AN LODOVICO ...
_Rom_, [Oktober 1512.]
Liebster Vater! -- Ihr warnt mich in Eurem letzten Brief davor, Geld im Haus zu halten oder bei mir zu tragen; dann sagt Ihr mir, man erzahle sich bei Euch, ich habe Boses gegen die Medici gesagt.
Nun, das Geld, das ich besitze, habe ich bei Balduccio auf der Bank liegen und behalte nur das im Haus oder in der Tasche, was ich fur den Tag brauche. Was die Medici angeht, so habe ich nicht anders uber sie gesprochen, als es allgemein und von jedermann geschieht, wie jungst uber das Geschick von Prato. Und da hatten die Steine geredet, wenn sie sprechen konnten. Auch sonst wurde hier vielerlei gesagt; wenn ich es horte, erwiderte ich stets: Wenn sie wirklich so handeln, tun sie unrecht. Nicht als ob ich es geglaubt hatte; wolle Gott, dass es nicht so sei! Noch vor einem Monat haben einige, die mir Freundschaft bezeigen, sehr schlecht von den Taten der Medici gesprochen. Ich tadelte sie und sagte, sie taten unrecht, so zu reden, und sie sollten nichts mehr dergleichen in meiner Gegenwart aussern. Ich wunschte aber, dass Buonarroto vorsichtig in Erfahrung zu bringen suchte, woher der Betreffende gehort hat, ich rede gegen die Medici. Vielleicht kann ich dann ermitteln, von wem diese Geruchte stammen, und mich in acht nehmen, wenn es vielleicht einer von denen ist, die sich meine Freunde nennen. Sonst habe ich nichts zu sagen. Ich bin noch untatig und warte, dass der Papst mir einen Auftrag gibt.
Euer Michelangelo, Bildhauer.
7.
AN BUONARROTO ... IN FLORENZ.
_Rom_, den 30. Juli [1513].
Buonarroto! ---- Michele erzahlte mir, Du habest ihm vorgerechnet, dass Du in Settignano fur uns ungefahr sechzig Dukaten von Deinem Gelde ausgegeben habest. Ich erinnere mich, dass Du auch hier bei Tisch zu mir sagtest, Du habest eine grosse Summe aufgewandt. Doch ich stellte mich, als verstunde ich nicht, wunderte mich aber nicht, denn ich kenne Dich. Ich denke, Du wirst Dir den Betrag aufgeschrieben haben, um ihn eines Tages von uns zuruckfordern zu konnen. Ich mochte aber von Dir undankbarem Menschen wissen, mit welchem Geld Du ihn erworben hast; und ebenso mochte ich wissen, ob Ihr nicht mehr an jene zweihundertundachtundzwanzig Dukaten denkt, die Ihr mir von meinem Guthaben in Santa Maria Nuova genommen habt, an die vielen Hunderte, die ich fur Euer Haus und die Familie ausgegeben habe, und an die Drangsale und Entbehrungen, die ich ertrug, um Euch zu helfen. Ich mochte wissen, ob Du daran denkst! Wenn Du nur soviel Verstand hattest, um die Wahrheit erkennen zu konnen, wurdest Du nicht sagen: 'ich habe mein Geld ausgegeben', warest auch nicht gekommen, um mich an Eure Forderungen zu mahnen; Du hattest vielmehr daran gedacht, wie ich mich Euch gegenuber in der vergangenen Zeit betragen habe. Du hattest Dir gesagt: 'Michelangelo weiss, was er uns zugesichert hat, und wenn er es jetzt nicht erfullt, so muss ihn irgend etwas, was wir nicht wissen, gehindert haben', und Ihr wurdet Euch gedulden. Denn es tut nicht gut, dem Pferd noch die Sporen zu geben, das schon so schnell lauft, als es vermag. Aber Ihr habt mich nie gekannt und kennt mich auch jetzt nicht. Gott verzeihe es Euch! Er hat mir die Kraft gegeben, auszuharren unter der Last, die ich trage, damit Euch geholfen werde. Ihr werdet all dies schon einsehen, wenn Ihr mich nicht mehr habt.
Ich glaube in diesem Sommer nicht nach Florenz kommen zu konnen, denn ich bin in einer Weise in Anspruch genommen, dass ich nicht einmal zum Essen Zeit habe. Gebe Gott, dass ich nicht erliege! Doch will ich -- und kann es auch -- Lodovico die Anweisung ausstellen, wie ich versprach, denn ich habe es nicht vergessen. Ich will Euch tausend doppelte Golddukaten geben, damit Ihr Euch mit diesem Geld und dem, was Ihr schon habt, selbst forthelfen konnt. Von Eurem Verdienst beanspruche ich nichts. Nur will ich die Sicherheit haben, dass Ihr mir nach Ablauf von zehn Jahren, wenn anders ich noch lebe, diese tausend Dukaten in Geld oder anderem Gut zuruckgebt, sobald ich sie fordere. Ich glaube nicht, dass dieser Fall eintritt, aber wenn ich sie brauche, muss ich sie, wie gesagt, wiederbekommen. Das wird auch ein Zugel fur Euch sein, damit Ihr sie nicht verschleudert. Uberlegt Euch deshalb die Sache, beratet Euch und schreibt mir, was Ihr zu tun gedenkt. Die vierhundert Dukaten, die Ihr noch von mir habt, schenke ich Euch; sie sollen in vier Teile geteilt werden, so dass jeder von Euch hundert erhalt. Hundert fur Lodovico, hundert fur Dich, hundert fur Giovansimone und hundert fur Gismondo, mit der Bedingung, dass Ihr das Geld zusammen in Euer Gewerbe steckt. Das sei's. Zeig' den Brief Lodovico; entschliesst Euch und gebt mir die Sicherheit, von der ich sprach. Am dreissigsten Juli. Vergiss nicht, das Geld, das ich Dir fur Michele mitschicke, auch abzugeben.
Michelangelo, Bildhauer.
8.
AN LODOVICO ... IN SETTIGNANO.
_Florenz_ [1516].
Liebster Vater! -- Ich war sehr erstaunt uber Euer Tun, als ich Euch neulich nicht zu Hause fand. Nun hore ich, dass Ihr Euch uber mich beklagt, dass Ihr erzahlt, ich habe Euch vertrieben, und wundere mich immer mehr. Bin ich doch sicher, dass ich vom Tage meiner Geburt bis heute nie die Absicht hatte, Euch in irgend etwas, in Grossem oder Kleinem zu nahe zu treten, dass ich vielmehr alle Muhen meines Lebens Euch zu Liebe getragen habe. Und Ihr wisst, dass ich es seit meiner Ruckkehr aus Rom nach Florenz stets mit Euch gehalten und jederzeit mein Eigentum zu Eurer Verfugung gestellt habe. Erst vor wenigen Tagen noch, als Ihr unwohl waret, versicherte und versprach ich Euch, mit all meinen Kraften und mein Leben lang Euch zu Diensten zu sein und bestatige es auch jetzt noch. Darum wundere ich mich heute, dass Ihr alles das so bald vergessen habt. Ihr samt Euren Kindern habt doch schon dreissig Jahre lang meine Treue erprobt und wisst, dass ich Euch immer wohl gesinnt war und Euch Gutes tat, so viel ich konnte. Wie konnt Ihr da sagen, ich habe Euch weggejagt? Seht Ihr denn nicht, in welch' schlechten Ruf Ihr mich gebracht habt, wenn man sich erzahlt, ich habe Euch vertrieben? Nur dies Schlimmste fehlte mir noch in all meinen Muhseligkeiten, die ich Euch zu Liebe ertragen habe! Ihr vergeltet sie mir gut! Doch mag die Sache sein, wie sie wolle, ich will glauben, ich habe Euch stets Schande und Schaden gebracht, und bitte Euch so instandig um Vergebung, als ob ich es wirklich getan hatte. Denkt, Ihr habet einem Sohn zu verzeihen, der stets ein schlimmes Leben gefuhrt und Euch alles Leid dieser Welt zugefugt hat, und ich bitte von neuem, Ihr moget mir schlechtem Menschen vergeben und mich nicht in den Ruf bringen, als habe ich Euch aus dem Hause gejagt, denn das geht mir naher als Ihr denkt, bin ich doch immer Euer Sohn. Diesen Brief wird Euch Raffaello da Gagliano bringen. Ich bitte Euch um Gottes-, nicht um meinetwillen, kommt nach Florenz, denn ich muss abreisen und habe Euch sehr wichtige Mitteilungen zu machen, kann aber nicht zu Euch kommen. Von meinem Diener Pietro habe ich aus seinem eigenen Munde Dinge gehort, die mir nicht gefallen. Ich habe ihn darum heute morgen nach Pistoja heimgeschickt, und er wird nicht mehr zu mir zuruckkehren, denn ich will nicht, dass er unserem Hause Schaden bringt. Ihr hattet mich aber wirklich schon fruher von der Sache in Kenntnis setzen konnen, denn ihr wusstet alle um sein Betragen und liesset mich daruber doch ganz im Dunkeln. Ich muss notwendig abreisen, will aber nicht fort, ehe ich Euch gesprochen habe und Euch hier im Haus zurucklassen kann. Ich bitte Euch, lasst allen Groll fahren und kommt!
Euer Michelangelo.
9.
AN BUONARROTO ... IN FLORENZ.
[_Carrara_], den 23. November 1516.
Buonarroto! -- Du schreibst mir in Deinen zwei letzten Briefen, Lodovico sei todkrank gewesen, der Arzt habe aber neuerdings erklart, bis auf weiteres sei er ausser Gefahr. Wenn es so ist, komme ich nicht nach Florenz, denn es wurde mir sehr schwer fallen. Sollte aber noch Gefahr sein, so will ich ihn um jeden Preis noch einmal sehen, ehe er stirbt, und musste ich auch mit ihm sterben. Aber ich hoffe zuversichtlich, es geht ihm gut, und deshalb komme ich nicht. Sollte ein Ruckfall eintreten, wovor Gott ihn und uns behuten moge, so sieh zu, dass ihm die geistlichen Trostungen und die Sakramente der Kirche nicht fehlen, und lass Dir von ihm sagen, ob er wunscht, dass wir etwas Bestimmtes fur sein Seelenheil tun. Sorge auch, dass ihm fur sein leibliches Wohl nichts abgeht, denn ich habe mich nur fur ihn geplagt, um ihm noch bis zu seinem Tode helfen zu konnen. Sag' Deiner Frau, sie solle mit Liebe fur seinen Haushalt sorgen; ich werde Euch alles verguten, wenn es notig ist. Sparet nichts, und sollten wir auch alles darangeben, was wir besitzen. Damit mag es genug sein. Lebt in Frieden und Du schreibe mir, wie es steht, denn ich bin in grosser Angst und Sorge. ----
10.
AN PAPST CLEMENS VII. IN ROM.
_Florenz_, [1524].
Heiliger Vater! -- Mittelspersonen verursachen oft viel Arger und Verwirrung, deshalb wage ich es, ohne eine solche an Eure Heiligkeit uber die Graber hier in San Lorenzo zu schreiben. Ich weiss wirklich nicht, was besser ist, das Schlimme, das Nutzen bringt, oder das Gute, das Unheil anrichtet. Doch so viel weiss ich gewiss: ich mag noch so untauglich und unvernunftig sein, aber wenn man mich ruhig hatte fortfahren lassen, wie ich angefangen hatte, dann waren jetzt alle Marmorblocke fur die Arbeiten in Florenz, und zwar mit geringeren Kosten, als bis jetzt bereits aufgewendet wurden, schon fur ihren Zweck zugehauen und in so gutem Zustande, wie alle anderen, die ich bisher schon hergebracht habe.
Nun furchte ich, dass sich die Sache noch lange hinziehen wird, und weiss nicht, wie sie ausgehen kann. Ich bitte daher im voraus Eure Heiligkeit um Entschuldigung fur den Fall, dass sich etwas Missliches ereignen sollte, denn ich habe keine Autoritat und glaube deshalb auch fur nichts verantwortlich zu sein. Ich bitte aber Eure Heiligkeit, wenn Ihr mir irgendeinen Auftrag zuweisen wollt, mir in meiner Arbeit keinen Vorgesetzten zu geben, sondern mir Vertrauen zu schenken und freie Hand zu lassen. Ihr werdet dann sehen, was ich vollbringen und wie ich Euch Rechenschaft uber meine Tatigkeit geben werde.
Die Laterne der Kapelle von San Lorenzo hat Stefano vollendet und enthullt. Sie gefallt jedermann und wird, so hoffe ich, auch Eurer Heiligkeit zusagen, wenn Ihr sie seht. Wir lassen jetzt die Kugel anfertigen. Sie wird einen Arm im Durchmesser betragen. Ich dachte, sie facettieren zu lassen, um sie von den ubrigen etwas zu unterscheiden, und so wird sie denn auch ausgefuhrt.
Eurer Heiligkeit Diener
Michelangelo, Bildhauer.
11.
AN SEBASTIANO DEL PIOMBO IN ROM.
[_Florenz_, Mai 1525.]
Mein teuerster Sebastiano! -- Gestern abend nahmen mich unser Freund, der Hauptmann Cujo, und einige Edelleute gutigerweise zum Abendessen mit. Das machte mir grosse Freude, denn dadurch wurde ich fur kurze Zeit aus meiner Melancholie -- wenn ich sie nicht Wahnsinn nennen soll -- gerissen. Die Mahlzeit war sehr ergotzlich. Noch mehr freuten mich die Gesprache, die da gefuhrt wurden; besonders als ich den Hauptmann Euren Namen nennen horte, war ich ganz entzuckt. Und wie nun besagter Hauptmann erklarte, Ihr seiet einzig auf Erden und in der Kunst und werdet auch entsprechend in Rom geschatzt, ware meine Freude noch gewachsen, wenn das nur moglich gewesen ware. Auf diese Art wurde mir bestatigt, dass mein Urteil uber Euch nicht falsch war. Drum widersprecht mir nicht mehr, wenn ich Euch in meinen Briefen "einzig" nenne, denn ich habe der Zeugen genug; dazu haben wir hier ein Bild, das weiss Gott jeden, der Augen hat, zwingt, mir recht zu geben.
12.
AN GIOVAN SIMONE ... IN SETTIGNANO.
_Florenz_, [1533].
Giovan Simone! -- Mona Margherita hat mich falsch verstanden. Als ich vorgestern morgen von Dir und Gismondo sprach -- Ser Giovanni Francesco war dabei --, sagte ich, ich habe fur Euch stets mehr getan als fur mich und viele Muhen auf mich genommen, damit Ihr keine zu tragen hattet, Ihr aber habet nichts getan, als mich in ganz Florenz zu verleumden. So viel habe ich gesagt, und wollte Gott, es ware nicht wahr, dass Ihr Euch wie Tiere benommen habt! Was Deinen Aufenthalt in Settignano angeht, so bleib nur dort, pflege dich und sieh zu, dass Du gesund wirst. Was an mir liegt, will ich stets fur Euch tun, denn ich achte nur auf meine Pflicht, nicht auf Eure Reden. Dann wunschte ich, Du beschafftest dort eine Wohnung, damit auch Mona Margherita hinkommen kann, denn mein Vater hat sie mir vor seinem Tode empfohlen, und ich werde sie deshalb nie verlassen.
Michelangelo.
13.
AN MESSER LUIGI DEL RICCIO IN ROM.
[_Rom_, 1542.]
Dieses [Madrigal] habe ich vor langerer Zeit nach Florenz geschickt. Nun ich es umgearbeitet habe, sende ich es Euch, damit Ihr, wenn es Euch so beliebt, es den Flammen gebet, denen, meine ich, die mich verzehren. Noch bitte ich Euch um eine andere Gnade. Ihr sollt mich namlich von einem Zwiespalt erlosen, in den mein Geist heute nacht geriet. Denn als ich unsern Liebling im Traum grusste, schien es mir, als ob er mit einem Lacheln mir drohte. Da ich nun ungewiss bin, welcher der beiden Gebarden ich glauben soll, so bitte ich Euch, fragt ihn selbst; und wenn wir uns am Sonntag wiedersehen, lasst es mich wissen.
Ich bleibe, Euch stets verpflichtet, der Eurige.
----
14.
AN MESSER LUIGI DEL RICCIO, MEINEN FREUND ODER VIELMEHR VEREHRUNGSWURDIGEN HERRN, IN ROM.
[_Rom_, 1543.]
Mein lieber Messer Luigi! -- Ich weiss, dass Ihr im Zeremonienwesen ein ebenso vollendeter Meister seid, als ich darin untauglich bin. Ich habe nun von Monsignor di Todi das Geschenk erhalten, von dem Euch Urbino berichten wird, und da ich glaube, dass Ihr mit Seinen Gnaden befreundet seid, so bitte ich Euch, danket ihm in meinem Namen mit den Zeremonien, die Euch leicht, mir aber schwer fallen. ----
Euer Michelangelo Buonarroti.
15.
AN MESSER LUIGI DEL RICCIO.
[_Rom_ 1545.]
Unser toter Freund redet und spricht: Der Himmel nahm allen Menschen der Welt ihre Schonheit und schenkte sie mir allein. Durch gottliches Gesetz werde ich am Tage des Gerichts auferstehen, wie ich im Leben war. Darum kann der Himmel die Schonheit, mit der er mich begabt hat, jenen nimmer wiedergeben, denen er sie raubte, und so muss ich in Ewigkeit schoner bleiben als alle, und alle anderen hasslich.
Diese Auffassung ist das Gegenteil von der, die Du mir gestern auseinandersetztest und ist die rechte, jene aber ist ein Gefabel.
Euer Michelangelo Buonarroti.
16.
AN VITTORIA COLONNA IN ROM.
[_Rom_ 1545.]
Edle Frau, ich wollte die Gaben, die Eure Gnade mir schon oft zugedacht hatte, nicht annehmen, bevor ich Euch nicht ein Werk von meiner Hand bieten konnte, um so ihrer weniger unwurdig zu sein. Aber ich sah ein und erkannte, dass man die Gnade Gottes nicht kaufen kann, und dass es grosse Sunde ist, ihr Hindernisse zu bereiten. So bekenne ich meine Schuld und nehme Eure Gaben freudig an. Und wenn sie mein sind, werde ich mich im Paradies fuhlen; nicht weil ich sie in meinem Hause haben werde, sondern weil ich in ihrem Hause wohnen darf. Und ich werde dadurch, edle Frau, noch mehr in Eurer Schuld sein, als ich schon bin, wenn dies uberhaupt moglich ist.
Diesen Brief wird Euch mein Diener Urbino bringen. Ihm werdet Ihr sagen konnen, wann ich nach Eurem Wunsche kommen soll, um den Kopf zu sehen, den Ihr mir zu zeigen versprachet.
Ich empfehle mich Eurer Gnade.
Michelangelo Buonarroti.
17.
AN VITTORIA COLONNA IN ROM.
[_Rom_, 1538-41 oder 1545-46.]
Frau Marchesa! -- Da ich in Rom bin, hatte ich eigentlich den Kruzifixus nicht Messer Tommaso anzuvertrauen und ihn so zum Mittler zwischen Euch und mir, Eurem Diener, zu machen brauchen. Ich wunsche fur Euch Grosseres zu schaffen, als fur irgendeinen anderen mir bekannten Menschen dieser Welt. Allein ich war und bin noch in so viele Geschafte verwickelt, dass ich Euer Gnaden dies nicht zu beweisen vermochte. Ich weiss ja, Euch ist bekannt, dass die Liebe den Weg stets findet, und der Liebende nicht schlaft, und hatte darum um so weniger eines Mittlers bedurft. Aber wenn es auch den Anschein hatte, als ob ich nicht an Euch dachte, tat ich doch, was ich nicht aussprach, um Unerwartetes zu vollbringen. Mein Plan ist misslungen. "Unrecht tut der, der solche Treue schnell vergisst."
Eurer Gnaden Diener
Michelangelo Buonarroti.
18.
AN LIONARDO DI BUONARROTA SIMONI IN FLORENZ.
_Rom_, [den 6. Februar 1546].
Lionardo! -- Du bist mit Deiner Auskunft uber die Besitzung der Corboli sehr rasch zur Stelle gewesen. Ich dachte nicht, dass Du noch in Florenz seiest. Hast Du am Ende Furcht, mein Anerbieten konnte mich reuen, wie man Dir vielleicht eingeredet hat? Ich sage Dir, dass ich langsam vorgehen will, denn ich habe das Geld hier mit einer Muhe verdient, die der nicht kennt, der wie Du im Uberfluss geboren ist.
Ich glaube auch nicht, dass Du mit solcher Eile nach Rom gekommen warest, wenn ich im Elend lebte und es mir an Brot fehlte. Du brauchst ja nur das Geld wegzuwerfen, das Du nicht verdient hast. So eifrig bist Du, diese Erbschaft nicht zu verlieren! Und sagst noch, es sei Deine Pflicht gewesen, zu kommen, weil Du mich liebest! Wie der Holzwurm die Balken! Wenn Du wirklich Liebe fur mich hegtest, hattest Du mir jetzt geschrieben: "Michelangelo, verwendet Euer Geld fur Euch, denn uns habt Ihr schon so viel gegeben, dass wir genug haben. Uns ist Euer Leben lieber als Euer Geld."
Ihr habt seit vierzig Jahren von meiner Arbeit gelebt, aber noch nie habe ich von Euch auch nur ein gutes Wort bekommen. Freilich hast Du voriges Jahr so viel Tadel horen mussen, dass Du mir aus Scham eine Last Trebbianer schicktest, aber ich wunschte, Du hattest auch die behalten!
Ich schreibe dies nicht deshalb, weil ich dem Ankauf abgeneigt bin; ich will kaufen, um mir eine Rente zu sichern, weil ich nicht mehr arbeiten kann; aber ich werde langsam vorgehen, denn ich will mir keine Verdriesslichkeiten kaufen. -- Darum eile Dich nicht.
Michelangelo.
Wenn man Dir in Florenz etwas in meinem Namen ausrichtet, oder Dich um etwas bittet, so darfst Du niemandem Glauben schenken, wenn er Dir nichts Handschriftliches von mir vorweisen kann. ----
19.
AN DEN ALLERCHRISTLICHSTEN KONIG VON FRANKREICH.
_Rom_, den 26. April 1546.
Heilige Majestat! -- Ich weiss nicht, was grosser ist, Eure Gnade oder mein Erstaunen daruber, dass Eure Majestat sich herabgelassen hat, an meinesgleichen zu schreiben, ja mehr noch, mich um Arbeiten zu bitten, die des Namens Eurer Majestat wirklich nicht wurdig sind. Doch mogen diese sein, wie sie wollen; Eure Majestat soll wissen, dass ich schon seit langem wunschte, Euch zu dienen. Da ich aber hierzu nicht, wie in Italien, Gelegenheit fand, habe ich es noch nicht tun konnen. Nun bin ich alt und noch fur einige Monate mit Arbeiten fur Papst Paul beschaftigt. Wenn ich aber nach deren Vollendung noch am Leben bin, so werde ich versuchen, das, was ich schon lange fur Eure Majestat zu tun wunschte, auch wirklich auszufuhren, und zwar ein Werk in Marmor, eins in Bronze und ein Gemalde. Und wenn der Tod die Verwirklichung dieses Wunsches vereitelt, und man im anderen Leben noch meisseln und malen kann, so werde ich dort, wo man nicht altert, es an mir nicht fehlen lassen. Eurer Majestat aber erflehe ich von Gott ein langes und gluckliches Leben.
Aus Rom am XXVI. April MDXLVI.
Eurer Allerchristlichsten Majestat untertanigster Diener
Michelangelo Buonarroti.
20.
AN LIONARDO ...
_Rom_, [August 1547].
Lionardo! -- Mit Deinem Brief erhielt ich die Quittung uber die funfhundertundfunfzig Dukaten in Gold, die ich hier bei Bettino eingezahlt habe. Du schreibst mir, vier davon werdest Du jener Frau zu Gottes Ehre geben. Damit bin ich wohl zufrieden. Ich wunsche, dass weitere sechsundvierzig zu Gottes Ehre, fur das Seelenheil Deines Vaters Buonarroto und fur das meinige verschenkt werden. Suche irgend einen bedurftigen Burger, der Tochter zu verheiraten oder in einem Kloster unterzubringen hat. Dem gib, aber heimlich. Sieh zu, dass Du nicht betrogen wirst, lass Dir eine Quittung ausstellen und schicke sie mir; ich rede von Burgern und weiss, dass sie sich zu betteln schamen, wenn sie in Not sind. ---- Ich rate Euch, legt das Geld, das ich Euch schickte, in einem guten Grundstuck oder dergleichen an, denn es ist gefahrlich, es im Haus zu behalten, zumal heutzutage. Seid deshalb vorsichtig und haltet die Augen offen.
Michelangelo Buonarroti.
21.
AN LIONARDO ...
_Rom_, [den 16. Januar 1548].
Lionardo! -- Durch Deinen letzten Brief erfuhr ich vom Tode Giovansimones. Die Nachricht hat mich tief geschmerzt, denn wenn ich auch schon so alt bin, hoffte ich doch, ihn vor seinem und meinem Tode noch einmal zu sehen. Gott hat es so gewollt, ertragen wir es! Ich mochte gern ausfuhrlicher horen, wie er gestorben ist, ob er vor seinem Tode gebeichtet und kommuniziert hat, und alle seine religiosen Angelegenheiten geordnet sind; denn wenn ich erfahren habe, dass es so ist, werde ich weniger bekummert sein. ----
Michelangelo Buonarroti.
22.
AN MESSER BENEDETTO VARCHI.
_Rom_, [1549].
Messer Benedetto! -- Damit Ihr sehet, dass ich Euer Buchlein wirklich empfangen habe, will ich auf die Frage, die darin gestellt wird, einiges antworten, wenn auch bescheiden und als Laie. Ich meine, die Malerei sei um so hoher zu achten, je mehr sie sich der Plastik nahert, und diese um so geringer, je mehr sie der Malerei nahekommt. So schien mir auch stets, als sei die Skulptur die Leuchte der Malerei und zwischen jener und dieser der gleiche Unterschied, wie zwischen Sonne und Mond. Seitdem ich aber Euer Buchlein gelesen habe, in dem Ihr auseinandersetzt, dass, philosophisch betrachtet, beide Kunste das gleiche Ziel haben, beide das Gleiche sind, bin ich anderer Meinung geworden und sage so: Wenn nicht ein grosserer Aufwand von Uberlegung und Muhe, grossere Schwierigkeiten und Anstrengungen dem Werke auch grosseren Adel verleihen, dann sind Malerei und Skulptur ein Ding. Und damit sie auch als solches anerkannt wurden, durfte kein Maler die Bildhauerei weniger als die Malerei betreiben, und ebenso musste jeder Bildhauer in gleichem Masse Maler wie Bildhauer sein. Ich verstehe unter Skulptur die Kunst, die durch Wegnehmen geubt wird, wahrend die, die durch Auflegen arbeitet, Malerei ist. Dann sollte man es aber auch kurz machen und beide Kunste, Skulptur und Malerei, weil sie doch durch die gleiche Intelligenz geubt werden, einen rechtschaffenen Frieden schliessen und das viele Disputieren sein lassen, denn das kostet mehr Zeit, als die Bildwerke selbst zu machen. Versteht aber der, der die Malerei edler nannte als die Skulptur, alle Dinge, woruber er schreibt, so gut wie dies, so hatte meine Magd seine Schriften wohl besser geschrieben. Unendlich viele nie ausgesprochene Dinge liessen sich noch uber dergleichen Kunste sagen; aber, wie ich bemerkte, das wurde viel Zeit erfordern, und ich habe nur wenig, denn ich bin nicht nur alt, sondern stehe schon fast im Grabe. Darum bitte ich Euch, haltet mich fur entschuldigt. Euch aber empfehle ich mich und danke Euch nach bestem Konnen fur die allzugrosse Ehre, die Ihr mir erweiset, und die mir nicht zukommt.
Euer Michelangelo Buonarroti.
23.
AN LIONARDO ...
[_Rom_,] den 1. Februar 1549.
Lionardo! -- Ich schickte Dir mit meinem letzten Brief ein Verzeichnis mehrerer heiratsfahiger Madchen, das mir von Florenz zugesandt wurde, ich glaube von einem Vermittler, der ubrigens ein wenig vernunftiger Mann sein muss, denn er konnte sich doch denken, dass ich, nun schon seit sechzehn oder siebzehn Jahren dauernd in Rom, wenig Kenntnis von den florentinischen Familien haben kann.
Ich sage Dir deshalb, achte nicht auf meine Meinung, wenn Du heiraten willst, denn ich vermag Dir keinen guten Rat zu geben. Nur das kann ich Dir ans Herz legen, laufe nicht dem Geld nach, sondern sieh auf Herzensgute und guten Ruf.
Ich glaube, es gibt in Florenz viele verarmte, adlige Familien, fur die es eine Wohltat ware, wenn Du mit ihnen Verwandtschaft anknupftest. Auf die Mitgift konntest Du verzichten, wenn nur auch kein Hochmut da ware. Du brauchst eine Frau, die bei Dir bleibt und Dir gehorcht, die keinen Aufwand liebt und nicht jeden Tag auf Hochzeiten und Gastereien gehen will, denn wo ein Hof ist, ist es nicht schwer, zur Dirne zu werden. Du brauchst Dich auch nicht um das Gerede zu kummern, Du wollest Dich adlig machen, denn es ist bekannt, dass wir alteingesessene Burger von Florenz und so vornehmen Geschlechts wie irgendeine andere Familie sind. Nun empfiehl Dich Gott, dass er Dir das Rechte gebe. Ich wunschte, Du liessest es mich wissen, sobald Du etwas Geeignetes gefunden zu haben glaubst, und zwar bevor Du die Verbindung eingehst.
24.
AN LIONARDO ...
_Rom_, den 20. Mai 1553.
Lionardo! -- In Deinem letzten Brief schriebst Du mir, Du habest Deine Frau nun heimgefuhrt, seiest sehr befriedigt und sollest mich in ihrem Namen grussen. ---- Es freut mich innig, dass Du so zufrieden bist, und ich denke, man soll Gott dafur nach bestem Konnen preisen. ---- Fur ihren Gruss danke ihr; sag' ihr in meinem Namen all das, was Du mundlich zu sagen weisst, ich aber nicht zu schreiben verstehe. Ich wunsche auch, dass man sie als die Frau eines meiner Neffen erkenne; bisher konnte ich das nicht durch die Tat beweisen, weil Urbino noch nicht da war. Nun ist er seit zwei Tagen zuruckgekehrt, und ich will meinen guten Willen zeigen. Man sagt mir, ein schoner Schmuck von guten Perlen werde hier wohl anstehen. Ich habe darum einen mit Urbino befreundeten Goldschmied beauftragt, nach solchen zu suchen und hoffe, er wird sie finden. Doch sag' ihr noch nichts davon. Solltest Du aber etwas anderes fur besser halten, so schreibe mir. Das sei's. Sorge fur Deine Gesundheit und vergiss nicht, dass es stets mehr Witwen als Witwer gibt.
Michelangelo Buonarroti.
25.
AN GIORGIO VASARI.
_Rom_, April 1554.
Messer Giorgio, mein lieber Freund! -- Euer Brief hat mir grosse Freude gemacht, denn er bewies mir, dass Ihr Euch noch des armen Alten erinnert. Ein wahrer Triumph war fur mich Eure Botschaft, ein neuer Buonarroto sei geboren. Ich danke Euch darum von ganzem Herzen und soviel ich kann. Doch missfiel mir der Aufwand, der getrieben wurde. Der Mensch soll nicht lachen, wenn die Welt ringsum weint. Ich meine daher, Lionardo hat nicht eben vernunftig gehandelt, als er eines Neugeborenen wegen solche Pracht entfaltete. Solche Festlichkeit soll man fur den Tod dessen aufsparen, der rechtschaffen gelebt hat. Sonst habe ich nichts zu sagen. Ich danke Euch aufrichtig fur die Liebe, die Ihr mir beweiset, obwohl ich Ihrer nicht wurdig bin. Die Dinge gehen hier ihren alten Gang. Am -- ich weiss nicht wievielten -- April 1554.
Euer Michelangelo Buonarroti.
26.
AN MESSER GIORGIO, DEN VORTREFFLICHEN MALER, IN FLORENZ.
_Rom_, den 15. Mai 1555.
Ich wurde mit Gewalt zur Leitung des Baues von Sankt Peter gezwungen und habe nun schon ungefahr acht Jahre ohne Entgelt, ja mit grossem Schaden und viel Arger der Aufgabe geopfert. Nun geht die Arbeit voran, wir haben Geld und ich bin im Begriff, die Kuppel zu wolben; wollte ich jetzt abreisen, so wurde das den Bau zugrunde richten. Das musste mir in der ganzen Christenheit die grosste Schande bringen und wurde eine schwere Schuld fur meine Seele sein. Darum bitte ich Euch, mein lieber Herr Giorgio, dankt dem Herzog in meinem Namen fur die grossen Anerbietungen, von denen Ihr mir schreibt und bittet ihn, er moge mich in Gnaden noch so lange hier arbeiten lassen, bis ich in gutem Ruf und mit Ehren und ohne Sunde von hier abreisen kann.
Euer Michelangelo Buonarroti.
27.
AN MESSER GIORGIO VASARI, MEINEN LIEBEN FREUND, IN FLORENZ.
_Rom_, den 23. Februar 1556.
Messer Giorgio, mein lieber Freund! -- Das Schreiben kommt mich schwer an, aber um Euch zu antworten, will ich einiges sagen. Ihr wisst, dass Urbino gestorben ist. Durch seinen Tod hat Gott mir eine grosse Gnade gegeben, aber ich habe sie mit einem teuren Gut und mit unendlichem Schmerz bezahlen mussen. Die Gnade war die, dass er, der wahrend seines Lebens mich am Leben hielt, durch seinen Tod mich sterben lehrte. Und nun sehe ich dem Tode nicht mehr mit Widerwillen, sondern mit Sehnsucht entgegen. Ich habe ihn sechsundzwanzig Jahre bei mir gehabt und ihn fur ganz wahrhaftig und treu befunden; und nun, da ich ihn reich gemacht hatte und hoffte, er werde der Stab meines Alters sein, ist er mir entschwunden, und ich habe keine Hoffnung mehr als die, ihn im Himmel wiederzusehen. Fur diese aber hat uns Gott seinen seligen Tod Burge sein lassen. Nun schmerzt es mich nicht mehr, dass ich sterben muss, sondern dass er mich mit so viel Leiden in dieser treulosen Welt lebend zuruckliess, denn der grossere Teil von mir ist mit ihm gegangen, und mir ist nur ein tiefes Elend geblieben. Ich bitte Euch instandig, entschuldigt mich, wenn es Euch keine Muhe macht, bei Messer Benvenuto, dass ich ihm noch nicht auf seinen Brief antwortete. Ich bin so in diesen traurigen Gedanken versunken, dass ich nicht schreiben kann. Empfehlt mich ihm, und ich empfehle mich Euch.
Euer Michelangelo.
28.
AN LIONARDO ...
_Rom_, den 31. Mai 1556.
Lionardo! -- Francesca bittet mich in einem Brief, ich moge ihrem Beichtvater zehn Dukaten geben, um ein armes Madchen im Kloster von Santa Lucia unterzubringen. Ihr zu Liebe will ich es tun, denn ich weiss, sie wurde mich nicht bitten, wenn es kein wohlangebrachtes Almosen ware. Aber ich weiss nicht, wie ich das Geld in Florenz auszahlen lassen soll. Ich wunschte darum, dieser Beichtvater hatte hier einen zuverlassigen Freund; dem wurde ich es geben, sobald ich benachrichtigt wurde.
Es freut mich zu horen, dass es Cassandra gut geht; empfiehl mich ihr, und haltet Euch gesund.
Michelangelo Buonarroti.
29.
AN GIORGIO VASARI.
_Rom_, den 18. Dezember 1556.
Messer Giorgio! -- Ich habe das Buchlein Messer Cosimos, das Ihr mir schicktet, erhalten. In diesem Brief liegt ein Dankschreiben an seine Gnaden. Ich bitte Euch, gebt es ihm und empfehlt mich ihm. Ich habe dieser Tage unter grossen Muhen und Kosten, aber mit innigem Vergnugen einen Besuch bei den Einsiedlern in den Bergen von Spoleto gemacht und bin nur halb wieder hier in Rom, denn wirklichen Frieden findet man nur in den Waldern. Sonst weiss ich Euch nichts zu sagen. Es freut mich, dass Ihr gesund und frohlich seid, und ich empfehle mich Euch.
Euer Michelangelo Buonarroti.
30.
AN LIONARDO ...
_Rom_, den 16. Juni 1557.
Lionardo! ---- Mit meiner Gesundheit steht es schlecht; ich habe all die Beschwerden, die das Alter heimsuchen, ein Steinleiden, dass ich nicht urinieren kann, dazu Schmerzen in den Seiten und im Rucken, dass es mir oft unmoglich ist, eine Treppe zu ersteigen. Das Schlimmste sind aber die Sorgen, die mich qualen. Denn wenn ich all die Bequemlichkeiten aufgebe, uber die ich hier verfugen kann, so lebe ich keine drei Tage mehr. Doch mochte ich auch nicht die Gnade des Herzogs verlieren, ebensowenig aber den Bau von Sankt Peter im Stich lassen oder mich selbst vernachlassigen. Bitte Gott, dass er mir helfe und rate. Sollte es mit mir schlimmer werden, mich etwa ein gefahrliches Fieber anfallen, dann werde ich gleich nach Dir schicken. Lass Dir aber nicht einfallen, zu kommen, bevor Dich ein Brief von mir ruft.
Empfiehl mich Messer Giorgio. Er kann mir sehr nutzlich sein, wenn er will, denn der Herzog ist ihm wohlgesinnt.
Michelangelo Buonarroti.
31.
AN LIONARDO ...
_Rom_, den 15. Juni 1559.
Lionardo! ---- Ich erhielt von Dir zwei Briefe, in denen Du mich sehr angelegentlich bittest, ich mochte nach Florenz zuruckkehren. Du weisst, glaube ich, noch nicht, dass ich vor ungefahr vier Monaten durch den Kardinal von Carpi, der zur Baukommission von Sankt Peter gehort, vom Herzog von Florenz die Erlaubnis erhielt, in Rom beim Bau von Sankt Peter zu bleiben. Ich dankte Gott dafur und freute mich sehr. Nun, wie schon gesagt, schreibst Du mir so angelegentlich, ich weiss aber nicht, tust Du das, weil Du mich dort haben mochtest, oder steht die Sache anders. Sprich Dich deshalb ein wenig klarer aus, denn alles Derartige regt mich auf und ist mir lastig. ----
Michelangelo Buonarroti.
Das Schreiben fallt mir sehr schwer, Hand, Augen und Gedachtnis versagen. Ich bin alt!
32.
AN LIONARDO ...
_Rom_, [den 15. Marz 1560].
Lionardo! -- Ich antwortete auf Dein Schreiben vom Samstag nicht, denn ich hatte keine Zeit. Nun sage ich Dir, dass ich mich uber die Geburt Deiner Tochter sehr freute. Unsere Familie steht allein; so wird sie uns einst eine gute Verwandtschaft erwerben konnen. Haltet sie gut. Ich werde ja nicht mehr am Leben sein, wenn es soweit ist. Wenn es Zeit ist, dass Du nach Rom kommst, werde ich Dich benachrichtigen, wie ich Dir ja schon schrieb. Wisse, dass die grosste Plage fur mich hier in Rom die Beantwortung Deiner Briefe ist.
Michelangelo Buonarroti. |
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