2014년 12월 29일 월요일

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 4

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 4

Ihre gewohnliche Nahrung besteht in Camote, Reis, dem Fleische
ihrer Hausthiere und Wildpret, letzteres wissen sie fur langere
Zeit zu conserviren (Ilustracion 1860, n. 12, p. 152). In der
Bereitung der Fleischspeisen sind sie nichts weniger als heikel, fur
gewohnlich braten sie das Fleisch, doch essen sie es auch im rohen
Zustande, selbst die Buffelhaut wird nicht verschmaht und in lange
Streifen zerschnitten noch blutig verschlungen (Semper, Erdk. XIII,
94). Ein Leckerbissen ist den Igorroten der in den Eingeweiden eines
frischgeschlachteten Buffels befindliche Koth (Mas, pobl. 23). Semper
(Erdk. XIII, 94) sah bei einem Festschmause, wie sie den Saft aus den
Excrementen eines geschlachteten Buffels als Sauce auf rohes Fleisch
auspressten. Sie geniessen das Fleisch auch im Faulniss-Zustande
(Lillo 28).

Den grossten Theil ihrer Reisernte verwandeln sie in Bundang oder
Siniput, ein saures, berauschendes Bier (Semper, Erdk. XIII, 92). Ein
anderer gegohrener Trank wird aus Zuckerrohr bereitet und heisst
"Basig" oder "Basi".

Von den civilisirten Malaienstammen der Philippinen unterscheiden
sie sich vorteilhaft dadurch, dass sie keinen Buyo kauen, dagegen
rauchen Manner und Weiber von fruher Jugend an leidenschaftlich Tabak,
und zwar aus Pfeifen (Lillo 30). Letztere werden von ihnen selbst
fabricirt und bestehen aus Stein, Holz oder Bronze (Messing).

Sobald ein Weib Geburtswehen fuhlt, eilt sie zu einem Flusse oder
Bache, in dessen Wasser sie das neugeborene Kind sofort badet,
dann legt sie das Kindlein in eine Art Korb, der uber den Schultern
festgehalten wird und geht damit heim (Ilustracion 1860, n. 12,
p. 152). Werden Zwillinge geboren, so wird das zuletzt geborene Kind
der ersten besten Familie geschenkt, die es adoptiren will; findet
sich Niemand, der sich des armen Wesens erbarmt, so wird das Kind
erwurgt oder lebendig begraben (Lillo 25). Dieser barbarische Brauch
ist im raschen Schwinden begriffen. Das neugeborene Kind erhalt den
Namen desjenigen, der es zuerst beschenkt, doch werden die Namen im
Leben mehrmals gewechselt (Lillo, l. c.).

Entgegen den liederlichen Sitten der Tagalen und Visayer huten die
Igorroten angstlich die Keuschheit ihrer Madchen. Sobald die Kinder
geschlechtsreif werden, tritt eine vollstandige Isolirung der Junglinge
und Madchen ein. In jedem Dorfe giebt es zwei grosse Hauser, in dem
einen bringen die Jungfrauen, in dem anderen die Junglinge die Nacht
zu; ein Greis bei den letzteren, eine Greisin bei ersteren fuhren die
Oberaufsicht und verhindern, dass Jemand zur Nachtzeit sich hinaus-
oder hereinschleiche (Lillo 27). Bei Tage werden die Jungfrauen bei
jedem Ausgange von alteren Frauen ihrer Familie oder dem Vater selbst
begleitet und bewacht (Lillo, l. c.). Der Fehltritt eines Madchens
wurde bei einigen Stammen mit dem Tode (Mas, pobl. 23), bei anderen
durch schwere Zuchtigung bestraft (Lillo 29). Diese Strenge bewirkte,
dass die Madchen, welche ihren Trieben freie Zugel schiessen liessen,
indem sie die Wachsamkeit ihrer Aufseher tauschten, vorgaben, von Affen
im Walde genothzuchtigt worden zu sein (Mittheilungen des Fray Lorenzo
Juan in Mas, pobl. 23). Der Verkehr mit den eingewanderten christlichen
Ilocanen und Pangasinanen, sowie mit den Soldaten der Forts hat diese
reinen Sitten auf vielen Punkten untergraben (Lillo 32).

Verliebt sich ein Jungling in ein Madchen und sind beide Eltern einem
Ehebundnisse ihrer Kinder geneigt, so gestatten die Eltern der Braut
dem Junglinge, mit ihrer Tochter im Concubinate zu leben, denn es gilt
vor Allem, die Fruchtbarkeit derselben zu erproben (Lillo 27). Wird
die Braut binnen einer bestimmten Frist schwanger, so findet erst die
Hochzeit Statt, im entgegengesetzten Falle tritt der Brautigam zuruck
(Lillo, l. c.). Wer ohne Grund seine Braut verliess, wurde fruher
gekopft (Lillo 29). Die Hochzeit beginnt mit einem religiosen Acte:
die Priesterin erscheint, und unter Anrufung der Anitos verrichtet sie
in Gegenwart aller Verwandten ihren Hocuspocus. Wahrend der ganzen
Ceremonie ruht der Fuss des Brautigams auf dem der Braut (Lillo
27). Dann folgt der Festschmaus, welcher oft 8 bis 9 Tage dauert,
wahrend dieser Zeit bleibt das Ehepaar unsichtbar (Mas, pobl. 19).

Die Igorroten kennen nur die Monogamie, und die Heiligkeit der Ehe
wird ungemein hochgehalten. Die noch unabhangigen Igorroten todten
jedes ehebrecherische Weib durch Kopfabschlagen, die unter spanischer
Herrschaft stehenden lassen es mit einer schweren korperlichen
Zuchtigung bewenden (Lillo 29). Die Ehen sind nur durch den Tod
loslich (Lillo 27). Die Witwe gehort zur Familie ihres verstorbenen
Gatten, ohne deren (seltene) Einwilligung sie sich nicht wieder
vermahlen darf, in welchem Falle sie jedes Recht auf ihre Kinder
von ihrem ersten Gatten verliert, deren Vormundschaft und Schutz
der Familie desselben zufallt (Lillo 27). Der Witwer darf sich erst
nach sieben Jahren wieder verheirathen, wahrend dieser ganzen Zeit
fordert der gute Anstand von ihm, durch dumpfes Stillschweigen und
Vorsichhinbruten, sowie durch ganzliche Vernachlassigung der ohnehin
geringen korperlichen Reinlichkeit, seine Trauer um die verstorbene
Gattin zur Schau zu tragen (Lillo, l. c.).

Im Familienleben der Igorroten fallt angenehm die Hochachtung auf,
welche den Greisen gezollt wird (Lillo 29), minder vortheilhaft
klingt die Meldung, dass noch im Anfange dieses Jahrhunderts die
Igorroten ihre Kinder gern an die guten Christen von Ilocos und
Pangasinan verkauften. Die Kinder wurden von den "edlen" Indiern zu
Viehhirten und Knechten aufgezogen, der Preis schwankte zwischen 20
bis 30 Pesos, nur mit grosser Muhe gelang es der spanischen Regierung,
diesen schandlichen Handel mit lebendigem Menschenfleisch auszurotten
(Mas, pobl. 34).

Ist ein vornehmer Igorrote verschieden, so wird eine Priesterin geholt,
welche an die Leiche Fragen stellt, wie z. B.: "Warum hast du deine
Verwandten und Freunde verlassen?" Dann werden alle Verwandten, auch
die entferntesten, von dem Todesfalle benachrichtigt, welche auch
insgesammt erscheinen; jeder tritt vor den Todten, grusst ihn und
druckt ihm die Hand, wobei er die oben erwahnte Frage der Priesterin
wiederholt. Der Leichnam wird nicht eher begraben, als bis alle
Blutsfreunde ihm diese letzte Ehrenbezeugung erwiesen, was oft 8 bis
9 Tage wahrt; bei den mehr civilisirten Igorroten wird die Leiche
fruher bestattet oder wenigstens auf den Friedhof gebracht (Lillo
25 f.). Wahrend der ganzen Zeit, wo der Todte von seinen Verwandten
begrusst und besucht wird, feiert man vor dem Hause ein Canao (Fest),
d. h. es werden ungeheuere Quantitaten Fleisch und Reis verschlungen
und noch viel mehr Basi getrunken. Der Aufwand ist oft so ubertrieben,
dass manche Familie durch ein solches Todtenfest vollstandig verarmt
(Lillo 26). Die Igorroten von Benguet begraben ihre Todten ohne die
angefuhrten Ceremonien und uberdiess kurze Zeit nach der Sterbestunde
(Semper, Erdk. XIII, 95). In einigen Gegenden werden die Leichen
uber einem Feuer gedorrt (Lillo 26 u. Semper, l. c.) in anderen,
wiewohl selten, auch einbalsamirt (Semper, Erdk., l. c.). Der Leichnam
wird sitzend (Lillo 26, Semper, l. c.) in einen kistenartigen Sarg
gesteckt, welcher, wenigstens in Lepanto, aus einem Holze verfertigt
wird, das angeblich die Faulniss verhindert (Lillo, l. c.). In Benguet
bestehen die Sarge, an welchen mitunter Schnitzereien angebracht sind,
aus Fichtenholzbrettern (Semper, Erd. XIII, 96). In den Sarg werden
Lebensmittel mitgegeben. Ein Sarg enthalt oft zwei und mehr Leichen
(Semper, Erdk. XIII, 96). In Benguet werden die Todten meist unter
oder neben den Hausern bestattet (Semper, Erdk. XIII, 95), jedoch
werden mit Vorliebe Hohlen zu Begrabnissplatzen ausgesucht (Lillo 6),
was um so bemerkenswerther ist, als auch die Visayer vor der Annahme
des Christenthums dieselbe Weise der Todtenbestattung ausubten. Die
Hohlen werden, wo die Natur sie nicht gebildet, kunstlich vermittelst
des Feuers in den Felsen hineingearbeitet (Semper, Erdk. XIII, 96). Die
Begrabnissstatten der Hauptlinge und Vornehmen heissen "Luddut", jede
Familie hat da ihren bestimmten Platz, gleichsam ihre Familiengruft
(Mas, pobl. 18). Fruher geschah es mitunter, dass die Leiche (bei
Leuten geringeren Standes) von den Canao-Festgenossen aufgezehrt
wurde. Mas (pobl. 19) erwahnt einen solchen Vorfall, der sich in der
Igorroten-Niederlassung Baruncucureng bei dem Pueblo Tagudin noch in
diesem Jahrhunderte zugetragen hat.

Jeder Mord und Todtschlag, welchen ein Fremder verubt, wird durch
Blutrache gegen dessen Dorf gesuhnt, falls nicht Wehrgeld erlegt
wird (Mas, pobl. 18). Bei ihrem zu Gewaltthaten geneigten Sinne
und dem Ruhm, den jener geniesst, der seine Hutte mit recht vielen
Menschenschadeln schmucken kann, nimmt die Schlachterei unter ihnen nur
dort ein Ende, wo die Autoritat der spanischen Behorden volles Gewicht
hat. Die Igorroten von Benguet zeichneten sich durch eine grossere
Kriegslust aus als die Buriks und Busaos. Die Bewohner von Ilocos und
Pangasinan waren in den Zeiten, wo die Igorroten noch unabhangig waren,
bestandig durch Banden dieser Kopfjager beunruhigt. Bei einzelnen
Stammen herrschte fruher der Brauch, dass, wenn ein Todter 2, 3,
4 &c. Finger der Hand ausgestreckt hielt, seine Hinterbliebenen
ebensoviele Menschen todten mussten; so nahm das Morden kein Ende
(Mas, pobl. 23). In der bestialischen Wuth tranken sie mitunter das
warme Blut des Unglucklichen, dem sie soeben den Kopf abgeschlagen
(Mas, pobl. 22). Kehrte ein Kopfjager mit seiner schauerlichen
Beute heim, so erschienen die gesammten Bewohner des Ortes in dem
Hause desselben und tanzten unter wildem Geschrei und Gejohle um die
blutigen Feindeskopfe, Reis- und Zuckerrohr-Branntwein wurde in Massen
vertilgt, und Tage verstrichen oft, ehe diese entsetzliche Festlichkeit
endete, welche den Blutdurst und die Roheit der Igorroten in grellem
Lichte offenbarte (Lillo 24). Den Krieg fuhrten sie am liebsten im
Hinterhalte, wurden sie aber vom Feinde im offenen Felde angegriffen,
so wussten sie sich mit grosser Bravour zu vertheidigen. Wollten die
Igorroten herannahenden Fremden erklaren, dass ein Betreten ihres
Gebietes gleichbedeutend mit einer Kriegserklarung ware, so legten
sie Bogen und Pfeil auf den Weg und besprengten die Erde mit Blut
(Mas, pobl. 44). Sie warfen auch Schanzen auf, um Feinden den Zugang
in ihre Thaler zu versperren (Galvey's Tagebuch in Mas, pobl. 58).

Ihre Religion erinnert lebhaft an jene der alten Tagalen. Sie glauben
an ein oberstes gottliches Wesen, welches die ganze Schopfung regiert
und nennen es "Apu" oder "Apo" oder (in Lepanto) "Lumaoig" (Lillo
21). Die Gemahlin des Apu heisst Bangan, seine Kinder sind der Sohn
Ubban und die Tochter Bugan. Ausserdem giebt es zwei Untergotter:
Cabigat und Suyan. Diese Gottheiten wohnen am westlichen Himmel und
stehen mit den Menschen durch die Anitos im Verkehr (Lillo, l. c.). Die
Namen der Gotter werden in jedem Dorfe verschieden angegeben. Donnert
es, so sagen sie, der Gott Cabuniang verlange Schweine [15] zum
Opfer, sie kommen auch seinem Verlangen unter grossen Festlichkeiten
nach (Mas, pobl. 16). Den Igorroten am Rio Agno wird die Sonne zur
Gottheit, als deren Kinder die Gotter Magsib und Caspok gelten, welche
letzteren in Krankheitsfallen angerufen werden und auch sonst einen in
Festlichkeiten bestehenden Cultus besitzen (Semper, Erdkunde XIII, 94).

Den Gottern wird aber viel weniger Verehrung erwiesen, als den Seelen
der verstorbenen Ahnen, den Anitos. In jedem Dorfe befindet sich
ein heiliger Baum, den man als Wohnsitz von Anitos ansieht. Unter
diese Baume werden Opferstocke hingestellt, welche naturlich dem
ersten vorbeistreifenden Hunde ein willkommenes Fressen bieten. Vor
diesen Baumen stehen oft (Lillo 20) Felsblocke oder Steine in
Form von Altaren, auf welchen die Opfer den Anitos dargebracht
werden. Am unteren Rio Agno giebt es nur hie und da Opferplatze
(Semper, Erdk. XIII, 94). Der Anito-Cultus zieht wie der rothe
Faden in dem Tauwerk der englischen Marine durch alle Anschauungen,
Sitten, Brauche und Lebensgewohnheiten der Igorroten. Bei jedem
Anlasse werden sie angerufen und jeder Vorfall, besonders wenn er
schlimmer Natur ist, ihrem Einflusse zugeschrieben, deshalb sucht
man sie sich stets gewogen zu erhalten. Vor der Aussaat des Reises
wird ihnen ein grosses Opferfest abgehalten, damit sie Saaten und
Felder schutzen &c. Die Anitos rufen auch die Krankheiten hervor und
erzeugen verderbliche Dunste in Feld und Flur. Die Igorroten des in
Lepanto liegenden Ortes Cabugatan halten die Aale ihres Baches fur
Verkorperungen ihrer Anitos, weshalb sie ihnen nicht nur kein Leid
zufugen, sondern sie selbst futtern (Lillo 21). Mitunter findet man
(in Lepanto) rohe Holzbilder, welche einen stehenden oder hockenden
Mann darstellen, es sind diess Bilder der Anitos. Semper traf bei den
sudlichen Igorroten keine derartigen Bilder. Besonders zur Nachtzeit
ziehen die Anitos herum, um Schaden zuzufugen (Mas, pobl. 17).

Die Igorroten besitzen einen Priesterstand, dessen Mitglieder der
Mehrzahl nach Weiber sind, wie diess bei den Tagalen und Visayern
in den Zeiten der Conquista ebenso der Fall war. Der mannliche
Priester heisst Mambunung, in jedem Dorfe ist nur einer, der erst
auf dem Todtenbett seinem Sohne die Gebetsformeln mittheilt (Semper,
Erdkunde XIII, 94). Diese Mambunungs heilen auch Krankheiten, indem
sie das Gesicht des Leidenden mit dem Blute eines geschlachteten
Opferthieres beschmieren; als Bezahlung erhalten sie Gold und die
besten Fleischstucke des Opferthieres (Semper, l. c.). Schweine,
Hunde und Huhner durfen nicht geschlachtet werden, ausser sie werden
vom Mambunung eingeweiht und Theile ihres Fleisches den Gottern oder
Anitos geopfert.

Meist werden alle religiosen Ceremonien durch Priesterinnen, die
sogenannten "Asiteras", geleitet, es sind diess gewohnlich alte
Weiber, welche die Opfer bei den religiosen Festen, den Canaos,
zu verrichten haben. Die Anlasse zur Veranstaltung solcher sind
verschiedenartigster Natur, wie: Erkrankung, plotzliches Umstehen des
Viehes, eine Leichenbestattung, Hochzeiten, das Erblicken gewisser
Vogel oder einer Ratte, welche den Weg kreuzt, ferner der Neubau
eines Hauses oder der Aufbruch eines Kopfjagers, der Blutrache ausuben
will (Lillo, 19 f.). Die Asiteras leiten das Fest, das in ein Fress-
und Saufgelage auslauft, mit dem Schlachten eines Opferthieres ein,
indem sie unter Hersagen verschiedener Stossgebete und Ausrufungen
mit dem Opferblute die Umstehenden oder das Anitobild besprengen. Die
Asiteras geben vor, von einem Anito begeistert zu sein (Lillo 20). Zum
Abhalten dieser religiosen [16] Feste, Canaos, besitzt jedes Dorf einen
kleinen Schuppen, vor dem ein offener Platz sich befindet (Lillo 24).

Das Erscheinen des Regenbogens halten die Igorroten fur ein gutes Omen,
kreuzt hingegen eine Schlange den Weg, so kehren sie augenblicklich um
(Mas, pobl. 16). Wenn sie irgendwohin aufbrechen wollen, so zunden sie
ein Feuer an, schlagt der Rauch nach der ihrem Ziele entgegengesetzten
Richtung, so halten sie diess fur ein sehr schlimmes Zeichen und
unterlassen sofort den Zug (Mas, l. c.). Unter ihren "aberglaubischen"
Brauchen verdient folgender einer Erwahnung: Wenn bei dem Neubaue eines
Hauses Jemand bei der Errichtung der Grundpfeiler niest, so muss der
Bau sofort unterlassen werden, sonst wurde von den Betheiligten einer
bald sterben mussen (Lillo 23).

Das Christenthum hat zwar bei ihnen Eingang gefunden, breitet sich aber
nur langsam, wenn auch sicher, aus. Man hat schon in den vergangenen
Jahrhunderten Versuche gemacht, sie zum Christenthume zu bekehren, aber
P. Mozo (Misiones 80) gesteht freimuthig, dass die wenigen Igorroten,
welche die Taufe nahmen, diess nur thaten, um ihre Stammesgenossen um
so leichter und wohlfeiler mit Manteln, Schweinen, Kuhen und (Palm-)
Wein zu versehen.

Uber ihre nationalen Rechtsverhaltnisse ist mir so gut wie Nichts
bekannt. In zweifelhaften Fallen waren Gottesurtheile, wenn ich diesen
Ausdruck hier anwenden darf, ublich. Zwei Arten derselben erwahnt
Lillo (Lepanto 20). Mit einem spitzen Eisen von der Grosse und Gestalt
eines kleinen Nagels werden die Kopfe der Streitenden geritzt, wer
bei dieser Operation mehr Blut verliert, hat den Streit verloren. Ein
anderes Mal wird ein kleiner Scheiterhaufen angezundet, worauf jeder
der Streitenden ein gefesseltes Huhn in die Flammen wirft. In dem
Augenblicke, wo die armen Thiere in den letzten Zugen liegen, werden
sie wieder aus dem Feuer herausgezogen und der Leib geoffnet, wessen
Huhn eine grossere Galle besitzt, der hat den Process verloren.

Das Jahr zahlen sie nach Ernten, die Monate nach Monden, die
Stunde nach dem Stande der Sonne (Lillo 44). Ihre Gesange sind
monoton und nach unseren Begriffen unharmonisch, der Kriegsgesang
besteht eigentlich nur aus einem gellenden Geschrei (Lillo 24). Ihre
Musikinstrumente sind nicht zahlreich, zu erwahnen ware zunachst
der Batitin, eine Trommel aus einem ausgehohlten Baumstamme (Lillo
28), denselben Namen giebt Semper (Erdk. XIII, 93), nur mit einer
geringen Modification--batiting--, den auch bei den Igorroten ublichen
Gongs. Prof. Semper erwahnt an derselben Stelle auch eine Trommel,
welche die Form einer Kanone besitzt und mit einem Stuck Stierleder
uberzogen ist. Der Gong der Igorroten von Lepanto heisst la Ganza,
er besteht aus Bronze. Zur besseren Handhabung ist an die Ganza ein
Henkel angemacht, welcher aus dem Kinnbacken eines Feindesschadels
besteht, so adjustirte Ganzas haben einen besonderen Werth (Lillo 29).

Die vornehmen Igorrotenfamilien wetteifern miteinander in
Veranstaltungen von grossen Festschmausen. Zu diesen Festen werden
nur die Vornehmsten des Ortes personlich eingeladen, die ubrigen
Dorfbewohner erscheinen auf das Signal von Trommelschlagen. Ehe das
Gelage seinen Anfang nimmt, wird getanzt. Bei den sudlichen Igorroten
treten bei solchen Festen als Tanzer ein Weib mit drei bis vier
Mannern auf. "Das Weib dreht sich, die Arme bald weit ausstreckend,
bald sie uber die Brust kreuzend, wobei sie sich tief gegen die (schon
bereitstehenden und mit Reisbier gefullten) Kruge verneigt, nach
einer Seite im Kreise um diese herum, in entgegengesetzter Richtung
bewegen sich die Manner, deren Anfuhrer ein breites buntfarbiges Tuch
uber Brust und Schultern tragt und lebhaft mit den Armen gesticulirt"
(Semper, Erdk. XIII, 93). Der Tanz der Igorroten von Lepanto besteht
in einem schnellen Bewegen der Beine, ohne die Fusse vom Boden zu
erheben oder den Korper zu bewegen, dabei halten die Madchen ein
Tuch in den Handen, hinter welchem sie sich anscheinend zu verbergen
suchen, ahnliches thut der Mann, nur fingirt er das fehlende Tuch;
es tanzt immer nur ein Paar, welches rasch durch ein anderes ersetzt
wird (Lillo 29).

Beim Kriegstanze ahmen die mit Schild und Lanze bewaffneten Tanzer
ein Gefecht nach (Lillo, l. c.), doch beginnt diese Sitte rasch zu
schwinden, da bei den den Spaniern unterworfenen Igorroten keine
Kriege mehr gefuhrt werden.

Ihre Industrie ist nur in Bezug auf Metallarbeiten und Bergbau von
Belang. Sie besitzen zwar kleine Webeapparate (Lillo 42), konnen
aber damit nur den geringsten Theil ihres Bedarfes an Baumwollgeweben
decken. Aus der Rinde des machtigen Baumes Baliti bereiten sie durch
Klopfen und Dorren an der Sonne einen uberaus haltbaren Stoff, welchen
sie zu ihrem Kopfbunde, zu Schlafteppichen &c. verwenden (Scheidnagel
126). Im Flechten von Korben, Matten und Huten sind sie sehr geschickt,
letztere Industrie nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Aus Holz werden
verschiedene Sachen, als Tabakspfeifen, Schusseln &c. geschnitzt. Die
"Latoc" genannte Holzschussel hat zwei Hohlungen, eine fur das Salz,
die andere viel grossere fur die eigentliche Speise (Scheidnagel
126). Sie sind ausgezeichnete Schmiede, ihre Werkstatten liegen
nie im Dorfe, sondern tief im Walde versteckt (Semper, Erdk. XIII,
92). Aus Kupfer fabriciren sie Kessel, Kochtopfe, Tabakspfeifen,
Ketten und ahnliche Dinge. Auch Felle wissen sie gut zuzubereiten,
besonders verdienen die aus dem bunten Felle der Bergkatze bereiteten
Tabaksbeutel Beachtung (Scheidnagel 127).

Im Bergbau ubertrafen sie die ubrigen Malaienstamme der
Philippinen. Die reichen Kupferminen um den Mte. Data, in Mancayan
& c. werden von ihnen ergiebig ausgebeutet, ebenso die Goldgruben von
Acupan, Apayao und Suyuc. Jede Familie in den erzfuhrenden Districten
hatte ihr eigenes streng abgegrenztes Schurfgebiet. "Zur Forderung
des Erzes bedienten sie sich des Feuersetzens, indem sie an geeigneten
Stellen Feuer anzundeten, um durch die Spannkraft des in den Spalten
enthaltenen erhitzten Wassers, mit Zuhulfenahme eiserner Werkzeuge
den Felsen zu zerkleinern. Die erste Scheidung des Erzes wurde in dem
Stollen selbst vorgenommen, das taube Gestein blieb liegen und erhohte
den Boden, so dass bei spaterem Feuersetzen die Flamme der Holzstosse
stets die Decke traf" (Santos, Informe sobre las minas de cobre,
in Jagor, Reisen, p. 147). Reiche Erze wurden einfach geschmolzen,
die quarzhaltigen einer sehr starken Rostung unterzogen (Jagor,
l. c.). Scheidnagel (p. 98) fuhrt die Gattungen des Goldgewinnes
an: Die einfache Wasche, Galerienbau und Zerklopfen des erzhaltigen
Gesteines. Die Schmelzofen der Igorroten bestehen aus einer runden
Vertiefung im Thone und haben einen Durchmesser von 0,3 m und eine
Tiefe von 0,15 m. "Eine damit in Verbindung stehende 30° gegen die
Vertiefung geneigte conische Rohre von feuerfestem Gestein nahm
zwei Bambusrohre auf, die in die unteren Enden zweier ausgehohlter
Fichtenstamme eingepasst waren, in denen sich zwei an ihrem Umfange
mit trockenem Grase oder Federn bekleidete Scheiben abwechselnd auf-
und abbewegten und die fur das Schmelzen erforderliche Luft zufuhrten"
(Jagor, l. c. 148). Der Kupferbergbau hat stark nachgelassen (Drasche,
Fragm. zu einer Geol. 36), indem die reichsten Kupferminen sich
jetzt im Besitze spanischer Actiengesellschaften und Capitalisten
befinden, bei denen die Igorroten, die einstigen Grubenbesitzer,
Taglohnerdienste verrichten (Lillo 52). Das Goldwaschen ist noch heute
in ihren Handen; in den Zeiten ihrer Unabhangigkeit war der Goldhandel
allein Monopol der vornehmen Familien, denen die Plebejer--wenn ich
so sagen darf--alles gefundene Gold abliefern mussten (Mozo 81). Die
Igorroten in der Umgebung von Suyuc bringen noch jetzt Gold im Werthe
von 12 000 Dollars in den Handel (Lillo 42).

In den Zeiten der Unabhangigkeit bildete--und fur die noch jetzt nicht
unterworfenen Stamme gilt dasselbe--jedes Dorf einen Staat fur sich
(Lillo 17), wir finden also hier, wie schon Mas erwahnte (Mas, historia
I, 10), dieselbe staatliche Zersplitterung wie bei den heutigen
Indios civilisados in der Periode der Conquista. Der Hauptling des
Dorfes gehort dem Adel an, jedoch scheint diese Wurde nicht in einer
einzigen Familie erblich zu sein, sondern der Tapferste--dann Mainguel
genannt--oder Reichste wird Chef eines Dorfes (Lillo 17). Seine Macht
ist sehr beschrankt, denn die eigentliche Regierung liegt in den Handen
der gesammten Adeligen (Lillo 18). Diese werden "Bacnanes" genannt,
ihnen gehort der ganze Boden und das Ackerland des Dorfstaates, in
welchem gewohnlich vier, sechs oder mehr solcher Magnatenfamilien
leben. Die ubrigen Dorfbewohner sind nichts anderes als Leibeigene
des Adels, dessen Felder sie zu bestellen haben und denen sie sonst
zu Diensten stehen; als Lohn erhalten sie dafur Speise und Trank
(Lillo 18). In Lepanto werden sie Cailianes genannt (Lillo, l. c.),
d. h. ebenso, wie die Plebejer in Ilocos. Die einzelnen Dorfstaaten
waren bestandig miteinander im Kriege begriffen.

Den ersten Versuch, die Igorroten der spanischen Krone und dem
Katholizismus zu unterwerfen, unternahmen die Spanier 1660, er misslang
so wie mehrere andere Expeditionen, bis es 1829 den Spaniern gelang,
festen Fuss im Lande zu fassen, seitdem ist ein Igorroten-Territorium
nach dem anderen durch Gute und Gewalt annectirt worden. Vom 4. bis
7. Marz 1880 fanden neue blutige Kampfe mit noch unabhangigen
Bergstammen Statt, welche siegreich fur die Spanier endeten.

Die unterworfenen Igorroten haben dieselbe Gemeindeverfassung und
Autonomie erhalten, wie die ubrigen Eingeborenen der Philippinen. Jede
Rancheria (Dorf) wahlt einen Gobernadorcillo oder Gemeindevorsteher,
Wahler sind die vornehmsten Dorfbewohner, d. h. die Bacnanes (Lillo
34). Die Gemeindegebiete sind scharf abgegrenzt, um Zusammenstosse
und Streitigkeiten bei den fehdelustigen Igorroten zu vermeiden. Sie
haben ebenso die Servicios und Polos zu leisten wie die Tagalen, es
ist jedoch bemerkenswerth, dass diese offentlichen Arbeiten meist
von Weibern verrichtet werden, welche ihre Manner vertreten. Nur
in Bezug auf den Tribut (die Kopfsteuer) haben die Igorroten einen
grossen Nachlass, sie zahlen gleichsam nur eine Taxe.

Die spanische Regierung hat auch unter ihnen Schulen gegrundet, in
denen die Kinder im Lesen und Schreiben der spanischen Sprache, im
Rechnen und in der katholischen Religion unterrichtet werden. 1876
besass der District Lepanto 7 Schulen, welche von 562 Kindern
regelmassig besucht wurden, von welchen 110 fertig spanisch lesen
und schreiben konnten (Lillo 44). Einige erwachsene Igorroten von
Lepanto verstehen im ilocanischen Dialekte zu schreiben, andere konnen
wenigstens ihren Namen unterschreiben (Lillo, l. c.). Jedenfalls
verdient der gute Wille der Colonialregierung alle Anerkennung.




8. Altasanen (Altasanes) und Ilamuts.

Wo diese beiden den Igorroten naheverwandten Stamme ihre Wohnsitze
haben, war mir nicht moglich sicher zu ergrunden. Nicht einmal der
Name des ersteren Stammes ist sichergestellt, indem Mas (pobl. 14)
und nach ihm Bastian (Reisen V, 272) Altabanes schreiben, wahrend
Buzeta y Bravo die Schreibweise Altasanes fuhrt. Merkwurdigerweise
scheint Dr. Bastian, durch diese verschiedene Schreibweise verleitet,
Altasanes und Altabanes fur zwei verschiedene Stamme zu halten
(vgl. Bastian, Reisen V, 272 u. 274). Altasanen und Ilamuts verehren
einen Gott Namens Cabiga und dessen Frau, welche bei Buzeta (Dicc. I,
60) Bujan, bei Mas (pobl. 14) Bujas heisst. Das ist Alles, was wir
uber diese beiden Stamme wissen. Ihre Wohnsitze sind jedenfalls in
der Provinz Nueva Vizcaya zu suchen.




9. Bujuanos.

Die Bujuanos sind ein ebenfalls den Igorroten naheverwandter Stamm
in der Provinz Isabela (Scheidnagel 35). Ihre Wohnsitze konnte ich
nicht naher ermitteln.




10. Panuipuyes.

Die Panuipuyes oder Panipuyes sind Igorrotenstamme, von denen
nichts weiter bekannt ist als der Name (Mas, pobl. 28; Buzeta I,
58). Wohnstatten wahrscheinlich im westlichen Nueva Vizcaya oder
Isabela. Vielleicht sind sie nur ein Zweig der Mayoyaos.




11. Isinays.

Die Isinays wohnen am mittleren Rio Agno bis gegen den von den
Spaniern Caraballo Sur genannten Gebirgsstock, im westlichen Theile
der ehemaligen Provinz Ituy. In ihren Sitten und Brauchen gleichen
sie den Bergstammen der nordlichen Nachbarstriche. Zwischen 1715-40
wurden sie zum Christenthume bekehrt (Mozo 40 f.). Im Jahre 1788 gab
es noch 3900 wilde Isinays (Mas, pobl. 38). Sie scheinen jetzt ihren
Dialekt einzubussen und vollstandig in die Pampangos und Pangasinanen
einzugehen.

Mit ihnen naheverwandt scheinen die Jumangis zu sein, die seit Mozo
(Misiones 58) kein neuerer Schriftsteller erwahnt.




12. Abacas.

Die kleine Nation der Abacas lebt sudlich vom Bergstock Caraballo Sur,
in der Umgegend von Caranglan. Ihre Sprache scheint erloschen zu sein,
wenigstens machen die spanischen Censuslisten hiervon keine Erwahnung,
fruher besassen sie aber ein eigenes Idiom, das sich selbst von dem
der ihnen sonst in Sitten ahnlichen Italonen unterschied, wie diess
Fr. Antolin de Alzaga, der unter ihnen 1702 als Missionar lebte,
ausdrucklich hervorhebt (Mozo 20). Von den Italonen, mit denen sie in
bestandigem Kriege begriffen waren, unterschieden sie sich auch durch
die Polygamie, die bei ihnen ublich war (Mozo, l. c.). Sie scheinen
Kopfjager gewesen zu sein, heute sind sie friedliche Christen.




13. Italonen (Italones).

Die Italonen wohnen nordlich vom Caraballo Sur im sudlichen Theile
der Provinz Nueva Vizcaya, wo auch ihre grosseren Orte Lublub,
Bayombon, Dupax &c. liegen. Sie sind erst seit dem Anfange des vorigen
Jahrhunderts allmahlich zum Christenthum bekehrt worden, das aber nur
oberflachlich an ihnen haftet. Im Jahre 1702 zahlten sie 52 Dorfer,
welche ein nettes Aussehen hatten, ihre Hutten waren von ansehnlicher
Grosse. Obwohl sie eifrige Jager waren und der Fischfang in ihren
Bachen und Flussen reichliche Beute lieferte, so bildete dennoch Reis
ihre Hauptnahrung, sie bestellten die Acker mit Sorgfalt und waren
durch Aufspeichern von Reisvorrathen in der Lage, bei etwa eintretenden
Missernten der Hungersnoth vorzubeugen (Mozo 19 u. 26). Ob sie andere
Hausthiere als den Hund besassen, ist mir nicht bekannt, obwohl manches
darauf schliessen lasst, dass der Buffel und das Schwein wenigstens
in geringer Zahl gezuchtet oder eingehandelt wurden. Aus Zuckerrohr
bereiteten sie ein berauschendes Getrank, Ilang genannt (Mozo 32). Ihre
Waffen waren Lanze, Waldmesser und Schild. Ihre unbandige Kriegslust,
die gegen ihre sonstige Liebenswurdigkeit (Mozo 19) eigenthumlich
abstach, reizte sie zu bestandigen Fehden mit den Nachbarstammen,
insbesondere den Abacas und den Balugas, wobei derjenige den grossten
Ruhm davontrug, der die meisten Feindesschadel heimbrachte, denn sie
waren Kopfjager (Mozo 32, 35). Diese eigenthumlichen Trophaen wurden
in der Hutte sorglich aufbewahrt, nur pflegten sie vorher den Schadel
seiner Zahne zu berauben, um damit den Handgriff ihres Hackmessers
auszuschmucken (Mozo 22). Ihre Kriegfuhrung beruhte hauptsachlich auf
List und Uberrumpelung, der offene Kampf, Mann gegen Mann, wurde so
sehr als moglich gescheut; am liebsten uberfielen sie den Feind in der
Nachtzeit (Mozo 34). Die erlittenen Wunden, sowie andere Krankheiten
heilten sie durch verschiedene Krauter, uber welche Mozo (Misiones
56) eingehend berichtet. Sie sollen auch das Blut der erschlagenen
Feinde getrunken und Theile von deren Hinterhaupte und Eingeweiden roh
verzehrt haben, um den Muth des Erschlagenen zu erben (Mozo 32 f.; Mas,
pobl. 22). Starb ein angesehener Hauptling, so hullten sie ihre Waffen
zum Zeichen der Trauer ein, und diese Ceremonie nannten sie Magbalata.

Wie bei den Igorroten war auch bei ihnen nur Monogamie ublich,
die Ehen konnten nur durch den Tod eines der Gatten gelost werden
(Mozo 19). Kebsweiber neben der Gattin zu halten, war untersagt,
auch durften Blutsverwandte keine Ehen untereinander eingehen (l. c.).

Uber ihre fruhere Religion stehen mir nur die durftigen Notizen des
Augustiners P. Arzaga zur Verfugung. Nach diesen glaubten sie an
einen einzigen Gott, der die Guten belohne und die Bosen bestrafe,
doch wussten sie nicht zu sagen, in was die Belohnung bezw. Strafe zu
bestehen hatte. Dieser Gott hatte nach ihrer Ansicht im Himmel seinen
Wohnsitz. Auffallend ist, dass dieser Gott unbeweibt lebt, wahrend
sonst alle Bergstamme von Nord-Luzon nur Gotterpaare kennen. Sie
glaubten auch an die Unsterblichkeit der Seele, was den Schluss zu
ziehen gestattet, dass der Ahnencultus ihnen nicht unbekannt gewesen
sein mag.

Von diesen erwahnten und dargestellten Brauchen und Sitten hat sich
wenig erhalten, das Christenthum hat ihrem ganzen Leben tagalisches
Geprage verliehen.




14. Ibilaos.

Die wilden Ibilaos wohnen in den Grenzdistrikten von Nueva Vizcaya und
Nueva Ecija, vom Caraballo Sur gegen Norden und Nordwest ihre Sitze
ausdehnend. Bei den Orten Levang, S. Fabian und Tongbon treten sie
in unmittelbare Beruhrung mit den civilisirten Indiern. Sie streichen
bis zum Caraballo del Baler hinuber.

Sie sind von kleiner Statur und geringer Korperstarke (Buzeta I,
57). Sie scheinen keinen Ackerbau zu treiben, sondern nur von der
Jagd und dem Raube sich zu nahren, was vielleicht auf eine starke
Beimischung mit Negritoblut zuruckzufuhren ist. Buzeta und Bravo
bezeichnen das Leben, welches sie fuhren, als ein nur elendes (Buzeta,
l. c.).

Wie bei den meisten Bergstammen Luzons herrscht auch bei ihnen die
Sitte der Kopfjagerei (Buzeta I, 57; Mas, pobl. 28). Sie lauern
im Hinterhalte auf den Nichts ahnenden Reisenden, den sie mit
sicherer Hand mit ihren Pfeilen todten (Mas, l. c.). Es erinnert
diess auffallend an die Negritos. Ihre Pfeile sollen nach Bastian
(Reisen V, 274) vergiftet sein, ich weiss nicht, welcher Quelle diese
Notiz entnommen ist. Auch sie schmucken ihre Waffen mit den Zahnen
der erschlagenen Feinde. Ihre Zahl ist sehr gering (Mas, pobl. 28);
am 2. Mai 1851 zahlte man in der Provinz Nueva Vizcaya 330 erwachsene
unterworfene Ibilaos (Diaz Arenas 515).

Von ihrer Religion ist Nichts bekannt; nach Semper (Erdkunde XIII,
94) "sollen" sie am Caraballo Sur Tempel besitzen, was hochst
unwahrscheinlich erscheint.

Einzelne Ibilao-Stamme leben mit den Spaniern in Frieden, besonders
jene der Provinz Nueva Ecija (Cavada II, 464).




15. Ilongoten (Ilongotes).

Die Ilongoten, auch Ilungut oder Ylungut genannt, wohnen in den
Provinzen Nueva Vizcaya, Isabela und Principe, streifen aber auch
nach Nueva Ecija heruber. Die Cordillere zwischen Baler und Casiguran
ist ihr Hauptsitz. Nach einer durch die Liebenswurdigkeit des Herrn
Hofrathes Dr. A. B. Meyer mir zur Ansicht geliehenen Photographie
sind ihre Augen langgeschlitzt und schief gestellt. Oberlippe und
Kinn haben einen Bartanflug. Das Haar wird auch von den Mannern lang
getragen; es wird in einen Zopf geflochten, der oft bis zu den Huften
reicht. Ihre Kleidung besteht nur aus dem auch bei den Igorroten
ublichen Lendengewand. Den linken Unterarm zieren eng aneinander
(spiralformig?) gefugte Ringe, offenbar aus Metalldraht. Semper
(Skizzen 138) charakterisirt sie mit folgenden Worten: "Sie gehoren
mit zu den wildesten Stammen des Landes, und sie stehen mit den
Christen sowohl, wie mit den nahe wohnenden Negritos in bestandiger
Fehde". Sie sind leidenschaftliche Kopfjager (Mas, pobl. 28; Semper,
Erdk. XIII, 251). Sie bekampfen nicht nur die Negritos und fremden
Stamme, ein Dorf gegen das andere steht feindlich auf, um die kostbare
Schadelbeute zu erjagen. Auf eigenen Instrumenten werden die blutigen
Trophaen heimgetragen und an der Thure des Siegers aufgehangt. Ahnlich
wie bei anderen Bergstammen Luzons wird die Ruckkehr einer siegreichen
Kopfjagerbande mit grossen Festlichkeiten und Tanzen gefeiert. Semper
(l. c.) nimmt die Ilongoten gegen den Vorwurf des Cannibalismus in
Schutz.--Ihre Religion besteht in einem Ahnencultus (Semper, Erdk. X,
265). Uber ihre Zahl ist mir nichts Naheres bekannt, am 2. Mai 1851
zahlte man in Nueva Vizcaya 252 erwachsene und 255 noch im Kindesalter
stehende friedliche Ilongoten. Die Ilongoten der Provinz Isabela
leben im Augenblicke im Frieden mit den Spaniern, doch trauen ihnen
diese nicht.




16. Mayoyaos (nebst Quianganen, Pungianen und Silipanen).

Die Mayoyaos oder Mayayaos sind die westlichen Nachbaren der Igorroten,
durch die Cordillera Central von diesen getrennt. Sie wohnen in den
Grenzdistrikten von Bontoc und Nueva Vizcaya, hauptsachlich aber
in letzterer Provinz, wo die Pueblos Mayoyao, Ozcariz, Vilanova und
Nueva Ocana ihre Hauptniederlassungen sind. Zu ihnen sind zu zahlen
die Pungianen (Panguianen), Quianganen und Silipanen, alle in Nueva
Vizcaya sesshaft [17]. Ich vermuthe uberhaupt, dass die Mayoyaos
mit den Ifugaos zusammen einen einzigen grossen Dialektstamm bilden,
doch lasst sich bei den durftigen Nachrichten uber diesen Gegenstand
Nichts auch nur mit einiger Sicherheit behaupten. Eine Beschreibung
vom Jahre 1850 sagt folgendes (Dias Arenas 506): "Einige tragen ein
breitmachtiges Bracelet am linken Arm, bei anderen sahen wir Armbander,
bestehend aus dickem Kupferdrahte, welcher das Handgelenk in vielen
(spiralformigen) Windungen umschlang. Etwelche trugen Ohrgehange,
aus bis zu zwei Finger dicken Perlmuscheln zusammengesetzt, welche
bis auf die Schultern herabfielen. Bei einem von ihnen sahen wir ein
Halsband, welches aus einem durchlocherten kreisrunden Stuckchen Bein
und weissen Steinchen, die vermittelst einer Schnur zu einer Kette
verbunden waren, sich zusammensetzte; diese zierlich auslaufende
Kette war drei Mal um den Hals geschlungen. Bartlos waren nicht alle,
die uns zu Gesichte kamen, einige wiesen Kinn- und Schnurrbart auf,
wenngleich der Haarwuchs kein dichter war". Die Kleidung der wilden
Mayoyaos und auch die der Mehrzahl der unterworfenen besteht nur
aus einem Lendenschurz. Ihre Zahl muss eine recht stattliche sein,
obwohl sie erst 1849 durch die Missionen der Dominicaner friedlich
den Spaniern unterworfen worden sind, so zahlte man dennoch 1851
4416 Mayoyaos, 1251 Silipanen, 6076 Quianganen und 2400 Pungianen,
wobei zu bemerken ist, dass bei den Silipanen nur die Erwachsenen
gezahlt wurden (Dias Arenas 515).

Der von Cavada (I, 82) erwahnte Stamm der Bungananes ist mit den
Pungianen identisch.




17. Ifugaos.

Die nachsten Verwandten der Mayoyaos sind die Ifugaos; dieser
machtige Stamm wohnte einst weiter nordlich und wurde erst spater
zu Ende des XVII. oder Anfang des XVIII. Jahrhunderts nach seinen
heutigen Wohnsitzen durch die Gaddanen verdrangt. Sie wohnen heute
hauptsachlich am linken Ufer des Magat, sudlich und sudwestlich von
Furao zwischen Mayoyao und Camarag in der Provinz Nueva Vizcaya.

Ihr Ausseres soll vielfach an die Japanesen erinnern (Buzeta I,
55). Sie bauen zwar Reis, ziehen es aber vor, durch Raub sich zu
ernahren. Auf das Erjagen von Feindesschadeln sind sie noch erpichter,
als die Ilongoten. Auch bei ihnen ist derjenige der Angesehenste,
welcher die meisten Schadel erbeutet hat, und sie begnugen sich
nicht damit, die schauerliche Beute als Prunkstuck in ihrem Hause
aufzuhangen, sie suchen auch durch eine Art von Decoration ausserhalb
der Hutte ihren Ruhm zur allgemeinen Kenntniss zu bringen, indem sie
in den Ohren so viel Ringe aus Bambusrinde [18] (?) tragen, als es
ihnen gelungen ist, Schadel zu erjagen (Buzeta I, 56). Die feige,
hinterlistige Art und Weise, mit der sie die Opfer ihres Blutdurstes
uberfallen, ist uberaus kennzeichnend: Im Dickicht versteckt, lauern
sie auf den einsamen Reisenden, dem sie plotzlich eine Art Lazo um
den Hals werfen, so dass er zu Boden geworfen wird, worauf sie dem
Wehrlosen den Kopf abschlagen (Buzeta, l. c.). Der Lazo ist eine auf
den Philippinen ungewohnliche Waffe. Sonst sind sie mit Lanze, Pfeil
und Bogen, ferner mit zweierlei Gattungen von Waldmessern bewaffnet,
am geubtesten sind sie im Gebrauche des Lazo. Alle Nachbarstamme,
besonders die christlichen, haben unter ihren Nachstellungen viel
zu leiden, von ihrer Mordwuth kann man sich einen Begriff machen,
wenn man erfahrt, dass der Oberst Galvey nach einem Gefechte mit
diesen Wilden unter ihren zuruckgelassenen Todten einen Krieger fand,
der im Ohre 32 der obenerwahnten Mordzeichen stecken hatte (Mas,
pobl. 27). Auch untereinander sind sie ewig im Kriege begriffen.

Ihre Religion im Allgemeinen, sowie einzelne Namen ihrer Gotter
erinnern an die Gotteslehren der Igorroten und anderer Bergstamme
Nord-Luzons. Ihr hochster Gott heisst Cabunian, dieser hat zwei Sohne,
Sumabit und Cabigat, und zwei Tochter, Buingan und Daunguen, diese
Geschwister heiratheten untereinander und wurden so die Erzeuger
der Menschen (Mas, pobl. 15). Der Regengott heisst Pati; gebetet
wird zu den Dii minores: Balitoc, Piti, Misi, Sanian, Liniantacao,
Bangeiz, Sipat, Batacagan, Sadibubu, Dasiasoiat, Capaiat, Dalig;
Gottinnen geringeren Ranges waren: Libongan, Libugon und Limoan (Mas,
l. c.). Der Ahnencultus scheint auch ihnen nicht unbekannt zu sein.

Die Ileabanes und Ifumangies, welche Diaz Arenas als in der Provinz
Nueva Vizcaya sesshaft anfuhrt, sind Ifugao-Stamme.




18. Gaddanen (Gaddanes).

Die Gaddanen (richtiger: Gad-danen) werden besonders in Missionswerken
alteren Datums auch Yogades genannt. Ihr Hauptgebiet ist die
Commandancia Saltan, welche von ihnen nahezu ausschliesslich bewohnt
wird, von hier dehnen sich ihre Wohnsitze nach den benachbarten
Provinzen Isabela, Nueva Vizcaya und Cagayan aus. Man findet sie
ebenso bei Gabagan am Rio de Calao, bei Tarnauini, Ilagan, Furao
im Stromgebiet des Rio Grande de Cagayan, wie bei Tuao am Rio Chico
de Cagayan. Am dichtesten wohnen sie zwischen dem Rio Magat und Rio
Chico de Cagayan.

Ihre Hautfarbe ist dunkler, als jene der ubrigen Bergstamme Luzons. Sie
besitzen einen gedrungenen Korperbau, rundgeformte Augen und eine
grosse plattgedruckte Nase (Buzeta I, 56), uberdiess sind sie wie
die Igorroten schmutzig und unreinlich.

Ihre Hutten stehen auf sehr hohen Pfahlen, um der Feuchtigkeit des
Erdbodens nicht ausgesetzt zu sein und um feindliche Angriffe zu
erschweren, es wird deshalb zur Nachtzeit und in Kriegsgefahr auch
bei Tage die Leiter, welche in die Wohnraume fuhrt, aufgezogen. Die
Hutten sind aus Holz oder Cogongrasern erbaut (Cavada I, 82).

Ein grosser Theil der Gaddanen ist zum Christenthum bereits bekehrt,
wenn auch nur ausserlich. Die heidnischen Gaddanen verehren einen
Gottschopfer Amanolay und dessen Gattin Dalingay (Mas, pobl. 4; Buzeta
I, 60), uberdiess ist bei ihnen auch der Ahnencultus heimisch (Semper,
Erdk. X, 165). Sie sind von sanfteren Sitten als ihre Nachbarstamme.




19. Itetapanen (Itetapanes).

Die Itetapanen wohnen ostlich von den Busao-Igorroten und westlich
von den Gaddanen, welch' letzteren sie ungemein ahnlich sind, indem
sie gleichfalls eine geringe Korpergrosse und sehr dunkle Hautfarbe
besitzen (Ilustr. 1860, p. 285). Auch an Unreinlichkeit konnen sie
mit ihren ostlichen Nachbarn wetteifern. Mas (pobl. 26) bezeichnet
ihr Ausseres geradezu als widerlich. Durch die runde Formung der
Augen unterscheiden sie sich, ebenso wie die Gaddanen, streng von
den Igorroten. Buzeta und Bravo schreiben: "Die Itetapanen besitzen
den vollen Negritotypus in Korperbau, Farbe und Nasenform, aber
in Bezug auf Haare, Augen &c. gleichen sie den Tagalen" und weiter
"Es ist ebenso schwierig, sie von ihrem wilden Leben abzubringen,
wie die Negritos, mit welchen sie mehr in Bezug auf Charakter, Sitten
und Brauche als im ausseren Habitus Ahnlichkeit besitzen". Es scheint
demnach, dass die Itetapanen eine starke Beimischung von Negritoblut
aufzuweisen haben. Auffallend ist bei ihrer Tracht eine Kappe,
ahnlich dem Tschako der deutschen Bergleute, nur etwas niedriger. Diese
Kappe, sowie alle aus Bejuco-Rohr verfertigten Gegenstande wissen sie
lebhaft-roth zu farben, doch huten sie die Bereitung dieser Farbe als
ein strenges Geheimniss, obwohl anzunehmen ist, dass sie durch eine
Mischung verschiedener, in ihren Waldern wachsender Farbeholzer,
insbesondere des Sibucao, erzielt wird (Buzeta I, 54). Die Farbe
selbst soll unaustilgbar am Bejuco haften. Die Schultern bedecken
sie mit einem aus Palmblattern oder Cogongras geflochtenen Kragen,
"anaos" oder "anas" genannt (Buzeta I, 54; Ilustracion 1860, 285). Ihre
Waffen sind Lanze, Pfeil und die Aliva der Igorroten.




20. Guinanen (Guinanes).

Die Guinanen werden auch Guinaanes, Quinanes oder Quinaanes
genannt. Ihre Wohnsitze liegen nordlich von denen der Busao-Igorroten,
hauptsachlich auf dem Ostabhange jener Cordillere, welche die Provinz
Abra von Cagayan trennt. Das rechte Ufer des Rio Abra und das linke
seines Nebenflusses Pusulguan bezeichnen die Westgrenze dieses wilden
und kriegerischen Stammes. Der Pueblo Bauang ist eine ihrer grossten
und wichtigsten Niederlassungen.

Zu ihrem ausseren Habitus, sowie in ihren Brauchen ist die nahe
Verwandtschaft mit den Igorroten nicht zu verkennen. Ihre unbandige
Kriegslust wird durch den Ruhm, den ein beutereicher Kopfjager
geniesst, bestandig angefacht, und ihre Nachbarn, besonders die
friedlichen Tinguianen haben vor ihnen nicht einen Augenblick Ruhe. Mit
der Hinterlist, welche allen Kopfjagerstammen eigen ist, beschleicht
der Guinane sein Opfer, um demselben dann den Kopf abzuschlagen. Ist
diess geschehen, so eilt der Sieger mit der bluttriefenden Beute in
das heimathliche Dorf, wo die Heldenthat dann durch ein mehrtagiges
Trinkgelage gefeiert wird; der Schadel selbst wird als eine kostbare
Trophae sorgfaltig aufbewahrt (Ilustracion 1860, N. 12, p. 152). Haben
sie keine stammfremden Feinde zu bekampfen, so fuhren die einzelnen
Dorfer gegen einander Krieg, und zwar in der oben erwahnten Form. Ein
Theil der Tinguianen entrichtete ihnen fruher Tribut (Mas, pobl. 26).

Sie sind ubrigens nicht ohne alle Kunstfertigkeit, in dem Pueblo Bauang
verfertigen ihre trefflichen Schmiede ausgezeichnete Aliva-Hackmesser,
welche besonders von den Busao-Igorroten gern gekauft werden
(Ilustracion 1860, 285); uber ihre Religion ist Nichts bekannt.

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