2014년 12월 3일 수요일

Einige Gedichte by Friedrich Schiller

Einige Gedichte by Friedrich Schiller


Abschied vom Leser


  Die Muse schweigt.  Mit jungfraulichen Wangen,
  Erroten im verschamten Angesicht,
  Tritt sie vor dich, ihr Urteil zu empfangen;
  Sie achtet es, doch furchtet sie es nicht.
  Des guten Beifall wunscht sie zu erlangen,
  Den Wahrheit ruhrt, den Flimmer nicht besticht;
  Nur wem ein Herz, empfanglich fur das Schone,
  Im Busen schlagt, ist wert, dass er sie krone.

  Nicht langer wollen diese Lieder leben,
  Als bis ihr Klang ein fuhlend Herz erfreut,
  Mit schonern Phantasien es umgeben,
  Zu hoheren Gefuhlen es geweiht;
  Zur fernen Nachwelt wollen sie nicht schweben,
  Sie tonten, sie verhallen in der Zeit.
  Des Augenblickes Lust hat sie geboren,
  Sie fliehen fort im leichten Tanz der Horen.

  Der Lenz erwacht, auf den erwarmten Triften
  Schießt frohes Leben jugendlich hervor,
  Die Staude wurzt die Luft mit Nektarduften,
  Den Himmel fullt ein muntrer Sangerchor.
  Und jung und alt ergeht sich in den Luften
  Und freuet sich und schwelgt mit Aug und Ohr.
  Der Lenz entflieht!  Die Blume schießt in Samen,
  Und keine bleibt von allen, welche kamen.



  Amalia


  Schon wie Engel voll Walhallas Wonne,
  Schon vor allen Junglingen war er,
  Himmlisch mild sein Blick, wie Maiensonne,
  Ruckgestrahlt vom blauen Spiegelmeer.
  Seine Kusse--paradiesisch Fuhlen!
  Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie
  Harfentone in einander spielen
  Zu der himmelvollen Harmonie--
  Sturzten, flogen, schmolzen Geist und Geist zusammen,
  Lippen, Wangen brannten, zitterten,
  Seele rann in Seele--Erd' und Himmel schwammen
  Wie zerronnen um die Liebenden!
  Er ist hin--vergebens, ach!  vergebens
  Stohnet ihm der bange Seufzer nach!
  Er ist hin, und alle Lust des Lebens
  Wimmert hin in ein verlornes Ach!



  An den Fruhling


  Willkommen schoner Jungling!
  Du Wonne der Natur!
  Mit deinem Blumenkorbchen
  Willkommen auf der Flur!

  Ei!  Ei!  Da bist du wieder!
  Und bist so lieb und schon!
  Und freun wir uns so herzlich,
  Entgegen dir zu gehen.
  Denkst auch noch an mein Madchen?
  Ei, lieber, denke doch!
  Dort liebte mich das Madchen,
  Und 's Madchen liebt mich noch!

  Furs Madchen manches Blumchen
  Erbat ich mir von dir--
  Ich komm und bitte wieder,
  Und du?--du gibst es mir?

  Willkommen schoner Jungling!
  Du Wonne der Natur!
  Mit deinem Blumenkorbchen
  Willkommen auf der Flur!



  An die Astronomen


  Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen!
  Ist die Natur nur groß, weil sie zu zahlen euch gibt?
  Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume;
  Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht.



  An einen Moralisten


  Was zurnst du unsrer frohen Jugendweise
  Und lehrst, daß Lieben Tandeln sei?
  Du starrest in des Winters Eise
  Und schmalest auf den goldnen Mai.

  Einst, als du noch das Nymphenvolk bekriegtest,
  Ein Held des Karnevals den deutschen Wirbel flogst,
  Ein Himmelreich in beiden Armen wiegtest
  Und Nektarduft von Madchenlippen sogst--

  Ha Seladon!  wenn damals aus den Achsen
  Gewichen war der Erde schwerer Ball,
  Im Liebesknaul mit Julien verwachsen
  Du hattest uberhort den Fall!

  O denk zuruck nach deinen Rosentagen
  Und lerne: die Philosophie
  Schlagt um, wie unsre Pulse anders schlagen;
  Zu Gottern schaffst du Menschen nie.

  Wohl, wenn ins Eis des klugelnden Verstandes
  Das warme Blut ein bißchen muntrer springt!
  Laß den Bewohnern eines bessern Landes,
  Was nie dem Sterblichen gelingt.

  Zwingt doch der irdische Gefahrte
  Den gottgebornen Geist in Kerkermauren ein,
  Er wehrt mir, daß ich Engel werde,
  Ich will ihm folgen, Mensch zu sein.



  Bittschrift


  Dumm ist mein Kopf und schwer wie Blei,
  Die Tobaksdose ledig,
  Mein Magen leer--der Himmel sei
  Dem Trauerspiele gnadig.

  Ich kratze mit dem Federkiel
  Auf den gewalkten Lumpen;
  Wer kann Empfindung und Gefuhl
  Aus hohlem Herzen pumpen?

  Feu'r soll ich gießen aufs Papier
  Mit angefrornem Finger?--
  O Phobus, hassest du Geschmier,
  So warm auch deine Sanger.

  Die Wasche klatscht vor meiner Tur,
  Es scharrt die Kuchenzofe.
  Und mich--mich ruft das Flugeltier
  Nach Konig Philipps Hofe.

  Ich steige mutig auf das Roß;
  In wenigen Sekunden
  Seh ich Madrid--Am Konigsschloß
  Hab ich es angebunden.

  Ich eile durch die Galerie
  Und--siehe da!--belausche
  Die junge Furstin Eboli
  In sußem Liebesrausche.

  Jetzt sinkt sie an des Prinzen Brust
  Mit wonnevollem Schauer,
  In i h r e n Augen Gotterlust,
  Doch in den s e i n e n Trauer.

  Schon ruft das schone Weib Triumph,
  Schon hor ich--Tod und Holle!
  Was hor ich?--einen nassen Strumpf
  Geworfen in die Welle.

  Und weg ist Traum und Feerei--
  Prinzessin, Gott befohlen!
  Der Teufel soll die Dichterei
  Beim Hemdenwaschen holen.


  Das Geheimnis


  Sie konnte mir kein Wortchen sagen,
  Zu viele Lauscher waren wach;
  Den Blick nur durft ich schuchtern fragen,
  Und wohl verstand ich, was er sprach.
  Leis komm ich her in deine Stille,
  Du schon belaubtes Buchenzelt,
  Verbirg in deiner grunen Hulle
  Die Liebenden dem Aug der Welt.

  Von ferne mit verworrnem Sausen
  Arbeitet der geschaft'ge Tag,
  Und durch der Stimmen hohles Brausen
  Erkenn ich schwerer Hammer Schlag.
  So sauer ringt die kargen Lose
  Der Mensch dem harten Himmel ab,
  Doch leicht erworben, aus dem Schoße
  Der Gotter fallt das Gluck herab.

  Daß ja die Menschen nie es horen,
  Wie treue Lieb uns still begluckt!
  Sie konnen nur die Freude storen,
  Weil Freude nie sie selbst entzuckt.
  Die Welt wird nie das Gluck erlauben,
  Als Beute wird es nur gehascht,
  Entwenden mußt du's oder rauben,
  Eh dich die Mißgunst uberrascht.

  Leis auf den Zehen kommt's geschlichen,
  Die Stille liebt es und die Nacht,
  Mit schnellen Fußen ist's entwichen,
  Wo des Verraters Auge wacht.
  O schlinge dich, du sanfte Quelle,
  Ein breiter Strom um uns herum,
  Und drohend mit emporter Welle
  Verteidige dies Heiligtum!



  Das Gluck der Weisheit


  Entzweit mit einem Favoriten,
  Flog einst Fortun der Weisheit zu:
  "Ich will dir meine Schatze bieten,
  Sei meine Freundin du!

  Mit meinen reichsten, schonsten Gaben
  Beschenkt ich ihn so mutterlich,
  Und sieh, er will noch immer haben
  Und nennt noch geizig mich.

  Komm, Schwester, laß uns Freundschaft schließen,
  Du marterst dich an deinem Pflug;
  In deinen Schoß will ich sie gießen,
  Hier ist fur dich und mich genug."

  Sophia lachelt diesen Worten
  Und wischt den Schweiß vom Angesicht:
  Dort eilt dein Freund, sich zu ermorden,
  Versohnet euch!--ich brauch dich nicht."



  Das Lied von der Glocke


  Vivos voco.  Mortuos plango.  Fulgura frango.

  Fest gemauert in der Erden
  Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
  Heute muß die Glocke werden,
  Frisch, Gesellen!  seid zur Hand.
  Von der Stirne heiß
  Rinnen muß der Schweiß,
  Soll das Werk den Meister loben,
  Doch der Segen kommt von oben.
  Zum Werke, das wir ernst bereiten,
  Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
  Wenn gute Reden sie begleiten,
  Dann fließt die Arbeit munter fort.
  So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
  Was durch die schwache Kraft entspringt,
  Den schlechten Mann muß man verachten,
  Der nie bedacht, was er vollbringt.
  Das ists ja, was den Menschen zieret
  Und dazu ward ihm der Verstand,
  Daß er im innern Herzen spuret,
  Was er erschafft mit seiner Hand.

  Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
  Doch recht trocken laßt es sein,
  Daß die eingepreßte Flamme
  Schlage zu dem Schwalch hinein.
  Kocht des Kupfers Brei,
  Schnell das Zinn herbei,
  Daß die zahe Glockenspeise
  Fließe nach der rechten Weise.

  Was in des Dammes tiefer Grube
  Die Hand mit Feuers Hilfe baut,
  Hoch auf des Turmes Glockenstube
  Da wird es von uns zeugen laut.
  Noch dauern wirds in spaten Tagen
  Und ruhren vieler Menschen Ohr,
  Und wird mit dem Betrubten klagen,
  Und stimmen zu der Andacht Chor.
  Was unten tief dem Erdensohne
  Das wechselnde Verhangnis bringt,
  Das schlagt an die metallne Krone,
  Die es erbaulich weiter klingt.

  Weiße Blasen seh ich springen,
  Wohl!  die Massen sind im Fluß.
  Laßt's mit Aschensalz durchdringen,
  Das befordert schnell den Guß.
  Auch von Schaume rein
  Muß die Mischung sein,
  Daß vom reinlichen Metalle
  Rein und voll die Stimme schalle.

  Denn mit der Freude Feierklange
  Begrußt sie das geliebte Kind
  Auf seines Lebens erstem Gange,
  Den es in Schlafes Arm beginnt;
  Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
  Die schwarzen und die heitern Lose,
  Der Mutterliebe zarte Sorgen
  Bewachen seinen goldnen Morgen--
  Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
  Vom Madchen reißt sich stolz der Knabe,
  Er sturmt ins Leben wild hinaus,
  Durchmißt die Welt am Wanderstabe,
  Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus,
  Und herrlich, in der Jugend Prangen,
  Wie ein Gebild aus Himmels Hohn,
  Mit zuchtigen, verschamten Wangen
  Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
  Da faßt ein namenloses Sehnen
  Des Junglings Herz, er irrt allein,
  Aus seinen Augen brechen Tranen,
  Er flieht der Bruder wilden Reihn.
  Errotend folgt er ihren Spuren,
  Und ist von ihrem Gruß begluckt;
  Das Schonste sucht er auf den Fluren,
  Womit er seine Liebe schmuckt.
  O!  zarte Sehnsucht, sußes Hoffen,
  Der ersten Liebe goldne Zeit,
  Das Auge sieht den Himmel offen,
  Es schwelgt das Herz in Seligkeit,
  O!  daß sie ewig grunen bliebe,
  Die schone Zeit der jungen Liebe!

  Wie sich schon die Pfeifen braunen!
  Dieses Stabchen tauch ich ein,
  Sehn wir's uberglast erscheinen
  Wirds zum Gusse zeitig sein.
  Jetzt, Gesellen, frisch!
  Pruft mir das Gemisch,
  Ob das Sprode mit dem Weichen
  Sich vereint zum guten Zeichen.

  Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
  Wo Starkes sich und Mildes paarten,
  Da gibt es einen guten Klang.
  Drum prufe, wer sich ewig bindet,
  Ob sich das Herz zum Herzen findet!
  Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
  Lieblich in der Braute Locken
  Spielt der jungfrauliche Kranz,
  Wenn die hellen Kirchenglocken
  Laden zu des Festes Glanz.
  Ach!  des Lebens schonste Feier
  Endigt auch den Lebensmai,
  Mit dem Gurtel, mit dem Schleier
  Reißt der schone Wahn entzwei.
  Die Leidenschaft flieht,
  Die Liebe muß bleiben,
  Die Blume verbluht,
  Die Frucht muß treiben.
  Der Mann muß hinaus
  Ins feindliche Leben,
  Muß wirken und streben
  Und pflanzen und schaffen,
  Erlisten, erraffen,
  Muß wetten und wagen
  Das Gluck zu erjagen.
  Da stromet herbei die unendliche Gabe,
  Es fullt sich der Speicher mit kostlicher Habe,
  Die Raume wachsen, es dehnt sich das Haus.
  Und drinnen waltet
  Die zuchtige Hausfrau,
  Die Mutter der Kinder,
  Und herrschet weise
  Im hauslichen Kreise,
  Und lehret die Madchen,
  Und wehret den Knaben,
  Und reget ohn Ende
  Die fleißigen Hande,
  Und mehrt den Gewinn
  Mit ordnendem Sinn.
  Und fullet mit Schatzen die duftenden Laden,
  Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
  Und sammelt im reinlich geglatteten Schrein
  Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
  Und fuget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
  Und ruhet nimmer.
  Und der Vater mit frohem Blick
  Von des Hauses weitschauendem Giebel
  Uberzahlet sein bluhend Gluck,
  Siehet der Pfosten ragende Baume,
  Und der Scheunen gefullte Raume
  Und die Speicher, vom Segen gebogen,
  Und des Kornes bewegte Wogen,
  Ruhmt sich mit stolzem Mund:
  Fest wie der Erde Grund
  Gegen des Unglucks Macht
  Steht mfr des Hauses Pracht!--
  Doch mit des Geschickes Machten
  Ist kein ew'ger Bund zu flechten,
  Und das Ungluck schreitet schnell.

  Wohl!  Nun kann der Guß beginnen,
  Schon gezacket ist der Bruch.
  Doch, bevor wir's lassen rinnen,
  Betet einen frommen Spruch!
  Stoßt den Zapfen aus!
  Gott bewahr das Haus.
  Raudlend in des Henkels Bogen
  Schießts mit feuerbraunen Wogen.

  Wohltatig ist des Feuers Macht,
  Wenn sie der Mensch bezahmt, bewacht,
  Und was er bildet, was er schafft,
  Das dankt er dieser;
  Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
  Wenn sie der Fessel sich entrafft,
  Einhertritt auf der eignen Spur
  Die freie Tochter der Natur.
  Wehe, wenn sie losgelassen
  Wachsend ohne Widerstand
  Durch die volkbelebten Gassen
  Walzt den ungeheuren Brand!
  Denn die Elemente hassen
  Das Gebild der Menschenhand.
  Aus der Wolke
  Quillt der Segen,
  Stromt der Regen,
  Aus der Wolke, ohne Wahl,
  Zuckt der Strahl!
  Hort ihr's wimmern hoch vom Turm!
  Das ist Sturm!
  Rot wie Blut
  Ist der Himmel,
  Das ist nicht des Tages Glut!
  Welch Getummel
  Straßen auf!
  Dampf wallt auf!
  Flackernd steigt die Feuersaule,
  Durch der Straßen lange Zeile
  Wachst es fort mit Windeseile,
  Kochend wie aus Ofens Rachen
  Gluhn die Lufte, Balken krachen,
  Pfosten sturzen, Fenster klirren,
  Kinder jammern, Mutter irren,
  Tiere wimmern
  Unter Trummern,
  Alles rennet, rettet, fluchtet,
  Taghell ist die Nacht gelichtet,
  Durch der Hande lange Kette
  Um die Wette
  Fliegt der Eimer, hoch im Bogen
  Sprutzen Quellen, Wasserwogen.
  Heulend kommt der Sturm geflogen,
  Der die Flamme brausend sucht,
  Prasselnd in die durre Frucht
  Fallt sie, in des Speichers Raume,
  In der Sparren durre Baume,
  Und als wollte sie im Wehen
  Mit sich fort der Erde Wucht
  Reißen, in gewaltger Flucht,
  Wachst sie in des Himmels Hohen
  Riesengroß!
  Hoffnungslos
  Weicht der Mensch der Gotterstarke,
  Mußig sieht er seine Werke
  Und bewundernd untergehn.
  Leergebrannt
  Ist die Statte,
  Wilder Sturme rauhes Bette,
  In den oden Fensterhohlen
  Wohnt das Grauen,
  Und des Himmels Wolken schauen
  Hoch hinein.
  Einen Blick
  Nach dem Grabe
  Seiner Habe
  Sendet noch der Mensch zuruck--
  Greift frohlich dann zum Wanderstabe,
  Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
  Ein sußer Trost ist ihm geblieben,
  Er zahlt die Haupter seiner Lieben
  Und sieh!  ihm fehlt kein teures Haupt.

  In die Erd ist's aufgenommen,
  Glucklich ist die Form gefullt,
  Wirds auch schon zu Tage kommen,
  Daß es Fleiß und Kunst vergilt?
  Wenn der Guß mißlang?
  Wenn die Form zersprang?
  Ach, vielleicht indem wir hoffen
  Hat uns Unheil schon getroffen.

  Dem dunkeln Schoß der heilgen Erde
  Vertrauen wir der Hande Tat,
  Vertraut der Samann seine Saat
  Und hofft, daß sie entkeimen werde
  Zum Segen, nach des Himmels Rat.
  Noch kostlicheren Samen bergen
  Wir traurend in der Erde Schoß,
  Und hoffen, daß er aus den Sargen
  Erbluhen soll zu schonerm Los.
  Von dem Dome
  Schwer und bang
  Tont die Glocke
  Grabgesang.
  Ernst begleiten ihre Trauerschlage
  Einen Wandrer auf dem letzten Wege.
  Ach!  die Gattin ists, die teure,
  Ach!  es ist die treue Mutter,
  Die der schwarze Furst der Schatten
  Wegfuhrt aus dem Arm des Gatten,
  Aus der zarten Kinder Schar,
  Die si.e bluhend ihm gebar,
  Die sie an der treuen Brust
  Wachsen sah mit Mutterlust--
  Ach!  des Hauses zarte Bande
  Sind gelost auf immerdar,
  Denn sie wohnt im Scha.ttenlande,
  Die des Hauses Mutter war,
  Denn es fehlt ihr treues Walten,
  Ihre Sorge wacht nicht mehr,
  An verwaister Statte schalten
  Wird die Fremde, liebeleer.

  Bis die Glocke sich verkuhlet
  Laßt die strenge Arbeit ruhn,
  Wie im Laub der Vogel spielet
  Mag sich jeder gutlich tun.
  Winkt der Sterne Licht,
  Ledig aller Pflicht
  Hort der Bursch die Vesper schlagen,
  Meister muß sich immer plagen.

  Munter fordert seine Schritte
  Fern im wilden Forst der Wandrer
  Nach der lieben Heimathutte.
  Blockend ziehen heim die Schafe,
  Und der Rinder
  Breitgestirnte glatte Scharen
  Kommen brullend,
  Die gewohnten Stalle fullend.
  Schwer herein
  Schwankt der Wagen,
  Kornbeladen,
  Bunt von Farben
  Auf den Garben
  Liegt der Kranz,
  Und das junge Volk der Schnitter
  Fliegt zum Tanz.
  Markt und Straße werden stiller,
  Um des Lichts gesellge Flamme
  Sammeln sich die Hausbewohner,
  Und das Stadttor schließt sich knarrend.
  Schwarz bedecket
  Sich die Erde,
  Doch den sichern Burger schrecket
  Nicht die Nacht,
  Die den Bosen graßlich wecket,
  Denn das Auge des Gesetzes wacht.
  Heilge Ordnung, segenreiche
  Himmelstochter, die das Gleiche
  Frei und leicht und freudig bindet,
  Die der Stadte Bau gegrundet,
  Die herein von den Gefilden
  Rief den ungesellgen Wilden,
  Eintrat in der Menschen Hutten,
  Sie gewohnt' zu sanften Sitten
  Und das teuerste der Bande
  Wob, den Trieb zum Vaterlande!

  Tausend fleißge Hande regen,
  Helfen sich in munterm Bund
  Und in feurigem Bewegen
  Werden alle Krafte kund.
  Meister ruhrt sich und Geselle
  In der Freiheit heilgem Schutz.
  Jeder freut sich seiner Stelle,
  Bietet dem Verachter Trutz.
  Arbeit ist des Burgers Zierde,
  Segen ist der Muhe Preis,
  Ehrt den Konig seine Wurde,
  Ehret uns der Hande Fleiß.

  Holder Friede,
  Suße Eintracht,
  Weilet, weilet
  Freundlich uber dieser Stadt!
  Moge nie der Tag erscheinen,
  Wo des rauhen Krieges Horden
  Dieses stille Tal durchtoben,
  Wo der Himmel,
  Den des Abends sanfte Rote
  Lieblich malt,
  Von der Dorfer, von der Stadte
  Wildem Brande schrecklich strahlt!

  Nun zerbrecht mir das Gebaude,
  Seine Absicht hats erfullt,
  Daß sich Herz und Auge weide
  An dem wohlgelungnen Bild.
  Schwingt den Hammer, schwingt,
  Bis der Mantel springt,
  Wenn die Glock soll auferstehen
  Muß die Form in Stucken gehen.

  Der Meister kann die Form zerbrechen
  Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
  Doch wehe, wenn in Flammenbachen
  Das gluhnde Erz sich selbst befreit!
  Blindwutend mit des Donners Krachen
  Zersprengt es das geborstne Haus,
  Und wie aus offnem Hollenrachen
  Speit es Verderben zundend aus;
  Wo rohe Krafte sinnlos walten,
  Da kann sich kein Gebild gestalten,
  Wenn sich die Volker selbst befrein,
  Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.

  Weh, wenn sich in dem Schoß der Stadte
  Der Feuerzunder still gehauft,
  Das Volk, zerreißend seine Kette,
  Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
  Da zerret an der Glocke Strangen
  Der Aufruhr, daß sie heulend schallt,
  Und nur geweiht zu Friedensklangen
  Die Losung anstimmt zur Gewalt.

  Freiheit und Gleichheit!  hort man schallen,
  Der ruh'ge Burger greift zur Wehr;
  Die Straßen fullen sich, die Hallen,
  Und Wurgerbanden ziehn umher,
  Da werden Weiber zu Hyanen
  Und treiben mit Entsetzen Scherz,
  Noch zuckend, mit des Panthers Zahnen,
  Zerreißen sie des Feindes Herz.
  Nichts Heiliges ist mehr, es losen
  Sich alle Bande frommer Scheu,
  Der Gute raumt den Platz dem Bosen,
  Und alle Laster walten frei.
  Gefahrlich ists den Leu zu wecken,
  Verderblich ist des Tigers Zahn,
  Jedoch der schrecklichste der Schrecken
  Das ist der Mensch in seinem Wahn.
  Weh denen, die dem Ewigblinden
  Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
  Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zunden
  Und aschert Stadt und Lander ein.

  Freude hat mir Gott gegeben!
  Sehet!  wie ein goldner Stern
  Aus der Hulse, blank und eben,
  Schalt sich der metallne Kern.
  Von dem Helm zum Kranz
  Spielts wie Sonnenglanz,
  Auch des Wappens nette Schilder
  Loben den erfahrnen Bilder.

  Herein!  herein!
  Gesellen alle, schließt den Reihen,
  Daß wir die Glocke taufend weihen,
  Concordia soll ihr Name sein,
  Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
  Versammle sie die liebende Gemeine.
  Und dies sei fortan ihr Beruf,
  Wozu der Meister sie erschuf :
  Hoch uberm niedern Erdenleben
  Soll sie in blauem Himmelszelt
  Die Nachbarin des Donners schweben
  Und grenzen an die Sternenwelt,
  Soll eine Stimme sein von oben,
  Wie der Gestirne helle Schar,
  Die ihren Schopfer wandelnd loben
  Und fuhren das bekranzte Jahr.
  Nur ewigen und ernsten Dingen
  Sei ihr metallner Mund geweiht,
  Und stundlich mit den schnellen Schwingen
  Beruhr im Fluge sie die Zeit,
  Dem Schicksal leihe sie die Zunge,
  Selbst herzlos, ohne Mitgefuhl,
  Begleite sie mit ihrem Schwunge
  Des Lebens wechselvolles Spiel.
  Und wie der Klang im Ohr vergehet,
  Der machtig tonend ihr entschallt,
  So lehre sie, daß nichts bestehet,
  Daß alles Irdische verhallt.

  Jetzo mit der Kraft des Stranges
  Wiegt die Glock mir aus der Gruft,
  Daß sie in das Reich des Klanges
  Steige, in die Himmelsluft.
  Ziehet, ziehet, hebt!
  Sie bewegt sich, schwebt,
  Freude dieser Stadt bedeute,
  Friede sei ihr erst Gelaute.



  Das Madchen aus der Fremde


  In einem Tal bei armen Hirten
  Erschien mit jedem jungen Jahr,
  Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
  Ein Madchen, schon und wunderbar.

  Sie war nicht in dem Tal geboren,
  Man wußte nicht, woher sie kam,
  Und schnell war ihre Spur verloren,
  Sobald das Madchen Abschied nahm.

  Beseligend war ihre Nahe,
  Und alle Herzen wurden weit,
  Doch eine Wurde, eine Hohe
  Entfernte die Vertraulichkeit.

  Sie brachte Blumen mit und Fruchte,
  Gereift auf einer andern Flur,
  In einem andern Sonnenlichte,
  In einer glucklichern Natur.

  Und teilte jedem eine Gabe,
  Dem Fruchte, jenem Blumen aus,
  Der Jungling und der Greis am Stabe,
  Ein jeder ging beschenkt nach Haus.

  Willkommen waren alle Gaste,
  Doch nahte sich ein liebend Paar,
  Dem reichte sie der Gaben beste,
  Der Blumen allerschonste dar.



  Das Madchen von Orleans


  Das edle Bild der Menschheit zu verhohnen,
  Im tiefsten Staube walzte dich der Spott;
  Krieg fuhrt der Witz auf ewig mit den Schonen,
  Er glaubt nicht an den Engel und den Gott;
  Dem Herzen will er seine Schatze rauben,
  Den Wahn bekriegt er und verletzt den Glauben.

  Doch, wie du selbst aus kindlichem Geschlechte,
  Selbst eine fromme Schaferin wie du,
  Reicht dir die Dichtkunst ihre Gotterrechte,
  Schwingt sich mit dir den ew'gen Sternen zu.
  Mit einer Glorie hat sie dich umgeben;
  Dich schuf das Herz, du wirst unsterblich leben.

  Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwarzen
  Und das Erhabne in den Staub zu ziehn;
  Doch furchte nicht!  Es gibt noch schone Herzen,
  Die fur das Hohe, Herrliche entgluhn.
  Den lauten Markt mag Momus unterhalten,
  Ein edler Sinn liebt edlere Gestalten.



  Das Spiel des Lebens


  Wollt ihr in meinen Kasten sehn?
  Des Lebens Spiel, die Welt im kleinen,
  Gleich soll sie eurem Aug erscheinen;
  Nur mußt ihr nicht zu nahe stehn,
  Ihr mußt sie bei der Liebe Kerzen
  Und nur bei Amors Fackel sehn.

  Schaut her!  Nie wird die Buhne leer:
  Dort bringen sie das Kind getragen,
  Der Knabe hupft, der Jungling sturmt einher,
  Es kampft der Mann, und alles will er wagen.

  Ein jeglicher versucht sein Gluck,
  Doch schmal nur ist die Bahn zum Rennen:
  Der Wagen rollt, die Achsen brennen,
  Der Held dringt kuhn voran, der Schwachling bleibt zuruck,
  Der Stolze fallt mit lacherlichem Falle,
  Der Kluge uberholt sie alle.

  Die Frauen seht ihr an den Schranken stehn,
  Mit holdem Blick, mit schonen Handen
  Den Dank dem Sieger auszuspenden.



  Das verschleierte Bild zu Sais


  Ein Jungling, den des Wissens heißer Durst
  Nach Sais in Agypten trieb, der Priester
  Geheime Weisheit zu erlernen, hatte
  Schon manchen Grad mit schnellem Geist durcheilt,
  Stets riß ihn seine Forschbegierde weiter,
  Und kaum besanftigte der Hierophant
  Den ungeduldig Strebenden.  "Was hab ich,
  Wenn ich nicht alles habe?" sprach der Jungling,
  "Gibts etwa hier ein Weniger und Mehr?
  Ist deine Wahrheit wie der Sinne Gluck
  Nur eine Summe, die man großer, kleiner
  Besitzen kann und immer doch besitzt?
  Ist sie nicht eine einzge, ungeteilte?
  Nimm einen Ton aus einer Harmonie,
  Nimm eine Farbe aus dem Regenbogen,
  Und alles, was dir bleibt, ist nichts, solang
  Das schone All der Tone fehlt und Farben."

  Indem sie einst so sprachen, standen sie
  In einer einsamen Rotonde still,
  Wo ein verschleiert Bild von Riesengroße
  Dem Jungling in die Augen fiel.  Verwundert
  Blickt er den Fuhrer an und spricht: "Was ists,
  Das hinter diesem Schleier sich verbirgt?"
  "Die Wahrheit", ist die Antwort.--"Wie?" ruft jener,
  "Nach Wahrheit streb ich ja allein, und diese
  Gerade ist es, die man mir verhullt?"

  "Das mache mit der Gottheit aus", versetzt
  Der Hierophant.  "Kein Sterblicher, sagt sie,
  Ruckt diesen Schleier, bis ich selbst ihn hebe.
  Und wer mit ungeweihter, schuldger Hand
  Den heiligen, verbotnen fruher hebt,
  Der, spricht die Gottheit--"--"Nun?"--
  "Der sieht die Wahrheit."

  "Ein seltsamer Orakelspruch!  Du selbst,
  Du hattest also niemals ihn gehoben?"
  "Ich?  Wahrlich nicht!  Und war auch nie dazu
  Versucht."--"Das fass ich nicht.  Wenn von der Wahrheit
  Nur diese dunne Scheidewand mich trennte--"
  "Und ein Gesetz", fallt ihm sein Fuhrer ein.
  "Gewichtiger, mein Sohn, als du es meinst,
  Ist dieser dunne Flor--fur deine Hand
  Zwar leicht, doch zentnerschwer fur dein Gewissen."

  Der Jungling ging gedankenvoll nach Hause,
  Ihm raubt des Wissens brennende Begier
  Den Schlaf, er walzt sich gluhend auf dem Lager
  Und rafft sich auf um Mitternacht.  Zum Tempel
  Fuhrt unfreiwillig ihn der scheue Tritt.
  Leicht ward es ihm, die Mauer zu ersteigen,
  Und mitten in das Innre der Rotonde
  Tragt ein beherzter Sprung den Wagenden.

  Hier steht er nun, und grauenvoll umfangt
  Den Einsamen die lebenlose Stille,
  Die nur der Tritte hohler Widerhall
  In den geheimen Gruften unterbricht
  Von oben durch der Kuppel Offnung wirft
  Der Mond den bleichen, silberblauen Schein,
  Und furchtbar wie ein gegenwartger Gott
  Erglanzt durch des Gewolbes Finsternisse
  In ihrem langen Schleier die Gestalt.

  Er tritt hinan mit ungewissem Schritt,
  Schon will die freche Hand das Heilige beruhren,
  Da zuckt es heiß und kuhl durch sein Gebein
  Und stoßt ihn weg mit unsichtbarem Arme.
  Unglucklicher, was willst du tun?  So ruft
  In seinem Innern eine treue Stimme.
  Versuchen den Allheiligen willst du?
  Kein Sterblicher, sprach des Orakels Mund,
  Ruckt diesen Schleier, bis ich selbst ihn hebe.
  Doch setzte nicht derselbe Mund hinzu:
  Wer diesen Schleier hebt, soll Wahrheit schauen?
  "Sei hinter ihm, was will!  Ich heb ihn auf."
  (Er rufts mit lauter Stimm.)  "Ich will sie schauen."
  Schauen!
  Gellt ihm ein langes Echo spottend nach.

  Er sprichts und hat den Schleier aufgedeckt.
  Nun, fragt ihr, und was zeigte sich ihm hier?
  Ich weiß es nicht.  Besinnungslos und bleich,
  So fanden ihn am andern Tag die Priester
  Am Fußgestell der Isis ausgestreckt.
  Was er allda gesehen und erfahren,
  Hat seine Zunge nie bekannt.  Auf ewig
  War seines Lebens Heiterkeit dahin,
  Ihn riß ein tiefer Gram zum fruhen Grabe.
  "Weh dem", dies war sein warnungsvolles Wort,
  Wenn ungestume Frager in ihn drangen,
  "Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld,
  Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein."



  Der Abend (Nach einem Gemalde)


  Senke, strahlender Gott--die Fluren dursten
  Nach erquickendem Tau, der Mensch verschmachtet,
  Matter ziehen die Rosse--
  Senke den Wagen hinab!

  Siehe, wer aus des Meers kristallner Woge
  Lieblich lachelnd dir winkt!  Erkennt dein Herz sie?
  Rascher fliegen die Rosse,
  Tethys, die gottliche, winkt.

  Schnell vom Wagen herab in ihre Arme
  Springt der Fuhrer, den Zaum ergreift Kupido,
  Stille halten die Rosse,
  Trinken die kuhlende Flut.

  An den Himmel herauf mit leisen Schritten
  Kommt die duftende Nacht; ihr folgt die suße
  Liebe.  Ruhet und liebet!
  Phobus, der liebende, ruht.



  Die Antiken zu Paris


  Was der Griechen Kunst erschaffen,
  Mag der Franke mit den Waffen
  Fuhren nach der Seine Strand,
  Und in prangenden Museen
  Zeig er seine Siegstrophaen
  Dem erstaunten Vaterland!

  Ewig werden sie ihm schweigen,
  Nie von den Gestellen steigen
  In des Lebens frischen Reihn.
  Der allein besitzt die Musen,
  Der sie tragt im warmen Busen,
  Dem Vandalen sind sie Stein.



  Die schonste Erscheinung


  Sahest du nie die Schonheit im Augenblick des Leidens,
  Niemals hast du die Schonheit gesehn.
  Sahst du die Freude nie in einem schonen Gesichte,
  Niemals hast du die Freude gesehn!



  Die Weltweisen


  Der Satz, durch welchen alles Ding
  Bestand und Form empfangen,
  Der Kloben, woran Zeus den Ring
  Der Welt, die sonst in Scherben ging,
  Vorsichtig aufgehangen,
  Den nenn ich einen großen Geist,
  Der mir ergrundet, wie er heißt,
  Wenn ich ihm nicht drauf helfe--
  Er heißt: Zehn ist nicht Zwolfe.

  Der Schnee macht kalt, das Feuer brennt,
  Der Mensch geht auf zwei Fußen,
  Die Sonne scheint am Firmament,
  Das kann, wer auch nicht Logik kennt,
  Durch seine Sinne wissen.
  Doch wer Metaphysik studiert,
  Der weiß, daß, wer verbrennt, nicht friert,
  Weiß, daß das Nasse feuchtet
  Und daß das Helle leuchtet.

  Homerus singt sein Hochgedicht,
  Der Held besteht Gefahren,
  Der brave Mann tut seine Pflicht
  Und tat sie, ich verhehl es nicht,
  Eh noch Weltweise waren;
  Doch hat Genie und Herz vollbracht,
  Was Lock' und Des Cartes nie gedacht,
  Sogleich wird auch von diesen
  Die Moglichkeit bewiesen.

  Im Leben gilt der Starke Recht,
  Dem Schwachen trotzt der Kuhne,
  Wer nicht gebieten kann, ist Knecht;
  Sonst geht es ganz ertraglich schlecht
  Auf dieser Erdenbuhne.
  Doch wie es ware, fing der Plan
  Der Welt nur erst von vorne an,
  Ist in Moralsystemen
  Ausfuhrlich zu vernehmen.

  "Der Mensch bedarf des Menschen sehr
  Zu seinem großen Ziele,
  Nur in dem Ganzen wirket er,
  Viel Tropfen geben erst das Meer,
  Viel Wasser treibt die Muhle.
  Drum flieht der wilden Wolfe Stand
  Und knupft des Staates daurend Band."
  So lehren vom Katheder
  Herr Puffendorf und Feder.

  Doch weil, was ein Professor spricht,
  Nicht gleich zu allen dringet,
  So ubt N a t u r die Mutterpflicht
  Und sorgt, daß nie die Kette bricht
  Und daß der Reif nie springet.
  Einstweilen, bis den Bau der Welt
  Philosophie zusammenhalt,
  Erhalt s i e das Getriebe
  Durch Hunger und durch Liebe.



  Epigramme


  Unsterblichkeit
  Vor dem Tod erschrickst du?
  Du wunschest unsterblich zu leben?
  Leb im Ganzen!
  Wenn du lange dahin bist, es bleibt.

  Theophanie
  Zeigt sich der Gluckliche mir,
  ich vergesse die Gotter des Himmels;
  Aber sie stehen vor mir,
  wenn ich den Leidenden seh.

  Das Kind in der Wiege
  Glucklicher Saugling!
  Dir ist ein unendlicher Raum noch die Wiege,
  Werde Mann,
  und dir wird eng die unendliche Welt.

  Der beste Staat
  "Woran erkenn ich den besten Staat?"
  Woran du die beste Frau kennst!
  daran, mein Freund,
  daß man von beiden nicht spricht.

  Das Unwandelbare
  "Unaufhaltsam enteilet die Zeit."
  Sie sucht das Bestand'ge.
  Sei getreu,
  und du legst ewige Fesseln ihr an.

  Zeus zu Herkules
  Nicht aus meinem Nektar
  hast du dir Gottheit getrunken;
  Deine Gotterkraft war's,
  die dir den Nektar errang.



  Forum des Weibes


  Frauen, richtet mir nie des Mannes einzelne Taten;
  Aber uber den Mann sprechet das richtige Wort.

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