2014년 12월 29일 월요일

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 3

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 3

In den Zeiten der Unabhangigkeit gab es unter den Tagalen ebensoviele
Staaten als Dorfer, eine Ausnahme hiervon machten nur die kleinen
Reiche von Manila und Tondo, von denen einige kleine Vasallengebiete
abhangig waren, doch machte sich hier der Einfluss von Borneo
bemerkbar. Die tagalische Standegliederung war damals folgende:
Fursten oder Hauptlinge (Manguinoos, Dattos), freie Leute (Mahaldicas),
Freigelassene (Timaua), Vasallen der Dattos (Cabalangay), Leibeigene
(Aliping namamahay), Halbsclaven, Sclaven (Aliping saguiguilir). Die
Spanier hoben bei der Occupation des Landes die Leibeigenschaft
und Sclaverei auf und gewannen dadurch die Sympathien dieser
Volksclassen. Die entthronten Dattos wurden in kluger Weise fest
mit ihren Interessen an die spanische Herrschaft geknupft, indem
ihnen eine Menge Vorrechte gegeben wurden, so z. B. der Titel Don,
und indem man sie mit ihren erstgeborenen Sohnen von der Zahlung
des Tributes enthob. Ihre sonstige Gewalt wurde dadurch geschwacht,
dass in den neuen Pueblos, welche aus verschiedenen Tribus gebildet
wurden, jetzt Leute friedlich nebeneinander wohnen mussten, die fruher
feindlich gegen einander gesinnt waren, und bald durch Wechselheirathen
miteinander vollstandig verschmolzen, wodurch die einzelnen Dattos
gleichsam ihre fruheren Unterthanen verloren. Von diesen Dattos
stammt zum grossten Theile die heutige Principalia, der Patricierstand
oder der Dorfadel der Tagalen ab. Die Bevolkerung der neuen Pueblos
wurde in Abtheilungen eingetheilt, welche Barangayes [11] genannt
wurden. Jedem Barangay wurde ein Chef vorgesetzt, welcher Cabeza
de Barangay hiess und der Principalia entnommen wurde. Der Cabeza
de Barangay sammelt in seinem Barangay den Tribut (Kopfsteuer) ein,
fur dessen vollstandige Eintreibung er haftet. Aus der Principalia
wird der Burgermeister gewahlt, welcher Gobernadorcillo oder (im
gewohnlichen Verkehr) Capitan genannt wird.

Der Gemeinderath besteht aus den Cabezas de Barangay, uberhaupt
aus Mitgliedern der Principalia. Gehort zur politischen Gemeinde
noch ein zweites Dorf (visita, barrio, anejo), so besitzt es einen
Vice-Chef, den Teniente. Sonstige Gemeindebeamte sind der Teniente
mayor (Burgermeister-Stellvertreter), Juez mayor de Ganado (Richter fur
Streitigkeiten, welche Vieh-, Weideangelegenheiten &c. betreffen), Juez
mayor de Sementeras (Richter uber Feldstreitigkeiten), ein Juez mayor
fur Polizeivergehen, dann der Teniente segundo, der Teniente tercero,
ferner zwei Alguaciles (Polizeiwachtmeister), von denen der erstere
gewohnlich "el actual" heisst und gewohnlich mit der Escortirung
von Reisenden betraut wird. Nur der Gobernadorcillo und der Teniente
mayor mussen dem Gesetze nach dem eingeborenen Adel angehoren. Der
Ex-Gobernadorcillo heisst gewohnlich "Capitan pasado", ein Ex-Teniente
"Titulado". Da die Mitglieder dieser tagalischen Municipien, besonders
in den Provinzen, selten oder nur schlecht spanisch sprechen oder gar
schreiben konnen, so wird zum Verkehre mit den spanischen Behorden
ein Secretar von der Gemeinde aufgenommen, der Directorcillo genannt
wird. Jede Gemeinde unterhalt ein Haus, Tribunal genannt, in welchem
der Gemeinderath tagt, Gericht gesprochen, europaische Reisende
untergebracht werden, und das zugleich als Arrestlocal und Zeughaus
dient. Die Arrestanten werden sehr gut verpflegt, doch pflegen die
tagalischen Richter meist nur Prugelstrafen zu dictiren. Die nicht dem
Adel angehorigen Indier sind verpflichtet, 40 Tage im Jahre offentliche
Arbeiten (polos y servicios) bei Strassen- und Bruckenbauten &c. zu
leisten, eine Woche im Tribunal Dienst zu leisten und eine Woche
Nachtwache zu halten. Von diesen Dienstleistungen kann man sich
loskaufen, und zwar in Form einer Geldstrafe. Die Leute, welche im
Tribunal Dienst zu leisten haben, heissen Semaneros, sie stehen "gegen
geringen Tagelohn als Boten oder Trager zur Verfugung der Reisenden"
(Jagor, Phil. 37). Zur Aufrechterhaltung der Ordnung, zum Schutz gegen
Angriffe von Rauberbanden oder Horden wilder Bergstamme dient eine
Art Burgergarde oder irregulare Miliz, deren Streiter Cuadrilleros
genannt werden.

Der Volksschulunterricht ist obligat, jede Gemeinde hat ihre
Schule. Der Unterricht soll in spanischer Sprache erfolgen, was
aber bis in die neueste Zeit ausserhalb des nachsten Umkreises von
Manila nur selten vorkam, indem einestheils spanisch sprechende
Individuen sich selten in die Provinz verirrten und anderntheils die
Geistlichkeit mit Handen und Fussen sich dagegen straubte, dass die
Indier sich die spanische Sprache aneigneten, da sie dadurch ihre
Vermittlerrolle zwischen den spanischen Behorden und den Indiern
verlieren musste. Heute hat die Geistlichkeit diesen Widerstand
aufgegeben, und es sieht in dieser Beziehung etwas besser aus. Die
Localinspection wird von den Pfarrern ausgeubt. Vor mehr als zwanzig
Jahren schon sagte Bastian (Reisen, V. 265) uber die Tagalen der
Prov. Laguna: "Man erstaunt uber die verhaltnissmassig grosse Menge
derjenigen, die zu schreiben und zu lesen verstehen". Tagalen findet
man als Schreiber in allen Regierungsbureaux. Die grosste Freude
tagalischer Eltern ist es aber, wenn sie ihren Sohn als Priester
erblicken. Die Weltgeistlichkeit besteht beinahe ausschliesslich nur
aus Mestizen und Tagalen, Visayern &c. Die farbigen Priester stehen
in geringem Ansehen; wenn sie nicht besser sind als ihr Ruf, stehen
die Sachen schlimm (m. vgl. daruber: Jagor, Phil. 104, n. Canamaque
a. v. St.). Selbst der ultramontane Baron Hugel sagt hieruber:
"Es giebt in der That indische Pfarrer, welche eine Frau haben, mit
der sie in der Pfarrei leben, und die Kinder nennen sie nach meiner
eigenen Erfahrung ohne Umstande Papa" (Hugel, p. 287), und weiter:
"Der Indier ist im Allgemeinen wenig dazu geeignet, die Pflichten eines
Geistlichen und Pfarrers zu erfullen. Ich ..... fuge hier nur noch
hinzu, dass sie manchmal ausschweifend leben, ihren Pfarrkindern dann
ein schlechtes Beispiel geben, und dass ihre Pfarrbucher sich meistens
in grosser Unordnung befinden" (l. c. 349). Eine grosse Anzahl von
Aufstanden hat eingeborene farbige Priester zu Urhebern gehabt, die
sich durch Blutdurst und Grausamkeit gegen die Weissen auszeichneten.

Das Christenthum hat bei den Tagalen die unter dem Namen Amoklaufen
bekannten Wuthausbruche nicht beseitigen konnen, doch kommen derartige
Falle seltener vor als in den ubrigen malaiischen Landern (Jagor,
Phil. 131). Die Amoklaufer werden "posong" genannt (Mas, pobl. 119).

Die Industrie der Tagalen beschrankt sich meist auf Gewebe
und Stickereien. Aus den Fasern der Ananasea sativa werden
feine, vollkommen durchsichtige Zeuge gemacht, welche Pina oder
Grasscloths heissen, sie werden mit zierlichsten Dessins bestickt
und dann oft zu horrenden Preisen--ein Stuck 2000 Thaler (Jagor,
Phil. 112)--verkauft. Zu den Pina-Webereien werden statt eiserner
Messer Bambusspane benutzt (Jagor, Skizzen 176). Aus Abaca (Manilahanf)
werden ebenfalls dunne und durchsichtige Hemdstoffe und Zeuge
verfertigt, welche Sinamay und Nipis genannt werden und eine grossere
Dauerhaftigkeit aufweisen als die Pina-Zeuge (Scherzer, Novara-Reise
I, 600; Diaz Arenas 291). Beim Weben der Nipis-Stoffe pflegen sich die
Arbeiterinnen vollstandig einzuschliessen, damit nicht ein Luftzug die
dunnen Faden entzweireisse (Canamaque, Filipinas 27). Tapis-Stoffe aus
Seide und Baumwolle, blaucarrirte Baumwollenstoffe (Cambayas) werden
ebenfalls von den Tagalen und zwar in ziemlichen Mengen fabricirt (Diaz
Arenas, l. c.). Die Tapis-Weberei hat ihren Hauptsitz in der Provinz
Bulacan (Jagor, Phil. 48). Aus Abaca werden auch leichte Luxusstoffe,
"Jusi" genannt, verfertigt (Scheidnagel 75). Aus der Rohrgattung
Nito werden Hute europaischer Facon, Jalaco's und Matten geflochten
(Scheidnagel, l. c.). Hute und Matten werden noch aus anderen
Materialien--z. B. der Buri-Palme--gearbeitet (Scheidnagel 27; Jagor,
Phil. 59). Aus dem unteren Ende der Blattstiele einer Calamus-Art
werden Cigarrentaschen von ausserordentlicher Feinheit fabricirt,
welche zu hohen Preisen, von 2-50 Dollar das Stuck, verkauft werden
(Jagor, Phil. 48). Kabel und Taue werden nicht nur aus den Fasern des
Manilahanfes verarbeitet, auch die Gomuti-Palme (Arenga saccharifera)
liefert ein ungemein festes und dauerhaftes Material, den sogenannten
Cabo-negro, es ist diess eine schwarze Faser, welche den Ursprung der
Blattstiele am Stamme jener Palme bekleidet (Jagor, Skizzen 10). Aus
Pandanus-Gattungen, dann aus dem Bambus werden Maurerpinsel gemacht
(Jagor, Skizzen 176). Aus der kletternden Mimose "Gogo" wird durch
Zerklopfen der Rinde ein Seifenstoff gewonnen, der nicht allein beim
Bade und der Kleiderwasche benutzt wird, sondern auch den Goldwaschern
dienlich ist; bei der Goldwasche "wird dem Wasser der schleimige Saft
des Gogo zugesetzt, der feine schwere Sand bleibt darin langer schweben
als in blossem Wasser und lasst sich somit leichter vom Goldpulver
trennen" (Jagor, Phil. 142). Dem Apiton-Waldbaume wird ein harziges Ol,
der Balao oder Malapajo, abgezapft, welches Eisen zehn Jahre lang vor
dem Rosten schutzt und zum Firnissen der Schiffe verwendet wird (Jagor,
Phil. 230). Aus der Cocos-Palme wird ein Branntwein bereitet, welcher
"Tuba" heisst, diese Industrie wird insbesondere am Sudufer der Laguna
de Bay betrieben (Jagor, Phil. 57, Mozo 89). Auch Ol wird von dieser
Palme gewonnen, uber deren vielfache Ausbeutung Scheidnagel (p. 74)
viel Interessantes berichtet. Das Bambusrohr wird in ahnlicher Weise
ausgenutzt, wie in allen ubrigen Theilen des ostindischen Archipels. Zu
Handwerkern macht Indolenz, Faulheit und Liederlichkeit die Tagalen
unbrauchbar (man vgl. Mas, pobl. 66 u. 72). In Manila existirt eine
eigenartige Klein-Industrie, es werden kleine Modelle einheimischer
Fahrzeuge, Hutten &c. und Figuren zum Verkaufe an Fremde gearbeitet
(Scheidnagel 121). Im Schiffsbau stehen sie noch ohne alle chinesische
Concurrenz da und leisten wenigstens etwas hierin.

Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass die Tagalen sehr starke
Beimischungen fremden Blutes in ihren Adern haben, nicht nur Chinesen
und Spanier, auch Japanesen (XVI. u. XVII. Jahrhdt.) haben zur
Aufbesserung der Rasse beigetragen. Andere Beimischungen sind gering
oder verwandter Natur; so fanden die Spanier bei der Besitznahme
des von den Tagalen bewohnten Landstriches Luzon (verhaltnissmassig)
zahlreiche Borneaner angesiedelt, theils als Kaufleute, theils als
mohammedanische Priester und Missionare, wenn ich uberhaupt den
letzteren Titel ihnen geben darf. Die Spanier hingegen erganzten
die Mannschaft ihrer auf den Philippinen stehenden Linientruppen
seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts beinahe ausschliesslich mit
mejicanischen (mitunter auch peruanischen) Indianern, welche sammtlich
nach abgelaufener Dienstzeit im Lande blieben und sich eingeborene
Weiber nahmen. In Marigondon, an der Bai von Manila, liessen sich
auch im Jahre 1661 Ternataner (Insel Ternate der Molukken) nieder.




2. Pampangos.

Die Pampangos wohnten zur Zeit der Conquista und noch im
XVII. Jahrhundert an den nordlichen Gestaden der Bai von Manila,
und ihre Wohnsitze erstreckten sich von da bis an den Knotenpunkt
des machtigen Caraballo Central, ohne aber im Gebirge selbst Fuss zu
fassen. Heutzutage sind sie durch die Tagalen beinahe ganz vom Meere
getrennt, und die wenigen dort lebenden Pampangos werden schnell
"tagalisirt". Die heutigen Wohnsitze der Pampangos befinden sich
in folgenden Provinzen: Porac, Tarlac, Pampanga, Bataan, Zambales
und Nueva Ecija. Porac und Tarlac werden nahezu ausschliesslich von
Pampangos bewohnt, Pampanga in uberwiegender Mehrzahl, doch beginnt die
seit Anfang dieses Jahrhunderts immer grossere Dimensionen annehmende
Einwanderung der Ilocanen die Herrschaft des Pampango-Dialektes stark
zu gefahrden. In Nueva Ecija werden die nordostlichen, in Bataan
die nordwestlichen und in Zambales die westlichen Territorien dieser
Provinzen von den Pampangos eingenommen.

In ihrer korperlichen Erscheinung, wie in ihren Sitten und Brauchen
gleichen sie unter allen Malaien Luzons am meisten den Tagalen, so dass
alles von diesen Gesagte auch fur die Pampangos volle Geltung hat. Sie
galten und gelten auch noch jetzt als die tapfersten unter den Malaien
der Philippinen, die eingeborenen Truppen der Spanier recrutirten
sich bis auf die Einfuhrung der Conscription zum grossten Theile aus
diesem kriegerischen Stamme, und sie haben ihrem Rufe uberall Ehre
gemacht, sowohl in den Kampfen gegen die mohammedanischen Fursten der
Molukken, von Mindanao und Sulu als auch gegen europaische Soldaten,
gegen Hollander und Briten. Bei der Unterdruckung der furchtbaren
Chinesenaufstande von 1603 und 1639 haben sie sich besondere Verdienste
erworben.

Als die Spanier sie unterwarfen (1571) waren sie zum grossten Theile
Heiden, doch hatte auch hier der Islam bereits Eingang gefunden. Ihre
ursprungliche Religion kannte auch den Ahnencultus der Tagalen und war
auch sonst mit jener der Tagalen identisch. Sie sind dann durch die
Spanier zum Katholicismus bekehrt worden, doch gab es noch i. J. 1848
Heiden unter ihnen, denn Diaz Arenas spricht von 100 unterworfenen
heidnischen (infieles) Pampangos, welche in dem erwahnten Jahre der
spanischen Herrschaft unterworfen waren.

Sie besitzen auch Schlangenbeschworer, welche Schlangenbisse heilen,
diese Heilkunstler werden "Tavac" genannt (Mozo 97). Ihre Industrie
ist im Vergleiche zu jener der Tagalen gering, sie umfasst dieselben
Zweige wie bei den letzteren.




3. Zambalen (Zambales).

Die Zambalen oder Tinos bewohnen den mittleren und sudlichen Theil
der Provinz Zambales, doch sind sie als wilde Bergstamme in geringer
Zahl auch in den nordlichsten Theilen von Bataan anzutreffen. Erst zu
Ende des XVII. und im Anfange des XVIII. Jahrhunderts gelang es den
Spaniern mehr durch den Eifer der Missionare als durch Waffengewalt
sie zu unterwerfen, obgleich noch heute ein nicht unbetrachtlicher
Theil dieses blutdurstigen Stammes in den Bergwildnissen entweder
volle Unabhangigkeit behauptet oder durch Zahlung einer geringen
Geldsumme sich die Freiheit sichert.

Die Zambalen zur Zeit der Conquista trugen das Haar bis auf eine
frei herabwallende Locke geschoren (Morga-Stanley 269), von ihrer
sonstigen Tracht wird Nichts erwahnt. Ihre Waffen waren Lanze, Schild,
Messer und Pfeile, welche sie gut zu brauchen wussten. Sie lebten in
Polygamie (Canamaque, Filipinas 226). Grossere Hausthiere, namlich
Buffel (?), Rinder und Pferde erhielten sie erst durch die Missionare
(Canamaque, Filipinas 134), Ackerbau scheint weniger als die Jagd
getrieben worden zu sein, was vielleicht auf eine starke Beimischung
von Negritoblut hinweist. Andererseits erwahnen Buzeta und Bravo,
dass sie ein dem tagalischen ahnliches Alphabet besessen hatten,
was fur eine hohere Culturstufe spricht. Ihre Dorfer wurden nur von
10-30 Familien bewohnt und bildeten jedes einen Staat fur sich, so
dass wir hier derselben staatlichen Zersplitterung begegnen, wie bei
den Tagalen. Die Hauptlinge waren bejahrte Leute, welche nur einen
geringen Einfluss auf ihre Untergebenen auszuuben vermochten. Die
einzelnen Dorfer waren in bestandige Fehden miteinander verwickelt,
eine Folge ihrer eigenthumlichen Sitten. Starb namlich Jemand, so
legten seine Hinterbliebenen Trauer, d. h. eine schwarze Kopfbinde
an, welche sie nicht eher ablegen durften, als bis sie Jemanden
getodtet hatten, was an eine ahnliche Sitte der Negritos lebhaft
erinnert. Dann wurde die Binde abgelegt und die Trauer mit einem
Saufgelage beendet. Ein Mord oder Todtschlag innerhalb eines und
desselben Tribus wurde entweder mit Gold oder Silber gesuhnt oder
es wurde der Familie ein Sclave oder Negrito (Canamaque, Fil. 128)
gegeben, um als Suhnopfer abgeschlachtet zu werden.

Die Zambalen waren wie noch jetzt die Dayaks wuthende Kopfjager,
je mehr Kopfe erschlagener Feinde ein Zambal von einem Kriegszuge
heimbrachte, desto hoher stand er im Ansehen der Seinen, wodurch
ihre angeborene Mordlust noch mehr gesteigert wurde (Canamaque,
Filipinas 126). Sie stiegen deshalb von den Gebirgen in die Ebenen
der benachbarten christlichen Provinzen und lauerten Reisenden auf
oder suchten zur Nachtzeit sich an die Dorfer heranzuschleichen. Die
Schadel der Erschlagenen benutzten sie angeblich (Mozo 86) als
Trinkgefasse. Auf einer Art Trophae, welche sie bestandig mit sich
herumtrugen, machten sie die Zahl der erbeuteten Schadel ersichtlich
(Canamaque, Fil. 127). Nach P. Juan Ferrando (Historia de los
P. P. Dominicos en las Islas Filipinas in Canamaque, Filipinas 124)
pflegten die Zambalen in ihrer Gier nach Feindesschadeln jeden Menschen
zu todten, der nicht gerade zu ihrem Stamme gehorte, und fuhrten
dann um die Schadel "satanische" Tanze auf; Ahnliches berichtet Mozo
(l. c.), indem er erwahnt, dass sie die abgeschlagenen Kopfe zur
Verherrlichung ihrer Feste heimschleppen. Durch diese Kopfjagerei
unterscheiden sie sich auffallend von den Tagalen und Pampangos,
welche diese Sitte nicht kannten.

Die Religionen der alten Tagalen und Zambalen waren nicht, wie Buzeta
und Bravo berichten, identisch, aber doch sehr ahnlich. Sie kannten
einen obersten Gott ("Malyari"), zwei minder machtige Hauptgottheiten
Acasi und Manglobag und eine Anzahl Diiminores. Der Priesterstand
spielte bei ihnen eine wichtigere Rolle als bei den ubrigen Malaien
der Philippinen. Der Hohepriester oder Papst ("Bayoc") weihte den
einzelnen Gottheiten unter langen Ceremonien die Priester. Nach
Ferrando (Canamaque, Fil. 129) spendete der Bayoc auch--wenn gleich
selten--eine Art Taufe mit Schweineblut, wie denn auch hier, wie
uberall in diesem Archipel, das Schwein als das den Gottern angenehmste
Opferthier galt. Die heiligen Feste arteten in Orgien aus. Wie viele
von diesen Brauchen sich noch heute bei den unabhangigen Zambalen
(den "Cimarrones" oder "Infieles" [12]) erhalten haben, ist mir
unbekannt. Sie leben in kleinen Dorfchen (Rancherias), deren Hauptlinge
(Reyes oder Reyezuelos) den Verkehr mit den spanischen Behorden
vermitteln. Sie leben von erlegtem Wilde, Honigwaben und Bataten
(Camote), deren Anbau ihnen erst durch die Spanier bekannt wurde. Reis
kaufen sie von ihren christlichen civilisirten Brudern und bezahlen
ihn mit den von den Chinesen hochgeschatzten Bezoarsteinen und Tabak,
den sie heimlich bauen und in der Nachtzeit in die christlichen Dorfer
einschmuggeln [13]. Die meisten Horden stehen zu den Spaniern auf dem
Kriegsfuss, wohl hauptsachlich aus dem Grunde, weil die spanischen
Finanzwachter ihre Tabakpflanzungen vernichten, doch scheint ihre
Mordlust und Kopfjagerei langst erloschen zu sein, sie sind froh,
wenn man ihnen Ruhe giebt.

Die christlichen Zambalen weisen dieselbe Tracht auf wie die Tagalen,
deren Agricultur und Industrie auch die ihre ist, wenn auch letztere
noch in den Kinderschuhen liegt. Ein Rest alter heidnischer Sitte
zeigt sich bei den Leichenfeierlichkeiten. So lange die Leiche im
Sterbehause liegt, werden alle Eintretenden mit Speise und Trank
reichlich bewirthet, und ungenirt zeigt sich allenthalben unter den
Gasten frohe Lustbarkeit. Auch bei dem eigentlichen Begrabnisse
herrscht keine Trauer, nur das gemiethete Klageweib heult in
ohrzerreissenden Tonen hinter dem Sarge (Canamaque, Recuerdos I, 21
u. f.). Ob der Ahnencultus bei den christlichen Zambalen sich ebenso
erhalten hat wie bei den Tagalen, ist mir unbekannt geblieben.

Es scheint nicht als ob die Zambalen sich als besonderer Dialektstamm
werden erhalten konnen, die zahlreichen Einwanderer von Ilocos drohen
vermoge ihrer activen Kraft diesen an und fur sich schwachen Stamm
ganz in sich aufzusaugen, wie diess in Bataan durch die Tagalen
geschehen ist.




4. Pangasinanen (Pangasinanes).

Die Pangasinanen bewohnen die westlichen und sudlichen Gestade
des Golfes von Lingayen. Auch sie werden von den Ilocanen mehr und
mehr zuruckgedrangt; in den Zeiten Don Juan de Salcedo's waren die
sudlichen Kustenstriche der heutigen Provinz La Union von Pangasinanen
besiedelt, wo jetzt der Ilocos-Dialekt der herrschende ist. Selbst
in dem Stammlande dieses Malaienzweiges, in Pangasinan, behaupten
sie sich nur noch an dem Meeresstrande, das ganze Hinterland und
der nordliche Theil dieser Provinz ist der friedlichen Invasion der
thatigen Ilocanen anheimgefallen, welche in diesen Strichen Luzons
dieselbe Rolle spielen, wie die angelsachsischen Squatter unter den
spanischen Hacenderos von New Mejico und Tejas. Pangasinanen sind als
Colonisten auch in dem District Benguet anzutreffen, Niederlassungen
derselben findet man auch in der Provinz Nueva Ecija. Compact aber
wohnen sie, wie gesagt, nur am Golf von Lingayen vom Cap Bolinao bis
S. Fabian.

Seit 1572 sind sie der spanischen Krone unterworfen, seit 1574-76 auch
ziemlich alle christianisirt worden, so dass wir bei ihnen dieselben
Einrichtungen und Institutionen, Tracht und Brauche antreffen, wie
bei den Tagalen. Die Pangasinanen sind sehr fleissige Ackerbauer,
Reis, Zuckerrohr und Indigo werden stark gebaut (Scheidnagel 29),
der Reis speciell wird in grossen Massen exportirt, und nicht
allein nach China, sondern auch nach Annam und Siam (Jagor, 239)
ausgefuhrt. Mais wird gleichfalls sehr stark gebaut, doch dient er
nur zum Viehfutter; nur in Zeiten, wo die Reisernte missrathen ist,
auch zur Nahrung der Menschen (Ilustr. 1861, p. 104). Ausgedehnte
Cocospflanzungen sind allenthalben zu finden, in welchen unter anderen
die schone und von den Indiern so hochgeschatzte Macalimba-Varietat
dieser Palme bevorzugt wird. In den Zeiten der Conquista waren die
Cocoshaine (Cocales) viel ausgedehnter als wie heute, wo der Mais-
und Indigobau sowie die Pflege des Zuckerrohrs die Pangasinanen die
Cultur dieser Palme um so eher vernachlassigen liess, als einige Mal
ein kleines Insect riesige Cocosbestande in kurzer Zeit verwustete.

Ihre Industrie beschaftigt sich mit denselben Artikeln wie jene der
Tagalen, als besondere Specialitaten der Pangasinan-Industrie werden
sehr feine Hute aus Nito- und Bejuco-Geflecht genannt (Scheidnagel
30). Aus der Rinde des Coliao-Baumes arbeiten sie sehr haltbare Taue
und Stricke, welche nach dem Baume Coliaos heissen (Scheidnagel 127).

Zur Zeit der Conquista hatten sie dieselben religiosen Anschauungen
wie die Tagalen, heute sind alle insgesammt Katholiken. Heiden giebt
es nicht mehr unter ihnen, auch findet bei den Pangasinanen seltener
das "Remontarse" Statt, d. h. die Flucht in die Walder, um dort wie
ein Wilder zu leben.




5. Ilocanen (Ilocanos).

Zur Zeit der Conquista bewohnten die Ilocanen einen schmalen
Kustenstrich vom Golf von Lingayen an bis hinauf zum Cap
Bogeador. Nach dieser Zeit breiteten sie sich, zum Theil unter dem
Schutze der spanischen Bajonnette, immer weiter und weiter aus. Sie
besitzen eine grossere Expansivkraft als die so vielgepriesenen
Tagalen. Heute bewohnen die Ilocanen die Provinzen Ilocos Norte (nur
den Kustenstrich), Abra (neben Tinguianen und Igorroten), Ilocos Sur
und La Union. Dann haben sie den nordlichen Theil und das Hinterland
von Pangasinan inne. Zahlreiche ilocanische Einwanderer haben das fast
ganzlich entvolkerte Thal von Benguet mit hoffnungsvollen Ansiedelungen
versehen, in Zambales, Pampanga und Nueva Ecija ist ihre Zahl bestandig
im Steigen begriffen, dasselbe gilt vom westlichen Kustenstrich von
Cagayan. Selbst nach den Batanes- und Babuyanes-Inseln treibt sie
ihre rege Wanderlust, ja sogar im District Principe, an der Ostkuste
Luzons, haben sie sich als strebsame Colonisten mitten unter Tagalen
und Ilongoten niedergelassen. In den Districten Lepanto und Bontoc sind
sie gleichfalls mitten unter den Bergstammen der Igorroten zu finden,
doch muss hier ausdrucklich bemerkt werden, dass in diesen beiden
Districten alle getauften Indier, gleichgultig ob sie nun Igorroten,
Buriks sind, Ilocanos genannt werden, ohne Rucksicht auf ihre Abkunft
(Lillo Gracia 17). Es pflegen auch in der That die getauften Igorroten
die Sprache der (ihnen nahe verwandten?) Ilocanen ganz anzunehmen,
und es mag vielleicht diese--freilich geringe--Beimischung mit dem
Blute dieses so tapferen und kraftigen Bergvolkes auch etwas zu der
lebendigen Kraft und Expansionsfahigkeit beigetragen haben, welche
die Ilocanen so vortheilhaft vor der Passivitat der ubrigen Indios
civilisados auszeichnet.

Die Tracht gleicht mehr oder minder jener der Tagalen. Unentbehrlich
erscheint ihnen das Waldmesser "Sual", welches sowohl zum Bearbeiten
der Erde als auch zum Behauen der Balken und Fallen der Baume dient
(Scheidnagel 124). Als Jagdwaffe benutzen sie denselben Wurfspiess
wie die Igorroten, den sie gleichfalls "Cayang" nennen.

Sie bauen Reis, Indigo, Mais, Zuckerrohr, Cacao, Kaffee, Cocos, Oliven
und Weinreben (Ilustr. 1860, n. 14, p. 164) und uberdiess Baumwolle
(Ilustr. a. a. O., Canamaque, Filip. 29). Die Hauptnahrung ist auch
hier der Reis, nachst diesem werden sehr viele Fische genossen; aus
dem Fische Ipon oder Dolon, der massenhaft gefangen wird, bereitet
man durch Einsalzen desselben die Speise "bayon" (Ilustr. 1860, n. 12,
p. 152). Die Viehzucht ist in bluhendem Zustande, indem die Ilocanen
an den Bergvolkern gute Kaufer ihrer Buffel, Rinder und Schweine
finden. Die Pferde von Ilocos gehoren angeblich zu den besten der
Philippinen (Ilustr., l. c.). Fruher war Viehraub an der Tagesordnung
(Mas, pobl. 80).

Die Industrie der Ilocanen ist ziemlich entwickelt, sie besitzen sogar
eine Specialitat, namlich aus Baumwolle gewebte Mantel, die sogenannten
"mantas de Ilocos", welche einen wichtigen Exportartikel nach den
ubrigen Theilen von Nord-Luzon bilden. Nach Diaz Arenas (p. 291)
liefert Ilocos Sur ausgezeichnete Sinamay- und Nipis-Zeuge. In Ilocos
Norte kommt die Abaca (Manilahanf) nicht mehr fort, als Surrogat
dient die Mague-Pflanze, deren Fasern ahnliche Eigenschaften besitzen
(Ilustr. 1860, n. 17, p. 200). Sonstige Industrieartikel entsprechen
den tagalischen. Scheidnagel nennt drei Olgattungen, welche in Ilocos
erzeugt werden: Palo-Maria, Macabujay und Tagumbao.

Uber ihre Religion zur Zeit der Conquista ist mir Nichts bekannt,
sie wurden durch den Cortes der Philippinen, Don Juan de Salcedo, der
spanischen Krone unterworfen, und sind schon uber drei Jahrhunderte
Christen. Aus den Zeiten ihrer Unabhangigkeit datirt das grosse
Missverhaltniss zwischen Reich und Arm. Die Edelleute (principales)
haben den Reichthum in ihren Handen, ihnen gegenuber steht die
grosse Masse der immer mehr verkommenden Plebejer, der sogenannten
Cailianes. Die Edelleute pflegten den Cailianes Seide oder Baumwolle zu
geben, welche sie zu Geweben verarbeiten sollten. Bei der Ablieferung
derselben pflegten die Cailianes bedeutend verkurzt zu werden,
indem die Principales bald schlechte Beschaffenheit des Gewebes oder
zu geringes Gewicht zum Vorwande nahmen, um die Cailianes zu ihren
ihnen rettungslos verfallenen Schuldnern zu machen, indem sie ihnen
keinen Lohn zahlten (Mas, hist. II, 60). Diese harte Bedruckung
verursachte zwei blutige Plebejer-Aufstande in den Jahren 1762 und
1811. Obwohl diese Ubelstande in der Neuzeit so ziemlich beseitigt
erscheinen, so ist es vielleicht nicht unwahrscheinlich, die rege
Auswanderungslust der Ilocanen auf die unerquicklichen Verhaltnisse
der Heimath zuruckzufuhren.




6. Ibanags oder Cagayanen (Cagayanes).

Die Ibanags werden gewohnlich Cagayanes genannt, weil ihr Hauptsitz
die Landschaft Cagayan und der Unterlauf des gleichnamigen Stromes
ist. Diejenigen von ihnen, welche auf den Batanes- und Babuyanes-Inseln
wohnen, wurden fruher als ein besonderer Stamm angesehen, doch lasst
sich hieruber nichts Sicheres sagen, da unsere Nachrichten uber die
Batanes mehr als sparlich sind. Sie bewohnen die Babuyanes-Gruppe,
welche auch den Namen Islas de Ibanag fuhren, die Batanes-Inseln,
ferner das Kustengebiet der Provinz Cagayan; ihre Ansiedelungen gehen
das Thal des Rio Grande de Cagayan hinauf bis nach Furao hin in der
Provinz Isabela. Der Ibanag-Dialekt dient im ganzen Stromgebiete
des Rio Grande als Verkehrssprache mit den wilden Bergstammen, es
durfte hier das Ibanag-Idiom nach und nach die Sprachen jener Horden
vollstandig verdrangen. Ich glaube, dass ein ahnlicher Vorgang auch
auf den Batanes sich abgespielt hat, denn die Beschreibung, welche
Dampier von jenen "Bashee"-Insulanern giebt, lasst sich schwer
mit den Schilderungen in Ubereinstimmung bringen, welche uns die
Spanier von dem Habitus, der Tracht und Lebensweise der Cagayanen
zur Zeit der Conquista niederschrieben. Baron Hugel schreibt uber die
Batanes (S. 69): "Die Bewohner werden als ein starker, gutmuthiger und
vollkommen harmloser Menschenstamm geschildert". Diess stimmt nicht mit
dem Charakter der Ibanags Luzons uberein, denn diese werden einstimmig
von allen Schriftstellern, von den altesten bis zu den modernsten
herab, als ein kriegerischer und trotziger Stamm geschildert, und es
hat auch in der That den Spaniern die Eroberung Cagayans mehr Blut
gekostet, als jene der ubrigen Provinzen Luzons. Reisbau, Schweine-
und Ziegenzucht, sowie die Bereitung eines Branntweines aus Zuckerrohr
oder Reis entsprechen ganz den ahnlichen Verhaltnissen von Cagayan. Den
Golddraht, den die Batanes um die Arme tragen, trugen die Cagayanen in
den Zeiten der Conquista ebenfalls. Nach Waitz (Anthr. V, 62) sind die
Bewohner physisch den Dayaks ahnlich, auf S. 101 werden sie wie folgt
beschrieben: Farbe: dunkelkupferbraun, Gestalt: klein und untersetzt,
Gesicht: rund, Stirne: niedrig, Augen: klein mit starken Augenbrauen,
Nase: kurz und klein, Haar: dick und schlicht. Diese Beschreibung
entspricht auch dem Bilde der Cagayanen.

Die Ibanags von Cagayan sind seit dem XVI. Jahrhundert Christen,
ebenso jene der Babuyanen, die Batanes sind aber noch zum grosseren
Theile Heiden, leider ist es mir nicht moglich gewesen, etwas uber
ihre Religion zu erfahren. Die Cagayanen bekannten sich in der Zeit
der Conquista ebenfalls zu einer Art von Ahnencultus, wie die Tagalen,
Pampangos &c.

Wie bei den naheverwandten Ilocanen war auch hier die tiefe
Scheidewand zwischen den Edelleuten und Plebejern vorhanden. Die
letzteren heissen in Cagayan "timavas", was wohl mit dem tagalischen
"timauas" identisch ist, womit bei den Tagalen Freigelassene in den
Zeiten vor der Conquista benannt wurden. Auch hier machte sich der
Hass der unterdruckten Kaste durch blutige Aufstande Luft.

Die Ibanags von Cagayan und Isabela bauen dieselben Pflanzen
wie die Ilocanen, die Hauptmasse der Bevolkerung widmet sich
aber--zwangsweise--dem Tabaksbau, denn der Tabak dieser beiden
Provinzen ist der beste der Philippinen. Die Harte, womit
die Zwangscultur dieser Pflanze von der Regierung uberwacht und
durchgefuhrt wird, lasst keine nennenswerthe Industrie aufkommen (man
vgl. daruber: Semper, Skizzen 41 f. und 131 f.). Die Finanzbehorde
der Colonie bleibt den Tabakbauern oft Jahre hindurch den Betrag fur
die abgelieferten Blatter schuldig (Canamaque, Filipinas 30).

Auch bei den Ibanags herrscht eine grosse Auswanderungslust, besonders
Manila zieht sie an, wo sie halbnackt in grossen Schaaren anlangen
(Buzeta I, 240).




7. Igorroten mit Buriks und Busaos (Igorrotes).

Mit dem Namen "Igorrotes" wird viel Unfug getrieben. Spanische
Schriftsteller haben alle heidnischen sogenannten "wilden" Bergstamme
Luzons Igorrotes getauft, und so kamen auch unter anderen "Igorroten
von Camarines", "Igorroten von Tayabas" in die ethnographische
Literatur. Andere Autoren, wie z. B. der gelehrte D. Sinibaldo de Mas,
bezeichneten mit diesem Namen alle Bergstamme Nord-Luzons, mit Ausnahme
der Tinguianen, was immerhin eine gewisse Berechtigung hatte. Ich fasse
unter dieser Bezeichnung die Igorroten im engeren Sinne und die Busaos
und Buriks zusammen, denn diese haben eine gemeinsame Sprache, welche
nur geringe dialektische Verschiedenheiten aufzuweisen hat (mundliche
Mittheilung von Herrn Gumersindo Morales). Auch unterscheiden sich
diese Stamme nur durch Tracht und Tatowirung voneinander, wahrend
Sitten und Brauche nur unerheblich voneinander abweichen.

Die Heimath der Igorroten bilden die Provinzen oder Districte: Benguet,
Lepanto, Tiagan und Bontoc. Nach Scheidnagel (a. v. St.) finden sich
auch Igorroten-Niederlassungen in den Provinzen Abra, Nueva Vizcaya
und Isabela vor, doch ist es fraglich, ob Scheidnagel nicht hier den
Namen der Igorroten in der oben angegebenen Weise missbraucht. Die
Busaos haben die nordlichsten Sitze inne. Von der Cordillere Tila
oder Tovalina an wohnen sie in den Districten Tiagan, Lepanto
(nordliche Halfte) und in Bontoc, in letzterem im Quellgebiete des
Rio Caycayan. Nach der Ilustracion del Oriente (Jgg. 1818, Nr. 1,
p. 4) sind sie auch in Benguet wohnhaft, was mir unwahrscheinlich
vorkommt, da sie von diesem Districte durch die Buriks getrennt
sind. Zu Grenznachbarn haben sie im Norden die Tinguianen und
Guinanen, im Osten die Itetapanen und vielleicht auch die Suflin;
sudlich von ihnen wohnen die Buriks, im Osten von Santa Cruz und
im Westen des Monte Data. Ihre wichtigeren Orte sind: Suyuc, Cayan,
Sabangan, Cabugatan, Banao und Mancayan (Yamcayan).

Sudlich von den Buriks wohnen die eigentlichen Igorroten, deren
Stammland das Thal von Benguet ist, obwohl sie jetzt in diesem Thale
nur in verhaltnissmassig geringer Zahl wohnen, indem die blutigen
Kriege, welche in den zwanziger und dreissiger Jahren dieses Saculums
zur Unterwerfung dieses kriegerischen Stammes fuhrten, das bluhende
Land beinahe entvolkerten. Ihre wichtigeren Orte sind Benguet, Apayao,
Cabacan (Cabagan), Buguias (Bujias) &c. v. Drasche (Fragm. einer
Geologie, p. 27) traf Igorroten zwischen S. Nicolas am Rio Agno und
Bambang (Provinz Nueva Vizcaya), bis zum Caraballo Sur. Auch hier muss
ihre Zahl erheblich sich vermindert haben, denn gegen die geringe Zahl
der Individuen stach die Menge der verlassenen und verfallenen Hutten
ab. Einst war das von den Igorroten bewohnte Territorium grosser,
im XVII. Jahrhundert wird noch der Berg von Sto. Tomas als in der
"Tierra de Ygolotes" [14] liegend mehrfach erwahnt, und noch 1747
reichte das Gebiet der Igorroten bis zum Weichbilde der Pueblos Agoo
und Aringay (Mozo 81). 1829 war die Grenze bis zum Monte Tonglo (beim
Monte Sto. Tomas) zuruckgewichen (Mas, pobl. 46). In den Districten
Lepanto und Bontoc zahlte man 1876 19 852 unterworfene und 29 600
unabhangige Igorroten incl. Buriks und Busaos, wahrend Diaz Arenas fur
das Jahr 1848 die Zahl 12 304 fur die damaligen Provinzen Pangasinan
("in der Cordillera grande"), Abra und Ilocos Sur angiebt.

Ihre Hautfarbe ist ein "nicht sehr dunkles Olivenbraun, seltener das
Gelb der Mestizen" (Semper, Erdk. XIII, 90) oder gelblich kupferfarben
(Ilustr. 1860, n. 12, p. 151). Nach Buzeta und Bravo (Diccionario
I, 52) zeigt ihre Haut die Farbe gekochter Quitten. Ihr Korperbau
ist kraftig, die Muskulatur gut entwickelt (Ilustracion, l. c.,
Semper, l. c.). Die Durchschnittshohe der Manner betragt nach Semper
(Erdk. XIII, 89) 4' 8'' 2''', bei Weibern 4' 5'' 4''' Pariser Maass.

Professor Virchow nennt einen Igorrotenschadel "ausgezeichnet
dolichocephal", "von den Malaienschadeln ganz verschieden" und
bemerkt weiter, "er nahere sich mehr den Formen von Palembang". Nach
Professor Semper ist auch das Gesicht langlicher und die Stirne mehr
gebogen und zurucktretend als bei den Tagalen (Erdk., XIII, 90). Die
Augen sind schwarz und gross, der aussere Augenwinkel ist spitz und
etwas schrag nach oben gestellt (Semper, l. c.; Buzeta y Bravo I,
52; Ilustracion 1860, n. 12, p. 151). Die Wangen sind gross und
breit (Buzeta, l. c.). Das dichte Haar ist schwarz, glatt und ohne
Glanz (Semper, Erdk., XIII, 91; Mas, pobl. 24). Erwahnenswerth ist,
dass nach Lillo Gracia (p. 17) es auch reinblutige Leute giebt, die
einen ebenso dichten Bart haben wie Europaer, doch lassen sich nur
einzelne Berg-Igorroten von Lepanto den Bart stehen, die uberwiegende
Mehrzahl zieht sich die Haare am Kinne, der Brust, den Achselhohlen und
Schamtheilen mit einer kupfernen Zange aus (Semper, Erdk. XIII, 91).

Allgemein wird behauptet, dass die Igorroten stark mit chinesischem
Blute gemengt seien, ja es wird sogar von Mischung mit Japanern
gesprochen (Novara-Reise, Ethnogr. Th., p. 32; Semper, Erdk. XIII,
89). Semper sagt: "Jemehr man sich nordlich wendet, um so scharfer
tritt der mongolische Charakter hervor". Nach ihm (Erdk., l. c.) zeigen
die grossen Individuen chinesischen, die kleinen malaiischen Typus. An
einer anderen Stelle (l. c., S. 91) bemerkt er: "Die Weiber nahern sich
im Allgemeinen mehr dem malaiischen Typus". Mozo bemerkt hieruber:
"aparecen muy semejantes a los Chinos ..... especialmente en los
ojos, en que no los quitan pinta" (Misiones, p. 63). Mas (pobl. 24)
findet es auffallend, dass in ihrer Sprache der spanische Laut ch,
entsprechend dem deutschen tsch, vorkommt, den angeblich die Dialekte
der ubrigen Malaienstamme nicht kennen. Lillo Gracia sagt von ihrer
Sprache, sie sei einem corrumpirten Ilocanisch ahnlich, besitze
aber eine eigenthumliche nasale Accentuirung, die an das Chinesische
erinnere. Eine Vermengung mit Chinesen lasst sich nicht gut nachweisen,
sie musste jedenfalls vor der Einwanderung der Ilocanen erfolgt sein,
so lange die Igorroten noch im Besitze der Kuste waren, denn sonst
mussten die Ilocanen auch einen chinesischen Typus aufweisen, da die
Chinesen wohl mehr Beruhrungspunkte zu einem intimen Verkehre mit
diesen vorfanden, als mit den tieferstehenden Igorroten. Jedenfalls
heisst es in dieser Frage nicht voreilig sein, sondern specielle
Untersuchungen uber diesen Gegenstand abwarten.

Das Haar tragen Manner und Weiber "vorn geradlinig uber der Stirn
und zu beiden Seiten des Gesichts abgeschnitten, so dass es fast
die ganze Stirn bis zur Nasenwurzel, sowie die Ohren bedeckt";
am Hinterkopf lassen sie es oft lang wachsen und binden es in
einen Knoten zusammen (Semper, Erdk. XIII, 91). Doch wechselt die
Haartracht bei den einzelnen Stammen (Lillo 30). Die Igorroten im
engeren Sinne des Wortes tatowiren ihren Korper an Handen, Armen und
der Brust (Lillo 31), doch beschrankt sich diese Sitte in den meisten
Dorfern nur auf ein rohes Sonnenbild, welches auf die Handruckenflache
gemalt wird (Semper, Erdk. XIII, 90), insbesondere die Weiber dehnen
die Tatowirung zumeist auf keinen anderen Korpertheil aus (Lillo,
l. c.). Die Tatowirungsmuster auf Brust und Armen sind Combinationen
gerader und krummer Linien, seltener findet man bildliche Darstellungen
von Menschen und Thieren (Semper, l. c.). Die Tatowirungsmuster haben
eine schmutzig-blaue Farbe und werden der Haut durch Nadelstiche
beigebracht, die Nadel selbst ist in eine Farbmasse getaucht,
welche aus Ol und einem Pulver, das durch Verbrennung blauer
Baumwollenstoffe gewonnen wurde, zusammengesetzt ist (Lillo 31). Die
Busaos-Igorroten tatowiren sich Blumengebilde auf die Arme (Mas,
pobl. 25; Ilustracion, 1860, 152 und 285; Bastian, Reisen V. 273;
Ilustr. del Oriente, 1878, Nr. 1, p. 4), andere Korpertheile werden
nicht tatowirt. Die Buriks-Igorroten tatowiren sich den Korper in
einer Weise, dass er wie mit einem Panzerhemde bedeckt erscheint,
wahrend die Arme mit schlangenartigen Mustern versehen werden (Mas,
pobl. 25). Bemerkenswerth ist die Sitte, dass bei Vornehmen die Zahne
mit einem breiten Goldblech bedeckt werden (Semper, Erdk. XIII,
90). Denselben Brauch fanden die Spanier bei der Eroberung des
Archipels bei Tagalen und Visayern vor.

Den schmutzigen Korper und die nie gekammten Haare verhullen
verschiedenartige Tracht und Gewandung. Bei der Feldarbeit wird
von den Mannern nur der Bajaque oder Baac--eine Art Schurz--getragen
(Lillo 31). Der Bajaque besteht aus Baumwollenzeug oder Baumrinde (Mas,
pobl. 23). Sonst wird noch ein Mantel getragen, "aus Baumwollenzeug
verfertigt und ilocanischer Provenienz", da dieser "Mantel" viereckig
ist, konnte er wohl besser Plaid genannt werden. Der Plaid ist lang
genug, dass er doppelt um den Leib herumgeschlagen werden kann, er ist
blau und weiss gestreift oder schwarz; wenn ganz von weisser Farbe,
gilt er als Trauergewand (Mas, pobl. 23). Diese anscheinende Anlehnung
an chinesischen Brauch liefert aber kein neues Beweismaterial fur
die Chinesen-Abstammungs-Hypothese, denn die Spanier fanden in den
Zeiten der Conquista Weiss als Trauerfarbe im ganzen Archipel, und
noch heute ist es so auf den Sulu-Inseln.

Der Kopf wird meist unbedeckt getragen (Semper, Erdk. XIII, 89), sonst
tragen die Berg-Igorroten ein Zeug turbanartig um den Kopf gewunden,
wahrend die Thalbewohner mit dem Salaco das Haupt bedecken (Lillo
31). Die Tracht der civilisirten Indier (gleich der tagalischen)
beginnt bereits in den Grenzdistricten die nationale zu verdrangen
(Lillo, l. c.). Die Weiber tragen eine bis zu den Knieen reichende
Schurze, ferner ein jackenartiges Hemd mit langen Armeln, welches die
Bruste durch einen Schlitz erblicken lasst, beide Kleidungsstucke sind
indigoblau mit weissen Streifen (Semper, Erdk. XIII, 89; Ilustr. 1860,
p. 151). Die Hauptlinge tragen im Kriege einen eigenthumlichen Barigues
oder Porta-itac genannten Gurtel, welcher aus kleinen blendend weissen
Steinchen zusammengesetzt ist (Scheidnagel 124). Die Kleider werden
nie gewaschen (Lillo 31).

Als Schmuckgegenstande dienen beiden Geschlechtern Ringe und Schnure
um Hals, Arme und Beine, sowie Ohrgehange. Um den Hals werden mit
Glasperlen und Steinen bedeckte Schnure getragen (Semper, Erdk. XIII,
90), manche legen einen aus Kupferblech bestehenden Halsschmuck
an, einige tragen formliche Hunde-Halsbander (Lillo 30). Die Arm-
und Beinringe bestehen aus Metalldraht, Glasperlenschnuren oder
Pflanzenflechtwerk (Semper, Erdk. XIII, 90); eine besondere Gattung
dieser Ringe heisst Bali, wird aus Kupfer verfertigt und ist mitunter
vergoldet (Scheidnagel 125). Die Ohrgehange, welche auch von den
Mannern getragen werden, bestehen aus Gold, Kupfer und Hundezahnen
(Lillo 30; Scheidnagel, l. c.). In Ermangelung von etwas besserem
werden auch Holzpflocke in die Ohren gesteckt. Je grosser die
Ausdehnung des Ohrlappchens ist, desto grosser der Stolz.

Tabak, Geld und andere Gegenstande werden in einer Art Patronentasche
aus Rohrgeflecht getragen, welche an einem Bandelier hangt (Lillo
30). Semper sah viele Igorroten, welche an einer (Glas-) Perlenkette
einen Ohrloffel und jene Kupferzange bestandig mit sich trugen,
welche zum Auszupfen der Barthaare dient.

Von ihren Gerathen und Waffen fallt zunachst ihre Axt Ligua (Aligua,
Aliva) in die Augen, sie hat die Gestalt eines Trapezoids (Scheidnagel
124) und ist mit einer Spitze versehen, welche zum Aufspiessen des
abgeschlagenen Feindeskopfes dient (Lillo 24). Dann kommt zunachst
das zweischneidige Waldmesser Bujias oder Talibong (Talibon) in
Betracht. Breite einschneidige Hackmesser, gleich den ilocanischen,
und ebenso Bolos genannt, sind gleichfalls im Gebrauche. Der Talibong
wird bei den Busaos nicht vorgefunden (Ilustr. 1860, p. 152). Zur Jagd
wie zum Kriege dient als Hauptwaffe ein Wurfspiess mit eiserner Spitze,
welcher Cayang genannt wird. Sie besitzen zwar auch Pfeil und Bogen,
wissen aber diese Waffe nicht gut zu gebrauchen (Mas, pobl. 24). Als
Schutzwaffe dient der aus Holz verfertigte Schild, Calata (Lillo
24). Sammtliche Angriffswaffen sind aus Metall verfertigt, bezw. haben
sie aus diesem verfertigte Spitzen, Eisen wird naturlich bevorzugt,
kommt aber nur durch Handel in ihre Hande, weshalb in fruheren Zeiten
das Kupfer das Material zur Herstellung ihrer Waffen und Werkzeuge
nahezu ausschliesslich hergab.

Von Transportgerathen sind erwahnenswerth der Apirang und der Cayabang,
ersterer ist ein auf dem Rucken zu tragender Korb aus Rohr und Bambus,
letzterer ist gleichfalls ein Korb von vollendeter Arbeit, welchen
nur Weiber tragen, er hat die Gestalt eines abgestumpften Kegels; zum
Fortschaffen und Aufbewahren verschiedener Gegenstande dienen auch die
Sackgattungen Upit und Sagupit, beide aus Bejuco und anderen Rohr-
und Gras-Gattungen geflochten. Der Upit hat einen doppelten Boden
(Scheidnagel 126).

Die Dorfer der Igorroten sind nicht klein und erscheinen noch grosser
durch den Umstand, dass jedes Haus von dem anderen durch einen
viereckigen Hofraum geschieden ist (Semper, Erdk. XIII, 90), dieser
Hofraum ist von einem aus rohbehauenen Steinen zusammengefugten
Walle umgeben. Die Hutten sind je nach der Lage des Dorfes aus
verschiedenen Materialien hergestellt; wo spanisches Rohr und
Cogongras noch fortkommen, werden aus ersterem die Wande, aus
letzterem die Bedachung verfertigt, in den hoheren Gebirgen dienen zum
Hausbaue Dielen und Balken aus Fichtenholz (Ilustracion 1860, n. 12,
p. 151). Die Igorroten-Hutten in den Niederungen von Lepanto haben
bereits ilocanisches Geprage (Lillo 31). Der Grundriss ist viereckig,
die Zimmer sind vier Fuss hoch; zwischen der Zimmerdecke und dem
Dache ist der Reis aufgehauft; selten lauft um das Haus eine Galerie
(Semper, Erdk. XIII, 90). Die Hutten haben keine Fenster und nur eine
einzige niedrige Eingangsthur, zu welcher man auf einer Leiter--denn
auch hier ruhen die Hutten etwas erhoht uber dem Erdboden--gelangt
(Lillo 31). Der Feuerherd befindet sich gewohnlich in der Mitte des
einzigen Zimmers (Semper, Erdk. XIII, 90). In manchen Gegenden umgeben
die Igorroten ihre Hauser mit Bambuszaunen (Scheidnagel 75). Das Innere
der Hutten starrt von Schmutz, Russ und Asche (Semper, Erdk. XIII, 90;
Mas, pobl. 24; Ilustracion 1860, n. 12, p. 151). Fruher schmuckten die
Igorroten das Aussere und Innere ihrer Behausungen mit den Kopfen der
erlegten oder geschlachteten Thiere aus, wodurch die ganze Umgebung
der Hutte durch infernalischen Gestank verpestet wurde (Mas, pobl. 20;
Semper, Erdk. XIII, 94), jetzt beginnt diese Sitte zu verschwinden,
wenigstens in Benguet und Lepanto.

Die Igorroten sind fleissige Ackerbauer, sie bauen Reis, Mais,
Patatas, Camote und verschiedene Gemusegattungen, ferner Tabak. Kaffee
wird zwar in ihrem Lande gepflanzt, aber diese Plantagen sind im
Besitze und in Verwaltung von Spaniern und Mestizen (Lillo 41). Vor
dem Auftreten der Spanier scheinen sie nur Reis gebaut zu haben und
diesen nicht in genugender Menge, denn zu Ende des XVII. Jahrhunderts
tauschten die Igorroten in Ilocos nicht allein Schweine und Buffel,
sondern auch Reis ein (Morga-Stanley 284). Lillo Gracia sagt von
den Igorroten von Lepanto, dass sie bestandig darnach streben, neue,
ihnen unbekannte Samereien und Pflanzen anzubauen. Hie und da, wo das
schon kuhlere Klima ihres Landes es zulasst, bauen sie Zuckerrohr,
Mangobaume und Apfelsinen (Semper, Erdk. XIII, 72).

Bewunderungswurdig ist die Anlage ihrer Felder an steilen Berglehnen
und das Berieselungssystem, welches ihren Ackern das nothige Wasser
bringt. Die schroffsten Abhange sind durch muhseliges Aufthurmen von
Felsblocken in Terrassenfelder verwandelt worden (Semper, Skizzen 59,
und in Erdk. XIII, 91; Lillo 39). Den Feldern wird das Wasser durch
ausgezeichnet nivellirte Canale zugefuhrt, Schluchten und Bergklufte
werden durch primitive Aquaducte uberbruckt, welche aus rinnenartig
ausgehohlten Baumstammen hergestellt sind (Lillo 40). Um fruchtbare
Acker zu gewinnen, brennen die Igorroten grosse schone Fichtenwaldungen
nieder (Lillo 46). Das Pflugen und der Terrassen- und Canalisirungs-Bau
liegt den Mannern ob, alle ubrige Feldarbeit ist Sache der Weiber und
Kinder (Lillo 32). Der Reis wird nicht geschnitten, sondern Halm fur
Halm ausgerissen (Semper, Erdk. XIII, 91). Nach der Ernte werden die
Felder unter Wasser gesetzt und dann gepflugt. Zu letzterer Arbeit
wird nur in den Niederungen der Buffel mit benutzt, in den Berghohen
arbeitet der Mensch allein (Lillo 39). Der Pflug ist eine Art Harke
(Semper, l. c.). In Lepanto besteht er aus eisenbeschlagenen Staben,
welche die Erde aufreissen, worauf die Schollen durch Daraufschlagen
zerbrockelt werden (Lillo, l. c.).

Von einer Viehzucht in dem bei uns ublichen Sinne des Wortes ist
bei den Igorroten keine Rede. Sie besitzen zwar Buffel, Schweine
(und seltener) Rinder und Pferde, aber ohne sich mit deren Zucht
und Pflege zu befassen, so dass sie genothigt sind, diese Thiere in
grossen Mengen in Ilocos aufzukaufen, denn bei ihren Festschmausen
werden ungeheuere Massen Fleisch vertilgt, der Bedarf ist daher
ein grosser. Die Pferde werden nur des Fleisches wegen gezogen,
die wenigen, welche nicht dem Schlachtmesser verfallen, sind durch
fruhe Dienstleistung bald ruinirt (Lillo 41). Auch der Hund muss sein
Fleisch hergeben. Da das letztere Thier, sowie das Schwein und das
Huhn nur unter gewissen Ceremonien und unter priesterlicher Beihulfe
geschlachtet werden konnen (Semper, Erdk. XIII), so ist der Schluss
berechtigt, dass diese drei Thiergattungen die einzigen Hausthiere der
Igorroten waren, als sie Luzon betraten und ihre jetzigen Wohnsitze
einnahmen. Trotz dieser Vorliebe und religiosen Scheu Schweinen und
Huhnern gegenuber sind die Igorroten von Lepanto so nachlassig und
trage, dass sie, anstatt diese Thiere selbst zu ziehen, solche zu
ziemlich hohen Preisen von ilocanischen Handlern einkaufen (Lillo
42). Die Hunde werden hingegen gut gepflegt und sogar Nachts in
die Hutte mitgenommen, wo Menschen und Thiere sich in der Nahe des
warmenden Herdes lagern (Semper, Erdk. XIII, 90). Stalle fur Buffel, Rinder und Pferde giebt es nicht, diese Thiere mussen im Freien die kuhlen Nachte (in Benguet +7° R.) zubringen.

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