In den Zeiten der Unabhangigkeit gab es unter den Tagalen ebensoviele Staaten als Dorfer, eine Ausnahme hiervon machten nur die kleinen Reiche von Manila und Tondo, von denen einige kleine Vasallengebiete abhangig waren, doch machte sich hier der Einfluss von Borneo bemerkbar. Die tagalische Standegliederung war damals folgende: Fursten oder Hauptlinge (Manguinoos, Dattos), freie Leute (Mahaldicas), Freigelassene (Timaua), Vasallen der Dattos (Cabalangay), Leibeigene (Aliping namamahay), Halbsclaven, Sclaven (Aliping saguiguilir). Die Spanier hoben bei der Occupation des Landes die Leibeigenschaft und Sclaverei auf und gewannen dadurch die Sympathien dieser Volksclassen. Die entthronten Dattos wurden in kluger Weise fest mit ihren Interessen an die spanische Herrschaft geknupft, indem ihnen eine Menge Vorrechte gegeben wurden, so z. B. der Titel Don, und indem man sie mit ihren erstgeborenen Sohnen von der Zahlung des Tributes enthob. Ihre sonstige Gewalt wurde dadurch geschwacht, dass in den neuen Pueblos, welche aus verschiedenen Tribus gebildet wurden, jetzt Leute friedlich nebeneinander wohnen mussten, die fruher feindlich gegen einander gesinnt waren, und bald durch Wechselheirathen miteinander vollstandig verschmolzen, wodurch die einzelnen Dattos gleichsam ihre fruheren Unterthanen verloren. Von diesen Dattos stammt zum grossten Theile die heutige Principalia, der Patricierstand oder der Dorfadel der Tagalen ab. Die Bevolkerung der neuen Pueblos wurde in Abtheilungen eingetheilt, welche Barangayes [11] genannt wurden. Jedem Barangay wurde ein Chef vorgesetzt, welcher Cabeza de Barangay hiess und der Principalia entnommen wurde. Der Cabeza de Barangay sammelt in seinem Barangay den Tribut (Kopfsteuer) ein, fur dessen vollstandige Eintreibung er haftet. Aus der Principalia wird der Burgermeister gewahlt, welcher Gobernadorcillo oder (im gewohnlichen Verkehr) Capitan genannt wird.
Der Gemeinderath besteht aus den Cabezas de Barangay, uberhaupt aus Mitgliedern der Principalia. Gehort zur politischen Gemeinde noch ein zweites Dorf (visita, barrio, anejo), so besitzt es einen Vice-Chef, den Teniente. Sonstige Gemeindebeamte sind der Teniente mayor (Burgermeister-Stellvertreter), Juez mayor de Ganado (Richter fur Streitigkeiten, welche Vieh-, Weideangelegenheiten &c. betreffen), Juez mayor de Sementeras (Richter uber Feldstreitigkeiten), ein Juez mayor fur Polizeivergehen, dann der Teniente segundo, der Teniente tercero, ferner zwei Alguaciles (Polizeiwachtmeister), von denen der erstere gewohnlich "el actual" heisst und gewohnlich mit der Escortirung von Reisenden betraut wird. Nur der Gobernadorcillo und der Teniente mayor mussen dem Gesetze nach dem eingeborenen Adel angehoren. Der Ex-Gobernadorcillo heisst gewohnlich "Capitan pasado", ein Ex-Teniente "Titulado". Da die Mitglieder dieser tagalischen Municipien, besonders in den Provinzen, selten oder nur schlecht spanisch sprechen oder gar schreiben konnen, so wird zum Verkehre mit den spanischen Behorden ein Secretar von der Gemeinde aufgenommen, der Directorcillo genannt wird. Jede Gemeinde unterhalt ein Haus, Tribunal genannt, in welchem der Gemeinderath tagt, Gericht gesprochen, europaische Reisende untergebracht werden, und das zugleich als Arrestlocal und Zeughaus dient. Die Arrestanten werden sehr gut verpflegt, doch pflegen die tagalischen Richter meist nur Prugelstrafen zu dictiren. Die nicht dem Adel angehorigen Indier sind verpflichtet, 40 Tage im Jahre offentliche Arbeiten (polos y servicios) bei Strassen- und Bruckenbauten &c. zu leisten, eine Woche im Tribunal Dienst zu leisten und eine Woche Nachtwache zu halten. Von diesen Dienstleistungen kann man sich loskaufen, und zwar in Form einer Geldstrafe. Die Leute, welche im Tribunal Dienst zu leisten haben, heissen Semaneros, sie stehen "gegen geringen Tagelohn als Boten oder Trager zur Verfugung der Reisenden" (Jagor, Phil. 37). Zur Aufrechterhaltung der Ordnung, zum Schutz gegen Angriffe von Rauberbanden oder Horden wilder Bergstamme dient eine Art Burgergarde oder irregulare Miliz, deren Streiter Cuadrilleros genannt werden.
Der Volksschulunterricht ist obligat, jede Gemeinde hat ihre Schule. Der Unterricht soll in spanischer Sprache erfolgen, was aber bis in die neueste Zeit ausserhalb des nachsten Umkreises von Manila nur selten vorkam, indem einestheils spanisch sprechende Individuen sich selten in die Provinz verirrten und anderntheils die Geistlichkeit mit Handen und Fussen sich dagegen straubte, dass die Indier sich die spanische Sprache aneigneten, da sie dadurch ihre Vermittlerrolle zwischen den spanischen Behorden und den Indiern verlieren musste. Heute hat die Geistlichkeit diesen Widerstand aufgegeben, und es sieht in dieser Beziehung etwas besser aus. Die Localinspection wird von den Pfarrern ausgeubt. Vor mehr als zwanzig Jahren schon sagte Bastian (Reisen, V. 265) uber die Tagalen der Prov. Laguna: "Man erstaunt uber die verhaltnissmassig grosse Menge derjenigen, die zu schreiben und zu lesen verstehen". Tagalen findet man als Schreiber in allen Regierungsbureaux. Die grosste Freude tagalischer Eltern ist es aber, wenn sie ihren Sohn als Priester erblicken. Die Weltgeistlichkeit besteht beinahe ausschliesslich nur aus Mestizen und Tagalen, Visayern &c. Die farbigen Priester stehen in geringem Ansehen; wenn sie nicht besser sind als ihr Ruf, stehen die Sachen schlimm (m. vgl. daruber: Jagor, Phil. 104, n. Canamaque a. v. St.). Selbst der ultramontane Baron Hugel sagt hieruber: "Es giebt in der That indische Pfarrer, welche eine Frau haben, mit der sie in der Pfarrei leben, und die Kinder nennen sie nach meiner eigenen Erfahrung ohne Umstande Papa" (Hugel, p. 287), und weiter: "Der Indier ist im Allgemeinen wenig dazu geeignet, die Pflichten eines Geistlichen und Pfarrers zu erfullen. Ich ..... fuge hier nur noch hinzu, dass sie manchmal ausschweifend leben, ihren Pfarrkindern dann ein schlechtes Beispiel geben, und dass ihre Pfarrbucher sich meistens in grosser Unordnung befinden" (l. c. 349). Eine grosse Anzahl von Aufstanden hat eingeborene farbige Priester zu Urhebern gehabt, die sich durch Blutdurst und Grausamkeit gegen die Weissen auszeichneten.
Das Christenthum hat bei den Tagalen die unter dem Namen Amoklaufen bekannten Wuthausbruche nicht beseitigen konnen, doch kommen derartige Falle seltener vor als in den ubrigen malaiischen Landern (Jagor, Phil. 131). Die Amoklaufer werden "posong" genannt (Mas, pobl. 119).
Die Industrie der Tagalen beschrankt sich meist auf Gewebe und Stickereien. Aus den Fasern der Ananasea sativa werden feine, vollkommen durchsichtige Zeuge gemacht, welche Pina oder Grasscloths heissen, sie werden mit zierlichsten Dessins bestickt und dann oft zu horrenden Preisen--ein Stuck 2000 Thaler (Jagor, Phil. 112)--verkauft. Zu den Pina-Webereien werden statt eiserner Messer Bambusspane benutzt (Jagor, Skizzen 176). Aus Abaca (Manilahanf) werden ebenfalls dunne und durchsichtige Hemdstoffe und Zeuge verfertigt, welche Sinamay und Nipis genannt werden und eine grossere Dauerhaftigkeit aufweisen als die Pina-Zeuge (Scherzer, Novara-Reise I, 600; Diaz Arenas 291). Beim Weben der Nipis-Stoffe pflegen sich die Arbeiterinnen vollstandig einzuschliessen, damit nicht ein Luftzug die dunnen Faden entzweireisse (Canamaque, Filipinas 27). Tapis-Stoffe aus Seide und Baumwolle, blaucarrirte Baumwollenstoffe (Cambayas) werden ebenfalls von den Tagalen und zwar in ziemlichen Mengen fabricirt (Diaz Arenas, l. c.). Die Tapis-Weberei hat ihren Hauptsitz in der Provinz Bulacan (Jagor, Phil. 48). Aus Abaca werden auch leichte Luxusstoffe, "Jusi" genannt, verfertigt (Scheidnagel 75). Aus der Rohrgattung Nito werden Hute europaischer Facon, Jalaco's und Matten geflochten (Scheidnagel, l. c.). Hute und Matten werden noch aus anderen Materialien--z. B. der Buri-Palme--gearbeitet (Scheidnagel 27; Jagor, Phil. 59). Aus dem unteren Ende der Blattstiele einer Calamus-Art werden Cigarrentaschen von ausserordentlicher Feinheit fabricirt, welche zu hohen Preisen, von 2-50 Dollar das Stuck, verkauft werden (Jagor, Phil. 48). Kabel und Taue werden nicht nur aus den Fasern des Manilahanfes verarbeitet, auch die Gomuti-Palme (Arenga saccharifera) liefert ein ungemein festes und dauerhaftes Material, den sogenannten Cabo-negro, es ist diess eine schwarze Faser, welche den Ursprung der Blattstiele am Stamme jener Palme bekleidet (Jagor, Skizzen 10). Aus Pandanus-Gattungen, dann aus dem Bambus werden Maurerpinsel gemacht (Jagor, Skizzen 176). Aus der kletternden Mimose "Gogo" wird durch Zerklopfen der Rinde ein Seifenstoff gewonnen, der nicht allein beim Bade und der Kleiderwasche benutzt wird, sondern auch den Goldwaschern dienlich ist; bei der Goldwasche "wird dem Wasser der schleimige Saft des Gogo zugesetzt, der feine schwere Sand bleibt darin langer schweben als in blossem Wasser und lasst sich somit leichter vom Goldpulver trennen" (Jagor, Phil. 142). Dem Apiton-Waldbaume wird ein harziges Ol, der Balao oder Malapajo, abgezapft, welches Eisen zehn Jahre lang vor dem Rosten schutzt und zum Firnissen der Schiffe verwendet wird (Jagor, Phil. 230). Aus der Cocos-Palme wird ein Branntwein bereitet, welcher "Tuba" heisst, diese Industrie wird insbesondere am Sudufer der Laguna de Bay betrieben (Jagor, Phil. 57, Mozo 89). Auch Ol wird von dieser Palme gewonnen, uber deren vielfache Ausbeutung Scheidnagel (p. 74) viel Interessantes berichtet. Das Bambusrohr wird in ahnlicher Weise ausgenutzt, wie in allen ubrigen Theilen des ostindischen Archipels. Zu Handwerkern macht Indolenz, Faulheit und Liederlichkeit die Tagalen unbrauchbar (man vgl. Mas, pobl. 66 u. 72). In Manila existirt eine eigenartige Klein-Industrie, es werden kleine Modelle einheimischer Fahrzeuge, Hutten &c. und Figuren zum Verkaufe an Fremde gearbeitet (Scheidnagel 121). Im Schiffsbau stehen sie noch ohne alle chinesische Concurrenz da und leisten wenigstens etwas hierin.
Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass die Tagalen sehr starke Beimischungen fremden Blutes in ihren Adern haben, nicht nur Chinesen und Spanier, auch Japanesen (XVI. u. XVII. Jahrhdt.) haben zur Aufbesserung der Rasse beigetragen. Andere Beimischungen sind gering oder verwandter Natur; so fanden die Spanier bei der Besitznahme des von den Tagalen bewohnten Landstriches Luzon (verhaltnissmassig) zahlreiche Borneaner angesiedelt, theils als Kaufleute, theils als mohammedanische Priester und Missionare, wenn ich uberhaupt den letzteren Titel ihnen geben darf. Die Spanier hingegen erganzten die Mannschaft ihrer auf den Philippinen stehenden Linientruppen seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts beinahe ausschliesslich mit mejicanischen (mitunter auch peruanischen) Indianern, welche sammtlich nach abgelaufener Dienstzeit im Lande blieben und sich eingeborene Weiber nahmen. In Marigondon, an der Bai von Manila, liessen sich auch im Jahre 1661 Ternataner (Insel Ternate der Molukken) nieder.
2. Pampangos.
Die Pampangos wohnten zur Zeit der Conquista und noch im XVII. Jahrhundert an den nordlichen Gestaden der Bai von Manila, und ihre Wohnsitze erstreckten sich von da bis an den Knotenpunkt des machtigen Caraballo Central, ohne aber im Gebirge selbst Fuss zu fassen. Heutzutage sind sie durch die Tagalen beinahe ganz vom Meere getrennt, und die wenigen dort lebenden Pampangos werden schnell "tagalisirt". Die heutigen Wohnsitze der Pampangos befinden sich in folgenden Provinzen: Porac, Tarlac, Pampanga, Bataan, Zambales und Nueva Ecija. Porac und Tarlac werden nahezu ausschliesslich von Pampangos bewohnt, Pampanga in uberwiegender Mehrzahl, doch beginnt die seit Anfang dieses Jahrhunderts immer grossere Dimensionen annehmende Einwanderung der Ilocanen die Herrschaft des Pampango-Dialektes stark zu gefahrden. In Nueva Ecija werden die nordostlichen, in Bataan die nordwestlichen und in Zambales die westlichen Territorien dieser Provinzen von den Pampangos eingenommen.
In ihrer korperlichen Erscheinung, wie in ihren Sitten und Brauchen gleichen sie unter allen Malaien Luzons am meisten den Tagalen, so dass alles von diesen Gesagte auch fur die Pampangos volle Geltung hat. Sie galten und gelten auch noch jetzt als die tapfersten unter den Malaien der Philippinen, die eingeborenen Truppen der Spanier recrutirten sich bis auf die Einfuhrung der Conscription zum grossten Theile aus diesem kriegerischen Stamme, und sie haben ihrem Rufe uberall Ehre gemacht, sowohl in den Kampfen gegen die mohammedanischen Fursten der Molukken, von Mindanao und Sulu als auch gegen europaische Soldaten, gegen Hollander und Briten. Bei der Unterdruckung der furchtbaren Chinesenaufstande von 1603 und 1639 haben sie sich besondere Verdienste erworben.
Als die Spanier sie unterwarfen (1571) waren sie zum grossten Theile Heiden, doch hatte auch hier der Islam bereits Eingang gefunden. Ihre ursprungliche Religion kannte auch den Ahnencultus der Tagalen und war auch sonst mit jener der Tagalen identisch. Sie sind dann durch die Spanier zum Katholicismus bekehrt worden, doch gab es noch i. J. 1848 Heiden unter ihnen, denn Diaz Arenas spricht von 100 unterworfenen heidnischen (infieles) Pampangos, welche in dem erwahnten Jahre der spanischen Herrschaft unterworfen waren.
Sie besitzen auch Schlangenbeschworer, welche Schlangenbisse heilen, diese Heilkunstler werden "Tavac" genannt (Mozo 97). Ihre Industrie ist im Vergleiche zu jener der Tagalen gering, sie umfasst dieselben Zweige wie bei den letzteren.
3. Zambalen (Zambales).
Die Zambalen oder Tinos bewohnen den mittleren und sudlichen Theil der Provinz Zambales, doch sind sie als wilde Bergstamme in geringer Zahl auch in den nordlichsten Theilen von Bataan anzutreffen. Erst zu Ende des XVII. und im Anfange des XVIII. Jahrhunderts gelang es den Spaniern mehr durch den Eifer der Missionare als durch Waffengewalt sie zu unterwerfen, obgleich noch heute ein nicht unbetrachtlicher Theil dieses blutdurstigen Stammes in den Bergwildnissen entweder volle Unabhangigkeit behauptet oder durch Zahlung einer geringen Geldsumme sich die Freiheit sichert.
Die Zambalen zur Zeit der Conquista trugen das Haar bis auf eine frei herabwallende Locke geschoren (Morga-Stanley 269), von ihrer sonstigen Tracht wird Nichts erwahnt. Ihre Waffen waren Lanze, Schild, Messer und Pfeile, welche sie gut zu brauchen wussten. Sie lebten in Polygamie (Canamaque, Filipinas 226). Grossere Hausthiere, namlich Buffel (?), Rinder und Pferde erhielten sie erst durch die Missionare (Canamaque, Filipinas 134), Ackerbau scheint weniger als die Jagd getrieben worden zu sein, was vielleicht auf eine starke Beimischung von Negritoblut hinweist. Andererseits erwahnen Buzeta und Bravo, dass sie ein dem tagalischen ahnliches Alphabet besessen hatten, was fur eine hohere Culturstufe spricht. Ihre Dorfer wurden nur von 10-30 Familien bewohnt und bildeten jedes einen Staat fur sich, so dass wir hier derselben staatlichen Zersplitterung begegnen, wie bei den Tagalen. Die Hauptlinge waren bejahrte Leute, welche nur einen geringen Einfluss auf ihre Untergebenen auszuuben vermochten. Die einzelnen Dorfer waren in bestandige Fehden miteinander verwickelt, eine Folge ihrer eigenthumlichen Sitten. Starb namlich Jemand, so legten seine Hinterbliebenen Trauer, d. h. eine schwarze Kopfbinde an, welche sie nicht eher ablegen durften, als bis sie Jemanden getodtet hatten, was an eine ahnliche Sitte der Negritos lebhaft erinnert. Dann wurde die Binde abgelegt und die Trauer mit einem Saufgelage beendet. Ein Mord oder Todtschlag innerhalb eines und desselben Tribus wurde entweder mit Gold oder Silber gesuhnt oder es wurde der Familie ein Sclave oder Negrito (Canamaque, Fil. 128) gegeben, um als Suhnopfer abgeschlachtet zu werden.
Die Zambalen waren wie noch jetzt die Dayaks wuthende Kopfjager, je mehr Kopfe erschlagener Feinde ein Zambal von einem Kriegszuge heimbrachte, desto hoher stand er im Ansehen der Seinen, wodurch ihre angeborene Mordlust noch mehr gesteigert wurde (Canamaque, Filipinas 126). Sie stiegen deshalb von den Gebirgen in die Ebenen der benachbarten christlichen Provinzen und lauerten Reisenden auf oder suchten zur Nachtzeit sich an die Dorfer heranzuschleichen. Die Schadel der Erschlagenen benutzten sie angeblich (Mozo 86) als Trinkgefasse. Auf einer Art Trophae, welche sie bestandig mit sich herumtrugen, machten sie die Zahl der erbeuteten Schadel ersichtlich (Canamaque, Fil. 127). Nach P. Juan Ferrando (Historia de los P. P. Dominicos en las Islas Filipinas in Canamaque, Filipinas 124) pflegten die Zambalen in ihrer Gier nach Feindesschadeln jeden Menschen zu todten, der nicht gerade zu ihrem Stamme gehorte, und fuhrten dann um die Schadel "satanische" Tanze auf; Ahnliches berichtet Mozo (l. c.), indem er erwahnt, dass sie die abgeschlagenen Kopfe zur Verherrlichung ihrer Feste heimschleppen. Durch diese Kopfjagerei unterscheiden sie sich auffallend von den Tagalen und Pampangos, welche diese Sitte nicht kannten.
Die Religionen der alten Tagalen und Zambalen waren nicht, wie Buzeta und Bravo berichten, identisch, aber doch sehr ahnlich. Sie kannten einen obersten Gott ("Malyari"), zwei minder machtige Hauptgottheiten Acasi und Manglobag und eine Anzahl Diiminores. Der Priesterstand spielte bei ihnen eine wichtigere Rolle als bei den ubrigen Malaien der Philippinen. Der Hohepriester oder Papst ("Bayoc") weihte den einzelnen Gottheiten unter langen Ceremonien die Priester. Nach Ferrando (Canamaque, Fil. 129) spendete der Bayoc auch--wenn gleich selten--eine Art Taufe mit Schweineblut, wie denn auch hier, wie uberall in diesem Archipel, das Schwein als das den Gottern angenehmste Opferthier galt. Die heiligen Feste arteten in Orgien aus. Wie viele von diesen Brauchen sich noch heute bei den unabhangigen Zambalen (den "Cimarrones" oder "Infieles" [12]) erhalten haben, ist mir unbekannt. Sie leben in kleinen Dorfchen (Rancherias), deren Hauptlinge (Reyes oder Reyezuelos) den Verkehr mit den spanischen Behorden vermitteln. Sie leben von erlegtem Wilde, Honigwaben und Bataten (Camote), deren Anbau ihnen erst durch die Spanier bekannt wurde. Reis kaufen sie von ihren christlichen civilisirten Brudern und bezahlen ihn mit den von den Chinesen hochgeschatzten Bezoarsteinen und Tabak, den sie heimlich bauen und in der Nachtzeit in die christlichen Dorfer einschmuggeln [13]. Die meisten Horden stehen zu den Spaniern auf dem Kriegsfuss, wohl hauptsachlich aus dem Grunde, weil die spanischen Finanzwachter ihre Tabakpflanzungen vernichten, doch scheint ihre Mordlust und Kopfjagerei langst erloschen zu sein, sie sind froh, wenn man ihnen Ruhe giebt.
Die christlichen Zambalen weisen dieselbe Tracht auf wie die Tagalen, deren Agricultur und Industrie auch die ihre ist, wenn auch letztere noch in den Kinderschuhen liegt. Ein Rest alter heidnischer Sitte zeigt sich bei den Leichenfeierlichkeiten. So lange die Leiche im Sterbehause liegt, werden alle Eintretenden mit Speise und Trank reichlich bewirthet, und ungenirt zeigt sich allenthalben unter den Gasten frohe Lustbarkeit. Auch bei dem eigentlichen Begrabnisse herrscht keine Trauer, nur das gemiethete Klageweib heult in ohrzerreissenden Tonen hinter dem Sarge (Canamaque, Recuerdos I, 21 u. f.). Ob der Ahnencultus bei den christlichen Zambalen sich ebenso erhalten hat wie bei den Tagalen, ist mir unbekannt geblieben.
Es scheint nicht als ob die Zambalen sich als besonderer Dialektstamm werden erhalten konnen, die zahlreichen Einwanderer von Ilocos drohen vermoge ihrer activen Kraft diesen an und fur sich schwachen Stamm ganz in sich aufzusaugen, wie diess in Bataan durch die Tagalen geschehen ist.
4. Pangasinanen (Pangasinanes).
Die Pangasinanen bewohnen die westlichen und sudlichen Gestade des Golfes von Lingayen. Auch sie werden von den Ilocanen mehr und mehr zuruckgedrangt; in den Zeiten Don Juan de Salcedo's waren die sudlichen Kustenstriche der heutigen Provinz La Union von Pangasinanen besiedelt, wo jetzt der Ilocos-Dialekt der herrschende ist. Selbst in dem Stammlande dieses Malaienzweiges, in Pangasinan, behaupten sie sich nur noch an dem Meeresstrande, das ganze Hinterland und der nordliche Theil dieser Provinz ist der friedlichen Invasion der thatigen Ilocanen anheimgefallen, welche in diesen Strichen Luzons dieselbe Rolle spielen, wie die angelsachsischen Squatter unter den spanischen Hacenderos von New Mejico und Tejas. Pangasinanen sind als Colonisten auch in dem District Benguet anzutreffen, Niederlassungen derselben findet man auch in der Provinz Nueva Ecija. Compact aber wohnen sie, wie gesagt, nur am Golf von Lingayen vom Cap Bolinao bis S. Fabian.
Seit 1572 sind sie der spanischen Krone unterworfen, seit 1574-76 auch ziemlich alle christianisirt worden, so dass wir bei ihnen dieselben Einrichtungen und Institutionen, Tracht und Brauche antreffen, wie bei den Tagalen. Die Pangasinanen sind sehr fleissige Ackerbauer, Reis, Zuckerrohr und Indigo werden stark gebaut (Scheidnagel 29), der Reis speciell wird in grossen Massen exportirt, und nicht allein nach China, sondern auch nach Annam und Siam (Jagor, 239) ausgefuhrt. Mais wird gleichfalls sehr stark gebaut, doch dient er nur zum Viehfutter; nur in Zeiten, wo die Reisernte missrathen ist, auch zur Nahrung der Menschen (Ilustr. 1861, p. 104). Ausgedehnte Cocospflanzungen sind allenthalben zu finden, in welchen unter anderen die schone und von den Indiern so hochgeschatzte Macalimba-Varietat dieser Palme bevorzugt wird. In den Zeiten der Conquista waren die Cocoshaine (Cocales) viel ausgedehnter als wie heute, wo der Mais- und Indigobau sowie die Pflege des Zuckerrohrs die Pangasinanen die Cultur dieser Palme um so eher vernachlassigen liess, als einige Mal ein kleines Insect riesige Cocosbestande in kurzer Zeit verwustete.
Ihre Industrie beschaftigt sich mit denselben Artikeln wie jene der Tagalen, als besondere Specialitaten der Pangasinan-Industrie werden sehr feine Hute aus Nito- und Bejuco-Geflecht genannt (Scheidnagel 30). Aus der Rinde des Coliao-Baumes arbeiten sie sehr haltbare Taue und Stricke, welche nach dem Baume Coliaos heissen (Scheidnagel 127).
Zur Zeit der Conquista hatten sie dieselben religiosen Anschauungen wie die Tagalen, heute sind alle insgesammt Katholiken. Heiden giebt es nicht mehr unter ihnen, auch findet bei den Pangasinanen seltener das "Remontarse" Statt, d. h. die Flucht in die Walder, um dort wie ein Wilder zu leben.
5. Ilocanen (Ilocanos).
Zur Zeit der Conquista bewohnten die Ilocanen einen schmalen Kustenstrich vom Golf von Lingayen an bis hinauf zum Cap Bogeador. Nach dieser Zeit breiteten sie sich, zum Theil unter dem Schutze der spanischen Bajonnette, immer weiter und weiter aus. Sie besitzen eine grossere Expansivkraft als die so vielgepriesenen Tagalen. Heute bewohnen die Ilocanen die Provinzen Ilocos Norte (nur den Kustenstrich), Abra (neben Tinguianen und Igorroten), Ilocos Sur und La Union. Dann haben sie den nordlichen Theil und das Hinterland von Pangasinan inne. Zahlreiche ilocanische Einwanderer haben das fast ganzlich entvolkerte Thal von Benguet mit hoffnungsvollen Ansiedelungen versehen, in Zambales, Pampanga und Nueva Ecija ist ihre Zahl bestandig im Steigen begriffen, dasselbe gilt vom westlichen Kustenstrich von Cagayan. Selbst nach den Batanes- und Babuyanes-Inseln treibt sie ihre rege Wanderlust, ja sogar im District Principe, an der Ostkuste Luzons, haben sie sich als strebsame Colonisten mitten unter Tagalen und Ilongoten niedergelassen. In den Districten Lepanto und Bontoc sind sie gleichfalls mitten unter den Bergstammen der Igorroten zu finden, doch muss hier ausdrucklich bemerkt werden, dass in diesen beiden Districten alle getauften Indier, gleichgultig ob sie nun Igorroten, Buriks sind, Ilocanos genannt werden, ohne Rucksicht auf ihre Abkunft (Lillo Gracia 17). Es pflegen auch in der That die getauften Igorroten die Sprache der (ihnen nahe verwandten?) Ilocanen ganz anzunehmen, und es mag vielleicht diese--freilich geringe--Beimischung mit dem Blute dieses so tapferen und kraftigen Bergvolkes auch etwas zu der lebendigen Kraft und Expansionsfahigkeit beigetragen haben, welche die Ilocanen so vortheilhaft vor der Passivitat der ubrigen Indios civilisados auszeichnet.
Die Tracht gleicht mehr oder minder jener der Tagalen. Unentbehrlich erscheint ihnen das Waldmesser "Sual", welches sowohl zum Bearbeiten der Erde als auch zum Behauen der Balken und Fallen der Baume dient (Scheidnagel 124). Als Jagdwaffe benutzen sie denselben Wurfspiess wie die Igorroten, den sie gleichfalls "Cayang" nennen.
Sie bauen Reis, Indigo, Mais, Zuckerrohr, Cacao, Kaffee, Cocos, Oliven und Weinreben (Ilustr. 1860, n. 14, p. 164) und uberdiess Baumwolle (Ilustr. a. a. O., Canamaque, Filip. 29). Die Hauptnahrung ist auch hier der Reis, nachst diesem werden sehr viele Fische genossen; aus dem Fische Ipon oder Dolon, der massenhaft gefangen wird, bereitet man durch Einsalzen desselben die Speise "bayon" (Ilustr. 1860, n. 12, p. 152). Die Viehzucht ist in bluhendem Zustande, indem die Ilocanen an den Bergvolkern gute Kaufer ihrer Buffel, Rinder und Schweine finden. Die Pferde von Ilocos gehoren angeblich zu den besten der Philippinen (Ilustr., l. c.). Fruher war Viehraub an der Tagesordnung (Mas, pobl. 80).
Die Industrie der Ilocanen ist ziemlich entwickelt, sie besitzen sogar eine Specialitat, namlich aus Baumwolle gewebte Mantel, die sogenannten "mantas de Ilocos", welche einen wichtigen Exportartikel nach den ubrigen Theilen von Nord-Luzon bilden. Nach Diaz Arenas (p. 291) liefert Ilocos Sur ausgezeichnete Sinamay- und Nipis-Zeuge. In Ilocos Norte kommt die Abaca (Manilahanf) nicht mehr fort, als Surrogat dient die Mague-Pflanze, deren Fasern ahnliche Eigenschaften besitzen (Ilustr. 1860, n. 17, p. 200). Sonstige Industrieartikel entsprechen den tagalischen. Scheidnagel nennt drei Olgattungen, welche in Ilocos erzeugt werden: Palo-Maria, Macabujay und Tagumbao.
Uber ihre Religion zur Zeit der Conquista ist mir Nichts bekannt, sie wurden durch den Cortes der Philippinen, Don Juan de Salcedo, der spanischen Krone unterworfen, und sind schon uber drei Jahrhunderte Christen. Aus den Zeiten ihrer Unabhangigkeit datirt das grosse Missverhaltniss zwischen Reich und Arm. Die Edelleute (principales) haben den Reichthum in ihren Handen, ihnen gegenuber steht die grosse Masse der immer mehr verkommenden Plebejer, der sogenannten Cailianes. Die Edelleute pflegten den Cailianes Seide oder Baumwolle zu geben, welche sie zu Geweben verarbeiten sollten. Bei der Ablieferung derselben pflegten die Cailianes bedeutend verkurzt zu werden, indem die Principales bald schlechte Beschaffenheit des Gewebes oder zu geringes Gewicht zum Vorwande nahmen, um die Cailianes zu ihren ihnen rettungslos verfallenen Schuldnern zu machen, indem sie ihnen keinen Lohn zahlten (Mas, hist. II, 60). Diese harte Bedruckung verursachte zwei blutige Plebejer-Aufstande in den Jahren 1762 und 1811. Obwohl diese Ubelstande in der Neuzeit so ziemlich beseitigt erscheinen, so ist es vielleicht nicht unwahrscheinlich, die rege Auswanderungslust der Ilocanen auf die unerquicklichen Verhaltnisse der Heimath zuruckzufuhren.
6. Ibanags oder Cagayanen (Cagayanes).
Die Ibanags werden gewohnlich Cagayanes genannt, weil ihr Hauptsitz die Landschaft Cagayan und der Unterlauf des gleichnamigen Stromes ist. Diejenigen von ihnen, welche auf den Batanes- und Babuyanes-Inseln wohnen, wurden fruher als ein besonderer Stamm angesehen, doch lasst sich hieruber nichts Sicheres sagen, da unsere Nachrichten uber die Batanes mehr als sparlich sind. Sie bewohnen die Babuyanes-Gruppe, welche auch den Namen Islas de Ibanag fuhren, die Batanes-Inseln, ferner das Kustengebiet der Provinz Cagayan; ihre Ansiedelungen gehen das Thal des Rio Grande de Cagayan hinauf bis nach Furao hin in der Provinz Isabela. Der Ibanag-Dialekt dient im ganzen Stromgebiete des Rio Grande als Verkehrssprache mit den wilden Bergstammen, es durfte hier das Ibanag-Idiom nach und nach die Sprachen jener Horden vollstandig verdrangen. Ich glaube, dass ein ahnlicher Vorgang auch auf den Batanes sich abgespielt hat, denn die Beschreibung, welche Dampier von jenen "Bashee"-Insulanern giebt, lasst sich schwer mit den Schilderungen in Ubereinstimmung bringen, welche uns die Spanier von dem Habitus, der Tracht und Lebensweise der Cagayanen zur Zeit der Conquista niederschrieben. Baron Hugel schreibt uber die Batanes (S. 69): "Die Bewohner werden als ein starker, gutmuthiger und vollkommen harmloser Menschenstamm geschildert". Diess stimmt nicht mit dem Charakter der Ibanags Luzons uberein, denn diese werden einstimmig von allen Schriftstellern, von den altesten bis zu den modernsten herab, als ein kriegerischer und trotziger Stamm geschildert, und es hat auch in der That den Spaniern die Eroberung Cagayans mehr Blut gekostet, als jene der ubrigen Provinzen Luzons. Reisbau, Schweine- und Ziegenzucht, sowie die Bereitung eines Branntweines aus Zuckerrohr oder Reis entsprechen ganz den ahnlichen Verhaltnissen von Cagayan. Den Golddraht, den die Batanes um die Arme tragen, trugen die Cagayanen in den Zeiten der Conquista ebenfalls. Nach Waitz (Anthr. V, 62) sind die Bewohner physisch den Dayaks ahnlich, auf S. 101 werden sie wie folgt beschrieben: Farbe: dunkelkupferbraun, Gestalt: klein und untersetzt, Gesicht: rund, Stirne: niedrig, Augen: klein mit starken Augenbrauen, Nase: kurz und klein, Haar: dick und schlicht. Diese Beschreibung entspricht auch dem Bilde der Cagayanen.
Die Ibanags von Cagayan sind seit dem XVI. Jahrhundert Christen, ebenso jene der Babuyanen, die Batanes sind aber noch zum grosseren Theile Heiden, leider ist es mir nicht moglich gewesen, etwas uber ihre Religion zu erfahren. Die Cagayanen bekannten sich in der Zeit der Conquista ebenfalls zu einer Art von Ahnencultus, wie die Tagalen, Pampangos &c.
Wie bei den naheverwandten Ilocanen war auch hier die tiefe Scheidewand zwischen den Edelleuten und Plebejern vorhanden. Die letzteren heissen in Cagayan "timavas", was wohl mit dem tagalischen "timauas" identisch ist, womit bei den Tagalen Freigelassene in den Zeiten vor der Conquista benannt wurden. Auch hier machte sich der Hass der unterdruckten Kaste durch blutige Aufstande Luft.
Die Ibanags von Cagayan und Isabela bauen dieselben Pflanzen wie die Ilocanen, die Hauptmasse der Bevolkerung widmet sich aber--zwangsweise--dem Tabaksbau, denn der Tabak dieser beiden Provinzen ist der beste der Philippinen. Die Harte, womit die Zwangscultur dieser Pflanze von der Regierung uberwacht und durchgefuhrt wird, lasst keine nennenswerthe Industrie aufkommen (man vgl. daruber: Semper, Skizzen 41 f. und 131 f.). Die Finanzbehorde der Colonie bleibt den Tabakbauern oft Jahre hindurch den Betrag fur die abgelieferten Blatter schuldig (Canamaque, Filipinas 30).
Auch bei den Ibanags herrscht eine grosse Auswanderungslust, besonders Manila zieht sie an, wo sie halbnackt in grossen Schaaren anlangen (Buzeta I, 240).
7. Igorroten mit Buriks und Busaos (Igorrotes).
Mit dem Namen "Igorrotes" wird viel Unfug getrieben. Spanische Schriftsteller haben alle heidnischen sogenannten "wilden" Bergstamme Luzons Igorrotes getauft, und so kamen auch unter anderen "Igorroten von Camarines", "Igorroten von Tayabas" in die ethnographische Literatur. Andere Autoren, wie z. B. der gelehrte D. Sinibaldo de Mas, bezeichneten mit diesem Namen alle Bergstamme Nord-Luzons, mit Ausnahme der Tinguianen, was immerhin eine gewisse Berechtigung hatte. Ich fasse unter dieser Bezeichnung die Igorroten im engeren Sinne und die Busaos und Buriks zusammen, denn diese haben eine gemeinsame Sprache, welche nur geringe dialektische Verschiedenheiten aufzuweisen hat (mundliche Mittheilung von Herrn Gumersindo Morales). Auch unterscheiden sich diese Stamme nur durch Tracht und Tatowirung voneinander, wahrend Sitten und Brauche nur unerheblich voneinander abweichen.
Die Heimath der Igorroten bilden die Provinzen oder Districte: Benguet, Lepanto, Tiagan und Bontoc. Nach Scheidnagel (a. v. St.) finden sich auch Igorroten-Niederlassungen in den Provinzen Abra, Nueva Vizcaya und Isabela vor, doch ist es fraglich, ob Scheidnagel nicht hier den Namen der Igorroten in der oben angegebenen Weise missbraucht. Die Busaos haben die nordlichsten Sitze inne. Von der Cordillere Tila oder Tovalina an wohnen sie in den Districten Tiagan, Lepanto (nordliche Halfte) und in Bontoc, in letzterem im Quellgebiete des Rio Caycayan. Nach der Ilustracion del Oriente (Jgg. 1818, Nr. 1, p. 4) sind sie auch in Benguet wohnhaft, was mir unwahrscheinlich vorkommt, da sie von diesem Districte durch die Buriks getrennt sind. Zu Grenznachbarn haben sie im Norden die Tinguianen und Guinanen, im Osten die Itetapanen und vielleicht auch die Suflin; sudlich von ihnen wohnen die Buriks, im Osten von Santa Cruz und im Westen des Monte Data. Ihre wichtigeren Orte sind: Suyuc, Cayan, Sabangan, Cabugatan, Banao und Mancayan (Yamcayan).
Sudlich von den Buriks wohnen die eigentlichen Igorroten, deren Stammland das Thal von Benguet ist, obwohl sie jetzt in diesem Thale nur in verhaltnissmassig geringer Zahl wohnen, indem die blutigen Kriege, welche in den zwanziger und dreissiger Jahren dieses Saculums zur Unterwerfung dieses kriegerischen Stammes fuhrten, das bluhende Land beinahe entvolkerten. Ihre wichtigeren Orte sind Benguet, Apayao, Cabacan (Cabagan), Buguias (Bujias) &c. v. Drasche (Fragm. einer Geologie, p. 27) traf Igorroten zwischen S. Nicolas am Rio Agno und Bambang (Provinz Nueva Vizcaya), bis zum Caraballo Sur. Auch hier muss ihre Zahl erheblich sich vermindert haben, denn gegen die geringe Zahl der Individuen stach die Menge der verlassenen und verfallenen Hutten ab. Einst war das von den Igorroten bewohnte Territorium grosser, im XVII. Jahrhundert wird noch der Berg von Sto. Tomas als in der "Tierra de Ygolotes" [14] liegend mehrfach erwahnt, und noch 1747 reichte das Gebiet der Igorroten bis zum Weichbilde der Pueblos Agoo und Aringay (Mozo 81). 1829 war die Grenze bis zum Monte Tonglo (beim Monte Sto. Tomas) zuruckgewichen (Mas, pobl. 46). In den Districten Lepanto und Bontoc zahlte man 1876 19 852 unterworfene und 29 600 unabhangige Igorroten incl. Buriks und Busaos, wahrend Diaz Arenas fur das Jahr 1848 die Zahl 12 304 fur die damaligen Provinzen Pangasinan ("in der Cordillera grande"), Abra und Ilocos Sur angiebt.
Ihre Hautfarbe ist ein "nicht sehr dunkles Olivenbraun, seltener das Gelb der Mestizen" (Semper, Erdk. XIII, 90) oder gelblich kupferfarben (Ilustr. 1860, n. 12, p. 151). Nach Buzeta und Bravo (Diccionario I, 52) zeigt ihre Haut die Farbe gekochter Quitten. Ihr Korperbau ist kraftig, die Muskulatur gut entwickelt (Ilustracion, l. c., Semper, l. c.). Die Durchschnittshohe der Manner betragt nach Semper (Erdk. XIII, 89) 4' 8'' 2''', bei Weibern 4' 5'' 4''' Pariser Maass.
Professor Virchow nennt einen Igorrotenschadel "ausgezeichnet dolichocephal", "von den Malaienschadeln ganz verschieden" und bemerkt weiter, "er nahere sich mehr den Formen von Palembang". Nach Professor Semper ist auch das Gesicht langlicher und die Stirne mehr gebogen und zurucktretend als bei den Tagalen (Erdk., XIII, 90). Die Augen sind schwarz und gross, der aussere Augenwinkel ist spitz und etwas schrag nach oben gestellt (Semper, l. c.; Buzeta y Bravo I, 52; Ilustracion 1860, n. 12, p. 151). Die Wangen sind gross und breit (Buzeta, l. c.). Das dichte Haar ist schwarz, glatt und ohne Glanz (Semper, Erdk., XIII, 91; Mas, pobl. 24). Erwahnenswerth ist, dass nach Lillo Gracia (p. 17) es auch reinblutige Leute giebt, die einen ebenso dichten Bart haben wie Europaer, doch lassen sich nur einzelne Berg-Igorroten von Lepanto den Bart stehen, die uberwiegende Mehrzahl zieht sich die Haare am Kinne, der Brust, den Achselhohlen und Schamtheilen mit einer kupfernen Zange aus (Semper, Erdk. XIII, 91).
Allgemein wird behauptet, dass die Igorroten stark mit chinesischem Blute gemengt seien, ja es wird sogar von Mischung mit Japanern gesprochen (Novara-Reise, Ethnogr. Th., p. 32; Semper, Erdk. XIII, 89). Semper sagt: "Jemehr man sich nordlich wendet, um so scharfer tritt der mongolische Charakter hervor". Nach ihm (Erdk., l. c.) zeigen die grossen Individuen chinesischen, die kleinen malaiischen Typus. An einer anderen Stelle (l. c., S. 91) bemerkt er: "Die Weiber nahern sich im Allgemeinen mehr dem malaiischen Typus". Mozo bemerkt hieruber: "aparecen muy semejantes a los Chinos ..... especialmente en los ojos, en que no los quitan pinta" (Misiones, p. 63). Mas (pobl. 24) findet es auffallend, dass in ihrer Sprache der spanische Laut ch, entsprechend dem deutschen tsch, vorkommt, den angeblich die Dialekte der ubrigen Malaienstamme nicht kennen. Lillo Gracia sagt von ihrer Sprache, sie sei einem corrumpirten Ilocanisch ahnlich, besitze aber eine eigenthumliche nasale Accentuirung, die an das Chinesische erinnere. Eine Vermengung mit Chinesen lasst sich nicht gut nachweisen, sie musste jedenfalls vor der Einwanderung der Ilocanen erfolgt sein, so lange die Igorroten noch im Besitze der Kuste waren, denn sonst mussten die Ilocanen auch einen chinesischen Typus aufweisen, da die Chinesen wohl mehr Beruhrungspunkte zu einem intimen Verkehre mit diesen vorfanden, als mit den tieferstehenden Igorroten. Jedenfalls heisst es in dieser Frage nicht voreilig sein, sondern specielle Untersuchungen uber diesen Gegenstand abwarten.
Das Haar tragen Manner und Weiber "vorn geradlinig uber der Stirn und zu beiden Seiten des Gesichts abgeschnitten, so dass es fast die ganze Stirn bis zur Nasenwurzel, sowie die Ohren bedeckt"; am Hinterkopf lassen sie es oft lang wachsen und binden es in einen Knoten zusammen (Semper, Erdk. XIII, 91). Doch wechselt die Haartracht bei den einzelnen Stammen (Lillo 30). Die Igorroten im engeren Sinne des Wortes tatowiren ihren Korper an Handen, Armen und der Brust (Lillo 31), doch beschrankt sich diese Sitte in den meisten Dorfern nur auf ein rohes Sonnenbild, welches auf die Handruckenflache gemalt wird (Semper, Erdk. XIII, 90), insbesondere die Weiber dehnen die Tatowirung zumeist auf keinen anderen Korpertheil aus (Lillo, l. c.). Die Tatowirungsmuster auf Brust und Armen sind Combinationen gerader und krummer Linien, seltener findet man bildliche Darstellungen von Menschen und Thieren (Semper, l. c.). Die Tatowirungsmuster haben eine schmutzig-blaue Farbe und werden der Haut durch Nadelstiche beigebracht, die Nadel selbst ist in eine Farbmasse getaucht, welche aus Ol und einem Pulver, das durch Verbrennung blauer Baumwollenstoffe gewonnen wurde, zusammengesetzt ist (Lillo 31). Die Busaos-Igorroten tatowiren sich Blumengebilde auf die Arme (Mas, pobl. 25; Ilustracion, 1860, 152 und 285; Bastian, Reisen V. 273; Ilustr. del Oriente, 1878, Nr. 1, p. 4), andere Korpertheile werden nicht tatowirt. Die Buriks-Igorroten tatowiren sich den Korper in einer Weise, dass er wie mit einem Panzerhemde bedeckt erscheint, wahrend die Arme mit schlangenartigen Mustern versehen werden (Mas, pobl. 25). Bemerkenswerth ist die Sitte, dass bei Vornehmen die Zahne mit einem breiten Goldblech bedeckt werden (Semper, Erdk. XIII, 90). Denselben Brauch fanden die Spanier bei der Eroberung des Archipels bei Tagalen und Visayern vor.
Den schmutzigen Korper und die nie gekammten Haare verhullen verschiedenartige Tracht und Gewandung. Bei der Feldarbeit wird von den Mannern nur der Bajaque oder Baac--eine Art Schurz--getragen (Lillo 31). Der Bajaque besteht aus Baumwollenzeug oder Baumrinde (Mas, pobl. 23). Sonst wird noch ein Mantel getragen, "aus Baumwollenzeug verfertigt und ilocanischer Provenienz", da dieser "Mantel" viereckig ist, konnte er wohl besser Plaid genannt werden. Der Plaid ist lang genug, dass er doppelt um den Leib herumgeschlagen werden kann, er ist blau und weiss gestreift oder schwarz; wenn ganz von weisser Farbe, gilt er als Trauergewand (Mas, pobl. 23). Diese anscheinende Anlehnung an chinesischen Brauch liefert aber kein neues Beweismaterial fur die Chinesen-Abstammungs-Hypothese, denn die Spanier fanden in den Zeiten der Conquista Weiss als Trauerfarbe im ganzen Archipel, und noch heute ist es so auf den Sulu-Inseln.
Der Kopf wird meist unbedeckt getragen (Semper, Erdk. XIII, 89), sonst tragen die Berg-Igorroten ein Zeug turbanartig um den Kopf gewunden, wahrend die Thalbewohner mit dem Salaco das Haupt bedecken (Lillo 31). Die Tracht der civilisirten Indier (gleich der tagalischen) beginnt bereits in den Grenzdistricten die nationale zu verdrangen (Lillo, l. c.). Die Weiber tragen eine bis zu den Knieen reichende Schurze, ferner ein jackenartiges Hemd mit langen Armeln, welches die Bruste durch einen Schlitz erblicken lasst, beide Kleidungsstucke sind indigoblau mit weissen Streifen (Semper, Erdk. XIII, 89; Ilustr. 1860, p. 151). Die Hauptlinge tragen im Kriege einen eigenthumlichen Barigues oder Porta-itac genannten Gurtel, welcher aus kleinen blendend weissen Steinchen zusammengesetzt ist (Scheidnagel 124). Die Kleider werden nie gewaschen (Lillo 31).
Als Schmuckgegenstande dienen beiden Geschlechtern Ringe und Schnure um Hals, Arme und Beine, sowie Ohrgehange. Um den Hals werden mit Glasperlen und Steinen bedeckte Schnure getragen (Semper, Erdk. XIII, 90), manche legen einen aus Kupferblech bestehenden Halsschmuck an, einige tragen formliche Hunde-Halsbander (Lillo 30). Die Arm- und Beinringe bestehen aus Metalldraht, Glasperlenschnuren oder Pflanzenflechtwerk (Semper, Erdk. XIII, 90); eine besondere Gattung dieser Ringe heisst Bali, wird aus Kupfer verfertigt und ist mitunter vergoldet (Scheidnagel 125). Die Ohrgehange, welche auch von den Mannern getragen werden, bestehen aus Gold, Kupfer und Hundezahnen (Lillo 30; Scheidnagel, l. c.). In Ermangelung von etwas besserem werden auch Holzpflocke in die Ohren gesteckt. Je grosser die Ausdehnung des Ohrlappchens ist, desto grosser der Stolz.
Tabak, Geld und andere Gegenstande werden in einer Art Patronentasche aus Rohrgeflecht getragen, welche an einem Bandelier hangt (Lillo 30). Semper sah viele Igorroten, welche an einer (Glas-) Perlenkette einen Ohrloffel und jene Kupferzange bestandig mit sich trugen, welche zum Auszupfen der Barthaare dient.
Von ihren Gerathen und Waffen fallt zunachst ihre Axt Ligua (Aligua, Aliva) in die Augen, sie hat die Gestalt eines Trapezoids (Scheidnagel 124) und ist mit einer Spitze versehen, welche zum Aufspiessen des abgeschlagenen Feindeskopfes dient (Lillo 24). Dann kommt zunachst das zweischneidige Waldmesser Bujias oder Talibong (Talibon) in Betracht. Breite einschneidige Hackmesser, gleich den ilocanischen, und ebenso Bolos genannt, sind gleichfalls im Gebrauche. Der Talibong wird bei den Busaos nicht vorgefunden (Ilustr. 1860, p. 152). Zur Jagd wie zum Kriege dient als Hauptwaffe ein Wurfspiess mit eiserner Spitze, welcher Cayang genannt wird. Sie besitzen zwar auch Pfeil und Bogen, wissen aber diese Waffe nicht gut zu gebrauchen (Mas, pobl. 24). Als Schutzwaffe dient der aus Holz verfertigte Schild, Calata (Lillo 24). Sammtliche Angriffswaffen sind aus Metall verfertigt, bezw. haben sie aus diesem verfertigte Spitzen, Eisen wird naturlich bevorzugt, kommt aber nur durch Handel in ihre Hande, weshalb in fruheren Zeiten das Kupfer das Material zur Herstellung ihrer Waffen und Werkzeuge nahezu ausschliesslich hergab.
Von Transportgerathen sind erwahnenswerth der Apirang und der Cayabang, ersterer ist ein auf dem Rucken zu tragender Korb aus Rohr und Bambus, letzterer ist gleichfalls ein Korb von vollendeter Arbeit, welchen nur Weiber tragen, er hat die Gestalt eines abgestumpften Kegels; zum Fortschaffen und Aufbewahren verschiedener Gegenstande dienen auch die Sackgattungen Upit und Sagupit, beide aus Bejuco und anderen Rohr- und Gras-Gattungen geflochten. Der Upit hat einen doppelten Boden (Scheidnagel 126).
Die Dorfer der Igorroten sind nicht klein und erscheinen noch grosser durch den Umstand, dass jedes Haus von dem anderen durch einen viereckigen Hofraum geschieden ist (Semper, Erdk. XIII, 90), dieser Hofraum ist von einem aus rohbehauenen Steinen zusammengefugten Walle umgeben. Die Hutten sind je nach der Lage des Dorfes aus verschiedenen Materialien hergestellt; wo spanisches Rohr und Cogongras noch fortkommen, werden aus ersterem die Wande, aus letzterem die Bedachung verfertigt, in den hoheren Gebirgen dienen zum Hausbaue Dielen und Balken aus Fichtenholz (Ilustracion 1860, n. 12, p. 151). Die Igorroten-Hutten in den Niederungen von Lepanto haben bereits ilocanisches Geprage (Lillo 31). Der Grundriss ist viereckig, die Zimmer sind vier Fuss hoch; zwischen der Zimmerdecke und dem Dache ist der Reis aufgehauft; selten lauft um das Haus eine Galerie (Semper, Erdk. XIII, 90). Die Hutten haben keine Fenster und nur eine einzige niedrige Eingangsthur, zu welcher man auf einer Leiter--denn auch hier ruhen die Hutten etwas erhoht uber dem Erdboden--gelangt (Lillo 31). Der Feuerherd befindet sich gewohnlich in der Mitte des einzigen Zimmers (Semper, Erdk. XIII, 90). In manchen Gegenden umgeben die Igorroten ihre Hauser mit Bambuszaunen (Scheidnagel 75). Das Innere der Hutten starrt von Schmutz, Russ und Asche (Semper, Erdk. XIII, 90; Mas, pobl. 24; Ilustracion 1860, n. 12, p. 151). Fruher schmuckten die Igorroten das Aussere und Innere ihrer Behausungen mit den Kopfen der erlegten oder geschlachteten Thiere aus, wodurch die ganze Umgebung der Hutte durch infernalischen Gestank verpestet wurde (Mas, pobl. 20; Semper, Erdk. XIII, 94), jetzt beginnt diese Sitte zu verschwinden, wenigstens in Benguet und Lepanto.
Die Igorroten sind fleissige Ackerbauer, sie bauen Reis, Mais, Patatas, Camote und verschiedene Gemusegattungen, ferner Tabak. Kaffee wird zwar in ihrem Lande gepflanzt, aber diese Plantagen sind im Besitze und in Verwaltung von Spaniern und Mestizen (Lillo 41). Vor dem Auftreten der Spanier scheinen sie nur Reis gebaut zu haben und diesen nicht in genugender Menge, denn zu Ende des XVII. Jahrhunderts tauschten die Igorroten in Ilocos nicht allein Schweine und Buffel, sondern auch Reis ein (Morga-Stanley 284). Lillo Gracia sagt von den Igorroten von Lepanto, dass sie bestandig darnach streben, neue, ihnen unbekannte Samereien und Pflanzen anzubauen. Hie und da, wo das schon kuhlere Klima ihres Landes es zulasst, bauen sie Zuckerrohr, Mangobaume und Apfelsinen (Semper, Erdk. XIII, 72).
Bewunderungswurdig ist die Anlage ihrer Felder an steilen Berglehnen und das Berieselungssystem, welches ihren Ackern das nothige Wasser bringt. Die schroffsten Abhange sind durch muhseliges Aufthurmen von Felsblocken in Terrassenfelder verwandelt worden (Semper, Skizzen 59, und in Erdk. XIII, 91; Lillo 39). Den Feldern wird das Wasser durch ausgezeichnet nivellirte Canale zugefuhrt, Schluchten und Bergklufte werden durch primitive Aquaducte uberbruckt, welche aus rinnenartig ausgehohlten Baumstammen hergestellt sind (Lillo 40). Um fruchtbare Acker zu gewinnen, brennen die Igorroten grosse schone Fichtenwaldungen nieder (Lillo 46). Das Pflugen und der Terrassen- und Canalisirungs-Bau liegt den Mannern ob, alle ubrige Feldarbeit ist Sache der Weiber und Kinder (Lillo 32). Der Reis wird nicht geschnitten, sondern Halm fur Halm ausgerissen (Semper, Erdk. XIII, 91). Nach der Ernte werden die Felder unter Wasser gesetzt und dann gepflugt. Zu letzterer Arbeit wird nur in den Niederungen der Buffel mit benutzt, in den Berghohen arbeitet der Mensch allein (Lillo 39). Der Pflug ist eine Art Harke (Semper, l. c.). In Lepanto besteht er aus eisenbeschlagenen Staben, welche die Erde aufreissen, worauf die Schollen durch Daraufschlagen zerbrockelt werden (Lillo, l. c.).
Von einer Viehzucht in dem bei uns ublichen Sinne des Wortes ist bei den Igorroten keine Rede. Sie besitzen zwar Buffel, Schweine (und seltener) Rinder und Pferde, aber ohne sich mit deren Zucht und Pflege zu befassen, so dass sie genothigt sind, diese Thiere in grossen Mengen in Ilocos aufzukaufen, denn bei ihren Festschmausen werden ungeheuere Massen Fleisch vertilgt, der Bedarf ist daher ein grosser. Die Pferde werden nur des Fleisches wegen gezogen, die wenigen, welche nicht dem Schlachtmesser verfallen, sind durch fruhe Dienstleistung bald ruinirt (Lillo 41). Auch der Hund muss sein Fleisch hergeben. Da das letztere Thier, sowie das Schwein und das Huhn nur unter gewissen Ceremonien und unter priesterlicher Beihulfe geschlachtet werden konnen (Semper, Erdk. XIII), so ist der Schluss berechtigt, dass diese drei Thiergattungen die einzigen Hausthiere der Igorroten waren, als sie Luzon betraten und ihre jetzigen Wohnsitze einnahmen. Trotz dieser Vorliebe und religiosen Scheu Schweinen und Huhnern gegenuber sind die Igorroten von Lepanto so nachlassig und trage, dass sie, anstatt diese Thiere selbst zu ziehen, solche zu ziemlich hohen Preisen von ilocanischen Handlern einkaufen (Lillo 42). Die Hunde werden hingegen gut gepflegt und sogar Nachts in die Hutte mitgenommen, wo Menschen und Thiere sich in der Nahe des warmenden Herdes lagern (Semper, Erdk. XIII, 90). Stalle fur Buffel, Rinder und Pferde giebt es nicht, diese Thiere mussen im Freien die kuhlen Nachte (in Benguet +7° R.) zubringen. |
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