Schmauses, an dem die gesammten
Bewohner des Dorfes Theil nehmen, werden durch Tanz ausgefullt.

Abends fuhrt der Angesehenste die Neuvermahlten in ihre Hutte, wo sie
das Brautbett in Gestalt einer auf den Boden gelegten machtigen Matte
erwartet. Auf die Matte legen sich die jungen Eheleute in der Weise
nieder, dass zwischen ihnen ein Raum von zwei Ellen Entfernung frei
bleibt, wo sich ein 6- bis 8jahriger Knabe niederlasst, denn bis zum
nachsten Tage darf die Ehe nicht vollzogen werden, ja nicht einmal
Worte miteinander zu wechseln ist den Gatten erlaubt.

Die Ehen werden leicht und rasch geschieden, man geht zum Dorfaltesten
oder (in einem bereits spanisch gewordenen Dorfe) zum Gobernadorcillo,
der gegen eine Abgabe von 5 Pesos, 2 Buffeln, 2 Schweinen, 2 Cavanen
Reis, 2 Tinajas Palmwein die Ehe scheidet. Diese Geldbusse zahlt jener
Gatte, welcher die Scheidung beantragt. Die Ponalsumme wird zu einem
grossen Festschmause verwendet, an dem wie bei der Hochzeit das ganze
Dorf Theil nimmt. Bei einer Scheidung bleiben die Sauglinge der Mutter,
die ubrigen Kinder werden nach dem Willen jenes Gatten vertheilt,
welcher der passive Theil, d. h. der Nichtbeantrager war. Ist aber ein
Streit oder gar ein Verbrechen die Ursache der Scheidung, so verliert
der schuldige Theil das Recht, uber den Verbleib oder die Zuweisung der
Kinder zu entscheiden. In diesem Falle muss auch der schuldige Theil
die oben erwahnte Geldbusse zahlen, selbst wenn der andere Gatte die
Scheidung beantragt. Bei jenen Tinguianen, welche spanische Unterthanen
geworden sind, wird mitunter an den Provinzgouverneur appellirt.

Die Reichen schliessen auf diese Weise 15 bis 20 Ehen nacheinander;
bei den Armen finden Ehescheidungen selten oder gar nicht Statt,
indem sie nicht im Stande sind, jene unumgangliche Geldbusse zu
zahlen. Es ereignet sich mitunter, dass ein Mann drei, vier Mal eine
und dieselbe Frau heirathet und sich wieder scheiden lasst.

Wird ein Tinguiane krank, so erhalt er so gut wie keine Pflege;
sobald die Krankheit einen derartigen Verlauf nimmt, dass keine
Hoffnung auf Genesung vorhanden ist, so wird der Kranke von den
Seinen lieblos verlassen, und muss ahnlich wie der Eskimo sein Leben
beschliessen. Kaum hat der Sterbende den letzten Athemzug gethan,
so wird auch schon seine Leiche aus der Wohnstatte herausgeschafft
und dicht unter der Hutte vergraben. Uber dem Grabe werden grosse
Steine aufgehauft. An gewissen Tagen des Jahres werden auf diese
eigenthumlichen Grabmonumente Lebensmittel gelegt, damit die Seelen
der Verstorbenen ihren Hunger stillen konnten.

Die Namen der Verstorbenen werden von deren Hinterbliebenen nicht
mehr genannt, so dass, wenn man einen Tinguianen nach dem Namen eines
seiner Ahnen fragt, dieser den Fragesteller an einen Kameraden weist,
da er selbst die Antwort nicht ertheilen durfe. Diese Sitte ist fur
die spanischen Beamten keine Erleichterung in ihrem Dienste.

Im Jahre 1624 begannen die ersten unglucklichen Versuche der
Spanier, die Tinguianen zu unterwerfen, erst seit dem Ende des
vorigen Jahrhunderts drang die spanische Herrschaft immer mehr in
die Berge und Thaler jenes intelligenten Stammes vor, bereits 1848
zahlte man, nach Diaz Arenas, 8717 Tinguianen, welche die spanische
Hoheit anerkannten, wahrend heute nur ein geringer Theil noch seine
Unabhangigkeit bewahrt hat. In diesem Theile Luzons breitet sich das
spanische Hoheitsgebiet sehr rasch und unblutig aus.




28. Adangs.

Der Name der Adangs hat zahlreiche Variationen und Lesearten
aufzuweisen: Adangtas, Adanginos, Adanes, Adamitas. Sie wohnen
im nordwestlichen Winkel Luzons, um den Pueblo Adan(g) und den
gleichnamigen Berg [22]. Ihre Zahl ist keine grosse, trotzdem bilden
sie eine Nation fur sich, indem ihre Sprache keine Ahnlichkeit mit
jener ihrer Nachbarn (der Ilocanen, Tinguianen, Apoyaos, Cagayanen)
besitzt (Buzeta y Bravo I, 271). In ihren Sitten haben sie vieles,
was an die Apayaos erinnert (Ilustr. 1860, n. 17, p. 200). Seit 1720
begann ihre Christianisirung, und bald erfolgte auch die Grundung
des christlichen Pueblos Adan(g) (Mozo 73). Das Christenthum wird
auch hier tagalisirend einwirken.




29. Apayaos.

Der gefurchtete Kriegerstamm der Apayaos wohnt in den Bergregionen
des Stromgebietes des Rio Apayao, ferner in dem nordlichen Theile
der Ostabhange jenes Gebirges, welches die Provinzen Cagayan und
Ilocos Norte scheidet. Im Suden reichen sie bis zur Stadt Malaueg
(oder Malauec) im Stromgebiet des Rio Chico de Cagayan. Sie werden
auch Apayos oder Apoyaos genannt.

Ihre Hutten sind aus Balken einer Cedergattung "Danigga" erbaut, sie
ruhen auf sehr hohen Pfeilern, wahrend die Dachbedeckung durch Rohr
ahnlich wie in Ilocos hergestellt wird (Mas, pobl. 28). Der Grundriss
ist stets viereckig und an den vier Ecken stehen machtige grosse
Pfeiler. Der Fussboden besteht aus glatt zugehauenen Cederdielen,
die Zwischenwande sind aus Palmblattern verfertigt. Der Feuerherd
ist in einer Ecke der Hauptwohnung angebracht. Wodurch sie sich aber
vor allen ubrigen Bewohnern Luzons auszeichnen, ist die Sorgfalt, mit
der sie das Innere ihrer Hutten ausschmucken, besonders beliebt sind
chinesische Kruge und Vasen (Buzeta I, 57). Sie bauen auch Getreide,
insbesondere Mais (Buzeta, l. c.). Auch Tabak wird, und zwar im grossen
Stile, angepflanzt und damit ein schwunghafter Schmuggel getrieben
(l. c.). Sie pflanzen auch einen vorzuglichen Cacao, den sie nach
Ilocos exportiren (Mas, pobl. 28; Buzeta, l. c.).

Ein Theil der Apayaos ist bereits christlich geworden (Buzeta I,
306), die ubrigen hangen fest an ihrem alten Glauben, der in einem
intensiven Ahnencultus besteht. Die Waffen und Schmuckgegenstande der
verstorbenen Ahnen werden an den Wanden der Hutten aufgehangt, und
um diese Trophaen herum rothgefarbte Bejuco-Stabe, zu verschiedenen
Figuren zusammengestellt, an der Wand befestigt (Buzeta I, 60),
oder es wird die Lanze [23] des Ahnen in die Wand gebohrt und mit
rothgefarbtem Bejuco-Geflecht oder den aus bessern Zeugen bestehenden
Lendenschurzen [24] des Verstorbenen behangt (Mas, pobl. 16). Zu den
Seiten dieser Trophaen werden Matten, verfertigt aus der Rinde des
Afutag-Baumes, aufgespannt oder befestigt (Buzeta, l. c.). Dabei fehlt
nie ein eigenthumlich geformtes irdenes Trinkgeschirr, aus welchem sie
bei ihren Festgelagen den Anitos, d. h. den Seelen ihrer Vorfahren,
Libationen darbringen (Mas, pobl. 16; Buzeta I, 60). Diese Trophaen
werden von ihnen angstlich gehutet und sind ihnen auch zu keinem
Preise feil.

Auch sie sind Kopfjager. Starb einer, insbesondere ein Vornehmer, so
machten sich seine Verwandten auf, um auf die Kopfjagd auszugehen. Je
hoher im Ansehen der Verstorbene stand, desto mehr Kopfe sollten
zum Todtenopfer fallen (Mozo 69; Buzeta I, 306). Sie legen sich
dann in einen Hinterhalt, um dann plotzlich den arglosen Reisenden
zu uberfallen und mit Lanzenstichen zu todten, worauf sie den
Kopf abschneiden, den ubrigen Leichnam aber am Orte der Blutthat
zurucklassen. Die erbeuteten Schadel werden dann um den Todten
aufgestellt, worauf ein Schmaus und Trinkgelage Statt findet, bei
welchem viehisch gegessen und getrunken wird. Ist diese larmende
Festlichkeit voruber, so wird dann erst der Leichnam bestattet, und
zwar werden ihm in das Grab Speisen, Getranke und jene Feindesschadel
mit hineingegeben (Mozo 69). Heute ist diese grausame Sitte im Abnehmen
begriffen, nur die im Quellgebiete des Rio Apayao lebenden Apayaos
wollen davon nicht lassen. Viele Apayaos sind bereits spanische
Unterthanen geworden.




30. Catalanganen.

Die Catalanganen sind nur ein Zweig der Irayas, verdienen aber eine
Sonderstellung, weil sie in ihren Sitten, Brauchen und Anschauungen
von den letzteren ganzlich abweichen. Ihren Namen erhielten sie von
dem Rio Catalangan, einem rechten Zuflusse des Rio Grande de Cagayan,
an dessen Ufern ihre Hauptsitze zu suchen sind (Provinz Isabela).

Prof. Semper halt sie fur stark mit chinesischem Blute gemischt und
bemerkt hieruber: "Die Abstammung von der mongolischen Rasse liess
sich auf den ersten Blick erkennen, an dem hohen Korperbau der Leute,
dem langlichen schmalen Gesichte mit stark zurucktretendem Kinn und
der hohen, von Haarwuchs freien, aber sehr nach hinten gekrummten
Stirn, an den starken Backenknochen und den kleinen Augen" (Erdk. X,
257). Innere historische Grunde sprechen gegen eine starke Beimischung
chinesischen Blutes. Semper nimmt auch Mengung mit Japanen oder
wenigstens starken japanischen Einfluss an (Semper, Erdk. X, 265,
und Skizzen 55). Unter den Catalanganen leben friedlich Negritos
(Semper, Erdk. X, 260; Cavada I, 81). Was die gunstigen Seiten ihres
Charakters anbelangt, so werden ihre Friedfertigkeit, welche aber
nur ihrer grossen Feigheit zu verdanken ist, ihre Ordnungsliebe,
Subordination, Nuchternheit und Frugalitat geruhmt, ihnen dagegen
aber Habsucht, Geiz, Indolenz, Ungastlichkeit &c. vorgeworfen (Semper,
Erdk. X, 261). In Bezug auf letzteres hebt Cavada gerade das Gegentheil
hervor, vielleicht im Irrthume begriffen, indem er die Irayas meinte,
oder es hat seit Semper's Besuch ein Umschwung Statt gefunden.

Sie tatowiren sich, die Muster sind chinesischen oder japanischen
Ursprunges (Semper, Erdk. X, 265, u. Skizzen 55), nach einer anderen
Stelle (Semper, Erdk. X, 254) aber von derselben Art, wie sie bei
den Negritos ublich ist. Die Manner und Weiber tragen eine ahnliche
Kleidung wie die "Indier", d. h. die christlichen Malaien. Um den
Leib uber Huften und Nabel werden buntgefarbte geflochtene Bander und
Messingstreifen getragen (Semper, Erdk. X, 260). Ausserdem tragen
Manner und Weiber einen Gurtel mit einer dicken Patronentasche,
welche ruckwarts hangt und in welcher der Buyo, der von ihnen auch mit
Leidenschaft gekaut wird, sich befindet (l. c.). Diese Tasche dient
auch als Stutzpunkt fur die kleinen Kinder, welche mittelst eines
Zeuges von der Mutter auf dem Rucken nach Zigeunerart getragen werden
(l. c.).

Ihre Schmucksachen gleichen denen der Negritos (Semper, Erdk. X,
260). Am Arme und in den Ohren tragen sie Messingringe, in einem Ohre
mitunter 6 Ringe, wodurch die Ohrlappen eine unnaturliche Verlangerung
erleiden (l. c.). Auch Glasperlen, Ohrgehange aus Silber oder schlecht
vergoldetem Kupfer kaufen sie gern von christlichen und chinesischen
Kramern ein (Semper, Erdk. X, 259). Ihre Waffen sind Bogen und Pfeile
(l. c. 261).

Ihre Rancherias bestehen nur aus wenigen Hutten, und diese selbst
liegen weit auseinander, so dass selbst die grossten Dorfer nicht
mehr als 20 bis 30 Hutten zahlen (Semper, Erdk. X, 258). Die Hutten
stehen auf Pfahlen, so dass man nur auf einer Leiter in das Innere
gelangen kann; in der Nacht wird die Leiter aufgezogen. Die Dacher sind
sehr dicht und solid aus Gras oder Rohr uber dem Gebalke hergestellt
(Semper, Erdk. X, 260, u. Skizzen 54). Das Innere der Hutte wird nur
durch eine Schwelle in Kuche und Wohnzimmer geschieden, der Rauch
muss sich durch die Thure und durch die Fensterluken (selten mehr
als zwei) den Ausweg suchen (Erdk. X, 259). Oft ist an das ubrigens
kleine und niedrige Haus eine ebenso armselige Scheune angebaut
(l. c.), und wenige Hutten giebt es, welche ohne eine Schmiede waren,
die stets den Ahnen, den Anitos, geheiligt ist (l. c. 262). Neben dem
Hause liegen gewohnlich zwei Scheunen, eine fur den Reis, die andere
fur den Mais (l. c. 257), ebenso sind auch in der nachsten Nahe kleine
Gotterhauschen angebracht (l. c.). Die Hutten selbst liegen auf freien,
sorgfaltig reingehaltenen (man denke an den Igorrotenschmutz!) Platzen
(l. c. 256), selbst der unter dem Hause befindliche freie Raum wird
sauber gefegt (Semper, Skizzen 55).

Die Catalanganen sind Ackerbauer, und zwar sind wie bei den Apayaos
Mais und Reis diejenigen Feldfruchte, welche nahezu ausschliesslich
cultivirt werden (Semper, Erdk. X, 257). Ausserdem bauen sie
Zuckerrohr, einen trefflichen Tabak, die Wurzeln: Samate, Ubi, Gabe
oder Gabi (l. c. 258), letztere ist uns schon bekannt, uberdiess
wird noch ein Strauch "Tuba" gezogen, dessen gepulverte Frucht zum
Betauben der Fische verwendet wird (l. c. 259). Sie zeichnen sich
durch die Sorgfalt aus, mit der sie ihre Acker von Baumstumpfen,
Steinen und Unkraut reinigen (l. c. 257; Semper, Skizzen 54). Ihr
Fleiss ist schon dadurch gekennzeichnet, dass sie--wenigstens vor
zwanzig Jahren--nur in einer einzigen Rancheria Buffel besassen und
zur Feldarbeit benutzen konnten, wahrend in allen ubrigen Dorfern
nur Menschenhande zur Verfugung standen (Semper, Erdk. X, 258,
Skizzen 54). Da sie keine Werkzeuge zum Saen und Ernten besitzen, so
mussen sie bei der Ernte muhsam jeden Halm mit einem kleinen Messer
abschneiden (Semper, Skizzen 54). Durch Anlage von Dammen suchen
sie ihre Felder vor Uberschwemmungen zu sichern (Semper, Skizzen
56). Durch Aufspeichern grosser Getreidevorrathe haben sie sich fur
die Zeiten der Hungersnoth, der Missernte &c. geschutzt, werden aber
durch diese weise Vorsicht geizig und ungastlich, sie weigern sich
sogar, etwas von ihren Vorrathen zu verkaufen (Semper, Erdk. X, 257,
u. Skizzen 55). Ausser den Fruchten ihrer Felder bildet Honig auch
einen Hauptbestandtheil ihrer Nahrung, wahrend sie das Wachs wie alle
Bergstamme an die Christen verkaufen (Semper, Erdk. X, 258). Da ihre
Flusse und Bache von Fischen wimmeln, so liefert das Fleisch derselben
nicht nur ihre wichtigste animalische Kost, sie sind vielmehr in der
Lage, selbst von ihrem Uberflusse an die Christen etwas zu verkaufen
und zwar sind es meist gesalzene Fische, welche der Gegenstand dieses
regen Handelsverkehrs sind (Semper, Erdk. l. c.). Der Fischfang selbst
findet auf alle mogliche Weise Statt: das Betauben der Fische durch die
Tuba-Frucht, das Ausspannen von Grundnetzen, die Benutzung von Angeln,
Fischreusen, das Sperren, alle diese Methoden werden nebeneinander
angewendet (Semper, Erdk. 258 n. f.; Skizzen 57).

Ihre Religion kennt zwei Gotterpaare, welchen zu Ehren grosse holzerne
Tafeln unter dem Dache der Thur gegenuber schrag befestigt werden, auf
den Tafeln sind Schriftzeichen angebracht, "die sehr an chinesische
erinnerten" (Semper, Erdk. X, 261). Die Namen dieser Gotterpaare
sind: Tschiehonau [25] mit einer Frau Bebenangan und Sialo mit
seinem Weibe Binalinga. Sie scheinen auch Gotteridole zu besitzen,
wenigstens erwahnt Semper, er hatte in einem Hause das geschnitzte
Bild eines Gottes gesehen (Semper, Erdk. l. c.). Im Juni wird diesen
Gotterpaaren zu Ehren in einem ihrer Dorfer ein Fest gefeiert, in
jener Rancheria ist ihnen namlich ein Haus geweiht, "worin der letzte
Priester Hantasan und sein Weib Talamajau [26] gewohnt haben"; seit
dem Tode dieses Priesterpaares kennen die Catalanganen keine Priester
mehr (Semper, Erdk. X, 261). Es ware sehr interessant, wenn wir uber
diese Sage mehr in Erfahrung brachten.

Wie bei allen Malaien der Philippinen wird auch hier den Seelen
der Ahnen, den Anitos, eine grossere Verehrung erwiesen, als den
eigentlichen Gottern. Anito wird die Seele eines jeden Todten,
der zu seinen Lebzeiten Grossvaterfreuden erlebte (Semper, Erdk. X,
262). Der Anito behalt auch als solcher den Namen, den er einst als
Mensch getragen. Vor den Hutten werden den altesten Anitos der Familie
rohe Hausmodelle von 1-1/2 bis 2 Fuss Hohe als Wohnsitz angewiesen,
dem altesten Anito aber ist "der kleine freie Platz vor der Leiter, auf
dem der Pilan (Reismorser) steht, geweiht; er darf weder durch Feuer
noch durch Essen entweiht werden" (Semper, Erdk. X, 262). Jungeren
Anitos sind eigenthumlich geformte Banke, auf denen dem Chinesischen
ahnliche Schriftzeichen eingeritzt sind (Semper, Erdk. l. c.),
geweiht. Anderen Anitos sind als Sitze Topfe in irgend einer Ecke
aufgestellt (Semper, Erdk. l. c. u. Skizzen 56). Die Catalanganen
heben die Perlenschnure und Schmucksachen ihrer Verstorbenen als
wunderthatige Reliquien auf und verkaufen sie, ahnlich den Apayaos,
um keinen Preis (Erdk. l. c.). Von jeder Schussel wird beim Speisen
den Anitos ein Theil geopfert, wahrend aber bei einigen Stammen Luzons
ein kleiner Rest zu dieser Art Libation verwendet wird, pflegen die
Catalanganen diess Opfer zu bringen, bevor sie zu essen beginnen
(Semper, Erdk. X, 263). Ahnlich den anderen Bergstammen feiern sie
den Anitos zu Ehren zur Saat- und Erntezeit allgemeine Feste (l. c.).

Ihre religiosen und nationalen Feste richten sich nach dem Laufe
der Sonne (Semper, Skizzen 57). Bei diesen Festlichkeiten bildet
Tanzen einen wichtigen Programmpunkt. Ihre Tanze sind pantomimische
Darstellungen der Liebe, und so tritt immer nur ein Paar auf: die
Tanzerin dreht sich mit unbeweglich ausgestreckten Armen um sich
selbst, wahrend der Mann wie rasend mit den Armen herumfuchtelt und
das Weib stampfend umkreist. Sinkt der Tanzer erschopft zur Erde, so
tritt sofort ein anderer fur ihn ein. Ihre nationalen Musikinstrumente
sind Gongs, welche mit flachen Handen bearbeitet werden. Ausser diesen
Liebestanzen besitzen sie auch einen Kriegstanz (Semper, Erdk. X, 263).

Die ehelichen Bande sind leicht zu losen: sind Eheleute gegenseitig
unzufrieden, so gehen die Gatten ohne jeden Ceremonienkram auseinander
und schliessen neue Ehen; trotz dieser Leichtigkeit der Ehescheidung
kommen solche Falle nur selten vor (Semper, Erdk. X, 264).

Die Sarge sind an beiden Enden offen; die Todten werden in ihren
Kleidern und Schmucksachen in diese Sarge gelegt, auch Habseligkeiten
werden mit hineingegeben. Unter grossem Heulen und Wehklagen der
Hinterbliebenen wird der Sarg unter dem Hause in die Erde gesenkt,
bemerkenswerth ist, dass bei dieser Gelegenheit die Trauernden um
das Grab herum knieen (Semper, Erdk. X, 263). Die Leichenfeier wird
mit einem Festschmause geschlossen (l. c. 264).

Prof. C. Semper ruhmt ihnen Achtung vor dem Eigenthume nach: Diebstahl
wird mit dem Feuertode bestraft (Semper l. c. 261).

Sehen wir von dem Flechten von Matten ab, so ist der wichtigste Zweig
ihrer Industrie die Verfertigung von Booten, welche sie an Christen
und chinesische Handler in Ilagan um einen geringen Preis verkaufen
(Semper, Erdk. X, 259).

Seit 30 Jahren sind sie der spanischen Regierung unterthan, doch
begnugt sich diese mit der Einhebung einer kleinen Kopfsteuer (dem
"Reconocimiento"), welche ein Commissar jahrlich einhebt. Die Spanier
haben in jedem Dorfe einen Gemeindevorsteher, den Gobernadorcillo,
durch Scheinwahl eingesetzt; diese Gobernadorcillos haben aber in ihrem
Dorfe weder Ansehen noch Macht, nur ihre Eitelkeit kann sich durch
das Tragen des silberbeschlagenen Amtsstockes und einer dunklen Jacke
befriedigt fuhlen und sie so fur die Lasten und Verantwortlichkeiten
entschadigen, die sie den spanischen Behorden gegenuber ubernehmen
(Semper, Erdk. X, 264).




31. Irayas.

Die Irayas wohnen sudlich von den Catalanganen, hauptsachlich an
der Westseite der Cordillere von Palanan. Auch uber sie berichtet,
wie uber den Bruderstamm der Catalanganen Prof. Semper auf das
Ausfuhrlichste. In ihren Adern rollt eine starke Dosis Negritoblut
(Semper, Skizzen 51 u. 54), was kein Wunder ist, da unter ihnen
"zu einer Familie verbunden" Negritos leben und Mischlinge beider
Rassen vorhanden sind (Semper, Erdk. X, 255 u. 264). Obwohl sie nun
zum Theile stark mit Negritoblut inficirt sind, so fand doch Semper
Anklange an eine "Abstammung von einem mongolischen Stamm", man
sieht aber trotzdem "unter ihnen mehr Leute, die sich dem tagalischen
Typus nahern" (Semper, Erdk. X, 264). Ihre aus geraden und krummen
[27] Linien bestehenden Tatowirungsmuster, ferner Schmucksachen und
Verzierungen sind dieselben, wie wir sie bei den Negritos jener Gegend
vorgefunden haben (Semper, Erdk. X, 254 u. Skizzen 55).

Ihre Hutten sind unsolid und schleuderhaft gebaut, vor Wind und Wetter
schlecht verwahrt (Semper, Skizzen 54), ganz im Gegentheil zu der
Reinlichkeitsliebe der Catalanganen wird aller Unrath unmittelbar vor
das Haus geworfen (Semper, Erdk. X, 264). Sie bauen Zuckerrohr und Reis
(Erdk. X, 265), bei ihrer Tragheit werden aber die Felder schlecht
bestellt, liefern daher im Vergleiche zu denen der Catalanganen
einen geringen Ertrag (Semper, Erdk. X, 264, u. Skizzen 54), trotzdem
speichern auch sie Vorrathe fur schlimme Zeiten auf (Semper, Skizzen
57). Als Hausthier und Mitarbeiter fur die Reisfelder wird allgemein
der Buffel gehalten (Semper, Erdk. X, 264, u. Skizzen 54). Wie bei den
Catalanganen, liefern auch ihnen Flusse und Bache reichliche Fischkost.

Ihre Religion beschrankt sich auf den Anitocultus allein
(Semper, Erdk. X, 265), die Gotterpaare der Catalanganen fehlen
ihnen (l. c.). Ob sie sonst andere Gotter besitzen, ist nicht
auszuschliessen, die Bemerkung, welche Semper an einer anderen Stelle
(Erdk. XIII, 94) macht, dass namlich die Religion der Irayas jener
der Igorroten ahnlich sei, lasst diese Deutung zu.

Im Gegensatze zu den dusteren und ungastlichen Catalanganen sind die
Irayas ein frohliches heiteres Volkchen, dessen Gastfreundlichkeit
nicht nur Negritos, sondern auch jene fluchtige Christen ("Remontados")
und entlaufene Verbrecher freundlich aufnimmt (Semper, Erdk. X, 265,
u. Skizzen 54 u. 55). Die Zahl der Christen, welche unter ihnen lebte,
schatzte Semper vor zwanzig Jahren auf 200 Kopfe (Semper, Erdk. X,
256). Die unter ihnen lebenden Negritos hatten Ackerbau, Religion
und Kleidung der Irayas angenommen (l. c.).

Die Irayas stehen in demselben losen Abhangigkeitsverhaltniss zur
spanischen Regierung, wie die Catalanganen, wie sie denn auch das
Institut der Gobernadorcillos besitzen (Semper, Erdk. X, 266).




32. Catabanganen (Catabanganes).

Die Catubanganen sind ein wilder Bergstamm in den Gebirgswildnissen
von Guinayangan in der Provinz Tayabas. Sie werden, so viel mir
bekannt ist, nur von Cavada I, 198, erwahnt, welcher von ihnen
nichts Anderes berichtet, als dass ihre Sitten jenen der Negritos
(welche ebenfalls in jenen Bergen hausen) gleichen, und dass sie
die christlichen Ortschaften bestandig uberfallen, um Vieh und
Getreide zu rauben. Die durftige Notiz ist Alles, und es lasst sich
unmoglich darnach entscheiden, ob wir hier die Trummer eines grosseren
selbstandigen Stammes oder verwilderte Abkommlinge von Remontados
mit Negritoblut gemengt vor uns haben. Vielleicht durfte das letztere
das Wahrscheinlichere sein.




33. Vicols [28].

Die Vicols bewohnen den sudlichsten Theil Luzons, im Norden
beginnt die Sprachgrenze an der Ostkuste bei Paracali und Mambulao
in der Provinz Camarines Norte, an der Westkuste aber schon bei
den ostlichen Gestaden der Provinz Tayabas, so dass die Vicols in
Camarines Norte die Hauptmasse, in Tayabas aber nur einen Bruchtheil
der Bevolkerung ausmachen. Camarines Sur, Albay, ferner die Inseln
Masbate, Ticao, Burias und die Inselgruppe der Catanduanes werden
von ihnen ausschliesslich bewohnt.

Die Vicols gehoren wie die Tagalen, Pampangos &c. zu jenen
Malaienstammen Luzons, welche schon in den Tagen der Conquista eine
gewisse Civilisation aufzuweisen hatten, sie sind auch die ersten
Bewohner Luzons, welche (in Albay zunachst) sich, und zwar im Jahre
1569, den Spaniern unterwarfen. Von den wenigen "wilden" Stammen,
welche in den Bergen von Camarines hausen, will ich am Schlusse dieses
Artikels Naheres mittheilen und mich vorerst mit den civilisirten
christlichen Vicol-Malaien beschaftigen.

Obwohl von kraftigem Korperbau (Buzeta I, 281), stehen sie dennoch
physisch wie geistig den Tagalen nach (Jagor, Reisen 120). Sie besitzen
nicht den stolzen kriegerischen Geist der Bewohner Nord-Luzons, sie
sind vielmehr friedfertig und demuthig (Cavada I, 213 u. 221). Obwohl
im Allgemeinen arbeitsam, so besitzen sie dennoch nicht jene
ausgebreitete Hausindustrie, welche wir bei den Tagalen vorgefunden
haben. Insbesondere unterscheiden sie sich von letzteren durch ihre
grosse Unreinlichkeit, die vorzuglich im Suden in die Augen fallt,
zumal, wenn in den betreffenden Orten kein weisser Pfarrer stationirt
ist (Jagor, Reisen 105). Hautkrankheiten und Kratze sind deshalb sehr
verbreitet (Jagor, Reisen 130). Dr. Jagor schreibt (Reisen 145):
"Ich glaube kaum, hier (Mambulao) eine Indierin ohne Kratzflecke
gesehen zu haben".

Ihre Hutten weichen in ihrer Bauart nicht von denen der Tagalen ab,
doch wird gewohnlich das leichteste Rohrmaterial zum Bau vorgezogen,
was in der Haufigkeit und Intensitat, mit der hier die Erdbeben
auftreten, seine Erklarung findet. Der Bau eines Hauses in Camarines
incl. Material kostet nicht mehr als vier bis funf Dollar (Jagor,
Reisen 125). Die Mobel beschranken sich wie bei den anderen Malaien
meist nur auf Matten. Das Innere der Hauser wird bei den Vicols bei
Armen durch Harzfackeln erleuchtet, wahrend Reichere zu diesem Zwecke
sich jener Lampen bedienen, welche auch den Tagalen bekannt sind
und aus einer grossen Schnecke mit eingelegtem Binsendochte bestehen
(Jagor, Reisen 127).

Als der hollandische Corsar Noort 1600 vor Camarines anlangte, fand
er die meisten der Bewohner fast nackt vor und die "Vornehmsten,
welche von den ehemaligen Landesfursten herstammeten, hatten sich
allerlei kunstliche Figuren in die Haut geritzet" (Allgem. Historie
der Reisen XI, 369). Auch die Bewohner der Catanduanes bemalten sich,
trugen jedoch ein armelloses Gewand (l. c. 398). Die heutige Tracht der
Vicol-Malaien ist decenter, die Tracht der Manner gleicht so ziemlich
jener der Tagalen, wohingegen die Frauen sich ganz anders als die
Tagalinnen kleiden. Vor Allem fehlt hier der Tapis und die Saya (Buzeta
I, 281), an Stelle derselben tritt der Patadion, ein Frauenrock, der
von der Hufte bis zu den Knocheln reicht, dann ein kurzes Hemd aus
Guinara-Stoff (Zeug aus Abacafasern) und ein Umhangtuch; im Haare wird
ein Kamm getragen (Jagor, Reisen 127). Statt des einfachen Waldmessers
der ubrigen Malaien Luzons tragen die Vicols den geflammten Kris der
mohammedanischen Malaien der Sunda (Scheidnagel 123).

Die Vicols bauen dieselben Getreidearten [29] und Culturpflanzen
wie die Tagalen, die grosste Sorgfalt wird aber dem Abaca-
oder Manila-Hanf zugewendet, denn in Camarines und Albay gedeiht
diese fur den Exporthandel der Philippinen so ungemein wichtige
Pflanze am besten. Herr von Scherzer (Novara-Reise I, 598) schreibt
daruber wie folgt: Um den Abaca-Hanf zu gewinnen, wird der Stamm,
sobald die Fruchtkolben, zum Vorschein kommen, von den machtigen
Blattern gereinigt und bleibt etwa 3 Tage hindurch der Gahrung
ausgesetzt. Hierauf wird derselbe in Stucke abgeschalt, und diese
werden unter Anwendung eines entsprechenden Druckes zwischen zwei
Eisen durchgezogen, um den durch die Gahrung murbe gewordenen Bast von
den zum Vorschein kommenden Hanffasern zu entfernen. Dieses Verfahren
wird so lange fortgesetzt, bis letztere rein genug erscheinen, um an
der Sonne getrocknet zu werden.

Aus den Facherpalmen wird in der Weise Zucker gewonnen, dass das
obere Ende des Stammes quer abgeschnitten wird, und zwar mit etwas
geneigter Schnittflache. Aus der Wunde quillt der zuckerhaltige Saft
(taglich 10 Quart), aus welchem der Zucker durch Einkochen gewonnen
wird; eine Palme liefert einen Reingewinn von 5 Mark, der Baum geht
aber auch ein (Jagor, Reisen 155 f.).

Auch Cacao wird vielfach gepflanzt, wenn auch nicht sorglich
gepflegt. Die Vicols geniessen die Chocolade, indem sie ihr gerostete
Pilikerne zusetzen (Jagor, Reisen 79). Da ein grosser Theil des
besiedelten Landes von Sumpfstrecken durchsetzt ist, und uberdiess
in der Regenzeit selbst die Strassen versumpfen, so sind die Vicols
auf die Construction eines Transportmittels verfallen, welches ihnen
die Fortschaffung von Lasten selbst im Sumpfgebiete gestattet. Es
ist diess die Pavava (man vgl. die Abbildung in Jagor, Reisen 118),
welche aus zwei parallelen Stangen besteht, die an ihren Obertheilen
einen gedeckten Kasten tragen. Die unteren Enden der beiden Stangen
schleifen auf der Erde, die oberen ruhen huftehoch uber der Erde
auf der Gabeldeichsel, deren untere Enden sich ebenfalls nach
hinten verlangern, so dass, wenn der Buffel diese schlittenartige
Pavava durch tiefen Sumpfbrei schleift, die zwei unteren Enden jener
Parallelstangen und die zwei hinteren Enden der Doppel-Deichsel die
Last tragen. -- Die Vicols besitzen zwar einen reichen Viehstand,
kummern sich aber nicht einmal um die Futterung ihrer Thiere
(Jagor, Reisen 123). Fischfang wird auch hier fleissig betrieben,
sie benutzen hierzu die faustgrossen Fruchte einer Barringtonie, indem
sie wegen ihres geringen specifischen Gewichtes statt des Korkes bei
den Netzen verwendet wird oder indem man ihre betaubende Eigenschaft
durch Ausstreuen pulverisirter Fruchte benutzt (Jagor, Reisen 152).

In ihren Sitten und Brauchen fallt zunachst der Umstand auf, dass sie
nicht so leidenschaftliche Raucher sind, wie die ubrigen Luzonier, sie
geniessen lieber den Tabak in der Weise, dass sie die Cigarren mit dem
Buyo zusammen kauen (Jagor, Reisen 127), obwohl ausserdem noch genug
geraucht wird. Uber ihre Brauche bei Geburten &c., ihren Aberglauben
ist mir Nichts bekannt. Dr. Jagor (Reisen 130) erwahnt, dass die
ersten Excremente eines neugeborenen Kindes unter dem Namen Triaca --
aus Theriacum -- als Universalmittel gegen Schlangen- und Hundebiss
angesehen werden. Von ihren Gespenstern sei der Calapitnan, der Herr
der Fledermause, erwahnt, der in der prachtvollen Tropfsteinhohle
bei Libmanan (Camarines Norte) seinen Sitz aufgeschlagen hat (Jagor,
Reisen 138). Obwohl seit drei Jahrhunderten Christen, sind sie nicht
nur sehr aberglaubisch, sondern auch lau in der Beobachtung der
kirchlichen Vorschriften (Cavada a. v. St.).

Ihre nicht grosse Industrie befasst sich meist nur mit feinen Webwaaren
und Stickereien (Scheidnagel 24), die Sinamay- und Nipis-Zeuge von
Camarines rangiren an Gute unmittelbar nach denen von Ilocos Diaz
(Arenas 291).

Vicol-Heiden. Ausser den christlichen und civilisirten Vicols wohnen
in den Provinzen Camarines Norte y Sur und Albay auch noch hie und
da in den Gebirgswildnissen zerstreut Horden von heidnischen halb-
oder ganz-"wilden" Vicol-Malaien, welche von den Spaniern falschlich
Igorroten (neben "Cimarrones") genannt werden. Sie sind allem Anscheine
nach Abkommlinge jener Malaien, welche in den Zeiten der Conquista vor
dem spanischen Joche in die ungangbaren Bergwalder flohen und dann auch
spaterhin durch dem Steuerdruck sich entziehende Vicols, also durch
"Remontados" frischen Nachschub erhielten. Waren doch die faulen Vicols
stets geneigt, den lastigen Frohnden und der strengen Kirchendisciplin
sich durch die Flucht in die Gebirgswalder zu entziehen, wir wissen ja,
dass in der ersten Halfte des XVIII. Jahrhunderts das Innere der Insel
Masbate eine dichte Bevolkerung von solchen Fluchtlingen, die selbst
von Luzon aus dort ihr Asyl gesucht hatten, besass (Fray Juan de la
Concepcion VIII, 142). Selbst heute noch kommt dieses "remontarse"
(sich in die Berge fluchten) haufig vor, die kleinen unbewohnten
Inseln an der Kuste von Camarines Norte beherbergen oft zahlreiche
solche Fluchtlinge--"los maritimos" genannt (Cavada II, 447)--, bis
der Hunger oder der Arm der Behorde sie wieder zur Ruckkehr in die
Heimath zwingt. In den ersten Jahrhunderten der spanischen Herrschaft,
bestandig wie ein Wild gehetzt, sanken sie zu nomadisirenden Horden
herab, die keine feste Niederlassung besassen, und in dieser Periode
ihrer Entwickelung scheinen sie mit den ein ahnliches Leben fuhrenden
Negritos engere Beziehungen angeknupft zu haben, wenigstens weist Jagor
(Reisen 106) bei den Heiden von Isarog nach, dass sie Mischlinge von
Vicol-Malaien und Negritos waren.

Solche Vicol-Heiden leben um die Vulcane Isarog, Iriga, um Buhi,
um den Vulcan Mazaraga, in der Cordillere von Caramuan, in der Nahe
der Orte Libog und Tabaco. Aus dem Jahre 1848 liegt uns bei Diaz
Arenas sogar eine Schatzung der Zahl dieser Heiden, und zwar jener
der Provinz Camarines Norte vor; darnach gab es dort in jenem Jahre:
3703 die Oberhoheit der spanischen Krone anerkennende "Infieles",
8000 Cimarrones del Isarog, 500 Cimarrones del Iriga, 300 Cimarrones de
Buhi und 4000 Cimarrones der Cordillere von Caramuan. Die Zahlenangabe
bezuglich der Heiden vom Isarog ist offenbar ein Druckfehler, die
Zahl scheint mir zu hochgegriffen zu sein. Ich will nun die einzelnen
Horden naher in Betrachtung ziehen.

Da mir uber die Heiden der Cordillere von Caramuan nichts Naheres
bekannt ist, so gehe ich sofort zu den Heiden vom Isarog uber. Diese
wohnen bei dem genannten Vulcane in der Nahe der Pueblos Goa,
Pili, Lagonoy, Bula, Quipayo &c. Sie sind zahlreich, in den drei
Rancherias von Mahaluas (Magarao?), Siano und Paltoc sollen allein
2000(?) leben (Cavada I, 213). Nach Jagor (Reisen 163 u. 168) ist
ihre Zahl durch Kampfe mit den spanischen Finanzwachsoldaten und
durch Fehden untereinander im Abnehmen begriffen. Jetzt haben die
Kampfe mit den Spaniern aufgehort, indem diese den Heiden den Ertrag
ihrer Tabakfelder abkaufen (l. c. 164), und andererseits durch die
liebenswurdige und hochherzige Verwendung des Dr. F. Jagor ihnen
von der spanischen Regierung eine Anzahl von Begunstigungen zu
Theil wurden. Jagor (l. c. 162) erwahnt von ihnen: "Sie sind es,
die nach dem Urtheil des Pfarrers von Camarines die Vicol-Sprache am
reinsten sprechen. Ihre Sitten und Gebrauche sind in vielen Punkten
denen, welche die Spanier bei ihrer Ankunft vorfanden, sehr ahnlich,
andererseits erinnern sie vielfach an diejenigen, welche noch heute
bei den Dayaks herrschen". An letztere erinnert auch die freilich
im Erloschen begriffene Sitte, den, wenn auch naturlichen Tod eines
Verwandten, durch die Ermordung des ersten besten Fremden zu rachen
(l. c. 171), da aber dem Ermordeten der Kopf nicht abgeschlagen wird,
so ist diess eher auf ein Herubernehmen des ahnlichen Negritobrauches
zuruckzufuhren, denn die Heiden vom Iriga beweisen durch eine leichte
Krauselung ihres Haares (l. c. 170), dass auch Negritoblut in ihren
Adern rollt. Einen Schadel, der von einem erschlagenen Heiden vom
Isarog herruhrte, erklarte Prof. Virchow in gewissen Beziehungen
ahnlich mit den Malaien-Schadeln von den Sunda-Inseln, noch mehr aber
mit Dayak-Schadeln (Jagor 169 u. 92). Die in der Nahe von Quipayo
hausenden Isarog-Heiden haben keine festen Niederlassungen, sondern
schweifen wie die Negritos unablassig herum (Cavada I, 213), die
anderen aber besitzen Hutten, welche hie und da vereinzelt im Walde
stehen (Cavada I, 213 u. 221), nur diejenigen, welche der spanischen
Regierung unterthan geworden, wurden gezwungen, in kleinen Weilern,
deren Hutten aber auch weit auseinanderliegen, zu wohnen (Jagor,
Reisen 163). Den Zugang zu ihren Hutten schutzen sie durch Fussangeln
oder Fusslanzen, welche mit Blattern und Reisig geschickt verdeckt
sind (l. c. 166). In der Gestalt und Bauart unterscheiden sich ihre
Hutten in Nichts von denen armer Vicol-Christen (l. c. 167). Sie
bauen Bataten, Caladium, Mais, Zuckerrohr, Tabak (Jagor, Reisen 167;
Cavada I, 213), und jene, welche in den oben erwahnten Rancherias
Mahaluas, Siano und Paltoc leben, selbst Cacao, Abaca, Camote
(Cavada, l. c.). Hausthiere sind Hunde, Katzen und Huhner (Jagor I,
168). Bei jenen Isarog-Heiden, welche Dr. Jagor kennen lernte, waren
die Weiber decent, wie christliche Indierinnen gekleidet (Jagor,
Reisen 167), wogegen in jenen drei Rancherias die Weiber ebenso
wie die Manner nur einen Lendenschurz tragen (Cavada I, 213). Ihre
Waffen sind Pfeile, Lanzen, runde holzerne Schilde am Rande mit
Rotang beflochten und das Campilan-Waldmesser (Jagor, Reisen 169;
Cavada, l. c.). Die Pfeile sind vergiftet (Cavada, l. c.). Wahrend
einige Horden die Christen durch Rauberuberfalle belastigen (Cavada I,
212), ist die Mehrzahl der Isarog-Heiden mit denselben in freundlichem
Verkehr, denen sie ihre Bodenproducte, ferner Honig, Wachs und Harze
verkaufen (Jagor, Reisen 168; Cavada I, 213). Sie leben gewohnlich
nur mit einer Frau, obwohl Polygamie gestattet ist; die Frau wird
um den Durchschnittspreis von 10 Waldmessern und 10 bis 12 Dollars
baar gekauft (Jagor, Reisen 171). Der Vater der Braut veranstaltet
einen Schmaus, bei dem grosse Mengen Palmwein vertilgt werden (Jagor,
Reisen 172). Ihre musikalischen Instrumente sind Laute, Guitarre nach
spanischem Muster und Maultrommeln aus Bambusrohr (Jagor, Reisen 167).

Die Heiden vom Iriga sind dunkelbraune Mischlinge von Negritos und
Indiern, obwohl nur einige krauses Haar besitzen (Jagor, Reisen
106). Ihre Hutten sind bequem gebaut (Jagor, l. c.) und mit einem
Hausgerathe versehen, welches aus Cocosnussschalen, Bambusgerathe,
irdenen Topfen und Waffen besteht (Jagor, l. c. 107). Die Tracht der
Manner beschrankt sich nur auf ein Schamband, wahrend die Weiber
einen Schurz tragen, der den Unterleib und die Oberschenkel, von
der Hufte bis zu den Knieen, deckt (Jagor, l. c.). Sie bauen einige
Knollengewachse und etwas Zuckerrohr an (Jagor 106). Zur Jagd auf
die Wildschweine dienen vergiftete Pfeile (Jagor 107), deren Gift
aus zwei unbekannten Baumrinden bereitet wird. Das fertige Gift hat
die Consistenz einer zahen Salbe. Fur einen Pfeil braucht man nur
ein haselnussgrosses Stuck, worauf der vergiftete Pfeil mit seiner Wirkung fur viele Schusse ausreicht (Jagor 112). Mit den Christen unterhalten sie Handel und Verkehr.

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