Karte und Kroki 5
Zu einem Gradfeld gehören also 8 Blätter. Die Fläche zwischen den
Randlinien eines Blattes kann als eben angesehen werden (preußische
Polyederprojektion) und dementsprechend werden die Rand- und
Minutenlinien als gerade Linien aufgetragen. Mit dem Auftragen des
_Gradnetzes_ beginnt man erst nach einigen Wochen, nachdem das Papier
vollkommen ausgetrocknet ist. In dieses Netz von geraden Linien werden
die trigonometrischen Punkte (20 auf 100 qkm) nach Länge und Breite
mit Berücksichtigung des Unterschiedes zwischen Bogen und Sehne
aufgetragen, und zwar als Schnitt zweier scharfer Bleilinien. Außer den
trigonometrischen Punkten werden auch bereits bestimmte Höhenpunkte
eingetragen.
[Illustration: Fig. 17.]
Vor den Feldarbeiten werden ferner die in das Aufnahmegebiet fallenden
Katasterkarten mit dem _Pantographen_ auf 1 : 25000 verkleinert. Der
Pantograph oder Storchschnabel wurde vom Pater Scheiner († 1650)
erfunden. Er besteht aus einem Parallelogramm von Holz- oder
Metallschienen mit Gelenken in den Eckpunkten (Fig. 17). In dem
Parallelogramm _PCFE_ sei _AB_||_PC_. In _A_ und _B_ seien ebenfalls
Gelenke vorhanden. Es ist △_PZB_ ~ _AZF_ und demnach verhält sich
_PZ_ : _ZF_ = _PB_ : _AF_. Weil nun _PB_ : _AF_ fest bleibt, so
sind auch die Verhältnisse _PZ_ : _ZF_, _PF_ : _PZ_ und _PF_ : _ZF_
unveränderlich. Die Punkte _PZF_ liegen in einer Geraden. Sei _P_
fest, dann beschreiben _Z_ und _F_ stets ähnliche und ähnlich liegende
Figuren. Denkt man sich also in _Z_ einen Zeichenstift und in _F_ einen
Fahrstift, dann werden die vom Fahrstift umfahrenen Figuren verkleinert
im Verhältnis _PZ_ : _PF_ oder _CA_ : _CF_ (denn _PB_ = _CA_). Bei
der Landesaufnahme finden die freischwebenden Präzisionspantographen
Verwendung (Fig. 18). Der Drehpunkt _P_ liegt in einem kranartigen
Gestell _K_. Von _P_ gehen zwei Messingschienen _PC_ und _PE_ aus. Die
Schiene _CF_ läuft parallel _PE_. Die Schiene _AB_ kann auf _PE_ und
_CF_ verschoben werden, um ein bestimmtes Verhältnis einzustellen. Das
Instrument muß genau horizontiert sein. Dazu wird zunächst das Gestell
mit Hilfe einer Dosenlibelle horizontal gestellt. Der Pantograph wird
dann durch Drähte horizontal gehalten.
[Illustration: Fig. 18.]
Außer mit dem Pantographen kann man die Karten auch mittels
_Quadratnetz_ verkleinern. Dieses Verfahren wird namentlich im Felde in
Betracht kommen, wenn es sich darum handelt, in eine bereits vorhandene
Karte durch _Krokiaufnahmen_ Veränderungen einzutragen und für diese
Aufnahmen vorher eine Vergrößerung anzufertigen.
Man überzieht die Karte oder noch besser ein Stück Pauspapier mit
einem Quadratnetz von 200 m Seitenlänge in dem Maßstabe der Karte und
ein Stück Zeichenpapier mit einem Quadratnetz von ebenfalls 200 m in
dem verlangten größeren oder kleineren Maßstab. Dann legt man das
Pauspapier auf die Karte und zeichnet nun quadratweise das Kartenbild
auf das Zeichenpapier nach Augenmaß ab. Vorteilhaft ist die Benutzung
eines _Reduktionszirkels_, den man durch einen _Reduktionsmaßstab_ wie
folgt ersetzen kann (Fig. 19).
[Illustration: Fig. 19.]
Man konstruiert ein gleichschenkliges Dreieck mit der Länge _a_ einer
Quadratseite der großen Karte als Seite und der Länge _b_ eines
Quadrats der kleinen Karte. _c_ sei die zu verkleinernde Länge, dann
ist _d_ ihre Verkleinerung, denn
_d_ = _b_ ∙ _c_/_a_;
ist z. B. _b_ = ½_a_, dann ist _d_ = _c_/2. Bei einer Vergrößerung
würde das umgekehrte Verfahren eintreten.
Die in Blei ausgeführten Reduktionen werden ausgezeichnet und
koloriert. Jedem Topograph wird außer den so vorbereiteten Blättern die
Karte 1 : 200000 (Reymannsche Karte) seiner Sektion sowie eine Karte
1 : 100000 oder eine andere ältere zur Orientierung mitgegeben. Alle
Instrumente werden vor der Arbeit im Felde geprüft, für die nötige
Ausrüstung an Zeichengerät ist zu sorgen.
§ 10. =Die Aufnahme der Lage (Situation).= Vor der eigentlichen
Meßtischaufnahme auf den trigonometrischen Punkten muß eine _Erkundung_
der aufzunehmenden Gegend vorgenommen werden. Reichen die gegebenen
trigonometrischen Punkte nicht aus, dann müssen weitere Punkte als
Standpunkte (Stationspunkte) durch Vorwärts- und Seitwärtsabschnitte
oder durch Rückwärtseinschnitte bestimmt werden. Diese Punkte werden
zunächst ausgesucht und signalisiert. In großen Forsten sind die
Endpunkte von _Gestellen_ (Schneisen) möglichst als Stationspunkte
festzulegen; dann können beliebige Punkte in der Verbindungslinie als
Standpunkte benutzt werden. Auch die Zahl der Höhenanschlußpunkte
ist nach Bedarf zu erhöhen. Für jede Station wird dann nach dieser
_allgemeinen_ Erkundung die verkleinerte Katasterkarte mit der
Wirklichkeit verglichen und ergänzt. Auch werden die ausgesprochenen
Bodenformen nach Geripp- und Abfallslinien in die Karte hineinskizziert
und in Gegenwart des Lattenträgers die Lattenpunkte ausgesucht. Von der
richtigen Auswahl derselben nach Zahl und Lage sind Güte und Zeitdauer
der Aufnahme wesentlich abhängig.
[Illustration: Fig. 20.]
Auf dem trigonometrischen Punkt _A_ wird der Meßtisch so aufgestellt,
daß z. B. der Bildpunkt _a_ des trigonometrischen Punktes auf der
Meßtischplatte lotrecht über dem Punkt _A_ der Natur liegt und ferner
die Richtung _a_--_b_ auf dem Blatt übereinstimmt mit der Richtung _A_
nach einem zweiten trigonometrischen Punkt _B_. Dann ist der Tisch
orientiert. Die Nordlinie wird gezogen, indem man die Kippregel mit
der aufgesetzten Orientierbussole so lange dreht, bis die nicht mehr
arretierte Magnetnadel einspielt, und dann an der Linealkante eine
Bleilinie zieht, welche magnetisch Nord angibt. Es ist klar, daß auf
_B_ der Tisch wieder orientiert ist, wenn man ihn so weit dreht, bis
die Nadel der an die Bleilinie angelegten Bussole einspielt. Für das
Festlegen der einzelnen Punkte im Gelände sind folgende Einzelarbeiten
auszuführen: Anlegen des Lineals an den Bildpunkt der Station, Anzielen
der Latte, Einstellen des Fadenkreuzes auf Fernrohrhöhe, Ablesen der
Entfernung, Ziehen einer kurzen Bleilinie an der Linealkante, Eintragen
der Entfernung ins Tagebuch, Abwinken des Lattenträgers, Ablesen des
Winkels am Höhenkreis (Gradbogen), Eintragen desselben ins Tagebuch,
Berechnen der Höhe, Auftragen der Entfernung an der Bleilinie,
Bezeichnen des Punktes durch einen Zirkelstich, Anschreiben der
Höhenzahl an den Punkt. Damit sind alle Arbeiten erledigt, welche zur
Festlegung eines Punktes nach Lage und Höhe gehören. Die _Entfernung_
des Punktes wird erhalten durch das entfernungmessende Fernrohr, bei
dem am Diaphragma drei Fäden in gleichen Abständen angebracht sind.
In Fig. 20 sei _a_ der Abstand der äußeren Fäden. _A_ sei das von
ihnen eingeschlossene, in der Entfernung _E_ vom Objektiv _I_ mit dem
optischen Mittelpunkt 0 abgelesene Lattenstück. _f_ sei die Brennweite
vom Objektiv. Wegen der Ähnlichkeit der Dreiecke verhält sich:
_E_ : _A_ = _f_ : _a_
_E_ = _A_ ∙ _f_/_a_.
Das Verhältnis _f_ : _a_ wird vom Mechaniker zu 100 oder zu 200
gemacht, so daß also im letzten Falle
=_E_ = 200 _A_=,
d. h. man hat das abgelesene Lattenstück nur mit 200 zu multiplizieren,
um die Entfernung _E_ zu erhalten. Die 3 m lange Latte sei in 60 Teile
zu 5 cm geteilt, dann gilt für einen Teil
_E_ = 200 ∙ 5 cm = 10 m,
also _E_ = _A_ ∙ 10 m, wenn _A_ ein Vielfaches von 5 cm bedeutet.
Dies gilt für horizontale Sichten. Bei gegen den Horizont geneigten
Sichten ist der Höhenwinkel am Höhenkreis der Kippregel abzulesen. Die
Reduktion der Sicht auf den Horizont erfolgt nach Tafeln, in denen für
die einzelnen Höhenwinkel die Korrektionen angegeben sind.
[Illustration: Fig. 20 a.]
In der angegebenen Weise werden von einer Station aus sämtliche
vorher ausgesuchten Lattenpunkte aufgenommen. Außerdem werden aber
auch Richtungslinien nach allen wichtigen Punkten im Umkreis der
Station gezogen, wie nach Häusern, Brücken, Wald-, Wiesenecken,
Schornsteinen, Fahnenstangen usw. Wichtig ist es, auch in Aussicht
genommene Aufstellungspunkte (Stationen) anzuschneiden, denn die
trigonometrischen Punkte werden nicht immer genügen (Fig. 20 a). Für
die Neubestimmung von Standpunkten gelten folgende Verfahren:
1. Das _Vorwärtsabschneiden_: Es seien _A_ und _B_ zwei gegebene
trigonometrische Punkte, _a_ und _b_ die entsprechenden Bildpunkte auf
der Meßtischplatte. In _A_ wird bei orientiertem Tisch durch _a_ eine
Visierlinie nach dem signalisierten Neupunkt _P_ gezogen, und ebenso in
_B_ eine Visierlinie durch _b_. Der Schnittpunkt der beiden Bleilinien
ist der Bildpunkt _p_.
2. _Seitwärtsabschneiden._ _A_ und _B_, _a_ und _b_ seien wieder
gegeben. In _A_ wird durch _a_ eine Visierlinie nach _P_ gezogen. Jetzt
stellt man sich in _P_ selbst auf und zieht durch _b_ bei der Sicht
nach _B_ eine Linie rückwärts, deren Schnitt mit der vorher gezogenen
Linie _p_ ergibt. Orientierung des Tisches ist auch hier Bedingung.
3. _Rückwärtseinschneiden._ _A_, _B_, _C_ seien drei bereits bestimmte
Festpunkte, _a_, _b_, _c_ die entsprechenden Bildpunkte auf der Platte.
_D_ sei der Neupunkt. Aufstellung in _D_ und Annahme eines beliebigen
Punktes _d_ auf der Platte. Von diesem aus zieht man auf Pauspapier die
Strahlen nach den Punkten _A_, _B_, _C_ in der Natur und verschiebt
dann das Pauspapier so lange, bis die drei Linien durch _a_, _b_, _c_
gehen. Der Punkt _d_ auf der Pause wird nun durchgestochen, wodurch _d_
auf der Platte bestimmt ist. Jetzt wird der Tisch orientiert. Statt
des Pauspapiers kann man auch einen dreibeinigen Zirkel oder einen
Einschneidetransporteur mit drei Linealen benutzen.
Am Schluß der Arbeit auf einer Station fertigt man eine Pause oder
eine Kopie der Punktaufnahme an und begeht das ganze Gelände, um alles
einzuzeichnen, was für die Situation und die Geländedarstellung wichtig
ist. Zweckmäßig ist es, die Kopie so groß zu wählen, daß die Aufnahmen
mehrerer Stationspunkte auf ihr Platz finden. Die Zeichnung der Pause
oder Kopie wird auf das Meßtischblatt übertragen und möglichst in
Tusche ausgezogen. Zur Situation gehören Wege und Eisenbahnen, Boden
und Wald, Gewässer, Ortschaften nebst Umgebungen. Eigentumsgrenzen werden nicht aufgenommen, nur Landesgrenzen.
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