Karte und Kroki 10
Zweckmäßig ist es, eine _Krokiertasche_ zur Aufnahme der kleineren
Gegenstände mitzunehmen, wie solche von Bormann, Berlin, billig bezogen
werden kann. Auch größere _Feldbuchmappen_ von Reiß sind zu empfehlen.
Jedenfalls bleibt die Wahl der Ausrüstung und was man davon ins Feld
mitnimmt am besten dem Einzelnen überlassen; sie richtet sich eben
nach dem, was vorhanden ist, nach den Mitteln, die zur Verfügung
stehen und nach den Anforderungen, die an die Arbeit gestellt werden.
Deshalb wurden auch Instrumente wie Gefällmesser, Diopterlineal,
Orientierbussole, Meßband, Winkelspiegel nicht erwähnt. Vorhandene
Karten und Tabellen zum Umrechnen werden natürlich mitgenommen. Die
Gegenstände unter k, l, m gelten für die Ausarbeitung des Krokis im
Zimmer. Diese erfolgt unter Beachtung der vorgeschriebenen Signaturen.
Für die _Aufnahme_ im Zusammenhange ist folgendes zu beachten: Zunächst
wird die _Nordrichtung_ auf dem Kroki parallel dem Rande angenommen.
Dann wird im Gelände ein erhöhter _Standpunkt_ gewählt und an einer
Stelle im Kroki eingezeichnet, so daß der ganze aufzuzeichnende
Geländeabschnitt auf dem Papier Platz hat. Danach richtet sich auch der
_Maßstab_ des Krokis. Noch besser ist es, statt eines Stand_punktes_
eine _Standlinie_ (Weg, Bahn) als _Basis_ für die Aufnahme zu wählen
oder den _Standpunkt_ in den _Schnitt_ zweier Wege zu legen. Auf dem
ersten Standpunkt wird das Kroki _orientiert_, d. h. so gedreht, bis
die angenommene Nordrichtung mit der wirklichen zusammenfällt. Von
dem Standpunkte aus werden andere für die Lage und Höhe wichtige
Punkte nach der _Polarmethode_ festgelegt. Dieses Verfahren besteht
darin, daß unter _strenger_ Einhaltung der Orientierung die Ziellinien
nach den einzelnen Punkten entlang einer Linealkante gezogen und
die zugehörigen Entfernungen abgeschritten und auf den Bleilinien
oder an der Linealkante abgesetzt werden. Zur Bestimmung der
_Höhe_ der Punkte werden die Böschungswinkel wie früher angegeben
gemessen und die Höhenunterschiede berechnet. Für den Standpunkt
wählt man eine beliebige Zahl als _Anfangshöhe_ und erhält dann
durch den Höhenunterschied die Höhen der anderen Punkte. Setzt man
den Böschungsmesser usw. auf einen Stab, dann ist dessen Länge bei
der Berechnung zu berücksichtigen. Ist ein Höhenfestpunkt von der
Landesaufnahme in der Nähe, so ist ein Anschluß an diesen geboten.
Zweckmäßig dürfte es sein, bei der Messung der Entfernungen nach den
Punkten in der Richtung nach diesen bei einem Böschungs_wechsel_
immer gleich den Neigungswinkel und die zugehörige Entfernung zu
bestimmen, um so Höhenpunkte als Anhalt für die Zeichnung der
Horizontalkurven zu bekommen. Ist die Aufnahme auf dem ersten
Standpunkt vollendet, dann wird an der Linealkante die Linie nach
dem nächsten Standpunkt gezogen, die Entfernung abgeschritten und
der Punkt eingetragen. Die Orientierung des Tisches oder der Mappe
darf sich während der Arbeit nicht geändert haben. Man tut gut, eine
Ziellinie als _Anfangs-_ oder _Orientierungslinie_ vielleicht durch
Stäbe auszustecken, um ein Visieren nach ihr zu erleichtern. Die
einzelnen Standpunkte werden zweckmäßig schon _vor_ Beginn der Aufnahme
durch Stäbe usw. bezeichnet, wie überhaupt eine kleine _Erkundung_
durch Abgehen des Geländes vorteilhaft sein dürfte. Wie bei der
Meßtischaufnahme wird man auch beim Krokieren sich den _Gang_ der
Aufnahme zurechtlegen und die einzelnen aufzunehmenden Punkte durch
Stäbe, Pfähle oder Büsche bezeichnen.
Auf dem _zweiten_ Standpunkt, dessen Höhe von dem ersten Standpunkt
aus schon bestimmt war und sich auch durch Rückwärtsvisur nach
diesem nochmals bestimmen läßt, wird ganz so verfahren wie auf dem
ersten Standpunkt. Zur Probe ist es vorteilhaft, schon von diesem
aufgenommene Punkte nochmals anzuzielen und die Linien nach ihnen zu
ziehen; dann werden sie durch _Vorwärtsabschneiden_, d. h. durch die
_Einschneidemethode_ von neuem festgelegt. Wird dies für alle Punkte
festgehalten, dann ist die Entfernungs_messung_ durch Abschreiten usw.
überflüssig, denn die Punkte liegen ja durch den Schnitt der beiden
Strahlen fest, und ihre Entfernung ergibt sich aus der Aufzeichnung,
d. h. graphisch. Um aber beim Anzielen von beiden Standpunkten einer
Verwechslung der Punkte vorzubeugen, dazu müssen die Punkte schon
vorher bezeichnet und vielleicht sogar numeriert werden. Aber man
bedenke, daß diese scheinbare Mehrarbeit dadurch aufgewogen wird,
daß die Entfernungsmessung erspart wird. Das Einschneiden ist auch
zweckmäßig für die Bestimmung des dritten Standpunktes, der also
nicht nur vom zweiten, sondern auch vom ersten Standpunkt anzuzielen
(anzupeilen) sein würde.
[Illustration: Fig. 43.]
[Illustration: Fig. 44.]
Für das Krokieren der einzelnen Knickpunkte von Wegen oder Flußläufen
ist die _Koordinatenmethode_ anzuwenden. Denn von dem Standpunkte aus
jeden dieser Punkte anzupeilen, dürfte Zeitvergeudung sein. Man kommt
schneller zum Ziel, wenn man zwei Haupteckpunkte vom Standpunkte aus
festlegt, diese verbindet und von der Verbindungslinie als _Basis_
(_Abszisse_) die einzelnen Punkte außerhalb durch die seitlichen
rechtwinkligen _Abstände_ (_Ordinaten_) festlegt (Fig. 43). Dabei ist
die Schreibweise der Zahlen zu beachten. Die rechten Winkel kann man
nach Augenmaß oder genauer mit einem Winkelspiegel (Fig. 44) bestimmen,
dessen Spiegelebenen sich unter einem Winkel von 45° schneiden. Die
Abszisse wird beim Gebrauch des Spiegels durch Stäbe bezeichnet. Der
Punkt der Abszisse, in dem diese Stäbe im _Spiegel_ betrachtet sich
mit dem Punkt _P_ außerhalb decken, ist der Fußpunkt des rechten
Winkels nach _P_. Als Abszisse oder Basis kann natürlich auch die
Verbindungslinie zweier Standpunkte gelten, was namentlich dann in
Betracht kommen wird, wenn sie auf einem Wege liegen und es darauf
ankommt, die einzelnen Eckpunkte desselben oder eine Brücke, einen
Durchlaß, seitlich abgehende Kulturgrenzen usw. aufzunehmen.
[Illustration: Fig. 45.]
Handelt es sich darum, einen Wald, See oder überhaupt im Innern schwer
zugängliches Gelände zu krokieren, dann wendet man die _Umfangs-_ oder
_Polygonmethode_ an (Fig. 45). Dieselbe besteht darin, daß um das
aufzunehmende Gebiet ein _Vieleck_ gelegt wird, das in sich geschlossen
ist. Die _Eckpunkte_ (Polygonpunkte) sind die Standpunkte. Sie werden
schon vorher bestimmt und so gelegt, daß ihre Verbindung in gangbares
Gelände fällt. Die Winkel werden auf dem Kroki nachgezeichnet (§ 19),
die Entfernungen abgeschritten. Diese bilden die Seiten des Polygons,
und von ihnen aus können die einzelnen Grenzpunkte eines Waldes oder
die Uferpunkte eines Sees nach der Koordinatenmethode aufgemessen
werden. Sind im Inneren des Waldes Schlaggrenzen usw. zu krokieren,
dann kann dies von Verbindungslinien zweier Standpunkte oder von
_Einbindelinien_, z. B. _a_--_b_, geschehen, welche zwei Punkte auf den
Polygonseiten verbinden (Fig. 45).
Ist in einem See eine Insel aufzunehmen, dann werden Punkte auf
derselben am besten durch Vorwärtsabschneiden bestimmt, weil die
Entfernungen ja nicht meßbar sind. Die Einschneidemethode gilt auch,
wenn z. B. eine feindliche Batterie nach dem Mündungsfeuer auf der
Karte festgelegt werden soll.
Die einzelnen Arbeiten beim Krokieren sind also, um noch einmal
zusammenzufassen:
1. Erkundung des Geländes, Orientieren des Krokis.
2. Annahme des ersten Standpunktes oder der ersten Standlinie nach
der Größe des Geländeabschnitts und nach dem Maßstab.
3. Aufnahme der einzelnen Punkte nach Lage und, wenn nötig, nach Höhe
vom ersten Standpunkt aus nach der Polar- oder Einschneidemethode
unter steter Prüfung der Orientierung.
4. Bestimmen des zweiten Standpunktes durch Antragen des Winkels
nach demselben in bezug auf eine Anfangslinie oder nach der
Himmelsrichtung. Abmessen der Entfernung.
5. Auf dem zweiten Standpunkt sind die Arbeiten dieselben wie auf dem
ersten Standpunkt. Weitere Standpunkte können jetzt durch Vorwärts-
oder Seitwärtsabschneiden u. auch durch Rückwärtseinschneiden
festgelegt werden.
6. Aufnahme von Wegen, Flußläufen usw. nach der _Koordinaten-_, von
Wäldern, Seen usw. nach der _Umfangs_methode.
7. Nochmaliger Vergleich des Krokis mit der Natur, Vervollständigung
der Situation und der Geländedarstellung. Wenn möglich Einzeichnen
von Horizontalkurven und von Bergstrichen nach Augenmaß (Fig. 46).
[Illustration: Fig. 46.
Nach +Hoderlein+, »Anleitung zum Krokieren«.]
§ 22. =Anfertigung von Krokis bei vorhandenen Karten.= Hier kann es
sich darum handeln, vorhandene Karten abzuzeichnen oder zu vergrößern,
um dann in diese Nachzeichnung Veränderungen auf Grund örtlicher
Aufnahme einzutragen. Soll der Maßstab des Krokis derselbe sein wie der
der Karte, dann fertigt man eine Pause auf Pauspapier an und drückt
alle Linien usw. von dieser auf das Krokierpapier durch. Man kann auch
die Rückseite der Pause mit weichem Blei schwärzen und dann diese
Zeichnung durchdrücken. Ist die Karte zunächst zu vergrößern oder zu
verkleinern, dann verfahre man nach § 9.
In dieses abgezeichnete Kroki werden nun die Veränderungen im Felde
eingetragen. Die Zeichnung wird zunächst mit der Natur verglichen, auch
werden einige Probemessungen zwischen festen Punkten (Wegkreuzungen)
ausgeführt, um die Genauigkeit der Originalkarte zu prüfen. Für die
Einmessung von Veränderungen kommen die in § 21 angegebenen Methoden in
Betracht.
Als Standpunkte werden bereits in dem Kroki und in der Natur vorhandene
Punkte benutzt. Oft wird es genügen, zwei derselben zu verbinden
und von der Verbindungslinie als Basis die Veränderungen nach der
Koordinatenmethode aufzunehmen. Oft auch werden einzelne Punkte, z.
B. Geschützstellungen, eingemessen werden können, indem man sie von
zwei Wegkreuzungen oder Eckpunkten durch Vorwärtsabschneiden festlegt.
Strenge Orientierung des Krokis ist auch hier immer geboten.
Meistens wird man es vorziehen, alle diese Ergänzungsmessungen
auf einem _besonderen_ Feldbuch aufzuzeichnen, also gewissermaßen
_Teilkrokis_ anzufertigen, um erst später im Zimmer diese
Aufzeichnungen in das _Hauptkroki_ zu übertragen. Dann aber ist
es wichtig, bei diesen besonderen Skizzen mit Anschlußzeichnungen
nicht zu sparen, die es jedem ermöglichen, sich in das Gesamtbild
hineinzudenken. Bei den Einmessungen kann nur an Punkte oder Linien
angeschlossen werden, die schon auf dem alten Plan vorhanden sind.
[Illustration: Fig. 47.]
§ 23. =Anfertigung von Skizzen.= Eine Skizze soll zur Erläuterung eines
Berichtes dienen und braucht deshalb weder maßstäblich zu sein noch
auf Messungen zu beruhen. Situation und Gelände (Böschungen) werden
nach Augenmaß gezeichnet bzw. angegeben, Signaturen möglichst einfach
gehalten; sie brauchen nicht immer den Vorschriften zu entsprechen. So
genügt es z. B. Wege und Flüsse durch _eine_ Linie anzugeben und die
Breite bzw. Tiefe anzuschreiben. Entfernungen werden nur abgeschritten.
Bei Verkehrswegen wird die Zeit angegeben, die man zur Zurücklegung
zwischen Ortschaften und wichtigen Punkten braucht. Da eine Skizze
mehr für einen bestimmten Zweck angefertigt wird, so tritt alles in
den Hintergrund, was nicht durchaus wichtig ist. Steht eine Karte zur
Verfügung, so wird von ihr eine Abzeichnung gemacht, in die dann das
hineinskizziert wird, was zur Erledigung des betreffenden Auftrages
und zum Verständnis des Berichtes nötig ist. So handelte es sich in
beigegebener Skizze (Fig. 47) darum, eine feindliche Sappe zu erkunden
und anzugeben, ob und wie stark sie besetzt sei. Die Pfeilrichtung gibt den Weg der Patrouille an. Die Lage des Waldes, der eigenen und der französischen Stellungen war bereits aus Karten abgezeichnet worden, so daß es nur darauf ankam, die Sappe einzuskizzieren.
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