2014년 12월 29일 월요일

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 7

Versuch einer Ethnographie der Philippinen 7

Der Sultan versammelt in allen wichtigen Angelegenheiten die Dattos
um sich, um ihre Einwilligung einzuholen. Auf allen Vertragsurkunden
mussen die Unterschriften der Dattos neben die des Sultans gesetzt
werden, sonst ware der Vertrag ungultig.

Da die Macht und das Ansehen der Dattos vornamlich nur auf der
Zahl der Sclaven beruhte, so suchten sich die Mindanaos und Sulus
durch grossartige Piratenzuge, welche mitunter sich bis nach Banka
und Billiton erstreckten, vorzugsweise aber gegen Celebes und
die Philippinen gerichtet waren, solche zu verschaffen. Schon vor
Ankunft der Spanier stand die Piraterie in schonster Bluthe (Mas I,
28). Gefuhrt von Renegaten uberfielen sie mit ihren leichten und
seichtgehenden Schiffen die Kustenniederlassungen, verbrannten die
Dorfer, vernichteten das auf den Feldern stehende Getreide, hieben
die Fruchtbaume um und schleppten die Dorfbewohner in die Sclaverei,
lange bevor die tiefgehenden spanischen Kriegsschiffe zur Rettung
anlangen konnten. Von je drei Gefangenen erhielt der Datto, der die
Expedition ausrustete, zwei, einer gebuhrte der Mannschaft. Man kann
sich einen Begriff von der Ausdehnung dieser Piratenzuge machen,
wenn man erfahrt, dass diese Piraten in 30 Jahren 20 000 Gefangene
in den Philippinen allein gemacht hatten (Jagor, Reisen 180). Selbst
die Einfuhrung von seichtgehenden Dampfkanonenbooten befreite die
Philippinen nicht von dieser Plage. "Die leichten, flachen, sehr stark
mit Ruderern bemannten Boote (der Piraten) sind so geschwind, dass nur
die schnellsten Dampfer ihnen folgen konnen, diese verrathen sich aber
schon aus grosser Ferne an ihrer Rauchsaule, so dass die nur wenige
Fuss uber das Wasser ragenden und folglich in sehr geringer Ferne
unsichtbaren Pancos gewohnlich vollauf Zeit haben, zu entwischen"
(Jagor, Reiseskizzen 86). Auch die wiederholten Expeditionen, mit
welchen fruher die Spanier diese Piratennester durch Niederbrennen zu
vernichten suchten, halfen Nichts, es bemerkte hieruber schon in der
ersten Halfte des vorigen Jahrhunderts ein spanischer Stabsofficier
im Kriegsrathe zu Manila: "Sie (die Piraten) verandern die Lage einer
Stadt mit derselbigen Leichtigkeit, wie wir den Ankerplatz eines
Schiffes, und es liegt ihnen wenig daran, sie zehn Leguas weiter oben
oder weiter unten neu zu begrunden, denn uberall finden sie Berglehnen
zum Feldbau, gutes Schiffsbauholz, Nipa-Palmen zum Dachdecken und
Mangel-Sumpfe, um sich bei drohender Gefahr zu verbergen" (Fr. Juan
XIII, 378). Man vergleiche ubrigens uber die Schwierigkeit, sie
in ihrem eigenen Lande zu bekampfen, die gute Bemerkung in Pazos,
Jolo, p. 378. Erst durch die Eroberung Sulu's und die kostspielige
Occupation des Mundungsgebietes des Rio Grande de Mindanao ist die
Piraterie einigermaassen, aber nicht ganzlich unterdruckt worden.

Der Islam ist zwar die herrschende Religion, an der seine Bekenner
mit fanatischem Eifer hangen, aber die Vorschriften des Korans
werden nur oberflachlich erfullt, der Genuss des Schweinefleisches
und spirituoser Getranke ist allgemein. Auf Sulu heisst die hochste
geistliche Autoritat Sarif (Scherif), dann folgt der Jabdi und
endlich die Panditas. Die Polygamie gestattet naturlich der Islam,
gewohnlich aber begnugt sich auch der Vornehme mit einem Weibe, Koner
will hierin den Einfluss der gefangenen Christinnen bemerken. Bei
diesen Piratenstammen ist der Knechtsdienst, den der Brautigam seinem
Schwiegervater in spe bei den Tagalen und Visayern zu leisten hat,
nicht gebrauchlich. Der Brautigam kauft die Frau von ihrem Vater fur
Schiffe, Kanonen, Feuerwaffen, Munition &c.; ist der Schwiegervater
ein nobler Mann, so giebt er seiner Tochter eine aus ahnlichen Dingen
bestehende Mitgift. Am Vorabende der Hochzeit fuhrt der Pandit die
Brautleute jedes in ein besonderes Hauschen, wo sie sich beide festlich
schmucken. Am anderen Tage geleitet der Pandit unter Trommelwirbel
den Brautigam in das Hauschen seiner Braut, welche unter Zeugen,
besonders Flaggen, verborgen liegt. Der Pandit wiederholt drei
Mal die Frage, ob der Brautigam jenes Weib zu ehelichen wunsche,
welches unter dieser Hulle sich befande. Kaum hat der Brautigam
diess bejaht, so springt die Braut aus ihrem Verstecke hervor und
lauft davon, verfolgt von dem Brautigam und den Gasten. Hat der
Brautigam oder vielmehr Gatte sein Weibchen eingeholt, so zieht er
sich auf ein einsames Platzchen zuruck, um sofort das matrimonium zu
einem consumatum zu machen. Diese Ceremonie ist nur beim Einholen
der legitimen Frau--"Dayana" genannt--ublich. Die Sittenlosigkeit
ist bei der affenartigen Geilheit dieser Piraten zugellos, und die
Zustande, wie sie Dampier in Mindanao fand, sind auch bis heute sich
gleichgeblieben. Das Abtreiben der Leibesfrucht findet sehr haufig
Statt (Garin 176).

Bei schweren Erkrankungen [39] suchen die Panditen durch Recitiren von
Koransuren und Gebeten den Patienten zu heilen. Stirbt ein Vornehmer,
so werden Kanonenschusse abgefeuert und vor dem Hause desselben
Trommeln geschlagen und mit verschiedenen Musikinstrumenten ein
hollisches Concert angestimmt. Der Todte wird, nachdem der Priester ihn
gewaschen, in ein weisses Kleid gehullt und angethan mit seinem Kris
in einer Kiste unter grossem Spectakel begraben. Die Hinterbliebenen
tragen zum Zeichen der Trauer einen weissen Turban und verbringen
acht Tage mit Wehklagen auf dem Grabe des Dahingeschiedenen. Die
Panditen beten noch langer, bis zu 40 Tagen, und werden dann von den
Hinterbliebenen reichlich beschenkt.

Der Ackerbau obliegt den Sclaven (Sacopes) und umfasst Reis, Mais,
Camote und verschiedene Gemuse, auch Cacao wird gepflanzt, Cocoswalder
bilden aber den Hauptreichthum. Der Viehstand weist Pferde, Rinder,
Buffel, Ziegen, Huhner und Tauben auf.

Die Bauart der Hutten unterscheidet sich nicht von der der Tagalen und
Visayer, nur werden dieselben mit Vorliebe direct uber dem Wasser
erbaut. Bambusstege fuhren von einem Hause zum andern, so dass
durch Wegziehen derselben jedes Haus isolirt im Wasser dasteht. Am
Lande pflegen sie feste Forts aus Palissadenzaunen, welche durch
Korallenblocke vor Kanonenkugeln gesichert sind, zu errichten.

Die Tracht besteht aus Jacke, weiten Hosen, einem Turban oder einer
fezahnlichen, aber aus leichterem Stoffe verfertigten Mutze. Auch die
Weiber tragen, wenigstens auf Sulu, Hosen (Garin 124), auf Mindanao
aber auch Rocke. Die Dattos fuhren schon bemalte Schilde mit sich,
als Waffen dienen Feuergewehr, Bogen und Pfeil, Lanze, Kris und
ein gegen das Ende zu breiter werdendes krummes Schwert. Seltener
sind Panzer aus eisernen Maschenhemden, oder aus zusammengefugten
Muschelschalen oder Buffelhaut verfertigt, manche schutzen den
Korper durch den Cambut, einen dicken Gurtel aus grober Baumwolle,
der mehrmals um den Leib herumgeschlungen wird. Die meisten begnugen
sich mit dem Schutze, den ihnen ihre Schilde gewahren, welche aus
hartem Holz, das mitunter noch mit Buffelleder uberzogen ist, in
zweierlei Grossen verfertigt werden; die runden Schilde decken nur
den halben, die eckigen den ganzen Korper, letztere werden auch an den
Bordwanden der Schiffe aufgerichtet, um als Brustwehr zu dienen. Die
Landbefestigungen und Schiffe sind mit zahlreichem (meist geraubtem)
Geschutz des verschiedenartigsten Calibers versehen, doch wissen die
Piraten sie nicht gut zu bedienen.

Ohne Compass schwarmen sie mit ihren leichten Schiffen bis nach
Singapore hin. Ihre Fahrzeuge zeichnen sich alle durch besondere
Schnelligkeit und geringen Tiefgang aus, einen Kiel besitzen nur die
Panco, Guban und Garay genannten Schiffsgattungen. Der Panco hat die
Form und den Tonnengehalt einer flachen Kustenbrigantine und hat,
wie alle Schiffe dieser Piratenstamme, keinen einzigen Nagel oder
Eisenbestandtheil aufzuweisen. Die ubrigen Boote, Salisipans, Barotos,
Lancans, Vintas, Dalamas, sind nur aus einem ausgehohlten Baumstamm
verfertigt und mit Ausliegern--"Batangas"--versehen. Alle Schiffe
sind auf Fortbewegung durch Ruder eingerichtet, letztere--Gayong
genannt--haben die Form der Ruder europaischer Galeeren. Das
Steuerruder ist bei den grosseren Schiffen mitunter in derselben Weise
und Form angebracht, als diess bei europaischen Schiffen der Fall
ist, meistentheils sind es aber blos zwei oder ein Schaufelruder am
Buge. Die Mastbaume sind dreigetheilt in eine Spitze zusammenlaufend,
ahnlich den drei Stutzen der Malerstaffelei. Die Segel sind stets
viereckig und das Segelzeug bunt gefarbt.

Pazos (Jolo 7) schliesst seine Beschreibung ihrer Schiffe mit folgenden
Worten: "Der leichte Bau ihrer Fahrzeuge ermoglicht bei ihrem geringen
Gewichte und seichtem Tiefgang eine schnelle Fahrt; wenn sich die
Piraten verfolgt sehen, so segeln sie kaltblutig, weil fur sie ohne
Gefahr, durch die gefahrlichsten Klippenreihen durch, wohin ihnen
auch die kleinsten Kanonenboote nicht folgen konnen, und falls einmal
(innerhalb der Klippen oder am Strande) die Seichtigkeit des Wassers
die Weiterfahrt unmoglich macht, dann wirft sich die Mannschaft einfach
in's Wasser und schleift das Boot in's tiefere Wasser oder tragt es
selbst auf seinen Schultern dahin, worauf die Bemannung wieder an Bord
steigt und ruhig seine Fahrt fortsetzt, auf diese Weise nur zu oft
die Verfolgung, welche unsere Kreuzer anstellen, illusorisch machend".

Sie sind leidenschaftliche Tabakraucher und Betelkauer, aber diese
Reizmittel genugen ihnen nicht, sie rauchen auch Opium aus langen
Rohrpfeifen (Garin 127; Pazos 205). Unter den Betel wird gewohnlich
Opium, ja auch Theriak gemengt (Garin I, 27). Musik und Tanz wird
gepflegt, letzterer wird gewohnlich nur von Madchen [40], Sclavinnen,
zumeist zur Ergotzung der Dattos aufgefuhrt. Ihnen eigenthumliche
Instrumente sind der Agun oder Agon und Culintangang (Ilustr. del
Oriente 1877, n. 10, p. 4), der Agun ist nichts Anderes als eine
metallene, auf einer Seite offene Kugel, wahrend der Culintangang
aus mehreren geschlossenen Metalldecken besteht, welche mit zwei
Holzkloppeln geschlagen werden.

Die Industrie reducirt sich auf Schiffsbau, Waffenschmiedekunst und
grobe Hauswebewaaren, dagegen ist der Handel bluhend. Besonders Sulu
ist der Hauptsitz der Trepang- und Perlfischerei, sowie des Handels mit
Salangan-Schwalbennestern, Ambra und Schildkrotschalen. Die Chinesen
concentriren den Handel ganz in ihre Hande. Der schwungvolle Handel,
welchen die Sulus und Mindanaos durch Verkauf der gefangenen Christen
in Batavia betrieben, hat bereits im vorigen Jahrhundert aufgehort.

Sie lassen nicht nur Hahne, sondern auch Buffel gegeneinander kampfen.







III. CHINESEN, CHINESISCHE MESTIZEN, JAPANEN.


1. Chinesen.

Der Verkehr zwischen China und den Philippinen muss in das fruhe
Mittelalter hineinreichen, denn schon 1372 wird in chinesischen
Werken--und zwar in dem Buche Ming-tsche--erwahnt, dass eine
Gesandtschaft von Liu-sung, d. i. Luzon, in China angelangt ware, und
dass schon vor diesem Zeitpunkt Sulu in Intervallen von funf zu funf
Jahren Tribut nach Amoy gesandt hatte (Ilustr. del Oriente 1877, n. 12,
p. 10). Man hat auch in Visayergrabern, welche aus einer Zeitperiode
lange vor der Conquista herstammen, bunt gemalte chinesische Schusseln
gefunden (Jagor 209). Der Handelsverkehr zwischen China und den
Philippinen muss spater stark zuruckgegangen sein, denn als Don Miguel
Lopez de Legazpi 1565 in den Visayern anlangte, da erfuhr er daselbst,
dass die chinesischen Schiffe nur Luzon besuchten (Fr. Gaspar de
S. Augustin, p. 95 f.). Die ersten Chinesen trafen die Spanier 1571 bei
Mindoro, und die freundliche Behandlung, welche ihnen zu Theil wurde,
bewirkte, dass im folgenden Jahre drei Dschunken in Manila erschienen
(Fr. Gaspar 251). Von da an fand ein regelmassiger Verkehr zwischen
ihnen und den Spaniern Statt, die Zahl der chinesischen Schiffe wuchs
mit jedem Jahre, und dieses freundliche Verhaltniss erlitt selbst keine
Trubung, als 1574 der chinesische Piratenkonig Limahon drei Mal Manila
angriff, welches nur durch die Energie und Tapferkeit des ritterlichen
Salcedo vor dem Untergange gerettet wurde. Erst 1575 gelang es Salcedo,
Limahon aus dem Golfe von Lingayen, wohin er sich nach der Niederlage
von Manila zuruckgezogen hatte, zu verjagen. Erst im Jahre 1585 wird
erwahnt, dass in Manila eine Niederlassung von chinesischen Kramern,
Sangleyes genannt, existire, und zwar zahlte selbe uber 1000 Kopfe
(Brief des Bischofs Salazar in den Cartas de Indias, Fol. 640). Sie
handelten mit chinesischen Waaren und waren ferner Fischer, Gartner,
Handwerker, Apotheker (!) und Maler. Schon damals mussten die
Chinesen Abgaben entrichten, denn in dem Decrete, mit welchem 1588
Philipp II. sammtliche Angelegenheiten der neuen Colonie regelte,
wird die Halfte der Abgaben, welche von den Chinesen gezahlt wurden,
dem Municipium der Stadt Manila als Einnahme zugewiesen (Fr. Juan de
la Concepcion II, 132).

Die Ermordung des Gouverneurs Gomez Perez Dasmarinas durch die
chinesische Bemannung seines Admiralschiffes (1593) flosste zuerst
Misstrauen gegen die Sangleyes ein, bis dann im Jahre 1603 in Manila
die Chinesen, welche bereits 30 000 Seelen zahlten, sich gegen
die Spanier erhoben. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, 23 000
Chinesen waren auf dem Schlachtfelde gefallen oder am Richtplatze
gestorben. Trotzdem waren 1605 16 000 Chinesen wieder im Parian
(Ghetto und Bazar) von Manila angesiedelt, deren Zahl im Jahre 1639
bis auf 40 000 angeschwollen war (Fr. Gaspar, 374). Im November dieses
Jahres erhoben sich die Chinesen von Neuem, gerade in einer Zeit,
wo die Spanier mit Holland und den Sultanen von Sulu und Mindanao
im Kriege lagen. Erst im Marz 1640 wurde der Aufstand bewaltigt,
nur 7000 Chinesen uberlebten das Ende desselben. Die spanischen
Behorden liessen sich durch diese Vorfalle zu keinem Verbote der
chinesischen Einwanderung bewegen, und so verbreiteten sich dieselben
in allen Provinzen. Einzelne Chinesen nahmen Antheil an dem Aufstande
der Pampangos vom Jahre 1660, dadurch wurde die Erbitterung gegen
sie allgemein. Als bald darauf der Konig Kogseng von Formosa den
Gobernador Manrique Lara mit Krieg bedrohte, erhoben sich neuerdings
die Chinesen Manila's, wurden aber besiegt und die Uberlebenden,
ausgenommen die Christen, ausgewiesen. Die Chinesen-Einwanderung
nahm zwar geringere Dimensionen an, horte jedoch nicht auf. Um
der Gefahr eines nochmaligen Aufstandes zu begegnen, ordnete ein
kgl. Erlass vom 17. Juni 1679 an, dass alle heidnischen und die
ledigen christlichen Sangleyes Manila's in dem ihnen zugewiesenen
Parian oder Ghetto, die verheiratheten aber in den Vorstadten Binondo
und Santa Cruz sich niederlassen sollten. Auch die in den Provinzen
lebenden Chinesen sollten womoglich in besonderen Quartieren vereinigt
werden. Diese Verordnung scheint nicht befolgt worden zu sein, oder
es haben vielleicht die Colonialbehorden Vorstellungen beim Rathe von
Indien dagegen erhoben, denn sie wurde am 14. November 1686 neuerdings
erlassen. Als 1709 der kuhne Eroberer von Verapaz, der Graf Lizarraga,
Gouverneur der Philippinen wurde, vertrieb er alle Chinesen, welche
nicht im Dienste der Regierung standen oder sonst fur Gewerbe und
Industrie unentbehrlich waren. 1721 plunderten sieben chinesische
Dschunken in den Calamianen, sie wurden zwar von den Spaniern genommen,
auch waren die Sangleyes von Manila an dem Vorfalle unschuldig, aber
man begann sie immer argwohnischer zu beobachten, zumal ihre Zahl im
steten Wachsthum begriffen war.

Man suchte nun durch hohe Auflagen die unentbehrlich gewordenen
Chinesen von massenhafter Zuwanderung abzuschrecken, im Jahre 1732
allein trug die Licenzengebuhr, welche die chinesischen Kramer fur
die Ausubung ihres Handels zahlten, 24 000 Dollar dem Staatsschatze
ein, abgesehen davon, was die mit der Chinesenaufsicht betrauten
Organe unterschlugen. 1745 verbreitete sich in Manila das falsche
Gerucht, die Chinesen wollen die Spanier niedermetzeln, weshalb man
eine grosse Anzahl Verdachtiger auswies. Bereits 1747 war ein Decret
erlassen worden, welches alle heidnischen Chinesen von den Philippinen
verbannte, erst 1757 wurde es aber ausgefuhrt und zugleich der Handel
mit China durch Erlass einer Anzahl Verordnungen geregelt. Die
meisten der aus Manila vertriebenen Chinesen, 4000 an der Zahl,
wanderten nach Sulu aus. Obwohl 1759 neuerdings Ausweisungen vorkamen,
so war bereits 1762 der Parian wieder stark bevolkert. Als die Briten
Manila's sich bemachtigten, schlossen sich die Sangleyes ihnen an und
fochten gegen die Spanier, weshalb der spanische Generalissimus Anda
alle in den Provinzen lebenden Chinesen aufknupfen liess. Als 1763
die Briten Manila raumten, zogen auch die Chinesen ab, und eine kurze
Zeit hindurch gab es keine Chinesen auf den Philippinen. Da sie aber
unentbehrlich geworden waren, so gestattete man ihnen wieder, sich
niederzulassen. Der Gobernador Basco (1778-87) suchte durch die Anlage
eines neuen Chinesenviertels den Handel Manila's noch mehr zu heben,
stiess aber dabei auf so heftige Opposition, dass er den Gedanken
aufgeben musste. Dagegen grundete er bei Candava eine Ackerbaucolonie
von 200 christlichen Chinesen (Diaz Arenas 114), doch ging selbe
unter seinen Nachfolgern ein. 1790 richtete der Gouverneur Marquina
ein Gesuch an den Hof, in welchem er die Erlaubniss unbeschrankter
Importation und Einwanderung von Chinesen verlangte. In Madrid aber
erneuerte man 1804 die alten Ausweisungsdecrete, nur die verheiratheten
Chinesen und jene, welche mit der Bebauung des Landes beschaftigt
waren, durften bleiben. Bei Gelegenheit der Cholera-Epidemie im
Jahre 1819 fand wieder ein grosses Chinesenmassacre Statt, welches
die ausgeruckten Truppen nicht zu hindern vermochten. 1828 wurde das
Steuerwesen und die Selbstverwaltung der Chinesen und Chinesengemeinden
neu regulirt, ebenso 1839 Anordnungen getroffen, um die Ertheilung der
Licenzen fur chinesische Kramer zu reformiren. Die weisen Maassregeln
wurden durch ein Gesetz im Jahre 1843 vervollstandigt, von nun an
sollten die chinesischen Schiffe im Hafen- und Zoll-Verkehr den ubrigen
auslandischen gleichgestellt werden. 1850 erliess die Colonialbehorde
ein Decret, welches vor Allem die Einwanderung chinesischer Ackerbauer
und Feldarbeiter befordern wollte, es blieb jedoch ohne ein Resultat.

Die Chinesen, welche nach Manila kamen und kommen, waren und sind
entweder Kramer oder Handwerker, es giebt nur wenige Ackerbauer
und Feldarbeiter unter ihnen, so 1867 unter 20 293 nur 425
Ackerbauer. Diess ist um so merkwurdiger, als die Leyes de Indias nur
die Niederlassung von ackerbautreibenden und Dienerstellen einnehmenden
Chinesen gestatten (Canamaque, Recu. I, 278; Scheidnagel 71). Nach
Jagor (Reisen 274) hindert sie die Feindseligkeit der Indier daran,
welche den Chinesen mit grimmigem Hasse und Neide begegnen [41]. Nach
einigen Werken (Canamaque, Recu. I, 202; Scheidnagel 70) ist die
Einwanderung chinesischer Frauen gesetzlich untersagt, es muss aber
wohl ein Irrthum der resp. Verfasser oder eine Nachlassigkeit der
Behorden vorliegen, denn nicht allein Dr. Jagor (Reiseskizzen 227)
erwahnt die Anwesenheit derselben; nach den statistischen Angaben in
Cavada (I, 373, II, 339) lebten 1870 unter den 23 242 Chinesen der
Philippinen 193 Frauen.

Die Chinesen pflegen sehr jung nach den Philippinen zu kommen, wo sie
zuerst bei einem reich gewordenen Landmanne als Commis oder Lehrling
einzutreten pflegen. So lange er die spanische oder tagalische Sprache
noch nicht erlernt hat, beschaftigt sich der Neuling lediglich mit
Handlanger- und Packer-Arbeiten. Hat er sich hinreichende Sprach- und
Geschaftskenntniss erworben, dann beginnt er mit dem Hausirhandel, um
sich dann spater einen Laden einzurichten. In verhaltnissmassig kurzer
Zeit hat sich der betriebsame Zopftrager ein kleines Capital erworben,
mit dem er sich in die Heimath zuruckzieht. Der gesammte Kleinhandel
ist in ihren Handen vereinigt, "den Aufkauf der Colonialproducte
in den Provinzen fur die Ausfuhr theilen sie etwa zur Halfte mit
Indiern und Mestizen" (Jagor, Reisen 274). In jedem grosseren Pueblo
ist wenigstens ein Chinese anzutreffen. Uber die Zahlungsfahigkeit
ihrer Kunden sind sie stets gut unterrichtet (Ilustracion 1860,
n. 14, 158). Alle Handwerke werden von ihnen betrieben, selbst das
unedle Gewerbe der Kurpfuscherei und Charlatanerie findet unter ihnen
zahlreiche, vielgesuchte Vertreter (Buzeta, I, 20).

Da die spanischen Gesetze nur christlichen Chinesen gestattet zu
ehelichen, und die Aufmerksamkeit der Geistlichkeit Concubinate
unmoglich macht oder wenigstens sehr erschwert, so lassen sich viele
taufen, sobald sie einen "guten" Pathen finden. Die Abschliessung
einer Ehe hindert aber den Chinesen nicht, sobald er ein Vermogen sich
erworben, Weib und Kinder im Stiche zu lassen und in sein Vaterland
zuruckzukehren, weshalb die Indierinnen, wenn sie mit einem Chinesen
eine Ehe eingehen wollen, sich ein Capital sicherstellen lassen.

Die Chinesen der Philippinen theilen alle Laster ihrer Nation,
insbesondere huldigen sie ubermassigem Genusse des Opiums, welcher in
den bekannten Opiumpfeifen geraucht wird. Nur den Chinesen gestattet
die spanische Regierung den Genuss dieses gefahrlichen Reizmittels,
fur welche Erlaubniss sie eine Abgabe zahlen mussen, welche fur 1877
auf 2 345 340 Reales de vellon veranschlagt wurde (Illustration de
l'Oriente 1877, n. 3, p. 9).

Wo die Chinesen in grosserer Anzahl vorhanden sind, wie in
Manila-extramuros, bilden sie autonome politische Gemeinden, welche
nach Art der Indier-Pueblos gegliedert sind. Sie zahlen einen bedeutend
hoheren Tribut als die Indier, und 50 Tributzahler bilden auch hier
eine Cabeceria, deren Tribut der Cabecilla del Tributo oder Champan
einzunehmen hat. An der Spitze der Gemeinde steht der Gobernadorcillo
oder Capitan, dessen Amtsgehulfen der Teniente, Alguacil mayor und
die Bilangos (gleich den Jueces der Indiergemeinden) sind. Die Wahl
dieser Magistratspersonen erfolgt in derselben Weise, wie jene der
Indiergemeinden. Der Gobernadorcillo, der Teniente und der Alguacil
mayor mussen immer Christen sein.

Was die Zahl der Chinesen anbelangt, so betrug sie:


    1585     1 000 Seelen
    1603    30 000 Seelen (in Manila allein)
    1639    40 000 Seelen (nach Fr. Gaspar, nach Anderen nur uber
                   30 000)
    1815     5 000 Seelen allein in der Provinz Tondo
    1828     5 708 Seelen davon in der Prov. Tondo (Manila) 5279
    1830     8 640 Seelen
    1834     5 000 Seelen
    1836     9 038 |
    1837    10 168 |
    1838    10 877 | Seelen allein in der Prov. Tondo
    1839    11 575 |
    1840     5 729 |
    1842    10 000 Seelen
    1847     5 736 | allein in der Prov. Tondo
    1848     7 422 |
    1849     9 331 Seelen
    1850     9 158 Seelen nach Diaz Arenas
             9 901 Seelen nach Buzeta und Bravo
    1870    23 242 Seelen
    1876    30 797 Seelen
    1880 ca 20 000 Seelen in Manila allein.




2. Chinesische Mestizen.

Die Mischlinge von Chinesen und Malaiinnen wurden fruher Mestizos
de Sangley genannt, jetzt beginnt dieser Name allmahlig durch die
Bezeichnung Mestizos chinos verdrangt zu werden. Diese Mischlinge
sind kraftig gebaut und besitzen die vaterliche Sparsamkeit und
Gewerbfleiss, weshalb ein grosser Theil des Kleinhandels, ja selbst
der Bankgeschafte (im kleinen Umfange) in ihren Handen ruht. In Tracht
und Gewandung nahern sie sich den vornehmen Indiern oder spanischen
Mestizen, von der Mutter haben sie die leidenschaftliche Vorliebe fur
den Tabak und das Buyokauen geerbt, vom Vater aber stammt ihr Hang
zum Opiumrauchen her (Canamaque, Recu. II, 195). Wo die chinesischen
Mestizen in grosserer Anzahl zusammen wohnen, bilden sie autonome
Gemeinden, wie die Chinesen. Bei ihnen genugen 25 bis 30 Tributos
zur Constituirung eines Baranguay. Vor 1783 zahlten sie denselben
Tribut wie die Indier, damals aber wurde er um das Doppelte erhoht,
und seit jener Zeit zahlen sie Abgaben, welche stets hoher sind
als die der Indier, aber niedriger als jene der Chinesen. Ihre Zahl
ist eine verhaltnissmassig grosse, sie bilden den Burgerstand der
Philippinen, im Gegensatze zu den Weissen und deren Abkommlingen,
von denen die ersteren den militarischen oder bureaukratischen, die
letzteren den Landadel darstellen. 1842 zahlte man 240 000, 1850 180
000, 1867 210 816 chinesische Mestizen, wobei zu bemerken ist, dass
man diesen Zahlenangaben kein unbedingtes Vertrauen schenken darf,
denn bei der Volkszahlung werden nur die Tributos, wenigstens bis
vor Kurzem, gezahlt; ein Tributo ist aber die Steuer, welche zwei
erwachsene Personen, quasi ein Ehepaar, zusammen entrichten, es sind
also die Kinder, die erwerbsunfahigen und uber 60 Jahre alten Personen
bei der Tributzahlung nicht berucksichtigt, weil sie von der Zahlung
des Tributes befreit sind. Um nun die Bevolkerungsziffer herzustellen,
multipliciren die spanischen Statistiker die Zahl der Tribute mit
4-1/2, manche mit 5, andere mit 6, wodurch die oft widersprechenden
Zahlenangaben hinreichend aufgeklart sind. Nach meinen muhseligen
und langwierigen Untersuchungen verhalt sich im Allgemeinen die Zahl
der spanischen Mestizen (diese zahlen keinen Tribut) zu jener der
chinesischen durchschnittlich wie 1:16, nach alteren Daten berechnet,
da in der neueren Zeit die spanischen Mestizen nicht mehr besonders
in den Censuslisten gefuhrt werden.




3. Japanen.

Zu Ende des XVI. und Anfang des XVII. Jahrhunderts existirte in Manila
und zwar in der Vorstadt Dilao eine Japanen-Niederlassung [42]. Von
derselben hat sich jetzt keine Spur erhalten, die Japanen gingen in
den Tagalen auf.







IV. WEISSE UND ANDERE BEVOLKERUNGSBESTANDTHEILE.


1. Weisse und deren Mischlinge.

Die weisse Bevolkerung der Philippinen war nie eine betrachtliche. Sie
erhielt am Anfange des XVII. Jahrhunderts einen Zuwachs durch jene
portugiesischen Familien, welche nach der Eroberung der Molukken
durch die Hollander sich nach den Philippinen fluchteten. Was unseren
Archipel von allen ubrigen spanischen Coloniallandern scharf schied,
war das ganzliche Fehlen eines weissen Grundbesitzerstandes; die
Hacenderos und Mineros von Neu-Spanien und Peru waren hier nicht
vorhanden, denn die Philippinen lieferten bis zur Regierung des
thatigen Gobernadors Basco nichts Nennenswerthes an Bodenproducten,
sie waren nur ein Entredepot des chinesisch-spanischen Handels. Nach
dem westphalischen Frieden wanderten nur Wenige ein, kein Wunder, wenn
man bedenkt, dass man von Spanien nach Manila nur den Weg uber Mejico
und durch den Stillen Ocean nehmen durfte, und dass der jahrliche
Verkehr zwischen Neu-Spanien und Manila sich nur auf ein einziges
Schiff beschrankte. Die Einwanderer waren Beamte, Soldaten, Monche,
politische Verbrecher, mitunter auch Abenteurer dunkler Vergangenheit
und wenige Kaufleute. Fast die gesammte weisse Bevolkerung concentrirte
sich in Manila, die von den ersten Conquistadoren begrundeten Stadte
mit spanischer Bevolkerung und Municipalverfassung verodeten, wie
Cebu, N. Caceres, N. Segovia oder wurden wieder zu Indier-Dorfern, wie
Arevalo auf Panay. Die wenigsten von den Eingewanderten trugen sich
mit dem Gedanken, sich hier bleibend niederzulassen, sondern kehrten
nach einer Reihe von Jahren in ihr Vaterland zuruck, da uberdiess
die Zahl der eingewanderten Frauen eine geringe war, so konnte sich
nicht jene machtige Creolenkaste bilden, die in Spanisch-Amerika noch
heute dominirt.

Als das Festland von Amerika sich von Spanien losriss und
eine Militarrevolte in Manila Statt fand, verwies die spanische
Regierung alle die zahlreichen Mejicaner und Peruaner, welche seit
Basco zahlreich nach den Philippinen gewandert waren. Die Regierung
erschwerte auch in einer dem Gedeihen der Colonie sehr hinderlichen
Weise die Ansassigmachung von Weissen auf dem Lande, und erst in
neuerer Zeit haben Erleichterungen Platz gegriffen. Trotzdem nimmt die
Einwanderung der Weissen mit jedem Jahre zu, und demgemass beginnt
sich auch eine zahlreiche Creolenkaste zu bilden, da viele von den
Einwanderern sich bleibend niederlassen. Die weisse Bevolkerung
steigert sich auch in den Provinzen. Die Ordensgeistlichkeit besteht
ausschliesslich nur aus Weissen.

Die spanischen Mestizen widmen sich nur dem Plantagenbau als kleine
Grundbesitzer oder sie wahlen sich die Beamtenlaufbahn. Jene der
niederen Klassen tragen europaische Beinkleider und Schuhe, uber den
Pantalons aber das Hemd, dann eine bunte Cravatte und Cylinderhut. Die
Zahl der Mestizen ist in Wirklichkeit viel grosser als die Censuslisten
aufweisen, indem bei der Nachgiebigkeit der Indierinnen, besonders
der Frauen, von den Spaniern viele Kukukseier gelegt werden, wenn ich
mich dieser vulgaren Redewendung bedienen darf. Nach Jagor (Reisen 64)
fallt einem in allen Gegenden, wo Spanier haufig sind, die weisse Farbe
der Eingeborenen auf, was auf eine starke Blutmengung hinweist, wenn
auch diese officiell als "Indios" angefuhrt werden. "Madchen, die als
Geliebte von Europaern Kinder bekommen, rechnen sich dieses fast zur
Ehre. Noch mehr ist diess der Fall, wenn das Kind vom Pfarrer ist"
(Jagor 129). Die spanischen Mestizen zahlen ebenso wie die Weissen
keine Kopfsteuer.


                  Weisse           Mestizen      Zusammen

        1575        540 [43]             ?              ?
        1830      6 000                  ?              ?
        1842      1 500 Spanier     20 000         25 000
                  3 500 Creolen
        1849          ?               8 475 [44]        ?
        1850      4 050 [45]          8 584        12 634


Die neueren Censuslisten lassen die Zahl der Weissen und spanischen
Mestizen nicht mit Sicherheit feststellen, da sie die von der
Kopfsteuer befreite Bevolkerung, d. h. die Weissen und deren
Abkommlinge, nach der Beschaftigung aufzahlen, andererseits die in
der Armee und Flotte Dienenden zusammen mit den Indiern aufgefuhrt
werden. Die Differenzen in den obengenannten Zahlen weisen einerseits
nur auf blosse Schatzungen hin, dann sind ein Mal die europaischen
Soldaten mit eingerechnet, ein anderes Mal wieder nicht.




2. Sonstige Bevolkerungsbestandtheile.

In den vergangenen Jahrhunderten bis zu den Jahren 1821-23 bestand die
Linientruppe der Philippinen, soweit sie sich nicht aus Eingeborenen
erganzte, zumeist aus mejicanischen Indianern und Mestizen. Zwar
blieben die Soldaten auch nach vollendeter Dienstzeit im Lande und
verheiratheten sich mit eingeborenen Frauen, aber ohne irgendwie
eine selbstandige Kaste zu bilden, sie gingen einfach in den Malaien
auf. Dasselbe gilt von den Negern, Kaffern und Papuas, welche in
geringer Anzahl nach den Philippinen im Beginne der spanischen
Conquista von portugiesischen Sclavenhandlern gebracht wurden; da
aber bereits Philipp II. durch ein Decret die Aufhebung der Sclaverei
auf den Philippinen bewirkte [46], so blieben die Philippinen von dem
Fluche einer Negerkaste befreit. Die wenigen Sclaven, welche 1565-90
den Spaniern aus Siam, Cambodscha und Borneo zugefuhrt wurden, kommen
gar nicht in Betracht.







ANHANG.

Die maritimen Entdeckungen der Spanier im Archipel der Philippinen.


Fernando Magallanes erreichte am 16. Marz 1521 die Insel Jomonjol in
der Surigao-Gruppe und wurde so der Entdecker der Philippinen, denen
er den Namen S. Lazarus-Archipel verlieh, doch hat diese Benennung
wenig Anklang gefunden, und wir werden sehen, dass diese so reiche
Inselgruppe bis zum Empfange des heutigen Namens von den Spaniern
gewohnlich "Islas de Poniente" genannt wurde, d. h. die Inseln des
Westens, wahrend sie die Portugiesen die "Islas del Oriente", d. h. die
Inseln des Ostens, hiessen. Magallanes trat mit den Bewohnern Jomonjols
in freundlichen Verkehr, setzte aber, sobald seine Kranken sich ein
wenig erholt hatten, seine Reise fort, auf welcher er die grosse
Insel Leyte und zwar die Sudostkuste entdeckte, zwischen welcher und
der kleinen Insel Panaon er zu dem Inselchen Limasaua [47] gelangte,
deren Radjah ihn freundlich aufnahm. Von dort begab er sich nach Butuan
an der Nordkuste von Mindanao. In Butuan zog er genaue Erkundigungen
uber die grosse Insel ein, insbesondere uber die Ostkuste derselben,
deren Namen Caraga sein Chronist Pigafetta in Calagan verzerrte. Da
aber in Mindanao keine Lebensmittel aufzutreiben waren, so kehrte
Magallanes nach Limasaua zuruck, deren Radjah sich ihm selbst als
Lootsen erbot, um die Spanier nach dem Centrum der Visayer-Inseln,
nach Cebu zu fuhren. Die Expedition brach also unter der Fuhrung des
Radjahs auf und segelte zunachst nach Norden, entlang den Gestaden
Leyte's. Diese grosse Insel fuhrt bei Pigafetta zwei Namen, der
sudliche Theil wird dort Ceylon, der nordliche nach einem Orte der
Westkuste Baybay genannt. Von Baybay wandte sich die Expedition nach
Westen, erreichte die kleine Inselgruppe der Camotes, segelte dann
Sudwest und gelangte so zur Insel Cebu [48] und nach Passirung des
Canales, welcher Cebu von der Insel Mactan trennt, nach der wichtigsten
Stadt jener grossen Insel, welche ebenfalls Cebu hiess.

Da es nicht meine Aufgabe ist, eine Geschichte der Fahrt Magallane's zu
geben, sondern nur die auf die Philippinen bezuglichen Entdeckungen
kurz zu registriren, so sei erwahnt, dass nach dem unglucklichen
Ende des kuhnen Magallanes seine Expedition sich nach der Westkuste
von Bohol wandte und von dort zwischen der Sudspitze von Negros und
der Insel Siquijor ihre Richtung gegen Sudwesten nahm. Die Spanier
entdeckten einen neuen Theil der Mindanaokuste und zwar jenen,
welcher westlich von Dapitan beginnt und ungefahr bei der Punta Gorda
endigt. Nach dem im Osten der Punta Gorda befindlichen Cap Quipit
nannten sie die ganze Strecke, die sie vielleicht fur eine besondere
Insel ansahen, Isla de Quipit o Quepindo. Dann folgte die Entdeckung
von Palawan, welches von den Spaniern Paragua genannt wird; die Spanier
entdeckten ferner auf ihrer abenteuerlichen Flucht von Borneo Sulu
(Hauptinsel), die Sudkuste von Mindanao und die Serangani-Inseln,
von wo aus sich die Reste der Magallanes-Expedition nach den Molukken
wandten und somit das Gebiet der Philippinen verliessen.

Durch diese spanische Expedition wurden die Portugiesen auf die
Philippinen aufmerksam, sie schickten einzelne Schiffe dahin ab,
welche aber keine neuen Entdeckungen machten. In Spanien hatte man
sich inzwischen entschlossen, eine neue Expedition nach den Molukken
auslaufen zu lassen, nachdem ein in Elvas und Badajoz tagender
Congress spanischer und portugiesischer Geographen und Seefahrer
resultatlos auseinandergegangen war; der Congress hatte uber die
Frage entscheiden sollen, ob die Molukken zum spanischen oder zum
portugiesischen Weltantheil gehorten. Die neue Expedition bestand aus
sieben baskischen Schiffen, welche unter dem Befehle des Johanniters
Don Fray Garcia Jofre de Loaisa standen, zu dessen eventuellem
Nachfolger der erste Weltumsegler Don Juan Sebastian de Elcano bestimmt
war. Nach schweren Verlusten erreichte die Expedition die Sudsee, wo
rasch hintereinander Loaisa und Elcano starben; den Oberbefehl ubernahm
nun Toribio Alonso de Salazar, welcher, nach kurzem Aufenthalte in
den Ladronen, am 8. October 1526 die Islas de Poniente erreichte und
zwar an der Ostkuste von Mindanao. Salazar wurde so der Entdecker der
Caraga-Kuste. Er lief in den Hafen von Liangan ein, starb aber bald,
worauf der muthige Baske Martin Iniguez (Yanez) de Carquizano Chef der
Expedition wurde. Carquizano versuchte nach Cebu zu gelangen, widrige
Winde hinderten ihn daran, und so begab er sich nach den Molukken,
wo er mit seinen Leuten gegen die Portugiesen kampfte. Salazar soll
den Islas de Poniente zuerst den Namen "Philippinen" beigelegt haben,
doch ist diess ein Irrthum. So war durch Loaisa's Expedition nur die
Ostkuste von Mindanao entdeckt worden.

Eine Expedition nach den Islas de Poniente und den Molukken
sollte bald darauf Neu-Spanien verlassen. Auf Befehl Kaiser Karl's
V. rustete der glorreiche Eroberer von Mejico D. Fernando Cortes in
dem kleinen pacifischen Hafen Neu-Spaniens Zacatula oder Civatlanejo
eine Flotte von drei Schiffen aus, welche unter der Fuhrung des
D. Alvaro de Saavedra am 31. October 1527 auslief. Da das Hauptziel
dieser Expedition der Molukken-Archipel war, so beruhrte Saavedra
nur fluchtig die Philippinen und zwar an der Ostkuste von Mindanao,
von wo er nach den Molukken aufbrach, so dass diese Expedition nicht
in der Lage war, neue Entdeckungen in dem Archipel zu machen. Von
den Molukken aus versuchte Saavedra zwei Mal ohne Erfolg durch das
Stille Meer nach Mejico zuruckzukehren, wobei Sulu von den Spaniern
wieder aufgesucht wurde.

Durch den Vertrag von Zaragoza vom Jahre 1529 entsagte Kaiser Karl
V. seinen Anspruchen auf die Molukken, und da die Islas de Poniente
nach den damaligen Anschauungen ziemlich werthlos erschienen,
so horten alle Versuche von spanischer Seite auf, sich mit der
Entdeckung und Colonisation dieses Archipels zu befassen. Die
Portugiesen selbst waren zu sehr mit den Molukken beschaftigt, als
dass man in den Regierungskreisen an eine nahere Durchforschung des
Archipels gedacht hatte, nachdem die Spanier aus diesen Theilen der
Welt verdrangt waren. That auch der portugiesische Staat nichts, so
versuchten es doch Privatleute, fur ihren Glauben und die Herrschaft
ihres Vaterlandes Propaganda zu machen. Ein portugiesischer Edelmann,
Francisco de Castro, hatte bereits auf Mangcassar in Celebes als
Missionar gewirkt, ohne selbst Priester zu sein. 1531 kam er nach
der Insel Mindanao und bekehrte dort einige Fursten, darunter den
Radjah von Butuan, zum Christenthume [49]; es mogen auch noch andere
Portugiesen auf dieser Insel geweilt haben, jedenfalls ist aber die
Entdeckungsgeschichte der Philippinen durch sie nicht bereichert
worden. Die Portugiesen machten sich bald darauf in Mindanao
unmoglich, indem der portugiesische Capitan Pinto nach Abschluss
eines Freundschaftsvertrages mit dem Radjah der Insel Surigao auf
dessen Unterthanen Jagd machte, worauf die emporten Eingeborenen den
verratherischen Sclavenjager zur schleunigen Heimkehr nothigten. Die
Jesuiten und Portugiesen behaupten, dass zu Anfang der vierziger
Jahre des XVI. Saeculums der beruhmte Apostel der Indier, Franciscus
Xaverius auf Mindanao das Christenthum gepredigt hatte, was aber aus
triftigen Grunden bezweifelt wird [50]; jedenfalls hat er zur weiteren
Aufdeckung Mindanao's nichts beigetragen.

Einer von den Officieren des Loaisa, der wackere baskische Capitan
D. Andres de Urdaneta kehrte erst 1536 nach Spanien von den Molukken
zuruck, wo er unter den Fahnen des Sultans von Tidore ruhmlich gegen
die Portugiesen gefochten hatte. Dieser tuchtige Seemann und Haudegen
suchte dem Kaiser Karl die Wichtigkeit der halbvergessenen Islas de
Poniente hervorzuheben, welche nach seiner Vorstellung die Spanier fur
die Cession der Molukken entschadigen sollten. Eingehend wies Urdaneta
nach, dass die Islas de Poniente innerhalb des spanischen Weltantheils
lagen, wahrend die Portugiesen das Gegentheil behaupteten. Wenn
auch Karl damals mit wichtigeren Angelegenheiten beschaftigt war, so
versaumte er es nicht, dem Rathe von Indien eine genaue Prufung der
Vorschlage Urdaneta's anzuempfehlen. Da der beruhmte amerikanische
Conquistador D. Pedro de Alvarado ohnehin sich mit dem Plane trug,
einen Zug durch das Stille Meer nach China zu unternehmen, und
dieser spanische Held uber eine hinreichende Anzahl von Schiffen und
Soldaten gebot, so gab der Kaiser ihm den Befehl, nach den Islas de
Poniente aufzubrechen, jedoch sollte er unter keiner Bedingung die
Molukken oder irgend welche andere Besitzung der portugiesischen Krone
beruhren, noch auch in die Streitigkeiten der eingeborenen Fursten
und Portugiesen sich mengen. Alvarado begann auch sogleich sich
zu rusten; schon schien Alles zum Auslaufen bereit, als die Indier
der Provinz Jalisco sich emporten. Alvarado zog gegen sie zu Felde,
aber ein Sturz vom Pferde machte seinem abenteuerlichen Leben ein Ende.

Da das Geschwader segelfertig war, so beschloss der Vicekonig von
Mejico, D. Antonio de Mendoza, es auch nach dem Tode des designirten
Befehlshabers auslaufen zu lassen. Der Vicekonig trug das Commando
zunachst dem in Mejico angelangten Urdaneta an, da aber dieser
erklarte, die an die Fuhrung der Expedition geknupften Bedingungen und
Vorschriften nicht annehmen zu konnen, so wurde der Oberbefehl einem
Verwandten des Vicekonigs anvertraut, dem Ruy Lopez de Villalobos, von
dem der alte Waffengefahrte des Cortes, Bernal Diaz de Castillo, sagt:
"que sabia mucho de alturas y del arte de navegacion". Da, wie erwahnt,
Alvarado seinen Zug bis nach China hatte ausdehnen wollen, so hatte
er dementsprechend eine grosse Zahl von Schiffen zusammengebracht;
der Vicekonig wollte das Ziel der Expedition auf die Islas de Poniente
beschranken, und weil ohnediess der Aufstand in Jalisco der Flotte
einen Theil der Besatzung entzog, so erhielt Villalobos den Befehl,
sich nur die besten unter den Schiffen Alvarado's auszusuchen, was
denn auch geschah.

Am 1. November 1542 verliess Villalobos den mejicanischen Hafen
Navidad (Natividad) mit funf Schiffen und 370 Mann. Am 2. Februar
1543 erreichte er die Ostkuste Mindanao's und landete in der
Caraga-Bucht. Bernardo de la Torre, Commandant der Landtruppen
der Expedition, gab Mindanao [51] den Namen Cesarea zu Ehren des
Kaisers. Sein Versuch, auf den an der Sudspitze Mindanao's liegenden
Sarangani-Inseln eine Niederlassung zu grunden, misslang wegen Mangel
an Lebensmitteln. Die Portugiesen auf den Molukken erhielten hiervon
Kunde und schickten einen Gesandten ab, welcher von Villalobos
die sofortige Raumung des gesammten Archipels forderte, weil er
zum portugiesischen Weltantheil gehore. Der durch eine grosse
Anzahl erhaltener Vorschriften in seinem freien Thun und Lassen
behinderte Villalobos schickte hierauf ein Schiff nach Neu-Spanien
zuruck, um neue Instructionen zu holen, aber dasselbe musste durch
widrige Winde genothigt umkehren. Villalobos verliess in Folge der
eintretenden Hungersnoth die Sarangani-Inseln und suchte nach Cebu
zu gelangen. Jetzt begann eine wahre Odyssee fur diese ungluckliche
Expedition, welche bestandig mit widrigen Winden und Mangel an
Lebensmitteln zu kampfen hatte. Umsonst schickte Villalobos von Butuan
aus Schiffe nach Bohol und anderen Inseln, die Spanier schwebten
bestandig in der Gefahr, den Hungertod zu erleiden. Zwei seiner
Brigantinen gelangten nach der Insel Samar und zwar an die Ostkuste
derselben, welche damals Ibabao genannt wurde, wahrend der westliche,
gegen Leyte gewendete Theil den Namen Samar schon fuhrte, welcher
heute der ganzen Insel zukommt, wahrend der Name Ibabao vollstandig in
Vergessenheit gerathen ist, obwohl im XVII. Jahrhundert die ganze Insel
auch Ibabao genannt wurde. Die Spanier des Villalobos nannten die Insel
nach dem Radjah von Ibabao Tendaya (oder Tandaya), Villalobos gab ihr
aber nach dem Infanten Don Felipe den Namen Filipina, ohne jedoch den
Namen auf den ganzen Archipel auszudehnen, wie gewohnlich angenommen
wird. Noch am 15. Juli 1552 nennt Fray Nicolas de Witte in einem an
den Kaiser selbst gerichteten Schreiben die von Magallanes entdeckten
Inseln "Islas de Poniente" [52], was er gewiss nicht gethan hatte,
wenn jener Archipel nach dem Sohne und Thronerben des Kaisers benannt
worden ware. Die Bezeichnung Neu-Castilien, welche Villalobos den
heutigen Philippinen gab, gerieth ebenso schnell in Vergessenheit, wie
der Name Islas de San Lazaro, den ihnen Magallanes verliehen hatte. Die
Unmoglichkeit, Lebensmittel zu erlangen oder Cebu zu erreichen, zwangen
schliesslich nach langen Irrfahrten den spanischen Admiral, mit dem
Reste seiner Leute nach den Molukken aufzubrechen und den Portugiesen
halbverhungert sich zu ergeben, nachdem ein Versuch misslungen war,
ein Schiff in sudlicheren Breiten (langs Neu-Guinea) nach Neu-Spanien
um Succurs zu senden. Der Befehlshaber dieses Schiffes, der seekundige
Monch Fray Geronimo de S. Estevan y Jimenez, gab angeblich Neu-Guinea
den noch heute gebrauchlichen Namen. Die auf Samar durch Schiffbruch
zuruckgebliebenen Spanier wurden durch Schiffe des Sultans von Tidore
nach den Molukken gebracht.

Nach dieser unglucklichen Expedition verlor Kaiser Karl V. alle Lust,
sich weiter mit den Islas de Poniente zu beschaftigen, sie hatten ihn
nur Blut und Geld gekostet, ohne auch nur einen Ersatz fur die auf ihre
Entdeckung verschwendeten Opfer zu bieten; erst als sein Sohn Philipp
II. zur Regierung gelangte, begann man am spanischen Hofe sich wieder
der Islas de Poniente zu erinnern. Es ist nur zu wahrscheinlich,
dass Urdaneta es war, der den Konig auf jenen entlegenen Erdtheil
aufmerksam machte. Philipp entschloss sich im Jahre 1558 nochmals, den
Versuch zu unternehmen, die Islas de Poniente zu erobern, er richtete
ein in den schmeichelhaftesten Ausdrucken verfasstes Schreiben [53]
an Urdaneta, in welchem er ihm mittheilte, dass der Vicekonig von
Neu-Spanien den Befehl erhalten hatte, nach den Islas de Poniente
(also Philipp kennt den Namen Philippinen nicht) eine Expedition
auszusenden, und dass es der Wunsch des Konigs ware, dass Urdaneta
an diesem Zuge Theil nehme. Urdaneta war inzwischen Augustinermonch
geworden, und aus seinem Kloster in der Stadt Mejico schickte er dem
Konige als Antwort auf dessen Schreiben ein ausfuhrliches Memorial
uber die Schifffahrt in der Sudsee und den ihm bekannten ostasiatischen
Gewassern. Der Vicekonig hatte gleichzeitig den Befehl zur Ausrustung
jener Expedition erhalten, es stand ihm die Auswahl der Befehlshaber,
der Schiffe und Mannschaft frei; die Richtung und Ausdehnung der Fahrt
aber, kurz die ganze Direction der Unternehmung sollte dem erfahrenen
Fray Andres Urdaneta uberlassen bleiben, der den Titel eines "Protector
de Indios" erhielt. Auf Vorschlag des Urdaneta wurde sein Landsmann,
der Baske Don Miguel Lopez de Legazpi zum Chef der Expedition ernannt,
auch die Mannschaft der aus funf Schiffen bestehenden Flotte bestand
grosstentheils aus seekundigen Basken.

Am 21. November 1564 verliess die Expedition die Kuste Neu-Spaniens;
am 9. Januar 1565 wurden die Ladronen erreicht und am 13. Februar
die erste Philippine, die kleine Insel Suluan, sudlich von Samar,
der Legazpi den Namen Buen Senal (das gute Omen) gab. Da es nicht in
meiner Absicht liegt, eine Geschichte der spanischen Eroberung der
Philippinen zu geben, sondern mich nur mit der kurzen Registrirung der
Entdeckungen zu beschaftigen, so erwahne ich, dass Legazpi zunachst
Samar aufsuchte und zwar den sudlichen Theil, er nennt die Insel:
"Ibabao". Von dort wandte er sich nach Leyte und landete bei dem uns
schon durch Magallanes bekannten Inselchen Panaon. Da die Expedition
trotz aller freundlichen Bemuhungen die in die Bergwildnisse sich
fluchtenden Eingeborenen zur Lieferung von Lebensmitteln nicht bewegen
konnte, so entschloss sich Legazpi, am 14. Marz nach Mindanao zu
gehen, entweder nach Butuan oder der Insel Camiguin, widrige Winde
verschlugen ihn aber nach dem damals sehr schwach bevolkerten [54]
Bohol, so dass er auch hier keine Lebensmittel auftreiben konnte,
zumal auch hier die Eingeborenen sich mit den Spaniern in keinen
Verkehr setzten. Legazpi schickte nun das schnellste seiner Schiffe,
den S. Juan, unter Capitan Isla nach Butuan, um mit dem Fursten dieses
Landes einen Freundschaftsvertrag abzuschliessen und Lebensmittel und
Zimmt dort einzukaufen. Ehe noch Isla von seiner glucklichen Fahrt
nach Butuan zuruckgekehrt war, hatte Legazpi durch Vermittelung eines
Steuermannes aus Borneo sich mit den Hauptlingen von Bohol befreundet
und mit dem vornehmsten derselben Blutsfreundschaft (beide tranken
gegenseitig ihr Blut) geschlossen. Legazpi schickte den Piloto Mayor
der Flotte, Don Estevan Rodriguez, in Begleitung des borneanischen
Steuermannes, mit geringer Bedeckung mit einem kleinen Fahrzeuge ab,
um Cebu zu recognosciren und die Route dorthin sicherzustellen. Als
dieses Schiff lange ausblieb, wurden zwei spanische Soldaten auf
einem Boote der Eingeborenen dem ersteren nachgeschickt, sie kehrten
mit der Nachricht zuruck, dass von dem ersten Fahrzeuge nichts zu
erblicken ware, dagegen brachten sie die frohe Kunde, dass Cebu von
Reichthumern strotze, bald darauf traf Rodriguez ein und bestatigte
diese Nachrichten, auch Capitan Isla langte mit reicher Ladung an. Das
kam zur rechten Zeit, denn schon hatten Hungersnoth und Enttauschung
(man fand nirgends Gold) die Leute unzufrieden gemacht und selbst unter
dem Officierscorps den Wunsch nach einer Ruckkehr nach Neu-Spanien
hervorgerufen, Legazpi hatte sich genothigt gesehen, einen Kriegsrath
einzuberufen, der erst nach langen und sturmischen Debatten sich fur
das Bleiben entschied.

Am 22. April verliess Legazpi Bohol, statt aber direct nach Cebu
zu gelangen, wurde er nach Dapitan an der Nordkuste von Mindanao
verschlagen, wo ihm der Furst desselben, Pagbuya, erst die Piloten
gab, welche die Expedition glucklich nach dem Hauptorte Cebu's
brachten, wo Legazpi's Schiffe am 27. April 1565 Anker warfen und
zwar in der Ensenada de Mandave. Dort grundete Legazpi eine spanische
Niederlassung, die er zuerst S. Miguel de Cebu nannte, deren Name er
aber bald darauf in "Villa de Santisimo Nombre de Jesus" umanderte, als
ein Soldat die Statue eines Jesuskindes fand, die wahrscheinlich von
Magallanes' Leuten zuruckgelassen worden war. Fray Andres de Urdaneta
kehrte hierauf mit dem besten Schiffe nach Neu-Spanien zuruck, um den
Vicekonige den Bericht uber den Stand der jungen Colonie zu erstatten
und um Verstarkungen und Nachsendungen zu fordern [55].

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