21. Calauas oder Itaves.
Die Calauas (sprich: Cala-u-as) wohnen von Santacruz (an einem Zuflusse des Rio Chico de Cagayan) bis Nachsiping am Rio Grande. Sie reichen bis Piat und Tuao im Suden und Malaueg im Norden, nach letzteren Orten werden sie und ihr Idiom auch Malaueg oder Malauec genannt. Bei den nordlichen Stammen ist der Name Itaves der gebrauchlichere, im Suden aber Calauas. Ihre Tracht erinnert an ihre Nachbarn, die Guinanen, wahrend ihre ganze Lebensweise in's volle Gegentheil schlagt. Sie sind noch friedfertiger als die ihnen nach Mas (pobl. 28) ahnlichen Gaddanen, und zeichnen sich besonders durch fleissigen Feldbau aus. Nachst Reis wird am intensivsten Tabak gebaut, dessen Anpflanzung sie eine besondere Pflege zuwenden (Buzeta I, 56). Ihr Tabak wird als der beste der Provinz Cagayan bezeichnet, und das will so viel sagen, als dass der Tabak des Calaua-Gebietes der beste der Philippinen ist. Nach der Tabakernte werden die gesammelten Blatter zuerst einem Gahrungsprocesse unterworfen, dann aber wieder an der frischen Luft getrocknet. In kleine Ballen gepackt wird dann der Tabak nach Ilocos Sur und Abra eingeschmuggelt (Mas, pobl. 8; Buzeta I, 56).
Religion unbekannt. Sie sind wie die Guinanen noch unabhangig, doch ist in diesem Jahre ein Truppencorps gegen sie abgeschickt worden, um sie zu unterwerfen.
22. Gamunangen und Bayabonanen.
Der Name dieser beiden Stamme findet sich nur an einer einzigen Stelle bei Mas (pobl. 41) vor, nach dieser leben sie in den Bergen ostlich und sudostlich von Tuao. Es ist nicht so unwahrscheinlich, dass sie nur Zweige eines grosseren Stammes, etwa der Dadayag sind.
23. Dadayags.
Die Dadayags oder Dadayas wohnen in der Provinz Cagayan, und zwar am linken Ufer des Mittellaufes des Rio Grande de Cagayan (jedoch nicht unmittelbar an diesem Strome), etwa in der Hohe des Ortes Cabagan. Uber ihre Lebensweise ist nichts Naheres bekannt.
24. Nabayuganen (Nabayuganes).
Dieser Volksstamm wird auch nur einzig und allein von Mas (pobl. 41) erwahnt. Sie wohnen im Westen von Malaueg, einem Orte, welcher an einem der nordlichsten Nebenflusse des Rio Chico de Cagayan liegt. Die Nabayuganen sind im Besitze eines eigenen Idioms. Das ist Alles, was wir gegenwartig von ihnen wissen.
25. Aripas.
Die Aripas (auch Aribas, Aripanes genannt) wohnen in dem Landstriche sudlich von der Vereinigung des Rio Grande und Rio Chico de Cagayan zwischen Nagsiping und Tubang, dann hausen sie auch in dem sudlichen Theile jenes Gebirgszuges, welcher die Wasserscheide zwischen dem Stromsystem des Rio Grande de Cagayan und dem Rio Apayo bildet.
Sie sind sehr friedfertiger Natur (Buzeta I, 310). Ein Theil von ihnen giebt den Missionaren grosse Hoffnung baldiger vollstandiger Bekehrung.
26. Calingas.
Nach Semper (Erdk. X, 256) scheint der Name Calinga eine Collectivbezeichnung "unbekannter" Bedeutung zu sein, da so auch alle die Provinzen Isabela, Cagayan und Nueva Vizcaya bewohnenden Infieles (Heiden) genannt werden, Semper nennt deshalb auch die Irayas Calingas. Ich bezeichne hier mit diesem Namen jenen heidnischen Malaienstamm, welcher in demselben Gebirge wie die Aripas nur mehr im nordlichen Theile wohnt und speciell Calingas genannt wird. Uber sie ist wenig bekannt. Sie sollen viel chinesisches Blut in ihren Adern haben (Schadenberg 165). Sie sind kriegerischer als die Aripas. Nach der Zahl der getodteten Feinde ziehen sie Streifen auf ihre Arme (Bastian, Reisen V, 274).
27. Tinguianen.
Die Tinguianen werden auch Itanegas, Tinggianes, seltener Tingues (so bei Morga) genannt. Sie bewohnen ein sehr ausgedehntes Gebiet, welches von Candon in Ilocos Sur sich ungefahr bis zum Mte. Pacsan an der Grenze Cagayans und Ilocos Norte ausdehnt, ja ihre am meisten nach Suden vorgeschobenen Niederlassungen reichen bis Santa Cruz in der Nahe der Punta Darigallos (Namagpacan), so dass sie die Bewohner von drei Provinzen sind, namlich von Ilocos Sur, Abra und Ilocos Norte. Der an der Kuste von Ilocos Sur 1736 begrundete Pueblo Santiago war die erste christliche Niederlassung derselben, fruher scheinen sie nicht bis zu den Gestaden des Meeres gereicht zu haben, sie gehen hier auch allmahlich in die Ilocanen auf, indem sie deren Sprache annehmen, so dass der sudliche Theil der Tinguianen unrettbar der Entnationalisirung anheimgefallen ist. Besser erhalten sie sich in den am linken Ufer des Abra liegenden christlichen Pueblos Banguet und Tayun, obwohl auch hier durch ilocanische Zuwanderer Gefahr droht. Die christliche Religion tragt auf den Philippinen am meisten zur Entnationalisirung bei, es trifft bei allen bekehrten Malaien dasselbe Bild ein mutatis mutandis, das wir von den Tagalen entworfen haben.
Bei den Spaniern finden wir die Neigung vor, die Tinguianen fur einen von den ubrigen Bergstammen Luzons ganzlich verschiedenen Stamm zu halten, indem sie ihre diessfallige Meinung auf die sehr helle Hautfarbe und ihre grosse Friedfertigkeit hinweisen. Es ist diess ganz ungerechtfertigt, und diese Meinung konnte nur so lange eine gewisse Berechtigung haben, als man eben nur die Igorroten und Apoyaos kannte, welche allerdings durch ihre Grausamkeit und Kriegslust einen grellen Gegensatz zu den gutmuthigen Tinguianen darstellten. Wir haben aber gesehen, dass die Bergstamme Luzons nicht insgesammt Kopfjager und Bluthunde sind, sondern, dass es vielmehr genug Stamme giebt, die an Friedfertigkeit den Tinguianen in gar Nichts nachstehen. In ihren Sitten und ihrer religiosen Anschauung liegt gleichfalls nichts, was die Meinung rechtfertigen konnte, die Tinguianen seien ein zu der Gesammtheit der nordluzonischen Stamme im Gegensatze stehender Stamm.
Ihre Hautfarbe ist, wie einstimmig berichtet wird, sehr hell, die Nase oft adlerartig gekrummt (Mas, pobl. 13). Allgemein [19] wird behauptet, dass die Tinguianen den Chinesen in Gestalt wie Kleidung ahnlich sahen; mit Bezug auf die Tracht sollen sie kaum von den Fischern der chinesischen Provinz Fukiang oder Fokien zu unterscheiden sein, doch berichtet Mas selbst, dass ein genauer Kenner des Chinesischen, der Erzbischof Segui, erklart hatte, dass in der Sprache der Tinguianen gar nichts vorhanden ware, was nur einigermassen an das Chinesische erinnern konnte. Diess ist von Wichtigkeit, wenn man bedenkt, mit welcher Vorliebe die spanischen Schriftsteller jeden Stamm als von Chinesen abstammend hinstellen, sobald in den Gesichtszugen seiner Individuen Anklange an den mongolischen Typus sich vorfinden. Jedenfalls ware es angezeigt, bevor nicht eingehende Untersuchungen Statt gefunden haben, sich dieser Chinesentheorie gegenuber sehr reservirt zu verhalten. Die Adlernase stimmt nicht sehr zu dem Bilde eines Chinesen. Was die Sage anbelangt, wonach die Tinguianen die Abkommlinge der Chinesischen Piraten waren, welche der Cortes der Philippinen D. Juan de Salcedo 1574 von Manila zuruckschlug und das Jahr darauf aus dem Golfe von Lingayen in die Chinesische See zuruckwarf, so kann ich diess ganz ruhig fur eine Erfindung der spateren Zeit erklaren, denn bei meinen langjahrigen Studien zur Geschichte der Philippinen habe ich speciell die Schicksale jenes ritterlichen Salcedo mit besonderem Fleisse und Interesse verfolgt und fand hierbei, dass die zeitgenossischen Chronisten von dieser Angelegenheit gar nichts wissen, sondern im Gegentheil ausdrucklich erklaren, dass alle Piraten, welche an's Land stiegen, von den erbitterten Indiern niedergemetzelt wurden. Erst gegen Ende des XVII. Jahrhunderts kam die Sage auf, einige (!) jener Piraten waren aus Pangasinan nach den Bergwildnissen des Innern entkommen und hatten mit eingeborenen Weibern die Bastardrassen der Igorroten und Tinguianen erzeugt. Der geschwatzige Fr. Juan de la Concepcion und sein Epitomator Fr. Martinez de Zuniga haben dann ihr Scharflein dazu beigetragen, dass zu Ende des vorigen Jahrhunderts die Sage fur ein Factum angenommen wurde und zum Theile auch heute noch angenommen wird. Chamisso hat diese Erdichtung einer spateren Zeit auch nach Deutschland gebracht.
Von den benachbarten Igorroten unterscheiden sie sich vortheilhaft durch ihre Reinlichkeit. Charakteristisch bei ihrer Tracht ist die turbanahnliche Kopfbedeckung, welche aus einem langen Stucke Zeug besteht, dessen Enden gracios uber Schulter und Rucken fallen. Die Manner tragen eine vorne zuschliessende Jacke, wie sie die chinesische Kustenbevolkerung tragt, und weite Pantalons. Die Weiber gehen in derselben Tracht umher wie jene der Igorroten, nur sind die Kleiderstoffe der ersteren weiss (Buzeta I, 55), wahrend die letzteren dunkelblaue oder blau und weiss gestreifte Zeuge vorziehen. Man sieht also, dass auch hier sich kein Gegensatz zu den Igorroten herausklugeln lasst. Vornehme Frauen tragen Gewander, welche mit reichgestickten weissen oder rothen Bandern verziert sind (Buzeta, l. c.). Den Kopf umwinden sie mit dem Turban oder einer schmaleren Binde (Buzeta, l. c.; Ilustr. 1860, n. 12, p. 153). Der Unterarm wird vom Ellenbogen bis zum Handgelenke mit Armbandern geschmuckt. Dieselben bestehen aus buntfarbigen Glasperlen oder Steinchen, letztere kommen von den Batanes-Inseln her und werden von den Tinguianen auf den Markten der Pueblos von Ilocos eingekauft (Ilustracion 1860, n. 14, p. 164). Diese Armbander drucken durch ihre Schwere die Arme wund, die Eitelkeit tragt aber uber den Schmerz den Sieg davon. Auch die untere Halfte der Waden wird mit diesem beschwerlichen Schmucke versehen (Buzeta I, 55; Ilustracion 1860, n. 12, p. 153). Ohrgehange und Geschmeide aus Kupfer und Silber tragen sie in derselben Weise wie die Igorroten (Scheidnagel 125).
In ihren kleinen Dorfern leben sie in glucklicher Zufriedenheit. Ihre Waffen, die Lanze und eine Axt "Aliva", deren Eisenflache Quadratform besitzt mit einer ruckwarts befindlichen Spitze, dienen nur zur Abwehr der Angriffe ihrer blutdurstigen Feinde, der Guinanen [20]. Sie bauen Reis in reichlicher Menge (Mas, pobl. 12), ebenso besitzen sie einen reichlichen Viehstand an Buffeln, Rindern und Pferden (l. c.). Wie wir wissen, sind die Igorroten auch Ackerbauer und Besitzer von Vieh, sehen sich aber gezwungen, sowohl Reis wie Vieh von den Christen einzukaufen, wahrend die Tinguianen beides auf die Markte von Ilocos bringen (Buzeta I, 55). Ihre Felder besitzen ebenfalls ein kunstliches Berieselungssystem (Buzeta, l. c.). Sie sind nicht ohne Industrie, besonders ihre Holzschnitzarbeiten haben einen guten Ruf; die Igorroten von Abra wagen sich sogar an das Schnitzen von Figuren (Scheidnagel 126). Ausser mit Reis und Vieh erscheinen sie auch mit Goldstaub, Wachs und Hauten auf den Markten von Ilocos. Holz wird von ihnen auf dem Wasser ihrer Flusse herabgeschwemmt (Buzeta I, 58). Sie kommen bis auf den Markt von Vigan (Ilustr. 1860, n. 14, p. 165).
Ein Theil von ihnen ist bereits zum Christenthum bekehrt. Die ubrigen haben einen ahnlichen Ahnencultus wie die ubrigen Malaien Luzons; ob sie ausser den Seelen ihrer Vorfahren andere Gotter verehren, ist mir unbekannt. Wie alle philippinischen Malaien haben auch sie vor Schlafenden eine grosse Scheu, ihr starkster Fluch lautet: "mogest du im Schlafe sterben!" (Mas, pobl. 14). Dieser Fluch beruht nach Jagor (Reisen 132) auf dem Glauben, dass, wie schon erwahnt, die Seele im Traume den Korper verlasse.
Die Geburt [21] geht ungemein leicht von Statten, die Mutter eilt nach der Reinigung sofort zur gewohnten Arbeit. Die Reinigung besteht darin, dass die Mutter das neugeborene Kind unmittelbar nach der Geburt in das Wasser eines Baches oder Flusses taucht, ist kein Wasser in der Nahe, so reinigt sie es mit einem Bananenblatt oder Halmen. Nach dieser Reinigung giebt die Mutter dem Kinde irgend einen Thiernamen.
Ehen werden durch die Eltern vermittelt, sobald sie eine gegenseitige Neigung an ihren Kindern wahrnehmen. Durch einen Trommler--"Batintin" genannt--werden die Hochzeitsgaste eingeladen. Das Hochzeitsfest beginnt schon zeitlich Morgens, es besteht aus einem Schmause und Trinkgelage. Der Speisezettel hat nur Reis und Braten von Schweinen, Rindern und Buffeln aufzuweisen. Die Getranke sind verschiedene aus Zuckerrohr oder Reis bereitete Branntweinsorten. Das Bankett entbehrt auch nicht der Tafelmusik, obwohl sie ausser der Trommel nur zwei Instrumente besitzen, namlich Floten aus Rohr und zwei Gattungen Guitarren. Letztere werden aus Rohrstuckchen zusammengesetzt und sind dreisaitig, jedoch werden die Saiten nicht aus Thierdarmen, sondern aus den Blattfasern einer weiter nicht genannten Pflanze bereitet. Die Pausen wahrend des Schmauses, an dem die gesammten Bewohner des Dorfes Theil nehmen, werden durch Tanz ausgefullt.
Abends fuhrt der Angesehenste die Neuvermahlten in ihre Hutte, wo sie das Brautbett in Gestalt einer auf den Boden gelegten machtigen Matte erwartet. Auf die Matte legen sich die jungen Eheleute in der Weise nieder, dass zwischen ihnen ein Raum von zwei Ellen Entfernung frei bleibt, wo sich ein 6- bis 8jahriger Knabe niederlasst, denn bis zum nachsten Tage darf die Ehe nicht vollzogen werden, ja nicht einmal Worte miteinander zu wechseln ist den Gatten erlaubt.
Die Ehen werden leicht und rasch geschieden, man geht zum Dorfaltesten oder (in einem bereits spanisch gewordenen Dorfe) zum Gobernadorcillo, der gegen eine Abgabe von 5 Pesos, 2 Buffeln, 2 Schweinen, 2 Cavanen Reis, 2 Tinajas Palmwein die Ehe scheidet. Diese Geldbusse zahlt jener Gatte, welcher die Scheidung beantragt. Die Ponalsumme wird zu einem grossen Festschmause verwendet, an dem wie bei der Hochzeit das ganze Dorf Theil nimmt. Bei einer Scheidung bleiben die Sauglinge der Mutter, die ubrigen Kinder werden nach dem Willen jenes Gatten vertheilt, welcher der passive Theil, d. h. der Nichtbeantrager war. Ist aber ein Streit oder gar ein Verbrechen die Ursache der Scheidung, so verliert der schuldige Theil das Recht, uber den Verbleib oder die Zuweisung der Kinder zu entscheiden. In diesem Falle muss auch der schuldige Theil die oben erwahnte Geldbusse zahlen, selbst wenn der andere Gatte die Scheidung beantragt. Bei jenen Tinguianen, welche spanische Unterthanen geworden sind, wird mitunter an den Provinzgouverneur appellirt.
Die Reichen schliessen auf diese Weise 15 bis 20 Ehen nacheinander; bei den Armen finden Ehescheidungen selten oder gar nicht Statt, indem sie nicht im Stande sind, jene unumgangliche Geldbusse zu zahlen. Es ereignet sich mitunter, dass ein Mann drei, vier Mal eine und dieselbe Frau heirathet und sich wieder scheiden lasst.
Wird ein Tinguiane krank, so erhalt er so gut wie keine Pflege; sobald die Krankheit einen derartigen Verlauf nimmt, dass keine Hoffnung auf Genesung vorhanden ist, so wird der Kranke von den Seinen lieblos verlassen, und muss ahnlich wie der Eskimo sein Leben beschliessen. Kaum hat der Sterbende den letzten Athemzug gethan, so wird auch schon seine Leiche aus der Wohnstatte herausgeschafft und dicht unter der Hutte vergraben. Uber dem Grabe werden grosse Steine aufgehauft. An gewissen Tagen des Jahres werden auf diese eigenthumlichen Grabmonumente Lebensmittel gelegt, damit die Seelen der Verstorbenen ihren Hunger stillen konnten.
Die Namen der Verstorbenen werden von deren Hinterbliebenen nicht mehr genannt, so dass, wenn man einen Tinguianen nach dem Namen eines seiner Ahnen fragt, dieser den Fragesteller an einen Kameraden weist, da er selbst die Antwort nicht ertheilen durfe. Diese Sitte ist fur die spanischen Beamten keine Erleichterung in ihrem Dienste.
Im Jahre 1624 begannen die ersten unglucklichen Versuche der Spanier, die Tinguianen zu unterwerfen, erst seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts drang die spanische Herrschaft immer mehr in die Berge und Thaler jenes intelligenten Stammes vor, bereits 1848 zahlte man, nach Diaz Arenas, 8717 Tinguianen, welche die spanische Hoheit anerkannten, wahrend heute nur ein geringer Theil noch seine Unabhangigkeit bewahrt hat. In diesem Theile Luzons breitet sich das spanische Hoheitsgebiet sehr rasch und unblutig aus.
28. Adangs.
Der Name der Adangs hat zahlreiche Variationen und Lesearten aufzuweisen: Adangtas, Adanginos, Adanes, Adamitas. Sie wohnen im nordwestlichen Winkel Luzons, um den Pueblo Adan(g) und den gleichnamigen Berg [22]. Ihre Zahl ist keine grosse, trotzdem bilden sie eine Nation fur sich, indem ihre Sprache keine Ahnlichkeit mit jener ihrer Nachbarn (der Ilocanen, Tinguianen, Apoyaos, Cagayanen) besitzt (Buzeta y Bravo I, 271). In ihren Sitten haben sie vieles, was an die Apayaos erinnert (Ilustr. 1860, n. 17, p. 200). Seit 1720 begann ihre Christianisirung, und bald erfolgte auch die Grundung des christlichen Pueblos Adan(g) (Mozo 73). Das Christenthum wird auch hier tagalisirend einwirken.
29. Apayaos.
Der gefurchtete Kriegerstamm der Apayaos wohnt in den Bergregionen des Stromgebietes des Rio Apayao, ferner in dem nordlichen Theile der Ostabhange jenes Gebirges, welches die Provinzen Cagayan und Ilocos Norte scheidet. Im Suden reichen sie bis zur Stadt Malaueg (oder Malauec) im Stromgebiet des Rio Chico de Cagayan. Sie werden auch Apayos oder Apoyaos genannt.
Ihre Hutten sind aus Balken einer Cedergattung "Danigga" erbaut, sie ruhen auf sehr hohen Pfeilern, wahrend die Dachbedeckung durch Rohr ahnlich wie in Ilocos hergestellt wird (Mas, pobl. 28). Der Grundriss ist stets viereckig und an den vier Ecken stehen machtige grosse Pfeiler. Der Fussboden besteht aus glatt zugehauenen Cederdielen, die Zwischenwande sind aus Palmblattern verfertigt. Der Feuerherd ist in einer Ecke der Hauptwohnung angebracht. Wodurch sie sich aber vor allen ubrigen Bewohnern Luzons auszeichnen, ist die Sorgfalt, mit der sie das Innere ihrer Hutten ausschmucken, besonders beliebt sind chinesische Kruge und Vasen (Buzeta I, 57). Sie bauen auch Getreide, insbesondere Mais (Buzeta, l. c.). Auch Tabak wird, und zwar im grossen Stile, angepflanzt und damit ein schwunghafter Schmuggel getrieben (l. c.). Sie pflanzen auch einen vorzuglichen Cacao, den sie nach Ilocos exportiren (Mas, pobl. 28; Buzeta, l. c.).
Ein Theil der Apayaos ist bereits christlich geworden (Buzeta I, 306), die ubrigen hangen fest an ihrem alten Glauben, der in einem intensiven Ahnencultus besteht. Die Waffen und Schmuckgegenstande der verstorbenen Ahnen werden an den Wanden der Hutten aufgehangt, und um diese Trophaen herum rothgefarbte Bejuco-Stabe, zu verschiedenen Figuren zusammengestellt, an der Wand befestigt (Buzeta I, 60), oder es wird die Lanze [23] des Ahnen in die Wand gebohrt und mit rothgefarbtem Bejuco-Geflecht oder den aus bessern Zeugen bestehenden Lendenschurzen [24] des Verstorbenen behangt (Mas, pobl. 16). Zu den Seiten dieser Trophaen werden Matten, verfertigt aus der Rinde des Afutag-Baumes, aufgespannt oder befestigt (Buzeta, l. c.). Dabei fehlt nie ein eigenthumlich geformtes irdenes Trinkgeschirr, aus welchem sie bei ihren Festgelagen den Anitos, d. h. den Seelen ihrer Vorfahren, Libationen darbringen (Mas, pobl. 16; Buzeta I, 60). Diese Trophaen werden von ihnen angstlich gehutet und sind ihnen auch zu keinem Preise feil.
Auch sie sind Kopfjager. Starb einer, insbesondere ein Vornehmer, so machten sich seine Verwandten auf, um auf die Kopfjagd auszugehen. Je hoher im Ansehen der Verstorbene stand, desto mehr Kopfe sollten zum Todtenopfer fallen (Mozo 69; Buzeta I, 306). Sie legen sich dann in einen Hinterhalt, um dann plotzlich den arglosen Reisenden zu uberfallen und mit Lanzenstichen zu todten, worauf sie den Kopf abschneiden, den ubrigen Leichnam aber am Orte der Blutthat zurucklassen. Die erbeuteten Schadel werden dann um den Todten aufgestellt, worauf ein Schmaus und Trinkgelage Statt findet, bei welchem viehisch gegessen und getrunken wird. Ist diese larmende Festlichkeit voruber, so wird dann erst der Leichnam bestattet, und zwar werden ihm in das Grab Speisen, Getranke und jene Feindesschadel mit hineingegeben (Mozo 69). Heute ist diese grausame Sitte im Abnehmen begriffen, nur die im Quellgebiete des Rio Apayao lebenden Apayaos wollen davon nicht lassen. Viele Apayaos sind bereits spanische Unterthanen geworden.
30. Catalanganen.
Die Catalanganen sind nur ein Zweig der Irayas, verdienen aber eine Sonderstellung, weil sie in ihren Sitten, Brauchen und Anschauungen von den letzteren ganzlich abweichen. Ihren Namen erhielten sie von dem Rio Catalangan, einem rechten Zuflusse des Rio Grande de Cagayan, an dessen Ufern ihre Hauptsitze zu suchen sind (Provinz Isabela).
Prof. Semper halt sie fur stark mit chinesischem Blute gemischt und bemerkt hieruber: "Die Abstammung von der mongolischen Rasse liess sich auf den ersten Blick erkennen, an dem hohen Korperbau der Leute, dem langlichen schmalen Gesichte mit stark zurucktretendem Kinn und der hohen, von Haarwuchs freien, aber sehr nach hinten gekrummten Stirn, an den starken Backenknochen und den kleinen Augen" (Erdk. X, 257). Innere historische Grunde sprechen gegen eine starke Beimischung chinesischen Blutes. Semper nimmt auch Mengung mit Japanen oder wenigstens starken japanischen Einfluss an (Semper, Erdk. X, 265, und Skizzen 55). Unter den Catalanganen leben friedlich Negritos (Semper, Erdk. X, 260; Cavada I, 81). Was die gunstigen Seiten ihres Charakters anbelangt, so werden ihre Friedfertigkeit, welche aber nur ihrer grossen Feigheit zu verdanken ist, ihre Ordnungsliebe, Subordination, Nuchternheit und Frugalitat geruhmt, ihnen dagegen aber Habsucht, Geiz, Indolenz, Ungastlichkeit &c. vorgeworfen (Semper, Erdk. X, 261). In Bezug auf letzteres hebt Cavada gerade das Gegentheil hervor, vielleicht im Irrthume begriffen, indem er die Irayas meinte, oder es hat seit Semper's Besuch ein Umschwung Statt gefunden.
Sie tatowiren sich, die Muster sind chinesischen oder japanischen Ursprunges (Semper, Erdk. X, 265, u. Skizzen 55), nach einer anderen Stelle (Semper, Erdk. X, 254) aber von derselben Art, wie sie bei den Negritos ublich ist. Die Manner und Weiber tragen eine ahnliche Kleidung wie die "Indier", d. h. die christlichen Malaien. Um den Leib uber Huften und Nabel werden buntgefarbte geflochtene Bander und Messingstreifen getragen (Semper, Erdk. X, 260). Ausserdem tragen Manner und Weiber einen Gurtel mit einer dicken Patronentasche, welche ruckwarts hangt und in welcher der Buyo, der von ihnen auch mit Leidenschaft gekaut wird, sich befindet (l. c.). Diese Tasche dient auch als Stutzpunkt fur die kleinen Kinder, welche mittelst eines Zeuges von der Mutter auf dem Rucken nach Zigeunerart getragen werden (l. c.).
Ihre Schmucksachen gleichen denen der Negritos (Semper, Erdk. X, 260). Am Arme und in den Ohren tragen sie Messingringe, in einem Ohre mitunter 6 Ringe, wodurch die Ohrlappen eine unnaturliche Verlangerung erleiden (l. c.). Auch Glasperlen, Ohrgehange aus Silber oder schlecht vergoldetem Kupfer kaufen sie gern von christlichen und chinesischen Kramern ein (Semper, Erdk. X, 259). Ihre Waffen sind Bogen und Pfeile (l. c. 261).
Ihre Rancherias bestehen nur aus wenigen Hutten, und diese selbst liegen weit auseinander, so dass selbst die grossten Dorfer nicht mehr als 20 bis 30 Hutten zahlen (Semper, Erdk. X, 258). Die Hutten stehen auf Pfahlen, so dass man nur auf einer Leiter in das Innere gelangen kann; in der Nacht wird die Leiter aufgezogen. Die Dacher sind sehr dicht und solid aus Gras oder Rohr uber dem Gebalke hergestellt (Semper, Erdk. X, 260, u. Skizzen 54). Das Innere der Hutte wird nur durch eine Schwelle in Kuche und Wohnzimmer geschieden, der Rauch muss sich durch die Thure und durch die Fensterluken (selten mehr als zwei) den Ausweg suchen (Erdk. X, 259). Oft ist an das ubrigens kleine und niedrige Haus eine ebenso armselige Scheune angebaut (l. c.), und wenige Hutten giebt es, welche ohne eine Schmiede waren, die stets den Ahnen, den Anitos, geheiligt ist (l. c. 262). Neben dem Hause liegen gewohnlich zwei Scheunen, eine fur den Reis, die andere fur den Mais (l. c. 257), ebenso sind auch in der nachsten Nahe kleine Gotterhauschen angebracht (l. c.). Die Hutten selbst liegen auf freien, sorgfaltig reingehaltenen (man denke an den Igorrotenschmutz!) Platzen (l. c. 256), selbst der unter dem Hause befindliche freie Raum wird sauber gefegt (Semper, Skizzen 55).
Die Catalanganen sind Ackerbauer, und zwar sind wie bei den Apayaos Mais und Reis diejenigen Feldfruchte, welche nahezu ausschliesslich cultivirt werden (Semper, Erdk. X, 257). Ausserdem bauen sie Zuckerrohr, einen trefflichen Tabak, die Wurzeln: Samate, Ubi, Gabe oder Gabi (l. c. 258), letztere ist uns schon bekannt, uberdiess wird noch ein Strauch "Tuba" gezogen, dessen gepulverte Frucht zum Betauben der Fische verwendet wird (l. c. 259). Sie zeichnen sich durch die Sorgfalt aus, mit der sie ihre Acker von Baumstumpfen, Steinen und Unkraut reinigen (l. c. 257; Semper, Skizzen 54). Ihr Fleiss ist schon dadurch gekennzeichnet, dass sie--wenigstens vor zwanzig Jahren--nur in einer einzigen Rancheria Buffel besassen und zur Feldarbeit benutzen konnten, wahrend in allen ubrigen Dorfern nur Menschenhande zur Verfugung standen (Semper, Erdk. X, 258, Skizzen 54). Da sie keine Werkzeuge zum Saen und Ernten besitzen, so mussen sie bei der Ernte muhsam jeden Halm mit einem kleinen Messer abschneiden (Semper, Skizzen 54). Durch Anlage von Dammen suchen sie ihre Felder vor Uberschwemmungen zu sichern (Semper, Skizzen 56). Durch Aufspeichern grosser Getreidevorrathe haben sie sich fur die Zeiten der Hungersnoth, der Missernte &c. geschutzt, werden aber durch diese weise Vorsicht geizig und ungastlich, sie weigern sich sogar, etwas von ihren Vorrathen zu verkaufen (Semper, Erdk. X, 257, u. Skizzen 55). Ausser den Fruchten ihrer Felder bildet Honig auch einen Hauptbestandtheil ihrer Nahrung, wahrend sie das Wachs wie alle Bergstamme an die Christen verkaufen (Semper, Erdk. X, 258). Da ihre Flusse und Bache von Fischen wimmeln, so liefert das Fleisch derselben nicht nur ihre wichtigste animalische Kost, sie sind vielmehr in der Lage, selbst von ihrem Uberflusse an die Christen etwas zu verkaufen und zwar sind es meist gesalzene Fische, welche der Gegenstand dieses regen Handelsverkehrs sind (Semper, Erdk. l. c.). Der Fischfang selbst findet auf alle mogliche Weise Statt: das Betauben der Fische durch die Tuba-Frucht, das Ausspannen von Grundnetzen, die Benutzung von Angeln, Fischreusen, das Sperren, alle diese Methoden werden nebeneinander angewendet (Semper, Erdk. 258 n. f.; Skizzen 57).
Ihre Religion kennt zwei Gotterpaare, welchen zu Ehren grosse holzerne Tafeln unter dem Dache der Thur gegenuber schrag befestigt werden, auf den Tafeln sind Schriftzeichen angebracht, "die sehr an chinesische erinnerten" (Semper, Erdk. X, 261). Die Namen dieser Gotterpaare sind: Tschiehonau [25] mit einer Frau Bebenangan und Sialo mit seinem Weibe Binalinga. Sie scheinen auch Gotteridole zu besitzen, wenigstens erwahnt Semper, er hatte in einem Hause das geschnitzte Bild eines Gottes gesehen (Semper, Erdk. l. c.). Im Juni wird diesen Gotterpaaren zu Ehren in einem ihrer Dorfer ein Fest gefeiert, in jener Rancheria ist ihnen namlich ein Haus geweiht, "worin der letzte Priester Hantasan und sein Weib Talamajau [26] gewohnt haben"; seit dem Tode dieses Priesterpaares kennen die Catalanganen keine Priester mehr (Semper, Erdk. X, 261). Es ware sehr interessant, wenn wir uber diese Sage mehr in Erfahrung brachten.
Wie bei allen Malaien der Philippinen wird auch hier den Seelen der Ahnen, den Anitos, eine grossere Verehrung erwiesen, als den eigentlichen Gottern. Anito wird die Seele eines jeden Todten, der zu seinen Lebzeiten Grossvaterfreuden erlebte (Semper, Erdk. X, 262). Der Anito behalt auch als solcher den Namen, den er einst als Mensch getragen. Vor den Hutten werden den altesten Anitos der Familie rohe Hausmodelle von 1-1/2 bis 2 Fuss Hohe als Wohnsitz angewiesen, dem altesten Anito aber ist "der kleine freie Platz vor der Leiter, auf dem der Pilan (Reismorser) steht, geweiht; er darf weder durch Feuer noch durch Essen entweiht werden" (Semper, Erdk. X, 262). Jungeren Anitos sind eigenthumlich geformte Banke, auf denen dem Chinesischen ahnliche Schriftzeichen eingeritzt sind (Semper, Erdk. l. c.), geweiht. Anderen Anitos sind als Sitze Topfe in irgend einer Ecke aufgestellt (Semper, Erdk. l. c. u. Skizzen 56). Die Catalanganen heben die Perlenschnure und Schmucksachen ihrer Verstorbenen als wunderthatige Reliquien auf und verkaufen sie, ahnlich den Apayaos, um keinen Preis (Erdk. l. c.). Von jeder Schussel wird beim Speisen den Anitos ein Theil geopfert, wahrend aber bei einigen Stammen Luzons ein kleiner Rest zu dieser Art Libation verwendet wird, pflegen die Catalanganen diess Opfer zu bringen, bevor sie zu essen beginnen (Semper, Erdk. X, 263). Ahnlich den anderen Bergstammen feiern sie den Anitos zu Ehren zur Saat- und Erntezeit allgemeine Feste (l. c.).
Ihre religiosen und nationalen Feste richten sich nach dem Laufe der Sonne (Semper, Skizzen 57). Bei diesen Festlichkeiten bildet Tanzen einen wichtigen Programmpunkt. Ihre Tanze sind pantomimische Darstellungen der Liebe, und so tritt immer nur ein Paar auf: die Tanzerin dreht sich mit unbeweglich ausgestreckten Armen um sich selbst, wahrend der Mann wie rasend mit den Armen herumfuchtelt und das Weib stampfend umkreist. Sinkt der Tanzer erschopft zur Erde, so tritt sofort ein anderer fur ihn ein. Ihre nationalen Musikinstrumente sind Gongs, welche mit flachen Handen bearbeitet werden. Ausser diesen Liebestanzen besitzen sie auch einen Kriegstanz (Semper, Erdk. X, 263).
Die ehelichen Bande sind leicht zu losen: sind Eheleute gegenseitig unzufrieden, so gehen die Gatten ohne jeden Ceremonienkram auseinander und schliessen neue Ehen; trotz dieser Leichtigkeit der Ehescheidung kommen solche Falle nur selten vor (Semper, Erdk. X, 264).
Die Sarge sind an beiden Enden offen; die Todten werden in ihren Kleidern und Schmucksachen in diese Sarge gelegt, auch Habseligkeiten werden mit hineingegeben. Unter grossem Heulen und Wehklagen der Hinterbliebenen wird der Sarg unter dem Hause in die Erde gesenkt, bemerkenswerth ist, dass bei dieser Gelegenheit die Trauernden um das Grab herum knieen (Semper, Erdk. X, 263). Die Leichenfeier wird mit einem Festschmause geschlossen (l. c. 264).
Prof. C. Semper ruhmt ihnen Achtung vor dem Eigenthume nach: Diebstahl wird mit dem Feuertode bestraft (Semper l. c. 261).
Sehen wir von dem Flechten von Matten ab, so ist der wichtigste Zweig ihrer Industrie die Verfertigung von Booten, welche sie an Christen und chinesische Handler in Ilagan um einen geringen Preis verkaufen (Semper, Erdk. X, 259).
Seit 30 Jahren sind sie der spanischen Regierung unterthan, doch begnugt sich diese mit der Einhebung einer kleinen Kopfsteuer (dem "Reconocimiento"), welche ein Commissar jahrlich einhebt. Die Spanier haben in jedem Dorfe einen Gemeindevorsteher, den Gobernadorcillo, durch Scheinwahl eingesetzt; diese Gobernadorcillos haben aber in ihrem Dorfe weder Ansehen noch Macht, nur ihre Eitelkeit kann sich durch das Tragen des silberbeschlagenen Amtsstockes und einer dunklen Jacke befriedigt fuhlen und sie so fur die Lasten und Verantwortlichkeiten entschadigen, die sie den spanischen Behorden gegenuber ubernehmen (Semper, Erdk. X, 264).
31. Irayas.
Die Irayas wohnen sudlich von den Catalanganen, hauptsachlich an der Westseite der Cordillere von Palanan. Auch uber sie berichtet, wie uber den Bruderstamm der Catalanganen Prof. Semper auf das Ausfuhrlichste. In ihren Adern rollt eine starke Dosis Negritoblut (Semper, Skizzen 51 u. 54), was kein Wunder ist, da unter ihnen "zu einer Familie verbunden" Negritos leben und Mischlinge beider Rassen vorhanden sind (Semper, Erdk. X, 255 u. 264). Obwohl sie nun zum Theile stark mit Negritoblut inficirt sind, so fand doch Semper Anklange an eine "Abstammung von einem mongolischen Stamm", man sieht aber trotzdem "unter ihnen mehr Leute, die sich dem tagalischen Typus nahern" (Semper, Erdk. X, 264). Ihre aus geraden und krummen [27] Linien bestehenden Tatowirungsmuster, ferner Schmucksachen und Verzierungen sind dieselben, wie wir sie bei den Negritos jener Gegend vorgefunden haben (Semper, Erdk. X, 254 u. Skizzen 55).
Ihre Hutten sind unsolid und schleuderhaft gebaut, vor Wind und Wetter schlecht verwahrt (Semper, Skizzen 54), ganz im Gegentheil zu der Reinlichkeitsliebe der Catalanganen wird aller Unrath unmittelbar vor das Haus geworfen (Semper, Erdk. X, 264). Sie bauen Zuckerrohr und Reis (Erdk. X, 265), bei ihrer Tragheit werden aber die Felder schlecht bestellt, liefern daher im Vergleiche zu denen der Catalanganen einen geringen Ertrag (Semper, Erdk. X, 264, u. Skizzen 54), trotzdem speichern auch sie Vorrathe fur schlimme Zeiten auf (Semper, Skizzen 57). Als Hausthier und Mitarbeiter fur die Reisfelder wird allgemein der Buffel gehalten (Semper, Erdk. X, 264, u. Skizzen 54). Wie bei den Catalanganen, liefern auch ihnen Flusse und Bache reichliche Fischkost.
Ihre Religion beschrankt sich auf den Anitocultus allein (Semper, Erdk. X, 265), die Gotterpaare der Catalanganen fehlen ihnen (l. c.). Ob sie sonst andere Gotter besitzen, ist nicht auszuschliessen, die Bemerkung, welche Semper an einer anderen Stelle (Erdk. XIII, 94) macht, dass namlich die Religion der Irayas jener der Igorroten ahnlich sei, lasst diese Deutung zu.
Im Gegensatze zu den dusteren und ungastlichen Catalanganen sind die Irayas ein frohliches heiteres Volkchen, dessen Gastfreundlichkeit nicht nur Negritos, sondern auch jene fluchtige Christen ("Remontados") und entlaufene Verbrecher freundlich aufnimmt (Semper, Erdk. X, 265, u. Skizzen 54 u. 55). Die Zahl der Christen, welche unter ihnen lebte, schatzte Semper vor zwanzig Jahren auf 200 Kopfe (Semper, Erdk. X, 256). Die unter ihnen lebenden Negritos hatten Ackerbau, Religion und Kleidung der Irayas angenommen (l. c.).
Die Irayas stehen in demselben losen Abhangigkeitsverhaltniss zur spanischen Regierung, wie die Catalanganen, wie sie denn auch das Institut der Gobernadorcillos besitzen (Semper, Erdk. X, 266).
32. Catabanganen (Catabanganes).
Die Catubanganen sind ein wilder Bergstamm in den Gebirgswildnissen von Guinayangan in der Provinz Tayabas. Sie werden, so viel mir bekannt ist, nur von Cavada I, 198, erwahnt, welcher von ihnen nichts Anderes berichtet, als dass ihre Sitten jenen der Negritos (welche ebenfalls in jenen Bergen hausen) gleichen, und dass sie die christlichen Ortschaften bestandig uberfallen, um Vieh und Getreide zu rauben. Die durftige Notiz ist Alles, und es lasst sich unmoglich darnach entscheiden, ob wir hier die Trummer eines grosseren selbstandigen Stammes oder verwilderte Abkommlinge von Remontados mit Negritoblut gemengt vor uns haben. Vielleicht durfte das letztere das Wahrscheinlichere sein.
33. Vicols [28].
Die Vicols bewohnen den sudlichsten Theil Luzons, im Norden beginnt die Sprachgrenze an der Ostkuste bei Paracali und Mambulao in der Provinz Camarines Norte, an der Westkuste aber schon bei den ostlichen Gestaden der Provinz Tayabas, so dass die Vicols in Camarines Norte die Hauptmasse, in Tayabas aber nur einen Bruchtheil der Bevolkerung ausmachen. Camarines Sur, Albay, ferner die Inseln Masbate, Ticao, Burias und die Inselgruppe der Catanduanes werden von ihnen ausschliesslich bewohnt.
Die Vicols gehoren wie die Tagalen, Pampangos &c. zu jenen Malaienstammen Luzons, welche schon in den Tagen der Conquista eine gewisse Civilisation aufzuweisen hatten, sie sind auch die ersten Bewohner Luzons, welche (in Albay zunachst) sich, und zwar im Jahre 1569, den Spaniern unterwarfen. Von den wenigen "wilden" Stammen, welche in den Bergen von Camarines hausen, will ich am Schlusse dieses Artikels Naheres mittheilen und mich vorerst mit den civilisirten christlichen Vicol-Malaien beschaftigen.
Obwohl von kraftigem Korperbau (Buzeta I, 281), stehen sie dennoch physisch wie geistig den Tagalen nach (Jagor, Reisen 120). Sie besitzen nicht den stolzen kriegerischen Geist der Bewohner Nord-Luzons, sie sind vielmehr friedfertig und demuthig (Cavada I, 213 u. 221). Obwohl im Allgemeinen arbeitsam, so besitzen sie dennoch nicht jene ausgebreitete Hausindustrie, welche wir bei den Tagalen vorgefunden haben. Insbesondere unterscheiden sie sich von letzteren durch ihre grosse Unreinlichkeit, die vorzuglich im Suden in die Augen fallt, zumal, wenn in den betreffenden Orten kein weisser Pfarrer stationirt ist (Jagor, Reisen 105). Hautkrankheiten und Kratze sind deshalb sehr verbreitet (Jagor, Reisen 130). Dr. Jagor schreibt (Reisen 145): "Ich glaube kaum, hier (Mambulao) eine Indierin ohne Kratzflecke gesehen zu haben".
Ihre Hutten weichen in ihrer Bauart nicht von denen der Tagalen ab, doch wird gewohnlich das leichteste Rohrmaterial zum Bau vorgezogen, was in der Haufigkeit und Intensitat, mit der hier die Erdbeben auftreten, seine Erklarung findet. Der Bau eines Hauses in Camarines incl. Material kostet nicht mehr als vier bis funf Dollar (Jagor, Reisen 125). Die Mobel beschranken sich wie bei den anderen Malaien meist nur auf Matten. Das Innere der Hauser wird bei den Vicols bei Armen durch Harzfackeln erleuchtet, wahrend Reichere zu diesem Zwecke sich jener Lampen bedienen, welche auch den Tagalen bekannt sind und aus einer grossen Schnecke mit eingelegtem Binsendochte bestehen (Jagor, Reisen 127).
Als der hollandische Corsar Noort 1600 vor Camarines anlangte, fand er die meisten der Bewohner fast nackt vor und die "Vornehmsten, welche von den ehemaligen Landesfursten herstammeten, hatten sich allerlei kunstliche Figuren in die Haut geritzet" (Allgem. Historie der Reisen XI, 369). Auch die Bewohner der Catanduanes bemalten sich, trugen jedoch ein armelloses Gewand (l. c. 398). Die heutige Tracht der Vicol-Malaien ist decenter, die Tracht der Manner gleicht so ziemlich jener der Tagalen, wohingegen die Frauen sich ganz anders als die Tagalinnen kleiden. Vor Allem fehlt hier der Tapis und die Saya (Buzeta I, 281), an Stelle derselben tritt der Patadion, ein Frauenrock, der von der Hufte bis zu den Knocheln reicht, dann ein kurzes Hemd aus Guinara-Stoff (Zeug aus Abacafasern) und ein Umhangtuch; im Haare wird ein Kamm getragen (Jagor, Reisen 127). Statt des einfachen Waldmessers der ubrigen Malaien Luzons tragen die Vicols den geflammten Kris der mohammedanischen Malaien der Sunda (Scheidnagel 123).
Die Vicols bauen dieselben Getreidearten [29] und Culturpflanzen wie die Tagalen, die grosste Sorgfalt wird aber dem Abaca- oder Manila-Hanf zugewendet, denn in Camarines und Albay gedeiht diese fur den Exporthandel der Philippinen so ungemein wichtige Pflanze am besten. Herr von Scherzer (Novara-Reise I, 598) schreibt daruber wie folgt: Um den Abaca-Hanf zu gewinnen, wird der Stamm, sobald die Fruchtkolben, zum Vorschein kommen, von den machtigen Blattern gereinigt und bleibt etwa 3 Tage hindurch der Gahrung ausgesetzt. Hierauf wird derselbe in Stucke abgeschalt, und diese werden unter Anwendung eines entsprechenden Druckes zwischen zwei Eisen durchgezogen, um den durch die Gahrung murbe gewordenen Bast von den zum Vorschein kommenden Hanffasern zu entfernen. Dieses Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis letztere rein genug erscheinen, um an der Sonne getrocknet zu werden.
Aus den Facherpalmen wird in der Weise Zucker gewonnen, dass das obere Ende des Stammes quer abgeschnitten wird, und zwar mit etwas geneigter Schnittflache. Aus der Wunde quillt der zuckerhaltige Saft (taglich 10 Quart), aus welchem der Zucker durch Einkochen gewonnen wird; eine Palme liefert einen Reingewinn von 5 Mark, der Baum geht aber auch ein (Jagor, Reisen 155 f.).
Auch Cacao wird vielfach gepflanzt, wenn auch nicht sorglich gepflegt. Die Vicols geniessen die Chocolade, indem sie ihr gerostete Pilikerne zusetzen (Jagor, Reisen 79). Da ein grosser Theil des besiedelten Landes von Sumpfstrecken durchsetzt ist, und uberdiess in der Regenzeit selbst die Strassen versumpfen, so sind die Vicols auf die Construction eines Transportmittels verfallen, welches ihnen die Fortschaffung von Lasten selbst im Sumpfgebiete gestattet. Es ist diess die Pavava (man vgl. die Abbildung in Jagor, Reisen 118), welche aus zwei parallelen Stangen besteht, die an ihren Obertheilen einen gedeckten Kasten tragen. Die unteren Enden der beiden Stangen schleifen auf der Erde, die oberen ruhen huftehoch uber der Erde auf der Gabeldeichsel, deren untere Enden sich ebenfalls nach hinten verlangern, so dass, wenn der Buffel diese schlittenartige Pavava durch tiefen Sumpfbrei schleift, die zwei unteren Enden jener Parallelstangen und die zwei hinteren Enden der Doppel-Deichsel die Last tragen. -- Die Vicols besitzen zwar einen reichen Viehstand, kummern sich aber nicht einmal um die Futterung ihrer Thiere (Jagor, Reisen 123). Fischfang wird auch hier fleissig betrieben, sie benutzen hierzu die faustgrossen Fruchte einer Barringtonie, indem sie wegen ihres geringen specifischen Gewichtes statt des Korkes bei den Netzen verwendet wird oder indem man ihre betaubende Eigenschaft durch Ausstreuen pulverisirter Fruchte benutzt (Jagor, Reisen 152).
In ihren Sitten und Brauchen fallt zunachst der Umstand auf, dass sie nicht so leidenschaftliche Raucher sind, wie die ubrigen Luzonier, sie geniessen lieber den Tabak in der Weise, dass sie die Cigarren mit dem Buyo zusammen kauen (Jagor, Reisen 127), obwohl ausserdem noch genug geraucht wird. Uber ihre Brauche bei Geburten &c., ihren Aberglauben ist mir Nichts bekannt. Dr. Jagor (Reisen 130) erwahnt, dass die ersten Excremente eines neugeborenen Kindes unter dem Namen Triaca -- aus Theriacum -- als Universalmittel gegen Schlangen- und Hundebiss angesehen werden. Von ihren Gespenstern sei der Calapitnan, der Herr der Fledermause, erwahnt, der in der prachtvollen Tropfsteinhohle bei Libmanan (Camarines Norte) seinen Sitz aufgeschlagen hat (Jagor, Reisen 138). Obwohl seit drei Jahrhunderten Christen, sind sie nicht nur sehr aberglaubisch, sondern auch lau in der Beobachtung der kirchlichen Vorschriften (Cavada a. v. St.).
Ihre nicht grosse Industrie befasst sich meist nur mit feinen Webwaaren und Stickereien (Scheidnagel 24), die Sinamay- und Nipis-Zeuge von Camarines rangiren an Gute unmittelbar nach denen von Ilocos Diaz (Arenas 291).
Vicol-Heiden. Ausser den christlichen und civilisirten Vicols wohnen in den Provinzen Camarines Norte y Sur und Albay auch noch hie und da in den Gebirgswildnissen zerstreut Horden von heidnischen halb- oder ganz-"wilden" Vicol-Malaien, welche von den Spaniern falschlich Igorroten (neben "Cimarrones") genannt werden. Sie sind allem Anscheine nach Abkommlinge jener Malaien, welche in den Zeiten der Conquista vor dem spanischen Joche in die ungangbaren Bergwalder flohen und dann auch spaterhin durch dem Steuerdruck sich entziehende Vicols, also durch "Remontados" frischen Nachschub erhielten. Waren doch die faulen Vicols stets geneigt, den lastigen Frohnden und der strengen Kirchendisciplin sich durch die Flucht in die Gebirgswalder zu entziehen, wir wissen ja, dass in der ersten Halfte des XVIII. Jahrhunderts das Innere der Insel Masbate eine dichte Bevolkerung von solchen Fluchtlingen, die selbst von Luzon aus dort ihr Asyl gesucht hatten, besass (Fray Juan de la Concepcion VIII, 142). Selbst heute noch kommt dieses "remontarse" (sich in die Berge fluchten) haufig vor, die kleinen unbewohnten Inseln an der Kuste von Camarines Norte beherbergen oft zahlreiche solche Fluchtlinge--"los maritimos" genannt (Cavada II, 447)--, bis der Hunger oder der Arm der Behorde sie wieder zur Ruckkehr in die Heimath zwingt. In den ersten Jahrhunderten der spanischen Herrschaft, bestandig wie ein Wild gehetzt, sanken sie zu nomadisirenden Horden herab, die keine feste Niederlassung besassen, und in dieser Periode ihrer Entwickelung scheinen sie mit den ein ahnliches Leben fuhrenden Negritos engere Beziehungen angeknupft zu haben, wenigstens weist Jagor (Reisen 106) bei den Heiden von Isarog nach, dass sie Mischlinge von Vicol-Malaien und Negritos waren.
Solche Vicol-Heiden leben um die Vulcane Isarog, Iriga, um Buhi, um den Vulcan Mazaraga, in der Cordillere von Caramuan, in der Nahe der Orte Libog und Tabaco. Aus dem Jahre 1848 liegt uns bei Diaz Arenas sogar eine Schatzung der Zahl dieser Heiden, und zwar jener der Provinz Camarines Norte vor; darnach gab es dort in jenem Jahre: 3703 die Oberhoheit der spanischen Krone anerkennende "Infieles", 8000 Cimarrones del Isarog, 500 Cimarrones del Iriga, 300 Cimarrones de Buhi und 4000 Cimarrones der Cordillere von Caramuan. Die Zahlenangabe bezuglich der Heiden vom Isarog ist offenbar ein Druckfehler, die Zahl scheint mir zu hochgegriffen zu sein. Ich will nun die einzelnen Horden naher in Betrachtung ziehen.
Da mir uber die Heiden der Cordillere von Caramuan nichts Naheres bekannt ist, so gehe ich sofort zu den Heiden vom Isarog uber. Diese wohnen bei dem genannten Vulcane in der Nahe der Pueblos Goa, Pili, Lagonoy, Bula, Quipayo &c. Sie sind zahlreich, in den drei Rancherias von Mahaluas (Magarao?), Siano und Paltoc sollen allein 2000(?) leben (Cavada I, 213). Nach Jagor (Reisen 163 u. 168) ist ihre Zahl durch Kampfe mit den spanischen Finanzwachsoldaten und durch Fehden untereinander im Abnehmen begriffen. Jetzt haben die Kampfe mit den Spaniern aufgehort, indem diese den Heiden den Ertrag ihrer Tabakfelder abkaufen (l. c. 164), und andererseits durch die liebenswurdige und hochherzige Verwendung des Dr. F. Jagor ihnen von der spanischen Regierung eine Anzahl von Begunstigungen zu Theil wurden. Jagor (l. c. 162) erwahnt von ihnen: "Sie sind es, die nach dem Urtheil des Pfarrers von Camarines die Vicol-Sprache am reinsten sprechen. Ihre Sitten und Gebrauche sind in vielen Punkten denen, welche die Spanier bei ihrer Ankunft vorfanden, sehr ahnlich, andererseits erinnern sie vielfach an diejenigen, welche noch heute bei den Dayaks herrschen". An letztere erinnert auch die freilich im Erloschen begriffene Sitte, den, wenn auch naturlichen Tod eines Verwandten, durch die Ermordung des ersten besten Fremden zu rachen (l. c. 171), da aber dem Ermordeten der Kopf nicht abgeschlagen wird, so ist diess eher auf ein Herubernehmen des ahnlichen Negritobrauches zuruckzufuhren, denn die Heiden vom Iriga beweisen durch eine leichte Krauselung ihres Haares (l. c. 170), dass auch Negritoblut in ihren Adern rollt. Einen Schadel, der von einem erschlagenen Heiden vom Isarog herruhrte, erklarte Prof. Virchow in gewissen Beziehungen ahnlich mit den Malaien-Schadeln von den Sunda-Inseln, noch mehr aber mit Dayak-Schadeln (Jagor 169 u. 92). Die in der Nahe von Quipayo hausenden Isarog-Heiden haben keine festen Niederlassungen, sondern schweifen wie die Negritos unablassig herum (Cavada I, 213), die anderen aber besitzen Hutten, welche hie und da vereinzelt im Walde stehen (Cavada I, 213 u. 221), nur diejenigen, welche der spanischen Regierung unterthan geworden, wurden gezwungen, in kleinen Weilern, deren Hutten aber auch weit auseinanderliegen, zu wohnen (Jagor, Reisen 163). Den Zugang zu ihren Hutten schutzen sie durch Fussangeln oder Fusslanzen, welche mit Blattern und Reisig geschickt verdeckt sind (l. c. 166). In der Gestalt und Bauart unterscheiden sich ihre Hutten in Nichts von denen armer Vicol-Christen (l. c. 167). Sie bauen Bataten, Caladium, Mais, Zuckerrohr, Tabak (Jagor, Reisen 167; Cavada I, 213), und jene, welche in den oben erwahnten Rancherias Mahaluas, Siano und Paltoc leben, selbst Cacao, Abaca, Camote (Cavada, l. c.). Hausthiere sind Hunde, Katzen und Huhner (Jagor I, 168). Bei jenen Isarog-Heiden, welche Dr. Jagor kennen lernte, waren die Weiber decent, wie christliche Indierinnen gekleidet (Jagor, Reisen 167), wogegen in jenen drei Rancherias die Weiber ebenso wie die Manner nur einen Lendenschurz tragen (Cavada I, 213). Ihre Waffen sind Pfeile, Lanzen, runde holzerne Schilde am Rande mit Rotang beflochten und das Campilan-Waldmesser (Jagor, Reisen 169; Cavada, l. c.). Die Pfeile sind vergiftet (Cavada, l. c.). Wahrend einige Horden die Christen durch Rauberuberfalle belastigen (Cavada I, 212), ist die Mehrzahl der Isarog-Heiden mit denselben in freundlichem Verkehr, denen sie ihre Bodenproducte, ferner Honig, Wachs und Harze verkaufen (Jagor, Reisen 168; Cavada I, 213). Sie leben gewohnlich nur mit einer Frau, obwohl Polygamie gestattet ist; die Frau wird um den Durchschnittspreis von 10 Waldmessern und 10 bis 12 Dollars baar gekauft (Jagor, Reisen 171). Der Vater der Braut veranstaltet einen Schmaus, bei dem grosse Mengen Palmwein vertilgt werden (Jagor, Reisen 172). Ihre musikalischen Instrumente sind Laute, Guitarre nach spanischem Muster und Maultrommeln aus Bambusrohr (Jagor, Reisen 167).
Die Heiden vom Iriga sind dunkelbraune Mischlinge von Negritos und Indiern, obwohl nur einige krauses Haar besitzen (Jagor, Reisen 106). Ihre Hutten sind bequem gebaut (Jagor, l. c.) und mit einem Hausgerathe versehen, welches aus Cocosnussschalen, Bambusgerathe, irdenen Topfen und Waffen besteht (Jagor, l. c. 107). Die Tracht der Manner beschrankt sich nur auf ein Schamband, wahrend die Weiber einen Schurz tragen, der den Unterleib und die Oberschenkel, von der Hufte bis zu den Knieen, deckt (Jagor, l. c.). Sie bauen einige Knollengewachse und etwas Zuckerrohr an (Jagor 106). Zur Jagd auf die Wildschweine dienen vergiftete Pfeile (Jagor 107), deren Gift aus zwei unbekannten Baumrinden bereitet wird. Das fertige Gift hat die Consistenz einer zahen Salbe. Fur einen Pfeil braucht man nur ein haselnussgrosses Stuck, worauf der vergiftete Pfeil mit seiner Wirkung fur viele Schusse ausreicht (Jagor 112). Mit den Christen unterhalten sie Handel und Verkehr. |
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