Goethe und Werther 2
" 105. Goethe an Lotte. Einschluß des Vorigen 219
" 106. Fragment eines Briefconcepts von Kestner an Goethe,
nach Empfang des Werther. (Aus Hannover vom
Ende Sept. oder Anfang Oct. 1774) 220
" 107. Goethe an Kestner und Lotte (Oct. 1774) 222
" 108. Goethe an v. Hennings. Hannover den 7. Nov. 1774 224
" 109. Goethe an Kestner, vom 21. Nov. 1774 232
" 110. Kestner an v. Hennings, vom 30. Nov. 1774, geschlossen
am 24. Jan. 1775 236
" 111. Goethe an Hans, vom 9. Jan. 1775 240
" 112. Goethe an Lotte, aus der Schweiz, vom 19. Juni 1774 241
" 113. Goethe's Schwester an Kestner, vom 6. Jan. 1776 242
" 114. Goethe's Mutter an Hans. Frankfurt d. 2. Febr. 1776 244
" 115. Goethe an Kestner und Lotte. Weimar den 9. Juli 1776 246
" 116. Goethe an Kestner. Wartburg den 28. Sept. 1777 248
" 117. Goethe an Kestner, vom 23. Jan. 1778 250
" 118. Goethe an Kestner. Pfingstsonntag 1780 251
" 119. Goethe an Kestner. Weimar den 30. Mai 1781.
_acc._ 22. Juni _e.a._ 253
" 120. Goethe an Kestner. Weimar den 15. März 1783.
_acc._ 22. _ejusd._ 254
" 121. Goethe an Kestner. Weimar den 2. Mai 1783 256
" 122. Fragment eines Briefconcepts Kestner's an Goethe.
(Von Hannover 1783) 258
" 123. Goethe an Kestner. Eisenach den 24. Juni 1784 261
" 124. Goethe an Kestner. Weimar den 11. Jan. 1785 263
" 125. Goethe an Kestner. Weimar den 25. April 1785 265
" 126. Goethe an Kestner, vom 1. Sept. 1785 267
" 127. Goethe an Kestner. Weimar den 4. Dec. 1785.
Am 2. April 1786 beantwortet 268
" 128. Goethe an Kestner. Weimar den 16. Juni 1786 269
" 129. Goethe an Kestner. Weimar den 21. Juli 1786 270
" 130. Goethe an Kestner. Rom den 19. Febr. 1787 271
" 131. Goethe an Kestner. Rom den 24. Oct. 1787 272
" 132. Goethe's Mutter an Kestner und Lotte. Frankfurt
den 23. Oct. 1788 274
" 133. Goethe an Kestner. Weimar den 10. Nov. 1788 277
" 134. Goethe an Kestner. Weimar den 2. Febr. 1789 279
" 135. Goethe an Kestner. Weimar den 2. März 1790 280
" 136. Goethe an Kestner. Weimar den 10. März 1791 281
" 137. Goethe an Kestner. Weimar den 16. Juli 1798 282
" 138. Gedicht Goethe's an Kestner, vor ein diesem geschenktes
Exemplar des »_Deserted village by Dr.
Goldsmith_« von Goethe geschrieben 284
~Einige ältere Briefe, als fernere erläuternde Dokumente~ 285
Nr. 139. Kestner an seinen früheren Hauslehrer. (Aus Wetzlar,
am Ende des Jahres 1767 oder Anfangs 1768
geschrieben.) 287
" 140. Kestner an v. Hennings. Wetzlar den 2. Nov. 1768 291
" 141. Kestner an denselben. Wetzlar den 25. Aug. 1770 295
" 142. Kestner an denselben, aus Wetzlar. (Vermuthlich
im Herbst 1770 geschrieben.) 302
Einleitung.[1]
Unser Dichter ist dahingegangen; wir betrachten sein mächtiges Leben;
wir erforschen seine Spuren; wir sammeln was ihn betrifft, um der
Geschichte die verklungenen Töne zu überweisen, aus denen sie die
unvergängliche Sprache bildet, zur Erhebung und Belehrung der Menschen.
Solchen Schätzen fügen wir hiemit eine Reihe eigenhändiger Briefe
~Goethe's~ hinzu, vorzüglich aus der Periode des ~Werther~,
und begleiten sie mit einigen erläuternden Documenten.
In einer lieblichen Erscheinung der Wirklichkeit, in der wir die
Elemente seines großen Gedichtes erkennen, erblicken wir Ihn, der
seitdem ein halbes Jahrhundert die Ideen seiner Nation beherrscht hat,
einem jungen Adler gleich, der seine Flügel zu schwingen beginnt,
kaum ahnend, daß sie Ihn einst zur höchsten Sonne tragen werden, sehen
Ihn, den Jüngling, den Freund, den Liebenden, mit unsern eigenen Augen
im Leben wandelnd. Denn wenn Er uns später das Bild seines Lebens als
»Wahrheit und Dichtung«[2] gab, so bekannte Er selbst seinen Zweifel,
ob im Nebel der Vergangenheit Ihm das Geschehene oder die Idee des
Dichters erscheine, ob seine bejahrten Augen an dem Jünglinge die
Farben der Jugend noch zu erkennen vermöchten.
Goethe's Verehrung einer wirklichen Lotte in Wetzlar war Vielen
bekannt; denn schon als ein glänzender Jüngling war er vielfach von
den Zeitgenossen besprochen und hochgeschätzt. Kurze Zeit, nachdem
er die Stadt auf immer verlassen hatte, erschoß sich daselbst ein
interessanter junger Mann, Wilhelm Jerusalem, Sohn des berühmten
Theologen, des Abts Jerusalem in Braunschweig. Zwei Jahre darauf
erschien der Roman: »Die Leiden des jungen Werther.« Der erdichtete
Selbstmord des erdichteten Werther, und die noch in frischem Andenken
stehende Schreckensthat Jerusalems, die ebenfalls einer unglücklichen
Liebe zugeschrieben und mit Goethe's Aufenthalt in derselben Stadt
fast gleichzeitig war, wirkten zusammen, um die vom Dichter durch
den Roman so heftig bewegten Gemüther aufzuregen, und trieben zur
Erforschung der Thatsachen, in denen man den Gegenstand so lebendiger
Schilderung zu entdecken begierig war. Ein Gewirre von Erzählungen
und Auslegungen überschwemmte Deutschland, in denen bald der todte
Jerusalem, bald der lebende Goethe mit dem Werther vermengt und
verflochten wurde. Solche Beziehungen konnten, wie wir sehen werden,
größtentheils nur Goethe's Seelenzustand treffen, das Faktische
derselben aber war, zumal in so fern es die Katastrophe des Romans
betrifft, schon deßwegen seiner Person fremd, weil er die Lotte schon
in ihrem Brautstande auf immer verlassen hat, und niemals als junge
Frau, sondern erst, als er 70, und sie 60 Jahre alt war, in Weimar,
wo sie ihre Schwester besuchte, wieder gesehen hat, als sie die
ehrwürdige Mutter von zwölf Kindern war, von denen der Verfasser dieser
Einleitung der vierte Sohn ist. Unsere Briefe setzen dieses Alles ins
Licht. Um jedoch das Bild jener Zeit vollständig aufzufassen, ist
es wesentlich, die Personen der Freunde kennen zu lernen, mit denen
Goethe gleichsam aus dem Leben in die Dichtung überging; und hiezu
sind die nachstehenden Seiten bestimmt. Wenn in diesen historischen
Erläuterungen der Sohn über seine Eltern so ausführlich redet, so
glaubt er solches in Beziehung auf Goethe selbst nicht unterlassen zu
dürfen, weil dadurch dessen innige Freundschaft für die Eltern erklärt
und nur dadurch sein ganzes Verhältniß zu ihnen erklärlich wird.
Der nachmalige Hofrath Johann Christian Kestner in Hannover,
in Goethe's »Wahrheit und Dichtung« (_pag._ 114 des 22.
Bandes von Goethe's sämmtl. Werken) mit dem Beinamen: »der
Bräutigam,« bezeichnet, kam, sechs und zwanzig Jahre alt, als
Legationssecretär der kurfürstlich hannöverschen Gesandtschaft bei der
Kammergerichtsvisitation, im Jahre 1767, nach Wetzlar. In Hannover (am
28. Aug. -- auch Goethe's Geburtstage, -- 1741) geboren, hatte er in
einem glücklichen Familienkreise und an der Hand eines Hauslehrers von
ausgebreitetem Wissen und edlem Character eine auserlesene Erziehung
gehabt. (S. Nr. 139 der Documente.) Viele Ehrenmänner, bekannte wie
unbekannte, haben in vieljähriger Freundschaft mit ihm bezeugt, daß er
ein ausgezeichneter Jüngling, später ein trefflicher Mann war: tüchtig,
gerecht und menschenliebend, mit einem Verstande durch das Herz, einem
Herzen durch den Verstand bereichert. Goethe, einer dieser Zeugen,
sagt in einem seiner Briefe: »Ihr wart mir eine Art Ideal eines durch
Genügsamkeit und Ordnung Glücklichen, und euer musterhaftes Leben mit
Frau und Kindern war mir ein fröhliches und beruhigendes Bild.
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