2015년 11월 26일 목요일

Friedrich Nietzsche in seinen Werken 14

Friedrich Nietzsche in seinen Werken 14


Vergleiche auch
Morgenröthe 544 über das damalige »Jauchzen über die neue Erfindung
des _vernünftigen_ Denkens.») Die _Abkunft alles Gefühlsmässigen_
von _Urtheilen_ und _ursprünglichen Gedankenschlüssen_ wird deshalb
Denen entgegengestellt, die dem Affectleben als dem höchsten Leben das
Wort reden. »--Gefühle sind nichts Letztes, Ursprüngliches, hinter
den Gefühlen stehen Urtheile und Werthschätzungen, welche in der Form
von Gefühlen uns vererbt sind. _Die Inspiration, die aus dem Gefühle
stammt, ist das Enkelkind eines Urtheils--und oft eines falschen!--und
jedenfalls nicht deines eigenen! Seinem Gefühle vertrauen--das heisst
seinem Grossvater und seiner Grossmutter und deren Grosseltern
mehr gehöre hen als den Göttern, die in uns sind: unserer Vernunft
und unserer Erfahrung._« (Morgenröthe 35). Die »edlen Schwärmer«,
welche die Unterordnung des Fühlens unter das vernünftige Denken zu
verhindern suchen, verführen dadurch zu einer »_Lasterhaftigkeit
des Intellectes._« (Morgenröthe 543). »_Diesen schwärmerischen
Trunkenbolden_ verdankt die Menschheit viel Übles:-- -- --Zu alledem
pflanzen jene Schwärmer mit allen ihren Kräften den Glauben _an den
Rausch als an das Leben im Leben_: einen furchtbaren Glauben! _Wie
die Wilden jetzt schnell durch das »Feuerwasser« verdorben werden und
zu Grunde gehen, so ist die Menschheit_-- -- --_langsam und gründlich
durch die geistigen Feuerwässer trunken machender Gefühle_-- --
--_verdorben worden:_« (Morgenröthe 50).-- -- --daran denken sie
nicht, dass die _Erkenntniss_ auch der hässlichsten Wirklichkeit schön
ist,-- -- --Das Glück der Erkennenden mehrt die Schönheit der Welt-- --
--;-- --zwei so grundverschiedene Menschen, wie Plato und Aristoteles,
kamen in dem überein, was _das höchste Glück_ ausmache,-- --: sie
fanden es im _Erkennen_, in der Thätigkeit eines wohlgeübten findenden
und erfindenden _Verstandes_ (_nicht_ etwa in der »Intuition,« _nicht_
in der Vision, und ebenfalls _nicht_ im Schaffen,--)--« (Morgenröthe
550). Damit fällt der bisherige Genie-Cultus:[9] »Ach, um den
wohlfeilen Ruhm des »Genie's«! Wie schnell ist sein Thron errichtet,
seine Anbetung zum Brauch geworden! Immer noch liegt man vor der Kraft
auf den Knieen--nach alter _Sclaven-Gewohnheit_ --und doch ist,
wenn der Grad von _Verehrungswürdigkeit_ festgestellt werden soll,
nur _der Grad der Vernunft in der Kraft_ entscheidend. (Morgenröthe
548).--Es ist die Zeit angebrochen für die strengen und schlichten
Geister, die übermässige Verherrlichung der künstlerischen Genialität
steht der »fortschreitenden Vermännlichung der Menschheit« entgegen.
(Menschliches, Allzumenschliches I 147). Scheinbar kämpft das Genie
wohl für »die höhere Würde und Bedeutung des Menschen«, es »will sich
die glänzenden, tiefsinnigen Deutungen des Lebens durchaus nicht
nehmen lassen und wehrt sich gegen nüchterne, schlichte Methoden
und Resultate«, anstatt zurückzutreten gegenüber der höherstehenden
»wissenschaftlichen Hingebung an das Wahre in jeder Gestalt, erscheine
diese auch noch so schlicht«. (Menschliches, Allzumenschliches I 146).
Wenn man die sogenannte »Inspiration« untersucht, so zeigt sich, dass
nicht so sehr das Wunder einer zeugenden Phantasie, sondern ebenfalls
nur die »Urtheilskraft« sichtend, ordnend, wählend, das Kunstwerk
erzeugt,--»wie man jetzt aus den Notizbüchern Beethoven's ersieht,
dass er die herrlichsten Melodien allmählich zusammengetragen und aus
vielfachen Ansätzen gewissermaassen ausgelesen hat.-- -- -- -- --die
künstlerische Improvisation steht tief im Verhältniss zum ernst und
mühevoll erlesenen Kunstgedanken«. (Menschliches, Allzumenschliches
I 155) Daher ist Genie in viel höherem Grade _erlernbar_, als meist
angenommen wird: »Redet nur nicht von Begabung, angeborenen Talenten!
Es sind grosse Männer aller Art zu nennen, welche wenig begabt waren.
Aber sie _bekamen_ Grösse, wurden »Genie's«,-- -- --: sie hatten Alle
jenen tüchtigen Handwerker-Ernst, welcher erst lernt, die Theile
vollkommen zu bilden, bis er es wagt, ein grosses Ganzes zu machen;
sie gaben sich Zeit dazu, weil sie mehr Lust am Gutmachen des Kleinen,
Nebensächlichen hatten, als an dem Effecte eines blendenden Ganzen.«
(Menschliches, Allzumenschliches I 163). Der Drang, das Wunder der
Genialität zu erklären und herabzusetzen, ist hier, wo es in Nietzsches
Gedanken dem Wagner-Wunder gilt, ebenso stark, wie später, in seiner
letzten Geistesperiode, der Drang, dem Genie--diesmal dem _eigenen_
Genie--das Wort zu sprechen und es auf das höchste zu glorificiren.
Hier erscheint ihm sogar jede wahrhafte Grösse als ein Verhängniss,
weil sie »_viele schwächere Kräfte_ und _Keime zu erdrücken_« sucht,
während es nur gerecht und wünschenswerth sei, dass nicht nur einzelne
Grosse leben, sondern dass ebenfalls den »_schwächeren und zarteren
Naturen auch Luft und Licht gegönnt_« (Menschliches, Allzumenschliches
I 158) werde. »Das Vorurtheil zu Gunsten der Grösse: Die Menschen
überschätzen ersichtlich alles Grosse und Hervorstechende.-- -- --Die
extremen Naturen erregen viel zu sehr die Aufmerksamkeit; aber es ist
auch eine viel geringere Cultur nöthig, um von ihnen sich fesseln zu
lassen.« (Menschliches, Allzumenschliches I 260).
 
Er findet nicht Worte genug, um den Hochmuth derer zu geissein,
die sich von der Allgemeinheit ausgenommen wissen wollen: »es ist
Phantasterei, von sich zu glauben, dass man eine Meile Wegs voraus
sei und dass die gesammte Menschheit _unsere_ Strasse ziehe. Man
soll der hochmüthigen Vereinsamung nicht so leicht das Wort reden«
(Menschliches, Allzumenschliches I 375). Denn diese Phantasterei
beruht meistens auf einer eitlen Selbsttäuschung über die Motive
unseres Thuns und Lassens; der wahre Denker weiss, dass eine so
starke Betonung der Rangunterschiede unter den Menschen unberechtigt
ist, und dass das Menschliche, selbst in seinen edelsten und höchsten
Regungen, noch ein »Allzumenschliches« bleibt. Kraft dieser Einsicht
ist er imstande, sich mit allen Uebrigen auf Eine Stufe zu stellen und
sich gerade dadurch denkend über sein eignes unzulängliches Wesen zu
erheben. »Vielleicht, dass es eine Zukunft giebt, wo dieser Muth des
Denkens so angewachsen sein wird, dass er als der äusserste Hochmuth
sich _über_ den Menschen und Dingen fühlt,--wo der Weise als der am
meisten Muthige _sich selber_ und das Dasein am meisten _unter sich_
sieht?« (Morgenröthe 551). Deshalb besitzt der Weise die Neigung,
die menschlichen Handlungen auf ihre Allzumenschlichkeit zu prüfen:
»Man wird selten irren, wenn man extreme Handlungen auf Eitelkeit,
mittelmässige auf Gewöhnung und kleinliche auf Furcht zurückführt.«
(Menschliches, Allzumenschliches 174). Die Bedeutung der Eitelkeit als
eines Hauptmotivs der menschlichen Handlungen wird immer neu betont und
erwogen,--wie ihr auch in _Rées_ Buch ein besonderes Capitel gewidmet
war. »Wer die Eitelkeit bei sich leugnet, besitzt sie gewöhnlich in so
brutaler Form, dass er instinctiv vor ihr das Auge schliesst, um sich
nicht verachten zu müssen.« (Menschliches, Allzumenschliches II 38).
»Wie arm wäre der menschliche Geist ohne die Eitelkeit!« (Menschliches,
Allzumenschliches I 79). Die Eitelkeit, das »menschliche Ding an sich.«
(Menschliches, Allzumenschliches II 46). »Die ärgste Pest könnte der
Menschheit nicht so schaden, als wenn eines Tages die Eitelkeit aus
ihr entschwände.« (Der Wanderer und sein Schatten 285). Denn auch
das, was wir uns gewöhnt haben, für Kraftgefühl und Machtbewusstsein
inneren höchsten Werthes anzusehen, ist meistens nur ein Ausfluss
der Eitelkeit, sich hervorzuthun. Der Mensch will für mehr gelten,
als er eigentlich seiner Kraft nach zu gelten berechtigt ist. »Er
merkt zeitig, dass nicht Das, was er _ist_, sondern Das, was er gilt,
ihn trägt oder niederwirft: hier ist der Ursprung der _Eitelkeit_.«
(Der Wanderer und sein Schatten 181. »Die Eitelkeit als die grosse
Nützlichkeit.«),--wo Nietzsche den _Mächtigen_ gleichsetzt mit dem
Eitlen, Listigen, Klugen, der die eigne Furchtsamkeit und Wehrlosigkeit
dadurch verbirgt, dass er sich Ansehen verschafft. Die einschlägigen
Aussprüche stehen im schärfsten Gegensatz zu seiner spätem
Anschauung der Sklaven- und Herrennaturen, sowie der ursprünglichen
Gemeinwesen. (Vergl. auch den Aphorismus »Eitelkeit als Nachtrieb des
ungesellschaftlichen Zustandes« in Der Wanderer und sein Schatten 31.)
Die Eitelkeit schwindet in dem Maasse, als sich der höher stehende
Mensch der Gleichheit oder doch der Aehnlichkeit menschlicher Motive
bewusst wird und sich selbst in der ihn allen Andern gleichstellenden
»Allzumenschlichkeit« seiner Triebe erkennt.
 
Der einzige wahrhaft werthbestimmende Unterschied zwischen den Menschen
liegt ausschliesslich in der Art und dem Grade ihres intellectuellen
Vermögens; die Menschen _veredeln_ heisst demnach nichts anderes, als
_Einsicht_ unter sie tragen. Selbst das, was vom moralischen Standpunkt
aus als _böse_ bezeichnet wird, erweist sich meistens als bedingt durch
geistige Verkümmerung und Verrohung. »Viele Handlungen werden böse
genannt und sind nur dumm, weil der Grad der Intelligenz, welcher sich
für sie entschied, sehr niedrig war.« (Menschliches, Allzumenschliches
I 107). Die Unfähigkeit, den Schaden oder das Weh, welches man Andern
zufügt, richtig zu taxiren, lässt den sogenannten Verbrecher, den in
seiner Geistesentwickelung Zurückgebliebenen, als besonders grausam
und herzlos erscheinen. »Ob der Einzelne den Kampf um das Leben so
kämpft, dass die Menschen ihn _gut_, oder so, dass sie ihn _böse_
nennen, darüber entscheidet das Maass und die Beschaffenheit seines
Intellects.« (Menschliches. Allzumenschliches I 104). »Die Menschen,
welche jetzt grausam sind, müssen uns als Stufen _früherer Culturen_
gelten,------. Es sind _zurückgebliebene_ Menschen, deren Gehirn, durch
alle möglichen Zufälle im Verlaufe der Vererbung, nicht so zart und
vielseitig fortgebildet worden ist.« (Menschliches, Allzumenschliches I
43). Es sind die Menschen des Niedergangs. Je vorgeschrittener aber ein
Mensch, desto mehr verfeinert, mildert, ja verdünnt sich gewissermassen
die rohe Instinctkraft der ursprünglichen Leidenschaften, aus der noch
die Handlungen des Zurückgebliebenen quellen.--»Gute Handlungen sind
sublimirte böse; böse Handlungen sind vergröberte, verdummte, gute.
-- -- --Die Grade der Urtheilsfähigkeit entscheiden, wohin Jemand
sich-- -- --hinziehen lässt.-- -- -- --Ja, in einem bestimmten Sinne
sind auch jetzt noch _alle_ Handlungen dumm, denn der höchste Grad von
menschlicher Intelligenz-- -- --wird sicherlich noch überboten werden:
und dann-- -- --wird der erste Versuch gemacht, ob die Menschheit aus
einer moralischen sich in eine _weise Menschheit umwandeln könne_«.
(Menschliches, All-zurnenschliches I 107). Ihr Merkzeichen aber wird
sein, dass in den Menschen »der gewaltthätige Instinct schwächer«,
»die Gerechtigkeit in Allen grösser« wird, »Gewalt und Sclaverei«
aufhört. (Menschliches, Allzumenschliches I 452). Beneidenswerth
sind Diejenigen, in denen sich durch generationenlange Gewöhnung
ein milder, mitleidsvoller und liebevoller Sinn vererbt hat: »_Die
Herkunft von guten Ahnen macht den ächten Geburtsadel aus; eine
einzige Unterbrechung in jener Kette, Ein böser Vorfallr also hebt
den Geburtsadel auf. Man soll Jeden, welcher von seinem Adel redet,
fragen: hast du keinen gewaltthätigen, habsüchtigen, ausschweifenden,
boshaften, grausamen Menschen unter deinen Vorfahren_? Kann er darauf
in gutem Wissen und Gewissen mit Nein antworten, so bewerbe man sich
um seine Freundschaft. (Menschliches, Allzumenschliches I 456). »Das
beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran
zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tage
eine Freude machen könne. Wenn dies als ein Ersatz für die religiöse
Gewöhnung gelten dürfte, so hätten die Menschen einen Vortheil bei
dieser Aenderung.« Und diese Verherrlichung der zarten und mitleidigen
Regungen auf Kosten nicht nur der brutalen Roheit, sondern auch der
begeisterten Leidenschaft des religiösen oder künstlerischen Rausches
klingt aus in der schönen Begründung der Religionslosigkeit: »Es ist nicht genug Liebe und Güte in der Welt, um noch davon an eingebildete Wesen wegschenken zu dürfen.« (Menschliches, Allzumenschlichen

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